1. Alle Macht kommt von Gott. – Graf, 486, 1.
2. Alle Macht vnd Reichtumb auff Erden ist Staub. – Latendorf II, 5.
3. Die Macht der Fürsten hört im Zimmer ihrer Zofe auf.
4. Die Macht gehört dem Obersten. – Graf, 486, 2.
In Lübeck: De macht horet den obersten. (Hach, 383, 13.)
5. Die Macht steht bei dem Rathe. – Graf, 515, 203.
6. Die spanisch Macht gewinnt mehr mit Rath als mit That. – Opel, 382.
Holl.: Menichten brict borghen ende slote. (Tunn., 18, 9.)
Lat.: Ingenti turba franguntur fortia castra. (Fallersleben, 502.)
7. Eine Handvoll Macht ist besser als ein Sack voll Recht. – Körte, 2123; Braun, I, 789.
Die Russen: Ein Sazen Macht ist besser als ein Werst Recht. (Altmann VI, 410.)
Engl.: Might overcomesright. (Bohn II, 11; Masson, 140.)
8. Eine Macht misst sich gern mit der andern.
Böhm.: Moc s moci ráda se potýká. (Čelakovsky, 366.)
9. Geringe macht verachte nicht, denn man mit witz gross sterck zerbricht.
Lat.: Corporis exigui uires contemnere noli. (Loci comm., 94.)
10. Getheilte Macht hat keinen Bestand. – Petri, II, 336.
Dän.: Strød hob er snart slagen, og skilt magt snart vunden. (Prov. dan., 293.)
Schwed.: Skingrad macht är snart wunnen. – Strödd hoop är snart wunnen. (Grubb, 723.)
[305] 11. Gleiche Macht erhält den Frieden.
Lat.: Aequalitas non facit bellum.
Schwed.: Lijka macht giör bästa sämian. (Grubb, 454.)
12. Grosse Macht und Weitläuftigkeit eines Regiments sind genug zu seiner Zerstörung. – Opel, 386.
13. Hätt' ich die Macht wie mein Bruder Hartmond (Januar), sagte der Februar, so sollte es an einem Ende des Topfes kochen, am andern frieren. (S. ⇒ Februar 17.) – Boebel, 78; Reinsberg VIII, 83.
In Grubenhagen: Wennn ek dä Macht herre, di mîn Brauder harrn, denn woll' ek den Pot vorne koken un hinne freisen lâten. (Schambach, VI, 631.) In Iserlohn: Wann ick de Macht hädde as min Bro'er Harremont (Hartmonat, Januar), siet (sagt) de Spüörkel (Hornung, Kothmonat, Februar), dann soll de Pott (Topf) vüör kuoken (vorn kochen) un ächten freisen (hinten frieren). (Firmenich, III, 185, 6.) Der Februar hat wol den Willen so kalt zu sein wie der Januar; da die Sonne aber bereits zu hoch steht und zu kräftig wirkt, so fehlt ihm die Macht dazu.
14. Hätt' ich Macht wie du, sagte der kleine Horn zum grossen (Hornung zum Jänner), ich liess das Kalb erfrieren in der Kuh. (S. ⇒ Gewalt 78.) – Eiselein, 322; Moltke, Deutscher Sprachwart, 1869, S. 358.
15. Hette ich Venediger Macht vnd augspurger Pracht, Sternberger (nürnberger) Witz, Strassburger Geschütz, Vlmer Gelt, were ich ein Herr der gantzen Welt. (S. ⇒ Geschütz 3.) – Gruter, III, 49; Lehmann, II, 265, 34; Sailer, 132; Eiselein, 616; Reinsberg V, 109.
16. Je mehr Macht, je mehr Recht.
Böhm.: Vĕtší jsi, vĕtsí máš právo. (Čelakovsky, 349.)
Wend.: Wjetši si, a wjetše maš prawo. (Čelakovsky, 349.)
17. Kommt die Macht, so fällt das Recht in Acht.
18. Macht geht über (vor) ⇒ Recht (s.d.).
Das Losungswort der sogenannten Realpolitiker und des conservativen Lagers. (Vgl. darüber, namentlich über die Begriffe Macht und Recht: Jul. Fröbel, Theorie der Politik, Wien 1861-64, und auszugsweise: Illustrirte Zeitung, Leipzig vom 14. Januar 1865, S. 21.)
Dän.: Magten gaaen ofte for retten og kunsten. (Bohn I, 386; Prov. dan., 409.)
Frz.: Force n'a pas droit. (Bohn I, 19.)
It.: Ira senza forza subito si smorza. (Gaal, 1128.)
19. Macht ist nicht immer Recht.
Holl.: Geweld is geen regt. (Bohn I, 319.)
20. Macht kann Berge versetzen.
Schwed.: Macht bryter bärg. (Grubb, 498.)
21. Macht ohn rat felt bald vnd erdruckt sich selbst. – Petri, II, 443.
22. Macht ohne Bedacht schlägt um, dass es kracht.
Dän.: Magt uden raad fulder snart. (Prov. dan., 409.)
Lat.: Vis consilii expers mole ruit sua. ( Horaz.) (Philippi, II, 256.)
23. Macht ohne Muth ist ohne Kopf ein Hut.
It.: Forza languisce ove coraggio manca. (Pazzaglia, 139, 3.)
24. Macht ohne Rath zeugt Narrenthat.
»Ein Macht ohn Rath felt in der hast, zudrückt sich selbst mit ihrer Last.« (Froschm., D.d. III.)
25. Macht ohne Verstand hat keinen Bestand.
It.: Forza senza consiglio e senz' ingegno nulla vale. (Pazzaglia, 139, 4.)
Schwed.: Macht utan råd faller snart i brunnen. (Grubb, 498.)
26. Macht und Will' vermögen viel. – Gaal, 1127; Simrock, 6710.
Schwed.: Macht og mood wil hafoa wett i föllie. (Grubb, 497.)
27. Mallik na siner Macht. – Dähnert, 296a.
Ein jeder nach seinem Vermögen.
28. Mit der Macht geht das Recht in Aberacht.
29. Ohne Macht ist der Zorn eitel. – Gaal, 1128; Simrock, 6711.
Frz.: Cils qui à plus fort s'acompagnie de soi bien est droit qu'il s'en plaigne. (Leroux, II, 202.)
30. Ohne Macht und starke Hand ist mit Zürnen nichts bewandt. – Gaal, 1804.
31. Tröste dich mit deiner grossen Macht. – Lehmann, II, 626, 32.
32. Venediger Macht, Augspurger Pracht, Nürnberger Witz, Strassburger Geschütz, Ulmer Geld behält den Preiss in der gantzen Welt. – Berckenmeyer, 225; Deutsche Romanzeitung, III, 45, 711.
[306] 33. Vereinte Macht bricht Burg und Strom. – Simrock, 6712; Körte, 4001; Braun, I, 2454.
It.: Guardati da litigar col tuo maggiore. (Pazzaglia, 200, 3.)
34. Wenn die Macht geht ohne Verstand, so steht es übel im Land.
Dän.: Magt og mod vil have vid med i følge. (Bohn I, 386.)
35. Wenn ek de Macht herre, dei mîn Brauder harre, segt de Fîbruâr, denn woll' ek den Pot vorne kôken lâten un hinne freisen lâten. – Schambach, II, 631.
36. Wenn kompt die macht, so ist das Recht in Aberacht. – Lehmann, 305, 6.
Böhm.: Kde síla vévodí, ku právu se nechodí. (Čelakovsky, 366.)
Ill.: Gdje sila gospodi, s razlogom ne hodi. (Čelakovsky, 366.)
Span.: Do fuerza viene, derecho se pierde. (Bohn I, 214.)
37. Wer der Macht sich fügt, sie sei vom Teufel oder Gott, der ist ein guter Patriot.
»Gar mancher schlau und sehr behend sich fügt in jedes Regiment.«
38. Wer die Macht hat, der gebraucht sie, sagt Zedlitz.
Der Zusatz: »sagt Zedlitz«, im hirschberger Kreise, schreibt sich von einer durch den Freiherrn von Zedlitz 1853 dort ausgeführten Haussuchung her, bei der die gesetzlichen Vorschriften nicht beobachtet wurden. Auf diese hingewiesen, gab er das obige Sprichwort zur Antwort.
Holl.: Die de magt heeft, gebruikt ze. (Harrebomée, I, 50b.)
39. Wer die Macht hat, der hat auch das Recht.
»Drum klingt's auch schlicht, ist's doch nicht schlecht: Wer nur die Macht hat, hat auch Recht. Recht hat am meisten der Tyrann, doch's Volk auch, das ihn stürzen kann.« (Glassbrenner, Reineke Fuchs. S. 10.)
Böhm.: Kde moc, tu pomoc. – Kde vláda, tam pravda. – Kdo vládnĕjši, ten silnĕjši. – Kdož moc má, ten právo. (Čelakovsky, 349.) – Mocní práva, píší. – Na kom vláda, ne kom pravda. (Čelakovsky, 339 u. 349.)
Dän.: Hvo som haver magt har og ret. – Thi den som har en heel sæk fuld ret, men ikke magt, bliver underlagt. (Prov. dan., 408.)
40. Wer die Macht hat, hat auch die Mittel. – Altmann VI, 404.
41. Wer die Macht hat, ist tugendhaft genug.
Böhm.: Kdo mocnĕjší, ten lepší. (Čelakovsky, 349.)
42. Wer die Macht hat, zu nehmen, dem wird bald gegeben.
Lat.: Qui potens et nequam, partem conferimus equam. – Quod suum genti datur undique magni potenti. (Fallersleben, 265.)
43. Wer macht vnd gewalt hat, der will seins thuns auch desto mehr recht haben. – Lehmann, 632, 65.
44. Wer seine Macht verloren hat, auf den treten die eigenen Knechte.
45. Wi heft'n nu in de Macht as Peter Smidt den Düvel, da harr he en Buren hat. – Diermissen, 351.
46. Wo die Macht nicht ausreicht, muss man List gebrauchen.
Schwed.: När machten stadnar, taar klookheet wed. (Grubb, 597.)
47. Wo die Macht zur Ohnmacht wird, da wird die Liebe (Milde) zur Macht.
Lit.: Kieno walle, to ir teisybĕ. (Celakovsky, 349.)
Poln.: Kto mocniejszy (dužszy), ten lepszy. (Čelakovsky, 349.)
48. Wo keine Macht, da ist auch kein Recht.
Port.: Onde força nao ha, direito se perde. (Bohn I, 289.)
49. Wo sich Macht anbaut, rankt sich auch List hinauf.
50. Zertheilte Macht ist bald gedämpft.
*51. Bi magt hollen, wat man toseggt. – Dähnert, 294a.
Sein Versprechen erfüllen.
*52. Dar wurd grote Magt an leggt. – Dähnert, 294a.
Darauf wurde stark gehalten, es wurde ein grosses Gewicht darauf gelegt.
*53. Mit magt dösses brêfes. – Dähnert, 294a.
*54. Ueber Macht essen. – Schottel, 1112b.
»... Jedoch mussten sie ein bisslein über Macht essen.« (Gottfr., 1145a.)
*55. Wa es in meiner maacht ist, so wil ichs thun. – Tappius, 142a.
56. Keine geschütztere Macht, als die, so Liebe bewacht.
Lat.: Malus potentiae custos metus. (Sailer, Sprüche, 135, 129.)
57. Macht (Gewalt) geht über Kunst.
[1572] 58. Macht ohne Bedacht – verlorene Schlacht. (Montenegrinisch.) – Unsere Zeit, XI, 770 fg.
59. Macht verloren, alles verloren.
60. Nicht grosse Macht im Feld, die gute Sache den Sieg behält.
Lat.: Non vis aut numerus, melior sed causa triumphat. (Philippi, II, 46.)
61. Ueberspannte Macht dauert eine Nacht.
D.h. sie hat nur kurzen Bestand.
Lat.: Potentiae raro sempiternae. – Nunquam satis fida potentia, ubi nimia est. (Tacitus.)
62. Wer viel planet ohne Macht, der wird einfach ausgelacht.
Buchempfehlung
Anatol, ein »Hypochonder der Liebe«, diskutiert mit seinem Freund Max die Probleme mit seinen jeweiligen Liebschaften. Ist sie treu? Ist es wahre Liebe? Wer trägt Schuld an dem Scheitern? Max rät ihm zu einem Experiment unter Hypnose. »Anatols Größenwahn« ist eine später angehängte Schlußszene.
88 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.
424 Seiten, 19.80 Euro