Kreuzer

1. Aus Kreuzern werden Gulden.


2. Besser heut' ein Kreuzer, als morgen ein Gulden.


3. Den Kreuzer gibt jedermann, mit dem er einen Gulden gewinnen kann.


4. Der Kreuzer macht, dass der Blinde singt.

Mit Geld bewirkt man alles.


5. Der letzte Kreuzer macht den Gulden voll.

Böhm.: Krejcar střeže kopy. (Čelakovsky, 163.)


6. Drei Kreuzer a Bihme1 wie zu Neurode. Schles. Provinzialbl., V, 619.

1) Auch Bihma, Böhme = Silbergroschen.


7. Ein Creutzer erspart, ist zween gewonnen. Lehmann, 723, 33.


8. Ein eigener Kreuzer macht reicher als ein geborgter Gulden.


9. Ein gerechter Kreuzer1 ist besser als hundert ungerechte Gulden.Parömiakon, 408.

1) Den der Vater dem Kinde hinterlässt.

10. Ein geschwinder Kreuzer ist besser als ein langsamer Halbbatzen.


11. Ein ungerechter Kreuzer verzehrt hundert gerechte Gulden.Parömiakon, 409.

In Solothurn: Ei ung'recht Chrützer frisst zehn g'rechti weg. (Schweiz, II, 72, 6; Schild, 65, 101.)


12. Es gibt einer gern ein Creutzer, das er einen Gülden gewinne.Henisch, 619, 53; Petri, II, 248.


13. Es ist mer net um die lumpige poar Kreuzer zu thun, es is mer nor, dass dos Oos e bissi Manier lernt, sagte die Frau, als ihr Sohn auf dem Affentheater mitspielen sollte.


14. Für einen Kreuzer muss man sich oft ducken.


15. Gib einen Kreuzer und mach's selbst.


16. Jeder Kreuzer, gewonnen im Spiel, trägt dem Teufel Procente viel.Körte, 5644.


17. Keine Kreuzer, keine Schweizer.Lendroy, 61; Simrock, 5956; Körte, 3554; Graf, 496, 66; Reinsberg V, 43; Braun, I, 2015.

Man thut nichts umsonst, die Entstehung dieses Sprichworts ist folgende. Ein gewisses Schweizer-Regiment in Frankreich, welches schon lange keinen Sold erhalten hatte, machte seine Unzufriedenheit darüber bei [1612] jeder Gelegenheit bemerklich. Eines Tags empfing es Befehl, eine gewisse Stellung einzunehmen, um den Feind anzugreifen, aber sogleich rief das ganze Corps von Glied zu Glied: Kein Geld, keine Schweizer. Der Feldherr, einen Aufruhr fürchtend, liess sogleich den Sold bis auf den letzten Heller auszahlen, griff sodann den Feind an und erfocht einen herrlichen Sieg. Diese allgemeine Antwort ging bald in ein Sprichwort über, das sich auch auf deutschen Boden verpflanzt hatte und das man gebraucht, wenn man von jemand redet, der nichts macht, ohne der Zahlung versichert zu sein. Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich in unsern Tagen. Als der Admiral Sartorius (Dom Pedro gegen Dom Miguel), 1833 Porto an der Nordseite angreifen wollte, erklärte das Schiff Donna Maria ebenfalls: »Kein Sold, kein Gefecht«, denn die Mannschaft hatte auch schon, seit Monaten keinen Sold erhalten.

Engl.: No money, no Suisse.

Frz.: Point d'argens, point de Suisse. (Bohn I, 46; Lendroy, 61.)

Lat.: Nullum bellum sinc milite Gallo. (Binder II, 2299.) – Sardi venales.


18. Meine Kreuzer sind auch Geld.

Böhm.: Také náš krejcar šest denárův platí. (Čelakovsky, 162.)


19. Mit Kreuzern hat Christus den Himmel erkauft.Parömiakon, 911.

»Das Schlechte gehet vor dem guten, die Arbeit vor dem Lohne, der Streit vor der Victoria, das Leiden vor der Freude, das Getümmel vor dem Himmel, Mühseligkeit vor Seligkeit, zwei Paradiese gehen nicht aufeinander, mit Kreuzern hat Christus den Himmel erkauft.« (Judas der Erzschelm, II.)


20. Nicht einen Kreuzer geb' ich um hundert Schweizer.Eiselein, 563.


21. Um einen Kreuzer dreierlei und um einen Pfennig Nadeln.

Spott auf die Vielerlei-Käufer mit wenig Gelde.


22. Viel Kreuzer machen einen Gulden.Steiger, 472; Eiselein, 396; Simrock, 5954.

It.: Dal quattrino si viene al fiorino. ( Pazzaglia, 315, 1.)


23. Vül Graiza mochan ah an Guld'n. (Niederösterreich.) – Frommann, III, 391, 45.


24. Watt man vör vier Kreuzer hem kann, mutt man ni mit acht betahl'n. (Rendsburg.)


25. We mu zum Chrüzer net so Sorg cha ha, as zu de Auge, so würt mu net rich. (Obersimmenthal.) – Schweiz, II, 188, 1.


26. Wenn man sechzig Kreuzer darauf thut, so gilt ein Predigermönch einen Gulden.Klosterspiegel, 41, 4.


27. Wer den Kreuzer nicht achtet, wird keinen Gulden wechseln.Eiselein, 396; Simrock, 5955; Braun, I, 2013; Reinsberg III, 16.


28. Wer den Kreuzer nicht acht't, dem wird kein Kreuzer (Gulden) gebracht.

It.: A chi scialacqua il quattrino non fidar il fiorino. – Non vale un quattrino, chi non stima il quattriuo. (Pazzaglia, 315, 2 u. 3.)


29. Wer ein Creutzer nicht so lieb hat als ein gulden, der wird nicht reich.Lehmann, 722, 21.


30. Wer einen Kreuzer stiehlt, der stiehlt auch wol einen Thaler.


31. Wer sich um einen Kreuzer bevortheilen lässt, den wird man bald um einen Thaler bringen.

32. Wer zu neunundfunfzig Kreuzer gemünzt ist, bringt es zu keinem Gulden.

Lat.: Qui in pergula natus est, aedes non somniat. (Petron.)


33. Wer zum Creutzer geboren ist, der kompt nicht zum thaler.Lehmann, 45, 52.


34. Wier zum Krezer gebîren äs, kit net zem Gälden.Schuster, 698a.


35. Wo der Kreuzer geschlagen ist, da ist er am meisten werth.Birlinger, 314.


36. Wo der Kreuzer zu Hause ist, gilt er einen Gulden (oder: einen Batzen).

Besonders galten schlechte Kreuzer nicht viel in der Fremde.


37. Würff er ein creutzer auff ein dach, es fiel jhm ein batz (Gulden) wieder herab.Eyering, III, 593; Gruter, I, 87; Henisch, 619, 62; Eiselein, 396; Braun, 2014.


*38. Dear thät sich um ein Kreuzer den Finger im Arsch abbrechen.Birlinger, 656.

So geizig ist er.


[1613] *39. Den Kreuzer aufheben und den Gulden fahren lassen.


*40. Der is e böser Kreuzer, nit zu pattern (los zu werden).Tendlau, 360.

Vom Zudringlichen. Pattern = deutsches Verbum vom hebräischen patar = entlassen, abfertigen.


*41. Der lässt si üm an Kreuzer a Louch 'nei's Knia bohr'n. (Franken.) – Frommann, VI, 320, 263.


*42. Der lässt sich um einen Kreuzer ein Loch ins Knie bohren. (Oberösterreich.)

Slow.: Za babku by kozu i přes Tatru hnal. (Čelakovsky, 488.)


*43. Einen Kreuzer verschenken ist bei ihm (so verpönt wie) Götzendienst.

Jüd.-deutsch: E Kreuzer is bei'em Awoode-sore. (Tendlau, 279.)


*44. Er gseht jedum Chrizer durch ni (9) Müre nach.Sutermeister, 66.


*45. Er ist eines kreutzers werth.Henisch, 619, 53.

»Er wolt auch etwas gelten vnd nicht schlecht gegehalten sein, dignos obolo.«


*46. Er ist keinen Kreuzer werth, auch wenn er einen Batzen im Munde hat.

Frz.: Je n'en donnerais pas une obole.


*47. Er ist keinen neuenburger Kreuzer werth. Jer. Gotthelf, Leiden, I, 116.


*48. Er mag für den letzten Kreuzer einen Strick kaufen.

Er ringt mit der Verzweiflung.


*49. Er nennt keinen Kreuzer sein.

Holl.: Hij heeft kruis noch munt. – Hij kent geen kruis of munt. (Harrebomée, I, 454b.)


*50. Er weiss allen Chrüzern z'richte.Schweiz, I, 143, 38.


*51. Er wur im für e Chrüzer d' Nase-n abschnîde.Sutermeister, 66.


*52. Es ist ein Kreuzer von der Elle.


*53. Es ist keinen Kreuzer werth.

Holl.: Ik acht dat geen kruit. (Harrebomée, I, 454b.)


*54. Es ist nicht genug, dass man ihm einen Kreuzer schenkt, man soll ihm denselben auch noch in den Sack stecken. (Oberösterreich.)


*55. Ich geb' ihm einen (Segen-)Kreuzer mit, wenn er geht.Tendlau, 362.

Es war bei den Juden Brauch, dem, der eine Reise antrat, einiges Geld, und wäre es nur ein Kreuzer, mit dem Auftrage mitzugeben, bei seiner Ankunft einen Armen zu beschenken, in der Hoffnung, durch dies verdienstliche Werk die Reise glücklich zu fördern.


*56. Ich will dir einen Kreuzer geben, ruf's bis zum vierröhrigen Brunnen. (Schweiz.)

Spott auf den Geschwätzigen.


*57. Um en Chrüzer Dreierlei und um en Pfennig Nodle.Sutermeister, 66.


*58. Wen er wüsste, das er e'n Chrüzer in enem Chneu (Knie) hätti, er schlüg es von en andere (entzwei). (Obersimmenthal.) – Schweiz, II, 188, 2; Sutermeister, 66.


[Zusätze und Ergänzungen]

59. Da reisadi Kreuzer is bösser als da fliagadi Gulden. (Wienerwald.)


*60. Der eine ist drei Kreuzer wert und der andere einen Groschen.Klement, 44.


*61. Die hat nit umasunst ihren Kreuzer in d' Gschnaderbüchsen (Schnatterbüchse) zahlt.

In Oesterreich von einer Schwätzerin.


*62. Dös ist net viel um en Kreuzer. (Ulm.)


*63. Er dreht jeden Kreuzer dreimaul um, vor er 'n ausgeit. (Ulm.)


*64. Er ist auf einen Kreuzer, wie der Hund auf einen Floh.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 1522.
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