1. Alle Doag is kên Joarmarkt. (Strelitz.) – Firmenich, III, 71, 44.
2. Auf einen guten Jahrmarkt folgt ein schlechter Wochenmarkt. – Simrock, 5204.
Böhm.: Po jarmarku zlý trh. (Čelakovsky, 161.)
Poln.: Po jarmarku zły targ. (Čelakovsky, 261.)
3. E Jôrmert, af dên em äm elf ze schnêl und äm zwelf ze loangem kît. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 326, 273; Schuster, 440.
Ein Jahrmarkt, auf dem man um elf zu früh und um zwölf zu spät kommt.
4. Ein Jahrmarkt ohne Dieb', ein Mädchen ohne Lieb', eine Scheuer ohne Mäus', ein Bettler ohne Läus', ein Jäger ohne Hunde, ein Fechter ohne Wunde, ein Krämer ohne Schwören, ein Wirthshaus ohne Zehren, ein Wald ohne Holz, ein Narr ohne Stolz, ein Fuhrmann ohne Karren, ein Fürst ohne Narren, ein Trinker ohne Durst, ein Metzger sonder Wurst, ein Jahr ohne Regen, ein Priester ohne Segen, ein Schneider ohne Trügen, ein Weber ohne Lügen, ein Winter ohne Wildenten, eine Hochschul' ohne Studenten, eine Glocke ohne Klang, ein Kackhaus ohne Stank, ein Winter sonder Kält', ein Wuchrer ohne Geld, ein Feuer ohne Hitz', ein Weiser ohne Witz, ein alt Weib ohne Schelten sind Ding, die man find't selten. – Simrock, 5203.
5. Es ist ein schlechter Jahrmarkt, wenn nur fünf erschlagen werden.
Von der Rauflust der Masuren, die sich, wie ein Schriftsteller sagt, unter sich prügeln und zausen wie die Hunde. (Vgl. über das Leben und die Sitten der Masuren die Darstellung von Wurzbach I, 54; Reinsberg VI, 60.)
6. Es ist kein Jahrmarkt ohne Diebe. – Waldis, IV, 93, 48; Parömiakon, 1495.
Holl.: Zelden eene jaarmarkt zonder dief. (Harrebomée, I, 351b.)
7. Es ist nicht alle Tage Jahrmarkt. – Simrock, 5292.
Auch die Russen: Es ist nicht alle Tage Markttag. Die Polen: Nach dem Jahrmarkt ist ein schlimmer Handel. (Reinsberg III, 7.)
8. Jahrmarkt ist nicht alle Tage. – Gaal, 662; Reinsberg III, 7.
Wenn der Freudentag vorüber ist, muss man auch wieder munter in die Arbeit gehen und sich's sauer werden lassen.
9. Jeder spricht über den Jahrmarkt (Messe), wenn er ihn gefunden.
Span.: Cada uno cuenta de la feria como le va en ella. (Bohn I, 207.)
10. Jôrmert bân, vil verdau, wenij än de Kasten dân. – Schuster, 193.
11. Kein Jahrmarkt ohne Händel.
12. Man muss sich nicht auf den schöninger Jahrmarkt freuen, da regnet's. (Schöningen in Braunschweig.)
13. Prosit Jahrmarkt! Schön danken gilt nicht. (Köthen.)
14. 'S is nüd all Tag Johrmarkt, es ist au Chilbe (Kirmes). – Tobler, 193.
Die Rose verbreitet nicht blos angenehmen Geruch, sie hat auch Dornen.
15. Uffen gude Jurmerckt fulgt a schlechter Wuche-Morckt. – Gomolcke, 1044; Robinson, 687.
»'S hest sunsten: uf an guten Jahrmarckt fulgt a schlechter Wuchen Tag.« (Keller, 160a.)
*16. Einem einen Jahrmarkt geben.
Ihm einen panischen Schrecken einjagen.
[999] *17. Einem einen Jahrmarkt kaufen (mitbringen).
Diejenigen, welche zum Jahrmarkt gehen, pflegen für die Ihrigen zu Hause eine Kleinigkeit zu kaufen, um sie damit zu beschenken, wäre es vielleicht auch nur eine Ess- oder Naschwaare.
Frz.: Donner la foire à quelqu'un. (Kritzinger, 321.)
*18. Er hat Jahrmarkt gemacht. – Frischbier, 356; Frischbier2, 1786; Hennig, 117.
So sagt man, wenn jemand verschiedene Sachen, besonders irdene Gefässe, Gläser, Teller u. dgl. zerbrochen hat. (Bock, Idiot. pruss.; Hennig, 107.)
*19. Es geht immer auf den kalten Jahrmarkt los.
»Ich wil dervaur gihn und mer a Porle samle keiffen und a qvort thoiren Ween trincken, den es gieht doch immer uffe kaalde Juhrmerckt luss.« (Keller, 151a.)
*20. Es ist kein Jahrmarkt, wo er nicht Waaren umsonst einkauft. – Parömiakon, 496.
Geht auf den Märkten herum stehlen.
*21. Es muss Jahrmarkt in der Hölle sein. (Ostpreuss.) – Frischbier, 357; Frischbier2, 1787.
Wenn etwas Absonderliches und Unvorhergesehenes geschieht.
*22. Et äs net äinjde Jôrmert. – Schuster, 703.
*23. Ick hebb em dat Jarmark' gewen. – Dähnert, 204a.
Im eigentlichen Sinne gibt man jemand einen Jahrmarkt, wenn man ihm ein Geldgeschenk macht, um sich auf dem Jahrmarkt etwas zu kaufen, oder wenn man ihm selbst ein Geschenk von demselben mitbringt. Die obige Redensart meint das Geben aber ironisch.
*24. Jêrmert bân. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 37, 108.
Jahrmärkte bauen, d.i. besuchen.
*25. Wann gleich alle Tag Jahrmarkt wer. – Grimmelshausen, Springinsfeld.
Oefter, sowol in dem Sinne: dass man stets kaufen, als verkaufen könnte.
26. Wer auf den Jahrmarkt geht, ohne betrogen zu werden, ist überall sicher auf Erden.
It.: Chi va in mercato, e non è burlato, è sicuro in ogni lato. (Giani, 1058.)
*27. Der ist auf allen Jahrmärkten gewesen.
In dem Sinne: Er ist mit allen Hunden gehetzt. (S. ⇒ Markt 103.)
*28. Er wartet eines andern Jarmarkts.
Er hofft, dass es besser werden wird.
*29. Es ist bald Jahrmarkt, dann wirst du die Spitzen besser los, als heute.
Gegenrede auf eine Fopperei; zu einem, der stichelt.
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