1. Alles verloren, nur die Ehre nicht. – Wurzbach II, 79.
Frz.: Tout est perdu hors honneur. Dies Wort sollte Franz I. von Frankreich nach der unglücklichen Schlacht von Pavia gesprochen haben; die spätere Zeit hat nachgewiesen, dass es ihm, wenigstens in dieser Form, zu Unrecht zugeschrieben wird. Es soll in einem Briefe an seine Mutter enthalten sein. In dem von Dulaure aufgefundenen und in dessen Geschichte von Paris (1837, III, 209) abgedruckten Briefe heisst es: »Sie zu benachrichtigen, welches der Ausgang meines Unglücks ist, so ist mir von allen Dingen nur die Ehre und das gerettete Leben geblieben.« (Büchmann, 8. Aufl., S. 239.)
2. Beim Verlieren ist nichts besser als Vergessen. – Wirth, I, 520.
3. Besser halb verloren als ganz.
Dän.: Bedre halv, end miste ald. (Prov. dan., 555.)
[1565] 4. Der verliert viel, der alte Hunde bändigen will.
»Der verluiset vil, der alt hund pendigen will.« (Hätzlerin, II, 56, 271-272.)
5. Einer ist verloren und zwei sind geboren.
Der Verlust ist doppelt ersetzt.
Frz.: Pour un perdu deux recouverts.
6. Einer verliert, der andere gewinnt.
It.: Non perde l'uno, che non guadagni l'altro. (Pazzaglia, 281, 12.)
7. Einmal verloren ist nicht ganz verloren.
Lat.: Vir fugiens et denuo pugnabit. (Philippi, II, 252.)
8. Es geht niemand verloren als durch eigene Schuld.
Holl.: Niemand gaat verloren, of het is zijne eigene schuld. (Harrebomée, II, 264a.)
9. Es ist alles verlohren, was an vndanckbare Leut gelegt wird. – Lehmann, II, 128, 140.
»Verlorn ist wolthat vnd das gut, das man einem vndanckbarn thut.« (Waldis, II, 94.) Bei Tunnicius (24): Al verloren dat men den undankbaren doet. (Ingratis quidquid damus, id committitur aurae.)
10. Es ist alles verloren, dass man dem Taugenichts das Beste räth. – Petri, II, 324.
Bei Tunnicius (582): Al vorloren, dat men dem dogenicht dat beste ret. (In vanum canimus, probitas quis perdita languet.)
11. Es ist alles verloren, dass man einen Esel zur Harfe führt.
Lat.: Sincerum est nisi vas, quocunque infundis, acescit. (Horaz.) (Philippi, II, 187.)
12. Es ist alles verloren, was man in einen löchrigen Topf giesst. – Winckler, V, 2.
Lat.: Ingrato quid agis, hoc semper et undique perdis. (Fallersleben, 13.)
Holl.: Al verloren dat men den onbekenden doet. (Tunn., 2, 5.)
13. Es ist alles (halb) verloren, was man inn alte säcke schüttet. – Franck, II, 83a; Tappius, 100b; Gruter, I, 31; Egenolff, 38b; Lehmann, 175, 76; Lehmann, II, 153, 111; Longius, 444.
Unter alten Säcken werden auch alte Weiber verstanden.
Holl.: Het is al verloren wat man in oude zakken schadt (doet). (Harrebomée, II, 488b.)
Lat.: Cani sunt vani, sed rugae non sunt nugae. (Chaos, 858.) – In senem ne quod collocaris beneficium. (Tappius, 100; Suringar, XCV.) – Ne bene mercare de sene. (Egeria, 88b.)
14. Es ist nichts verloren, als was daneben geht.
15. Es ist nichts verloren, als was man nicht mehr findet. – Eiselein, 618; Simrock, 10877.
16. Es ist nichts verloren, sagte Wirths Röse, als sie die Säue mit dem beim Backen verdorbenen Pflaumenkuchen fütterte.
17. Es ist verlohren, was man in alte Kübel schütt. – Lehmann, 780, 7.
18. Es ist verloren mit dieser Welt, einem jeden nur das zeitlich gefellt. – Gruter, III, 35.
19. Es ist verloren, was man in alte Säcke schüttet, sagte der Küster, als ein junger Kerl ein alt Weib nahm.
20. Es ist verloren wie die Pflaumen (Schoten) am Wege.
Lat.: Tam perit, quam extrema faba. (Erasm., 462; Tappius, 220b.)
21. Es verleurt mancher, das er nie gehabt hat. – Petri, II, 309.
22. Et is alls verlorn, wat man dem Undankbaren doet. – Hochdeutsch bei Petri, II, 253; Körte, 6132; Simrock, 10639.
23. Halb verloren, sagte der Junge, als ihm ein Grot (über Bord) ins Meer fiel.
Holl.: Dat bijltje ben ik wel half kwijt, zei de jongen, en hij liet het in de spaansche zee vallen. (Harrebomée, I, 57.)
24. Lieber etwas als alles verloren.
It.: Egli è meglio perdere che straperdere.
25. Man kann nicht mehr verlieren als sich selbst.
26. Man soll nicht viel verlieren und finden. (S. ⇒ Gesinde 15-18.)
Mhd.: Niemand nit verlieren sol, vil vinden stat auch nit wol. (Germania, II, 142a.)
27. Man verliert (oft) in einem Augenblick, was man in einem Jahre nicht wiederkriegt.
Lat.: Perditur exiguo, quod partum est tempore longo. (Sutor, 637.)
[1566] 28. Man verliert mit Schwänken, was man gewann mit Ränken. – Simrock, 5303.
29. Man verliert viel, um ein Narr zu sein.
30. Mancher verliert, wenn er gewinnt, und mancher gewinnt, wenn er verliert.
Dän.: Man feiler tit til nytte, og rammer til skade. (Prov. dan., 163.)
31. Um alles zu verlieren, bedarf es nur eines gefährlichen Schlags.
32. Verliere dein Gut, nur nicht den Muth. – Müller, 45, 1.
Lat.: Omnia si perdas, te solum perdere noli.
33. Verlieren ist gut vor lachen. – Lehmann, 793, 8.
Schwed.: Tapa är gott för löye. (Grubb, 794.)
34. Verlieren ist leichter als finden. (Wend. Lausitz.)
35. Verlieren ist leichter als gewinnen und verwunden leichter als heilen.
36. Verlierst du eine Schanze, so habe auf die andere Acht.
37. Verliert die Magd einmal ihre Ehr', so erhält sie sie nimmermehr.
38. Verliert man die Schuhe, so behält man doch die Füsse.
39. Verloren ist verloren.
40. Verloren ist, wer sich verloren gibt.
41. Viel verlieren und wenig gewinnen, macht den Handel bald zerrinnen.
Holl.: Veel verliezen en niet vooruit gaan brengt den kramer naar het gasthuis. (Harrebomée, I, 448b.)
42. Was einer kan verlieren, das sol er nicht für sein eigen achten. – Petri, II, 543; Lehmann, 793, 3.
Bei Tunnicius (1118): Dat men vorleisen mach, sal men nicht holden vor syn eigen. (Nil proprium ducas, quod mox discedere possit.)
43. Was man verloren hat, muss man Gott und dem Winde zum Ersatz überlassen.
Lat.: Refert rapta deo soluendo (solvenda) referre vel euro. (Reuterdahl, 860.)
Schwed.: Sompt gaeller gudh ok sompt östanwedher. (Reuterdahl, 860.)
44. Was verlohren, muss man wider suchen. – Lehmann, 793, 15.
45. Was verloren ist, kann man nicht zurück weinen.
Böhm.: Co straeno, mudrováním se nevrátí. (Čelakovsky, 192.)
Poln.: Niewzkrzesi racya zguby. (Čelakovsky, 192.)
46. Wenn wir etwas verloren, wissen wir erst, was es werth gewesen ist.
Lat.: Tum denique omnes nostra intelligimus bona, cum, quae in potestate habuimus, ea amisimus. (Seybold, 611; Schonheim, T, 16.) – Tunc intelligimus, quae habuimus cum amisimus. (Sutor, 652.)
47. Wer etwas verlohren hat, der hat kein besser Recept als das vergessen. – Lehmann, 793, 16.
Lat.: Perisse quod vides, id ducas perditum. (Lehmann, 793, 16.)
48. Wer nicht gern verlieren will, muss recht Achtung geben auff das Spiel. – Gruter, III, 109; Lehmann, II, 868, 24 u. 875, 214; Simrock, 9728.
49. Wer nicht verlieren will, der spiele nicht. – Simrock, 10576; Körte, 6251.
50. Wer nicht zu verlieren weiss, versteht auch nicht zu gewinnen.
It.: Chi non sa perdere, non sa guadagnare.
51. Wer nichts hat zu verlieren, dem kann man nichts entführen.
Lat.: His lachrymis vitam damus, et miserescimus ultro. (Sutor, 628.)
52. Wer nichts verlieren kann, der schläft ohne Sorgen.
It.: Chi non ha niente da perdere dorme sicuro. (Pazzaglia, 281, 2.)
53. Wer nichts verloren hat, braucht nicht zu suchen.
54. Wer verlieren kann, muss Processe la'n.
It.: Chi che perder, fugga le brighe. (Pazzaglia, 281, 3.)
55. Wer verliert, der gewinnt.
Der Verlust eines Guts vermehrt unsere Einsicht und Selbstkenntniss; man verliert an Land und gewinnt an Verstand. Dies Wort ist von Eugen Pelletan zum Titel einer kleinen Flugschrift gewählt worden, in der er nachweist, dass Preussen bei Jena, Russland an der Alma und Oesterreich bei Solferino, obgleich geschlagen, gesiegt habe, weil sich von dieser Niederlage ihre innere Wiedergeburt datire. (Vgl. Bresl. Zeitung, 1864, Nr. 449, S. 2501.)
[1567] Frz.: Le bien perdu mieulx on congnoist quon ne faisoit quant on lanoit.
Lat.: Amissio boni cognitionem et scientiam auget sui. (Bovill, II, 121.)
56. Wer verliert, sündigt.
Frz.: Qui perde, pèche. (Lendroy, 1183.)
57. Wo man nichts verloren, da soll man nichts suchen. (Eifel.)
58. Zum Verlieren ist nichts besser als das Vergessen. – Simrock, 10858; Körte2, 6252.
*59. A verloirt sich wies Quaksilber. – Gomolcke, 232; Frommann, III, 490, 359.
»Schmalhans wird Küchenmeister sein, wenn sein Glück sich wie Quecksilber verlieren wird.« (Keller, 145b.)
*60. An dem hewwe mir nix verloren un sie nix gewunne'. – Tendlau, 693.
Von einem charakterlosen Menschen, der vom Judenthum zum Christenthum übergegangen ist.
*61. Dar is nichts verlaren as de slag, de vorbi geit.
*62. De is verloren as 'n Jüdenseel. – Kern, 318; Hauskalender, II.
Holl.: Zij is meerder verloren dan Judas' ziel. (Harrebomée, I, 367b.)
*63. Er het alles verlore, vom Löff'l im Rigel bis uehe zum vierspännige Fuerwerch. – Sutermeister, 98.
Rigel = ein gekerbtes, über den Tisch quer an die Wand genageltes Holzstäbchen, in welches nach der Mahlzeit der Löffel gesteckt wird.
*64. Er verliert das Brot.
*65. Er verlöre seinen Arsch, wenn er nicht angewachsen wäre.
*66. Es ist verloren als eins juden seel. – Franck, II, 21b; Eiselein, 350; Mayer, I, 91; Simrock, 10878; Körte, 3234; Braun, I, 4740; Lohrengel, II, 480.
Ehemals, um einen unersetzbaren Verlust zu bezeichnen.
*67. Es verleurt eh einer etwas beym Dantz. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 394.
*68. Es verliert sich darin wie eine Laus mehr im Pelz des Juden.
*69. 'S v'rlûr sich imm'r änn'r am a andan, wi d'r Taif'l d' Jûda hult. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 453.
*70. Verloren asse a Lamb, dess der Wulff derwuscht hott. (Schles.) – Palm, 90, 3.
71. Hastu verloren vergenglich gut, nicht hab darumb stäts trüben mut.
Lat.: Luctum depone pro rerum perditione. (Loci comm., 136.)
72. Ich gebe nichts verloren, sagte der Narr, liess das Pferd im Stich, um das Hufeisen zu suchen. (Rumänisch.) – Neue Freie Presse, 4592.
73. Wer sich nicht verloren hat, der hat sich nicht zu suchen.
Buchempfehlung
Nach zwanzig Jahren Krieg mit Sparta treten die Athenerinnen unter Frührung Lysistrates in den sexuellen Generalstreik, um ihre kriegswütigen Männer endlich zur Räson bringen. Als Lampito die Damen von Sparta zu ebensolcher Verweigerung bringen kann, geht der Plan schließlich auf.
58 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.
424 Seiten, 19.80 Euro