1. Ist Sanct Pankratius (12. Mai) schön, wird guten Wein man sehn.
2. Noe Pankratius un Servatius (12. und 13. Mai) keine Nachtföerste mehr. (Westf.)
3. Pangrazi, Servazi und Bonifazi (12.-14. Mai) sind noch drei Winterhelden. (Luzern.)
Auch: drei Eismänner. (Zittel, Rhein. Landbote, 1848.) Wörtlich nicht richtig (s. ⇒ Gans 34); um die Ehre des Sprichworts einigermassen zu retten, müssen wir Urban (25. Mai) zu Hülfe nehmen. Richtig ist nur so viel, dass in Deutschland im Mai noch bedeutende Rückschläge des Wetters vorkommen, die den Blüten und Gewächsen schaden. (Meckl. Anzeiger, 1864, Nr. 38.)
4. Pankratius holt seine Tuffeln (Pantoffeln) wieder. – Graf, 542, 53; Simrock, 7707; Orakel, 530.
Die Heiligen verstehen keinen Spass; was ihnen von dem, was sie haben, genommen wird, das fordern sie mit Zinsen zurück. (S. ⇒ Heiliger 23-24.)
5. Pankratius, Horatius (Bonifacius), Servatius, der Gärtner sie beachten muss; gehn sie vorüber ohne Regen, dem Wein (Weizen) bringt es Segen. – Boebel, 24.
Die Franzosen nennen die drei Tage vom 11., 12. und 13. Mai: Les trois Saints de glace, und sagen: A la mi-mai, queue d'hiver. Die Landleute in Oberitalien bezeichnen diese Tage in der Mitte Mai als Seidenwürmermieten (l'inverno dei cavalieri). Bei den Weinbauern und Landleuten am Rhein gilt dagegen der 20. Mai (s. ⇒ Urbanstag) als das Ende der kalten Nächte, weil in heitern Nächten infolge der nächtlichen Ausstrahlung der Wärme die Temperatur der untern Luftschicht auf Ende Mai noch unter den Frostpunkt sinken kann. In Böhmen vereinigt man die drei Anhangssilben der drei Eismänner in Pan Serboi und sagt von diesem, dass er die Bäume verbrenne, weil man bei seiner Ankunft heizen muss. (Schles. Zeitung, 1867, Nr. 226.)
6. Pankratius, Servaz und Bonifacius machen dem Gärtner noch manchen Verdruss. – Bair. Hauskalender.
Die drei Tage des 12., 13. und 14. Mai können nach dem allgemein verbreiteten Volksglauben der Vegetation durch Fröste oder durch plötzlich rauhe Witterung nach vorhergegangener grösserer Wärme schädlich werden. Dieser Volksglaube ist auf die in unsere Breiten in Europa im Frühjahr herrschenden Witterungserscheinungen gegründet, welche ihrerseits ihre Ursache in den allgemeinen Witterungsverhältnissen der Erde, in der Stellung derselben zur Sonne und in der Vertheilung des Flüssigen und Festen auf derselben haben. Schon der Umstand, dass in manchen Gegenden des mittlern Europa die kalten Tage auf den 11.-13. Mai fallen (Mamertus, Pankratius und Servatius), in andern noch früher auf 9. und 10., wie in Stettin, und dass Ende Mai vom 25. (Urban) bis 30. (Wigand) ebenfalls öfters ein Rückfall der Kälte (oder geringerer Wärme) eintritt, deutet darauf hin, dass diese Rückschritte der bereits höher gestiegenen Temperatur nicht an bestimmte Tage gebunden sind, sondern dass sie, wie Dove sagt, die letzten leidigen Triumphe des sich überlebt habenden Winters gegen das erwachende Leben sind. Wie der Herbst nach Jean Paul ein sanftes Einschlafen der Natur ist, so der Frühling ein fieberhaftes Erwachen. Sobald die Macht des Winters durch die immer höhersteigende Sonne gebrochen ist, bricht der Frühling gewaltsam herein. Der Kampf der Witterung im Frühling beginnt mit dem Höhersteigen der Sonne und dauert mit abwechselnden Siegen und Niederlagen der Frühlingswärme lange fort. Im Mai steht die Sonne fast senkrecht über der weiten Landfläche Nordafrikas (Sahara), Arabiens und Ostindiens; die Wärme steigert [1170] sich dort so, dass infolge dessen die kältere Luft des Atlantischen Oceans sich über Europa verbreitet. Je wärmer nun bei uns die Temperatur im zeitigen Frühling gewesen ist, je schädlicher sind die hereinbrechenden kalten Tage, welche oft alle Hoffnungen auf eine gesegnete Ernte mit einem Schlage vernichten. Diese kalten Tage werden also mit Recht vom Landmann und Gärtner gefürchtet. Die Erscheinung derselben ist aber nach dem Gesagten eine von den verschiedenen Luftströmen herrührende, nicht eine örtlich begrenzte oder auf bestimmte Tage beschränkte. Dove (Die Rückfälle der Kälte im Mai 1857) hat diesen Gegenstand gründlich untersucht und das Irrthümliche der Ansicht Mädler's nachgewiesen, wonach die kalten Tage durch das Eisschmelzen der nordrussischen Flüsse entstehen sollen, ebenso die Ansicht Ermann's widerlegt, nach welcher in jedem Jahre um den 11. Mai der Erde ein Theil der wärmenden Sonnenstrahlen durch die um diese Zeit vor der Sonne vorüberziehenden Sternschnuppen des bekannten Novemberschwarms entzogen werde. Der Eisgang der erwähnten Flüsse trifft erst später ein. Und dann ist die Erscheinung der kalten Tage nicht eine allgemeine, wie sie bei einer kosmischen Ursache sein müsste, sondern eine von einem Orte zum andern sich verschiebende. Während in den betreffenden Tagen in ganz Russland von Irkutsk in Sibirien bis Petersburg sich kein Rückfall der Kälte im Mai zeigt, sondern erst Ende Mai, tritt derselbe mehr oder weniger hervor an den Tagen vom 9.-14. Mai in Mitau, Arys, Stettin, Berlin, Breslau, Prag, Erfurt Arnstadt, Brüssel, Utrecht, Harlem, London, Paris, nicht aber, oder nur sehr unbedeutend in Königsberg, Danzig, in ganz Süddeutschland und der Schweiz, ebenso wenig in Nordamerika. Die Erscheinung beschränkt sich also meistens auf diejenigen Gegenden von Mittel- und Westeuropa, welche zu dieser Zeit vorzugsweise dem Nordostwinde ausgesetzt sind. (Vgl. Die drei gestrengen Herren, in der Schles. Zeitung, 1867, Nr. 226.)
7. Pankraz und Urban ohne Regen, bringt dem Weine grossen Segen. – Orakel, 529; Bair. Hauskalender.
In Oberösterreich sagt man: Wenn's am Pankrazitag regnet, so rinnt der Most am Stamm herab. (Baumgarten, 48.)
8. Pankraz und Urban (25. Mai) ohne Regen bringt grossen Erntesegen. (Strehlen.) – Boebel, 24.
9. Was der Pankraz übrig lässt, nimmt der Servaz weg. – Gotthelf, Erzählungen, I, 5; Schulfreund, 82, 12.
10. Was Pankraz und Servaz noch übrig lässt, dem gibt nur selten Urban den Rest. (Wohlau.) – Boebel, 26.
11. Wenn's an Pankrazi regnet, so fallen die Birnen herunter und wären sie mit Eisendraht an den Baum gebunden.
*12. Hei heat Pankratius tom Paträunen1. (Westf.)
1) Patron. – Ist bankrott.