1. Dä dât kan, dä kan dat, har de Kärl saght, doa harre 'n Snîder üawer de Hûsdüar smieten. (Halver in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 257, 86.
2. Das kann ich auch, sagte der Kater, als er ein Kamel sah, und machte einen krummen Buckel.
Die Russen: Der Kater sah das Kamel, gleich machte er einen krummen Buckel. (Altmann VI, 392.)
3. Dass man's nicht kann, ist keine Schande, aber dass man's nicht lernen will.
4. De wat kann, de kumt wat, hadde de Snîder seggt, hadd 'n Pâr Strümpe to versâlen (besohlen) krêgen (oder: do krêg he 'n ollen Büxe, en Weste to flick'n, lappen). (Oldenburg.) – Frommann, IV, 141, 307; Eichwald, 1772; Kern, 373.
5. Der etwas kan vnd nicht thut, der ist eine Glocke ohne Klang. – Lehmann, 770, 9.
6. Der kan nicht, der jhm selbst nicht kan. – Lehmann, II, 65, 145.
7. Der muss vil könden, der got will blenden. – Franck, II, 53b; Gruter, I, 16; III, 18; Henisch, 415, 42; Lehmann, II, 81, 105; Simrock, 3921; Reinsberg II, 11.
Die Russen: Das muss ein schlauer Köhler sein, der Gott will Pech übers Auge ziehen. (Altmann VI, 508.) (S. ⇒ Gott 837 und ⇒ Herrgott 148.)
Lat.: Multa scienda, Deo quibus ipsi imponere possis. (Henisch, 413, 42.)
8. Der nichts kann, ist lebendig todt.
Lat.: Vita sine liberis mors est. (Seybold, 642.)
9. Der wohl kann, der wohl mag. – Simrock, 5408.
10. Die am wenigsten können, wollen am meisten.
It.: Chi non può sempre vuole. (Bohn I, 84.)
11. Ein yeder kan, so vil er thut; könde er bass, so thet er bass. – Franck, I, 61b; Gruter, I, 26; Petri, II, 201; Braun, I, 1644.
Dän.: Enhver kand saa meget han giør, kunde han bedre, saa gierde han bedre. (Prov. dan., 233.)
12. Einer kann nicht alles. – Simrock, 1951a.
Lat.: Non omnia possumus omnes. (Virgil.) (Egeria, 176; Philippi, II, 41; Faselius, 172; Schulblatt, 478; Wiegand, 685.)
13. Es kann keiner alles, was er gern wollte.
14. Es kann oft einer, was er nicht weiss. – Simrock, 5416; Sailer, 186.
15. Es kans iederman, doch einer bass dann der ander. – Franck, I, 161a.
16. Es können nicht alle alles.
17. Es muss offt einer können, das er nit kan. – Franck, II, 29b; Lehmann, 836, 12; Lehmann, II, 138, 94; Simrock, 5840; Körte, 3483; Braun, I, 1932.
Z.B. Spinnen und Raspeln im Zuchthause.
18. Etwas können ist gut, nichts können besser.
Einer konnte hexen, und wurde verbrannt; ein einfältiger Bauer konnte nicht hexen, stand daneben und sah zu. Da sagte jener das obige Wort.
19. Ham kan egh altidj lüküs'm wal, ham mut uk willem lüküs'm kan. (Nordfries.) – Lappenkorb.
Man kann nicht immer, so wie man will, man muss auch zuweilen, wie man kann.
20. Hüte dich vor »Kann nicht«.
[1492] 21. Ich kann alles, sagte die Magd, am Tage die Frau bedienen und nachts dem Herrn aufwarten. – Kirchhofer; Eiselein, 361; Hoefer, 693a.
22. Ich kann nicht, sagt der Träge. – Schlechta, 184.
23. »Ich kann wohl« und »ich werde wohl« sind zwei faule Knechte, (Steiermark.) – Sonntag.
24. »Ich kans wol«, »ich kans zuvort«, regiert jetzt an allem Ort; wenns nun soll kommen fort, so hinckt es hie und mangelt dort. – Lehmann, 26, 41.
Bei Petri (II, 413) mit dem Schluss: »vnd wenn sie sollen fort, ist wahr davon kein wort.«
25. Jeder kann, so viel er thut. – Simrock, 5401; Körte, 3159.
26. Kan er eins, so kan ichs ander. – Lehmann, II, 316, 2.
27. Kan ich nicht mehr, so wil ich doch sawer darumb sehen. – Agricola I, 311; Lehmann, II, 311, 2; Simrock, 5858.
Wenn kein Mittel helfen will und man sich verdriesslich von der Angelegenheit abwendet.
28. Kan ich nicht mehr, so wil ich mich doch also gegen yhm stellen, dass er sehen sol, dass michs verdriesse. – Agricola I, 313.
29. Kann einer eines, so kann ein ander ein anderes.
Lat.: Qua simul est laesus fallaci piscis ab hamo, omnibus unca cibis aera subesse putat. (Oec. rur., 16, 644.)
30. »Kann nich« liggt oppen Karkhof un »Mag nich« liggt dabi. – Plattd. Volkskalender, II.
31. Kannst du nicht, was du willst, so wolle, was du kannst.
Man muss aus der Noth eine Tugend machen.
Lat.: Quoniam id fieri, quod vis non potest, velis id, quod possit. (Terenz.) (Philippi, II, 147.)
32. Kannstus, so treibs; weistus, so vbs. – Petri, II, 413; Schottel, 1124b; Sailer, 121; Körte, 3276; Simrock, 5415; Braun, I, 1743.
33. Kanstu was, so tritt herfür, kanstu nichts, tritt hinter die thür. – Petri, II, 413.
34. Könne vor Lache, hat's Madle g'sait. (Ulm.)
Sagte das Mädchen, als man sie fragte, warum sie nicht um Hülfe gerufen oder geschrien habe, als ihr die angebliche Gewalt geschehen sei.
35. Können geht über Wollen.
Die Letten: Ein Könner gilt mehr als zehn Woller. (Reinsberg III, 103.)
36. Können un wellen dat sint Bröerskinner. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 187, 87; Woeste, 81, 382.
37. Können und Wollen machen einen guten Meister. – Reinsberg III, 103.
38. Man kann alles, was man will, wenn man nur will, was man kann. – Körte, 4040; Simrock, 11627.
39. Man kann wol, so man will. – Eiselein, 360; Simrock, 3412.
40. Man muss alles können, aber nicht alles thun.
Böhm.: Dej bože všecko umĕti, ale ne všeho zkoušeti. (Čelakovsky, 215.)
Poln.: Daj bože wszystko umieć, a nie wszystkiego užy wać. (Čelakovsky, 215.)
41. Mancher kann, der nicht will, und mancher will, der nicht kann.
42. Mancher weiss nicht, dass er's kann; wenn er's übet, geht es an. – Körte, 4048.
43. Net kânen äs nichen Schând, awer net lire wälen, äs en Schând. – Schuster, 658.
44. Nicht alles können wir alle. – Demokritos, I, 229; Reinsberg VII, 101.
45. Nicht künnen ist kein Schand, aber nicht lernen wollen. – Schottel, 1135b; Simrock, 5841.
Lat.: Non pudor est nil scire, pudor nil discere velle. (Philippi, II, 43; Froberg, 485; Seybold, 543.) – Scire aliquid laus est, pudor est, nil discere velle. (Cato.) (Binder I, 1597; II, 3044.)
46. Niemand kan sich selber machen. – Lehmann, II, 427, 93.
47. Nix soll mer könn', alles soll mer brauche'. – Tendlau, 759.
48. Nyemant kans bass dan derss gelernet hat. – Hauer, 48; Henisch, 1457, 37; Lehmann, II, 433, 63.
49. Viel können viel. – Petri, II, 573.
[1493] 50. Viele können mehr dann einer. – Lehmann, II, 790, 72.
51. Wann ich net angesch kann, dann ess der Herr Jises menge Mann. (Bedburg.)
52. Wann man es nicht besser kan, so ist der Münch auch ein Mann. – Lehmann, II, 863, 40; Körte, 4286.
53. Wârde koan, der koan. (Schles.) – Frommann, III, 244, 89; Robinson, 103.
54. Was du nicht kannst, das treibe nicht.
Böhm.: Co neumíš, nech toho, nedávej se do toho. (Čelakovsky, 215.)
55. Was ein jeder kan, das treib er. – Franck, II, 64a.
Böhm.: Co dobre umíš, toho se drž. – Co kdo dobře umí, tím se rád baví. (Čelakovsky, 220 u. 219.)
Poln.: Co kto dobrze umie, tym się rad bawi. (Čelakovsky, 219.)
56. Was ein yeder kan, das sol er thun. – Franck, I, 50b u. 126a; Egenolff, 320b; Gruter, I, 75; Körte, 6482.
Lat.: Artem, quam quisque norit, exerceto. (Seybold, 38.)
57. Was einer kan, das greifft er an. – Petri, II, 593; Heinisch, 1737, 67.
58. Was einer kan, das kan er einem andern auch leeren vnd von sich sagen. – Agricola I, 379; Lehmann, II, 834, 135; Pauli, Postilla, III, 138b.
Dän.: Hvad en kand, det kand han og sige fra sig, og lære andre. (Prov. dan., 332.)
59. Was einer nicht kan, dess soll er sich nit vnterstehen. – Petri, II, 594.
» Wes ein nicht enkan, dat mot he van not wesen lan.« (Schönemann, Sündenfall und Marienklage; Herrig, Archiv, 44, 341.)
60. Was einer nicht kann, dem ist er nicht hold.
Lat.: Ars non habet osorem, nisi ignorantem. (Seybold, 37; Petri, II, 594.)
61. Was einer nicht kann, soll er liegen lan.
Lat.: Publica lex hominum naturaque continet hoc fas, ut teneat vetitos inscitia debilis actus. (Seybold, 463.) – Syrus cum non sis, ne Syrissa. (Philippi, II, 209; Seybold, 593.)
62. Was einer selber nicht kann, das kann er andern nicht lehren.
Lat.: Qua nunquam didicit, nemo docere potest. (Seybold, 468.)
63. Was ma nid cha, steht lehre1 wohl a. (Luzern.) – Ineichen.
1) Für lernen. – Es steht wohl an, das zu lernen, was man nicht kann.
64. Was man nicht kann, steht einem nicht an.
»Das Sprichwort immerdar noch gilt, dass, wer die Kunst nicht hat, sie schilt.« Aug. Hagen in einem Kampfgespräch von Meistersängern in dessen Norica, 1829, II, 115.
65. Was man selber nicht kann, befehle man andern nicht an.
66. Was wir nicht können, das machen wir nicht; was wir nicht kennen, das essen wir nicht.
Böhm.: Co neumíme, na to nevražíme. – Co neznáme, na to nedbáme. (Čelakovsky, 215.)
67. Wat ik kann, dat kann ik, säd' Hans Fink, dar wull he sin Koh an'n Swans melken. – Hoefer, 274; Globus, VIII, 6, 167.
68. Weil einer kan, so braucht man jhn; darnach schlegt man jhn ins Grass. – Petri, II, 616; Henisch, 483, 65; Eiselein, 389.
69. Wel (wer) wat kan, den kumt wat, sä de Snîder, do krêg hê 'n olle Büx to flicken. (Jever.) – Frommann, III, 39, 41.
70. Wenn man nicht mehr kann, kommt der Knochenmann.
Wenn man nicht mehr kann, sagen die Mailänder, ruft Gott einen zu sich. (Reinsberg II, 150.)
71. Wenn wir könnten, wie wir wollten, wir müssten thun, wie wir könnten.
72. Wenn wir nicht, können, wie wir wollen, so müssen wir thun, wie wir können. – Eiselein, 389.
Engl.: If we can't as we would, we must do as we can. (Eiselein, 389.)
73. Wer am meisten kann, sagt am wenigsten.
»Mich deucht, diese leuthe müssen unser gewöhnliches Sprichwort nicht vor wahr halten, dass wer am wenigsten könne, das wenigste sage, sonsten würden sie sich mit der Menge so vieler unnützen worte nicht so breit gemacht haben.« (Keller, 136b.)
[1494] 74. Wer am wenigsten kan, der ist am besten dran. Petri, II, 681.
75. Wer bass kann, der thue (thut) bass. – Simrock, 5407; Körte, 6763.
Mhd.: Der lützel kan, hat schier gesungen. (Diutisca.) (Zingerle, 79.)
76. Wer das wenigste kann, hat das meiste zu sagen. – Winckler, IX, 60.
77. Wer eins nicht kan, der kan das ander auch nicht. – Lehmann, II, 841, 263.
78. Wer etwas kann, den hält man werth, den Ungeschickten niemand begehrt. – Petri, II, 707; Bücking, 253; Müller, II, 10; Simrock, 5397.
Mhd.: Swer iht kan, der ist wert, des kunstlosen nieman gert. (Cato.) (Zingerle, 79.)
Lat.: In scientia excellere pulchrum. (Seybold, 618.)
79. Wer etwas kann, hat einen täglichen Pfennig.
Lat.: Ars census. (Seybold, 37.)
80. Wer etwas kann, ist kein armer Mann.
Lat.: Doctus in se semper divitias habet. (Phaedrus.) (Binder, II, 91 u. 829.)
81. Wer etwas kann, ist überall ein Mann.
Lat.: Ars sua cuique pro viatico est. (Seybold, 38.)
82. Wer für dem andern etwas kan, wol heissen mag ein Edelmann. – Henisch, 788, 30.
83. Wer ihm selbst nichts kann, der kann nichts. – Körte, 3486.
84. Wer kan, der kan. – Petri, II, 727.
Poln.: Kto co dobrze umié, tego się niech ujmie. (Lompa, 18.)
85. Wer kann, der will, und wer will, der kann auch.
Frz.: Qui peut il veut, qui veut il peut. (Leroux, II, 306.)
86. Wer kann, fängt den Bären, nicht wer will.
87. Wer kann, was er will, will selten, was er kann. – Demokritos, IV, 307.
88. Wer nicht kann, der kann einmal nicht.
Frz.: Qui ne peut, ne peut. (Leroux, II, 304.)
89. Wer nicht kann, was er will, muss wollen, was er kann.
Poln.: Kiedy tego nie możemy co chcemy, chcemy co możemy.
90. Wer nicht kann, wie (was) er will, muss wollen, wie (was) er kann. – Körte, 3484; Simrock, 5414; Lohrengel, I, 830; Reinsberg IV, 88.
Dän.: Hvo ey kand giøre som han vil, skal ville som han kand. (Prov. dan., 235.)
Engl.: They who cannot as they will, must will as they can. (Gaal, 103; Bohn II, 142; Kritzinger, 301a.)
Frz.: Quand on ne peut pas faire comme on veut, il faut faire comme on peut. (Gaal, 1031.) – Qui ne peut comme il veut, veuille comme il peut. (Leroux, II, 304.)
It.: Ghi non può fare come voglia, faccia come può. – Chi non può quel che vuol, quel che può voglia. (Bohn II, 142.)
Lat.: Quoniam id fieri quod vis non potest, velis id quod possis. (Bohn II, 142.)
91. Wer nicht viel kann, hat bald ausgesungen.
92. Wer nichts kan, denn fromm sein, der muss betlen. – Franck, Paradoxa, 13a.
93. Wer nichts kan noch gelernet hat, dem ists drumb kein Spott noch Schad; wers nicht wil lernen than, der muss den Spott zum Schaden han. – Lehmann, II, 876, 220.
94. Wer nichts kann, doch lernen will, der mag bekommen Weisheit viel.
Lat.: Discat qui nescit, nam sic sapientia crescit; crescit et augetur, si temporis usus habetur, nam datur immensus in longo tempore sensus. (Loci comm., 47.)
95. Wer nichts kann, ist am besten dran. – Sutor, 918.
Lat.: In nihil sapiendo jucundissima vita. (Seybold, 246; Sutor, 737; Binder I, 762; II, 1453.)
96. Wer nichts kann, ist des Grämens frei. – Simrock, 5400a; Eiselein, 360.
97. Wer nichts kann, macht viel aus sich.
Lat.: Vas vacuum altius pleno resonat. (Seybold, 618.)
98. Wer nichts kann und nichts weiss, was sagt der, wenn er freien geht? – Simrock, 5398; Körte, 6753.
Holl.: Die niet en can of niet en weet wat seit hi, als hi vrien gheet?
Lat.: Discentem comitantur opes, comitantur honores, at contra nemo alloquio dignatur inertem. (Binder, II, 801.) – Qui nil scit vel sapit, quid dicet, quando procul fit? (Fallersleben, 304.)
[1495] 99. Wer nichts soll können, der soll vber sein können nichts lernen. – Lehmann, 822, 44.
100. Wer nichts weiss und kann, ist ein todter Mann.
Lat.: Vita sine litteris mors est. (Philippi, 27, 258; Schonheim, V, 21.)
101. Wer noch nichts kan, noch gelernet hat, dem ists drumb kein spott noch schad; wers nicht will lernen thon, der muss den spott zum schaden hon. – Gruter, III, 109.
102. Wer nû noch so künn, segt Luplow. (Mecklenburg.)
103. Wer sonst nichts kann und weiss, als andre Leute schmähen, ein solches Lästermaul soll in mein Haus nicht gehen. – Hertz, 25.
Hausinschrift in Franken.
104. Wer viel kan, dem geht viel an, – Sutor, 737.
105. Wer viel kann, ist ein hochbeschwerter Mann.
»Wer viel versteht, sagt er, und kan, der ist ein hochbeschwerter Mann bey seinen Freunden, stand und ampt, die ihn wol plagen allesampt.« (Froschm., Eiiib.)
106. Wer viel kann, von dem wird viel gefordert.
Frz.: Qui put le plus, le plus s'embôme. (Leroux, II, 308.)
Lat.: Nihil inanius, quam multa scire. (Egenolff, 302b; Philippi, II, 24; Seybold, 348.)
107. Wer vil kan, der muss vil thun, vnnd verdient der Welt lohn. – Lehmann, 294, 29; Petri, II, 773.
108. Wer vil kan, muss vil thun. – Egenolff, 302b; Lehmann, II, 852, 353; Simrock, 5399; Eiselein, 360; Braun, I, 1741.
Der Grundsatz, worauf der Unwissende und Ungeschickte sein Glückseligkeitsgebäude gebaut hat.
109. Wer wat kann, den holt man 'n Pêrd, de Ungeschickte to Fôt marschêrt. (Süderdithmarschen.)
Wer etwas kann, dem hält man ein Pferd, der Ungeschickte zu Fuss marschirt.
110. Wer wenig kan, darff nicht viel thun vnd ist ein ruiger Mann. – Lehmann, 588, 1.
111. Wer wenig kan, ist am besten daran. – Agricola II, 193; Egenollf, 22; Henisch, 649, 48; Latendorf II, 31; Lehmann, 820, 20; Lehmann, II, 852, 357; Eiselein, 360; Simrock, 5399a; Körte, 6749; Braun, I, 1741.
112. Wer wenig kann, hat bald gesungen. – Simrock, 9544.
113. Wer wohl kann, der mag wohl. – Gaal, 1044; Blum, 465.
Wer Macht hat, kann sich vieles erlauben, was ein anderer nicht darf.
114. Wer zu viel(erlei) kann, wird zuletzt ein Bettelmann. (S. ⇒ Handwerk 89 fg.)
115. Wers kan, dem ists kein Kunst. – Petri, II, 766.
116. Wers kan, dem kompts. – Agricola I, 373; Franck, I, 59b; Tappius, 179a; Egenolff, 193a; Eyering, II, 127; Petri, II, 766; Gruter, I, 80; Luther's Ms., Ṣ. 7; Lehmann, II, 831, 92; Latendorf II, 28; Schottel, 1134a.
117. Wers kan, dem kompts, sagte jhener schneider, kame jm ein par hosen am osterabent zu flicken. – Agricola I, 373; Franck, II, 115a; Guttenstein, 135, 18; Egenolff, 193a; Latendorf II, 29; Simrock, 5402a; Eiselein, 360; Sutor, 750; Körte, 6571; Hoefer, 938.
Agricola bemerkt: »Deutsche sprach ist voller spottes vnd sind schier die wenigsten wortter dahyn gerlchtet, als denn diess auch ist. Es ist wie man sagt, dieses sprichwortt aus der that erwachsen. Einem Schneyder, der sein hantwerk nicht wol kundt hat, ist ynn einem ganzen iare kein arbeit geben worden, allein auff den Osterabent ward yhm ein paar hosen zu flicken bracht. Da sagte er: Wers kann, dem kompts. Wenn nun ein gluck auffstehet on alles gefehr, das er sich nicht versehen hat, der sagt von yhm selbs, sonderlich, wenn sichs andre verwundern: Ey lasst es euch nicht seltzam seyn, wer es kann, dem kompt es.«
Holl.: Die het ambacht verstat, krijgt het werk, zei Jan de snijder, en hij kreeg inde paaschavond een paar korsen te verzollen (oder: eene oude brock te lappene). (Harrebomée, I, 14.)
Lat.: Literis et doctrinae laus et forma est; praemia rara. (Sutor, 749.)
118. Wers kan, der greiffs an. – Henisch, 1738, 3; Petri, II, 766.
119. Wers kan, der urtheil dauon. – Petri, II, 766.
120. Wer's kann, dem kommt's, sagte die alte Frau, da fing sie an zu tanzen. – Hoefer, 327.
[1496] 121. Wer's kann, dem kommt's, wie dem alten Weibe das Tanzen. – Simrock, 5402.
122. Wer's kann, dem kommt's, wie dem alten Weibe die Milch.
123. Wer's kann, ist kein Hexenmeister. – Mayer, II, 22.
124. Wer's kann und lebt nicht wie ein Edelmann, der ist ein Hundsfott. (Braunschweig.)
125. Wers nicht kann, dem ists Kunst genug. – Petri, II, 767.
126. Wer's recht kann, macht nicht lang'. – Simrock, 5409; Körte, 6736.
127. Wer's recht kann, macht nicht lange, sagte der Kapuziner, als er schon am Morgen voll war. – Klosterspiegel, 21, 24.
128. Wie wolt einer das können, das er nicht kan. – Lehmann, 836, 12.
129. Wir alle köndens nit alles. – Franck, II, 99a.
130. Woröwer ik kan, doröwer ik vermag, segt de Kürschner, un klemmt de Katt. (Pommern.) – Hoefer, 661.
*131. Das kann nicht jede Kuh.
Lat.: Non sus quivis hoc norit.
*132. Dat kann Heert's Jung am Heck. – Frischbier2, 1877.
*133. Dat kann Jân Luitje wol. (Ostfries.) – Frommann, III, 427, 203; Bueren, 222.
*134. Dat kann ok Dannbarg's Hans. – Frischbier2, 1878.
Eine auffallend leichte Aufgabe lösen.
*135. Dat kann Vader on Sähn (späte). – Frischbier2, 1879.
*136. Dat könen s' in Karkdörp ôk. – Kern, 53.
Karkdörp = Kirchdorf gehört zu den neun Dörfern oder ⇒ Logen (s.d.), welche das Kirchspiel Aurich bilden und zu dem Sprichwort veranlasst haben: Auerk hett nägen Logen; womit nicht, wie ein des Plattdeutschen unkundiger Reisebeschreiber berichtet, neun Freimaurerlogen gemeint sind. Der Sinn des Sprichworts geht dahin: Wenn man es im Kirchdorf thut, muss es nicht schwer oder nicht viel werth sein. Es besteht nämlich eine Neckerei gegen die neun auricher Dörfer, in welchen gegen die Bewohner derselben allerhand Beschuldigungen erhoben werden, wegen deren es früher auf Märkten, in Gasthäusern und bei volksfestlichen Anlässen nicht selten blutige Köpfe gab. (S. Papens, Sandhorst, ⇒ Wall, Wallinghusen, wie im Nachtrag Egels, Extum und Kirchdorf.)
*137. Dî koan mî, wä Brît êssen. (Siebenbürg.-sächs.) Frommann, V, 33, 30.
Der kann mehr wie Brot essen. Von denen, die jemand im Besitz von Zauberkünsten hält. Auch scherzhaft von denen, die Kuchen vorziehen.
Lat.: Ultra peram sapit. (Binder II, 3392.)
*138. Du muest vil kunnen, das du den laichst. – Hauer, M2.
*139. Er cha nit und ma nit. (Solothurn.) – Schild, 73, 188.
*140. Er cha, was d' Auge g'sehnd. (Luzern.)
*141. Er cha's wie 's Vaterunser. (Luzern.)
*142. Er kann mehr als Aepfel (Birnen) braten. – Gubitz, Volkskalender (Berlin 1867), S. 28.
Um zu sagen, er kann viel und Ungewöhnliches. H. Sachs: »Zeuch hin und wasch, so will ich bleiben, meine Zeit vor dem Ofen vertreiben, Aepfel und Birn umbkehren vermessen, vnd welche pfissen, die will ich essen.«
*143. Er kann nicht über den Bart speien. – Frischbier2, 1880.
Vor Schwäche oder Trunkenheit.
*144. Er kann nicht über den Strohhalm pissen. – Frischbier2, 1880.
So schwach ist er.
*145. Er kann nichts, denn fromm sein.
Gegen Heuchelei und Scheinheiligkeit.
*146. Er kann's.
Nämlich etwas ausführen, thun; er hat die Kräfte und Mittel dazu.
Frz.: La vache a bon pied (eigentlich: bon pis.) (Lendroy, 1472.)
*147. Er kann's nicht und will dafür eins husten.
Es ist ein schlimmer Husten, der die beste Predigt, die möglich gewesen wäre, verderben kann.
*148. Er kann's so gut als ein Vaterunser.
[1497] *149. Er kann's wie Schnupf. – Jer. Gotthelf, Leiden, III, 104.
*150. He hät's wie desäb, er cha nüt, we me'n em zueluegt. – Sutermeister, 43.
Es geht ihm wie jenem, der nicht konnte, wenn man ihm zusah.
*151. Hei kann, wenn hei mott; un wenn hei sall, fänget hei den tweiten Vers ôk noch an. (Wolfenbüttel.)
Mit der Noth wachsen die Kräfte.
*152. Kannst du dies, so kann ich das.
Dän.: Kandstu eet, sa kand jeg et andet. (Prov. dan., 332.)
*153. Weil er's nicht kann, drum ficht er's an.
*154. Wenn er chönt, so thät' er em vor de Sunne stoh. (Solothurn.) – Schild, 95, 417.
Er sucht ihm überall zu schaden.
*155. Wenn er könnte, wie er wollte, er spannet den Teufel in den Mistkarren.
Poln.: Gdyby ten tak miał, jak niema, toby go i djabeł na dzikiéj świni nie dogonił. (Lompa, 12.)
*156. Wenn nich kannst, nömm de Topp. – Frischbier2, 1881.
Wortspiel durch Ableitung der Form »kannst« von »Kanne« statt von »können«.
157. Alles soll män können, nischt soll män brauchen. – Blass, 5.
Will sagen, dass jedes Wissen zwar nützlich und angenehm sei, wofern man nicht angewiesen ist, davon zu leben.
158. Als sie nicht mehr konnten vor allzu hohem Alter, schrieb Salomo proverbia und David machte Psalter. – Junker und Pfaffen, II, 233.
159. Kann ich nicht, was ich will, so will ich, was ich kann; was nicht zu ändern ist, das nehm' ich willig an. – Devisenbuch, 120.
160. Man muss sein, was man kann, Maus oder Mann.
Das eine oder das andere, aber ganz, nichts halb.
161. Was man nicht kann, das kann man nicht.
162. Wenn ich kann, wie ich will, so thu' ich, wie ich bin.
D.h. ich folge meinen Neigungen, ich thue nicht mehr, als mir gefällt.
[1514] 163. Wenn man es nicht besser kann, so ist der Mönch wol auch ein Mann.
164. Wer am besta koan, is der beste Moan. (Schles.)
Meist im übeln Sinne und ironisch.
165. Wer kann, ohne zu kennen, den soll man Praktiker nennen; wer aber kennt und nicht kann, heisst Theoretiker sodann. – Fliegende Blätter, 1859, 39b.
166. Wer nicht anders kann, muss mit seiner Kinder Mutter schlafen gehn.
Holl.: Die niet beter kan, moet bij zijner kinderen moeder slapen gaan. (Harrebomée, II, 90b.)
167. Wers am besten kann, der ist Meister. – Petri, II, 750.
168. Wers am besten kann, der thuts offt am wenigsten. – Petri, II, 750.
169. Wer nicht kann, als ein Mann, muss ein Rathsherr werden. – Gelanorn, Der regierende Bürgermeister, S. 25.
*170. So kann ich's auch.
Wenn jemand etwas, das man gut erwartet, schlecht macht.
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