W

[1710] 1. Drei W erfreuen die Lebenskraft: Weib, Wein und Wissenschaft.

»In meinem Abc befindet sich ein dreifach W. Das erste W ist Wissenschaft, die thätig wirkt in Blut und Saft, die Hirn und Herz mit Kraft durchdringt und Trost in jedes Leiden bringt. Das zweite W, das ist der Wein, doch muss es bonum vinum sein; auch sei kein andres W dabei, ein braver Bursch ist wasserscheu. Es lehrt und nützt das edle Nass, dieweil in vino veritas. Das dritte W das ist ein Weib, gut von Gemüth und schön von Leib; doch kommt zu diesem dritten W im Philisterio erst Eh'. Drum sing' ich laut mit voller Kraft: Vivant Weib, Wein und Wissenschaft.« (Witzfunken, VII b, 87.)


2. Drei W fördern Thüringens Wohl: Weizen, Waid und Woll'.

Lat.: Conciliare solent tria W nomenque decusque, Waid, Woll' und Weizen terra Thuringa tibi. (Witzfunken, IV a, 177.)


3. Drei W machen der Welt viel zu schaffen: Weib, Wein und Waffen.


4. Drei W machen viel Beutel leer: Weiber, Würfel und Weinbeer'.Gaal, 1646; Sailer, 100.


5. Drei W müssen die schlimmsten in Preussen sein: Wartenberg, Wartensleben und Wittgenstein.

Die genannten drei Grafen waren unter Friedrich I. Minister. Sie saugten das Land auf eine furchtbare Weise durch Steuern aus, und waren deshalb so gehasst und berüchtigt, dass man sie das Ministerium der drei Weh nannte, dessen Andenken der obige Spruch bewahrt.


6. Drei W sind grosse Räuber: Wein, Würfelspiel und Weiber.Sailer, 700; Körte, 6381; Simrock, 11086.

Engl.: Women, wine and dice ruin many a man. (Gaal, 1646.)

Lat.: Alea, vina, Venus faciunt, ut turpis egestas abripiat multos in sua vincla jocos. (Gaal, 1646.)


7. Drei W sind in der Welt die stärksten: Weib, Wein und Wahrheit.Parömiakon, 2638.


8. Drei W uns bringen gar viel Pein: die Weiber, Würfel und der Wein.Eiselein, 624; Simrock, 11085; Braun, I, 4851; Masson, 374.

Es wird hier am Orte sein, des Zwistes der beiden hallischen Professoren Wolf und Joachim Lange zu gedenken. Der letztere versäumte keine Gelegenheit, seinen theologischen Eifer und Groll gegen Wolf zu äussern. So schrieb er einmal in das Stammbuch eines jungen Theologen: »Ich weiss ein dreifach W, das grosses Weh' gemacht; die Weiber, die den Fall in diese Welt gebracht, den Wein, der Ursach' ist von vielen bösen Thaten; das dritte kenn' ich nicht, mein Freund, du musst es rathen. Die Weisheit mein' ich nicht, sie trägt stets Gutes ein. Ich würde dir es leicht gar deutlich nennen können; doch zu gewisser Zeit darf man den Wolf nicht nennen.« Nachher gerieth das Stammbuch in des Propstes Reinbeck Hände, der gegenüber schrieb: »Ich weiss ein dreifach W, das vieles Wohl gebracht: die Weisheit, die der Neid schon selbst für gut geacht't; die Wahrheit, die von Gott den Ursprung hergenommen und die vom dritten W ein neues Licht bekommen. Wer ist, der dieses W zu dieser Zeit nicht kennt, obgleich man nicht den Wolf bei seinem Namen nennt. Doch gibt's ein dreifach L, so diesem W entgegen, von diesem will ich dir nur zwei [1710] vor Augen legen: das Lästern, so die Welt anjetzt zur Tugend macht, das Lügen, so letzthin der höll'sche Feind erdacht; das dritte nenn' ich nicht, man kennt's an seinen Thaten, wem dieses unbekannt, der müsste Lange rathen.« Jablonsky schrieb Folgendes dazu: »Das W das kurz vorher das L in Schimpf gebracht, nimmt zwar das R in Schutz; doch dessen ungeacht't wird nun anstatt des W das L herumgenommen; bei diesen Buchstab'nstreit ist man dazu gekommen.« (Witzfunken, IV b, 50.)

Mhd.: Niht verkêrt die werlt so sêre, als wîp, wîn, schutz und werltlich ere. (Renner.) (Zingerle, 61.)

Lat.: Alea, vina, Venus, tribus his sum factus egenus. – Dives eram dudum, fecerunt me tria nudum. (Eiselein, 624.)


9. Drei W verändern den Menschen an Geist und Leib: Würden, Wein und Weib.


10. Drei W wollen in Berlin das Volk vertreten, es wär' aber besser, wenn sie's nicht thäten.

Dieser Spruch bezieht sich auf die den Volksinteressen (Volkswünschen) abgeneigten Abgeordneten: Wagener, Wartensleben und Wantrup, die in den Jahren 1863-65 Mitglieder des preussischen Hauses der Abgeordneten waren. (Vgl. Bresl. Zeitung, 1866, Nr. 218, S. 1237.)


11. Vier W sind alles Streites Quell und Pforte: Weiber, Würfel, Wein und Worte.


12. Vor drei W hüte dich: vor Weib, Wein und Waffen.


13. Vor drei W muss sich jeder hüten fein: vor Wollust, Würfel und Wein.Simrock, 11087.


14. W macht mir wee (Wehe).Franck, II, 46b; Simrock, 11084.

»Der buchstab ist W; deut wein, odder wirt, weib und würffel.«


15. W.W.V.W.W.

»Wer weiss vmb was willen.« (Weinsberg, 76.)


16. Wäre das W nicht, dann wäre Kühdreck Butter. (Eger.)

Hier steht das W wol für »Wenn«.


17. Wäre das W nicht, dann wäre Wien auch nicht. (Eger.)


18. Zehn W sind voller Weh: Wein macht voll, Würffl macht toll, Wagen fällt um, Wolff bringt um, Wald ernährt Dieb, Wand verhindert Lieb, Winter bringt Schnee, Wunde macht weh, Wurm thut nagen, Weib thut die ganze Welt plagen.Abraham a Sancta- Clara, Bescheid Essen, S. 173.


19. Zwei W thun offt wehe: das Weib und der Wein; willst du davor sicher sein, stells Buhlen und das Sauffen ein.Chaos, 216.

Lat.: Bacchus Germanos vexat, sed foemina Gallos, dic mihi, quid gravius vulva vel urna nocet! (Chaos, 216.)


20. Zwei W wollen beherrscht sein, sonst machen sie zu Sklaven Geister und Leiber, Wissenschaften und Weiber.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876, Sp. 1710-1711.
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