1. Da sie spann, hatte sie an. – Petri, II, 64.
2. De nich spinnt, de nich winnt. (Bremen.) – Köster, 251.
3. Die eine spinnt sich einen Rock zu Ehren, die andere zu Unehren, eine dritte gar keinen.
4. Die nicht gern spinnen, geben gute Wirthinnen.
5. Einer spinnt besseres Garn aus Werch als der andere aus Hanf.
Die Russen: Der Kluge benutzt das Werch mehr als der Dumme den Hanf. (Altmann VI, 480.)
6. Es ist gut spinnen von fremdem Flachs.
Holl.: Het is goed spinnen van eens ander man gapen. (Bohn I, 324.)
7. Es wird nichts so klein gesponnen, das der Sonne endlich unverborgen bleibt.
8. Es wird viel gesponnen, was nie kommt an die Sonnen.
Mhd.: Ez wirt vil dings verstoln, daz nummer kompt zu liecht. (Altschwert.) (Zingerle, 140.)
9. Es wirt nicht so fein gespunnen, es kompt an die sonnen. – Franck, II, 133b; Tappius, 240b; Gruter, I, 140; Petri, II, 306; Henisch, 1569; Eyering, I, 743; Froschm., Gib; Mathesy, 82a; Chaos, 124; Hofmann, 24; Gottfrid, 769b; Zinkgref, IV, 357; Pistor., VII, 44; Bücking, 75; Gaal, 1410; Neus, 15; Ramann, I. Pred., 500[718] ; Ramann, Unterr., II, 8; Siebenkees, 129; Sailer, 271; Körte, 5571; Körte2, 6966; Simrock, 3546; Mayer, II, 179; Steiger, 307; Sprichwörterschatz, 186; Braun, I, 3032; Parömiakon, 1217 u. 2369; Wuttke, 12; Wahl, I, 93, 15.
»Kleins ward nie gespunnen, es kam an die Sonnen.« (Gessner, Thierbuch, XXXVIIIb.) Ein Gedicht von G. Pfarrius trägt diese Ueberschrift. (Düsseldorf, II.) »Es wirt selten so kleyn gespunnen, es kumet an dye sunnen.« (Hofmann, 24.) In demselben Sinne sagen die Osmanen: Ein Verstoss kehrt von Bagdad zurück. (Schlechta, 477.)
Mhd.: Ez sî übel oder guot, swaz ieman in der vinster tuot, ez wirt wol brâht ze liehte, als ich ez meine. (Spervogel.) – Ez sî übel oder guot, swaz ieman in der vinster tuot oder im herzen wirt erdaht daz wirt doch gar ze lichte brâht. (Freidank.) (Zingerle, 139.)
Böhm.: Nic se tak tence upřísti nemůže, aby toho lidé při slunci spatřiti ne mohli. (Čelakovsky, 250.)
Engl.: There's nothing so secret, but it is detected (discovered) at least.
Frz.: Ce qui se fait de nuit paraît au grand jour. – Contre le tonnere ne pette. (Gaal, 1410.) – Il n'y a rien de si caché que le tems ne découvre. (Kritzinger, 100b.) – Nul péché n'est si célé, qui ne soit enfin révélé. – Rien que si cache, qui ne vienne au grand jour.
Holl.: Het kwaad komt uit, al zouden het de raven uitbrengen. (Magazijn.) – Men vindt geen werk, zoo heimelijk gesponnen, of het komt wel uit. – Niemand ooit zoo klein ists spon of het kwam wel aan de zon. (Harrebomée, II, 454b u. 507b.) – Niets wordt zoo fijn gesponnen of het komt wel aan den dag (aan het licht). (Harrebomée, I, 117a.)
It.: Non vi è secreto, che tosto o tardi non si scopra. – Nessun tradimento restò mai nascosto. (Pazzaglia, 344, 5 u. 378, 3.)
Lat.: Astu crimen celatum aetas indicat. (Philippi, I, 45.) – Diu non latent scelera. (Flor.) (Philippi, I, 122.) – Ibyci grues. (Apostol., II; Binder I, 1354.) – Improbos tempus redarguit. (Grubb, 80.) – Nihil opertum quod non reveletur. (Masson, 323.) – Quidquid nix celat, solis ardor (valor) omne revelat. (Chaos, 422.) – Quidquid sub terra est, in apricum proferet aetas. (Horaz.) (Binder I, 1466; II, 2840; Chaos, 460; Gaal, 1400; Philippi, II, 128; Seybold, 488.) – Tempus omnia revelat. (Frob., 561; Philippi, II, 4931.)
Schwed.: Aldrig spinnes garnet så grant, thet kommer en gång på bleket. – Det som gömes i snö, thet kommer up i tö. (Grubb, 12.)
10. Et äs nest esi schin geschpanen, et kit emôl un 't Lächt der Sanen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 724.
11. Fein und gut gesponnen hält auch.
Span.: No quiebra delgado, sino gordo y mal hilado. (Bohn I, 237.)
12. Ich mag nicht spinnen, der Kunkel stinkt der Athem, es ist Teufelsdreck darin. – Eiselein, 457.
Lässt das Sprichwort Mädchen sagen, die mit Herzensangelegenheiten beschäftigt sind. »Was des unnützen Volks ist, erdenket also Sprichwörtlein und sagt: Ich mag nit spinnen u.s.w., wann junge Lecker den Jungfrauen Salz und Pfeffer in den Weg haben geworfen.« – »Meidlin hinter der Kunkel, du hast wilde Dinge im Kopf; könnte man dir sie aus dem Kopfe spinnen, als du es aus der Kunkel spinnest, es würd ein verworren Gespinst.« (Eiselein, 457.)
13. Man kann nicht zugleich spinnen und weifen.
Zwei ganz verschiedene, sich widersprechende Dinge kann man nicht zu gleicher Zeit thun.
Engl.: A man cannot spin and reel at the same time. (Bohn I, 134.) – Blow first and sip afterwards. (Gaal, 1807.)
Frz.: On ne peut pas sonner les cloches et aller à la procession.
It.: Non si può cantare e portare la croce. – Non si può sonare e ballare. (Gaal, 1807.)
Lat.: Simul flare sorbereque haud facile est. (Gaal, 1807.)
Ung.: Nehéz orrt fújni, levest is hörpenteni. (Gaal, 1807.)
14. Mit Spinnen is nit vil te gewinnen; wei 't äwwer driewet, denn erniehrt et. (Waldeck.) – Curtze, 342, 347.
In Dönhofstädt (Provinz Preussen): Spönne göfft e klên Gewönne, awer wo 't nich deit, seh man to, wie 't em geit.
15. Mit Spinnen kann man nicht viel gewinnen. – Petri, II, 480.
16. 'S Spinne mag nünt bringe, ond Müessiggoh het gar ke Loh. – Sutermeister, 128; Tobler, 231.
17. Schiet önt Spönne, Gott göfft Lönne; Kind op de Schot, dat bringt Brot. (Alt-Pillau.)
18. Selbsd gesponn, selbsd gewonn. (Trier.) – Laven, 191, 104.
[719] 19. Selbst gesponnen, selbst gemacht und rein dabei ist die beste Bauerntracht. – Heyl, 236; Simrock, 9755; Braun, I, 4217; Birlinger, 473; Schweiz, I, 144, 94.
20. So lang' mer spinnt, geht der Trumm (Faden) nicht aus. (Schwaben.)
21. Spänn brenget ken Gewänn. (Waldeck.) – Curtze, 365, 627.
22. Spanst dü klian, könst a Nâibar lian. (Amrum.) – Johansen, 151; Haupt, VIII, 368, 287.
Spinnst du klein (fein), kannst du den Nachbarn leihn.
23. Spinn ich nicht, so behalt ich mein flachs. – Henisch, 1123, 50.
Lat.: Non nenti suum manet linum. (Henisch, 1123, 51.)
24. Spinn is en klein Gewinn. (Waldeck.) – Curtze, 341, 346.
25. Spinne 's letzt G'winne. (Schwaben.)
26. Spinnen deit nich völ gewinnen, doch der 't nich deit, mit de Nêrs nackend geit. – Bueren, 1009.
27. Spinnen es en klain Gewinnen; bai (wer) et nitt-en kann, dai bliwe dervan. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 187, 70; Woeste, 77, 297.
Dän.: Der er lidt givet i det fattig konespinder for. – Man spinder sig ei gierne riig. (Prov. dan., 159 u. 254.)
Holl.: Die er zijn kostje met spinnen wil winnen, moet maar wat zuinigjes teren; 's Avonds een potje met melk bij het vuur, en de boter wat dunnetjes smeren. (Harrebomée, I, 411b.)
28. Spinnen is en klein Gewinnen, men de Henne (Hände) in den Schäud (Schos) git gar kein Bräud. (Sauerland.)
29. Spinnen is en klein Gewinnen, un wär 't nich deit, dei süt, wo 't em geit (oder: mit blotem Ars geit). (Hannover.) – Schambach, II, 176; für Holstein: Schütze, IV, 170.
Wer den kleinen Gewinn des Selbstspinnens nicht achtet, mag zugehen, wie er seine Blösse deckt.
Frz.: Quant Maylhe file et Ambroise hople leur cas est triste et pitaiable. (Leroux, II, 44.)
30. Spinnen is Lêbreken, man Haspeln, dat knippt. (Ostfries.) – Bueren, 1030; Hauskalender, III.
31. Spinnen is 'n klên Gewinnen, wer 't aber nich deiht, de bald nackt geiht. (Bremen.) – Köster, 254; Eichwald, 406.
32. Spinnen lehrt spinnen.
»Wer lernen will spinnen, muss nicht lange vom Spinnen disputiren, sondern die gunckel in die Hand nehmen.« (Henisch, 1778, 59.)
33. Spinnen lernt man vom Spinnen. – Simrock, 9753.
34. Spinnen, weinen und schwatzen über den Mann ist alles, was ein Weib thun kann.
Frz.: Filer, causer, pleurer et braire, c'est tout ce que femme sçait faire. (Kritzinger, 315a.)
35. Spinnen, Weinen, Waschen, Lügen, ihren besten Freund betrügen, findet man bei Weibern viel.
Bei Zinkgref (IV, 414) ist noch mildernd hinzugefügt: »von allen doch nicht sagen wöll.«
Lat.: Flere, nere, nil tacere tria sunt in muliere. (Chaos, 289.)
36. Spönn, Make, spönn, de Frîër huckt bönn. (Natangen.)
37. Sülwest gespunnen, sülwest gewunnen. – Schambach, II, 367; hochdeutsch bei Mayer, I, 210.
Was man selbst gesponnen, d.i. mit seinen eigenen Händen gearbeitet hat, das ist reiner Gewinn.
38. Was auch noch so fein gesponnen, es kommt dennoch an die Sonnen. – Eiselein, 232.
Lat.: Omnia postremo ad diem et lucem venient. (Eiselein, 232.)
39. Was kindisch gesponnen wirt, das helt in nöten, wie ein zubrochen armbrust. – Henisch, 740, 48.
40. Was man nicht spinnen kann, muss man nicht anlegen.
An den Rocken, aufs Tapet u.s.w. bringen. Was sich nicht spinnen lässt, sagen die Engländer, soll man nicht lassen zwischen Spindel und Rocken kommen.
41. Was nicht gesponnen werden soll, muss nicht an den Rocken kommen.
Engl.: That which will not be spun, let it not come between the spindle and the distoff. (Bohn II, 99.)
[720] 42. Welche nicht gern spinnen, geben gute Wirthinnen. – Eiselein, 646.
43. Wenn man spinnt, kann man nicht hechle. (S. ⇒ Blasen 8.) (Wien.)
44. Wer nich spinnt, behölt sin Flass. (Mecklenburg.) – Raabe, 9.
45. Wer nicht spinnt, behält seinen Flachs. – Simrock, 2496.
Lat.: Non nenti suum manet linum. (Seybold, 374; Binder, 2190; Buchler, 113.)
46. Wer spinnt, ein Hemd gewinnt; und wer nicht spinnt, zwei.
Das behaupten auch die Italiener, wie sie auch sagen: Einer spinnt und der andere kleidet sich.
Engl.: He that spins, has non shirt, he that spins not, has two.
Holl.: Die wel spint draagt een breed (ruim) hemd. (Harrebomée, I, 301b.)
It.: Chi fila, ha una camicia, chi non fila, ne ha due.
47. Wer spinnt, gewinnt.
Wäre es auch noch so wenig.
48. Wer spinnt, hat Garn.
Nach dem Volksglauben soll in den zwölf heiligen Nächten, d.i. vom Christabend bis zum grossen Neujahr (6. Januar) nicht gesponnen werden, wenn man nicht dies oder jenes Unglück im Hausstande haben will. Einzelne thun es doch und gebrauchen dann das obige Sprichwort.
49. Wer viel spinnt, der muss viel weifen. – Klix, 84.
Frz.: Quand on file beaucoup il faut mouiller.
50. Wer will spinnen? Gott givt Linnen. Kinder upp'n Schôt, dat givt Brôt. (Eimbeck.) – Firmenich, III, 142, 15.
Selbstschilderung des Faulen.
51. Wer zu grob spinnt, kann's nicht in die Nadel bringen.
52. Wie ich spinne, also ich auch gewinne. – Latendorf II, 31; Petri, II, 790; Henisch, 1602, 47.
53. Wie man's gesponnen, so wird man's auch weben.
54. Wie me spinnt, so tuchet's. (Luzern.) – Schweiz, II, 243, 61; Sutermeister, 141; hochdeutsch bei Simrock, 10539.
Die Russen: Spinnst du groben Lein, so wirst du grobe Hemden tragen. (Altmann VI, 432.)
55. Wie sie spann, so hat sie an. – Simrock, 9754; Braun, I, 4216.
Die eine hat sich einen Rock zu Ehren, die andere zu Unehren, eine dritte gar keinen gesponnen.
56. Wie wir spinnen, so werden wir uns kleiden. – Winckler, XVIII, 16.
57. Wut (willst) du nich spinnen, kriegst du kein Linnen. – Schambach, I, 175.
58. Zu fein (zart) gesponnen, (zer-)reist der (den) Faden. – Winckler, XVII, 91.
*59. Er spinnt theures Garn.
Dän.: At spinde med sølv-teenen. (Prov. dan., 525.)
*60. Er spinnt wie ein Kater. (Schles.)
*61. Er spinnt wie eine Spinne.
Holl.: Hij spint als ene spin. (Harrebomée, I, 290a.)
*62. Er spints auss jm selbs wie ein spin (oder: als der Ganker). – Franck, II, 11a; Eyering, II, 442; Egenolff, 15a; Eiselein, 204.
Um verhüllend zu sagen: es sei erlogen.
Lat.: Ex se finxit, velut araneus. (Egenolff, 15a; Philippi, I, 45; Seybold, 165.) – Ex se finxit, sicut aranea. (Binder, II, 1026; Steinmeyer, 17.) – Sicut aranea telas meretrix restes suas sibi culo efficit. (Eiselein, 574.)
*63. Etwas weit hinausspinnen. – Braun, I, 4215.
*64. Man spinnt ungehechelt Werch.
*65. Se spinnt Mettwurst. (Holst.) – Schütze, III, 96.
Von einer Frau, die an Feiertagen spinnt.
*66. Se spönnt alle vêrtîë Dag derrtîë Gebing. – Frischbier2, 3571.
Von einer trägen Spinnerin.
*67. Se spönnt möt de Têns (auch: Teië); möt de Hacke haspelt se. (Dönhofstädt.)
Wenn die Spinnerin mehr auf den Füssen als beim Rocken ist.
*68. Se spönnt Renngoarn on haspelt möt de Hacke (Barten).
Von Spinnerinnen, die ihr Rad oft verlassen und herumlaufen.
*69. Sie spinnen miteinander an Einem Rocken. – Simrock, 8486.
[721] *70. Sie spinnt nit, wie auch Frau Ludelei that, weil sie keinen Rocken hat.
Frau Ludelei, in einem alten Volksliede, spinnt nicht, weil sie keinen Rocken hat, und als ihr Mann ihr einen Rocken bringt, spinnt sie erst recht nicht.
*71. Sie spinnt sich was in die Brautkiste.
Von jungen fleissigen Spinnerinnen.
*72. Was du spinnst, will i hasple. (Ulm.)
73. Spinnen und (Boten-) laufen kann man nicht zugleich.
74. Gar wenig spinnt, wer viel grübelt und sinnt.
Buchempfehlung
Im Jahre 1758 kämpft die Nonne Marguerite Delamarre in einem aufsehenerregenden Prozeß um die Aufhebung ihres Gelübdes. Diderot und sein Freund Friedrich Melchior Grimm sind von dem Vorgang fasziniert und fingieren einen Brief der vermeintlich geflohenen Nonne an ihren gemeinsamen Freund, den Marquis de Croismare, in dem sie ihn um Hilfe bittet. Aus dem makaberen Scherz entsteht 1760 Diderots Roman "La religieuse", den er zu Lebzeiten allerdings nicht veröffentlicht. Erst nach einer 1792 anonym erschienenen Übersetzung ins Deutsche erscheint 1796 der Text im französischen Original, zwölf Jahre nach Diderots Tod. Die zeitgenössische Rezeption war erwartungsgemäß turbulent. Noch in Meyers Konversations-Lexikon von 1906 wird der "Naturalismus" des Romans als "empörend" empfunden. Die Aufführung der weitgehend werkgetreuen Verfilmung von 1966 wurde zunächst verboten.
106 Seiten, 6.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.
424 Seiten, 19.80 Euro