[127] Mexico (die Vereinigten Staaten von) oder Mejico, wie es ausgesprochen wird, das ehemals span. Vicekönigreich Neuspanien, begreift den ganzen südwestl. Theil Nordamerikas und einen Flächeninhalt von mehr als 70,000 ! M. mit etwa 7 Mill. Einwohnern, grenzt im N. und O. an die nordamerik. Vereinigten Staaten und den mexican. Meerbusen, im S. an Guatemala und westl. an dem großen oder stillen Ocean.
Cortez (s.d.) entdeckte M. 1519 [127] und eroberte es, aber schon lange vor Ankunft der Spanier hatte die zahlreiche Bevölkerung einiger Staaten von M. eine weit höhere Culturstufe erreicht, als selbst die Peruaner, und war die gebildetste in ganz Amerika. Dörfer und Städte bedeckten das Land, von denen zum Theil prachtvolle Ruinen noch jetzt vorhanden sind; die Bewohner hatten einen weit richtigern und genauern Kalender, als z.B. die Griechen und Römer; sie errichteten zu religiösen Zwecken und Begräbnissen regelmäßige Pyramiden, von denen eine der bedeutendsten sich unweit Cholula im Staate Puebla erhalten hat, welche vorstehend abgebildet ist. Sie heißt Teocatli oder Haus der Götter, ist von Ziegelsteinen in vier Terrassen aufgeführt, unten 1355 F. lang, 172 F. hoch und trägt jetzt auf der Platform eine Liebfrauenkirche. Sie schmolzen und bearbeiteten Metalle, verstanden Steine zu behauen und Bilder zu formen, wie zahlreich erhaltene irdene mexic. Götzenbilder darthun, und hatten zwar keine eigentliche Schriftsprache, aber doch hieroglyphische Malereien; das gilt besonders von dem zahlreichen Volke der Azteken, in deren Sprache M. die Wohnung des Kriegsgotts Mexitli bedeutet und die sogar Landkarten von ihrem Lande entwarfen. Die Tarasken, im jetzigen Staate Mechoacan, hatten es in mechanischen Arbeiten, auch in der Sculptur und Malerei, insbesondere aber in der Federmosaik, weit gebracht. Auch der politische Zustand muß ein vielbewegter gewesen sein, indem neben dem monarchischen Staat der Azteken, wo die Vornehmen die in einem nahe an Sklaverei grenzenden Zustande gehaltene Volksmasse schwer bedrückten, auch Republiken, wie z.B. Tlaskala und Cholula, vorhanden waren. Aber neben diesen Zeichen von Civilisation finden wir auch die roheste Barbarei und namentlich im Staate der Azteken Menschenopfer.
Den Kern des mexican. Reichs bildete die Hochebene von Anahuac, welche der Schauplatz bedeutender Umwälzungen gewesen ist, indem mehrmals von N. her Völker ins Land drangen, so zuerst 648 n. Chr. die Tolteken und 1196 die Azteken. Die Spanier vermochten die mächtige Monarchie der Azteken nur mit Unterstützung der republikanischen Tlaskätteken, die sich zu Tausenden um ihre Fahnen sammelten und mit Hülfe ihrer Pferde und Feuerwaffen, nachdem sie tapfere Gegenwehr erfahren hatten, zu unterwerfen. Ein großer Theil der vornehmen Azteken und namentlich der Priester, welche eine einflußreiche Genossenschaft bildeten, kam darüber um, die Mehrzahl der Überlebenden aber ward zum Christenthume bekehrt, und es ließen sich so viele Spanier im Lande nieder, daß M. schon 1540 zu einem Vicekönigreiche erhoben wurde. Es war wegen seines ungeheuren Reichthums an edeln Metallen die werthvollste span. Colonie, aber die Verwaltung desselben hätte in der spätern Zeit kaum schlechter und verkehrter sein können. So wurden die Abkömmlinge geborener Spanier, die Creolen, gegen die Altspanier in jeder Hinsicht zurückgestellt, von allen höhern Ämtern und Würden ausgeschlossen, durften keine höhern Bildungsanstalten gründen und des herrlichen Klimas ungeachtet, nicht einmal Ölbäume, Rebstöcke und Maulbeerbäume anpflanzen, blos damit M. gezwungen war, Öl, Wein, Seide und viele andere Producte aus span. Häfen zu beziehen. Schon im Anfange des 19. Jahrh. herrschte daher in M. eine der Verwaltung sehr feindselige Stimmung und die Creolen wünschten sehnlich die Abschaffung von Misbräuchen, waren aber der Krone selbst noch treu und wollten 1808, als Napoleon einen seiner Brüder zum Könige von Spanien erhob, denselben nicht anerkennen, drangen aber jetzt um so stärker auf Berücksichtigung ihrer Interessen. Dessenungeachtet duldeten die Altspanier nicht, daß der damalige Vicekönig Iturrigaray eine zu gleicher Zahl aus Creolen und Spaniern bestehende Junta einsetzte, welche bis auf günstigere Zeiten die Regierung führen sollte, weil sie ihr Übergewicht dadurch zu verlieren fürchteten, und wollten alle Creolen von der Junta ausgeschlossen wissen. Ein neuer Vicekönig, Vanegas, den die Junta von Cadiz gesandt hatte, entsprach den Wünschen der Altspanier besser, erbitterte aber die Mexicaner aufs höchste und es bildete sich seitdem eine weit verzweigte Verschwörung, welche schon 1810 zum Ausbruch kam. Der Mönch Hidalgo stellte sich im Sept. an die Spitze der Unzufriedenen, die aber zum großen Theile aus Indianern bestanden; der Aufstand ward jedoch gedämpft, und Hidalgo selbst im folgenden Jahre hingerichtet, indessen vermochten die Spanier nur mit zunehmender Mühe bis zum I. 1820 ihre von allen Seiten angefochtene Gewalt noch aufrecht zu erhalten. Als jetzt die Nachricht vom Aufstande auf der Isla de Leon und von der Proclamirung der Cortesverfassung von 1812 nach M. kam, wurde General Amigo, ein Anhänger dieser Constitution, vom Vicekönig Apodaca entfernt und der Oberbefehl über die bewaffnete Macht dem General Don Augustin de Iturbide, geb. 1784 zu Valladolid in Mechoacan, anvertraut, welcher bisher viel Anhänglichkeit an die span. Sache bewiesen hatte. Allein schon am 24. Febr. 1821 erließ Iturbide ein Manifest, in welchem er M. für ein von Spanien unabhängiges, constitutionnelles Reich erklärte; doch sollte König Ferdinand VII. dessen Beherrscher bleiben. Apodaca wurde vom Generallieutenant O'Donoju im Oberbefehl ersetzt, welchen die Cortes von Cadiz nach M. gesandt hatten, und dieser bestätigte jenes Manifest, aber die Cortes erklärten es wieder für ungültig. Inzwischen hatten sich die Vertreter des mexican. Volks zu einem Congresse versammelt und beschlossen, M. für unabhängig vom Mutterlande zu erklären, und Iturbide schwang sich als Augustin I. und constitutionneller Kaiser auf den Thron. Bald aber ergriff die zahlreiche republikanische Partei [128] die Waffen gegen den neuen sehr willkürlich handelnden Herrscher, der im Äußern dem Kaiser Napoleon nachzuahmen suchte, und die Republik ward proclamirt; Iturbide mußte abdanken und schiffte sich 1823 nach Europa ein, wo ihm Italien zum Aufenthalt und ein ansehnliches Jahrgeld vom Congresse angewiesen war, der nun eine republikanische Constitution entwarf, das Land in 15 Staaten theilte und im Allgemeinen die Verfassung der Vereinigten Staaten von Nordamerika zum Muster nahm. Zum Präsidenten wurde General Vittoria ernannt, der Sklavenhandel nebst der Sklaverei abgeschafft und jeder Mexicaner für frei erklärt. Inzwischen wagte Iturbide, welcher allerdings noch Anhänger hatte, den Versuch, von Neuem zur Herrschaft zu gelangen, und erschien im J. 1824 wieder in M., mit dem festen Glauben, es werde sich dort Alles für ihn erklären, wurde aber, nachdem er kaum den Fuß ans Land gesetzt hatte, gefangen genommen und als Vaterlandsverräther am 19. Juli 1824 erschossen.
Leider ist M. seit jener Zeit von Parteikämpfen bis auf diesen Tag beunruhigt worden, obgleich der neue Staat von mehren auswärtigen Mächten, z.B. von den Vereinigten Staaten Nordamerikas, von Großbritannien, Portugal, Schweden, Preußen u.a. anerkannt wurde, nachdem Spanien schon gegen Ende des I. 1825 seinen letzten festen Platz in M. aufgegeben hatte. Im J. 1827 erregte ein Mönch, Arenas, zwar einen Aufstand zu Gunsten der span. Herrschaft, dem sich besonders Altspanier angeschlossen hatten; Arenas ward aber schnell ergriffen, starb im Gefängniß und die Erbitterung gegen jene ward noch größer. Unter den Creolen bildeten sich auch zwei feindliche Parteien und bestehen noch, nämlich eine aristokratische, die sogenannten Escosesos und eine demokratische, die Yorkinos. Die Erstern wollten einem span. Prinzen die Krone zuwenden und ihr Haupt war eine Zeit lang der Vicepräsident, General Bravo; sie unterlagen aber den vom General Guerrero, einem Mestizen, geführten und von den Nordamerikanern unterstützten Yorkinos. Als aber nicht Guerrero, sondern der verdienstvolle Kriegsminister Pedraza zum neuen Präsidenten gewählt ward, trat General Santana an die Spitze der Yorkinos und 1828 kam es in den Straßen der Hauptstadt zu einem blutigen Kampfe, in dem die Yorkinos siegten; Guerrero ward Präsident und über 20,000 Spanier wanderten in Folge eines im Mai 1829 erlassenen Verbannungsbefehls gegen alle in Europa geborenen Spanier oder Chapetones aus. Diese Wirren suchte das Mutterland noch einmal zu benutzen und ließ auf Cuba eine aus 34,000 M. bestehende Expedition ausrüsten, welche vom General Barrancas befehligt, im Jul. 1829 bei Tampico landete, aber von Santana eingeschlossen und gezwungen wurde, sich mit Hinterlassung von Waffen und Fahnen wieder nach Cuba einzuschiffen, womit alle Unternehmungen der Spanier gegen M. ein Ende hatten. Bald nachher ward der unwissende Guerrero vom Vicepräsidenten Bustamente gestürzt und nach wiederholten Versuchen, an die Spitze der Regierung zu kommen, 1831 mit mehren seiner Anhänger erschossen. Gegen Bustamente, welcher es durch Aufhebung des Verbannungsdecrets gegen die Spanier mit den Yorkinos verdarb, erklärte sich wieder Santana und rief 1832 Pedrazza als Präsidenten zurück, der sich auch nach Besiegung Bustamente's Anhang behauptete. Santana ward hierauf 1833 selbst Präsident, spielte aber eine so zweideutige Rolle, daß man ihm Schuld gab, er strebe nach der Dictatur; doch suchte er sich zu rechtfertigen und unterdrückte einen Aufstand der Escosesos, den General Bravo im S. erregte, legte aber im Jan. 1835 seine Würde nieder und der General Don Miguel Baragon wurde sein Nachfolger. Von den in allen Theilen des Landes bisher rasch aufeinander gefolgten Unruhen hat besonders der Aufstand und die Unabhängigkeitserklärung der Provinz Texas den Mexicanern Verlegenheiten bereitet, indem Santana, der dies von vielen Nordamerikanern bewohnte Land wieder unterwerfen wollte, geschlagen und gefangen genommen, jedoch freigelassen wurde, als er die Anerkennung von Teras in M. zu betreiben versprach, wo Bustamente neuerdings zum Präsidenten gewählt wurde. Auch ist endlich am 28. Dec. 1836 über die Anerkennung der Unabhängigkeit M.'s mit Spanien ein Vertrag zu Stande gekommen.
M. ist von der Natur überreich mit Schätzen aller Art und im Allgemeinen mit einem herrlichen Klima gesegnet. Zwei Drittheile des Landes liegen nämlich in der nördl. gemäßigten Zone, und von dem in der heißen Zone liegenden Drittheile haben drei Fünftel der hohen Lage wegen gleichfalls ein mildes Klima. Die Küstengegenden an beiden Meeren sind fast überall flach und sandig, sehr heiß und ungesund, bringen aber alle Erzeugnisse der Tropenländer in üppiger Fülle hervor und bilden die sogenannte heiße Region; von diesem Flachlande aus erhebt sich das Land terrassenförmig, bis zu 6000 F. über dem Meere und heißt die gemäßigte Region. Hier herrscht ewiger Frühling und keine andere Gegend der Erde ist gesunder als diese. Was höher liegt, wird kalte Region genannt, hat aber meist auch nur einen Winter, wie der in Neapel, und der Ölbaum trägt hier noch Früchte; noch höher hinauf ist das Land nur spärlich bewohnt. Ganz M. wird von S. nach N. von den Cordilleras de los Andes (s.d.) durchzogen: im mittlern Theile bilden diese ein ausgedehntes Tafelland, die Hochebene von Anahuac, von 6–8000 F. Meereshöhe, die nicht etwa in einem zwischen zwei Bergreihen liegenden Thale besteht, wie z.B. das Hochthal von Quito, sondern einen der höchsten Theile der Gebirgskette selbst bildet, aus welcher sich nur einzelne Berge, zum Theil Vulkane, bis in die Region des ewigen Schnees emporheben; dahin gehört der Popocatepetl oder rauchende Berg, 16,300, der Iztaczihuatl oder die weiße Frau, 14,766, der Citlaltepetl oder Sternberg, auch Pik von Orizaba genannt, 16,332 F. hoch. Weiter nach N. entfernt sich das Gebirge mehr und mehr vom großen Ocean, heißt nun Sierra Madre und tritt nachher als Felsengebirge in das Gebiet der Vereinigten Staaten von Nordamerika. Ein Theil von M. leidet Mangel an Wasser, weil das amerik. Festland dort schmal ist und das Gebirge steil abfällt, daher sich kein ausgedehntes Flußsystem entwickeln kann; nur der Rio bravo del Norte führt dem atlant., der Rio Colorado dem stillen Meere eine bedeutende Wassermenge zu und beide haben einen langen Lauf. In den mexican. Meerbusen fließt auch der schiffbare Sabine, Grenzfluß zwischen Texas und der nordamerik. Union. Dagegen hat M. viele Seen, selbst auf der Hochebene von Anahuac, und die wichtigsten sind der Chapala in Guadalaxara, der Salzsee Tezcuco, der Xochimilco bei Mexico, der See von [129] Mexitlan und der Parras. Höchst mannichfaltig ist der Productenreichthum und außer Zucker, Indigo, Baumwolle gedeihen in der heißen Region auch noch als wichtige Handelsartikel Cacao und Vanille, der Maniokbaum, Cedern- und Mahagoniholz; die gemäßigte Region bringt außer vielen einheimischen Pflanzen, z.B. der Jalappenwurzel, alle Gewächse Südeuropas und Getreide hervor. Sehr nützlich für das Land sind die Banane und der Magueybaum, eine Art Agave (s.d.), aus deren Fasern Papier und Stricke bereitet werden. Besonders häufig gedeiht und wird im Staate Oaxaca der Nopalbaum gezogen, auf dem die Cochenille (s. Cactus) gesammelt wird, und an den Gestaden der Honduras- und Campechebai erheben sich Wälder von Mahagoni- und Campechebäumen; auch liefert M. eine Menge von officinellen Pflanzen, z.B. Sassafras, Guajacholz und viele andere. Durch die Spanier sind alle europ. Hausthiere nach M. verpflanzt, die hier trefflich fortkommen, besonders Pferde und Rinder; M. eigenthümlich sind unter andern der mexican. Hirsch, besondere Arten von Stachelschweinen, von Hunden, die aber nur wie eine Ratte groß sind und gesellig in Bauen im Gebirge leben; der Jaguar und Kaguar sind die amerik. Tiger und Löwen, und sonst gibt es Armadille, Flamingo, Papageien, Krokodile u.s.w. und in Neumerico und Californien irren zahlreiche Heerden von Moschusochsen und Bisons umher Einen unerschöpflichen Reichthum hat M. an Metallen, und zu Anfange dieses Jahrhunderts gab es mehr als 3000 Minen, die aber jetzt zufolge der Unruhen zum Theil nicht bearbeitet werden. Sie liegen nicht, wie in Peru, so hoch, daß sie der Schneegrenze nahe sind, sondern in der gemäßigten Region; die ergiebigsten Gruben sind die bei Guanaxuato, Zacatecas und Catorce, welche um das Jahr 1800 zusammen jährlich etwa 1,200,000 Mark Silber lieferten. Auch die Ausbeute an Gold ist beträchtlich und neben diesen edlen Metallen finden sich Eisen, Kupfer, Blei, Zinn, Diamanten, durchsichtiger Alabaster, aus dem Fensterscheiben gemacht werden, und viele andere nutzbare Mineralien.
Die Gesammtbevölkerung von M. ward 1831 auf 7,734,000 Seelen geschätzt, wovon die Mehrzahl Indianer sind, dann folgen die Mischlinge und erst auf diese die Weißen; Neger sind nur etwa 6000 vorhanden, aber gleich den Indianern durchaus frei, da die Hautfarbe keinerlei Vorrang und Vorrecht begründet. Die Weißen sind entweder geborene Spanier, hier Gapuchines und Chapatones genannt, und an Zahl höchstens 50,000. Die Creolen (s.d.) sind am einflußreichsten, etwa 1,400,000, die zum Theil Grundbesitzungen von weit größerm Flächenraume besitzen als einige deutsche Königreiche haben. Ihr Charakter ist im Allgemeinen nicht lobenswerth, sie sind träge, dem Spiele über alle Maßen ergeben, stolz. prunksüchtig, abergläubisch, unwissend, aber nicht ohne Anlagen und sind wol nur in Folge des früher auf ihnen lastenden Drucks so zurückgeblieben. Die Zahl der Indianer berechnet man auf 4,350,000; sie sind theils noch Heiden und leben unabhängig in vielen Stämmen, deren manche bis auf 50 Männer zusammengeschmolzen sind, oder wie der größte Theil im eigentlichen M. getauft und ansässig und treiben Feldbau und Gewerbe. Sie haben rothbraune Farbe, sind sämmtlich sehr wohlgestaltet. vermehren sich in M. ebenso stark wie die Weißen und erreichen im Durchschnitte ein hohes Alter Den Abkömmlingen ihrer Kaziken ward von den Spaniern der Rang castilischer Edelleute zuerkannt, und sie bilden noch jetzt die Magistratspersonen in den Dörfern. Die Mischlinge, etwa 21/2 Mill., sind zumeist Mestizen und eine sehr einflußreiche Classe; doch genießt der Weiße das meiste Ansehen und es herrscht, wenn auch nicht gesetzlich, doch herkömmlich und in gesellschaftlicher Hinsicht eine Rangordnung nach der Hautfarbe, in welcher die Weißen die erste Stufe einnehmen. Viele Mestizen und Mulatten lassen sich daher eine Urkunde von der Obrigkeit ausstellen, in welcher sie für Weiße erklärt werden, obschon meistentheils die Hautfarbe dem Inhalte widerspricht. Die Sprachen in M. sind sehr mannichfaltig, die Gapuchines und Creolen reden spanisch; am weitesten verbreitet sind von Indianersprachen: das Aztekische, das mit demselben verwandte Kora, die der Othomis und der Totonaken; aber blos in der einzigen Provinz Oaxaca werden 30 gänzlich voneinander verschiedene und 17 am kalifornischen Meerbusen gesprochen. Die meisten Bekenner zählt die reich und prächtig ausgestattete katholische Kirche, aber auch alle übrigen Religionen sind geduldet. Mit dem Christenthume der Indianer ist es jedoch nicht zum Besten bestellt; sie haben sich die katholischen Heiligen gefallen lassen und ihre alten Götzen zum Theil beibehalten. Von wissenschaftlicher Cultur kann in M. kaum die Rede sein, doch gibt es höhere Lehranstalten; was die Gewerbsamkeit betrifft, so steht der Ackerbau auf einer noch ziemlich niedrigen Stufe. Der Bergbau wird von Ausländern, besonders Deutschen, geleitet, welche im Dienste engl. oder amerikan. Bergwerksgesellschaften stehen; Manufacturen und Fabriken sind wenige vorhanden. Der Creole arbeitet ungern, daher sind viele europ. Handwerker in M., die sich bald bereichern; die Indianer werden jedoch vortreffliche Goldschmiede, Sattler, Weber und Töpfer. Der Handel liegt durch unkluge Beschränkungen und hohe Zölle sehr darnieder; ausgeführt werden besonders Gold, Silber, Cochenille, Zucker, Mehl, Indigo, Vanille, Sassaparille, Jalappe, rohe Häute; eingeführt europ. Fabrikate aller Art und Quecksilber. Die Landstraßen sind auf der Hochebene gut, der Transport vom Meere dorthin ist aber sehr schwierig und der Räuber wegen sehr unsicher. An der Spitze des aus 20 Staaten, einem Bundesbezirke und fünf Gebieten, die wegen unzulänglicher Bevölkerung noch keinen Staat bilden können, bestehenden mexican. Staatenbundes steht ein immer auf vier Jahre gewählter Präsident. in dessen Händen die vollziehende Gewalt sich befindet; die gesetzgebende besteht aus einem Senate und einem Hause der Abgeordneten, deren Versammlung Congreß heißt und jährlich vom Jan. bis April statt hat; außerdem hat jeder einzelne Staat seinen gesetzgebenden Körper, der sich mit innern Angelegenheiten beschäftigt. Das Heer mag etwa 20,000 M. stark sein; die Seemacht ist unbedeutend, und während die Einkünfte kaum 75 Mill. Francs betragen, belaufen sich die Schulden auf 500 Mill.
In dem vom Staate M. umgebenen Bundesbezirke und fast in gleicher Entfernung vom atlant. und stillen Meere und den beiden Haupthäfen des Landes, Veracruz und Acapulco, liegt die Bundeshauptstadt Mexico, der Sitz des Präsidenten, der Regierung und des Erzbischofs, mit 180,000 Einw., darunter 20,000 sogenannte Leperos oder Bettler und anderes Gesindel, die meist in den Vorstädten hausen, an der Stelle des von Cortez zerstörten Tenochtitlan, dem Herrschersitze der Azteken. Sie gehört zu den am schönsten und regelmäßigsten gebauten Städten, liegt in einem 85 ! M. großen Thale, das mehre schneebedeckte Vulkane umgeben, unweit des Tezcuco- und Xochimilcosees, 8800 F. über der Meeresfläche und bildet ein Viereck, ist zum Theil gut gepflastert und die zierlichen Häuser sind weiß, hellgrün oder roth angemalt. Am großen Platze, auf welchem sich eine überlebensgroße Reiterstatue König Karl IV. von Spanien erhebt, liegt die erzbischöfliche Kathedrale, die größte und schönste in Amerika, deren Altar mit einem massiv silbernen Geländer umgeben ist; die Statuen der h. Jungfrau und der Heiligen sind gleichfalls meist von Silber, andere mit Gold und Edelsteinen bedeckt. Das Regierungsgebäude hat mit den dazu gehörenden Häusern und Höfen beinahe eine halbe Stunde im Umfange und enthält die Wohnung des Präsidenten, die Münze, den botanischen Garten, eine Bibliothek, Druckerei u.s.w.; zu den vorzüglichsten Gebäuden gehört auch die Bergwerksschule mit einer Sternwarte, und Kirchen und Kapellen hat M. über 300. Der besuchteste Spaziergang ist die Alameda im N. der Stadt, in dessen Mitte sich ein schöner Brunnen befindet, von dem acht Alleen sternförmig ausgehen; unweit desselben liegt der Quemadero oder der Platz, auf welchem die Inquisition Juden und Ketzer verbrennen ließ. Es besteht in M. eine Universität, eine Sammlung mexican. Alterthümer, von denen in der Stadt selbst nur noch wenige übrig sind, mehre andere wissenschaftliche Anstalten und Sammlungen, eine Gesellschaft für Beförderung des Ackerbaus und der Gewerbe, zu denen besonders Gold-, Silber-, Taback-, Baumwollen-, Wagen- und andere Fabriken gehören, und treibt ausgedehnten Handel. Auf den nahen Seen werden große, mit Erde bedeckte und bepflanzte Flöße, die sogenannten Chinampas, unterhalten, welche schwimmende Gärten bilden; diese Nachbarschaft setzt aber die Stadt auch zuweilen Überschwemmungen aus und der Ableitungskanal, welcher diesem Übelstande abhelfen sollte, ist seit 1607 noch nicht vollendet. M. war zur Zeit der Azteken eine großartige Residenz, mit zahlreichen Opferpyramiden und vielen Tempeln geschmückt, von Kanälen durchschnitten, wurde durch Wasserleitungen mit gutem Trinkwasser versehen, war in regelmäßige Vierecke getheilt und hatte weit über 300,000 Einw. Der Montezumaspalast enthielt mehr als 1000 Zimmer, die mit Marmor, Cedern- und Cypressenholz getäfelt waren, ein Serail und in der Nähe ein Menageriegebäude, in welchem wilde Thiere gehegt wurden. Es gab ein mit Waffen reich angefülltes Arsenal, ein ganzes Stadtviertel war von Tänzern und Musikern bewohnt und der Marktplatz mit einer Säulenhalle umgeben; damals bespülte der Tezcuco seine Mauern und machte es zu einer Art Insel, dessen Gewässer jetzt aber über eine halbe Stunde davon entfernt sind. Nicht weit von M. liegt das Dorf Guadelupe, ein berühmter Wallfahrtsort, mit dem Heiligthum der h. Jungfrau von Guadelupe, auf einem Hügel, wo vormals ein mexican. Tempel stand.
Die südl. Staaten sind: Mexico, mit 1480 ! M. und 1,500,000 Einw., ganz auf der Hochebene von Anahuac, mit der Hauptstadt Tlalpan mit etwa 6000 Einw.; wichtiger ist Acapulco, einer der besten Häfen am stillen Meere, aber in einem heißen, ungesunden Klima, daher die Bevölkerung, ungeachtet des ausgedehnten Handels, sich nur auf 5000 Seelen beläuft. – Queretaro, 712 ! M., mit 116,000 Einw., ergiebigen Silber- und seit 1825 von Deutschen eröffneten Eisengruben und der gut gebauten Hauptstadt Queretaro mit 30,000 Einw.; das dortige Nonnenkloster der h. Clara ist eins der größten in der christlichen Welt. – Michoacan mit 1250 ! M. und 420,000 Einw., am stillen Meere, ein unfruchtbares Gebirgsland am Westabhange der Hochebene von Anahuac, mit der seit 1829 nach dem mexican. Freiheitshelden Morelos genannten Hauptstadt Morelia, früher Valladolid de Michoacan, mit 25,000 Einw.; auch dieser Staat hat Silbergruben und in ihm liegt der merkwürdige Vulkan von Jorullo, der sich erst im Sept. 1795 mit Tausenden kleiner vulkanischer Kegel bildete. – Veracruz, ein langer Küstensaum am mexican. Meerbusen, mit 1000 ! M., 250,000 Einw. und der gleichnamigen Hauptstadt, in einer dürren, sandigen, höchst ungesunden Gegend, weil hier stets das gelbe Fieber herrscht, und einem schlechten Hafen, darum aber doch die bedeutendste Handelsstadt M.'s mit 15,000 Einw. Sie wird von den starken Festungswerken des auf einer Insel gelegenen Forts San-Juan de Ulloa beherrscht, auf die mehr als 50 Mill. Thaler verwendet worden sind. Die Stadt Jalapa mit 15,000 Einw. liegt 3000 F. über dem Meere und treibt Handel mit Taback und Jalapenwurzel. – Puebla, beinahe 1000 ! M. und 600,000 Einw., auf der Hochebene von Anahuac und am stillen Ocean, mit der großen, schöngebauten und sehr gesund gelegenen Hauptstadt Puebla de los Angelos mit 70,000 Einw., hat reiche Kirchen, ein großes geistliches Zufluchtshaus, mehre Unterrichtsanstalten und Fabriken. Vom Staate Puebla umschlossen ist das Gebiet Tlascala, eine Indianerrepublik, jetzt mit 10,000, nach Andern 60,000 Einw. – Oaxaca, am stillen Ocean, 1600 ! M. mit 600,000 Einw., ein gesundes, fruchtbares Bergland, reich an Silbergruben, Cochenille, Seide und Indigo. Die gleichnamige Hauptstadt ist schön gebaut, hat 40,000 Einw., und hier brach am 15. Sept. 1810 zuerst der Aufstand gegen die Spanier aus; auch besitzt diese Provinz merkwürdige wohlerhaltene Gebäude des mexican. Alterthums mit Mosaikverzierungen und andern Zierathen. – Tabasco mit 500 ! M. und 70,000 Einw., an der Campechebai, zum Theil mit dichten Wäldern bedeckt und an der schmalsten Stelle der Landenge; die Hauptstadt Santiago de Tabasco hat 4000 Einw.; in der Nähe erfocht Cortez 1519 den ersten Sieg über die Indianer und nannte den Ort Victoria, der nachher in Tabasco verändert ward. – Chiapas, 1500 ! M. und 120,000 Einw., ein fruchtbares, von Guatemala, Tabasco und Yucatan umschlossenes Land und bis 1825 zu Mittelamerika gehörig; Hauptstadt ist Ciudad de las Casas mit 4000 Einw. und in der Umgegend sind Zucker-, Cacao- und Pfefferplantagen; 1566 starb hier der menschenfreundliche Bischof las Casas, dem dort ein Denkmal errichtet worden ist. Beim Dorfe San-Domingo de Palenque liegen die 1778 entdeckten berühmten Ruinen der alten Indianerstadt Culhuacan, die man das amerik. Theben genannt hat; sie sind die wichtigsten und großartigsten Denkmäler der amerik. Vorzeit und man sieht noch Tempel, Festungswerke, Gräber, Pyramiden, Wasserleitungen, Brücken, findet Götzenbilder, Medaillen, musikalische Instrumente, Bildsäulen, Basreliefs, Bilderschrift u.s.w. [132] – Yucatàn mit 2300 ! M. und 570,000 Einw., eine fruchtbare, mit großen Wäldern von Campechebäumen bedeckte Halbinsel zwischen dem caraibischen Meere und dem mexican. Meerbusen mit der Hauptstadt Merida de Yucatan, von 28,000 Einw. und der befestigten Hafenstadt Campeche mit 6000 Einw.
Die mittlern Staaten sind: Guanaxuato, westl. von Queretaro mit 418 ! M. und 500,000 Einw., wichtig wegen der reichsten Silbergruben der Erde. Die gleichnamige Stadt hat 60,000 Einw. und ist rings von den ergiebigsten Silbergruben umgeben, unter welchen die bei Valenciana mit 7000 Einw., 40 Jahre hindurch ihrem Besitzer jährlich eine Million Fl. reinen Ertrag gab, jetzt aber mit mehren andern von einer engl. Bergwerksgesellschaft bearbeitet wird. – Xalisco, am stillen Meere und auf dem nordwestl. Abhange des Gebirges, 3500 ! M. und 800,000 Einw., ist im Allgemeinen sehr fruchtbar und die Hauptstadt Guadalaxara, eine der schönsten Städte Amerikas mit 45,000 Einw., ist regelmäßig gebaut, mit großen Plätzen, vielen Kirchen und Klöstern, einem Gymnasium und einer Universität. Auch dieser Staat, von welchem das Gebiet Colima den südl. Theil sonst ausmachte, hat ergiebige Silbergruben; daran weit reicher noch ist: Zacatecas, ein dürres Gebirgsplateau im Binnenlande von 850 ! M. mit 270,000 Einw.; die Hauptstadt gleichen Namens hat 25,000 Einw., unter denen sehr viele Deutsche sind. – Chihuahua, 3500 ! M. mit 200,000 Einw., ein ausgedehntes Binnenland und der nördlichste Theil der Hochebene von Anahuac, ist ergiebig an Gold und Silber, wird im O. vom Rio del Norte begrenzt, in der Mitte von der Sierra Madre durchzogen; die gut gebaute gleichnamige Hauptstadt hat eine schöne Hauptkirche, eine Militairakademie und 30,000 Einw. – Cohahuila und Texas, 6350 ! M. mit 100,000 Einw., ein fruchtbares, gut bewässertes und gesundes, vom Rio del Norte durchströmtes, am mexican. Meerbusen gelegenes Land, von dem Texas den östl. Theil ausmacht und sich jetzt, nicht ohne dazu von den Nordamerikanern angeregt worden zu sein, von M. losgerissen hat. Die kleine Stadt Saltillo mit nur 6000 Einw. war bisher die volkreichste. – Durango, ein Binnenstaat, 2650 ! M. und 150,000 Einw.; die gut gebaute Hauptstadt gleichen Namens mit 25,000 Einw. hat eine Münze und nahebei ergiebige Silbergruben. – Zur östl. Region rechnet man die Staaten: Tamaulipas, 870 ! M. mit 80000 Einw., ein zum großen Theile ungesundes Küstenland am mexican. Meerbusen mit der Hauptstadt Aguayo von 6000 Einw.; wichtiger ist Tampico oder Santa-Anna de Tamaulipas, erst 1824 gegründet, mit einem zwar unsichern Hafen, aber bedeutendem Handel. – Neu-Leon, 928 ! M., 80,000 Einw., mit der Stadt Monterey, 15,000 Einw., die Sitz eines Bischofs ist und starken Handel treibt. – San-Luis Potosi, 790 ! M, mit 340,000 Einw. und der Hauptstadt gleichen Namens, welche ihres wichtigen Handels wegen eine der bedeutendsten Städte in M. und gut gebaut ist, eine höhere Lehranstalt und 20,000 Einw. hat und wegen der sonst beispiellos ergiebigen Silbergruben in der Umgegend berühmt ist.
Die westl. Region begreift die Staaten Sonora und Sinaloa und die Gebiete von Alt- und Neucalifornien. Die beiden erstern haben 6800 ! M. mit 350000 Einw. und liegen am californischen Meerbusen; die Hauptstadt in Sinaloa ist Villa del Fuerte am Fuerteflusse und hat 10,000 Einw., gleich der südl. Stadt Culiacan. Die Hauptstadt Sonora hat 8000 Einw. und liegt in einer besonders goldreichen Gegend. Im nördl. Theile hausen unabhängige Indianer. – Die beiden Californien haben zusammen mehr als 4000 ! M., aber nur etwa 50,000 ansässige Bewohner. Die lange Halbinsel Alt- oder Niedercalifornien, zwischen dem nach ihr benannten Meerbusen und dem stillen Oceane, ist zum größten Theile dürr, baumlos und von wenigen Indianern bewohnt und der Hauptort Loreto nur ein armseliges Indianerdorf. In Ober- oder Neucalifornien oder dem langen Küstensaume, von der Südgrenze der Vereinigten Staaten von Nordamerika bis zur Halbinsel, irren noch eine Menge Indianerstämme umher, die zum Theil mit den Weißen in ewiger Fehde leben, unter denen aber auch durch Franziskanermönche schon viele für das Christenthum gewonnen worden sind. Die Hauptstadt Californiens ist der Hafenplatz San-Carlos de Monterey mit 4000 Einw.; der etwas südlicher liegende Hafen San-Francisco ist einer der besten in Amerika. Unter dem Namen Neumexico wird der gesammte Nordosten begriffen, der etwa 50,000 Einw. hat, die wilden Indianer ungerechnet, in deren Besitz fast das ganze Land ist. Die Mexicaner haben nur wenige Städte inne und ihre Herrschaft ist auf deren Umgegend beschränkt; die Hauptstadt Santa-Fe liegt unweit vom Rio del Norte, treibt Handel und steht mit St.-Louis am Missisippi durch Karavanen in Verbindung.
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Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro