Jakob [3]

[153] Jakob (franz. Jacques, engl. James, ital. Jacopo, span. Jacobo und Jaime), Name mehrerer Fürsten:

[Aragonien.] 1) J. I., der Eroberer, König von Aragonien, 1213–76, Sohn Peters II., einer der ritterlichsten, schönsten und edelsten Fürsten des Mittelalters, entriß den Sarazenen, denen er 30 Schlachten lieferte, Mallorca und Valencia und regierte mit Weisheit und Milde. Er übte Duldung gegen andersgläubige Untertanen und wahrte die Unabhängigkeit seiner Krone gegen den päpstlichen Stuhl; er veranstaltete die erste Sammlung der aragonischen Gesetze und ordnete die Verfassung seiner Lande, in denen er Schiffahrt und Handel zur Blüte brachte, und beschrieb sein eignes Leben; auch Geistesbildung und Dichtkunst erfreuten sich seiner Pflege. Jedoch die Teilung seines Reiches unter seine Söhne brachte dasselbe wieder in Verwirrung. Vgl. Tourtoulon, Jayme Ier le Conquérant (Montpellier 1863–67, 2 Bde.); Beazley, James the first of Aragon (Lond 1890); D. Swift, Life and times of James the first, the Conqueror (Oxf. 1894).

2) J. II., der Gerechte, König von Aragonien, 1291–1327, zweiter Sohn Peters III., wurde nach dessen Tod 1285 König von Sizilien und 1291 nach seines Bruders Alfons III. Tod von Aragonien, worauf er 1295 auf Sizilien Verzicht leistete und gegen seinen jüngern Bruder, Friedrich, den die Sizilier zum König erhoben, 1296–99, obwohl erfolglos, Krieg führte. Den Genuesen entriß er 1324 Sardinien. Gegen die Übermacht des Adels stützte er sich auf die Geistlichkeit und den Bürgerstand, stärkte das Ansehen der Gerichte und sicherte durch das Gesetz von Tarragona 1319 die Vereinigung von Aragonien, Valencia, Katalonien und Mallorca zu Einem Reich. Er war als tapferer, großmütiger und gerechter Herrscher allgemein beliebt.

[Großbritannien und Irland.] 3) J. I., König von England (als König von Schottland J. VI.), geb. 19. Juni 1566 in Edinburg, gest. 6. April 1625, Sohn der Königin Maria Stuart und ihres zweiten Gemahls, Heinrich Darnley, ward nach der Ermordung seines Vaters und der erzwungenen Abdankung seiner Mutter 24. Juli 1567 König von Schottland und 29. Juli gekrönt. Während er unter seinem Lehrer Buchanan gelehrten Studien oblag, führten erst sein Oheim Graf Murray, später die Grafen Lennox, Mar und Morton die Regentschaft, und stritten sich katholische und protestantische Tendenzen, englischer und französischer Einfluß um die Herrschaft in Schottland. Voll überspannter Ideen von der königlichen [153] Gewalt, dabei zwar gutmütig, aber pedantisch und lässig, mut- und charakterlos, ward J., nachdem er 1578 dem Namen nach die Regierung von Schottland angetreten hatte, ein Spielball der Parteien. Selbst die Todesgefahr seiner Mutter riß ihn nur für einen Augenblick aus seiner Untätigkeit; als sein Plan, Maria mit französischer Hilfe zu befreien, gescheitert war, ließ er sich auf Unterhandlungen mit Elisabeth von England ein und schloß 2. Juli 1586 gegen ein Jahrgeld von 4000 Pfd. Sterl. ein Bündnis mit ihr, so daß er sich nach Marias Hinrichtung auf einen ohnmächtigen Protest beschränken mußte. Nach dem Tode Elisabeths (3. April 1603) bestieg er den englischen Thron. Schon seine ersten Maßregeln standen im Gegensatze zu der Politik seiner Vorgängerin. Er schloß 1604 Frieden mit Spanien, verfolgte die Presbyterianer und Puritaner und warf sich ganz in die Arme der bischöflichen Kirche. Anfangs hatte er die Katholiken begünstigt; als diese ihn aber durch zu weit gehende Forderungen beleidigten, ließ er die Strafedikte gegen sie wieder vollstrecken und veranlaßte hierdurch 1605 die von fanatischen Katholiken angesponnene Pulververschwörung (s. d.). Seine auswärtige Politik entsprach den Interessen und Wünschen seines Volkes nicht. Zwar hatte die Vermählung seiner ältesten Tochter, Elisabeth, mit dem Kurprinzen, spätern Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, dem Haupte der protestantischen Union in Deutschland, allgemeine Zufriedenheit erregt; desto unwilliger aber war man, als J. seinen Schwiegersohn, nachdem dieser die böhmische Krone angenommen hatte, nur ganz ungenügend unterstützte und seine Entthronung in Böhmen, ja seine und seiner Kinder Vertreibung aus ihren pfälzischen Erblanden fast untätig geschehen ließ. Noch größere Unzufriedenheit erregte der freilich gescheiterte Plan des Königs, den Prinzen von Wales mit einer spanischen Infantin zu vermählen (1623). Auch im Innern war Jakobs Regierung verhängnisvoll. Seine despotischen Gesinnungen, seine Abneigung, dem Parlament, von dem er immer neue Geldbewilligungen verlangte, Einfluß auf die Regierung einzuräumen, seine Vorliebe für unwürdige Günstlinge: das alles trug wie seine unpopuläre religiöse Richtung dazu bei, den Gegensatz zwischen Volk und Königtum, der seinem Sohn und Nachfolger Karl J. verderblich werden sollte, zu verschärfen. Vermählt war er seit 1589 mit Anna von Dänemark. Jakobs Schriften (Opera), in denen er das absolute Herrscherrecht verteidigt, den Glauben an Zauberei und Gespenster verficht, gegen den Gebrauch des Tabaks eifert, sind 1616 in London herausgegeben. Vgl. Disraeli, Inquiry into the literary and political character of James I. (Lond. 1816, 3 Bde.); Nichols, The progresses, processions and festivities of king James (das. 1829, 3 Bde.); Goodman, The court of king James I. (das. 1839); Gardiner, History of England from the accession of James I., Bd. 1–3 (das. 1863–75); Henderson, James I. and VI., illustrated (das. 1904).

4) J. II., König von England, geb. 24. Okt. 1633, gest. 16. Sept. 1701, zweiter Sohn Karls I. und Enkel des vorigen, führte vor seinem Regierungsantritt den Titel Herzog von York. Nach dem Ausbruch der englischen Revolution wurde er seit 1646 in London gefangen gehalten, entfloh jedoch 1648 nach Holland, später nach Frankreich, wo er 1652 als Freiwilliger unter Turenne focht. Nach dem Frieden von 1655 sammelte er britische und irische Flüchtlinge um sich und kämpfte als spanischer Generalleutnant bis 1659 gegen Turenne. Nach der Restauration der Stuarts (1660) ernannte ihn sein Bruder Karl II. zum Großadmiral der britischen Seemacht. Er erfocht 13. Juni 1665 einen glänzenden Sieg über die holländische Flotte unter Opdam und lieferte 7. Juni 1672 dem Admiral de Ruyter bei Southwold eine Seeschlacht, in der beide Parteien sich den Sieg beimaßen, mußte aber, nachdem er 1671 zum Katholizismus offen übergetreten war, 1673 infolge der Testakte den Oberbefehl niederlegen. In demselben Jahre heiratete er, nachdem seine erste Gemahlin, Anna, Tochter des Kanzlers Hyde, nachmaligen Grafen von Clarendon, 1671 gestorben war, die katholische Prinzessin Maria von Modena. Infolge der durch die angebliche Verschwörung der Katholiken 1679 hervorgerufenen Bewegung nahm J. seinen Aufenthalt in Brüssel, kehrte aber bald wieder zurück und wurde zum Oberkommissar von Schottland ernannt. 1680 beantragten darauf seine Gegner seine Ausschließung vom Thron, die im Unterhaus beschlossen, vom Oberhaus jedoch zurückgewiesen ward. Im März 1682 begab sich J. wieder nach England und gewann auf seinen Bruder einen solchen Einfluß, daß dieser ihn der Testakte zuwider in den Staatsrat aufnahm und bald die Regierung völlig leiten ließ. Nach Karls II. Tod 1685 bestieg J. den englischen Thron. Obgleich er dem Staatsrat die Versicherung gegeben hatte, daß er die Freiheiten der Nation achten werde, traf er doch sofort Maßregeln, die auf die Herstellung der absoluten Monarchie und Herrschaft der katholischen Kirche abzielten. Nachdem ein Aufstand des Herzogs von Monmouth (s. d.) niedergeschlagen und blutig gestraft war, begann J. 1686 öffentlich Katholiken, den gesetzlichen Vorschriften zuwider, zu Offizieren und Beamten zu ernennen, indem er sie auf Grund eines vermeintlich der Krone zustehenden Rechts von den Bestimmungen der Testakte dispensierte. Hierauf wurde 1687 eine allgemeine Toleranzakte erlassen, durch die alle Gesetze gegen die Dissidenten und der Testeid aufgehoben wurden. Das Volk ertrug diese und andre Gesetzesverletzungen des Königs, da J. keine männlichen Nachkommen hatte, also nach seinem Tode die Regierung an seine protestantischen Töchter Maria und Anna fallen mußte. Als jedoch 1688 die Königin von einem Prinzen entbunden ward, den man mit Unrecht vielfach für untergeschoben hielt, wendeten sich die Häupter der Opposition an den Schwiegersohn des Königs, den Prinzen Wilhelm von Oranien, und dieser rüstete sich alsbald zu einem Einfall in England. Vergeblich widerrief nun J. seine verhaßten Verordnungen und besetzte die Ämter der Katholiken mit Protestanten; der Prinz von Oranien landete 15. Nov. 1688 zu Torbay an der Küste von Devonshire, und der von allen verlassene König floh nach Frankreich. 1689 erklärte ihn das Parlament des Thrones verlustig und erhob den Prinzen von Oranien und seine Gemahlin Maria auf den Thron. Nach mehrfachen vergeblichen Versuchen Jakobs, sich mit Hilfe Frankreichs und seiner Anhänger, der Jakobiten (s. d. 2), des Thrones wieder zu bemächtigen, starb er in St.-Germain. Vgl. Clarke, Life of James II. (Lond. 1816, 2 Bde.), ein Sammelwerk, das z. T. auf autobiographische Aufzeichnungen Jakobs zurückgeht; »Adventures of James II. of England, illustrated« (das. 1904).

5) J. III. Eduard Franz (auch der Prätendent oder der Chevalier von St. Georg genannt), des vorigen Sohn, geb. 20. Juni 1688, gest. 12. Jan. 1766 in Albano, ward nach seines Vaters [154] Tode 1701 von Frankreich, Spanien, dem Papst und den Herzogen von Modena und Parma als König von Großbritannien und Irland anerkannt. Ludwig XIV. unterstützte seine Ansprüche auf den englischen Thron und sandte 1707 eine Flotte nach Schottland, die den Prätendenten an Bord führte; doch ward diese von einem englischen Geschwader zur Umkehr gezwungen. Das Parlament setzte hierauf auf Jakobs Kopf einen Preis von 50,000, später von 100,000 Pfd. Sterl. J. nahm nun teil an den Feldzügen in Flandern bis zum Utrechter Frieden 1713, dem zufolge Ludwig XIV. die protestantische Erbfolge in Großbritannien anerkennen und den Prätendenten aus Frankreich verweisen mußte, der sich nach Lothringen begab. In den letzten Jahren der Königin Anna haben deren Minister, insbes. Bolingbroke, eine Änderung der Thronfolgeordnung von 1701 zugunsten des Prätendenten, wenn dieser hätte Protestant werden wollen, geplant und darüber mit J. verhandelt; doch war, da dieser den Glaubenswechsel verweigerte, nichts abgeschlossen, als Anna starb. Nach der Thronbesteigung Georgs J. von Hannover erhoben sich 1715 Jakobs Anhänger in Schottland unter Anführung des Grafen Mar. J. selbst landete 2. Jan. 1716 in Schottland; aber schon im Februar entfloh er wieder nach der französischen Küste. Er wendete sich nun an den Papst, von dem er erst in Avignon, dann in Rom königlich unterhalten wurde. Während die Jakobiten zu Jakobs Gunsten neue Verschwörungen einleiteten und sich deshalb sogar mit Karl XII. von Schweden verbanden, trat auch Spanien, das mit England zerfallen war, auf seine Seite und lud ihn 1719 nach Madrid ein; doch scheiterte seine Hoffnung auf spanische Hilfe infolge der Quadrupelallianz (s. d.). J. begab sich hierauf nach Livorno, wo er sich mit der polnischen Prinzessin Marie Klementine Sobieska verheiratete, und später nach Rom. Als Frankreich im Österreichischen Erbfolgekrieg Jakobs Sache wieder aufnahm, versuchte sein Sohn Karl Eduard einen neuen Einfall in Schottland und England, ward aber 1746 bei Culloden geschlagen. J. hinterließ zwei Söhne, Karl Eduard und Heinrich (Kardinal von York). Vgl. »The chevalier de St. George and the Jacobite movements 1701–1720« (hrsg. von Terry, Lond. 1901); H. D. Roome,.1 ames Edward, the old Pretender (das. 1904).

[Schottland.] 6) J. I., König von Schottland, geb. kurz vor dem 1. Aug. 1394, gest. 20. Febr. 1437, Roberts III. Sohn, ward 1406 von seinem Vater wegen der Nachstellungen seines Onkels, des Herzogs von Albany, nach Frankreich gesandt, auf der Fahrt jedoch von den Engländern gefangen genommen und von Heinrich IV. als Geisel zurückbehalten. Nach seines Vaters Tode ward J. zum König ausgerufen, allein erst nach dem Tode Heinrichs V. gegen hohes Lösegeld freigelassen. Bei seiner Thronbesteigung im März 1424 war das Reich der Auflösung nahe. Er zog die verschleuderten Krongüter wieder ein, wies den Adel in seine Schranken zurück und zog Murdac, den Sohn des Herzogs von Albany, und dessen Anhänger zu strenger Rechenschaft. Gleichzeitig unternahm er Reformen zur Hebung des Ackerbaues, des Handels und der Gewerbe, erweiterte die Gerechtsame der Bürger, führte eine bewaffnete Landesmiliz ein und verbesserte die Rechtspflege. Infolge seiner Verbindung mit Frankreich und wegen der Verlobung seiner Tochter Margarete mit dem Dauphin, spätern König Ludwig XI., ward J. in Feindseligkeiten mit England verwickelt und erschien im November 1436 mit einem Heer vor Roxburgh. Doch schon nach 14 Tagen löste er sein Heer auf und kehrte nach Hause zurück, wahrscheinlich auf die Nachricht von einer gefährlichen Verschwörung des Adels. Wenige Monate später wurde er von den Verschwornen in einem Kloster bei Perth ermordet. Jakobs Gemahlin war Johanna Beaufort, Tochter des Herzogs von Somerset. Die in schottischer und lateinischer Sprache verfaßten Gedichte Jakobs erschienen gesammelt von Tytler u. d. T.: »The poetical remains of king James« (Edinb. 1733). Die beste Ausgabe seines Gedichts »The kingis Quair« besorgte Skeat für die Scottish Text Society (1884). Bisher nicht veröffentlichte Gedichte gab Rait heraus (»Lusus regius«, Lond. 1901).

7) J. II., König von Schottland, des vorigen Sohn, geb. 16. Okt. 1430, folgte 1437 seinem Vater auf dem Thron, regierte kräftig und starb 3. Aug. 1460 bei der Belagerung von Roxburgh, das nach seinem Tode seine Gemahlin Maria von Geldern einnahm.

8) J. III., König von Schottland, des vorigen Sohn, geb. 10. Juli 1451, regierte seit 1460 und fiel auf der Flucht nach einem unglücklichen Gefecht gegen den empörten Adel 11. Juni 1488. Er war mit Margarete von Dänemark vermählt.

9) J. IV., König von Schottland, Sohn des vorigen, geb. 17. März 1473, bestieg 1488 den Thron, vermählte sich 1503 mit der Tochter Heinrichs VII. von England, Margarete, und fiel 9. Sept. 1513 in der Schlacht bei Flodden gegen die Engländer, gegen die er sich mit Frankreich verbündet hatte; er gilt als Stifter des St. Andreas- (Distel-) Ordens.

10) J. V., König von Schottland, des vorigen Sohn und Nachfolger, geb. 10. April 1512, gest. geisteskrank 16. Dez. 1542, suchte die Ausbreitung der Reformation in Schottland zu hindern, weshalb ihn sein Adel 1542 auf einem Feldzug gegen England verließ. Er war zuerst mit Magdalena, Tochter Franz' J. von Frankreich, dann mit Maria von Guise vermählt, aus welcher Ehe Maria Stuart entsproß.

11) J. VI., König von Schottland, s. Jakob 3).

[Haïti.] 12) J. 1., Kaiser, s. Dessalines.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 153-155.
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