1. Besser man esse die Trauben als den Stock. – Sailer, 111.
2. De Druwen sitt suer, sach de Voss, as he nit derbi konn. (S. ⇒ Beere 5.) (Grafschaft Mark.) – Woeste, 64, 40; Hoefer, 349a.
Die Russen: Die Karpfen schmecken nicht gut, sagte der Hecht, nachdem er dreimal umsonst versucht hatte, durch's Wehr zu kommen. (Altmann V, 125.)
3. Die schwarzen Trauben sind so süss als die weissen. – Eiselein, 601; Simrock, 10440.
4. Die süssen Trauben hängen am höchsten. – Eiselein, 601; Simrock, 10440; Braun, I, 4570.
Das Gute und Grosse ist schwer zu erreichen.
Lat.: Quod prae praeclarum idem arduum. (Philippi, II, 144.)
5. Die Traube gibt keinen Trank, man presse sie denn.
Holl.: De druif geeft geen sop, dan geperst of gebeten zijnde. (Harrebomée, I, 157b.)
6. Die Traube gibt Wein, wenn man sie auch mit Füssen tritt.
7. Die Trauben müssen mit den Schnittern ins Feld ziehen.
8. Die Trauben sind mir zu sauer, sagte der Fuchs, als er sie nicht erlangen konnte. – Simrock, 10439a.
Die Russen: Die Arbuse hat keinen Saft, von der wir nicht eine Schnitte bekommen können. Und: Ich mag ihn nicht haben, sagte die Dirne, als der Freier an ihrem Hause vorüber ging. Die Bulgaren: Die weisse Feige gilt für eine braune, die nicht in unsern Magen kommt. (Altmann VI, 403 u. 502.) Ein ähnliches Sprichwort der Türken lautet: Wenn die Rosenlese vorbei ist, dann heisst es, die Rosen taugen nicht.
Engl.: Fie upon hens quoth the fox, because he coulld not reach them. (Bohn II, 95.) – Foxes when they cannot reach grapes, say: they are not ripe. (Marin, 7.)
Frz.: Ainsi dit le renard des mûren, quand il n'en peut avoir: elles ne sont point bonnes. (Bohn I, 2.)
Holl.: De druiven zijn zuur, zei de Foss, maar hij kan er niet bij. (Harrebomée, I, 157b; Bohn II, 304.)
Schwed.: De äro sura, su' räfwen om römbären. (Marin, 7.)
Span.: Así dijó la zorra á la uvas, no pupiendo las alcazar, que non estarvan maduras. (Bohn I, 202.)
9. E grosse Drub, e chline Schluck. (Luzern.)
Vom Wachsthum im Frühling.
10. Ein Korb Trauben macht keine Weinlese.
Die Russen: Eine Traube macht noch keinen Weinberg. (Altmann, VI, 408.)
11. Ein Traub macht den andern zeitig. – Petri, II, 230; Lehmann, II, 131, 202.
12. Ein Viertel Trauben, süss und gut, gibt wieder für ein Stück voll Muth. – Nass. Schulbl., XIV, 5.
13. Eine angestochene Traube verdirbt die andere.
[1284] 14. Eine dunkle Traube ist so süss wie eine helle.
Dän.: Sorte druer ere saa søde som de hvide. (Prov. dan., 54.)
15. Eine faule Traube steckt viel andere an.
Holl.: Eéne aangestoken druif kan een geheelen tros bederven. (Harrebomée, I, 157b.)
16. Eine eigene Traube ist mir lieber als zwei fremde Feigen.
Frz.: J'aime mieux un raison pour moi que deux figues pour toi. (Bohn I, 27.)
17. Eine reife Traube, eine faule und eine unreife geben den besten Wein.
18. Eine Traube macht keine Lese.
It.: Un canestro d'uva non fà vendemmia. (Bohn I, 130; Gaal, 455.)
19. Eine Traube röthet (zeitigt) die andere. – Simrock, 10438; Körte, 6032; Braun, I, 4569.
Dän.: Den eene drue mœnes hos den anden. (Prov. dan., 123.)
Lat.: Botrus appositus botro maturescit. (Eiselein, 601.)
20. Eine Traube sieht die andere an und wird dabei faul (reif, schwarz).
21. Es hätte mancher die Traube gern, aber sie hängt zu hoch.
Die Russen: Es möchte mancher zum Kranze greifen, seine Hände sind nur nicht lang genug. (Altmann, VI, 500.)
22. Es ist keinem eine Traube verwehrt. – Pistor., IV, 40; Hillebrand, 209, 299; Graf, 389, 553.
Vom Mundraube, nach welchem früher dem Vorübergehenden gestattet war, ungestraft eine Frucht zu nehmen. (S. ⇒ Drei 34 und ⇒ Mann 949.)
23. Es kommen nicht alle Trauben unter die Presse. – Winckler, XIII, 15.
24. Es sind nicht die guten Trauben, aus denen man Essig bereitet.
25. Je mehr man die Traube presst, je mehr saftet sie.
26. Junge Trauben sind sauer.
27. Man kann nicht Trauben lesen von den Dornen. – Matth. 7, 16; Schulze, 197; Zehner, 441.
28. Man lisst nit trauben von dornhecken noch feigen von disteln. – Franck, II, 155b; Schottel, 1117b.
29. Man muss die Trauben pressen, soll sie nicht die Faulheit (Fäulniss) fressen. – Parömiakon, 2109.
30. Nicht aus jeder Traube presst man Wein.
Es muss auch Rosinen und alte Jungfern geben.
Frz.: Toute grappe de raisin ne vient aut pressouer faire vin.
Lat.: Non omnis ad torcular vua peruenit. (Bovill, II, 144.)
31. Reife Trauben, süsser Saft; ein'ge Völker, grosse Kraft.
32. Sauere Trauben machen die Zähne stumpf.
Schwed.: Sura drufvor gjöra ömma tänder. (Grubb, 771.)
33. Sauere Trauben und pelzige Rüben wird niemand auf dem Tische lieben.
Ebenso wenig, wie bornirte Menschenschädel am Tische.
34. Schwartze Trauben geben so guten Wein als die weissen. – Lehmann, 28, 26.
35. Schwartze Trauben sind so süss als die weissen. – Lehmann, 149, 136 u. 825, 2; Chaos, 325.
Wenn die weissen Trauben sich röthen, sagen die Franzosen: Le renard a pissé sur du raisin. (Kritzinger, 600b.)
Frz.: Noire géline pond blancs oeufs. (Masson, 222.)
Poln.: I czama kokosz białe jajca niessie. (Masson, 222.)
Schwed.: När hvar täckes sitt, så blir ail mat äten och alla pigor gifta. (Grubb, 579.)
36. Trauben an Reben sind schön, Trauben an Dornen will niemand sehn.
37. Trauben sammelt man nicht von Hecken.
38. Trauben werden nicht vom Winde (oder: vom Mondschein) reif.
39. Unreife Trauben sind herbe.
Aehnlich russisch Altmann VI, 499.
40. Unreife Trauben werden reif, aber aus reifen werden Schierlinge.
41. Von sauern Trauben wird kein süsser Wein.
Die Russen: Von schlechten Trauben kann wol guter Essig kommen, aber kein guter Wein. (Altmann VI, 506.)
[1285] 42. Wann die Trauben seynd gekeltert, so achtet man der Trester nicht. – Lehmann, 9, 63; Eiselein, 601; Simrock, 10441.
43. We me guet Truuben het, sagt der Hallauer, so het me au guete Win. – Sutermeister, 47.
44. Wenn die Trauben reif sind, hängen sich die Wespen dran.
45. Wenn die Trauben reif sind, sind sie am schwersten zu hüten.
Dän.: Naar daddelen er moden, maae den meest vogtes for abbrækkere. (Prov. dan., 102.)
46. Wenn die Trauben reifen, muss man nach Winterkleidern greifen.
Holl.: Als er druiven zijn en vijgen, moet men winterkleedere krijgen. (Harrebomée, I, 157a.)
47. Wenn man die Trauben nicht bekommen kann, schilt man sie sauer.
In Abyssinien heisst es: Wer die Palmen schelten will, findet die Datteln so sauer wie den Essig, der daraus bereitet wird.
48. Wenn man die Trauben zum zweiten mal unter die Kelter bringt, gibt es auch noch einen Wein.
Aber keinen süssen, welcher dem ersten Ausbruch gleich kommt, sondern zum öftern einen herben. Wenn man zum zweiten- oder dritten mal heirathet, hat es auch seinen Haken. (Alfred Hartmann, Junker Hans Jakob, S. 92.)
49. Wenn's Trauben gibt und Feigen, mag der Winterrock sich zeigen.
50. Wer die Trauben ausgepresst, dem bleiben auch die Hülsen.
51. Wer die Trauben nicht presst, bekommt keinen Wein.
Die Russen: Wenn du den Kelter der Trauben mangeln lässt, so wird deinem Tische auch der Wein mangeln. (Altmann VI, 393.)
52. Wo die Trauben wachsen, schmecken sie nicht gut.
Ueberfluss macht Ekel.
53. Wo Trauben sind, da sind auch Trester. – Altmann VI, 487.
*54. Aus fremden Trauben Wein keltern.
*55. Die rothen Trauben sind abgelesen.
Die besten Farben sind verspielt.
*56. Die Trauben hängen ihm zu hoch. – Braun, I, 4572.
*57. Die Trauben sind abgelesen. – Kloster, VIII, 378.
*58. Die Trauben sind noch nicht reif.
Holl.: De druiven zijn nog niet rijp. (Harrebomée, I, 157b.)
*59. Die Trauben sind (ihm zu) sauer.
Sprach der Fuchs in der 15. Fabel des Aesop (Schneider'sche Ausgabe), aber er konnte ihnen nicht beikommen. Der unter irgendeinem Vorwande seinen Schmerz über etwas, das er nicht erreichen kann, verbergen oder das Mislingen seiner Pläne nicht dem eigenen Ungeschick, sondern den Umständen zuschreiben will.
Frz.: Les raisins sont trop verts.
*60. Do gräbt ma au Trauba aus'm Boda. (Wurmlingen.) – Birlinger, 1051.
Von einer rauhen Gegend.
*61. Es wird dir der Trauben werden.
62. Die grüne Traube ist herb, der Jüngling schwach.
63. Die Traube soll beten für das Blatt, denn sie gedeiht nur durch dieses. – Löwenheim, 224.
64. Ein Korb voll Trauben macht keinen Herbst.
It.: Un canestro d' uva non fa vendemmia. (Giani, 685.)
65. Für feine Trauben braucht man keinen grossen Korb.
Böhm.: Na vychválené jahody s košem se nechodí. – Na chválené hrozny beř malý košík. (Čelakovsky, 104.)
66. Iss die Traube und frage nicht nach dem Weinberg. – Merx, 264.
67. Während eine Traube die andere ansieht, färben sie sich. – Merx, 43.
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