1. Alle Geschäfte sind ehrlich, wenn man sie ehrlich treibt.
»Die Geschäfte sind, wie man sie treibt, die Gesetze so, wie man sie liest.« (Bertram, 44.)
2. Besser ein klein Geschäft, das ernährt, als ein grosses, das verzehrt.
Ein hebräisches Sprichwort sagt: Nahe Geschäfte können ihren Herrn ernähren, ferne Geschäfte zehren ihn auf. (Cahier, 2481.)
3. Bey Geschäfften darff man den Senff nicht mit sich bringen, man wirdt jhn finden. – Lehmann, 82, 58.
4. Bey geschäfften stimmen Anfang vnnd end selten zusammen; ist der anfang Süss, so ist das Ende Sawer; thut der anfang Wehe, so thut das Endt wol. – Lehmann, 274, 2.
5. Bey wichtigen Geschäfften soll man Gravitet vnnd nicht Schertz brauchen. – Lehmann, 274, 3.
Lat.: Difficile esse inter magna negotia non aliquando desipere. (Lehmann, 274, 3.)
6. Das Geschäft macht den Mann.
Frz.: Les affaires font les hommes. (Cahier, 41; Recueil, 4.)
7. Das Geschäft wird durch den Tod allererst bestätigt. – Graf, 206, 78.
Eine letztwillige Verfügung, hier Geschäft, auch sonst Todgeschäft genannt, tritt erst mit dem Tode dessen, von dem sie ausging, in Kraft, weil er sie, so lange er lebte, noch abändern konnte.
8. Das letzte Geschäft tödtet das erste. – Graf, 205, 176.
Jede spätere letztwillige Verfügung hebt die frühere auf.
9. Die eigenen Geschäfte gehen vor.
Vorausgesetzt, dass sie mehr Vortheil gewähren, als die Besorgung fremder.
Frz.: Les Auvergnats et Lymosins font leurs affaires, puis celles des voisins. (Leroux, I, 205.)
10. Ein Geschäft begonnen, heisst noch nicht gewonnen.
Engl.: Business involving no result.
11. Ein Geschäft, bei dem viel Nutzen erscheint, ist ringsum von Schaden eingezäunt.
12. Erst das Geschäft und dann das Vergnügen. (Berlin.)
13. Es gehört mehr zu geschäfften, als leere Worte einbrocken. – Lehmann, 348, 9.
14. Es gibt noch andere Geschäfte als mit Gabel und Löffel.
15. Es lassen sich nicht alle Geschäfte über einen Leisten schlagen.
Jedes Geschäft hat seinen eigenthümlichen Schwerpunkt. Wer diesen nicht aufzufinden und zu rechter Zeit den rechten Hebel daranzusetzen versteht, wird es nie aus der Stelle bringen. (Welt und Zeit, I, 133, 13.)
16. Es seindt geschäfft die gethan vnnd nicht viel berathschlägt wollen sein. – Lehmann, 279, 57.
[1581] 17. Geschäfft, die ein schön angesicht haben, sindt offt dahinden voll wust vnd gestanck. – Lehmann, 274, 4.
18. Geschäfft seind offt beschaffen wie ein Spiel, darinn man mit Hertz muss stechen vnnd nicht mit Schellen. – Lehmann, 274, 5.
»Manche Geschäfte haben eine Wolfsnatur; wer sie nicht am schwachen Theile fasst, wird von ihnen zerrissen.« (Welt und Zeit, III, 68, 19.)
19. Geschäfte anfangen ist leicht und kann's jedermann, fortführen das können verständige Leute, vollenden, die Herz und Faust haben.
20. Geschäfte und Früchte haben ihre Reifezeit; wer sie zu früh bricht, verdirbt sich den Magen daran.
21. Grosse Geschäfft vnd sachen seynd mit gefährligkeit verzeunt. – Lehmann, 244, 15.
22. In fremden Geschäften bleib' selber bei Kräften. (S. ⇒ Geborgen.) – Philippi, I, 19.
23. In geschäfften gehets wie mit einem brennenden liecht, wenn mans gnaw butzet, so lescht mans auss. – Lehmann, 281, 77.
24. In Geschefften muss man offt so fürsichtig seyn, als einer der vmbs Maul halbiert. – Lehmann, 68, 17.
25. In schweren Geschäften muss mans machen wie die Seiler, die für sich drehen vnnd hinder sich gehen. – Lehmann, 276, 19.
Die Araber sagen: Wenn die Geschäfte dich beim Kopfe nehmen, so fasse sie beim Schwanze an. (Cahier, 2230.)
26. Jeder hat sein Geschäft.
Zur Verrichtung jedes Geschäfts gibt es bestimmte und geeignete Personen, was die Aegypter durch das Sprichwort ausdrücken: Es ist das Geschäft des Murzzin, zum Gebet zu rufen. (Burckhardt, 424.)
27. Kleine geschäffte haben offt so verwickelte beschwernussen als die grossen. – Lehmann, 280, 68.
28. Man muss in Geschäfften so sorgsam gehen wie die so vffm Seil gehen. – Lehmann, 69, 31.
29. Mancher gehet bey geschefften hinter sich vnnd drehet für sich wie ein Seiler. – Lehmann, 875, 3.
30. Mein Geschäft geht jetzt nicht, sagte der Schneeschipper, da bettelte er in der Ernte.
31. Mein Geschäft ist verschieden, sagte die Katze, als sie das Huhn vom Tische stahl.
32. Neue Geschäfte, neue Kräfte.
Frz.: A nouvelles affaires nouveaux conseils. (Leroux II, 164.)
33. Offt muss man bey Geschäfften vnnd Leuten thun, als hett man den Schnuppen oder ein Hültzin Nass. – Lehmann, 76, 15.
34. Stete Geschäfte vertreiben böse Gedanken.
35. Wenn ein Geschäft gemacht und das Kind geboren ist, sieht man ihm die Schmerzen, die es verursacht, nicht an.
36. Wer ein Geschäft treibt ohne Verstand, kommt nicht weit im Land.
Dän.: Hvo som vil bruge kiøbmandskab som han ei har lært, forkiøber sine penge. (Prov. dan., 343.)
37. Wer gross Geschäfft hat, soll vnsern Herren Gott nicht lassen Müssig sein. – Lehmann, 274, 1.
38. Wer in Geschäften die Fusswege nicht findet, der läuft sich bald den Athem ab.
»Gemeine Köpfe schwitzen und laufen sich auf dem Fahrwege ab und kommen doch gewöhnlich zu spät an Ort und Stelle.« (Welt und Zeit, I, 133, 18.)
39. Wer in Geschäften Mass hält, bleibt auf den Beinen, wenn ein anderer fällt.
40. Wer in Geschäften und im Schach blos an seine Züge denkt, der verliert das Spiel.
41. Wer kein eigenes Geschäft hat, mischt sich gern in fremde.
42. Wer sein eigen Geschäft schlecht betreibt, wie kann der fremdem Handel nützen!
It.: Chi mal fà i fatti suoi, peggio fà quelli d'altrui. (Pazzaglia, 122, 2; Cahier, 2786.)
[1582] 43. Wer sein Geschäft nicht treibt, den treibt sein Geschäft.
Frz.: Pousse tes affaires, et que ce ne soit pas elles qui te poussent. (Cahier, 39.)
44. Wer sein Geschäft treibt in seiner Klause, bekommt keine Prügel in fremdem Hause.
It.: Chi fà li fatti suoi non s'imbratta le mani. (Bohn I, 81.)
Span.: Quien está en su tienda, no le achacan que se halló en la contienda. (Bohn II, 248.)
45. Zu Geschäfften vnnd handlungen gehören drey ding: Anheben, Fortführen vnnd Hinausführen. – Lehmann, 276, 33.
*46. Das ist kein Geschäft.
Das ist nicht in der Ordnung.
*47. Ein Geschäft aus etwas machen.
Frz.: Faire métier et marchandise de quelque chose. (Leroux, II, 102.)
*48. Er dräit sym G'schäft es Ohr ab. (Solothurn.) – Schild, 76, 227.
Er schwächt sein Geschäft durch grosse Verluste.
*49. Er hat sein Geschäft an den Haken gehängt.
*50. Er ist zu geschäfften so viel nütz als ein Kuh zum Galliard Tantz. – Lehmann, 295, 41.
*51. Hast immer ein Geschäft. (Rottenburg.)
Ebendaselbst auch: G'schiss; in der Oberpfalz: Gedus.
*52. Ihr Geschäft allenthalben, ihr Ziel nirgends. – Eiselein, 228.
*53. Sein Geschäft geht gut, der Krebs geht voraus.
Spott auf ungünstige Geschäfte, die rückwärts gehen.
54. Ein spann langes G'schäft (Gewerbe) ist besser als eine ellenlange Wirthschaft. (Wien.)
55. Hier ist ein Geschäft zu machen, sagte der Slowake, und kam mit seiner Blechwaare in die Kirche.
Holl.: Bij 't vollk is de neeringe, sey de mossel-man, en quam met de mosselen in de kerk. (Cats, 211.)
56. Jedes Geschäft hat sei Vörtele. (Ulm.)
57. Viel Geschäfte und wenig Gewinn.
Holl.: Goede nering, maar slappe winst. (Harrebomée, II, 120a.)
58. Zu Geschäften braucht man den Senf nicht mitzubringen, man wird ihn finden. – Sandvoss, 9507.
[1334] *59. A Geschäft wu män nemmt mehr heraus, wie män legt herein. (Jüdisch-deutsch. Warschau.)
Euphemistische Bezeichnung für Lavement.
*60. Ein Geschäft begiessen. – Frischbier, II, 309.
Beim Abschluss desselben zu dessen Bekräftigung einen Trunk thun.
*61. Er hot gemacht a Geschäft wie der Vetter Ejssev.
D.h. ein sehr schlechtes Geschäft, wie Esau, der seine Erstgeburt für ein Linsengericht verkaufte.
*62. Sein Geschäft ist im Gange; die Gerichte verkaufen seine Sachen im Ganzen.
*63. Seine Geschäfte einem andern übertragen.
Lat.: Cursu lampada trado. (Philippi, I, 108.)
Buchempfehlung
Als Hoffmanns Verleger Reimer ihn 1818 zu einem dritten Erzählzyklus - nach den Fantasie- und den Nachtstücken - animiert, entscheidet sich der Autor, die Sammlung in eine Rahmenhandlung zu kleiden, die seiner Lebenswelt entlehnt ist. In den Jahren von 1814 bis 1818 traf sich E.T.A. Hoffmann regelmäßig mit literarischen Freunden, zu denen u.a. Fouqué und Chamisso gehörten, zu sogenannten Seraphinen-Abenden. Daraus entwickelt er die Serapionsbrüder, die sich gegenseitig als vermeintliche Autoren ihre Erzählungen vortragen und dabei dem serapiontischen Prinzip folgen, jede Form von Nachahmungspoetik und jeden sogenannten Realismus zu unterlassen, sondern allein das im Inneren des Künstlers geschaute Bild durch die Kunst der Poesie der Außenwelt zu zeigen. Der Zyklus enthält unter anderen diese Erzählungen: Rat Krespel, Die Fermate, Der Dichter und der Komponist, Ein Fragment aus dem Leben dreier Freunde, Der Artushof, Die Bergwerke zu Falun, Nußknacker und Mausekönig, Der Kampf der Sänger, Die Automate, Doge und Dogaresse, Meister Martin der Küfner und seine Gesellen, Das fremde Kind, Der unheimliche Gast, Das Fräulein von Scuderi, Spieler-Glück, Der Baron von B., Signor Formica
746 Seiten, 24.80 Euro
Buchempfehlung
1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
396 Seiten, 19.80 Euro