Lakonĭka [2]

[37] Lakonĭka (Geschichte). Die ältesten bekannten Bewohner des Landes waren Leleger, daher als erster König dieses Landes Lelex genannt wird, dem sein Sohn Myles folgte; dann wanderten Achäer aus Phthia ein, deren Herrscher sich von Perseus abzustammen rühmten; an deren Stelle traten später Pelopiden. Einer der alten Könige, Tyndareus, lebte mit seinem Bruder Hippokoonin Streit u. mußte vor ihm fliehen, wurde jedoch von Hercules wieder[37] zurückgeführt. Seine Kinder waren Kastor, Pollux, Helena u. Klytämnestra, u. wegen Helena (s.d.), Gemahlin des Menelaos, der zu Sparta regierte, entbrannte der Trojanische Krieg. Nach diesem Kriege herrschte über Sparta u. Mykene Tisamenos, der bei der Rückkehr der Herakliden (s.u. Griechenland [Gesch.] II.) gestürzt wurde, u. nun fiel (um 1190) L. durchs Loos an Eurysthenes u. Prokles, die Söhne des Aristodemos, für welche während ihrer Minderjährigkeit ihr Oheim Theras die Herrschaft führte. Seit der Einwanderung der Dorier nach L. entstand der Unterschied zwischen Spartiaten, den eingewanderten Doriern, welche den Adel od. die Vollbürger des Landes bildeten, u. Lakedämoniern od. Periöken, den unterworfenen Achäern, welche zwar persönlich frei, aber ohne politische Rechte waren, s. Lakonika (Ant. I. A). Von nun an regierten immer zwei Könige in Sparta, einer von der Familie des Eurysthenes, von ihm Eurystheniden od. von dessen Sohne Agis Agiden, u. einer von der des Prokles, von Eurypon (Eurytion) Eurypontiden od. von dessen Enkel Prokles Prokliden genannt. Die ersten Nachkommen der beiden ersten Könige waren Soos u. Agis, unter denen das Helotenthum nach Zerstörung der Stadt Helos aufgekommen sein soll (s. oben Antiq. I. A) c). Während die königliche Regierung fast in allen griechischen Staaten abgeschafft wurde, erhielt sie sich bei den Doriern in L. Aber von Zerrüttungen u. Verwirrung blieb L. nicht verschont, u. die Leidenschaft ging hier so weit, daß sogar einst König Eunomos auf dem Markte erstochen wurde. Er hinterließ zwei Söhne, Polydektes u. Lykurgos, jener wurde König, starb aber bald (um 886), u. nun sollte Lykurgos die Regierung übernehmen, aber da die Gemahlin seines Bruders einen Sohn gebar, Charilaos, so verwaltete er nun in dessen Namen das Reich.

Einer Kabale seiner Schwägerin weichend, verließ Lykurgos sein Vaterland, wurde aber von König u. Volk zurückgerufen u. aufgefordert, eine neue Staatsverfassung (Lykurgische Verfassung) zu geben, u. vollführte dies Werk, s.u. Lakonika (Ant.). Um dieser Verfassung Einganz zu verschaffen, ließ er von dem, bei den Doriern bes. geachteten Delphischen Orakel zu diesem Geschäfte sich weihen u. dann seine Gesetze bis zu seiner Rückkehr von einer Reise von dem Volke beschwören; er reiste ab u. kam, eine freiwillige Verbannung wählend, nicht wieder, damit das Volk von seinem Eide nicht entbunden würde. Unter dem Agiden Alkamenes, Enkel des Archelaos u. Sohn des Teleklos, begann 743 der erste Messenische Krieg (s.d.), welcher bis 723 dauerte u. glücklich für Sparta endigte. In diesem Kriege regierten Theopompos u. Polydoros, u. während dieses Krieges war auch der Argivische Krieg 739, den die Spartaner mit den Argivern über die Grenzstadt Thyrea führten u. durch die Eroberung dieser Stadt gewannen. Um diese Zeit wurde auch Tarentum in Italien von Sparta aus gegründet. 685 begann der zweite Messenische Krieg. Die Spartaner hatten sich zu diesem, Anfangs für sie sehr unglücklichen Kriege, nach dem Ausspruch des Orakels endlich einen athenischen Feldherrn, Tyrtäos, kommen lassen, unter dessen Anführung sie auch die Messenier 668 besiegten u. die, welche nicht auswanderten, zu Leibeigenen machten. Unterdessen war auch im Inneren keine Ruhe gewesen, der König Polydoros war ermordet u. zur Einschränkung der königlichen Macht das Ephorat eingeführt worden. Nun folgten schwere Kämpfe mit den Arkadiern, welche die Spartaner aber glücklich bestanden, namentlich gewannen sie durch die Besiegung von Tegea 660 v. Chr. in Griechenland Ansehen u. Einfluß; sie befreiten Korinth von den Kypseliden, Sikyon, Phokis u. mehrere Inseln des Ägäischen Meeres von ihren Tyrannen, gewannen sich überall dadurch eine Partei u. erhielten durch den Sieg des Königs Kleomenes, um 520, über die Argiver die Hegemoniein Griechenland. Weniger glücklich war Kleomenes 510 bei seinem Zuge gegen Athen, wo er die Pisistratiden stürzen wollte. s. Athen (Gesch.) III. Nach Sparta zurückgekehrt u. von seinem Mitkönig Demaratos wegen Mißhandlung der vornehmen Ägineten angeklagt, wußte er das Delphisch. Orakel zu bestechen u. die Absetzung des Demaratos zu bewirken. Aber seine Ränke wurden entdeckt u. er verwiesen. An der Stelle des Demaratos wurde Leotychides König, welcher zwar in den Persischen Kriegen (s.d.), an denen die Spartaner gegen Persien Theil nahmen, z.B. bei Mykale mit Xanthippos einen rühmlichen Sieg erfocht, aber später gegen die Thessalier geschickt. treulos befunden u. verstoßen wurde. An die Stelle des Kleomenes trat sein Bruder Leonidas, der Held von Thermopylä (s.d. und Persische Kriege), dessen Gemahlin Gorgo mit Kleombrotos u. dann mit dessen Sohn Pausanias die Regierung für ihren minderjährigen Sohn Plistarchos verwaltete. Nach dem Siege bei Platää (479) über die Perser züchtigte Pausanias Theben, das sich den Persern unterworfen hatte, befreite mit Aristides Cypern von denselben u. nahm Byzanz. Sein Glück, der reiche Beuteantheil, die Feldherrnwürde zur See machten ihn übermüthig; er trat in Unterhandlungen mit dem König Xerxes von Persien, dem er seine Verwandten ohne Lösegeld zurücksandte, nahm persische Sitten an, behandelte alle Nicht-Spartaner höchst anmaßend u. legte dadurch den Keim zu der nachher in offene Kriege ausbrechenden Uneinigkeit zwischen Sparta u. den übrigen griechischen Staaten. Fast alle, außer denen des Peloponnesos, wandten sich von Sparta ab, u. Sparta verlor die Hegemonie, welche auf Athen überging, 476. Deshalb riefen die Spartaner den Pausanias zur Verantwortung zurück; doch retteten ihn seine früheren Verdienste. Losgesprochen ging er wieder nach Asien, wo er seine verrätherischen Unternehmungen aufs Neue betrieb. Wieder zurückgerufen, kam er in Sparta um (s. Pausanias). Unter König Archidamos II. (469–427) war 469 ein schreckliches Erdbeben, welches die Heloten zu einer Empörung benutzten; darauf brach der dritte Messenische Krieg (465–455) aus, welchen Archidamos durch die Eroberung von Ithome endigte. Dieser Krieg, in dem die Spartaner ein erst gerufenes athenisches Hülfsheer aus Mißtrauen sogleich wieder fortgeschickt hatten, gab auch Veranlassung zum Ausbruch der Feindseligkeiten zwischen Sparta u. Athen; 457 marschirte ein spartanisches Heer nach Hellas, augeblich um Doris gegen die Phoker zu schützen, eigentlich aber um das Vorschreiten der Athener zu hindern. Zwar wurde durch die Waffenstillstände von 451 u. 445 v. Chr. der Streit noch geschlichtet, aber da Athen sich immer weiter ausbreitete, so begann 431 v. Chr. der Peloponnesische Krieg (s.d.), mit dessen Ende 401 Athens Macht gebrochen u. Sparta Seemacht geworden war u. die Hegemonie in Griechenland wieder gewonnen hatte.[38]

Vor u. während des Peloponnesischen Krieges waren Könige Plistianax, für welchen sein Vormund Kleandrides regierte, u. Agis I. (425–400), Sohn des Archidamos, mit diesem regierte dann seit 409 Pausanias II., der Sohn des Plistianax. Durch Lysander u. Epitadeus (s.d.) war die Lykurgische Verfassung so ziemlich aufgehoben. Auf Agis folgte (400) sein Bruder Agesilaos II., einer der größten Könige in Sparta. Er wollte die Herrschaft der Spartaner auch über Kleinasien ausdehnen, wurde aber aus seinem siegreichen Feldzuge gegen die Perser, mit welchen sich die Athener aus Haß gegen Sparta verbündet hatten, abgerufen, weil Korinthier u. Thebaner sein Vaterland bedroheten. Er besiegte die Feinde bei Koronea (394), aber seine Flotte wurde in diesem Jahre von den Athenern bei Knidos u. das Heer von den Thebanern bei Haliartos geschlagen, u. um den Athenern die Früchte des Kampfes zu entreißen, suchte er Frieden mit Persien u. schickte daher den Antalkidas nach Sardes, welcher nach langen Unterhandlungen mit Artaxerxes Mnemon durch Tiribazos 387 den nach ihm genannten Frieden (Antalkidischer Friede) abschloß. Nach demselden wurden die griechischen Städte Asiens dem Perserkönig wieder untergeben u. sollten die griechischen Staaten von einander unabhängige u. der Perserkönig bei etwa ausbrechenden Streitigkeiten unter ihnen Schiedsrichter sein. Dieser Friede sicherte die wankende Hegemonie der Spartaner, aber er war zu schimpflich, als daß er von Dauer sein konnte; die Thebaner fügten sich den Bedingungen gar nicht, sondern führten den Krieg fort u. schlugen unter Epaminondas die Spartaner 371 bei Leuktra, wo der König Kleombrotos II. selbst fiel, eroberten sogar Sparta auf kurze Zeit u. gaben 369 den Messeniern, welche bisher unter Sparta gestanden hatten, ihre Freiheit wieder. Sparta hatte die Hegemonie abermals verloren.

Nach Kleombrotos II. regierten seine Söhne, erst Agesipolis II., dann Kleomenes II.; von der anderen Linie folgte auf Agesilaos Archidamos III. (361–338). Er gewann die Schlacht bei Megalopolis über die Arkadier, unterstützte in dem Heiligen Kriege die Phoker gegen die Delphier, machte sich aber dadurch den König Philippos von Macedonien zum Feinde, welcher 344 im Peloponnes erschien u. die Freiheit Messeniens, Argos u. Arkadiens feststellte u. das Nichterscheinen der Spartaner auf der Isthmischen Versammlung der griechischen Staaten ganz unbeachtet ließ. Als Archidamos den Tarentinern gegen die Lucaner u. Bruttier zu Hülfe nach Italien zog, wurde er 338 bei Mandonium von den Messapiern erschlagen Sein Sohn u. Nachfolger Agis II. (338–330) nahm nach der Schlacht bei Issos die Partei des Darios gegen Alexander den Großen, gegen welchen er auch nach der Schlacht bei Arbela die übrigen Griechen aufwiegelte, um Griechenland von der macedonischen Herrschaft zu befreien. Die vereinigte griechische Armee wurde von dem macedonischen Statthalter Antipater 330 bei Megalopolis in Arkadien geschlagen u. Agis selbst blieb. Als darauf Demetrios die Angriffe auf Sparta 296 erneuerte, war der kriegerische Muth der Spartaner so geschwunden, daß sie nach der Niederlage bei Mantinea u. nachdem die Macedonier vor Sparta gezogen waren, ihre bisher offene Stadt befestigten. Jetzt entstand ein Thronstreit in L.; nachdem Akertatos, Sohn des Kleomenes II., gestorben war, wollte sein Bruder Kleonymos König werden u. rief zuletzt, 272 v. Chr., den König Pyrrhos von Epiros zu Hülfe; aber die Spartaner trafen so gute Vertheidigungsanstalten, daß der fremde König wieder abziehen mußte. Indeß sank Sparta immer mehr, da mit der fast gänzlichen Auflösung der Lykurgischen Verfassung auch der Charakter des Volkes verschwunden war; von den ursprünglichen 7000 Vollbürgern waren in Folge der starken Kriege nur noch 700 übrig u. von diesen hatten noch höchstens 100 allen Grundbesitz u. lebten in Schwelgerei, während die anderen verschuldet waren u. darbten. Als Agis III., Sohn des Eudamidas, 244 König wurde, wollte er die alte Verfassung mit der Strenge der Sitten wieder einführen; u. obgleich sein Nebenkönig Leonidas II. ihm widerstrebte, so gelang es ihm doch dadurch, daß Leonidas verbannt wurde, daß er selbst sein ganzes Vermögen zur Theilungsmasse gab u. daß sein Freund Lysander Ephorus wurde, ein Gesetz durchzubringen, nach welchem die Zahl der Vollbürger durch Ergänzung aus Fremden u. Soldaten auf 4500 gebracht u. unter diese das gesammte Grundeigenthum vertheilt wurde. Aber der Eigennutz seiner Gegner hintertrieb seine gute Absicht; sie wollten die Maßregel theilen, erst die Schuldbriefe vernichten u. nachher theilen, u. als Ersteres geschehen war, rief den König der Krieg gegen Macedonien ins Feld, u. während seiner Abwesenheit durchkreuzten seine Gegner daheim seine Pläne, riefen den Leonidas zurück u. ermordeten den Agis 240 v. Chr. Hatte aber Leonidas II. die Reformbestrebungen des Agis unterdrückt, so nahm sein eigener Sohn Kleomenes III., welcher ihm 235 v. Chr. folgte, dieselben auf, u. es gelang ihm, wiewohl nicht ohne Härte u. Grausamkeit, i. J. 226 die Lykurgische Verfassung wieder herzustellen, er schaffte die Ephoren ab u. stellte das alte Ansehen der Könige wieder her, hob die Schulden auf u. vertheilte den Ackerbesitz gleichmäßig, führte wieder alte Zucht u. Mäßigkeit ein u. erwarb durch Frugalität u. Leutseligkeit die Liebe des Volkes. Schon vorher hatte er einen Krieg mit dem Achäischen Bunde angefangen, in welchem er sehr glücklich gewesen war u. die eroberten achäischen Städte mit Lakedämoniern bevölkert hatte; nach Beendigung der Verfassungsangelegenheit setzte er jenen Krieg fort u. that den Achäern so großen Schaden, daß dieselben die Macedonier zu Hülfe riefen. Bei Sellasia 222 gänzlich von dem achäisch-macedonischen Heer unter Antigonos Doson geschlagen, floh Kleomenes nach Ägypten zu Ptolemäos Euergetes, wurde aber dort ins Gefängniß geworfen u. nahm sich selbst das Leben. Mit ihm endigte das heraklidische Haus der Eurystheniden.

Antigonos ließ den Spartanern ihre Freiheit, aber natürlich standen sie unter dem Einfluß der Macedonier; jedoch sie wußten sich von demselben wieder zu befreien u. im Verein mit dem Ätolischen Bunde kämpften sie im Bundesgenossenkriege gegen Macedonien u. den Achäischen Bund. Damals kam L. auch zur Bundesgenossenschaft Roms; aber bald von den Römern wieder verlassen, waren sie unglücklich gegen die Achäer u. mußten im Jahr 206 Frieden schließen. Diese Unfälle gaben Tyrannen Gelegenheit, sich an die Spitze des Staates zu stellen, so dem Machanidas 211–207, nach dessen Tode dem Nabis. Dieser verband sich mit König Philippos von Macedonien u. bemächtigte sich der Stadt Argos. Die Achäer wendeten sich an[39] Rom u. baten 195 den römischen Feldherrn T. Ouintius Flamininus um Hülfe. Die drückenden Bedingungen desselben verwarf Nabis u. traf Anstalten zur hartnäckigsten Gegenwehr. Flamininus wurde zwar zurückgeschlagen, drang aber endlich in Sparta ein. Da steckten die Lacedämonier den von den Römern besetzten Theil der Stadt in Brand u. nöthigten diese zum Rückzug. Gleichwohl war Nabis zum Frieden unter den früheren harten Bedingungen gezwungen. Allein kaum hatte sich das römische Heer entfernt, als er mit Ätolien u. König Antiochos von Syrien ein Bündniß schloß u. aufs Neue feindlich gegen den Achäischen Bund verfuhr. Zur See erhielt er 192 einige Vortheile gegen sie, wurde aber endlich von Philopömen geschlagen, worauf L. 30 Tage durch den Sieger verheert u. geplündert wurde. Nabis suchte Hülfe bei den Ätoliern, u. im Begriff, aufs Neue gegen die Achäer zu kriegen, wurde er 191 von Alexemenos bei einer Truppenmusterung ermordet. Hierauf traten die Lacedämonier gezwungen in den Achäischen Bund. Im Jahr 189 wollten sie sich wieder von demselben losmachen, aber der Versuch mißlang, u. die Lykurgischen Einrichtungen wurden ganz aufgehoben u. durch achäische ersetzt. Mit Unterwerfung des Achäischen Bundes unter die Römer, welche die Spartaner verschuldet hauen, indem sie aus Rache u. Neid gegen die Achäer wider dieselben die Römer zu Hülfe riefen, kam auch L. unter die Herrschaft der Römer, welche unter Vespasian L. zur Provinz Achaia schlugen, u. erhielten einen Theil ihrer Freiheiten wieder, ja riefen sogar die Lykurgischen Einrichtungen zurück, welche sie bis ins 5. Jahrh. n. Chr. behielten. Am meisten gewannen in dieser unglücklichen Zeit die Heloten; diese, bis auf die Römerzeit in Knechtschaft erhalten, hatten sich beim Eindringen der Römer in das Land denselben angeschlossen u. wurden unter Augustus frei (Eleuthero-Lakones); sie bewohnten die Küste um Sparta in 24 Städten.

Von den im 3. Jahrh. nach Chr. nach dem Peleponnes streifenden Gothen u. Slawen landeten 2000 im Lakonischen Meerbusen u. verheerten auch Sparta; Gleiches that 396 Alarich, u. 589 mordeten u. vertrieben die Slawen fast alle Bewohner L-s um den Eurotas, nur Gebirgs- u. feste Küstenorte blieben unversehrt. Mit den Slawen vermischten sich die alten Einwohner nicht, sondern lebten, in die südlichsten Spitzen des Gebirges hinabgedrängt, unter dem Namen Römer od. Hellenen fort, auch hießen sie von ihrer Hauptfeste Maina Mainoten, welcher Name sich bis jetzt erhalten hat. Unter der Kaiserin Irene im 8. Jahrh. wurde L. wieder von den Byzantinern erobert, die ansässigen Slawen aber konnten nicht vertrieben werden, doch mußten sie Tribut zahlen, als der byzantinische Feldherr Theoktistos in der Mitte des 9. Jahrh. siegreich gegen sie gekämpft hatte. Auch das von ihnen verschmähte u. verfolgte Christenthum wurde wieder eingeführt. 1205 fielen fränkische u. burgundische Ritter unter Champlitte in L. ein, eroberten Sparta u. nun setzte sich Villehardouin hier fest, doch erst Wilhelm I. Villehardouin eroberte mit venetianischer Hülfe das Land, dessen Bewohner durch die Byzantiner unterstützt wurden. Er baute Misistra (Mistra), wo er seine Residenz nahm, u. andere Burgen, aber von den Byzantinern geschlagen, mußte er 1263 Mistra, Maina u. Monembasia an den Kaiser abtreten, welcher nun Statthalter dahin schickte, welche erbliche Despoten wurden. Der Despot Manuel Kantakuzenos von Mistra zog im 14. Jahrh. albanesische Colonisten nach Morea u. bes. nach L. 1380 wurde Theodor Paläologos Manuels: Nachfolger, der durch Verheirathung mit der Tochter Nerios von Korinth fast den ganzen östlichen Peloponnes unter seiner Herrschaft vereinigte. Da aber 1397 die Türken in Morea einbrachen, verkaufte Theodor sein Despotat an die Johanniter, doch da. die Türken abzogen, ging der Vertrag zurück, u. bis 1432 eroberten die Byzantiner wieder L. 1440 erhielt Constantin Paläologos Mistra. 1444 wurde L. von den Türken wieder bedroht, Häuptlinge machten sich im Lande selbst unabhängig, die Brüder Paläologos führten Kriege unter einander u. die Albanesen verlangten eine selbständige Verfassung; dadurch wurde es den Türken leicht, 1460 sich L. ganz zu unterwerfen; nur Monembasia blieb von den Venetianern besetzt, u. die Gebirge nahmen die Flüchtlinge auf, aber auch diese wurden den Türken unterthan, als den Venetianern die letzten Punkte auf dem Peloponnes, Koron u. Modon, verloren gingen. Oft versuchten nun die Mainoten sich von der türkischen Herrschaft zu befreien, immer wurden sie aber wieder unterdrückt, vgl. Griechenland (Gesch.) VII. Beim Ausbruch des Griechischen Befreiungskampfes 1821 waren die Mainotischen Gebirgsbewohner mit die ersten, welche gegen die Türken aufstanden, u. obgleich Ibrahim Pascha den ganzen Peloponnes durchzog, vermochte er sie nicht aus ihren Schlupfwinkeln zu verjagen, s.u. Griechischer Freiheitskampf. Bei der Eintheilung Griechenlands von 1835 wurden aus dem alten L. zwei Provinzen, L. u. Lakedämon gebildet, 1845. jedoch dieselben zur Eparchie Lakonien (s.d. 3) vereinigt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 37-40.
Lizenz:
Faksimiles:
37 | 38 | 39 | 40
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Pierer-1857: Lakonĭka [1] · Lakonika

Buchempfehlung

Schnitzler, Arthur

Der Weg ins Freie. Roman

Der Weg ins Freie. Roman

Schnitzlers erster Roman galt seinen Zeitgenossen als skandalöse Indiskretion über das Wiener Gesellschaftsleben. Die Geschichte des Baron Georg von Wergenthin und der aus kleinbürgerlichem Milieu stammenden Anna Rosner zeichnet ein differenziertes, beziehungsreich gespiegeltes Bild der Belle Époque. Der Weg ins Freie ist einerseits Georgs zielloser Wunsch nach Freiheit von Verantwortung gegenüber Anna und andererseits die Frage des gesellschaftlichen Aufbruchs in das 20. Jahrhundert.

286 Seiten, 12.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.

444 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon