1. Das hat viel Oel gekostet, sagte der Narr, als er hörte, dass man dreihundert Nonnen zu geistlichen Müttern gemacht. – Klosterspiegel, 57, 1.
2. Das Oel, das in die Lampe kommt, ist so ehrlich als das, womit man salbt.
Die Russen: Das eine Oel kommt in die Lampe, das andere in den Weihkessel. (Altmann V, 106.)
3. Das Oel ist der Lampe so nöthig als der Docht.
4. Das Oel ist in Griechenland eine sehr gemeine Sache.
5. In heissem Oel ist schlimm baden.
6. Man kann viel Oel ins Feuer giessen, ehe man es dämpft.
Die Russen: Selbst mit hundert Säcken Pulvers wirst du kein Feuer dämpfen. (Altmann VI, 391.)
7. Man muss das Oel nicht zu spät auf die Lampe giessen.
Rechtzeitig Rath brauchen, den bessern Weg einschlagen u.s.w.
8. Man muss Oel aufgiessen, ehe das Licht erlischt.
9. Man soll nicht Oel ins fewer giessen. – Henisch, 1083, 6.
Lat.: Ignem igni ne addas. (Erasm., 591; Froberg, 372; Hanzely, 171.)
10. Mit ein paar Tropfen Oel fängt man mehr Fliegen als mit einer Tonne Essig.
Frz.: L'huile est plus forte que le fer. (Cahier, 876.)
11. Mit Oel magst du beginnen und mit Honig schliessen, den Wein lass in der Mitte fliessen.
Die Dänen wollen den Wein zwischen Oel und Honig: Disse ere beste: Olien øverst, honning nederst og viin midti. (Prov. dan., 66.)
Holl.: De olie is best in het begin en de honig op het einde, maar in het midden dient de wijn. (Harrebomée, II, 133a; Bohn I, 306.)
[1139] 12. Mit Oel wird kein Feuer gelöscht, mit Werch keine Glut gedämpft. – Altmann VI, 445.
13. Mit ôlen Oelj un en'n ôlen Knust helt de Hûsfrûe Hûs. – Schambach, II, 299.
Mit altem Oel und einem alten Knust (Endstück eines Brotes) hält die Hausfrau haus. Sie bedient sich alten Oels und altbackenen Brotes, weil dies länger reicht.
14. Muss es denn immer Oel sein, sagte der Teufel, und schiss in die Lampe. (S. ⇒ Oleum.)
Holl.: Non semper oleum, zei de drommel, en hij sch ... in de lamp. (Harrebomée, II, 133.)
15. Ohne Oel verlöscht die Lampe.
16. Oel, ein alter Freund und Wein wird stets ein guter Vorrath sein.
Holl.: Olie, wijn en een oud vriend is goede provisie. (Harrebomée, II, 133b.)
17. Oel, Essig und Speck machen den Salat schleck.
Holl.: Olie met azijn gemengd maakt de beste saus. (Harrebomée, II, 133b.)
18. Oel macht ein Fleck. – Blass, 18.
19. Oel ohne Wein lass sein. – Parömiakon, 2031.
Lauter Güte ohne Strenge ist nicht gut.
20. Oel presse niemand anders aus als der Oelpresser. – Burckhardt, 624.
Jedes Geschäft verlangt seine eigenen Leute.
21. Oel un Êtig in de Wunnen makt gesund to allen Stunnen. (Holst.) – Schütze, IV, 218.
Oel und Essig in den Wunden macht gesund zu allen Stunden. Von sanften, heilsamen Tröstungen gebraucht.
22. Oel und Salz muss man beides kaufen.
Oft bedarf es ganz entgegengesetzter Heilmittel, bald Schärfe, bald Gelindigkeit.
23. Oel und Wahrheit schwimmen allzeit oben. – Winckler, VIII, 83; Chaos, 1056.
Sehr oft liegt die Wahrheit tief und nur der Irrthum schwimmt oben.
Frz.: L'huyle, comme aussi verité, retournent tousjours en sommité. (Leroux, II, 253.)
24. Oel und Wein muss beisammen sein.
25. Oel vermehrt des Feuers Glut, Widerstand des Zornes Wuth. – Gaal, 446.
26. Oel, Wein und Freund' alt am besten seind.
27. Verschüttet Oel ist nicht gut aufzuheben. – Körte, 4647; Braun, I, 3130.
Verlorene Ehre ist schwer zu ersetzen. Daher auch die Redensart: Der hat's bei dem verschüttet, d.i. seine Gunst verloren. In Schwaben: Verschüttet Oel is net guat ufheba. (Michel, 208; Nefflen, 468.)
28. Wenn man mit Oel will löschen fewer, so wirt es noch mehr vngehewer. – Henisch, 1083, 10; Petri, II, 668.
29. Wenn man nicht Oel zugiesst, brennt die Lampe selbst aus.
30. Wenn man zu viel Oel aufs Licht schüttet, muss es verlöschen.
Lat.: Parva sustentant. (Sutor, 603.)
31. Wer das Oel brennen geheissen, kann auch den Essig brennen heissen.
32. Wer Oel ins Feuer thut, vermehret seine Glut.
Engl.: To cast oil in the fire is not the way to quench it. (Bohn II, 120; Gaal, 447.)
It.: Non bisogna gettar la stoppa nel fuoco, e cercar di spegnerla con l'olio. (Gaal, 447.)
Ung.: Nem jó a tűzre olajt öntene. (Gaal, 447.)
33. Wer Oel misst (wiegt), besalbt sich die Finger. – Winckler, XIX, 5.
Auch die Russen Altmann VI, 433.
Engl.: He that measureth oil, shall anoint his fingers. (Bohn II, 120.)
Holl.: Die olie met, krijgt smerige handen. – Die olie uitmeet, wordt er vet van. (Harrebomée, II, 133a.)
Span.: Quien el aceyte mesura, las manos se unta. (Cahier, 3234; Bohn I, 248.)
34. Wer reines (feines) Oel will, muss die Beere nicht zu sehr drücken.
35. Wo man nicht Oel zugeusst, so verliescht das liecht. – Henisch, 1589, 60; Petri, II, 668.
In Venetien: Wo kein Oel ist, geht das Licht ans. (Reinsberg II, 52.)
*36. A is as a Êl, ôk nich asu lauter. (Schles.) – Frommann, III, 408, 303.
*37. An jhm ist öle vnd warnung verloren. – Mathesius, Historia, I, LXIIa.
[1140] *38. Da möchte einer Oel geben (oder: seichen).
» ... Dergestalt abprügeln, dass sie hätten Oel geben mögen.« (Simplic., 645.)
*39. Das ist Oel ins Feuer.
Holl.: Het is olie in het vuur. (Harrebomée, II, 133b.)
*40. Der hat mehr Oel in der Lampe verbrannt, als Wein getrunken.
Holl.: Hij heeft meer olie in de lamp verbrand, dan wijn gedronken. (Harrebomée, II, 133b.)
*41. Du hast das Oel verschüttet.
*42. Ein Tropfen demokratischen Oels.
Diese Redensart hat ihre Quelle in der deutschen Nationalversammlung zu Frankfurt a.M. Uhland schloss dort am 22. Jan. 1849 seine Rede gegen die Erblichkeit der Kaiserwürde und den Ausschluss Oesterreichs mit den Worten: »Glauben Sie, meine Herren, es wird kein Haupt über Deutschland leuchten, das nicht mit einem vollen Tropfen demokratischen Oels gesalbt ist.« (Büchmann, 241.) »Viele (Deutsche) hatten sich an die Weissagung Uhland's gewöhnt von dem ›vollen Tropfen demokratischen Oels‹, ohne dessen Salbung das Haupt des künftigen Kaisers nicht über Deutschland leuchten werde.« (Grenzboten, 1871, Nr. 5, S. 163.)
*43. Er hat kein Oel und kein Docht.
Jüdisch-deutsch: Mi Komooche, kaan Oel kaan Zooche. (Tendlau, 210.)
*44. Er hat nicht mehr viel Oel in der Lampe.
Es geht mit seinen Kräften zu Ende.
Frz.: Il n'y a plus d'huile dans la lampe. (Lendroy, 875.)
Holl.: Er is geene (weinig) olie in de lamp. (Harrebomée, II, 133a.)
*45. Er hed Oel1 em Huet. – Sutermeister, 65.
1) Vom dänischen Øl = Bier. – Ist betrunken. – Zur Bezeichnung dieses Zustandes sind a.a.O. noch folgende schweizer sprichwörtlichen Ausdrücke und Redensarten aufgeführt: Er het en Chäib, e Chapp, en Dampf, en Dampis, en Dips, en Fahne, es Fueder, en Glanz, a Haarseckel, e Hirmuetstheil (Schwyz), e Hirnmuethschaib, en Hops, en Kätzer, en Sabel, en Sibehätzer, en Spitz, en Stüber, en Trümmel, en Tümmel, en Tüfel, en Wälsch. (S. ⇒ Ansehen 29, ⇒ Boden 38, ⇒ Laden 10 und ⇒ Oberstübchen.)
*46. Er hed 's Oel verschüttet. (Luzern.)
Ist verblüfft.
*47. Er het au scho vo dem Oel gha und wird iez nümme gsund. – Sutermeister, 69.
*48. Er het wenig Oel im Kopf. – Sutermeister, 60.
Es fehlt ihm an Ausdauer.
*49. Er ist wie Oel, das sich überall durchfrisst.
»Der Samuel ist ein Kind, wie Oleum, was sich überall durchfrisst.« (Salon, Leipzig 1870, VI, 614.)
*50. Er möchte Oel aus Steinen pressen.
Die Russen: Oel aus Rietgras, Fett aus Oliven pressen, ist die rechte Kunst. (Altmann VI, 408.)
*51. Er würde Oel aus einem Kieselsteine pressen.
Frz.: Il tirerait de l'huile d'un mur.
*52. Es ist kein Oel in seiner Lampe mehr.
Seine Kräfte sind erschöpft.
*53. Es ist noch Oel im Fass.
Holl.: Er is nog olie in de kan. (Harrebomée, II, 133a.)
*54. Hai, Oel am Hut und Schnaps an der Kappe. (Wurmlingen.) – Birlinger, 954.
*55. Ich möchte in diesem Oel nicht baden.
*56. Jemand mit haslenem Oel einschmieren. (Oberösterreich.) – Baumgarten.
Ihn mit einem Haselstecken prügeln.
*57. Man würde leichter Oel aus einem Kieselstein pressen.
Als nämlich etwas von ihm herauskriegen, besonders Geld.
*58. Mit Oel will er das fewer leschn. – Eyering, II, 401.
*59. Nach Oel greifen, ums Feuer zu löschen.
*60. Oel (und Wein) durch ein stinkend Rohr (Gefäss) giessen. – Luther's Tischr., 186b.
*61. Oel ins Feuer giessen. – Eiselein, 50; Körte, 4646; Sutor, 37; Mathesy, 45b; Lohrengel, II, 409; Braun, I, 3129.
In Pommern: Oelje to'm Für geten. (Dähnert, 334a.) Das Uebel ärger machn. Die Gemüther noch heftiger erbittern; die Leidenschaften noch mehr erhitzen, aufreizen. »Ihr ölet, die nun in der Hölle braten sollen, heisst das nicht, Oel ins Feuer giessen wollen.« »Etliche, welche Oel ins Feuer, wie man zu sagen pflegt, zu schütten sich unterstunden.« (Gottfried, 770b.) »Wo man mit öl wil leschen fewer, da ist fürwar das Wasser thewer.« (Waldis, III, 61, 460.) Die Russen: Einen Ofen mit Pulver heizen. (Altmann VI, 512.)
Engl.: He takes oil to extinguish the fire. (Bohn II, 65.) – To add fewel to the fire.
[1141] Frz.: Jeter de l'huile dans le feu. (Cahier, 875.) – Mettre le feu aux étoupes, aux poudres. (Masson, 260.)
Holl.: Olie in het vuur werpen. (Bohn I, 336.)
It.: Aggiunger legna al fuoco.
Lat.: Frigidam aquam suffundere. (Plautus.) (Philippi, I, 103.) – Ignem igni addere. (Binder II, 1365; Germberg, XII, 224; Hanzely, 171.) – In flammam flammas, in mare fundis aquas. (Ovid.) (Binder I, 736; II, 1431.) – Oleo incendium restinguere. (Binder I, 1269; II, 2360; Hanzely, 171; Tappius, 49b.) – Oleum addere camino. (Horaz.) (Binder I, 1270; II, 2361; Eiselein, 500; Hanzely, 171.)
*62. Oel zum fewr werffen. – Franck, Zeytbuch, XXIXa.
63. Der Oel gegeben, uns zu schminken, der gab auch Wein, um Freud ins Herz zu trinken. – Harssdörffer, 1522.
64. Oel mit Essig macht gute Salaten; scharf und gelinde gute Kinder. – Historien-Cabinet, 151.
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