Schwimmen

[684] Schwimmen, sich auf od. in einem flüssigen Körper bewegen, ohne unterzusinken. Alle Körper schwimmen, welche specifisch leichter sind, als die Flüssigkeit, in welcher sie sich befinden; leichtere Gegenstände schwimmen auf schwereren, z.B. Öl u. Holz auf dem Wasser, Eisen auf Quecksilber, Luftbälle in der Luft, auch leichtere Gasarten auf den schwereren, so lange sie nicht durch Bewegung vermischt werden od. gar keine Verbindung mit einander eingehen können, wie ebenfalls Wasser u. Öl. Alle hohlen Körper, auch wenn sie von einer Masse sind, welche specifisch schwerer ist als Wasser, schwimmen dann, wenn das Gewicht der von denselben umschlossenen Luft addirt zu dem Gewichte des umfassenden Körpers geringer ist, als das Gewicht eines gleichen Volumens Wasser, daher schwimmen metallene hohle Kugeln, verschlossene Glasflaschen u. Kähne von Blech. Schwimmt ein Körper, so dreht er sich so lange, bis sein Schwerpunkt senkrecht unter dem Schwerpunkt der verdrängten Flüssigkeitsmenge liegt. Denn beim S. in vollkommener Ruhe ist zwar die Lage des Schwerpunkts des schwimmenden Körpers gleichgültig, da das ganze Gewicht desselben aufgehoben ist; allein bei der mindesten Bewegung, welche ein Auftauchen zur Folge hat, würde bei einer seitlichen Lage des Schwerpunktes der nun nicht mehr im Gleichgewicht erhaltene Körper nach dieser Seite umstürzen; folglich ist die genannte Stellung die einzige stabile Gleichgewichtslage. Beim Bau der Schiffe muß daher darauf geachtet werden, daß bei dieser Gleichgewichtslage der Bord beiderseits gleichweit aus dem Wasser hervorragt. Eben so schwimmen lange u. an der Basis schmale Gegenstände, wie Cylinder, Breter, Stangen, stets auf der breiten Seite u. nur dann auf der schmalen, wenn sie unten an derselben mit Blei od. dgl. beschwert sind. Wenn Körper, welche vom Wasser nicht benetzt werden, vorsichtig auf das Wasser gelegt werden, so schwimmen sie, auch wenn sie bedeutend specifisch schwerer als das Wasser sind, z.B. zwischen den Fingern fettig gemachte seine Nähnadeln, die über die Wasserfläche hinlaufenden Insecten. Es bildet sich nämlich dann eine capillare Depression im Wasser, u. diese kahnartige mit Luft gefüllte Vertiefung trägt den Körper. Das von Archimedes zuerst entdeckte physikalische Gesetz des S-s lautet: ein Körper schwimmt, nachdem er so tief eingesunken ist, daß das verdrängte Volumen der Flüssigkeit an Gewicht dem schwimmenden Körper gleich ist. An jeder Stelle innerhalb der Flüssigkeit herrscht nämlich ein Druck, welcher dem Gewichte der über derselben befindlichen u. bis zur freien Oberfläche reichenden Flüssigkeitssäule gleich ist. Er pflanzt sich nach allen Seiten hin fort, ebensowohl nach oben als nach unten u. wirkt also auch auf die untere Begrenzungsfläche eines eingetauchten Körpers, während sich die seitlichen Druckkräfte von rechts u. links, von vorn u. hinten einander aufheben. Da nun die Schwerkraft einen eingetauchten Körper nach unten treibt, der Druck der Flüssigkeit jedoch nach oben, so verliert der eingetauchte Körper an Gewicht soviel als das Gewicht der Flüssigkeitssäulen betragen würde, welche sich über seinen unteren Flächentheilen bis zum Niveau erheben würden, d.h. soviel als das Gewicht der verdrängten Flüssigkeitsmenge beträgt. Wenn der Körper mithin so tief eingesunken ist, daß dieses Gewicht seinem eigenen Gewichte gleich ist, so ist die Wirkung der Schwerkraft durch den Gegendruck der Flüssigkeit aufgehoben u. er schwimmt; bei tieferem Eintauchen würde ihn der überwiegende Flüssigkeitsdruck wieder emporheben. Ein Körper, welcher genau so schwer ist, als das gleiche Volumen Flüssigkeit, muß an jeder Stelle innerhalb der Flüssigkeit in Ruhe verharren. Die Cartesianischen Teufel sind so eingerichtet, daß sie schwimmen u. nur sehr wenig aus dem Wasser herausragen; ein Druck auf die über dem Wasser befindliche Luft treibt in den hohlen lufterfüllten Raum der Figur etwas mehr Wasser[684] u. sie sinkt; bei nachlassendem Druck dehnt sich die Luft in der hohlen Figur wieder aus u. sie steigt; so kann man sie an jeder beliebigen Stelle festhalten. Man muß von dem S. der Körper das Fortschwemmen derselben unterscheiden, wenn nämlich dieselben, ins Wasser geworfen, der Strom ergreift u. unter dem Wasser noch von der Stelle bewegt. Fast alle Mineralien sinken unter, mit Ausnahme des Bergöls, der Bergnaphtha, der fettigen Theile, welche sich vom Thon ablösen, u. solcher Theile, welche bei chemischer Zersetzung Gas entwickeln. Fast alle vegetabilischen Körper schwimmen, ausgenommen Ebenholz u. einige ähnliche sehr harte Holzarten, doch einzelne Theile, z.B. der Samen, sinken auch unter, eben so wenn die Vegetabilien sich voll Wasser saugen. Die meisten Thiere schwimmen auf der Oberfläche des Wassers, so lange sie mit der zu ihrem Leben nöthigen Luft angefüllt sind, u. sinken erst dann, wenn sie beim Athmen statt der Luft Wasser eingeschöpft haben, was vorzüglich dann geschieht, wenn sie das Gleichgewicht verlieren. Vierfüßige Thiere schwimmen fast alle von Natur, indem ihr Körperbau macht, daß sie mit den Beinen nach unten, mit dem Kopfe nach oben kommen u. sie durch die Bewegung der Füße nach Art des gewöhnlichen Ganges sich über dem Wasser erhalten, in so fern dies nicht schon durch ihre specifische Schwere bedingt wird, ja indem sie sich dadurch selbst fortbewegen. Manche Thiere sind aber auch dazu eingerichtet, ganz im Wasser zu leben, so die Fische, mehre Amphibien, Insecten u. Würmer; einzelne Säugthiere u. Vögel können wenigstens sehr lange auf u. in dem Wasser aushalten u. mehre Schwimmvögel entfernen sich nur ausnahmsweise vom Wasser. Solche Thiere, welche von der Natur dazu bestimmt sind im Wasser zu leben, sind auch mit besonderen Organen dazu versehen (vgl. Fisch u. Schwimmfüße). Thierische Körper, welche in Fäulniß übergehen, dadurch aufgedunsen u. mit Luft erfüllt werden, kommen wieder auf die Oberfläche des Wassers empor, in welchem sie untergesunken waren, indem durch die Fäulniß der Umfang derselben etwas zunimmt.

Der Mensch kann auch schwimmen, indem er regelmäßig leichter ist, als Meerwasser, ungefähr 0,9, u. nach Beschaffenheit seines Körpers selten schwerer ist, als süßes Wasser. Fällt der Mensch in das Wasser, hält den Athem an sich u. die Arme nieder, so bleibt er meist mit dem Kopfe, wenigstens mit einem Theile desselben über dem Wasser; streckt er hingegen die Arme in die Höhe, so sinkt der Kopf unter das Wasser; hindert ihn augenblickliche Lähmung der Lungen od. Brustkrampf am Athem od. schluckt er viel Wasser, so sinkt er ganz unter. Ebenfalls wird das Untersinken befördert durch die Kleider, womit der Mensch bekleidet ist u. welche zwar in dem ersten Augenblick sein Volumen vermehren, später aber Wasser ziehen. Durch zweckmäßige Bewegung der Hände u. Füße, das eigentliche S., kann der Mensch sich länger über dem Wasser erhalten, so wie sich auf od. unter demselben fortbewegen. Merkwürdig sind die Naturschwimmer, welche vermöge ihres specifischen Gewichtes nie untertauchen, so konnte Pesce-Colo, ein neapolitanischer Fischer, 4–5 Tage im Wasser zubringen; brachte er einen Tag außer dem Wasser zu, so bekam er Brustschmerzen. Als der König von Neapel ihn einst aufforderte in die Charybdis zu tauchen u. einen in dieselbe geworfenen Becher herauszuholen, so brachte er denselben zurück, aber als der König einen zweiten hineinwarf u. Pesce-Colo wiederholt hinabtauchte, kehrte er nicht zurück. Ein anderer war der achtzehnjährige Spanier Franz de la Vega, ein Zimmermann, welcher 1674 von einem Nachen in die See sprang, um sich zu baden, jedoch nicht wiederkehrte, man achtete ihn daher für ertrunken, 1679 erblickte man indessen wiederholt ein menschenähnliches Wesen schwimmend auf dem Meere, man fing ihn in Netzen u. es war dieser Vega, er war jedoch blödsinnig geworden. Nach 9 Jahren verschwand er zum zweitenmal. Auch der neapolitanische Priester Paolo Moccia war als ein solcher Naturschwimmer berühmt. Auch die meisten wilden Küstenvölker, bes. die Bewohner der Südseeinseln, leben einen Theil des Tages schwimmend im Meere.

Die Regeln, welche man beim S. zu beobachten hat, lehrt die Schwimmkunst. Beim S. hat man verschiedene Verfahrungsarten: man schwimmt auf dem Bauche liegend u. rudert mit Händen u. Füßen, die Bewegung der Hände u. Füße geschieht gleichzeitig, taktmäßig u. langsam, od. man bewegt vorzüglich die Arme, indem man die Hände gegen das. Wasser niederdrückt; od. man schwimmt auf dem Rücken liegend, legt die Hände auf die Brust u. rudert stoßweise mit den früher zusammen gehaltenen Füßen, welche man abwechselnd ausstreckt u. in die Tiefe stößt; od. man streckt die Füße ruhig aus u. rudert mit den Unterarmen, indem man mit den Händen auf die Seite streicht. Als Vorbereitung zum Schwimmenlernen pflegt man sich daran zu gewöhnen, den Kopf unter Wasser zu halten, ohne dadurch betäubt zu werden u. gebückt unter dem Wasser fortzugehen. Wasser, welches etwas über die Hüften geht, ist hinreichend, welches bis an den Hals geht, am besten, um darin S. zu lernen. Der zum Schwimmunterricht nöthige Apparat besteht in einem bis in die nöthige Tiefe des Wassers geführten Gerüst, mit zwei od. mehren stockwerkähnlichen Abtheilungen zum Herabspringen, einem kleinen Kahn zu nöthigen Hülfeleistungen, einem Zelt od. einer Hütte zum Aus- u. Ankleiden, einem handbreiten Gurt, einer fünf- bis sechsklasterigen Leine, einer 8 Fuß langen Stange, leinwandenen Schwimmhosen, welche von der Hüfte bis zum halben Schenkel reichen u. zum Zubinden eingerichtet sind. Der Unterricht zerfällt meist in sechs Abtheilungen mit nachstehender Stufenfolge: erste Abtheilung: man legt dem Schüler den Schwimmgurt um die Brust, so daß der obere Rand die Brustwarzen berührt. Durch zwei an der Seite des Gurtes, welche auf dem Rücken zu liegen kommt, befestigte Ringe wird die Leine gezogen. Nachdem Brust u. Schläfe mit Wasser angefeuchtet worden sind, geschieht der Sprung, herzhaft, mit geschlossenen Beinen, Anfangs aus mäßiger Höhe. Beim Wiederemporkommen auf die Oberfläche des Wassers darf der Mund nicht sogleich geöffnet werden, sondern man muß das Wasser zuvor schnaubend aus der Nase stoßen, da das Aufsteigen des in den Wänden der Nase hängenden Wassers leicht Kopfweh verursacht. Nachdem der Sprung mehrmals wiederholt worden ist, wird das Ende der Leine an die Stange gewickelt, der Lernende wagrecht auf dem Wasser erhalten u. ihm die Stellung zum S. gegeben: der Kopf bis zum Munde im Wasser, die Arme steif vorwärts gestreckt, daß sich die flachen Hände berühren, die Beine gestreckt mit[685] zusammengehaltenen Hacken, auswärts gewendeten u. angezogenen Zehen. In dieser Lage bleibt der Schüler, bis sie ihm bequem ist. Hierauf zeigt man ihm die Bewegungen der Füße u. Arme. Auf das Commando: eins! werden die Beine langsam unter dem Leibe angezogen, wobei die Hacken zusammenbleiben, die Knie möglichst weit auseinander gebreitet, das Rückgrath nach unten gekrümmt, die Zehen auswärts; auf das: zwei! werden die Beine mäßig schnell steif ausgestreckt, die Hacken gehen auseinander, die Beine in den möglichst größten Winkel ausgebreitet, die Zehen angezogen u. auswärts; auf das: drei! die Beine mit steifen Knien schnell zusammengeschlagen u. wieder in die erste Stellung gebracht. In dieser dritten Bewegung liegt der Vortheil des S-s. Sämmtliche Tempos müssen nach u. nach vereinigt mit Kraft u. Raschheit ausgeführt werden. Die Bewegung der Arme zerfällt in zwei Commandos. Eins! die Arme weit möglichst steif auseinander, die Fläche der Hände bleibt horizontal im Wasser, jedoch am Rande der Daumen etwas nach unten geneigt, dann die Arme rechtwinkelig gebogen, die Ellenbogen an den Leib gezogen, die Handflächen so geführt, daß sie dem Wasser den größten Widerstand entgegen setzen u. dann, die Flächen stets nach unten, unter der Brust zusammen gebracht. Dieses Tempo wird sehr langsam ausgeführt. Zwei! die mäßig schnell vorwärts gestoßenen Arme nehmen wieder die erste Lage an. Nach gehöriger Übung werden alle Bewegungen folgendermaßen vereinigt. Auf das Commando eins! machen Arme u. Beine das erste, auf zwei! die Arme das zweite, die Beine das zweite u. dritte Tempo, wobei die Knie immer unter dem Wasser bleiben. Ein Zucken der Leine ist das Zeichen, daß der Körper in Folge dieser vereinigten Bewegungen zu schwimmen anfängt. Nach u. nach wird die Leine nachgelassen, bis, vom Schüler unbemerkt, alle Unterstützung aufhört. Nach 20 fehlerfreien Stoßbewegungen tritt der Schwimmer in die zweite Abtheilung, wo, nachdem er mit einem tüchtigen Anlauf in das Wasser gesprungen ist u. sich allein herausgearbeitet hat, er blos an der Leine schwimmt, sich selbst in die gehörige wagrechte Lage bringt u. 50 Stöße fehlerfrei machen muß. In der dritten Abtheilung fallen Gurt u. Leine weg, doch schwimmt er noch am Ufer od. in dem begrenzten Übungsplatze. In der vierten Abtheilung schwimmt er im freien Wasser als Probestück 300 Schritt, wo möglich quer über einen Fluß od. See. Zwei Schwimmmeister begleiten ihn zu beiden Seiten, ein dritter folgt in dem Kahne. Jetzt wird auch das Rückenschwimmen u. Wassertreten gelehrt. Beim Rückenschwimmen, welches zum Ausruhen während langen S-s dient, wird der Lernende wieder in den Gürtel gehängt, wagrecht auf den Rücken gelegt. Der Kopf ist soweit im Wasser, daß nur das Gesicht frei bleibt, die Hände auf die Hüften gesetzt, später des besseren Anstandes wegen über den Kopf hinausgestreckt. Die Bewegung der Füße bleibt dieselbe wie früher, der Kopf u. die Brust jedoch völlig regungslos. Nach jedem Stoße muß er sich völlig strecken u. eine möglichst große Pause machen. Die Wendung vom Bauch auf den Rücken u. umgekehrt geschieht stets unmittelbar auf das Ausstoßen der Füße. Beim Wassertreten hängt man den Schüler senkrecht in den Gurt, die Hände auf den Rücken gestemmt, später aus dem Wasser gestreckt, die Füße schlagen den gewöhnlichen Kreis, wodurch eine hüpfende Bewegung entsteht; die Beine werden nicht zugleich, sondern nach einander angezogen, wodurch der Schwimmer immer in gleicher Höhe über dem Wasser bleibt. Schüler aus dieser Abtheilung werden als Lehrer für die erste u. zweite angestellt. In der fünften Abtheilung wird nun das Gesellschaftsschwimmen gelehrt wo alle Schwimmer zugleich geordnete Bewegungen ausführen müssen, zugleich mit dem Seiten- u. Rückenschwimmen, ohne Bewegung der Füße, nach der Richtung des Kopfes od. nach den Füßen zu; das Treiben, wo der Körper ruhig wie beim Rückenschwimmen liegt u. nur in Pausen schnell tief Athem geholt wird, das S. auf dem Bauche mit ruhenden Händen, mit einer Hand; der Wurf, wo sich ein Arm nach dem anderen aus dem Wasser erhebt; Lasten tragen, wobei man mit drei- od. sechspfündigen Kugeln anfängt; mit gebundenen Füßen, in Kleidern u. Stiefeln 50 bis 100 Stöße regelmäßig fortschwimmen, 30–40 Schritte unter dem Wasser schwimmen u. dgl., endlich das Springen u. Tauchen. Das Springen geschieht entweder mit den Füßen od. mit dem Kopfe voran. Bei ersteren, bes. wenn der Sprung hoch ist, werden die Füße zusammen, die Hände über dem Kopf od. dicht an den Leib gehalten, der Körper mehr rückwärts gebogen. Beim Kopfspringen hält man die Arme ebenfalls gestreckt über den Kopf. Das Tauchen beginnt mit einem regungslosen Verweilen unter dem Wasser, der Athem wird langsam eingezogen u. wenn das Herz anfängt stärker zu schlagen, nach u. nach fortgestoßen, dann geht man in den Grund, schwimmt unter dem Wasser, wobei man nur mit den Händen nach oben drückt, wenn man der Oberfläche zu nahe kommt. Die Augen müssen wenigstens in den lichten Wasserschichten offen bleiben. In diese Abtheilung gehört auch das Retten Ertrinkender. Der zu Rettende darf nur von hinten erfaßt werden, weil er sonst den Schwimmer krampfhaft faßt u. meist mit hinabzieht, auch muß er sogleich losgelassen werden, sobald er sich wendet; man stößt ihn vor sich her od. zieht ihn nach sich, bei weiten Strecken am Fuße, indem man ihn auf den Rücken legt. Ein so ausgebildeter Schwimmer tritt in die sechste Abtheilung, wo ihm die Aufsicht u. Leitung der Anderen übertragen wird. Das S. im Sturm bei hohen Wellen, in Strudeln, mit Pferden wird nur mit den besseren Schülern geübt, da große Ruhe u. Geistesgegenwart dazu erforderlich ist. In mehren großen Städten findet man auf diese Weise angelegte öffentliche Schwimmschulen, bes. für das Militär. Namentlich wird bei der preußischen u. österreichischen Armee den Soldaten S. in besonderen Schwimmanstalten gelehrt u. mit geübten Schwimmern eigene Schwimmmanövers aufgeführt, wo sie über den Fluß setzen, die Waffen u. Taschen in Fässer gepackt vor sich herstoßen, am anderen Ufer tirailliren, sich wieder zurückziehen u. dgl. Der preußische Oberst von Pfuel hat sich um das S. große Verdienste erworben. Vgl. Hesse, Anweisung ein guter Schwimmer zu werden, Halle 1827. Um auch denjenigen das S. möglich zu machen, welche es nicht gelernt haben, hat man allerlei Hülfsmittel erfunden. Das einfachste Mittel ist mit Luft gefüllte Thierblasen um die Brust zu binden; ferner ein Schwimmgürtel, an welchem sich Beutel von Hundsleder befinden, welche mit Wachs u. Terpentin wasserdicht gemacht sind, durch hölzerne Röhren beliebig aufgeblasen u. mit einem [686] Hahne verschlossen werden; die Schwimmjacke (Schwimmküraß), aus Korkscheiben verfertigt, welche zusammengeheftet u. mit Leinwand gefüttert überzogen sind; Schwimmhosen, von Binsen verfertigt u. mit Leinwand überzogen, od. von einem luftdichten Stoffe verfertigt u. so eingerichtet, daß sie oben u. unten ganz fest um den Körper schließen u. mit Luft gefüllt werden können; Schwimmkissen, sind mit Federn von Seevögeln gefüllt u. so eingerichtet, daß sie um Hals, Rücken u. Brust gebunden werden können. Außerdem hat man noch Schwimmkleider (Skaphander), in verschiedener Form vorgeschlagen. Der Schwimmlehrer Lotze in Berlin erfand eine Maschine, mittelst deren man auch ohne Wasser schwimmen lernen kann. In Flaschenzügen hängende Gewichte, welche zusammen das specifische Gewicht des Wassers haben, nehmen dem Körper so viel von seinem Gewicht als ihm das Wasser nimmt; die übrige Schwere muß man durch Hände u. Füße zu überwinden suchen. Kann man das, so kann man auch schwimmen, wenn man ins Wasser kommt. Schon den Römern war die Kunst mittelst des Korkes zu schwimmen bekannt; auch benutzten sie zu demselben Zwecke mit Luft gefüllte Lederschläuche. Die Grönländer verfertigen sich Lederkleider, welche sie mit Luft anfüllen u. um den Hals fest zusammenbinden, u. begeben sich damit versehen in das Meer auf den Wallfischfang. Die Peruaner nehmen zwei Häute von Seethieren, füllen sie mit Luft, verbinden sie mit Stangen, spannen noch eine Haut darüber u. begeben sich mit diesem Werkzeuge ausgerüstet 6 Meilen weit in die See auf den Fischfang.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 684-687.
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