1. Alte Diener, Hund' und Pferd' sind bei Hof in Einem (gleichen) Werth. – Blum, 710; Pistor., I, 47; Simrock, 1605; Körte, 868.
Ung.: Agg ebnek, vén szolgának egy a fizetése. (Gaal, 292.)
2. Alte Diener soll man auf den Händen tragen.
Lat.: Redit tandem famulis bolus honoris. (Bovill, II, 53.)
3. Altem Diener und altem Hunde trieft kein Fett vom Munde.
Lat.: Heluonum et famuli, et canes esuriunt. (Bovill, II, 52.)
4. Aus gutem Diener wird ein guter Herr.
Frz.: A peine sera bon maistre qui n'a esté serviteur. (Leroux, II, 165.)
It.: Difficilmente serà buon padrone, chi non è stato buon servitore. (Pazzaglia, 242, 1.)
5. Besser an einen würdigen Diener als an einen unwürdigen Sohn denken.
6. Dem Diener vnehr widerfehrt, so er dem dient, ders nicht ist wehrt. – Lehmann, 127, 74.
7. Den Dienern geht's wie eim newen Kleidt, so hat mans gern, wird es alt, so wirds veracht. – Lehmann, 128, 91.
8. Der Diener Ehre ist der Herren Ehre. – Pistor., V, 93; Simrock, 1606.
Frz.: Au serviteur le morceau d'honneur. (Leroux, II, 79.) – En l'onnour dou seignor gaaignent li serjent. (13me siècle; Leroux, II, 80.)
9. Der Diener eines Mannes kann ein Jahr leben, der Sklave einer Frau stirbt binnen sechs Monaten. (Hindostan.)
10. Der diener kan vnd soll nit besser haben, dann sein herr. – Henisch, 701.
11. Der Diener muss leiden viel, der grossen Herrn nicht heucheln will.
12. Der diener trew vnnd redlichkeit ist eines haus vnd lands grundfest. – Lehmann, 122, 17.)
[597] 13. Des Dieners Lob ist des Herrn Ehre. – Winckler, XV, 50.
14. Diener dienen jhrem Herrn umb jährlichen Sold, sie lieben aber die herrn vmb milde Gaben. – Lehmann, 125, 53.
15. Diener halten ist schwer, aber das Dienen noch mehr.
16. Diener mehr (vieles) wissen, als (wenig) reden müssen. – Eiselein, 118.
Lat.: Plus oportet scire servum, quam loqui. (Plautus.) (Binder II, 2598; Faselius, 204; Philippi, II, 99; Schonheim, P, 15; Seybold, 447; Wiegand, 1138.)
17. Diener seynd des Leibs Schatten, erstrecken sich weither als der Leib reichen kan. – Sutor, 234.
18. Diener seynd wie Rechenpfenning, wie sie der Herr legt, so gelten sie. – Lehmann, 134, 35; Simrock, 1608.
Engl.: The servant of a king is a king. (Bohn II, 514.)
19. Diener soll man nehren, nicht mesten. – Lehmann, 373, 150.
20. Diener und Hunde sind wie man sie zieht.
Frz.: Qui veut avoir bon serf ou chien il faut qu'il les gouverne bien (oder: il faut qu'il lui couste du sien). (Leroux, II, 312.)
21. Diener und Kleider werden neu geliebt und alt verachtet.
22. Dienern soll man nicht zu viel gewalts lassen. – Henisch, 701.
23. Dreierlei Diener sind beschwerlich: Non mihi sit servus medicus, propheta, sacerdos. – Eiselein, 118.
24. Ein Diener, der da weiss; wie er eim hundt soll ein Bett machen, der kann vber berg vnd Tahl kommen. – Lehmann, 121, 6.
25. Ein Diener, der schlimmen Herren dient, und ein Herr, der sich unwilligen Diener hält, sind die grössten Narren in der Welt.
26. Ein diener dient offt mehr umb einen vortheil als vmb bestimpten Soldt. – Lehmann, 126, 57.
27. Ein diener dient vmb Gelt vnd nicht vmb danckhab. – Lehmann, 125, 55.
28. Ein Diener ist nervis alienis mobile lignum. – Eiselein, 118.
29. Ein Diener muss gute Beine, ein Schüler guten Kopf und Willen haben.
30. Ein diener soll in spitzen geschefften die Krebs mit seines Herrn Handschuh auss den löchern ziehen. – Lehmann, 121, 7.
31. Ein diener wirt gehasset sehr, wann er gescheiter ist, dann sein Herr. – Henisch, 101.
32. Ein getrewer Diener ist ein (verborgener) Schatz (Kleinod) im Hause. – Egenolff, 77b; Lehmann, 122, 16; Guttenstein, I, 30; Sailer, 265; Simrock, 1599a.
Frz.: A bon serviteur tard pourvoyeur. (Leroux, II, 79.)
Holl.: Wie een' getrouwen dienaar heeft, die heeft een' schat in zijn huis. (Harrebomée, I, 131.)
33. Ein guter (geschickter, fleissiger) Diener bedarf des Sporns nicht. – Burckhardt, 90.
34. Ein guter Diener muss Eselsschultern, einen Schweinerüssel und Affen- oder Kaufmannsohren haben.
Frz.: Espaule d'asne, groin de porc, oreille de singe ou de marchant doit avoir un bon servant. (Leroux, I, 113.) – Serviteur voulant faire son devoir, oreilles d'asnes doibt avoir, pied de cerf et groin de porceau n'espargnant sa chair ne sa peau. (Leroux, II, 79.)
Holl.: Ezels scholderen, varkens muil, koopmans ooren. (Harrebomée, I, 188.)
It.: Il servitor deve haver orecchie di lepre. (Pazzaglia, 332, 7.)
Lat.: Probis famulis asininae aut caninae aures. (Bovill, II, 200.)
35. Ein schlechter Diener fragt (um Erlaubniss), wenn's geschehen ist.
36. Ein trewer diener hat zehen hend vnd Herren, die nach jhm trachten. – Henisch, 701.
37. Ein trewer diener ist ein schatz im hauss, der mit gelt nicht zu bezahlen ist. – Henisch, 701.
38. Einem getrewen Diener gehts bissweilen wie dem Patriarchen Jacob, der viel Jahr vmb[598] die schöne Rachel (vmb gross ehr vnd nutz) dient und wird mit der schelen Lea bezahlt. – Lehmann, 126, 67.
39. Eingeborene Diener geben den besten Rath.
40. Es gehört kein diener in die Welt, dann der Teuffel vnd sein Muter. – Henisch, 701.
41. Es gibt keine treuern Diener als Advocaten, denn sie ziehen die Kleider aus bis auf den nackten Leib. (Rheinhessen.)
42. Es ist ein guter Diener, aber er ist nicht da, wenn man ihn braucht.
Lat.: Bene malo non facias et malum non continget tibi. (Sutor, 72.)
43. Es ist ein thörichter Diener, der nicht etwas Schatten auf sein eigenes Haupt fallen lässt, wenn er den Schirm trägt.
44. Es ist loblich wann ain Diener lange an ainem orte dienet. – Agricola II, 172.
45. Es muss ein diener leiden vil. – Henisch, 701.
Engl.: Servants should put on patience, when they put on a livery. (Bohn II, 483.)
46. Gehorsamer Dyner, saghte Här Smîëmann, doa liäwede hä noch. (Iserlohn.) – Frommann, III, 256, 46.
D.h. da er noch lebte.
47. Getrewe diener findt man nicht auffm Grempel-(Trödel-)markt. – Lehmann, 122, 18; Günther, 61; Kirchhofer, 205; Simrock, 1602; Körte, 865.
48. Glückselig, der keinen Diener vonnöthen und selbst nit dienen darff. – Sutor, 234.
49. Ihr Diener, Herr Esel mit Namen, wie kommen wir also zusammen? – Eiselein, 150.
50. Je mehr Diener, je schlechter bedient.
Holl.: Hoe meerder dienstboden, hoe slechter dienst. – Hoe meerder hoop, hoe minder dienst. (Harrebomée, I, 132.)
51. Jeder wählt sich seine Diener nach Gefallen.
52. Man muss einem Diener die Haare nicht zu lang wachsen lassen.
Span.: A tu criado no le hartes de pan, no pedirá queso. (Bohn I, 203.)
53. Man muss einem guten Diener nicht zu viel aufladen.
Dän.: Man skal ei drifve en god svend formeget. (Prov. dan., 119.)
54. Mancher Diener betreifft sich mit seim eygenen Schmaltz. – Lehmann, 73, 25.
55. Mancher Diener geht seinem Herrn nach vnnd wolt jhm lieber auffm Kopff stehen. – Lehmann, 124, 40.
56. Mancher Diener wermt sich beym Fewer, dass jhme die Augen davon schwitzen. – Lehmann, 126, 66.
57. Mancher Diener zeucht wie ein müder Ochs. – Lehmann, 124, 32.
58. Trewen dienern soll man wol lohnen. – Henisch, 701.
59. Trewen dienern spart Gott den danck zusamen. – Henisch, 701; Simrock, 1599b; Körte, 864.
60. Viel Diener, viel Diebe.
Holl.: Die veel dienstboden heeft, die heeft veel dieven. (Harrebomée, I, 130.)
61. Viel Diener, wenig Dienst.
62. Von einem bösen Diener ist die Zunge das Aergste.
63. Was man an getreuen Dienern (oder Arbeitern) erspart, das faselt nicht. – Lehmann, 74, 51.
64. Was man an trewen dienern erspart, das gehet an galgen (vnd macht, das man desto weniger trew gesind find). – Henisch, 701.
65. Was man gibt einem trewen diener, das ist alles zu wenig, widerumb was man einem vntrewen, ist alles zu viel. – Henisch, 701; Egenolff, 170b; Sailer, 265; Simrock, 1603; Körte, 866; Sutor, 897; Gaal, 291; Sprichwort, 177; Schottel, 1133b.
Lat.: Canescunt dulci rore concreta gramina, at delicata mancipia fastidire delitias. (Sutor, 897.)
[599] 66. Welcher Diener jhm selbst nicht nutz ist, der nutzt auch seinem Herrn nicht. – Lehmann, 126, 61.
So antwortete der Pfalzgraf Kasimir, als man ihm sagte, dass seinen Dienern die Federn wüchsen.
67. Wenn der Diener reich wird und der Herr arm, so taugen beide nichts. – Simrock, 1604; Körte, 867.
68. Wenn Diener die Herren zu Gaste bitten, muss es der Rechenpfennig bezahlen. – Mathesy, 208b.
69. Wenn einem treuen Diener die Welt nicht dankt, so dankt ihm Gott.
70. Wenn man dem schlechten Diener einen Pfennig gibt, so betrügt er den Herrn um einen Thaler.
71. Wenn man den Diener ehrt, so ehrt man seinen Herrn.
72. Wenn sich die Diener zanken, nehmen die Herren Abschied.
73. Wer dem Diener Ehr' und Lohn abschneidet, bläst seinem Fleisse das Licht aus.
74. Wer den Diener nach Wasser schickt und es sich selber holt, der kann gut trinken.
Der Russe sagt: Wenn du deinem Diener pfeifst, so schadet es nichts; aber es nützt, wenn du dir selber das Glas Wasser holst. (Altmann V.)
75. Wer einen guten Diener haben will, der muss sich's was kosten lassen.
76. Wer einen trewen diener hat, der hat einen schatz ym hause. – Agricola I, 102; Latendorf, 135; Henisch, 701; Sprichwort, 176.
Holl.: Wie een' getrouwen dienaar heeft, die heeft een' schat in zijn huis. (Campen, 14; Harrebomée, I, 131.)
77. Wer einen vntrewen diener hat, der hat einen dieb vnd feind im hauss. – Henisch, 701.
78. Wer gute Diener will, muss sie gut halten.
Frz.: Qui veult avoir bon serviteur il le fait nourrir. (Leroux, II, 313.)
79. Wer nicht zuvor Diener gewesen, kann nicht wohl Herr sein. – Körte, 4555.
80. Willst du einen treuen Diener haben, so diene dir selbst.
81. Willst du treue Diener haben, so halte sie danach. – Sutor, 234.
82. Wird der Diener reich und der Herr arm, kriegt der Herr einen leeren Darm. (Sachsen.) – Boebel, 161.
83. Wunderliche diener bleiben jr lebenlang betler. – Henisch, 701.
*84. Er ist immer ein gehorsamer Diener, aber wenn man ihn braucht, ist er nicht zu Hause.
85. Aus einem beleidigten Diener wird ein gefährlicher Feind.
Dän.: Portörned tiener bliver tut stoirte fiende. (Prov. dan., 187.)
86. Danckt trewen Dienern die Welt nicht, so danckt jhnen Gott, kommpt beides, so ist's desto besser. – Petri, II, 55.
87. Die Diener werden reich, die Herren arm. – Monatsblätter, V, 159, 17.
88. Diener spielen gern die Herrn.
Sie geben sich das Ansehen der Herrschaft selbst.
Lat.: Catulae dominas imitantes. (Philippi, I, 76.)
89. Ein Diener muss einen Knecht haben. – Markolf, 155.
90. Ein fauler Diener ist ein guter Prophet. (S. ⇒ Bote 9.)
Bei Tunnicius (852): Ein loi deiner is vake ein gût prophete. (Praecinit ignavus crebro ventura minister.)
91. Ein guter Diener Gottes wird nie ein schlimmer Freund des Fürsten sein. – Wirth, II, 525.
92. Ein guter Diener muss die Kunst zu schweigen verstehen.
It.: Secretario non pigliare, che non posseda l' arte del tacere. (Pazzaglia, 368, 8.)
93. En traen Däner kân em nit genach bezuolen. – Schuster, 419.
94. Gestern Diener, heute Herr.
Lat.: Heri servus, hodie liber. (Faselius, 105.)
95. Getrewen Dienern oder guten Freunden sollen die Herren nichts abschlagen. – Henisch, 1230, 19.
96. So viel Diener, so viel Feinde.
It.: Tanti servitori, tanti nemici. (Giani, 1543.)
97. Viele Diener machen grossen Lärm.
It.: Molti servitori, molti rumori. (Giani, 1542.)
98. Wenn Diener die Herren zu Gaste bitten, muss es gemeiniglich der Rechenpfennig bezahlen. – Richter, Axiomata, II, 226.
99. Wer den Diener hält (hat, fährt, beräth), der hält (hat u.s.w.) den Herrn.
100. Wer mit seinem Diener spielt, macht ihn zu seinem Herrn.
Lat.: Si servum ineptum vis, cum eo abstine a jocis. (Sailer, Sprüche, 177.)
101. Wer nicht zuvor ein Diener gewesen ist, weiss keinen Diener zu halten. – Harssdörffer, 479.
»Der Dienst ist der Weg zur Herrschaft, wie die Leiter zum Dach. Wer keinem Herrn kann unterthan sein, ist nicht tauglich zu einem Herrn.«
*102. Den Dienern des Wortes Herberge geben. – Luther's Tischr., 83a.
Ihre Lehre aufnehmen und befolgen.
*103. Es ist ein Diener aus der siebenten Bitte.
Also einer, der nicht viel taugt. Die Griechen nannten einen rohen, unbrauchbaren Sklaven einen für Salz eingetauschten. Die Kaufleute, die Salz ausführten, tauschten zuweilen Sklaven dafür ein.
Lat.: Sale emtum mancipium. (Erasm., 174; Philippi, II, 164.)
[1136] *104. Wo ich bin, muss mein Diener auch sein. – Frischbier, I, 580.
Gegen lästige Begleiter.
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