1. An der Gesellschaft erkennt man die Leute, sagte die Henne, als sie Enten ausgebrütet hatte und am Hühnerstall vorüberging.
2. Aus der Gesellschaft (Gespielschaft) erkennt man der Leute Eigenschaft. – Fischart, Trostb.
3. Aus einer faulen Gesellschaft kommt kein guter Geruch.
Holl.: Bij vuil gezelschap is geen goede reuk te halen. (Harrebomée, I, 236.)
4. Bei Gesellschaft kommt das Unglück leichter an.
Frz.: Par compagnie se fait l'en prendre. (Leroux, II, 277.)
5. Bey böser gesellschafft wirdt einer Hauptsiech. – Henisch, 1558, 10.
6. Bey der gesellschaft erkennt man den Mann. – Henisch, 1558, 44; Lehmann, II, 47, 17; Petri, II, 42.
Weil sich jeder gern die Gesellschaft nach seinen Neigungen auszusuchen pflegt.
Böhm.: Jaký kdo sám jest, s takým rád obcuje. (Čelakovský, 37.)
7. Bey Gesellschaft begräbt man offt die lebenden vnnd erweckt die todten. – Lehmann, 232, 29.
8. Bey guter Gesellschafft1 ist gut sitzen. – Petri, II, 43.
1) Hier nicht in dem Sinne der sogenannten »guten Gesellschaft« (s. 30.) Uebrigens erzählt Forster: »H. geht wenig in Gesellschaft, wie es alle Leute thun müssen, die ihren Kopf behalten und was taugen wollen.« (Georg Forster, der Naturforscher des Volks. Von Jakob Moleschott, Frankfurt a.M. 1854, S. 287.)
9. Böse Gesellschafft verderbt auch die alleradlichsten Gemüther. – Lehmann, II, 272, 11.
Mhd.: Geselleschaft diu bôsheit kan, von der wirt houbetsiech ein man. (Frauenlob.) (Zingerle, 52.)
Frz.: Par maulvaise compagnie enfans suivent mauvaise vie. (Leroux, I, 278.)
10. Böse Gesellschaft macht den Guten böse und den Bösen ärger.
11. Böse Gesellschaft macht den Mann siech. – Kirchhofer, 354.
Mhd.: Daz edel krut von bœsem krûte valwen muoz. (Frauenlob.) (Zingerle, 52.)
[1608] 12. Böse Gesellschaft nur Verderben schafft.
Auch Rechtschaffene verderbt böser Umgang, sagt ein lateinisches Sprichwort.
Mhd.:... Die wîsen wellen ezn habe deheiniu groezer kraft danne unsippiu selleschaft, gerâte si ze guote. (Iwein.) (Zingerle, 53.)
13. Böse Gesellschaft schwärzt, wenn sie nicht brennt.
Holl.: Indien het vuur van kwaad gezelschap u niet brandt, de rook van hetzelve zal u ten minste zwart maken. (Harrebomée, I, 236.)
14. Böse Gesellschaft verderbt gute Sitten. – Pistor., IX, 87; Mayer, I, 176; Simrock, 3506; Braun, I, 760; Struve, II, 28; Ramann, II. Pred., I, 440; Ramann, Unterr., I, 23.
Mhd.: Man werdit houbtsiech vil dicke von bosir gesellschaft, dit ist ein aldis sprichwort. (Ritterspiegel.) (Zingerle, 53.)
Frz.: Les mauvaises compagnies corrompent les bonnes moeurs. (Kritzinger, 158b.)
Holl.: Kwade gezelschappen bederven goede zeden. (Harrebomée, I, 233.)
Lat.: Ad mala facta malus socius socium trahit. (Alan., 6; Binder II, 57.) – Colloquia prava bonos corrumpunt mores. – Commercia turpia sanctos corrumpunt mores. (Binder II, 531; Palingen, 10, 90 u. 91.) – Dissuadet mores commansio turpis honestos. (Binder II, 809.) – Per pravum socium vir venit in vitium. (Binder II, 2538; Gartner, 194.) – Surgit origo mali de turpi saepe sodali. (Gaal, 687.) – Turpia corrumpunt teneras spectacula mentes. (Muret.) (Binder II, 3371.)
15. Böse Gesellschaft verderbt gute Sitten, sagte der Dieb, als ihn ein paar Gensdarmen transportirten.
16. Böse Geselschafft brengt manchen an den galgen. – Tappius, 63a; Körte, 2078.
Gar oft entsteht Schlimmes durch schlimme Genossen, sagt ein lateinisches Sprichwort, und ein französisches: Die schlechte Gesellschaft ist die, welche die Leute an den Galgen bringt.
Dän.: Ondt selskab fører mangen i galgen. (Prov. dan., 500.)
Holl.: Het is kwaad gezelschap, dat den man naar de galg leidt. (Harrebomée, I, 236.)
17. Böser Gesellschaft ist niemand gebessert. – Petri, II, 50.
Frz.: Compagnie nuîst. (Leroux, II, 205.)
18. Böss Gesellschafft bestehet selten lang. – Petri, II, 49; Henisch, 334, 3.
19. Böss gesellschafft bringt manchen vmb Leib vnd Leben, Ehr vnd Gunst. – Henisch, 1558, 12; Petri, II, 49.
20. Böss Gesellschafft lonth zulest vbel. – Petri, II, 49.
21. Böss gesellschafft nimpt ein Weib, die haisst armut, die gebieret einen Sohn, der haisst spott; der lässt einen bettelen, so lang er lebt. – Henisch, 1558, 14; Gruter, III, 11; Lehmann, II, 52, 58; Körte, 2078.
Dän.: Hvo som adlyster, og elsker ondt selskab, han avler børn, armod og spot, de lade hannem tigge mens han lever. (Prov. dan., 7.)
It.: Chi s'impaccia con le lappole resta inviluppato.
22. Das ist eine schlimme Gesellschaft, sagte der Dieb, als er zwischen Priester und Scharfrichter zum Galgen ging.
Holl.: Kwaad gezelschap, zei de dief, en hij ging tusschen den beul en eenen monnik naar de galg. (Harrebomée, I, 236; Bohn I, 331.)
23. Das ist eine seltene Gesellschaft, sagte Jermis, sechs Leute und sieben Gottliebe.
Holl.: Dat is een raar gezelschap, zei Teunis, van twaalf menschen zijn er dertien Jannen bij malkander. (Harrebomée, I, 236.)
24. Der Gesellschaft wegen muss man nicht in die Hölle gehen.
Gesellschaft scheint aber nothwendig zu sein, denn ein ägyptisches Sprichwort sagt: Auch ein Frommer wird aus dem Paradiese entfliehen, wenn er dort allein bleiben müsste. Von grosser Gesellschaft behaupten die Franzosen: Oncques amour ne seigneurie, s'entretindrent grande compagnie. (Leroux, II, 79.)
25. Der ist in guter Gesellschaft, der heilige Gedanken hat.
Span.: A buen compañon buena compañía. (Bohn I, 193.)
26. Die Gesellschaft Jesu ist eine rechte Monarchie und mangelt ihr nichts, als dass nur vollend ein Papst aus ihrer Mitte gewählt werde. – Opel, 391.
27. Eines Gesellschaft ist keine Gesellschaft, zweier Gesellschaft ist eine göttliche Gesellschaft, [1609] dreier Gesellschaft ist eine königli che Gesellschaft, vier ist eine teuflische Gesellschaft.
Um eine nur aus einer einzigen Person bestehende Gesellschaft zu bezeichnen, haben die Holländer das Sprichwort: Het is het genootschap van Urk. Als die männlichen Einwohner von Urk sich im Jahre 1787 in den Waffen üben sollten, zählte die ganze Genossenschaft für diesen Zweck ein Mitglied. (Harrebomée, I, 219.)
Frz.: Compagnie de un compagnie de nul, compagnie de deux compagnie de Dieu, compagnie de trois, compagnie de rois, compagnie de quatre, compagnie de diable. (Leroux, II, 204; Kritzinger, 158b.)
28. Es ist böse Gesellschaft, die einen an den Galgen bringt. – Henisch, 1558, 19; Petri, II, 257.
Dän.: Det er ondt selskab der leder folk til galgen. (Prov. dan., 496.)
Frz.: Compagnie fait pendre les gens. (Leroux, II, 205.) – La plus mauvaise compagnie est celle qui mène au gibet. (Kritzinger, 159a.) – Mauvaise compagnie au gibet l'homme convie. (Kritzinger, 446a.)
29. Es ist eine saubere Gesellschaft, in welcher der Teufel der beste ist.
Holl.: Het is een slechte hoop, daar de duivel de beste is. (Harrebomée, I, 332.)
30. Es ist keine Gesellschaft so faul als die gute.
D.h. die sogenannte gute. »Die Geschichte hat es mit einer andern Gesellschaft zu thun, als der sogenannten – guten.« (Jachmann, Reliquien, I, 298.)
31. Es ist keine Gesellschaft, worin der Neid keine Herrschaft. – Parömiakon, 98.
32. Es ist nicht jede Gesellschaft gut.
Frz.: Compagnie fait bien et mal. (Leroux, II, 204.)
33. Gesellschaft ist ein Tausch, sagte der Bettelmann, da nahm er einen guten Rock für seine zerlumpte Jacke.
34. Gesellschaft malt einen am besten. – Simrock, 3507; Sailer, 183.
35. Gute geselschafft ists alles. – Franck, I, 124a; Henisch, 1558; Lehmann, II, 233, 188.
Holl.: Die goed gezelschap verliest, verliest veel. (Harrebomée, I, 236.)
36. Gute geselschafft kurtzt lange meilen. – Lehmann, 687, 5.
Dän.: Lystig selskab giør korte miile. (Prov. dan., 496.)
37. In böser Gesellschaft wird der Mann siech. – Kirchhofer, 141.
Böhm.: Od zlých spolkův hlava bolívá. (Čelakovský, 36.)
Engl.: Evil communication corrupts good manners.
Krain.: Po hudi tovaršiji radu glava boli. (Čelakovský, 36.)
38. In Gesellschafft muss der dritte ein Narr seyn. – Petri, II, 404; Henisch, 754, 18.
39. In Gesellschaft gibt's nicht Meister und Gesellen.
Frz.: En compagnie ne doit point avoir de maistrise. (Leroux, II, 218.) – L'en doit estre tous pers (égal) en compagnie. (Leroux, II, 253.)
40. In Gesellschaft schmeckt's wol gut, nur dass es dem Beutel wehe thut.
41. In Gesellschaft stecken Gähnen und Unsinn an.
42. In guter Gesellschaft reist man leicht.
Böhm.: Bez družství není dobrodružství (hrdinství). (Čelakovský, 231.)
Frz.: Il fait toujours bon aller en bonne compagnie. (Leroux, II, 232.)
43. In schlechter Gesellschaft erscheinen die Guten als Heuchler.
Aehnlich die Araber. (Cahier, 2423.)
44. Ist die Gesellschaft noch so gut, einmal greift man nach dem Hut.
Es kommt der Zeitpunkt, dass man sich trennen muss.
Frz.: Il n'y a si bonne compagnie qui ne se sépare. (Lendroy, 479.)
Holl.: Ook het beste gezelschap moet men eens verlaten. (Harrebomée, I, 237.)
45. Je grösser die Gesellschaft, je besser schmeckt das Mahl. (Wend. Lausitz.)
46. Klein gesellschafft ist die best. – Henisch, 1558, 37; Kirchhofer, 233.
Börne: »Ich hasse jede Gesellschaft, die kleiner ist als die menschliche.« (Gesammelte Schriften, Hamburg 1840, III, 56.)
Frz.: Petite compagnie, vie alègre et lie. (Leroux, II, 281.)
Holl.: Eene kamer met boeken is redelijk gezelschap. (Harrebomée, I, 236.)
Lat.: Poca brigata vita beata. (Gaal, 691.)
47. Man erkennt die Gesellschaft an der Sprache.
Holl.: Men weet wel, in welk gezelschap men is, als ratten en muizen koeterwaalsch spreken. (Harrebomée, I, 237.)
[1610] 48. Mancher ziert die gesellschafft, wie ein Muck den brey. – Lehmann, 155, 45.
49. Mit lieber gesellschafft schmeckts wol. – Henisch, 1558, 40; Petri, II, 478.
50. Niemand ist böser gesellschafft gebessert. – Henisch, 1558, 28; Lehmann, II, 426, 86.
51. Oen dei Gesellschaft wär Schöffelstêl on Awekröck. – Frischbier2, 1243.
52. On gute geselschafft ist kein gut leben auff erd. – Franck, I, 124a; Lehmann, II, 490, 18.
53. Saubere Gesellschaft, sagte der Zaunkönig, als er im Lerchennetz gefangen war.
54. Vor böser gesellschafft soll sich jeder hüeten. – Henisch, 1558, 31.
Die Araber sagen: Fliehe die Gesellschaft, in der du nichts Gutes lernen kannst. (Cahier, 2402.)
55. Wem es an Gesellschaft fehlt, der macht seine Narrheiten allein.
Engl.: For want of company, welcome trumpery. (Bohn II, 51.)
56. Wer aus schlechter Gesellschaft scheidet, legt eine schöne Tagereise zurück.
Lat.: Arduum conficit iter, qui absolvitur a societate prava. (Philippi, I, 40.)
57. Wer in Gesellschaft geht, besucht eine langweilige Komödie.
58. Wer in Gesellschaft ist, muss thun, wie er thun sieht.
Holl.: Men moet doen gelijk het gezelschap. (Harrebomée, I, 236.)
59. Wird einer auch in böser Gesellschaft nicht verbrannt, so wird einem doch der Rock schwarz. – Winckler, I, 57.
*60. Das ist eine saubere Gesellschaft.
Ironisch.
Frz.: Il n'y avait dans cette assemblée que trois teigneux et un pélé. (Lendroy, 1401.)
Lat.: Allium in retibus. (Philippi, I, 21.)
*61. Er gehört zur Gesellschaft, wie die Mücke zum Brei.
*62. Er gehört zur grossen Gesellschaft. – Murner, Nb., 91.
Der Narren nämlich. Auch wol der Todten. (S. ⇒ Armee.)
*63. Er ist der Gesellschaft Zier wie der lahme Hans vom Turnier.
*64. Er taugt in (ziert die) Gesellschaft, wie der Esel auf den Rossmarkt. – Braun, I, 761; Simrock, 3513; Körte, 2078.
*65. Er verdirbt keine Gesellschaft. – Mayer, I, 177.
*66. Gute Gesellschaft verstören.
*67. Mancher ziert die gesellschafft wie der Bock den Marstall. – Lehmann, 155, 45; Simrock, 1186; Eiselein, 88.
*68. Sie ist von der fruchtbringenden Gesellschaft. – Parömiakon, 948.
Von einer kinderreichen Mutter.
69. Gut geselschafft ist nit böss. – Wachter.
70. Gute Gesellschaft ist die beste Wegkürzerin.
71. In Gesellschaft soll man viererlei beachten: den Grössern weichen, die Kleinern vertragen, die Unverständigen bescheiden unterrichten und seinesgleichen mit rechtmässigem Beifall ehren. – Harssdörffer, 1167.
72. Von posser gesellschaft wird der man hauptsiech. – Serapeum, XXIX, 117.
73. Vppig geselschafft nimpt ein haussfrawen, heisst armut, vnd gepirt ein son, heyst gespöt, vnd lest dich zuletzt betlen gehen in deynem alter. – Wachter.
*74. Er hütet sich vor schlechter Gesellschaft, darum bleibt er nicht gern allein.
*75. Er ist von der Schuck'schen Gesellschaft. (Königsberg.)
Wenn jemand auffallend gekleidet oder abgerissen erscheint. Bezieht sich wol auf die 1762 und später in Königsberg gastirende Schauspielergesellschaft von Franz und Karoline Schuck, über welche A. Hagen in seiner Geschichte des Theaters in Preussen (Preuss. Provinzial-Blätter II u. XII, 218.) Genaueres mittheilt. Die Redensart kommt gewöhnlich plattdeutsch vor: Dat öss ock ener von de Schuck'sche Gesellschaft.
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