1. Am Geschmack erkennt man den Wein.
Oft auch erst an seinen Wirkungen oder durch chemische Analyse.
2. Das hat keinen Geschmack mehr, sagte der Floh, als er einem alten Weibe am Beine sass.
[1597] 3. De Geschmack is verschieden, segt Burgheim, ên mag de Mutter, un de anner de Dochter. (Mecklenburg.) – Hoefer, 94.
4. Der erste Geschmack kommt aus deinem Sack. – Kirchhofer, 265.
5. Der Geschmack ist verschieden.
Aus der Gegend von Braunschweig in der wol nur scherzhaften Form eingegangen: Die Geschmäcker der Püblikümme sind verschieden. In Finnland: Es haben nicht alle denselben Geschmack. (Bertram, 47.)
Frz.: Les goûts sont différents.
Lat.: Alter nare cupit, alter pugnare paratus. (Ennius.) (Binder II, 136.) – Non omnes eadem mirantur amantque. (Horaz.) (Binder II, 2196; Kruse, 181.) – Non omnibus unum est, quod placet. (Binder II, 2201.)
6. Der Geschmack ist verschieden, dem einen gefällt die Mutter, dem andern die Tochter, manchem gefallen beide. (Ostpreuss.) – Frischbier, 250; Frischbier2, 1240.
»Chacun a son gout, dem einen gefällt der Ochs, dem andern Wasischta's Kuh.« (H. Heine's Reisebilder, Hamburg 1840, III, 376.)
7. Der Geschmack ist verschieden, sagte die Magd, da ass sie den (Kaffee-)Grund und goss die Brühe weg.
Engl.: Tastes differ, said the man, when he kissed his cow.
8. Der hat Geschmack, sagte der Küster, als ein Bauer in einer langweiligen Predigt gähnte (oder schlief).
9. Einem verdorbenen Geschmack ist auch der Honig bitter. – Winckler, VII, 63.
It.: Al gusto guasto non è buon alcun pasto. (Pazzaglia, 154, 2.)
10. Feiner Geschmack bringt an den Bettelsack.
11. Is't nig gôd vor'n Smack, so is't dog gôd vor'n Kack. (Holst.) – Schütze, IV, 126.
Wird den Anfängern im Tabackrauchen gesagt; schmeckt's nicht gut, so öffnet's doch.
12. Jeder nach seinem Geschmack.
Frz.: Chacun à son goût. (Bohn I, 12.)
13. Jeder nach seinem Geschmack, sagte der Bauer, da ass er Pferdekötel für Bratäpfel.
Holl.: Ieder zijn meug, zei de boer, en hij at paardenkeutels voor vijgen. (Harrebomée, II, 379.)
14. Jeder nach seinem Geschmack, sagte jene, und der eine schor seinen Bart, der andere zog die Haare aus. – Burckhardt, 713.
15. Jedes hat seinen Geschmack, der Hirsch trägt's Geweih und der Esel den Sack.
16. Man muss für den Geschmack auch etwas thun, sagte Hans Quast, und flickte die alten Hemden mit neuen.
Holl.: De zinnen moeten werk hebben, zei de knecht, en hij lapte met nieuwe hemden de oude. (Harrebomée, I, 301.)
17. Man muss nach seinem Geschmack essen und sich nach anderer Geschmack kleiden.
18. Ueber den Geschmack lässt sich nicht streiten.
Dän.: Hver Mand sin Lyst. (Bohn I, 375.)
Frz.: Des goûts et des couleurs on ne peut disputer. (Cahier, 817; Kritzinger, 354a.)
It.: Sopra i gusti non v' e da disputare. (Pazzaglia, 154, 1.) – Tutti i gusti son gusti. (Bohn I, 129.)
Lat.: De gustu non est disputandum. (Binder II, 704; Faselius, 59; Wiegand, 1101.)
Trotzdem liefen die vornehmen jungen Römer auf der Strasse mit Peitschen herum, um diejenigen zu geiseln, denen die Gedichte des Poeten Lucilius nicht gefielen; und ein französischer Hauptmann drohte Girae, er wolle seine ganze Compagnie Soldaten bei ihm einquartieren, wenn derselbe fortfahren sollte, Voiture's Werke zu tadeln. (Welt und Zeit, V, 331, 132.) Dies Sprichwort gilt aber auch, wenn man de olfactu setzt. Man wird es nicht bestreiten, wenn man liest, dass der Botaniker Turner 54 Personen eine und dieselbe Blume zur Prüfung des Geruchs vorlegte und das Ergebniss erhielt, dass 41 dieselbe für wohlriechend, 4 für mattriechend, 8 für ganz geruchlos und einer sogar für stinkend erklärte. Erfährt nun die Natur selbst so widersprechende Urtheile, wie mag sich die Kunst wundern, dass es ihr ebenso geht. »Ein Theil der Menschen findet das trivial, was der andere als hohe Weisheit verehrt.« (Welt und Zeit, V, 205, 36.) Der Geschmack ändert sich auch mit Menschenaltern. Der Papst Zacharias erliess eine Verordnung, die den Genuss von Störchen und Raben verbot. Noch im 12. Jahrhundert waren Schwäne, Kraniche, Rohrdommeln, Pfauen und Reiher geschätzte Leckerbissen auf den Tafeln der Vornehmen. Solches Fleisch konnte natürlich nur durch [1598] pikante Brühen geniessbar gemacht werden. Gewürze waren so beliebt, dass ein altes Speiselied verlangt, »der Athem solle wie eine Apotheke riechen und ein heisser Rauch dem Becher entgegensteigen«. Pfeffer, Zimmt, Muskate u. dgl. waren aber noch nicht zu haben. (S. ⇒ Gustus.)
19. Wer keinen Geschmack hat, trinkt Wasser für Wein.
Dän.: Var ikke smagen, drak mand saa gierne vand som viin. (Prov. dan., 513.)
*20. Er hat den Geschmack verloren wie ein alter Koch.
Dän.: At tabe smagen som de gamle stegere. (Prov. dan., 513.)
*21. Es hat den Geschmack von Manna.
Das grösste Lob, was der Gutschmecker einer Speise ertheilen konnte.
Jüd.-deutsch: Den Táam von Man. (Tendlau, 16.)
22. Der Geschmack ändert sich aller zehn Jahre.
It.: Si cambia di gusto ogni dieci anni. (Giani, 825.)
23. Der Geschmack ist verschieden an allen Orten, der will Pasteten, der andere will Torten.
24. Der Geschmack ist verschieden, der eine liebt die blauen, der andere die braunen.
25. Der Geschmack ist verschieden gerathen, der will's gesotten, und der will's gebraten.
26. Gschmack, gruch, ghör, gsicht vnd das anrieren, die fünff sinn lass dich nicht verfieren. – Loci comm., 162.
Lat.: Gustus et olfactus, auditus, uisio, tactus sunt sensus quinque, quorum peccata relinque. (Loci comm., 162.)
27. Jeder nach seinem Geschmack, ich esse Feigen.
Altfries.: Elk sin Möög, ik iit Fiigen. (Hansen, 10.)
28. Sehr wenig Geschmack beweiset, wer Nudeln mit Maccaroni speiset.
It.: Lasagne e maccheroni, cibo da poltroni. (Giani, 875.)
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