Arabien [2]

[640] Arabien (Gesch.). I. Älteste Zeit bis zu Muhammeds Flucht, 622. Die ältesten bekannten Bewohner A-s waren Semiten; die Küstenbewohner sind die ältesten Handelsleute, welche den Verkehr zwischen Indien u. dem Mittelmeer vermittelten; daher sie reiche, luxustreibende Leute waren, während die im Innern, meist Nomaden, ein einfaches Patriarchenleben führten, dabei aber auch nach dortiger Landessitte die Karawanen beraubten. Durch die Lage u. Eigenthümlichkeit des Landes begünstigt, waren sie in alter Zeit keinem fremden Volke unterthan, kaum einem u. dem andern zinsbar. Viele Stämme waren untergegangen; zu diesen, im Allgemeinen Bajediten genannten Stämmen, gehörten Themud, Ad, Amalek, Abil, Amtem, Bar, Dschadis, Haschim Sachar, Thasm u. a. Als Stammvater der echten Araber, Joktaniden, gilt Joktan (Kahtan), Sohn Huds, ein Abkömmling Sems im 5. Gliede, dessen Stamm das Glückliche A. u. die Küste Tehama bis an den Persischen Meerbusen bewohnte. Zu den Joktaniden gesellten sich nachher wandernde Horden, die sich von Abraham durch Ketura u. durch Ismael abzustammen rühmten; man nannte sie Mostaraben (gemischte A.), später Ismaeliten. Während die Joktaniden feste Sitze liebten u. in ihrem Lande die ältesten bekannten Reiche stifteten, wanderten die Ismaeliten als Nomaden umher. A) Profanschriftsteller berichten über A-s älteste Geschichte Folgendes: In A. wurde Osiris erzogen, der nachher nach Ägypten wanderte; Dionysos berührte A. auf seinem Zuge nach Indien; mit Nimrod zogen arabische Horden nach Babylon u. 6 arabische Könige saßen nach ihm auf dem babylonischen Thron. Unter den Hülfsvölkern des Ninos finden sich auch Araber mit ihrem Fürsten Ariäos. Nachher verschwinden die Spuren politischen Verkehrs zwischen A. u. Assyrien, aber kaufmännischer fand fürder Statt. Aus dem südlichen A. wurden früh Eroberungszüge nach Ägypten gemacht, u. vielleicht waren die Hyksos, welche im 2. Jahrtausend v. Chr. den ägyptischen Thron besaßen, Araber (s. Ägypten, Gesch., II.). Daß Sesostris auf seinem ersten Eroberungszuge mehrere arabische Stämme unterjocht u. sie zinsbar gemacht haben soll, ist eine Sage. Tnephachts Heerzug nach A. (um 800 v. Chr.), endete mit einer schmählichen Rückkehr. Von den Griechen gelang es erst einem der Ptolemäer, einen geringen Strich Landes von A. an der Grenze seines Reiches zu unterwerfen. Der Hauptstamm im Peträischen A. waren die Nabatäer; diese lebten auch schon früh unter der Regierung eines gemeinschaftlichen Oberhauptes. Gegen sie machte Antigonos 312 v. Chr. einen unglücklichen Feldzug, sein Sohn Demetrios sollte 310 die Niederlage rächen, aber er begnügte sich, Geißeln u. Geschenke zu empfangen. Glücklicher war Antiochos d. Gr., der die Stadt Rabbath Moab (219 v. Chr.) eroberte u. mehrere Stämme unterwarf, aber die Feindseligkeiten mit Ägypten (217 v. Chr.) nöthigten ihn, seine Eroberungen aufzugeben. Von nun an erscheinen die Araber in stetem Kampfe mit dem Jüdischen Staate; Araber hatten sich früher mehrerer Städte, wie Bostra, Medaba, Hesbon u. a. bemächtigt, die Makkabäer suchten sie wieder aus ihrem Lande zu verdrängen, u. Hyrkanos führte (um 180) 7 Jahre lang Krieg gegen sie. Aber diese blieben Herren ihrer Eroberungen, indem sie sich bald an Syrien, bald an Ägypten, die jedesmaligen Feinde Palästinas, anschlossen. Hyrkan II. eroberte 129 Idumäa, befreundete sich aber nachher mit den Arabern. Das blühende Reich Peträa zog dann die Aufmerksamkeit der Römer auf sich. Als erster König von Peträ wird Simalkue, um 144 v. Chr., genannt. Seine Nachfolger waren: Aretas I. (Hareth), welcher 126 dem belagerten Gaza Hülfe brachte; Obodas I. (Obeidas), welcher mit Juden u. Syrern, die in sein Reich einfielen, Krieg führte u. einen Theil seines Landes an die Ersteren verlor; Aretas II., welcher Züge gegen Judäa machte, als Mitkämpfer des Hohenpriesters Hykanos gegen dessen Bruder Aristobulos II. Jerusalem belagerte, aber 64 v. Chr. durch die Römer unter Scaurus zum Rückzug u. zur Erkaufung des Friedens mit ihnen um 300 Talente gezwungen wurde; Gabinius, Nachfolger des Scaurus, besiegte mehrere der sich ihm widersetzenden Stämme, u. bei Pharsalos kämpften Araber auf Seite des Pompejus u. bei Philippi unter dem Heere des Brutus u. Cassius. Unter Augustus sollte der Procurator von Ägypten, Älius Gallus, (24 v. Chr.) einen Eroberungszug nach Peträa, wo damals Obodas II. regierte, machen; der Minister Sylläos versprach heuchlerisch den Römern seine Unterstützung dabei; aber indem er den Zug von dem nördlichen Theile des Landes abwendete, führte er die Römer zu Meer in die südlichen Theile, von wo sie, ohne festen Fuß fassen zu können, nach einem zweijährigen Feldzuge u. nach großem Verluste zurückzogen. Nach Obodas, welcher 12 v. Chr. starb, regierten: Aretas III., dann Aretas IV., unter dessen Regierung Athenodoros A. besucht zu haben scheint; Aretas V., um 70 u. Chr. Unter Trajan machten die Römer[640] wieder Eroberungen in A. u. streiften bis Khatif, u. zwar wurde Peträa, Bostra, Gerasa u. a. Städte zu der römischen Provinz Palaestina tertia geschlagen; in die südliche Halbinsel aber kamen sie nicht. Seit dieser Zeit ward Bostra die neue Metropole u. zugleich Hauptsitz des Handels vom Euphrat u. Tigris her. Nach Trajans Tode machten sich die Araber wieder frei, nur die früheren Besitzungen Peträas östlich am Jordan blieben römisch. Bei dem Streit zwischen Niger u. Severus wurde der Erstere 195 v. Chr. von den Hadscharenern, deren Stadt Akra unerobert von den Römern geblieben war, unterstützt. 274 führte Kaiser Aurelian auch Araber in seinem Triumphzug zu Rom auf. Die Nabatäer in Peträa verließen endlich Stadt u. Reich u. gingen in die Wüste zurück, wo sie noch als Beduinen streifen. D) Die arabische Tradition berichtet: Die Himjariden (Homeriten) od. Joktaniden (s. oben) hatten unter Joktans Sohn Jaareb, ein Reich in Jemen, andere unter Jaarebs Bruder Dschorhem in Hedschaz ein zweites gegründet. a) Das Himjaridische Reich in Jemen. Jaareb breitete sein Reich besonders in SW., in Saba u. Hadhramaut aus; ihm folgte sein Sohn Jaschhab, u. diesem (um 2000 v. Chr.) sein Sohn Amir Abd-Schems (gr. Heliodulos, d.i. Sonnendiener) mit dem Beinamen Saba; er soll eine Stadt Saba od. Marib erbaut, die letzten Aditen vertrieben u. Wasserleitungen angelegt haben. Auf Saba folgten mehrere seiner Söhne, die verschiedene Dynastien gründeten; zunächst in Himjar 1929 v. Chr. Später war Saba u. Hadhramaut getrennt, u. die dasigen Dynastien besaßen abwechselnd die Tobba- (Großfürsten-) Würde. aa) in Saba regierten: 1879 Wathil, 1846 sein Sohn Seksak, 1813 sein Sohn Dschaafer, 1780 Amir Dsu Rijasch, von einer Seitenlinie, 1747 Noaman el Moaser, 1714 dessen Sohn Asmah, seit 1681 Schedad, aus einer Seitenlinie, welcher Heerzüge (nach Afrika) unternahm u. große Bauten ausführte, 1648 sein Bruder Lokman, welcher Cisternen bei Saba anlegte; 1602 sein Bruder Dsu Schedad. bb) In Hadhramaut folgte 1902 Zeid, 1872 Adad, 1842 Malik, 1812 Nabet, 1782 Gauth, 1752 Azd, 1722 Abdallah, 1692 Mazen, 1662 Thalib, 1632 Amri ol Kais, unter dessen Nachfolger Dsu Schedad die Vereinigung Hadhramants mit Saba Statt fand. cc) In dem Vereinigten Reiche Saba u. Hadhramaut folgte auf Dsu Schedad 1572 Hareth er-Rajisch (Aretas), der sich ganz Jemen unterwarf u. glückliche Züge nach Indien u. Turan unternahm; er führte (n. Ein.) zuerst den Titel Tobba, ihm folgte sein Sohn Aß'ab, um 1447 Abraha Dsu'l Monar, welcher zuerst Leuchtthürme gebaut haben soll, um sich von seinen Zügen nach Nigritien wieder nach Hause zu finden; um 1264 Afrikas, welcher angeblich die Berbern nach Afrika verdrängte; Amru Dsu'l Adhar; 1100 Scherhabil; 1075 sein Sohn Hodhad; um 1000 Balkis, Hodhads Tochter, die Königin von Saba, von deren Pracht u. Sonnendienst Kunde zum jüdischen Könige Salomo kam. Um 980 reiste sie nach Jerusalem u. gebar nach ihrer Rückkehr von ihm einen Sohn, Menilehek (Menehelik), den sie in Jerusalem erziehen ließ u. dem sie noch bei ihren Lebzeiten ihr Reich übergab. Um 950 regierte Iasasin Naschir en-Niem, welcher unglückliche Züge in die Sandwüsten machte; um 895 Schamer I., um 830 Schamer II., Erbauer der Stadt Dhafar. Mit Schamer III. kam um 526 die kahtanidische Dynastie des Afrikas zur Tobbawürde, der mit Gustasp nach Iran zog, Sogdiana u. Chorasan unterwarf, Samarkand zerstörte u. China bekriegte; auf dem letzteren Zuge kam er um. 483 folgte ihm sein Sohn Abu;Malik, der auf einem Zuge zur Aufsuchung der Smaragdgruben in Afrika umkam. Sein Sohn el Akran um 428, soll bis China vorgedrungen sein u. Samarkand wieder gebaut haben; Dsu Habschan, reg. 375 bis 305, er rottete wahrscheinlich viele Bajeditenstämme aus. Nach ihm scheint um 265 ein Dynastienwechsel Statt gefunden zu haben. In die Regierungszeit Amru's (120 n. Chr.) fällt eine Auswanderung mehrerer Stämme unter Amran, Amrus Bruder. Folgende 4 Hauptzüge gingen aus: Der Stamm Thaji zog nach dem Plateau von Nedsched in Hedschaz; der Stamm Adi nach Hira, wo sie die Dynastie der Lakhmier stifteten; der Stamm Amilah ließ sich an den Bergen von Damask nieder; u. endlich Azdäer. Von letzteren ging ein Theil unter Mazikijah nach Akk u. verdrängte die Maaditen; ein anderer Theil ging unter Harithah u. Rabal nach Nedschran. Thaliba, Mazikijah's Sohn, zog von Akk weiter in die Nähe Mekkas, wo sie in Streit mit den Dschorhamiden (s. unt.) in Hedschaz kamen u. worauf ein Theil unter Thaliba wieder wegzog u. am Ghassan das Reich Ghassan stifteten (s. unt.); die Zurückbleibenden hießen Khozaah; Andere ließen sich in Nedsched, noch Andere in Hamadan nieder; Azdäer u. Kodhäer in Tehama, dann als Tenukhiten vereinigt, gingen nach den Bahreininseln; doch trennten sich die Azdäer u. wanderten nach Irak u. stifteten das Reich Hira (s. unt.), die Kodhäer nach Syrien; die Stämme Aus u. Khasradsch nach Jatreb (Medina), wo sie später als Außarier vorkommen. In Jemen regierten damals 4 Dynastien: die Hauptlinie der Nachkommen des Afrikas, der Stamm des letzten Tobba, das Geschlecht Sahbans u. der Stamm der Azdäer. In das 4. Jahrh. n. Chr. fällt die Einführung des Christenthums in Jemen; 354 gründete Theophilos in Dhafar die erste christliche Kirche, dann in Aden u. a. a. Orten. Der König Dsu Nowas, ein Freund der Juden, verfolgte die Christen, deshalb erhoben sich diese, unterstützt von dem äthiopischen König Elesboas, gegen ihn u. in einer Schlacht bei Aden geschlagen, stürzte er sich in das Meer; (Eroberung Jemens durch die Äthiopier), Elesboas regierte nun (508–528) durch Satthalter über Jemen. Die Anhänger des Dsu Nowas hatten sich in dem nördlichen Theil des Landes einen Fürsten, Dsu Dschadan, gewählt, der in Dhafar regierte. Unter den äthiopischen Feldherren entstand auch Streit; Abraha erschlug den Statthalter Arjath u. bemächtigte sich 528–51 der Regierung; er baute den Dom von Szanaa, schlug die jüdische Partei u. half dem griechischen Kaiser Justinian gegen Persien; ihm folgte bis 568 sein Sohn Jaksum, unter ihm dauerten die Kämpfe mit der jüdischen Partei in NIemen fort, welche nach Dsu Dschadans Tode von Dsu Jezen angeführt wurde, u. welcher es auch 579 mit persischer Hülfe gelang, Jaksums Bruder Mesruk zu stürzen, worauf ihr Häuptling Seif, Jezen's Sohn, König von Jemen wurde, aber unter persischer Oberhoheit stand. Sein Sohn Maadi Karb[641] ward bei einem Einfall der Äthiopier 584 ermordet; er war der letzte Joktanide. Die Perser setzten neue Statthalter nach Jemen, welche fortwährend gegen die Äthiopier zu kämpfen hatten, bis der 7. Statthalter, Badsan, von Muhammed besiegt u. sein Neffe, Dudujah, Präfect von Jemen ward. b) Reich in Hedschaz. Dies Reich war nach der Sage gestiftet an der NWKüste A-s von Joktans 2. Sohne Dschorham (s. oben); ihm folgten 12 seiner Nachkommen; unter dem letzten Modhad II. soll Ismael, Abrahams Sohn, in die Gegend von Mekka gekommen sein u. Modhads Tochter geheirathet haben. Einem seiner Söhne Kedar sollen die Dschorhamiden den Schutz der Kaaba übergeben haben; unter Nabith kam die Kaaba an die Dschorhamiden zurück u. die Mostaraber behielten die politische Herrschaft. Die ganze Geschichte bis auf Adnan (im 2. Jahrh. v. Chr.) ist dunkel; nur einzelne biblische Nachrichten von Kedareuern, Hadscharenern u. Ismaeliten finden sich. Die größte Rolle spielten hier eine Zeitlang die Nabatäer (s. oben). Bei der großen Auswanderung aus Jemen (s. oben), waren mehrere Stämme nach Hedschaz gewandert. Um diese Zeit hatten auch die Dschorhamiden durch Tyrannei den Haß der Ismaeliten auf sich gezogen, u. von diesen vereinigte sich der Stamm Bekr mit dem Stamme Khozaah (s. oben); die Dschorhamiden mußten weichen u. der Schutz der Kaaba kam an die Khozaiten. Neben diesen wurde seit dem 5. Jahrh. der Stamm der Koreischiten berühmt. Durch Verschwägerung mit den Khozaiten vergrößerten sie ihre Macht, u. Koßai, Eidam des Khozaiten Huleil, brachte durch List die Intendanz der Kaaba an sich. Einer seiner Söhne, Haschim, führte die Karawanenzüge, im Winter nach Jemen, im Sommer nach Mekka, ein, um die Kaufleute u. Pilgrime zu unterstützen. Gegen das Ende des 6. Jahrh. waren die Koreischiten in viele u. blutige Kriege mit den Stämmen Bekr, Taghleb u. a. verwickelt; von ihrem Beginn (585 od. 591) wird eine neue Aera (Jaumol Fedschar) in der arabischen Geschichte begonnen. Schon Muhammed soll in ihnen mitgekämpft haben. Außer diesen beiden großen Reichen, Jemen u. Hedschaz, bestanden noch mehrere andere, unter denen sich bes. Hira u. Ghassan auszeichnete. c) Das Reich Hira war bei der großen Wanderung (s. oben) von dem Azdäer Malik Ibn Fahm gestiftet worden; diesen hatte sein Sohn Soleimah unvorsätzlich erschossen, weshalb er floh u. in Oman die Dynastie El Dscholenda gründete. In Hira folgte auf Malik sein Bruder Amru u. diesem 210 n. Chr. sein Sohn Dschodseimah; er kriegte gegen Maaditen u. Amalekiten, deren König Amru er erlegte. Sein Neffe Amru I. gründete die Dynastie der Lakhmiten od. Mondar, welche von Persern abhängig waren. Um 300 folgte ihm Amriolkais I., 339 Amru II., dann Aus Ebn Kelam, diesem Amriolkais II., diesem 399 sein Sohn Noaman el Awar, 429 Mondar I., 473 Aswad, Sohn Noamans, 493 dessen Bruder Mondar II., 500 Noaman II., 507 Amriolkais III., 514 Mondar III. Dsul Karnein, welcher Christ geworden u. von den Persern vertrieben worden sein soll, 531 Hareth Ebn Amri, doch mußte er dem Mondar III. wieder weichen; Mondars Sohn Amru Ebn Hend, 579 sein Bruder Kabus, 584 Mondar IV. u. 588 dessen Sohn Noaman III. Noaman wurde 610 von Chosru Perwiz umgebracht; er war der letzte Lakhmite. Nun waren Araber u. Perser abwechselnd Herrscher von Hira; zunächst folgte Ajas vom Stamm Thaji, bald darauf der Perser Schahrikah Bahragan; 617 Zadaweih Ebu Mahan vom Stamme Hamadan; Mondar V., Noamans III. Sohn, verlor 633 Leben u. Reich an Khalid Ebn Walid, der Hira eroberte u. den Staat stürzte. d) Das Reich Ghassan. Hier wohnten Anfangs Dschadschamiten; zu ihnen kam nach der großen Wanderung (s. oben) der Kodhäer Malik Ebn Fahm mit den Tenukhiten; um 180 n. Chr. kam zu ihnen Thaliba mit den Ghassaniten, die mit der Zeit die Herrschaft erhielten; um 250 kam eine neue Colonie unter Dschofna, u. dessen Nachkommen brachten bald das Regiment an sich, sie kamen aber bald in Abhängigkeit von den Oströmern. Auf Dschofna folgten 295 Amru, 300 Thaliba, 317 Hareth I., 337 Dschabalah I., 347 Hareth II., 357 Mondsar I., 360 Noaman I., 376 Mondsar II., 389 Dschabalah II., 403 Aiham, 426 Amru II., 450 Dschofna II., 480 Noaman II., 487 Noaman III. Ebn Amru, Dschavalah III., 524 Noaman IV., 546 Hareth III., 558 Noaman V.; Mondsar III., Amru, Hodschr (s. unten); Hareth IV. ging, abgesetzt von Omar, nach Constantinopel u. ward daselbst Christ. e) Reich Kendah. Auf seinem Zuge nach Norden 457 n. Chr. hatte Hassan, der jüngere Tobba (s. oben) über die, das Grenzland von Jemen u. Hadhramaut bewohnenden Maaditen Hodschr, einen seiner Verwandten aus dem Stamme Kendah, als Statthalter zurückgelassen. Durch seine weise Regierung erwarb sich dieser die Gunst des Volkes u. ward zum König ernannt. Ihm folgte sein Sohn Amru el Makßur, dessen Sohn Hareth (531–537) auch Hira beherrschte. Unter seinen 4 Söhnen zerfiel das Reich schon wieder in eine blooße Stammherrschaft.

II. Von Muhammeds Flucht bis zum Sturze des Khalifats 622–1258. Die Religion der arabischen Stämme war eine heidnische (Sabäismus), hin u. wieder hatte das Juden-, auch das Christenthum Eingang gefunden. Eine neue, allgemeine Religion für das ganze Volk wollte Muhammed (. d.), ein Kaufmann aus dem Stamme der Koreischiten, stiften. Er war durch die Verheirathung mit Khadischa, der Wittwe des Emirs Abu Halad, der mächtigste Emir seines Stammes geworden u. trat 609 (nach And. 618) als Prophet zu Mekka auf, gewann Khadischa, deren Verwandte u. seine Freunde u. wählte Ali zu seinem Vezier, dessen Vater Abu Thaleb Muhammed u. den Seinen Schutz u. Zuflucht gewährte, als die Wuth der Götzendiener gegen sie losbrach u. er mehrmals vor ihnen fliehen mußte. Von der berühmtesten dieser, der Flucht Muhammeds (Hedschra) von Mekka nach Medina, 622 n. Chr., beginnen die Muhammedaner ihre Jahresrechuuug. In Medina ehrenvoll aufgenommen, nahm Muhammed die fürstliche u. priesterliche Würde an, heirathete Abubekrs Tochter, Aischah, u. führte hierdurch, da er sich schon nach Khadischas Tode (619) anderweitig vermählt hatte, die Vielweiberei gesetzlich ein Da seine Partei zahlreicher geworden war, erklärte er, den Islam mit dem Schwerte ausbreiten zu wollen, schlug die Koreischiten, gebot den Herrschern in Persien, Lyzanz, Ägypten, Äthiopien u. Arabien Unterwerfung, bekehrte in Mekka 629 3 vornehme Koreischiten, Kaled, Amru u. Othman, u. unterwarf[642] endlich Mekka 630 seiner Religion, sowie das übrige A. 631, machte einen erfolglosen Zug gegen Kaiser Heraklios, wallfahrtete 632 nach Mekka u. st. zu Medina 633. Die Nachfolger Muhammeds hießen Khalifen (d.i. Stellvertreter od. Nachfolger des Gesandten Gottes) u. residirten Anfangs in Medina, namentlich Abubekr, Omar, Osman u. Ali (s. u. Khalifen); über des Letzteren Nachfolge entstand die große Spaltung der Moslemin (s. Muhammedanische Religion) in Schiiten u. Sunniten, u. Moawijah, aus dem Stamm der Omajjaden, verlegte die Residenz nach Damask. Unter seinen 10 Nachfolgern erhielt sich das Reich kräftig (s. u. Khalif). Die letzten waren sehr verhaßt, u. als daher unter Omar II. um 718 die Abbassiden (s.d.) behaupteten, daß das Khalifat ihrem Geschlecht eher gebühre, als den wegen ihrer Grausamkeit, Ausschweifung u. Freigeisterei verhaßten Omajjaden, fanden sie viel Beifall, u. Ibrahim Ebn Muhammed u. nach dessen Tode 746 sein Bruder Abul Abbas es-Safach verdrängten den letzten Omajjaden Merwan II. 752 gänzlich vom Throne. Von Abdallah, Oheim des Abul Abbas es-Safach, blutig verfolgt, fielen alle Omajjaden; nur Abdorrahman floh nach Spanien, wohin seit 711 die Araber, nachdem sie bereits seit 647 unter des Khalifen Osman Bruder, Abdallah Ebn Sord, ganz NAfrika unterworfen hatten, vorgedrungen waren, u. stiftete dort das Reich zu Cordova. Hadi verlegte 785 den Sitz des Khalifats nach Bagdad (der später 842–873 nach Samareth verlegt wurde). Dessen Nachfolger war sein Bruder Harun al Raschid, unter welchem das Khalifat den höchsten Gipfel seines Glanzes erreichte; aber unter seinen Söhnen begann es zu verfallen, u. mit dem Sinken des Khalifats begann auch die arabische Nationalität in Asien das Übergewicht zu verlieren. In der 1. Hälfte des 13. Jahrh. drangen die Mongolen unter Dschingiskhan immer näher an Bagdad heran, bis sie endlich 1258 unter Holagu Bagdad eroberten u. das Khalifat völlig stürzten. Unter den Khalifen herrschten in den einzelnen Districten A-s die Stammdynastien fort, bes. erzählt die Geschichte a) von denen in Hedschaz, wo die Dynastie Ochaisar 865–961, die Sherife von Mekka, aus der Familie Haschim (Musaiten) 961–1201; die Sherife von Medina, auch aus der Familie Haschim (Hewaschimiten), 1202–1451 herrschten, während in Mekka die Dynastie Kotade zur Regierung kam, die noch bis jetzt daselbst ist. Überhaupt war u. blieb Hedschaz theils wegen seiner Nachbarschaft, theils wegen Getreidemangels immer von Ägypten abhängig. Dagegen blieb b) Jemen, theils weiter entfernt, theils reich durch eigene Erzeugnisse u. Handel, unabhängig. Der Khalif Mamum schickte zwar den Muhammed Ben Obeidallah als Statthalter nach Jemen, der aber machte sich unabhängig u. seine Familie (Zijaditen) herrschte 818–1017. Darnach kam die Herrschaft durch Gewalt an die Nedschahiten bis 1158; neben ihnen herrschten in dem eigentlichen Jemen zu Saua die Salihiten (1029–1091). Die Nedschahiten stürzte der Iman Mehdi, dessen Enkel Abd en-Nebi über Mehdis Grab einen Dom baute u., die Pilgrime dahin weisend, die Wallfahrt nach Mekka verbot. Diese Dynastie wurde nach 15 Jahren gestürzt, u. nach ihnen regierten die Ejubiten in Jemen 1173–1228 dann die Resuliten, von denen mehrere Beschützer der Wissenschaften waren; zuletzt von 1453–1517 die Thahiriten, welche der Übermacht der Osmanen erlagen.

III. Vom Sturze des Khalifats bis auf die neueste Zeit. Die Stürme der mongolischen Züge u. Verwüstungen (s. oben) trafen mehr die nördlichen Theile A-s; in den südlicheren blieben u. vergingen die bisherigen Stammregierungen (s. oben) nach den Wechselfällen des Kriegs u. der Macht. Maskat, im Osten, eroberten 1508 die Portugiesen u. behielten es bis 1659. Empfindlicher für A. war die sich ausbreitende Macht der Osmanen, denn da sich diese auch Ägypten unterwarfen, so war A. seines Schutzes beraubt, wenig. stens Hedschaz, mit Ägypten innig verbunden, fiel mit diesem Lande an die Osmanen. In Jemen regierte 1516 Amir; als Emir Hussein in dem Arabischen Meerbusen erschien u. für seine Flotte u. Armee, welche der ägyptische Sultan dem von Guzurate zu Hülfe geschickt hatte, Proviant verlangte, schlug es Amir ab, Hussein aber, verbunden mit den Seidi (s. unten) u. den Scherifs von Dschesen u. Loheja, nahm Zebid; von hier aus zog 1517 Emir Bersebai gegen Amir, dieser blieb, u. so endigte die Dynastie der Tahiriten in Jemen. Als Bersebai Sana eingenommen u. geplündert hatte, überfielen ihn die Araber u. erschlugen ihn. An Bersebais Stelle kam der Tscherkesse Iskender, der bald darauf vom Sultan Selim I. als Statthalter von Jemen anerkannt wurde; dieser war der erste osmanische Statthalter in Jemen. Nicht lange darnach trat in den Gebirgen von Irmen Schems Eddin (s.d.), der Stifter der Secke Seidi, auf u. nahm als Herrscher dieser Secte den Titel Imam an. Die Seidi, Feinde der Bewohner der Ebene u. mithin der türkischen Herrschaft, zogen nach Iskenders Tode, 1537 gegen Achmed, den Vormund des Statthalters Amir Ben Dawuds (des unmündigen Sohnes von Iskender), aus, wurden aber geschlagen. 1538 besetzte Solyman Pascha auf seinem Zuge gegen Indien Aden u. tödtete Achmed u. seinen Mündel, u. gab die Statthalterschaft von Zebid im Namen des Sultans an den Sandschak Mustafa; sein Nachfolger Mustafa en-Neschschar (d.i. der Säger, weil er Räuber u. Feinde mitten entzwei sägen ließ) erhielt zuerst den Titel eines Beglerbegs von Jemen. Sein Nachfolger Oweis mischte sich in die Successionsstreitigkeiten der Söhne Sherif Eddins, Imams der Seidi, u. gewann dadurch Taas (1545). Nach seiner Ermordung wurde für den Sultan auch Sana erobert; Beglerbeg Ferhad, Nachfolger des Oweis, gewann das abgefallene Aden wieder u. stellte die Ruhe des Landes, die auch andere Sherifs mit getrübt hatten, wieder her u. breitete die osmanische Herrschaft weit aus. Darauf gedachte Ferhads Nachfolger, Usdemir, die Macht der Seidi zu brechen; doch wurde mit dem Imam Mutaher Friede geschlossen u. ihm vom Sultan der Titel eines Sandschak gegeben. Auf Usdemir folgte wieder Mustafa en-Neschschar; er richtete die Pilgercaravanen von Jemen unter der Führung eines besonderen Wallfahrtsfürsten ein (1560). Einer seiner Nachfolger, Mahmud, schlug seinen Sitz zu Tags auf; unter seinem Nachiolger Ridhwan (1565) wurde Jemen in 2 Statthalterschaften getheilt: Dschebel, die obere des Gebirgslandes, mit der Hauptstadt Sana, blieb dem Ridhwan; [643] Tehama, die untere des Flachlandes, mit der Residenz Zebid, erhielt Murad Pascha. 1567 brach ein Aufstand der Seidi gegen die osmanischen Statthalter aus; Mutaher eroberte Sana, ließ sich als Khalifen ausrufen u. nahm Tags, Aden u. Mokka, nur Zebid hielt sich; aber 1568 ging eine türkische Armee nach A. u. eroberte bis 1570 Jemen wieder von den Seidi, die Häupter derselben wurden theils durch List, theils mit Gewalt nach Constantinopel in Gewahrsam gebracht; im Innern von Jemen aber behielten die Seidi die Herrschaft (welche sie noch haben); der Imam führte den Khalifentitel fort, ließ Münzen auf seinen Namen schlagen u. eroberte Sana. Dazu kam noch, daß ganz Jemen u. Hedschaz gegen die osmanische Herrschaft aufstand, u. nach einem dreijährigen Kampfe mußten die Osmanen, obgleich sie Mekka 1631 zurückeroberten, Jemen den Seidi überlassen; Kassem el Kebir ward Imam. Während so die seidischen Imams in Jemen unabhängig von der Pforte herrschten, auch sich bei jeder Gelegenheit den, gegen die in Hedschaz noch geltende türkische Herrschaft sich Erhebenden hülfreich anschlossen, erhob sich im Innern des Landes die neue Secte der Wechabiten (s.d.). Der Stifter dieser Secte war Abdul Wahab, aus dem Stamme Wahabi in El Aared (in Nedsched) um 1745; er versuchte den Islam auf seine ursprüngliche Reinheit zurückzuführen u. ward so der Reformator dieses Glaubens. Unterstützung fand Abdul Wahab bei Muhammed Ebn Suhnd, dem Herrn von Derreych (Diraje), der sich zuerst zu seiner Lehre bekannte, sein Eidam ward u. die politische Regierung der Wechabiten gründete. Unter Suhuds Sohne Abdul Azig Suhud II. u. Abdul Wahabs Sohne Muhammed, dem 2. geistlichen Oberhaupte, machten die Wechabiten verheerende Einfälle in die benachbarten Provinzen u. schlugen die Heere der osmanischen Paschas, bis endlich 1811 die Pforte Mehemed Ali, Pascha von Ägypten, zu ihrer Unterdrückung aufrief; dieser schlug sie wiederholt; sein Sohn, Ibrahim Pascha, schlug sie aufs Neue 1815 bei Baßra u. 1818 bei el Mauyeh, belagerte ihre Hauptstadt Derreych, erhielt dieselbe endlich, nachdem das Lager der Wechabiten erobert worden war, durch Capitulation u. zerstörte sie. Abdallah, Suhuds II. Sohn, ward gefangen nach Constantinopel geführt u. dort im Dec. 1818 enthauptet. Man glaubte die Wechabiten nun vertilgt, u. der Glaube an eine Vereinigung ganz A-s zu einem Reiche wurde gehegt; allein sie waren nur in die Wüste geflohen, machten von da mehrere Raubzüge, bauten Derreych wieder auf u. wählten in Fasil, Bruder des hingerichteten Abdallah, einen neuen Fürsten; 1835 u. 1837 brachten sie den Ägyptiern, welche unter Ismael Bei bis nach Derreych vordrangen, eine gänzliche Niederlage bei. Auch wurden die Ägyptier unter Ibrahim Pascha 1835 von den Asirs, einem der WKüste nahe wohnenden Gebirgsvolke, u. 1837 bei einem Zuge gegen Sana bei Tags von einer Schaar Kabylen unter Scheikh Hassan gänzlich geschlagen. Der Vicekönig von Ägypten hatte jetzt nur noch die WKüste von Akaba herab bis Mokka, u. nur Mekka u. el Tayef gehörten landeinwärts sein; seit 1840 haben die Ägyptier das Land geräumt; in Mekka ist die Residenz des Großscherifs von Hedschaz, welches zwar jetzt wieder unmittelbar türkisch ist, aber nur dem Namen nach; zu Hodeida regiert der Statthalter von Jemen, welcher der Pforte ebenfalls nicht mehr gehorcht. Vgl. außer den einheimischen, unter Arabischer Literatur II. B) a) genannten Historikern: Seemann, De rebus gestis Arabum a Chr. n., Berl. 1835; Schultens, Histor. imperii vetust. Joctanidarum, herausgeg. von Ring, Königsb. 1792; Reiske, De Arabum epocha vetust., Lpz. 1784; Eichhorn, Monumenta ant. histor. Arab., Gotha 1775; Raßmüssen, Histor. praecip. Arabiae regnorum ante Islam., Kopenh. 1817; Johannsen, Histor. Jemanae, Bonn 1828; George, De Aethiopum imperio in Arab. fel., Berl. 1833; Rühle von Lilienstern, Zur Gesch. der Araber vor Muham., ebd. 1836; Histoire des Wahabites, Par. 1810; Flügel, Gesch. d. Araber, Dresd. 1832; Forster, Historical geography of A., Lond. 1844, 2 Bde.; Coussin de Perceval, Essai sur l'hist. des Arabes avant l'Islamisme, Par. 1847, 3 Bde.; Crichton, Hist. of Arabia and its people, Edinb. 1852.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 640-644.
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