Roth

1. Aber du bist nicht roth geworden, sagte der Krebs zum Bischof, als er sich freute, dass er auch die Farbe gewechselt habe.Niederschles. Zeitung (Görlitz 1872), Nr. 264.


2. Allzu roth bringt den Tod, sagte der Krebs, als ihn die Köchin in den Siedetopf gethan.

Holl.: Je jaagt me eene kleur aan, zei de kreeft tegen den kok, toen hij hem in den ketel gooide. (Harrebomée, I, 396b.)


3. Aussen roth, innen todt.Parömiakon, 556.


4. Bald roth, bald weiss ist nicht gesund.


5. Bald roth, bald weiss kriegt nicht den Preis.

»Einst sah ich dich, da warst du roth, doch damit hat's jetzt keine Noth. Da weisst, als ein erfahrner Mann, wie man die Farbe wechseln kann.« (R. Prutz an W. Jordan, Neue Gedichte, Manheim 1849.)


6. Bist du (auch) roth, denk' an den Tod.


7. Heute roth, morgen todt.Petri, II, 380; Steinrück, Leichenpredigt auf den Grafen Josias, 1588; Eiselein, 533; Parömiakon, 2936; Wahl, I, 70; Dove, 457; für Waldeck: Curtze, 344, 383.

Frz.: Tel qui vit aujourd'hui ne sera peut-être plus demain.

Holl.: Heden rood morgen dood. – Schoon rood, haast dood. (Harrebomée, II, 228b.)

Span.: Tal se acuesta sano la noche que no se puede mover otro dia. (Don Quixote.)


8. Roth (geboren) hat das Fegefeuer schon auf der Welt.Simrock, 8560.

In der Schweiz: Roth gebarn het's Fegfür scho uf der Welt.


9. Roth ist die Farbe der Liebe, sagte der Buhler zu seinem fuchsfarbenen Schatz.Eiselein, 534; Hoefer, 87; Simrock, 8564.


10. Roth ist die Liebe.

Beim Kartenspiel.


11. Roth ist keine Noth, schwarz ist Teufelsart. (Erolzheim.) – Birlinger, 435.


12. Roth – Uflot.Sutermeister, 139.


13. Roth und grîn steht wunderschîn. (Schles.) – Weinhold, 31.

Mhd.: Rot vnd grön da prinnet die lieb schön. (Clara Hätzlerin, 166.)

14. Roth und grün ist Narrenfarb. (Schwaben.)


15. Roth und Purpur schmücken nie gemeine Gewänder.

Die Russen: Purpur liebt Scharlach nicht. (Altmann VI, 406.)


16. Roth und schwarz ist die Livree des Teufels.Gubitz, Volkskalender, 1857, S. 83.


17. Ruet1 freit wi di Schwermuet (Gladbach.) – Firmenich, III, 516.

1) Roth mit Anspielung auf die Soldaten.


18. Van dage rôd, morgen dôd.Bueren, 1199; Kern, 1221.


19. Wer bald roth wird, wird bald wieder weiss.

Wer sich schämt, bessert sich.

Port.: Melhor he rosto vermelho que coração negro. (Bohn I, 283.)

Span.: Mas vale vergüenza en cara que mancilla en corazon. (Cahier, 3747.)


20. Wird er roth, so hats nicht noth.Petri, II, 796.


*21. A sieht roth aus wie ein gestochener Bock. (Köthen.)


[1741] *22. A wird su rut wie enne tudte Lêche. (Schles.) – Palm, 57, 25.


*23. Er ist roth um den Kamm wie ein Zinshahn.Köhler, 52, 19.


*24. Er (sie) ist roth wie ein Truthahnskopf.

Feuerrother Kopf.

Frz.: Etre rouge comme un chérubin.

Holl.: Hij wordt zoo rood als een kalkoensche haan. – Hij wordt zoo rood om zijn kommetje. (Harrebomée, I, 377a; II, 228b.)


*25. Er ist (wird) roth wie ein Zinshahn.

Bei den Zinshähnen, welche früher Hörige und Leibeigene zu liefern hatten, hielt man viel auf rothes Gefieder.


*26. Er ist roth wie eine Schar.

Ob vielleicht, bemerkt der Einsender aus Nordböhmen, Pflugschar, die zur Zeit der Gottesurtheile glühend gemacht wurden.


*27. Er ist roth wie en Pfîfer.Sutermeister, 55.


*28. Er ist roth wie Rastenburg. (Preuss.)

Von einem Menschen, der sich erhitzt oder betrunken hat. Der Ursprung des Sprichworts ist von den Dachziegeln, womit die Häuser in der Stadt Rastenburg gedeckt sind, herzuleiten, indem der Thon in jener Gegend die Eigenschaft hat, dass die daraus gebrannten Ziegel nicht so sehr, als anderwärts von Luft und Nässe schwarz anlaufen. Einen andern Grund gibt der Kriegsrath von Werner in seiner Dissert. de scriptis Histor. Lindae marianae illustrantibus, S. 4, in Bock, Idiot pruss., an.


*29. Er ist roth wie Zunder.


*30. Er ist worden roth, nun hat es keine Noth. Mathesy, I, 81; Eisenhart, 606; Eiselein, 533; Pistor., III, 91; Simrock, 8563.

Wird bei Verhören als ein gutes Zeichen eines noch unverdorbenen Menschen, als Merkmal der Verschämtheit und Unschuld angesehen.

Lat.: Erubescit, salva res est. (Terenz.) (Binder I, 423; II, 970; Eiselein, 533; Philippi, I, 134; Schonheim, E, 7.)


*31. Er wird nicht mehr roth, das hat er verlernt.

Dän.: Hvo ei har farve at blive rød, tør ei ved at skamme sig. (Prov. dan., 157.)


*32. Er wird roth als hätte man ihm Blut ins Gesicht gegossen.Mayer, II, 88.


*33. Er wird so roth wie der Guri (welsche Hahn). (Schweiz.)


*34. Er wird so roth wie ein gesottener Krebs. Dove, 230.

Böhm.: Rak, dobrý znak. (Čelakovský, 121.)

Holl.: Hij wordt zoo rood als een kreeft. (Harrebomée, I, 449a.)

Poln.: Raczek, nie zły to znaczek. (Čelakovský, 121.)


*35. Es ist also rot, wie ein rose ym Meyen. Agricola I, 608.

Holl.: Het is zoo rood als eene roos in den mei. – Het is zoo rood als een mispel. (Harrebomée, II, 74b u. 88b.)


*36. He werd so raut oss'n Puderhahn. (Lippe.)

Aufgeregt von Zorn, Wuth.


*37. I wett, wenn d' nume roth würdest!Sutermeister, 26.

Neben diesem finden sich noch folgende schweizer Redensarten dieses Sinnes a.a.O.: Es g'scheht em uf d' Nase recht. I wott, er wär as Tüfels Chilbi! I wett, dass de Stössvogel de gno hett. I wett, wenn d' numen au versunkist. I wett, wenn z' Dräck verfahre thätist. I wett, wenn z' Tod gheitist. I wett, wenn d' Bei abgheitist und de Grind verschlichist! I wett, wenn di nume 's heilig Dunnerwetter verchlöpfti.

*38. Ich bin su ruth wie a Fischtiegel.Gomolcke, 577.

» ... Und ma soite mer, Ich wäre am Gesichte ruth wie a Fischtügel gewast.« (Keller, 168b.)


*39. Ich wêss, doss ich a su rût bin wî a Fischtîgel under mem Gesichte. (Schles.) – Frommann III, 246, 155.


*40. Is a duch rût wî ane Rûse. (Schles.) – Frommann, III, 412, 457.


*41. Rojth oder tojd. (Jüd.-deutsch.)

Alles oder nichts. – Va banque. Aut nihil, aut Caesar.


*42. Rojth wie Blüt (oder Feuer). (Jüd.-deutsch.)


*43. Rot wie ein goldt.Agricola I, 613.


*44. Roth wie beim Fleischer.

Antwort beim Spiel auf die Frage, ob man Roth habe, um zu sagen: Meine Karte hat viel Roth.


*45. Roth wie ein gefüllter Schröpfkopf.


*46. Rothen1, blass sehen die Todten.

1) Zu ergänzen: Wein. – Eine Redensart, mit welcher der Weintrinker seine Sorte bestellt und dem Rothwein den Vorzug gibt.


[1742] *47. Sau raud osse 'ne Rause, osse Blaut. (Waldeck.) – Curtze, 358.


*48. Se is so rôt um den Kamm as en Legghenne. (Holst.) – Schütze, II, 83.

»Wie eine Eier legende Henne; frisch und röthlich von Gesicht


*49. Sie ist so roth wie eine Rose.


*50. Sie wurde roth bis hinter die Ohren.Klix, 74.


*51. So räud as en Fuirmuiser.Frommann, V, 162, 125.

So nennt man in der Grafschaft Mark ein Kind mit dicken, stark gerötheten Lippen und Wangen. In Auerbach's Dorfgeschichten kommt die Redensart vor: So roth wie ein Feuerdieb. Danach wäre Müser = Mauser. »Das geht aber nicht an«, bemerkt Woeste, denn Mauser würde Méuser lauten. Feuerdieb wird vielmehr ein Misverständniss mundartlicher Form sein. Das dänische rød musset, italienisch muso, französisch museau, scheinen germanische Wörter, verderbt aus mûth, englisch mouth = Mund. Fuirmuiser gilt also zunächst von der Röthe der Lippen. (Vgl. Woeste in Frommann, V, 166, 125.)

*52. So räud asse Fuir.Frommann, V, 162, 125.


*53. So raut as en koekeden Kriewet (gekochter Krebs). (Westf.)


*54. So roth as'n Puter.Kern, 819.


*55. So roth sein wie ein welscher Hahn.

Frz.: Étre rouge comme un coq.


*56. So roth, wie ein Leinweber, wenn er einen Schluck über den Durst getrunken hat. Tippelskircher Volksblatt, 1846.


*57. So roth wie ein Zinshahn.

Frz.: Elle est rouge comme une écrevisse, rouge comme un coq, comme du feu. (Kritzinger, 624b.)

Holl.: Zoo rood als en verroeste sleutel. (Harrebomée, II, 274a.)


*58. So roth wie glühend Eisen.


*59. Wenn d' nume roth würdest.Sutermeister, 140.


[1743]

60. Roth und blau git e schöni Bûrnfrau.

In dieser Farbenverbindung erblickt dies aargauer Sprichwort den Inbegriff weiblicher Schönheit. (Rochholz, Deutscher Glaube, II, 210.)


61. Wenn Roth und Schwarz zusammenkommt, so hat man, was dem Teufel frommt.

Es sind dies die italienischen Lieblingsfarben.

It.: Chi vuol veder il diavol vero, metta insieme il rosso col nero. (Bazar, 1876, Nr. 2.)


*62. Hä kann nich mehr roth war'n, hä hät sich utschoamt.Schlingmann, 1197.


*63. Roth wie eine Himbeere, weiss wie Raszynka.

Poln.: Czerwony jak malinka, biały jak Raszynka. (Kijew, 59.) – Josef Raszynski, Generals-Fähndrich in Samogitien, 67 Jahr alt, hatte ein weisses mit frischem Roth angehauchtes Gesicht. Das Sprichwort über ihn lebt noch heute.


[1687] *64. So êst on roth wie Melk on Blot.Frischbier, I, 684.

Von einer zweifelhaften Schönheit, oder von einer mit Unrecht als schön Gepriesenen. – Eost, ees, oes = fein, zart, z.B. Ösebrot. (Hennig, 56.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
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