1. Auch schöne Musik bekommt man satt.
It.: Ogni bel cantar alfin rincrese. (Pazzaglia, 44, 3.)
2. Bei Musik, Lieb' und Wein muss die Jugend verdorben sein. – Sailer, 93.
3. Das ist die beste Musik, wenn Mund und Herz zusammen stimmen. – Opel, 379; Körte, 4346; Körte2, 5458; Sailer, 350.
»Das mag die beste Musik sein, wenn Mund und Herz stimpt überein.« (Gerlach, 97.)
Dän.: Beste musik, naar mund og hierte quæde eet, naar man taler og meener det samme. (Prov. dan., 421.)
4. Der Music vnd gesang veracht vnd nur dem Teuffel hofrecht macht, der hat kein Lust ins himmelreich, da wirdt man singen ewigkleich. – Henisch, 1529, 22.
Lat.: Nulla virtutis semina videntur in esse ijs, qui non delectentur arte musica. (Henisch, 1529, 26.)
5. Die fröhlich Music vertreibt keinem sein Zahnwehe. – Lehmann, 211, 45.
6. Die Music ist ein klingend Frewd. – Kloster, VIII, 14.
»Galenus schreibt, der höchst Artzet Aesculapius hab lächerliche Liedlein gedicht, damit in den Krancken Lung vnd Leber zu vben vnd ein Hitz in kalte Leut zu bringen.« (Fischart a.a.O.)
7. Die Musik ist's allein, die Thränen abwischet und die Herzen erfrischet, wenn sonst nichts hülflich will sein. – Hertz, 79.
An einer Hausorgel in der Schweiz, vom Jahre 1762. Es ist bekannt, welchen hohen Werth Luther auf die Musik legte. Und Jean Paul (Bücherschau) sagt: »Die Musik ist eigentlich die allgemeinste Kunst und Volkskunst, und jeder singt, wenigstens z.B. in der Kirche und als Bettler, die einzige ins Thierreich hinübersteigende.« In der Nachschule zur Vorschule zur Aesthetik nennt er sie »romantische Poesie durch das Ohr«. Schopenhauer (Parerga, II, 357.): »Die Musik ist die wahre allgemeine Sprache, die man überall [785] versteht; daher wird sie in allen Ländern und durch alle Jahrhunderte mit grossem Ernst und Eifer, unaufhörlich geredet, und macht eine bedeutsame vielsagende Melodie gar bald ihren Weg um das ganze Erdenrund.« Bei den Chinesen steht sie im hohen Ansehen, wie viele ihrer Sprichwörter beweisen, als: Die Musik vereinigt Erde und Himmel. – Wer die Musik versteht und die Gebräuche, für den ist nichts schwer im Reiche. Um diese Sprichwörter zu verstehen, muss man wissen, dass Liki, dem sie entnommen sind, sagt: »Die Musik wirkt auf das Innere des Menschen ein und ihr Hauptzweck ist, die Leidenschaften der Menschen zu sänftigen.« Ferner sagt er: »Sie lehre Vater und Kinder, Fürsten und Unterthanen, Männer und Frauen ihre gegenseitigen Pflichten und der Weise finde in ihr die Regeln seines Verhaltens.« Nach Confucius ist die Musik das sicherste, zweckmässigste und wirksamste Mittel, die Sitten zu verbessern und den Staat blühend zu machen. Die Alten bezeichneten indess mit Musik die ganze, freie Gelehrsamkeit.
8. Ein music, die man nicht hört, ist nichts nutz. – Lehmann, 713, 42 u. 835, 12.
9. Es geht nichts über die Musik, sagte der Inspector, als die Tischglocke läutete. – Horn, Spinnstube.
10. Es ist keyn schöner music, dann so der mensch von innen wol zusamen ist gestimpt. – Franck, I, 54b; Gruter, III, 33; Petri, II, 270; Henisch, 1576, 53; Egenolff, 324a; Lehmann, II, 155, 143.
Lat.: Pulchra est harmonia cordis et oris.
Schwed.: Bästa musik, när mun och hjerta qwäda ett. (Grubb, 64; Rhodin, 9; Wensell, 10.)
11. Es ist selten eine Musik ohne Triller. – Parömiakon, 2649.
12. Heunt is Musing im Schloss, sagen die von Ellwangen. (Ellwangen.) – Hoefer, 255.
13. Jede Musik hat ihre Pausen. – Parömiakon, 255.
14. Musik, die stets geheim sich hält, keinem Menschen wohl gefällt.
Verborgene Weisheit und versteckte Schätze haben keinen Nutzen.
15. Musik ist Ohrenthon vnd Hoffnung Ohrenlohn. – Lehmann, 37, 12.
»König Dionisius hat einsmals in Frölichkeit einem Instrumentisten eine statliche Verehrung zugesagt, darvon sich derselb vff seinem Instrument lustig erzeigt. Do er die propin fordert, sagt der König, er hab sie ihm schon bezahlt; indem er jhm gut hoffnung gemacht; seine Music were ein Ohrenthon vnd hoffnung der Ohrenlohn.«
16. Musik und nichts dazu, lass mich in Ruh'.
Ein hungriger Magen hat keine Ohren, es geht ihm die schönste Musik ab. Der Däne sagt: Brot ist besser als Vogelsang. (Magazin, 1863, 604.)
17. Musik und Saitenspiel sind gut, wenn man sie mässig brauchen thut.
18. Van Dage hebb wi moje Musik mâkt, seggt de Balgentreder an de Oerganist. – Kern, 274.
Aehnlich ein Schulwärter: »Herr Derrektor, wannehe wollen wir denn die Jungens Ferien geven?«
19. Wä gäer Musik hürt, dä freut sich ävver 'ne Rommelspott. (Düren.) – Firmenich, I, 484, 109.
20. Was soll die Musik im stillen. – Eiselein, 478.
Lat.: Musica abscondita nullius est rei. (Gellius.) (Binder II, 1961.) – Musices occultae nullus respectus. – (Binder I, 1050.) – Non erit ignotae gratia magna lyrae. (Eiselein, 478.)
21. Wenn wir die Musik bezahlen, so wollen wir dabei auch tanzen. – Simrock, 7175; Braun, I, 2818.
Frz.: Si nous payons la musique, nous voulons aussi danser. (Bohn I, 56; Eiselein, 478.)
22. Wer die Music nicht gern horet, ist ein Sawertopff vndt ganz bethoret. – Ms. aus dem 17. Jahrhundert in der königl. Bibliothek zu Königsberg.
23. Wer mit achtzig Jahren Musik zu lernen beginnt, der kann sich am Jüngsten Tage hören lassen. – Schlechta, 257.
24. Wi maken Musik, seggt dei Bälgentreter tum Organisten. (Mecklenburg.) – Raabe, 23; hochdeutsch bei Simrock, 7176; Hoefer, 38a.
25. Wie die Musik, so der Tanz.
Böhm.: Jak se hude, tak se pleše. (Čelakovsky, 322.)
Kroat.: Kak se guda, tak se pleše. (Čelakovsky, 322.)
*26. Da ist die ganze Musik. – Frischbier2, 2678.
In dem Sinne wie: die ganze Prositmahlzeit.
*27. Da kamt se mit vuller Musik. – Schütze, III, 123.
In grossem Jubel.
[786] *28. Dam machen se de letze Musicke. (Kreis Militsch.)
Dem machen sie die letzte Musik, sie läuten ihn aus.
Frz.: Musique de sainte innocent fait pitié à qui l'entend. (Leroux, I, 31.)
*29. Das ist Musik für mein Ohr.
Das höre ich gern.
*30. De mache Musik, in mir gont mem Teller om. (Bedburg.)
*31. Die Musik ist sehr schön, aber ich höre sie nicht (oder: sie ist nicht für mich).
Um zu sagen: Die Sache klingt sehr einladend, aber ich will dennoch nicht darauf eingehen. Die Aegypter haben dafür das Sprichwort: Euer Gespräch lässt sich wol hören, aber unser Haus ist weit abgelegen. (Burckhardt, 218.)
*32. Dos is 'ne Musik: finf Musekanten ä Âg. (Oberharz.) – Lohrengel, II, 163.
*33. Er macht stille Musik.
Verhält sich schweigend.
*34. Es ist stille Musik.
*35. Es ist Wagner'sche Musik, Sauce, aber kein Fisch.
Ein erst in Kunstkreisen sprichwörtlich gewordener, dann in andere Kreise übergegangener Ausspruch Rossini's zur Charakteristik der Tondichtung Wagner's. Die Entstehung soll folgende sein. Man sprach einst bei Rossini an der Tafel über Richard Wagner; Rossini bemerkte: »Seine Musik ist voll von Kunstkenntniss, es fehlt aber der Rhythmus, die Form und die Idee, d.h. die Melodie.« Indess reichte er eine Steinbutte mit Kapernsauce herum. Als die Reihe an Carafa kam, der Wagner vertheidigt hatte, überreichte ihm Rossini nur Sauce mit Kapern. Auf die Bemerkung Carafa's, dass er keinen Fisch erhalten, erwiderte Rossini die Worte: »Ich bediene dich nach deinem Geschmack; es ist Wagner'sche Musik, Sauce, aber kein Fisch.« Die Redensart ist einer sehr allgemeinen Anwendung fähig.
*36. I kumme nid us der Musik. – Sutermeister, 84.
*37. Nach seiner eigenen Musik tanzen.
Frz.: Vng harpeur danseur a sa harpe.
Lat.: Cytharoedum a sua saltare chorea. (Bovill, III, 130.)
*38. Nach solcher Musik tanz' ich nicht.
*39. Ohne Musik Abschied nehmen.
Sich heimlich davonschleichen.
Frz.: Déloger sans trompette. (Lendroy, 1442.)
39. Die rechte Musik ist im Menschen.
Lat.: Harmonia interna. (Sailer, Sprüche, 97, 26.)
40. Es kommt keine lieblichere Musik gezogen, als Lob, das nicht erlogen. – Harssdörffer, 1431.
41. Musike is lustig, Branntwîn is 'n guoden Sop, un dusend Doaler sind 'n guoden Supschilling, söä' Witt. – Schlingmann, 1461.
42. Musik hat keinen Werth, wenn der Hunger am Magen zehrt.
It.: Quando la fame assale, la musica non vale. (Giani, 647.)
43. O quam suavis Musica, sagte der Teufel und blies der Sau in den Hintern. – Schaltjahr, III, 157; Höfer, 1068.
*44. Da liegt Musik drin. – Fliegende Blätter, V, 5.
Sagt der Berliner, um anzudeuten, dass ihm die Sache richtig oder vortrefflich erscheint.
*45. Nur Musik, sagt der Oesterreicher.
»Recht hat er. Jede ordentliche Musik, jeder ordentliche Gesang erfrischt Geist und Herz, versüsst das Leben des Einzelnen und der Familie.« (Engelbert, 19.)
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