Karte [3]

[344] Karte (Spielkarte), geglättete Blättchen, auf deren einer Seite allerhand bunte Figuren gezeichnet sind, deren andere aber ohne Figuren u. gleichförmig mit Wellenlinien, bunten Sternen od. gleichen Punkten bezeichnet sind. I. Über den Ursprung der Spielkarten sind verschiedene Ansichten aufgestellt worden. Einige, wie Court de Gebelin schreiben die Erfindung derselben den Ägyptiern zu, Andere, wie Menestrier nehmen an, daß sie von dem Maler Jacquemin Gringonneur 1392 zur Unterhaltung u. Erheiterung des Königs Karl VI. von Frankreich erfunden wurden. Karten (Cartes) werden schon gegen Ausgang des 13. Jahrh. erwähnt, doch wurden dieselben nicht zum Glückspiel, sondern nur zum Wahrsagen benutzt. Auch waren diese ältesten Karten nur Bilderkarten, die mit den Bildern unserer gewöhnlichen Spielkarten nichts gemein haben, sondern religiöse u. moralische Ideen darstellen zu sollen scheinen. Gleich den Loosbüchern (s.d.) verdanken diese Bilderkarten ihren Ursprung den Sarazenen u. Juden, wie schon ihr Vorkommen in Spanien u. Italien, sowie ihr italienischer Name Tarocchi (französisch Tarots) bekundet, der etymologisch zwar nicht klar ist, aber sicher aus dem Arabischen stammt. Auch der Name Naibi, welchen die Spielkarten früher in Italien (in Spanien Naypes) führten, ist arabischen Ursprungs u. bedeutet Wahrsagung. Neben diesen ursprünglich nur zum Wahrsagen bestimmten Tarots erscheinen seit dem 14. Jahrh. auch sogenannte Cartes numérales, mit denen um Geld gespielt wurde, u. welche den Urtypus unserer heutigen Karten bilden. Dieselben wurden zwar von Frankreich aus über das übrige Europa verbreitet, sind aber eine indische Erfindung, die von Indien aus einerseits nach China, andererseits über Persien durch die Araber nach Europa gelangte. Wie beim Schachspiel, so liegt auch allen wirklichen morgenländischen u. abendländischen Kartenspielen der Kampf zwischen zwei Parteien zu Grunde, bei den Indern heißen die Spielkarten Tschehâr-tâdsch od. Tschehâr-tâs (d.i. die vier Kronen). In der gegenwärtigen Tarokkarte (s. Tarok) haben sich zwar die Bilder (Atouts) der alten Tarocchi noch erhalten, doch wurden sie nach dem Aufkommen der Cartes numérales mit diesen auch vereinigt, u. nun auch zum Gewinnspiele angewendet. Eine Tarokkarte, welche von dem erwähnten Maler Gringonneur 1390–93 für Karl VI. gemalt wurde u. sich auf der Pariser Bibliothek befindet, ist die älteste, welche nachgewiesen werden kann. Das gewöhnliche Kartenspiel bestand ursprünglich aus vier Compagnien Soldaten, von denen eine jede ihre eigene Kleidung trug u. aus acht Gemeinen (2–9 numerirt), einem Buben (Valet), Stallmeister (Ecuyer), einer Königin (Dame) u. einem König (Roi) zusammengesetzt war. Das As stellte die Fahne vor; nach demselben wurden die vier Compagnien, die es gewissermaßen anführte, unterschieden. Später verwandelte sich der Ecuyer in einen Gemeinen, der in der Reihenfolge derselben die zehnte Nummer erhielt. Schon die ältesten in Europa gefertigten Spielkarten zeigen dieselbe Anzahl Blätter, dieselben Farben, Embleme u. Personen Nur in der Benennung der Farben finden nach den Ländern Verschiedenheiten Statt. In Beziehung auf dieselben (mit Übergehung der ganz eigenthümlichen Tarokkarte) haben sich drei [344] Gruppen gebildet. Die erste Gruppe, zu der Frankreich u. England gehören, benennen die Farben Coeur (Heart, Herz), Trèfle (Club, Klee), Carreau (englisch Dinmond, Pfeilspitze, Bolzen), Pique (Spade, Lanze). Die sogenannte Französische Karte wird noch gegenwärtig zu den meisten Spielen gebraucht. Von den vier Farben sind zwei (Trèfle u. Pique) schwarz, u. zwei (Coeur u. Carreau) roth. Zu jeder Farbe gehören 13 Blätter, nämlich: As, König, Dame, Bube, Zehn, Neun, Acht, Sieben, Sechs, Fünf, Vier, Drei u. Zwei. Fehlen die Sechs bis Zwei u. ist daher das ganze Kartenspiel nur 32 Blätter stark, so heißt das Spiel eine Piketkarte; sind die Acht, Neun u. Zehn herausgenommen, u. ist das Spiel also 40 Blätter stark, so heißt es eine L'hombrekarte, weil zu diesen Spielen nur so viel Karten nöthig sind. Die zweite Gruppe umfaßt Italien, Spanien u. Portugal; hier unterscheidet man Cupi (Becher), Denari (Münzen), Bastoni (Stöcke, Stäbe) u. Spadi (Degen). Statt der Damen finden sich Cavales (Reiter). Die dritte Gruppe ist die deutsche od. nordische. Die vier Farben sind Roth od. Herz, Grün od. Blätter (auch Spaten, Schippen), Eicheln od. Eichenholz (auch Kreuz) u. Schellen. In dieser Deutschen Karte gestaltete sich das As zum Daus, die Königin zum Ober, der Bube zum Unter; der Eichelober (in manchen Spielen alle Ober; in einigen Gegenden, z.B. im Altenburgischen, hingegen die Unter) erhielt den Namen Wenzel (nicht vom König Wenzel, sondern von dem St. Wenceslaus); der Grünober den Namen Baste, vom St. Sebastian Sonst gab es od. gibt noch jetzt eine fünfte Farbe, Blau, in der Deutschen Karte, die dann 40 Blätter hatte. Man spielte mit dieser Karte bes. eine Art deutsch Solo unter fünf Personen. Die allegorisirende Richtung, welche in der letzten Zeit des Mittelalters vorherrschte, erblickte in den vier Farben des Kartenspiels die Embleme der Geistlichkeit (Herz), des Nähr- od. Bürgerstandes (Grün, Klee, Münzen), der Knechte (Eicheln, Bolzen, weil die Bogenschützen aus den unechten genommen wurden; Stöcke) u. des Adels (Schellen, Lanze, Degen). Schon die alterthümliche Bekleidung der Bilder der Deutschen Karte deutet auf das 14 Jahrh., als Zeit ihrer Einführung hin. Einige (z.B. Hommel, Oblectamenta juris feudalis) behaupten, daß man durch die Deutschen Karten die deutsche Lehnsverfassung, durch das Daus das Reich selbst, durch den König den Kaiser, durch die Ober die Kurfürsten u. durch die Unter die andern Reichsstände, durch die Zehnen, Neunen, Achten u. Sieben, die Plebejer habe darstellen wollen. In Frankreich gab man den Königen, Damen u. Buben besondere Namen, ersteren beiden aus der biblischen Geschichte, den Buben aber zum Theil von Großen des französischen Hofs. Die Könige hießen Saul, David, Salomo, Pharao; die Damen Argine (von Regina, durch Versetzung der Buchstaben entstanden) Esther, Judith, Rahel; die Buben Achille, Hector, la Hire, Dunois. Doch blieben sich diese Namen, die übrigens nicht in das Volk eindrangen, nicht immer gleich; sie waren der Mode unterworfen u. von der gerade herrschenden Geistesrichtung abhängig. So hießen unter Karl VII. die Könige Karl, David, Alexander, Cäsar; die Damen Judith, Pallas, Rachel, Argine; die Buben Hector, Ogier u. Lahire, der Trèflebube führte den Namen des vermeintlichen Erfinders od. Verbesserers der Spielkarten (Nic. Pepin), wurde aber zuweilen auch Langelot genannt. Karl IX. nannte die Könige Augustus, Constantin, Salomo, Chlodwig; die Damen Clothilde, Elisabeth, Penthesilea u. Dido. Zur Zeit Ludwigs XIV. führten die Könige die Namen Cäsar, Ninus, Cyrus, Alexander; die Damen Pompeja, Semiramis, Roxane u. Helena; die Buben Roger, Renaud, Roland, u. der Trèflebube war nach dem Kartenmacher benannt. Die Revolution führte verschiedene Neuerungen in den Kartenbenennungen herbei; so wurden u. And. die Könige zu Voltaire, Lafontaine, Rousseau u. Molière, die Damen zu den vier republikanischen Tugenden, die vier Buben zu vier Republikanern. Der Maler David erfand neue Kartenbilder, die jedoch ebenso wie alle diese Namen die alten volksthümlichen nicht zu verdrängen vermochten.

II. Die Spielkarten werden am gewöhnlichsten gebraucht: A) zum Kartenspiel. Man spielt meist um Geld, bisweilen auch um andere Gegenstände, selten nur zum Zeitvertreibe. Man theilt die Kartenspiele gewöhnlich in Hazard- u. Commercespiele (s. b.). Bei allen Kartenspielen wird der Anfang durch Mischen der Spielkarten gemacht. a) Bei den Hazardspielen wird meist abgezogen, d.h. eine Karte nach der anderen aufgeworfen, wo die erste für den, welcher abzieht (Banquier), gewinnt, die andere aber für die, welche gegen ihn spielen, wenn sie die Karte besetzt haben (Pointeurs). Seltener wird gehäufelt (s.d.) od. vom Banquier aufgeworfen u. dergleichen. b) Die Commercespiele zerfallen wieder in Stichspiele, wo die höchste Karte od. die höchste Atout berechtigt, den Stich einzunehmen u. die meisten Stiche entscheiden; u. in Spiele mit Augen, wo die meisten Augen (so wird bei solchen Spielen z.B. das As 11, die übrigen Figuren jede 10, die Karten, welche keine Figuren haben, nicht, od. nur so hoch gerechnet, als sie den Namen haben) entscheiden. In noch anderen Commercespielen entscheiden Sequenzen, d.h. wenn der Spieler mehrere Blätter aus einer Farbe in einer gewissen Reihenfolge neben einander hat, in noch anderen sind auch mehrere Karten gleicher Geltung, die man zusammen hat, z.B. 4 As, 4 Könige, 3 Damen etc. von Bedeutung. Bei allen Commercespielen wird bei jedem Spiel gegeben, d.h. ein Spieler wirst den Mitspielern, je nach den Regeln des Spieles, die Karten hin. Wer zuerst gibt, gibt an, wer am Schluß des Spieles gibt, gibt ab. Während des Gebens, od. vor od. auch nach demselben in den meisten Spielen wird Trumpf (Atout, Couleur) gemacht, d.h. die letzte Karte umgeworfen od. eine beliebige Karte der Nebenkarte, jedoch ohne sie vorher anzusehen, gewählt. Die Farbe, welche dies Blatt ist, übersticht während des Spieles alle anderen Karten von anderen Farben, selbst die höchsten. In manchen Spielen bestimmt aber auch der das Spiel Ansagende den Trumpf. Darauf spielt bei den meisten Commercespielen der Spieler links (zuweilen auch der rechts) des Gebers aus. Wer nun den Stich hat, nimmt ihn ein, d.h. legt die Farben zusammen u. stichweise od. im Ganzen vor sich hin u. spielt wieder aus. In manchen Fällen wird gekauft, d.h. von den nicht ganz unter die Spieler vertheilten, verdeckt liegen bleibenden Blättern (Talon, Kaufkarten) nach dem Beginn des Spieles so viel weggenommen, als von den, welche der Spieler in der Hand hat, weggeworfen werden. In manchen Spielen werden die einem Spieler zum [345] Vortheil zu rechnenden Gewinne mit eigenen Spielmarken (s.d.) angelegt (vgl. Whist u. Ecarté), bei anderen der Gewinn bei jedem Spiel gleich baar od. durch Spielmarken einstweilen bezahlt. Die besonderen Regeln sind bei jedem Spiele erklärt. Die Zahl der Kartenspiele hat sich ins Unübersehbare vermehrt. Vielleicht das älteste deutsche Kartenspiel ist das Landsknechtsspiel, als dessen Nachahmung das französische Viquet zu betrachten ist, wie es schon von Karl VI. gespielt wurde. Für das geistreichste aller Kartenspiele gilt das L'Hombre, welches aus Spanien stammt; sehr verbreitet sind das Boston, das englische Whist, das Solo, das Scat (verstümmelt aus Escarte, Ecarte, altfranzösisch Escarter, italienisch Scartare [beides Ableitungen von Carte, Carta] bedeutet eine Karte aus dem Spiele herauslegen) etc. Die verschiedenen Gegenden u. verschiedenen Stände haben ihre Lieblingsspiele; auch macht sich die Mode auf diesem Gebiete vielfach geltend.

Die Spielkarten dienen ferner B) zu Kartenkünsten. Diese beruhen theils auf gewissen Kunstgriffen, wie dem Volteschlagen od. einer Fertigkeit im regelmäßigen Mischen, nach welchem man ein bestimmtes Blatt auf einen bestimmten Ort zu bringen weiß (Filiren); theils auf bes. zubereiteten Karten (z.B. daß ein ganzes Spiel aus nur einerlei Blättern besteht, od. daß das eine Blatt gegen die übrigen länger od. breiter ist u. dergl.), theils auf bes. arithmetischen Verhältnissen (z.B. daß zehn in gewisse Ordnung gelegte Karten nach einer siebenmaligen Mischung, bei welcher man auf die zwei obersten Blätter [1. 2.] die zwei folgenden [3. 4.], unter jene die drei folgenden [5. 6. 7.], obenhin wieder die zwei folgenden [8. 9.] u. unten zuletzt das einzelne Blatt [10.] legt, die erste Ordnung wieder erhalten; daß durch Zählen der Augen in zurückbehaltenen Karten die Zahl der übrigen bestimmt werden kann etc.); bei den meisten aber wird eine gewisse Geschwindigkeit, so wie eine Geschicklichkeit erfordert, die Aufmerksamkeit der Zuschauer von den Karten ab- u. auf fremdartige Dinge zu leiten.

Auch C) zum Kartenschlagen werden die Spielkarten gemißbraucht, indem man vorgibt, aus der zufälligen Lage der einzelnen Blätter eines Kartenspieles, vermöge der willkürlich angenommenen Bedeutung ihrer Figuren, das Schicksal eines Menschen od. einzelne Begebenheiten seines Lebens vorhersagen zu können. Das K. wurde durch den Aberglauben früherer Zeiten so begünstigt, daß es sich längere Zeit als eine Art von Wissenschaft (Chartomantie) behauptete u. sich oft scheinbarer Erfolge rühmte. Zigeuner haben die Kunst des K-s am meisten benutzt, doch auch Andere u. bes. Weiber; die berühmteste Kartenschlägerin neuerer Zeit ist Marianne Le Normand, welche von Robespierre, Napoleon, der Kaiserin Josephine u. vielen anderen hochgestellten Personen zu Rathe gezogen wurde; nach ihr Frau Lacombe, welche ebenfalls von der hohen Welt in Paris vielfach aus der Karte berathen wurde.

III. Die Spielkarten werden verfertigt von den Kartenmachern. zünftigen Handwerkern, od. in Kartenfabriken. Die dünne Pappe, woraus die Karten gemacht sind, bereitet sich der Kartenmacher in der Regel selbst Sie, besteht gewöhnlich, bes. bei gröberen Karten, aus drei, mit Kleister auf einander geleimten Bogen Papier, dem Vorder-, Mittel- u. Hinterbogen. Zum Mittelbogen wird meist graueres Papier genommen, doch muß es auch von allen Unebenheiten frei sein. Vorder- u. Mittelbogen heißen auch Doppelbogen. Zuweilen wird das Kartenpapier auch gleich in der Papiermühle aus dem Ganzen gefertigt. Je nachdem die Karten sein sein sollen, wird zu dem Hinter- u. noch mehr zu dem Vorderbogen seines, weißes, fleckenloses Papier genommen. Zunächst wird nun der Hinterbogen mussirt, d.h. es werden farbige, in einander laufende Figuren, gleichmäßige Sterne od. Punkte mittelst der Mussirsorm, einer gewöhnlichen Kattundruckerform, od. eine Art Marmor, mit einem Schwamme darauf gedruckt; die Farbe wird mit einem Pinsel od. einer Bürste auf die Mussirsorm getragen, der Bogen Papier auf die Form gelegt u. mit dem Haarreiber an allen Punkten gehörig aufgedruckt. Zum Bedrucken des Vorderblattes (Vorderdruck), das zugleich od. zunächst geschieht, wird bei den deutschen Karten u. den Figuren der französischen Karten eine Vorform gebraucht, d.h. die Form, mit welcher die Umrisse schwarz od. blau aufgedruckt werden. Statt der hölzernen Vorformen werden jetzt die Umrisse des Vorderdruckes bei feineren Karten mittelst Kupferstich od. Steindruck ausgeführt. Nun erfolgt das Leimen (Mischen) auf dem Arbeitsbret. 35 geleimte Blätter heißen ein Stoß, 12 Stöße ein Pack. Man schneidet auch die Blätter vor dem Leimen u. klebt sie erst später zusammen. Die Bogen od. Blätter bekommen nun die erste Presse, wodurch der Kleister vollends ausgedrückt wird u. die Karten schon eine gewisse Glätte erhalten. Die Umrisse werden nun mittelst Patronen (Malblättern) ausgemalt. Zu jedem Kartenblatt sind so viel Patronen nöthig, als verschiedene Farben auf demselben vorkommen. Die Figuren werden mittelst eines Patronenmessers, die Gesteine (Augen) mittelst des Gesteineisens bes. ausgestochen. Die Gesteinkarten, d.h. diejenigen, welche keine Figuren enthalten, bekommen keine Umrisse (s. oben), sondern werden nur mit Patronen, mit ihren Farben bemalt. Die Farben, welche die Kartenmacher gebrauchen, sind meist Saft-, doch auch Erdfarben (Zinnober u. dergl.), welche mit Kleister versetzt werden. Das eigentliche Glätten geschieht, nachdem die Bogen gedruckt u. ausgemalt u. in der Alme, einem Trockenherd, getrocknet sind, auf der Polire, einer Vorrichtung, ähnlich dem Glätttisch der Kattundrucker, indem sie vorher mittelst des Reibeballens von dem Seiser mit etwas mit Wasser verdünnter venetianischer Seife überstrichen (geseift) sind, mittelst eines Glättsteins od. einer Glaskugel od. einer Drehwalze. Zuletzt werden die Bogen zerschnitten: erst mit der Durchschlagschere in halbe Bogen, dann mit der Riemenschere diese halben Bogen in Riemen (lange Streifen) u. zuletzt mit der Blätterschere in einzelne Kartenblätter. Nun werden die Unreinigkeiten u. Höcker mit einem ganz scharfen Messer abgenommen (gereinigt) u. die ganz unbrauchbaren Blätter ausgeschossen, die fertig u. gehörig gelegten Spielkarten unter einer Handpresse (Kartenpresse) gepreßt, die Karten spielweise in einem Sechstelbogen seinen, meist auf der oberen Seite mit dem Farbezeichen, der Angabe der Sorte etc., roth od. blau, nach der Farbe, wie die Karte mussirt ist, bedruckten Papiers eingeschlagen u. so verkauft Vor dem. Einzelverkauf muß jedes Spiel Karten in dem Lande, wo es gebraucht wird, mit einem obrigkeitlichen Stempel (Kartenstempel) versehen[346] u. dafür eine Abgabe von 21 Sgr. bis 1 Thlr. bezahlt werden. Bei Französischen Karten wird der Stempel gewöhnlich auf das Coeur- od. Pique-As, bei Deutschen in verschiedenen Ländern auf verschiedene Blätter (z.B. auf das Rothe Daus, den Eichelunter etc.) gedruckt. Das Spielen mit ungestempelten Karten wird mit hoher Geldstrafe geahndet. Die besten u. elegantesten Karten werden noch immer in Frankreich, in neuester Zeit aber auch in Deutschland, namentlich in Wien geliefert. Sonst ist die Kartenfabrikation von Bedeutung in Nürnberg, Leipzig, Naumburg, Berlin, Hamburg, München, Frankfurt. Auch Holland treibt ansehnlichen Handel mit Karten. Im Anfange wurden die Karten gemalt; namentlich führten verschiedene Maler in Italien schöne Karten in Miniatur aus. Im 15. Jahrh. begann man den Kupferstich auf die Karten anzuwenden. Vorzugsweise bediente man sich doch des wohlfeileren Holzschnittes u. zwar zuerst in Deutschland (s. Holzschneidekunst). Kartenmacher u. Kartenmaler werden neben den Briefmalern schon 1402 in Ulm, 1418 in Augsburg, 1433–38 in Nürnberg genannt. Schon um die Mitte des 15. Jahrh. ging das deutsche Fabrikat in großen Partien nach Italien, Sicilien u. über das Meer. In künstlerischer Beziehung war die Kartenfabrikation seitdem nicht sehr vorgeschritten; erst in neuerer Zeit ist einiges für diesen Industriezweig geschehen. Man bedient sich jetzt des Buchsbaums für den Holzschnitt zu den Formen, der Clichés u. des Messingschnittes, sowie der Buchdruckerpresse für den Abdruck. Auch die Moussirung wird mit letzter in größeren Fabriken aufgedruckt. Der Stich in Kupfer, Zink, Stahl u. die Lithographie werden nur selten zur Herstellung der gewöhnlichen Deutschen u. Französischen Karten (Trappolirkarte, von Trappola, einem der ältesten italienischen Kartenspiele) angewendet; es geschieht nur bei den feineren Sorten, sowie den figurenreichen Tarokkarten. Um die Verbesserung der alterthümlichen Kartenfiguren hat sich F. W. Gubitz verdient gemacht. Bis 1518 bezeichneten die Nürnberger Kartenmacher ihre Karten mit einem †. Dies untersagte jedoch der Magistrat in dem genannten Jahre u. befahl dafür eine X zu setzen, die sich noch unter der Rothsieben der meisten Deutschen Karten findet. Da die ältesten Spielkarten für die Geschichte der Holzschneidekunst, wie weiter der daraus hervorgegangenen Typographie nicht unwichtig sind, so werden ältere Karten eifrig gesammelt (Putsch in Augsburg), u. die Entstehung derselben ist mehrfach von Kunsthistorikern u. Bibliographen bearbeitet worden. So von Abbé Rive (Eclaircissements sur l'invention des cartes à jouer, Par. 1780), Breitkopf (Versuch über den Ursprung der Spielkarten, Lpz. 1784); Singer (Researches into the history of playing cards, Lond. 1816); Duchesne (Observ. sur les cartes à jouer, Par 1836); Leber (Etudes historiques sur les cartes à jouer, Par. 1842; Jeux des cartes tarots et des cartes numérales, ebd. 1844); Chatto (Facts and speculations on the origin and history of playing cards, Lond. 1848; Treatise on wood engraving, ebd. 1839); Brunet (Notice bibliographique sur les cartes à jouer, Par. 1842); Lotzmann (in Raumers Historischem Taschenbuch, 1837 u. 1841) etc.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 344-347.
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