[9] Papiersorten werden nach dem Lande der Erzeugung, nach der Art der Verwendung, nach hervorragenden Eigenschaften, nach der Aehnlichkeit mit andern Stolen und Produkten, nach dem Rohmaterial, aus dem sie bestehen, nach dem Stoff oder Material, mit dem sie verbunden sind, nach der Herstellungsweise, nach besonderen, daran haftenden Merkmalen u.s.w. benannt. Von den nach dem Lande der Erzeugung benannten Papieren sind als wichtig nur das chinesische und das japanische Papier hervorzuheben.
Das chinesische Papier, das sich, sowie das japanische, durch große Festigkeit, Feinheit, geringes Gewicht, zarten Griff u.s.w. auszeichnet, wird meist aus Pflanzenfasern unmittelbar und höchst seiten aus Hadern erzeugt. Als Rohmaterial werden hauptsächlich die Fasern des Bambusrohres, aber auch die des Hanf-, Weizen- und Reisstrohes, die Bastfasern des Papiermaulbeerbaumes verwendet. Die Bambusschößlinge werden zerschnitten und in eine Grube in Lagen abwechselnd mit Kalkschichten gelegt und die Grube mit Wasser gefüllt. Hierauf folgt ein Klopfen mit eisernen Schlägeln und Abziehen der grünen Rinde, ein Trocknen und Bleichen an der Sonne; dann nochmalige Behandlung mit Kalk, worauf das Material einem Gärungsprozeß überlassen wird. Nun folgt ein zweimaliges Kochen mit Kalk, dann mit Aschenlauge, sodann ein Spülen. Das durch diese Prozesse von der Pflanzenleimsubstanz befreite Fasermaterial wird nun durch Stampfen in Mörsern zerkleinert, bis ein dickflüssiger Brei entsteht, der in eine hölzerne Bütte gebracht und mit Handformen aus dieser zu Bogen geschöpft wird. Das Sieb der Formen ist nicht aus Metalldraht, sondern aus mit Oel getränkten Bambusfäden hergestellt, die durch rohe Seide auf die Stege niedergebunden werden. Große Formen[9] werden an Schnüren hängend bewegt. Der so geschöpfte Papierbogen wird nicht auf einen Filz, sondern auf die mit Gips- oder sonstigem seinem Verputz versehene schiefe Fläche eines geheizten Ofens gelegt und dadurch gleichzeitig getrocknet. Diese Bogen werden schließlich, übereinander gelegt, einer starken Prellung ausgesetzt. Ein Leimen des Papiers findet nicht statt.
Das japanische Papier wird meist aus den Bastfasern der Mitsumata-, Kodsu- und Gampipflanze hergestellt. Die 45 Fuß hohen Pflanzen werden im Februar abgeschnitten und gleich darauf an Ort und Stelle in einem mit Wasser gefüllten, gedeckten Kessel, der von unten geheizt wird, 4 Stunden einem Dämpfprozeß ausgesetzt, worauf das Abziehen des Bastes vom Holz durch Abreißen mit der Hand also durch Pellen erfolgt. Dieser Bast wird in fließendes Wasser gelegt, nach diesem Einweichen die grüne, noch vorhandene Rinde abgeschabt und hierauf ein Kochen mit Soda zur Durchführung gebracht. Der so behandelte und gut gespülte Bast wird nun durch Schlagen mit Keulen aus hartem Holz auf einer harten Tischplatte in Faserstoff, Ganzzeug verwandelt, welches nach dem Bleichen mit Chlorkalk in hölzernen, mit einer gitterförmigen Rührvorrichtung versehenen Trögen und nach dem Spülen in fließendem Wasser in die Bütte gebracht und aus dieser mittels Handformen zu Bogen geschöpft wird. Das Leimen findet mit einem Extrakt der sogenannten Tororowurzel statt. Die oft große Form wird an zwei Handhaben erfaßt und nicht in eine schüttelnde, sondern schwingende Bewegung versetzt. Das Schöpfen wird bei einem Bogen oft zwei- bis dreimal durchgeführt, um das Zeug nicht zu dick verwenden zu müssen. Derselbe Arbeiter, der das Schöpfen vollführt, gautscht nun auch den soeben hergestellten Papierbogen auf einer hölzernen Gautschplatte ab. Auf diesen Bogen wird der zweite, auf diesen der dritte Bogen u.s.w. abgelegt, ohne eine Filzplatte dazwischen zu legen. Der so entstehende Pauscht wird zwischen Brettern eingeschlossen in die Presse gebracht und entwässert, worauf das Abziehen der einzelnen Bogen, das Auflegen derselben und Aufstreichen mittels Bürsten auf glatte Trockenbretter und schließlich das Trocknen in der Sonne oder in einer Trockenkammer, ein nochmaliges Pressen, sodann ein Beschneiden und Verpacken folgt.
Nach Art ihrer Verwendung sind am wichtigsten die Schreibpapiere, im allgemeinen in gerippte und Velinpapiere geschieden, von welchen die ersteren auf einer aus dünnen, parallel gelegten Messingstäben, die letzteren auf einer aus seinem Drahtgewebe begehenden Form hergestellt werden. Die Schreibpapiere werden eingeteilt in: Konzeptpapiere, als die geringste Gattung; Kanzleipapier, eine etwas bessere Sorte; Postpapier, zu den besten Sorten zählend; Velinschreibpapier, Dokumentenpapier, die beste und festeste Sorte, und Notenpapier, besonders dick. Die Schreibpapiere fallen glatt, gut geleimt, nicht zu dünn und ausschließlich aus Hadern, mit Ausschluß von Holzschliff, hergestellt sein. Besondere Anforderungen werden an Brief- und Dokumentenpapiere gestellt. Von den letzteren verlangt man besonders lange Dauer und große Festigkeit, was nur bei einem geringen Aschengehalt und guter Leimung, bestes Rohmaterial vorausgesetzt, zu erreichen ist. Das Briefpapier soll nicht zu schwer und bei überseeischem Transport genügend widerstandsfähig sein.
Die Druckpapiere weisen die mannigfaltigsten Sorten auf, gehören aber in der Mehrzahl den geringsten Gattungen an. Sie werden geleimt und ungeleimt erzeugt und eingeteilt in: Konzeptdruckpapier, als minderte Sorte; Kanzleidruck, Mittelsorte; Postdruck, gewöhnlich gerippt; Velindruck, beste Sorte in sehr verschiedener Feinheit; Notendruck, besonders stark; Kupferdruck, stark, stets Velin. Sie werden auch geschieden in Text- und Illustrationsdruckpapiere, von welchen die ersteren, namentlich die Zeitungsdruckpapiere, zu den geringsten Sorten zählen und gewöhnlich in großen Prozentteilen Holzschliff enthalten. Obwohl auch bei Druck besser verlegter Bücher gutes Papier in Verwendung kommt, versteht man unter Bücherpapier gewöhnlich nur das zu den Geschäftsbüchern verwendete bessere Papier, das hier gewissermaßen die Rolle eines Dokumentenpapieres spielt und keinen Holzschliff aufweisen darf. Die meisten Druckpapiere werden aus Baumwollfasern mit Zusatz von Cellulose hergestellt, oft nur wenig geleimt, viele auch unsatiniert bedruckt, weil die harte, satinierte Fläche das Letternmaterial sehr stark abnutzt.
Feine Kupferdruckpapiere werden ausschließlich aus Baumwollfasern erzeugt, da das Papier vor dem Druck gefeuchtet und dabei weich werden soll. Da diese Weichheit bei chinesischem und japanischem Papier in hohem Grade vorhanden ist, wurde und wird dasselbe sehr stark für Kupfer- und sonstigen Illustrationsdruck verwendet. In neuerer Zeit wird das Illustrationspapier so hergestellt, daß man auf beiden Seiten des Papiers Niederschläge aus unlöslichen Metallsalzen erzeugt, wodurch die Poren geschlossen und durch die Satinierung eine glatte Oberfläche erhalten wird. Man zieht zu diesem Behufe das Papier durch ein Bad von Alaun, schwefelsaurer Tonerde, Glaubersalz, phosphorsauerm Natron u.s.w., dann durch eine Lösung von Chlorbaryum, Soda, Chlorcalcium u. dergl.; dabei schlägt sich schwefelsaurer Baryt, Tonerdehydrat, schwefel- oder phosphorsaurer Kalk nieder. Durch das folgende Waschen werden die löslichen Metallsalze entfernt. Diese Niederschläge können auch gefärbt werden. Die durch das Entstehen zahlreicher illustrierter Zeitschriften bedungene massenhafte Verwendung von Illustrationsdruckpapier hat zur Verwendung des Holzschliffes in großem Maßstabe geführt, wodurch dasselbe in seiner Qualität litt; auch Füllstoffe werden oft in außerordentlichen Mengen, bis zu 35%, in Anwendung gebracht. Solche Papiere werden auch mit einer aus Kaseinlösung bestehenden Streichmasse auf einer Bürstenstreichmaschine bestrichen, welcher Masse Borax, Bariumsulfat, Wachs, Paraffin zugesetzt wurde. Die wichtigste Arbeit ist das Glätten. Zu den Illustrationspapieren gehört selbstverständlich auch das sogenannte lithographische Papier. In vielen Fällen werden diese Papiere mit einer Mischung von Bleiweiß oder Kreide mit Wasser, Hausenblase und Gummi bestrichen, weshalb sie auch Kreidepapiere genannt werden. Das Affichenpapier ist ein leichtes, den Prospekt- und Umschlagpapieren verwandtes Material, das manchmal aus sogenanntem Naturpapier, d.h. aus von gefärbten [10] Hadern hergestelltem Papier, besteht, meist aber im Stoffe gefärbt wird, holzschliffhaltig ist und zu den geringsten Papiersorten zählt.
Die Zeichen-, Aquarell- und Pastellpapiere werden bald mit glatter, dann wieder mit sehr rauher Oberfläche verlangt. Sie werden aus Leinenhadern, höchstens mit etwas Zusatz von Cellulose, hergestellt und oft mit tierischer Leimung versehen. Für Bau-, Maschinen- und Werkstättenzeichnungen muß das Papier eine hohe Fertigkeit aufweisen. Das die Rauheiten bildende Korn wird durch eine Prägung mit entsprechend gravierten Walzen hergestellt, so auch bei dem sogenannten Pyramidenkornpapier, das bei seiner feinsten Qualität 2500, bei der mittleren 1500 regelmäßige, abgestumpft pyramidische Erhöhungen zeigt.
Die Aktien-, Banknoten-, Wertzeichen- und Urkundenpapiere werden auch häufig als Sicherheitspapiere bezeichnet, weil man dieselben so herzustellen sucht, daß sie eine genügende Sicherheit gegen Verfälschung bieten. Es handelt sich bei den Verfälschungen entweder um eine Aenderung von Schriftzügen, etwa mit Tinte geschriebener Summen oder um die Nachahmung einer Zeichnung, wie bei den Papiergeldsorten. Die Mittel, die dagegen in Anwendung gebracht werden, sind sehr mannigfaltiger Natur. Man färbt das Papier mit Farbstoffen, welche sich beim Auflösen oder Wegbeizen der Schriftzüge verändern; man gautscht drei Papierblätter übereinander, von welchen das mittlere farbig ist und dessen Farbe durch Aetzmittel verändert wird oder das beim Radieren zum Vorschein kommt, oder man mischt das Papierzeug mit Stoffen, die an der Stelle, wo ein Aetzen oder Beizen versucht wird, sofort eine Farbenänderung hervorbringen, auch bedruckt man das Papier mit farbigen Schriftzügen, die durch die Einwirkung von Säuren und Beizen zerstört werden. Das Verfälschen durch Zeichnen sucht man durch Komplikation der Zeichnung, durch die Anwendung verschiedener farbiger Ueberdrucke u.s.w. zu erschweren. Doch gaben alle diese Bestrebungen bisher kein befriedigendes Resultat, da namentlich die Photographie die Nachahmung wesentlich erleichtert Die besten Erfolge wies bisher das Papier mit lokalisierten Fasern auf, das dem Papiersfabrikanten J.M. Wilcox in Amerika patentiert wurde und zurzeit bei der Herstellung des deutschen Reichskassenscheine sowie Banknoten verwendet wird. Das Papier wird in der Weise erzeugt, daß auf die sich eben bildende Papierbahn in der Maschine aus über der Langform angeordneten Röhrchen ein Regen blauer, mit blauem Papierstoff gemischter Fasern auffällt, wodurch sich im Papier blaue Streifen bilden, in welchen längere blaue Fasern regellos gebettet sind, die mit einer Nadel leicht vom fertigen Papier losgelöst werden können. Das Nachmachen dieser Fasern ist auf Hand- oder Büttenpapier nicht leicht durchführbar; eine Papiermaschine samt dem zugehörigen Bedienungspersonale aber steht den Fälschern nicht leicht zur Verfügung. Lassen sich diese Fasern aus einem Stück nicht loslösen, so ist der Schein gefälscht. In England und andern Staaten wird das Geldpapier noch ausschließlich als Handpapier hergestellt, obwohl die Erzeugung auf der Maschine bessere Gewähr gegen Fälschungen bietet. Das Geld- sowie das Wertzeichen- und Aktienpapier wird aus besten Leinenfasern erzeugt, mit Wasserzeichen versehen und tierisch geleimt.
Das Lösch- oder Fließpapier sowie das Filtrierpapier wird hauptsächlich aus weißen Baumwollhadern in der Weise hergestellt, daß seine Saugfähigkeit nicht geschwächt wird. Man erreicht dies durch Umgehung der Leimung und auch durch Aufrauhen des Papiers in besonderen Rauhmaschinen. Die eigentliche Saugfähigkeit wird durch einen eigenartigen Mahlprozeß im Ganzstoffholländer erreicht. Das Löschpapier darf auch in den verschiedenen Pressen der Maschine keinem zu großen Druck ausgesetzt werden, um die Poren nicht zu verkleinern. Zur Erzielung der jetzt so beliebten rosaroten Farbe werden rote Tuch- oder Kattunabfälle verwendet. Vielen Löschpapieren wird ein poröses Aussehen dadurch erteilt, daß dieselben mit einem Metallsieb oder einem großmaschigen Gewebe einer starken Pressung ausgesetzt werden. Als Rohmaterial werden Hadern, Laubholz-, Stroh- und Espartozellstoff verwendet. Das Filtrierpapier muß vor allem vollkommen rein und von sehr geringem Aschengehalt sein. Es wird aus ganz reinen, weißen Baumwollhadern hergestellt. Das Halbzeug wird mehrmals mit Salz- und Flußsäure behandelt, um die in den Fasern enthaltenen Mineralstoffe zu entfernen und dadurch den Aschengehalt zu vermindern. Das Papier wird geschöpft und im Freien behufs Ausfrierens aufgehangen. Durch das zwischen den Fasern sich bildende Eis sollen dieselben auseinander getrieben und das Papier saugfähiger, durchlässiger werden. Das Fabrikwässer muß ebenfalls von besonderer Reinheit sein. Neuerer Zeit werden diese Papiere auch aus Wollstoff und Zellstoff hergestellt.
Die Kopierpapiere lassen sich in zwei Hauptgruppen teilen: in die durchscheinenden, hauptsächlich zum Kopieren von Zeichnungen dienenden Paus- und in die zur Vervielfältigung verwendeten eigentlichen Kopierpapiere. Die ersteren, auch Kalkier-, Oel-, Stroh-, Firnispapier genannt, werden entweder aus Flachs, Werg oder Stroh so dünn erzeugt, daß sie unmittelbar durchscheinend sind, oder aus gewöhnlichem Velinpapier hergestellt, das durch Behandlung mit Baum-, Nuß-, Mohn- oder Mandelöl oder mit verschiedenen Firnissen durchscheinend gemacht wird. Sehr dünnes Pergamentpapier ist genügend durchscheinend und kann direkt als Pauspapier verwendet werden. Die zum Kopieren der Briefe gebrauchten Kopierpapiere sind oft ganz gewöhnliche, meist aber präparierte seidenpapierartige Fabrikate, die die mit Kopiertinte geschriebenen Schriftzüge ohne weiteres, d.h. nachdem sie etwas angefeuchtet sind, mit genügender Genauigkeit wiedergeben. Von denselben ist das Stout Buff genannte englische Kopierpapier eines der besten. Ein ebenfalls häufig verwendetes Kopierpapier wird in der Weise hergestellt, daß man Indigokarmin, Ultramarin oder Elfenbeinschwarz im sein gepulverten Zustande mit grüner Seife mengt und mit dieser Mischung ein festes, aber dünnes Papier mittels einer steifen Bürste einreibt. Legt man dieses Papier mit der bestrichenen Seite auf ein weißes Blatt Papier, darauf ein zweites und schreibt oder zeichnet auf diesem letzteren, so erhält man eine genügend genaue Kopie. Wird das Papier mit Graphit[11] eingerieben, so erhält man das ganz ähnlich wirkende Graphitpapier. Als Rohmaterial wird Hanf-, Leinen- und Baumwollstoff, aber auch für einige Sorten Natronzellstoff verwendet. Um mit Anilinfarbe hergestellte Schrift gut kopieren zu können, wird das Papier mit einer Gerbsäurelösung oder kohlensauerm Ammoniak behandelt.
Von dem Pack- und Umschlagpapier fordert man namentlich Fertigkeit und Biegsamkeit. Es wird in allen denkbaren Stärken fabriziert und meist eingeteilt in rotes Packpapier aus roten Hadern; braunes Packpapier aus Stricken, Werg, Tauen und braunem Holzschliff; gelbes Packpapier aus Stroh; blaues Packpapier, blau gefärbt oder aus blauen Hadern erzeugt. Früher erzeugtes weißes Packpapier von kleinerem Formate, das aus Wolle und Baumwollfasern besteht, wurde auch als Schrenzpapier bezeichnet. Außer den genannten Rohmaterialien werden noch Manilahanf (Manilapapier), Sulfitcellulose, Jute und auch gewöhnlicher Holzschliff verwendet. Bei Herstellung der groben Packpapiere wird die Zerfaserung nicht so weit getrieben wie bei andern Papiersorten. Für das Strohpackpapier wird das Stroh entweder in ganzer Länge mit Kalkmilch in Gruben oder Bottichen mehrere Tage lang eingeweicht oder einige Stunden gekocht, dann in der Kollermühle zerquetscht, oder man schneidet es auf einer Häckselmaschine, kocht das Gehäcksel 45 Stunden unter Dampfdruck mit Kalkmilch, kollert hierauf und vollendet die Zerfaserung durch kurze Behandlung. im Holländer. Die hier zur Anwendung gebrachten Papiermaschinen dürfen nicht so kostspielig sein wie die für besseres Papier und kürzen den Prozeß ab. Das Sieb, die Langform, kann kürzer genommen werden, da sich der Rohstoff leichter entwässert; aus demselben Grunde begnügt man sich mit einem Naßfilz, einer Naßpresse, worauf die Papierbahn einen Trockenzylinder passiert, um darauf zerschnitten und aufgewickelt zu werden. Zu den Packpapieren gehören auch die sogenannten konservierenden Papiere, deren Aufgabe es ist, die verpackten Gegenstände gegen schädliche Einwirkungen zu schützen. Das Packpapier für Metall waren (auch als Rostpapier und bei der Verpackung von Nadeln als Nadelpapier bezeichnet) wird häufig aus alten, geteerten Schiffstauen hergestellt, indem diese auf einer Tauenschneidmaschine zerschnitten, durch Schütteln aufgelöst, mit Aetznatron oder Kalk gekocht, dann im Holländer unter Zugabe von Teer gemahlen und schließlich auf einer kurzen Maschine zu Papier verarbeitet werden, das auch Teerpapier, Goudronné, genannt wird und die damit verpackten Gegenstände gegen den Zutritt von Feuchtigkeit schützt. Das zum Verpacken der Näh-, Strick- und Stecknadeln verwendete sogenannte Nadelpapier wird mit Blauholz gefärbt, mit Leim ohne Alaun geleimt oder in der Masse mit gepulvertem Reißblei gemischt. In neuester Zeit werden Papiere erzeugt, aus deren Ueberzug sich leichtflüchtige Kohlenwasserstoffe entwickeln, die sich auf die kälteren Metallgegenstände niederschlagen, auf diesen einen farblosen Ueberzug bilden und dadurch selbst bei hinzutretender Feuchtigkeit gegen Rost schützen. Der Ueberzug besteht aus einer Lösung von leichtflüchtigen Kohlenwasserstoffen, wie Petroleumäther, Naphtha in schwerflüchtigen Mineralölen. Hierher gehört ferner das sogenannte galvanische Papier, ein mit einer Mischung von gepulvertem Zink in Gummi oder Steinkohlenteeröl bestrichenes Papier, das ein Rotten durch den bei der Berührung von Eisen und Zink entstehenden galvanischen Strom verhindern soll. Das Wachspapier, durch welches nicht nur verpackte Gegenstände gegen Feuchtigkeit, sondern auch feucht zu erhaltende Gegenstände gegen Austrocknen geschützt werden sollen, wird entweder dadurch hergestellt, daß ein nicht geleimtes Papier durch flüssiges Wachs hindurchgezogen oder bloß mit einer Mischung von Firnis und Leim und darüber noch mit Leinölfirnis bestrichen wird. Das sogenannte Wachstuchpapier oder auch Papiertuch besteht aus einem großmaschigen Gewebe von Hanf oder Baumwolle, das an beiden Seiten mit dünnem, aber festem Papier mittels Kleisters beklebt und sodann an einer Seite mit Oelfarbe angestrichen ist. Aehnliche Wirkung hat das Paraffinpapier, das entweder durch Aufschmelzen von Paraffin oder durch Hindurchziehen durch eine Lösung dieses Materials in Benzin, Terpentinöl oder Petroleum hergestellt wird. Das zum Verpacken von Silberwaren verwendete Konservierpapier (Silberpapier) wird mit einer Lösung von Zink- oder Bleioxyd in Aetznatron, Kali oder Ammoniak imprägniert. Dadurch werden Kohlenwasserstoffe und Säuren gebunden. Zum Verpacken von Silbersachen wird auch das Zink-, Zinkweiß-, das Blei- und Bleiweißpapier verwendet. Die ersteren sind entweder mit dem betreffenden Pulver bestreut oder dasselbe wird dem Stoff beigemengt. Das Bleiweißpapier wird durch Bestreuen mit Bleiweiß oder so erzeugt, daß man ungeleimtes Papier mit Bleizucker, dann mit Soda befeuchtet, wodurch sich essigsaures Natron und kohlensaures Bleioxyd bilden, welch letzteres namentlich den Schwefelwasserstoff zu binden vermag. Zum konservierenden Verpacken leichtverderblicher Eßwaren, wie Butter, Fleisch, Obst, Milch, wird häufig das sogenannte Salizylpapier, ein mit einer Mischung von Salizylsäure, Wasser, Glaubersalz, Borax und Glyzerin getränktes und speziell für Butter ein mit einer Mischung von Kochsalz, Salpeter und Eiweiß gesättigtes Lösch- oder Filtrierpapier verwendet. Das Zuckerpapier, zur Verpackung der Zuckerhüte, besteht aus einem starken, meist blau, aber auch anders gefärbten Papier, das oft außerordentlich viel Tonerde enthält, die häufig als Zucker verwogen und verkauft wurde. Auch das zum Auslegen der Würfelzuckerkisten verwendete blaue Papier wird mit demselben Namen belegt. Auch zum Verpacken des Zichorienkaffees wird meist ein ganz bestimmtes, aus blauen Hadern erzeugtes oder auch blaugefärbtes sogenanntes Zichorienpapier verwendet.
Zu den nach ihrer Verwendung benannten Papieren gehört ferner das Zigarettenpapier, von dem verlangt wird, daß es nicht riecht, daß es wenig und nur weiße Asche gibt und daß es trotz geringer Masse so fest sei, um bei Befeuchtung nicht gleich ganz aufzuweichen. Das Papier muß vor allem langfaserig sein und wird deshalb aus Hanf- und Leinenfasern, namentlich aus Stricken und Netzen erzeugt; diese werden mit Kalk in Soda gekocht, gemahlen und auf der Langsiebmaschine zu Papier verarbeitet. Um ein Fortglimmen des Papiers bei weggelegter Zigarette zu erreichen, wird dem Papierstoff Magnesiumkarbonat[12] zugesetzt, wodurch das Papier luftdurchlässig zu werden scheint. In Amerika wurden zur Herstellung dieses Papiers Tabakstengel verwendet, diese mit Kalk gekocht, mit Manilahanffasern im Holländer vermählen und auf der Papiermaschine verarbeitet; in Spanien soll gepulverter Tabak mit Strohzellstoff verwendet werden, in Rußland verbraucht man gelbes dünnes Strohpapier.
Die Schleifpapiere werden zum Abschienen, Glätten, Glänzen verschiedener Materialien verwendet und in der Weise hergestellt, daß man harte Pulver mittels eines Klebemittels auf der Papierfläche befestigt. Ueber das Glaspapier s. Bd. 4, S. 555; das Bimssteinpapier, Bd. 2, S. 33; Flint- oder Feuersteinpapier, Bd. 3, S. 794; das Schmirgelpapier, s. Schmirgel. Sandpapier wird ebenso hergestellt wie Glaspapier. Zum Schleifen der härtesten Gegenstände wird Quarzpapier verwendet.
Das Klosettpapier (fein, weich, aber doch genügend fest) wird aus Holzzellstoff und Holzschliff hergestellt und mit der Perforiermaschine so durchlocht, daß es in entsprechend großen Stücken leicht von einer Rolle abgerissen werden kann.
Tapetenpapier, s. Tapetenfabrikation.
Die medizinischen Papiere werden teils an Stelle von Verbandzeug, teils als Träger von Medikamenten, die mit der Haut in unmittelbare Berührung gebracht werden sollen, verwendet. Zu den Verbandpapieren gehört das sogenannte Chromleimpapier (Christia), welches durch Bestreichen beider Seiten eines Pergamentpapiers mit einer Mischung von Gelatine mit Glyzerin und Kaliumbichromat erhalten wird. Das Papier hat eine schmutzig-grünliche Farbe. Antiseptisches Papier, zum gleichen Zwecke, stellt man aus reiner Leinenfaser, gemischt mit Baumwolle, her, nachdem das Zeug mittels alkalischer Laugen gereinigt und einer Temperatur von 100° C. ausgesetzt wurde. Das fertige Papier wird wiederholt einer Temperatur bis zu 120° ausgesetzt, dann durch Eintauchen in Vaseline, Chloroformlösung, Glyzerin aufgeweicht und schließlich in eine Lösung von Jodoform in Aether getaucht. Dasselbe kann auch mit einer Lösung von Thymol, Salizylsäure und Borsäure imprägniert werden. Hierher gehört auch ein Pergansept genanntes, mit rohem Holzessig imprägniertes Papier. Senfpapier besteht aus einem mit Senföl oder einer Mischung von Senfmehl mit Kautschuk, Kolophonium, Dammarlack und Benzin bestrichenen, gewöhnlichen, aber genügend festen Schreibpapier. Das blasenziehende Papier (épispastique) wird mit einem Gemisch von Schiffspech, Schweineschmalz, weißem Pech, gelbem Wachs und Kantharidenpulver getränkt. Das sogenannte Gichtpapier wird gelb und braun in den Handel gebracht. Ersteres ist mit einem Gemenge von Fichtenharz, gelbem Wachs, Kanthariden- und Euphorbiumtinktur, letzteres mit einem Gemisch von schwarzem Pech, Terpentin, gelbem Wachs, Kolophonium und den genannten Tinkturen bestrichen. Das Papier chimique anti-asthmatique ist grobes Druckpapier, welches mit einem Gemenge von Salpeter, Kalkerde, Alaun, Gips und einer Spur eines spirituösen Auszuges der Lobelia getränkt ist. Ostindisches Pflanzenpapier nennt man ein mit einer Lösung von Hausenblase in destilliertem Wasser und rektifiziertem Alkohol bestrichenes Papier, welches auf leichte Hautwunden geklebt wird. Die sogenannten hygienischen Taschentücher werden zur Aufnahme infektiöser Auswurfsstoffe benutzt. Sie bestehen aus mittels Glyzerin weichgemachtem Papier, das auf einen leichten, billigen Verbandstoff geklebt ist.
Zu den Insektenvertilgungspapieren gehört das mit einer konzentrierten Lösung des Saccharins in Wasser getränkte Saccharinpapier, das nicht giftige Quassia- und Koloquintenpapier, das mit einer Mischung von schwarzem Pfeffer und Zuckerlösung bestrichene sogenannte vegetabilische Papier. Das giftige Fliegenpapier enthält meist Arsenik. Die Mottenpapiere (zum Schutz gegen Mottenfraß) sind meist mit Karbolsäure, Naphthalin, Kampfer, Ceresin, Phenol, Steinkohlenteer u.s.w. getränkt oder bestrichen. Die Räucherpapiere werden ebenfalls in mannigfaltigen Sorten hergestellt. Ein unter lebhaftem Funkensprühen verbrennendes Papier wird durch Eintauchen in ein Gemenge von Sandelholz, Grasöl, Benzoe, Weihrauch, Vetiveressenz und Alkohol erhalten, ein andres, nur rauchendes, durch Aufstreichen einer Lösung von Zimtöl, Storax, Benzoe, Ambra, Moschus in rektifiziertem Alkohol. Das Zunderpapier ist ein im Zeug mit zerkleinerten Feuerschwammabfällen gemischtes Fabrikat, das der leichteren Brennbarkeit wegen mit etwas Salpeter oder chlorsauerm Kali getränkt wird.
Von den nach den wichtigsten Eigenschaften benannten Papieren sind vor allem zu erwähnen: die lichtempfindlichen Papiere (vgl. Photographie). Die sogenannten Lichtpauspapiere werden in verschiedenen Varietäten erzeugt, von welchen das am häufigsten verwendete in der Weise hergestellt wird, daß man reines Papier mit Eisenchloridlösung tränkt und nach der Belichtung unter der zu kopierenden Zeichnung in eine Lösung von rotem Blutlaugensalz taucht, wodurch sich die vom Lichte getroffenen Teile blau färben. Es kann hierzu auch gewöhnliches Eiweiß- oder Albuminpapier (s. Lichtpausen) verwendet werden, das durch Tränken mit einer Lösung von zitronensauerm Eisenoxyd-Ammon oder rotem Blutlaugensalz in Wasser empfindlich gemacht wurde. Die Gleichmäßigkeit der Faseranordnung sowie die chemische Reinheit des Rohmaterials ist erste Bedingung für diese Papiere. Die leuchtenden (phosphoreszierenden) Papiere werden entweder durch Auftrag einer aus Schwefelcalcium oder Schwefelbaryum mit Hausenblase als Bindemittel oder aus Schwefelcalcium, doppeltchromsauerm Kali, Gelatine und Wasser bestehenden dickflüssigen Masse hergestellt. Der Anstrich muß in vielen Schichten aufgetragen und jede derselben getrocknet werden. Das so präparierte, aus japanischem Seiden- oder Kopierpapier bestehende Produkt muß an seiner Oberfläche durch Druck geglättet und mindestens zehn Stunden dem Tageslicht ausgesetzt werden. Eine besondere Art leuchtender Papiere ist das Magnesiumpapier, das aus zwei Papierblättern besteht, zwischen welchen Magnesiumpulver mittels Stärkekleisters befestigt wird. Auf beide Seiten wird dann noch je ein mit chlorsauerm Kali getränktes Papier und außerdem noch je ein weiteres Papierblatt geklebt, so daß im ganzen ein aus sechs Papierblättern bestehendes[13] dickes Papier resultiert, das, in Streifen geschnitten und angezündet, das blendende Magnesiumlicht gibt.
Reagenzpapiere dienen zum schnellen Nachweis bestimmter Stoffe in tropfbarflüssigen oder gasförmigen Massen oder zur Konstatierung eines bestimmten chemischen Verhaltens. Das bekannteste ist das blaue und rote Lackmuspapier, das durch Tränken eines ungeleimten Papiers mit einer Lösung von Lackmusfarbstoff in destilliertem Wasser erhalten wird. Der blaue Farbstoff wird durch Zuführung von Schwefelsäure in eine rote Lösung verwandelt und das Papier damit getränkt, dann diese rote Lösung durch Zusetzen von Kalkwasser wieder blau gefärbt und durch diese Lösung das Papier hindurchgezogen. Das zum Nachweisen von Borsäure verwendete Kurkumapapier ist mit einer Lösung von Kurkumawurzel in Spiritus, das zum Nachweise von Ozon oder freiem Chlor verwendbare Stärke- oder Jodpapier mit Stärkekleister oder Jodkalium präpariert. Zum Nachweise selbst sehr geringer Mengen aktiven Sauerstoffs wird jetzt ein mit Tetramethyl-Paraphenyl-Diamin präpariertes Papier zur Anwendung gebracht. Das sogenannte Oenokrinepapier zur Erkennung echten Rotweines wird durch Tränken mit einer Bleizuckerlösung erhalten. Das Fernambuk-, Rotholzpapier dient zur Nachweisung des Fluorwasserstoffs.
Feuerfestes, unverbrennbares Papier wird manchmal in Anwendung gebracht, um wichtige Dokumente gegen Zerstörung durch Feuer zu sichern. Man mischt zu diesem Behufe 95% mit übermangansauerm Kali gewaschene und mit schwefliger Säure gebleichte Asbestfasern mit 5% gewöhnlichem Holzstoff unter Zusatz von Leim und Borax im Holländer. Das Papier soll einer Temperatur von 800° C. andauernd widerstehen. Nach andrer Methode wird diese Mischung noch vor dem Leimen mit Kali- oder Natronwasserglas gemischt, um den Zusammenhang der Fasern noch mehr zu sichern. Ein feuerfestes Papier kann ferner durch Eintauchen von gewöhnlichem Papier in eine Mischung von Ammoniak, Borax, Phosphorsäure und schwefelsauerm Zink erhalten werden. Bei der Verwendung für Dokumente muß auch mit einer feuerbeständigen Tinte, der etwas Glyzerin und eine verdünnte Wasserglaslösung beigemengt wurde, geschrieben werden. Ebenso lassen sich Farben durch Zusatz von Wasserglas feuerbeständig machen.
Das wasserdichte Papier wird in verschiedenen Varietäten, so durch Tränken mit einer Lösung von Schellack in Borax, mit einer Mischung von Gasteer, Mineralöl und Natriumkarbonat oder durch Sättigen mit Leinöl, durch Imprägnieren mit einer Masse aus Petroleum, Harz, Leinöl und Paraffinöl, hergestellt. Ein gleiches Resultat erreicht man durch Leimung des Papierzeugs mit einer Mischung von Traubenzucker, Essigsäure, Glyzerin und Ammoniak. In neuerer Zeit sind die verschiedensten Methoden zur Herstellung solcher Papiere erfunden worden, so das Leimen mit tierischem Leim und die Behandlung mit einer Formaldehydlösung, worauf durch Wasser oder Dampf eine Hydratisierung folgt; oder die Anwendung einer Lösung von Soda, Olivenöl, Glyzerin und Harz als Zusatz zu einer allmählich hergestellten Mischung von Wasser, Milch, Traubenzucker, Kasein, Glyzerin, Dextrin, Talkum, dem ein Härtebad aus einer Alaunlösung folgt u.s.w. Auch das Pergamentpapier gehört zu den wasserdichten Papieren. Abwaschbares Papier kann durch Ueberziehen eines mit Zinkweiß, Kreide, Kalk oder Schwerspat und Leim grundierten Papiers mit Wasserglas oder mit einer Mischung von Paraffin und Petroleumäther erhalten werden.
Eine große Anzahl von Papieren erhält seine Benennung nach seiner Aehnlichkeit mit bestimmten Stoffen und Materialien. Hierher gehört eine der wichtigsten Papiersorten, das Pergamentpapier oder vegetabilische Pergament, auch Membranoid und Papyrin, das alle Eigenschaften des echten Pergamentes aufweist, ja dieses noch insofern übertrifft, als es durch Insekten nicht angefressen wird und in kochendem Wasser nicht aufweicht. Es wird in vielen Fällen als Sicherheits-, Paus- und konservierendes Papier, als Bucheinschlagpapier, zu Bauplänen, zum Verschluß von leicht verderbliche Flüssigkeiten enthaltenden Gefäßen, als Packpapier für fettige Substanzen, für Tabak und solche Stoffe, die feucht erhalten werden sollen, zur Herstellung künstlicher Därme, z.B. für Erbswurst u.s.w., verwendet. Dieses Papier wird durch den sogenannten Pergamentierprozeß, das Pergamentieren, hergestellt; gewöhnliches, meist aus Baumwollhadern hergestelltes Papier wird dabei mit konzentrierter Schwefelsäure behandelt. Diese wirkt auf den Zellstoff in der Weise, daß ein dem Stärkemehl ähnlicher Körper, Amyloid, entsteht, welches bei weiterer Einwirkung der Schwefelsäure in einen gummiartigen Körper, Holzdextrin, übergeht. Durch diese Verwandlungen des Zellstoffs werden die Papierfasern in eine nahezu homogene, fest zusammenhaltende Masse verwandelt, welche die drei- bis vierfache Fertigkeit des Papiers, bei gleichzeitiger Abnahme der Dicke, besitzt, ohne Erhöhung des Gewichtes. Eine ähnliche Wirkung zeigen Chlorzink und Kupferoxydammoniak. In den meisten Fällen wird zur Herstellung des Pergamentpapiers 5960 grädige Schwefelsäure verwendet und diese nur eine bestimmte Zeit einwirken gelassen. Das Papier muß im ungeleimten Zustande und nicht zu dick dem Prozesse unterworfen werden, auch darf es keine mineralischen Bestandteile enthalten. Es wird jetzt allgemein Rollenpapier auf Pergamentiermaschinen in Pergament verwandelt. Das Papier wird dabei von einer Rolle ununterbrochen abgewickelt und gelangt vor allem in einen mit der Schwefelsäure gefüllten Kasten, in dem es um eine Glasrolle läuft; hieraus folgt eine aus zwei Walzen bestehende Presse zum Auspressen der überschüssigen Schwefelsäure, die in den Kasten zurückläuft. Von da an folgt ein Waschprozeß zur gründlichen Entfernung aller noch am Papier haftenden Säure, zu welchem Behufe die Papierbahn zuerst in einen kleinen Bottich tritt, wo der größte Teil der anhaftenden Säure abgegeben wird. Dann gelangt sie unter mehrere aufeinander folgende Systeme von Wasserbrausen, nach welchen je eine Presse zum Entfernen des überschüssigen Wassers angeordnet ist. Um die Wirkung der etwa noch zurückgebliebenen Säure zu verhindern, zieht man die Papierbahn nach Passieren des ersten Brausesystems durch ein alkalisches Bad. Die Papierbahn, die selbstverständlich stets gespannt die bisher erwähnten Vorrichtungen durchläuft, gelangt schließlich[14] zu einem Trockenapparat, bestehend aus einer großen Trockentrommel mit Trockenfilz, und wird über eine Glättpresse zur Aufwickelwalze geführt. Die Preß- und Führungswalzen müssen mit einem Kautschuküberzug versehen sein. Das zum Prozeß verwendete Papier darf nur dünn sein, da sonst die Umwandlung nicht bis ins Innere eindringen würde. Will man dickeres Pergamentpapier erzeugen, so müssen mehrere mit Säuren behandelte Papierbogen oder -bahnen gleich nach Einwirkung der Säure übereinander gelegt oder gewickelt und übereinander gepreßt werden, in welchem Falle dieselben sich zu einem Blatt dauernd und unlösbar verbinden. Solches Pergamentpapier wird auch Elfenbeinpapier genannt. Pergamentpapiere, die der schädlichen Wirkung von Alkalien ausgesetzt sind, können durch einen Zusatz von Chlormagnesium dagegen- geschützt, nur dürfen diese Papiere einer Temperatur von mehr als 30° C. nicht ausgesetzt werden. Für das Osmosepergament wird ein Papier mit 3050% Leinenfasern verwendet und mehrere Papierbogen, wie früher, aufeinander gelegt und zu einem Stück verbunden. Das imitierte Pergamentpapier (Pergamin), wird aus Sulfitzellstoff, dem eine große Quantität Leim, etwas Glyzerin und Traubenzucker beigemengt ist, hergestellt. Als Oelpergament bezeichnet man mit Bleiweiß, Gips, Kalk und Leim präpariertes, dann mit Oelfirnis überzogenes starkes Papier, das als abwaschbare Schreibtafel verwendet werden kann.
Das Leder- oder Skytogenpapier (Papierleder) wird entweder in der Weise erzeugt, daß man Lederabfälle zerkleinert und mit Papierstoff zu Papier verarbeitet, oder es wird langfaseriges Papier entsprechend gefärbt und gebeizt, durch eine Schellacklösung wasserdicht, durch Einreiben von Glyzerin geschmeidig gemacht und durch Pressung oder Runzelung mit dem charakteristischen Lederkorn versehen. Auch das aus Braunholzschliff erzeugte Papier wird oft Lederpapier genannt.
Seidenpapier ist ein aus Hanf-, Flachs-, Zwilchhadern, Tauen, aber auch aus Sulfitzellstoff hergestelltes, langfaseriges Papier von sehr geringer Dicke.
Lignitpapier wird aus braunem Dämpfholzschliff hergestellt.
Nach dem Rohstoff werden viele Papiere benannt, so das aus dem Baste des Affenbrotbaumes erzeugte Adansonia-, das aus der Esparto-, Alfa-, auch spanisches Gras genannten Pflanze hergestellte gleichnamige Papier, der aus der Papyrusstaude bis ins Mittelalter erzeugte Papyrus, der kein eigentliches Papier ist, das Jute-, Manila-, Bambus-, Braunholz-, Woll-, Stroh- und Torfpapier. Das auf der Insel Formosa erzeugte Reispapier wird aus einer bambusähnlichen Staude erzeugt. Baumwollpapier hat nach neueren Forschungen nie existiert. Nach ihrer Verbindung mit andern Stoffen unterscheidet man das sogenannte Indigo-, Blau- oder Waschblaupapier zum Färben der Wäsche, ein mit Indigokarmin getränktes Löschpapier, das seine Farbe auch nach längerem Liegen abgibt, wenn der Färbeflüssigkeit etwas Zucker zugesetzt wird. Bleifolienpapier zur Verpackung des Tees wird hergestellt, indem man Papier mit einer teigartigen Substanz bestreicht, die aus Blei- und Zinnstäubchen gewonnen ist. Das Gazepapier besteht aus zwei Papierbogen, zwischen welche oft auch gemusterte Seidengaze geklebt wird. Hierher gehören ferner: das auf Leinwand geklebte Chemisen-, Leinen- oder Leinwand-, das auf Blech geklebte Blechpapier, das auf einen Baumwollstoff geklebte, Papirolin genannte Papier, die schon besprochenen Glas-, Flint-, Sand- und Schmirgelpapiere, das mit einem Tragantüberzug versehene, jetzt seiten verwendete Tragantpapier, welches meist zum Malen diente.
Literatur: Hoyer, E., Das Papier, seine Beschaffenheit und deren Prüfung, München 1882; Müller-Haußner, Die Herstellung und Prüfung des Papiers, Berlin 1905; Andés, L.E., Papierspezialitäten, Wien 1896. S.a. die Literatur unter Papierfabrikation.
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