1. A schtangt Schlôf vîr Mäternôcht äs biesser wä zwo no Mäternôcht. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 1060.
2. Auf einen guten Schlaf gehört ein gut Frühstück.
3. De Slap es de Mann, jo länger me et däut, jo biäter me et kann. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 187, 72; Woeste, 77, 307.
4. Der hat wol einen guten Schlaf, der mit den Hühnern schlafen geht und aufsteht, wenn man zum Frühstück ruft.
Holl.: Het is een gezonde sleper, die met de hoenderen naar bed gaat en met de rammelen der tafelborden weder opstaat. (Harrebomée, II, 273a.)
5. Der Schlaf bei sieben Stund' ist Jung und Alt gesund.
Lat.: Septem horas dormire sat est juvenique senique. (Chaos, 933.)
6. Der Schlaf bringt wieder auf die Bahn, was wachend man gethan.
Lat.: Omnia, quae sensu volvuntur vota diurno, pectore sopito reddit amica quies. (Philippi, II, 70.)
7. Der Schlaf flieht den, der sein am meisten bedarf.
Die Finnen: Der Schlaf bespricht sich nicht mit dem Betrübten.
8. Der Schlaf ist ein Betrüger, im Traume bringt er Gold, beim Erwachen holt er's wieder. – Sailer, 88.
Man soll nicht auf Träume bauen. »Der Schlummer und die Welt betrügen mit wunderschönen Lügen und eitler falscher Lust die Schwachen, nur dort den Schläfer, hier den Wachen.« (Witzfunken, VIIIb, 212.)
9. Der Schlaf ist ein Bild des Todes und das Bett des Grabes.
Lat.: Somnus imago mortis. (Philippi, II, 195.) – Stulte, quid est somnus gelidae nisi mortis imago. (Ovid.) (Philippi, II, 200; Frob., 577.) – Ut somnus mortis, sic lectus imago sepulcri. (Binder I, 1817; II, 3450; Schonheim, U, 33; Seybold, 662; Philippi, II, 239.)
10. Der Schlaf ist ein Bruder des Todes.
»Der Schlaf ist ohnedem des Todes Halbgeschwister.« (Keller, 173b.)
Holl.: De slaap is de zuster van den dood, en de dooden spreken niet. (Harrebomée, II, 270a.)
It.: Il sonno è veramente parente della morte.
Lat.: Somnus est frater mortis. (Chaos, 591.)
[194] 11. Der Schlaf ist ein Dieb, er stiehlt uns die Hälfte unsers Lebens. – Simrock, 9031.
Lat.: Dimidio vitae nihil differunt felices ab infelicibus. (Seybold, 128.)
12. Der Schlaf ist ein fahrender Schüler.
Auch: »ein tausend Künstler, ein Universal, allwissender Maler.« (Chaos, 936.)
13. Der Schlaf ist ein Schalck. – Petri, II, 106.
14. Der Schlaf ist gleich dem Tode.
Bei Tunnicius (975): De slâp is gelyk dem dode. (Noxius est somnus mortique simillimus atrae.)
Lat.: Quid est somnus gelidae nisi mortis imago? (Ovid.)
15. Der Schlaf kann alles.
Lat.: Somnia omnia. (Chaos, 938.)
16. Der Schlaf nährt. – Simrock, 9033.
17. Der Schlaf sorgt nicht darum, ob er das Bett in Unordnung bringt.
Wenn jemand keine Rücksicht darauf nimmt, ob er andern Mühe macht.
18. Der Schlaf treugt. – Petri, II, 106.
19. Der schlaff ist des Todtes bruder. – Henisch, 530, 67; Petri, II, 106.
20. Ein gesunder Schlaf, gut Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen.
21. Ein guter Schlaf ist besser als eine schlechte Mahlzeit.
22. Ein guter Schlaf ist ein gut Frühstück werth.
Böhm.: Dobré vyspání stojí za znídaní. (Čelakovský, 296.)
23. Ein guter Schlaf lässt sich durch kein Wetter stören.
Holl.: Een geruste slaap vreest geen onweêr. (Harrebomée, II, 270.)
24. Ein kalter Schlaf, wenn der Alus (das Hausbier) im Kübel gährt (oder: wenn man den Alus im Kübel spürt). (Lit.)
25. Ein Schlaf zieht den andern nach sich.
Frz.: Un dormir attrait l'autre. (Kritzinger, 246a.)
26. Eine Stunde Schlaf ist besser als eine Honigschnitte. (Schreiberhau.)
27. Eine Stunde Schlaf vor Mitternacht ist so gut als zwei hernach. – Eiselein, 550; Simrock, 9032; Sailer, 290; Braun, I, 3877.
Böhm.: Hodina před půlnocí, lepši, než dvĕ po pŭlnoci. (Čelakovský, 296.)
Engl.: One hour's sleep before midnight is worth two hour's after. (Bohn II, 28.)
Frz.: Dormir une heure avant minuit vaut mieux que trois après. (Bohn I, 16.)
It.: Un' ora di sonno avanti mezza notte vale due dopo le dodici.
28. Eine Stunne Slâp is beter as en Boterbrod. – Schambach, II, 120.
Unter Umständen stärkt eine Stunde Schlaf mehr, als ein Butterbrot oder ein Mahl.
29. Im Schlaf geht alles a-weg. (Jüd.-deutsch.)
Bei Blass (14): Im Schlaf geht alles Böse weg. Er macht die Sorgen wenigstens auf kurze Zeit vergessen.
30. Im Schlaf vergisst man die Sorgen bis zum nächsten Morgen.
Lat.: Rei ob somnum nullius oblivisci. (Bovill, I, 118.)
31. Im Schlafe fängt die Katze keine Mäuse. (Eifel.)
32. Im Schlafe pflegt zu kommen, was wir am Tage vorgenommen. – Simrock, 9034.
33. Klein bäten (bischen) Sloap is bäter as 'n grôt Stück Speck. (Seehausen.) – Firmenich, III, 122, 33.
34. Man kann des Schlafes leichter Herr werden als des Hungers.
It.: Chi si cava il sonno, non si cava la fame. (Cahier, 2918.)
35. Ohne Schlaf und Ruh' nimmt der Leib nicht zu.
Lat.: Attenuant juvenum vigilati corpora noctes. (Ovid.) (Seybold, 44.)
36. Schlaf ein, Rausch aus.
Lat.: Homo ebriosus somno sanari solet. (Philippi, I, 180.)
37. Schlaf in den Augen kann bei ernsten Geschäften nichts taugen.
38. Schlaf ist dem Kranken eine halbe Gesundheit. – Petri, I, 529.
39. Schlaf ist dem Kranken halbes Leben. – Petri, II, 529.
40. Schlaf ist der Trunkenen Arznei.
Dän.: Søvn er drukken mands lægedom. (Prov. dan., 523.)
[195] 41. Schlaf ist kein Reichthum, sagte die Ratte; ich gehe nachts auf Diebstahl aus; ich stehle nicht für mich, meine Kinder schicken mich.
Damit wollen die Neger sagen: Wer seine Familie erhalten will, darf die Zeit nicht verschlafen.
42. Schlaf nach dem Mittagstisch ist so gesund wie fauler Fisch.
Frz.: Après le repas dormir sain n'est pas. (Kritzinger, 605a.)
Lat.: Non bonus somnus est homini de prandio. (Plautus.) (Seybold, 360.)
43. Schlaf steckt an.
Engl.: One slumber invites another. (Bohn II, 15.)
44. Schlaf und Tod sind Zwillingsbrüder. – Simrock, 9030.
It.: Il sonno è fratel (imagine) della morte. (Pazzaglia, 357, 2.)
Lat.: Morti nihil est tam simile quam somnus. (Philippi, I, 257.)
45. Schlaf, Wein und gute Freund' die Fuhrleut des Lebens seind. – Einfälle, 73.
46. Was im Schlaf empfangen, wird wachend geboren. – Altmann VI, 410.
47. Wenn der Schlaf gekommen, ist's gleich, ob der Kopf auf einem Stein oder Pfühle ruht.
48. Wer seinen Schlaf vergeudet, vergeudet sein Leben.
Ein hebräisches Sprichwort sagt: Sich seinen Schlaf nehmen um Gottes willen, ist ein gutes Zeichen, aber die Nacht opfern zum Zeitvertreib, ist ein schlechtes. (Cahier, 2527.)
*49. Das fällt mer net im Schlaf ein. (Schwaben.)
Daran ist nicht zu denken.
Holl.: Het is hem in den slaap geschied. (Harrebomée, II, 270b.)
Lat.: Ne per somnium quidem. (Philippi, II, 17.)
*50. Das liesse ich mir nicht im Schlafe einfallen.
Lat.: Ne per somnium quidem hoc velim. (Binder I, 1099; II, 2004; Manutius, 144.)
*51. Dass ich den Schlaf nicht forttrage. (Nürtingen.)
Wenn man beim ersten Besuche in einem Hause sich setzt.
*52. Dem thut er's im schlaff beschern. – Eyering, II, 298.
*53. Den Schlaf des Gerechten schlafen.
Von diesem Ausdruck steht nach Büchmann (205) nur so viel fest, dass er nicht in der Bibel vorkommt, dagegen bei andern Völkern.
Engl.: The sleep of the righteous.
Frz.: Le sommeil du juste.
It.: Il sommo del giusto.
*54. Der Schlaf ist ihm in den Magen gefallen. (Nürtingen.)
Das Gähnen wandelt ihn an, als Zeichen des Schlafs, wie der ⇒ Sand (s.d.) in den Augen und die ⇒ Schlafläuse (s.d.) solche Zeichen sind.
*55. Einen in den Schlaf bringen. – Schottel, 1114a.
Dän.: At dysse en i søvn.
*56. Einen langen Schlaf thun.
Die Worte Wallenstein's (5. Act, 3. Scene): »Ich denke einen langen Schlaf zu thun«, mit dem der Dichter den Schlaf voraussagt, aus dem kein Erwachen ist, sind in obige Redensart übergegangen, in der sie so wörtlich vom gewöhnlichen Schlafe verstanden werden, wie sie Wallenstein verstand. (Büchmann, 31.)
*57. Er hat den Schlaf nicht gesehen. – Eiselein, 550.
Höchster Grad der Wachsamkeit.
*58. Er hat im Schlafe den Hut verloren und kann den Kopf nicht wiederfinden.
*59. Er hat sich selbst in Schlaf gewiegt.
Holl.: Hij heeft zich zelven in slaap gewiegd. (Harrebomée, II, 270b.)
*60. Er ist in Schlaf verfallen.
Frz.: Choyr entre le poisson torpeur.
Lat.: In torpedinem piscem incidere. (Bovill, I, 181.)
*61. Er ist voll Schlafs.
Holl.: Hij is vol slaap. (Harrebomée, II, 270b.)
*62. Es kompt jm auch im schlaff für. – Tappius, 211b; Suringar, LXIX, 1; Sailer, 304.
*63. Lass 'n Schlaf da. (Oberösterreich.)
Wird zu einem Besucher gesagt, indem man ihn freundlich zum Niedersetzen einladet. Wer es nicht thut, nimmt den Schlaf mit, trägt ihn fort.
*64. Sich den Schlaf aus den Augen reiben.
»Sobald es lichte wird, muss man in aller Früh den angenehmen Schlaf sich aus den Augen reiben.« (Keller, 173b.)
65. Der hat einen schweren Schlaf, der von Schuld träumt.
66. Der Schlaf ist der Selbstmord des Katers.
67. Schlaf und Sorge vertragen sich nicht.
68. Was ihm im Schlaf geträumt hat, darnach greift er, wenn er aufwacht.
Lat.: Quaecunque in somnio videntur. (Philippi, II, 117.)
69. Zu einem guten schlaff gehören drey ding: ein gut Gewissen, ein reiner Bissen vnd ein gut Gebet. – Herberger, I, 838.
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