Artikel in der Wikipedia: Astrologie
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[113⇒] Astrologīe (grch.), Sternkunde, bes. Sterndeutekunst, die vermeintliche Kunst, aus der Stellung der Gestirne (Konstellation, s.d.) zukünftige Ereignisse, bes. das Schicksal der Menschen vorherzusagen, wurde nach den Keilinschriften schon von den Sumeriern, den ältesten Bewohnern Mesopotamiens, geübt und ging von diesen auf die spätern semit. Völker dieser Gegenden über. Eine ausgebildete A. besaßen auch die ägypt. Priester. Von Ägypten aus verbreitete sie sich über Griechenland und Rom nach dem Abendlande. Vom 7. bis 13. Jahrh. wurde sie von den Arabern mit Eifer betrieben, in den nächstfolgenden Jahrhunderten selbst von den größten Gelehrten und Astronomen (Paracelsus, Cardanus, Tycho Brahe, Kepler u.a.). Vgl. – Mayer (1891), Förster (1901). [⇐113]

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 113.
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[4⇒] Astrologie (»Sternlehre«), bei Griechen und Römern die Astronomie, nach jetzigem Sprachgebrauch die Kunst, aus dem Lauf und der Stellung der Gestirne das Zukünftige, besonders das Schicksal der Menschen, vorherzusagen. Die A. hat sich von Mesopotamien, dessen früheste Bewohner, die Akkadier, ihr schon huldigten, weiter verbreitet. Nach Europa kam sie durch die Chaldäer, bei denen sie innig zusammenhing mit dem Gestirndienst. Deshalb werden auch die Sterndeuter später von den römischen Schriftstellern Chaldäer genannt. Die Ägypter setzten die A. in Beziehung zur Medizin, und ihre Prognostik beruhte besonders auf der Lehre von der Konstellation. In Griechenland scheinen die Astrologen von seiten des Staates nie behindert worden zu sein. Selbst Platon wird als Freund der A. genannt; die Aristoteliker aber erklärten sich gegen sie. Einen fruchtbaren Boden fand sie bei den Stoikern, mit deren fatalistischer Weltansicht sie harmonierte. Griechische Ärzte pflegten Krankheitsveränderungen von der Konstellation des Mondes und der Planeten abhängig zu denken. Nächst der Sonne und den Planeten räumte man den zwölf Zeichen des Tierkreises die erste Stelle ein. In Rom fand die chaldäische Wissenschaft unter der Masse der Ungebildeten zahlreiche Anhänger, während die Gebildeten sich meist ablehnend verhielten. Sie wurde hier gewöhnlich als Mathesis bezeichnet, und die Sterndeuter hiessen Chaldaei, Babylonii, mathematici, genethliaci oder planetarii. Ein angesehener Astrolog, Lucius Tarutius Firmanus, suchte den genauen Zeitpunkt der Erbauung Roms auf astrologischem Wege zu bestimmen. Cicero (de divinatione), der ältere Plinius und Tacitus erklärten sich gegen die A. Seneca dagegen nimmt den Einfluß der Planeten auf die Menschen für ausgemacht an. Stärker beeinflußte der Glaube an die A. die Gemüter der spätern philosophischen Mystiker von Alexandria, Athen und Rom. Eine Abhandlung des Neuplatonikers Proklos über A. entwirft von dem Treiben der Astrologen jener Zeit ein sprechendes Bild, und aus dem 4. Jahrh. n. Chr. ist das ausführlichste Werk über A. aus dem Altertum: »Acht Bücher Astronomie« von Maternus Firmicus erhalten Die besondere Gewalt einzelner Sterne auf einzelne Organismen hat besonders Manilius in seinem astronomischen Lehrgedicht »Astronomicon« ausführlich entwickelt. Die christliche Kirche verwarf im Gegensatze zu den Gnostikern die A. entschieden. Der Codex Justinianeus setzte die Sterndeuterei sogar der Giftmischerei gleich. Eifrig wurde dagegen die A. von den Arabern und jüdischen Kabbalisten gepflegt, zu einer Art von System ausgebildet und in die christliche Welt des Mittelalters verpflanzt. Abu-Ma'schar (Albumasar) aus Bath in Chorasan (9. Jahrh.) hinterließ ein astrologisches Werk: »De magnis conjunctionibus, annorum revolutionibus ac eorum profectionibus«, das viele Jahrhunderte auch in Europa in hohem Ansehen stand, und im 13. Jahrh. wurde Aboazen Haly (Aben Ragel) berühmt durch sein Werk »De judiciis astrorum«, das wahrscheinlich die Einteilung der A. in Judizial- und natürliche A. veranlaßte. Seit dieser Zeit gewann die A. auch unter den christlichen Völkern großes Ansehen. Ihre Glanzperioden sind das 14. und 15. Jahrh. Oft regierten die Hofastrologen [⇐4][5⇒] ganze Reiche. Obwohl schon zu Ende des 15. Jahrh. Savonarola und Pico della Mirandola sowie später Voß, Bordelon und der Astronom Sturm die A. bekämpften, so errang diese doch noch im 16. und 17. Jahrh. einzelne Triumphe. Am berühmtesten war damals Michael Nostradamus (Notredame), der von Salon in Frankreich aus seine gereimten Prophezeiungen zu Hunderten in die Welt schickte, bis ihn Karl IX. zu seinem Leibarzt erhob. Während mehrere Päpste die A. mit dem Bann belegten, ward sie öfters von den höchsten kirchlichen Würdenträgern gepflegt. Auch die protestantischen Theologen waren keineswegs frei von astrologischem Wahn. Melanchthon hielt viel von A. und trieb sie selbst, wenn auch mit wenig Glück. Am meisten aber galt die A. in England unter den Stuarts. Der Dichter Dryden (gest. 1701) ließ noch für seine Kinder die Nativität stellen. Paracelsus und Cardanus (»Encomium astrologiae«) brachten die A. mit der Medizin und Chemie in Verbindung. Selbst Tycho Brahe und Kepler entsagten der A. nicht ganz, und letzterer erwarb sich dadurch Wallensteins Gunst, dem er 1629 in Sagan sein hohes Glück verkündigt haben soll. Erst das kopernikanische System gab der A. den Todesstoß, wenn auch noch manche sich später zur Verteidigung derselben aufwarfen, so namentlich Bapt. Morin (1583–1656) in seiner »Astrologia gallica«. Einer ihrer letzten Anhänger war J. W. Pfaff, dessen »A.« (Bamb. 1816) und »Der Stern der drei Weisen« (das. 1821) als seltsame Anachronismen m nennen sind. Im Orient aber, namentlich in Persien, Indien und China, steht die A. noch heutzutage in hohem Ansehen.

Horoskop (Himmelsfigur).
Horoskop (Himmelsfigur).

Die A. wird in natürliche und positive oder Judizialastrologie eingeteilt. Die natürliche prophezeit die natürlichen Wirkungen natürlicher Ursachen, z. B. den Witterungswechsel, Erdbeben etc., ist also nichts als eine phantastische Meteorologie. Die positive A. behandelt die Herrschaft der Sterne über das Schicksal der Menschen. Will der Astrolog einem Menschen die Nativität stellen, d. h. sein Schicksal vorhersagen, so sucht er zuerst für die Zeit seiner Geburt nach dem Horoskop oder nach dem Punkte der Ekliptik, der im Augenblick der Geburt dieses Menschen eben ausging, die zwölf Häuser des Himmels auf (s. Figur). Diese werden durch die zwölf Positionskreise bestimmt, die als größte Kreise der Sphäre den Äquator in zwölf gleiche Teile teilen und durch den nördlichen und südlichen Durchschnitt des Horizonts mit dem Meridian gehen, während der Positionsbogen in der A. den zwischen dem Positionskreis und dem Meridian enthaltenen Teil des Äquators bildet. Jenes Horoskop fängt zugleich das erste Haus an, von dem aus man nun die übrigen, gegen O. unter dem Horizont fortgehend, zählt. Die Häuser folgen der Reihe nach auseinander als das Haus des Lebens, des Glückes oder Reichtums, der Brüder, der Verwandtschaft, der Kinder, der Diener (nach andern der Gesundheit), der Ehe, das mit dem untergehenden Punkte der Ekliptik aufhört, des Todes, der Religion, der Würden, das mit dem zur Zeit der Geburt eines Menschen kulminierenden Punkte der Ekliptik anfängt, der Freundschaft und der Feindschaft. Das erste Haus ist direkt oder genau östlich gestellt, und die übrigen folgen in fortschreitender Ordnung nach S., W., N. bis wieder zum O., gleich der Bewegung der Planeten. Sind die zwölf Häuser für die Zeit der Geburt des fraglichen Menschen gefunden, so sucht der Astrolog dann den Ort der Planeten in jedem Haus und bemerkt die gegenseitige Lage oder die Aspekten, aus denen er dann seine Vorhersagung zieht. Die aus der Blütezeit der A. herrührenden, noch jetzt in den Kalendern vorkommenden Regenten des Jahres findet man durch die mit 7 dividierte Jahreszahl, wo dann der Rest der Division 1,2,3,4,5,6 oder 0 in gleicher Ordnung anzeigt, daß Sonne, Venus, Merkur, Mond, Saturn, Jupiter oder Mars das Regiment des Jahres führe. Außerdem sind der Kopf und der Schwanz des Drachen oder die Knoten, in denen die Ekliptik durch die Planetenkreise geschnitten wird, und die Region des Glückes (der Fortuna) oder die Entfernung der Ebene des Mondes von der Sonne noch zwei für die A. wichtige Himmelsräume, die, wenn sie innerhalb der einem Menschen gehörigen Konstellation liegen, den Grad seiner Macht etc. erhöhen. Das übrige der Kunst besteht hauptsächlich in einer genauen Ausfüllung des obigen Schemas durch Beobachtung und Berechnung, um daraus eine weissagende Antwort zu bilden. Vgl. Maury, La magie et l'astrologie dans l'antiquité et au moyenâge (4. Aufl., Par. 1877); Mensinga, Über ältere und neuere A. (Berl. 1872); Lenormant, Die Magie und Wahrsagekunst der Chaldäer (deutsch, Jena 1878); Mayer, Handbuch der A. (das. 1891); Thompson, The reports of the Magicians and Astrologers of Nineveh and Babylon in the British Museum (Lond. 1900, 2 Bde.); Bouché-Leclereq, L'astrologie grecque (Par. 1899). [⇐5]

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 4-5.
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[69⇒] Astrologie (gr. astrologia), ursprünglich von gleicher Bedeutung wie Astronomie, heißt später die angebliche Wissenschaft oder Kunst, aus den Sternen das Geschick der Menschen zu deuten. Dieser uralte, noch heute nicht vollständig überwundene Aberglaube blühte vom 14. – 16. Jahrh., empfing aber durch das kopernikanische System den Todesstoß, durch welches die Erde zum Planeten unter Planeten herabsank. Vgl. Mensinger, Über ältere und neuere Astrologie. Berlin 1872. Häbler, Astrologie im Altertum 1879. [⇐69]

Quelle: Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 69.
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[39⇒] Astrologie wurde im Altertum derjenige Wissenszweig genannt, welcher sich zum Ziele setzte, die Beziehungen der Bewegungen der Himmelskörper zu den Vorgängen auf der Erdoberfläche zu ergründen. In diesem Sinne war der Ausdruck Astrologie mit Astronomie früher synonym, so noch bei Aristoteles. Im Orient, wo der Ursprung der Astrologie freilich in einer Zeit, aus der uns Urkunden fehlen, zu suchen ist, ist der Verlauf der Witterungserscheinungen in den verschiedenen Jahreszeiten ein so regelmässiger, dass sich sehr leicht und ungezwungen Beziehungen zu den Konstellationen am Himmelsgewölbe ergaben. Über die Natur dieser Beziehungen konnte die damalige Zeit freilich noch nicht die richtigen Ideen haben. Es ist z.B. vollkommen richtig, dass damals die Sonne im Sternbild des Löwen ihre grösste Kraft erreichte, dass bei ihrem Eintritt in dasjenige des Wassermanns die Regenzeit begann u.s.w., aber die Annahme ist eben durchaus falsch, dass es die in jenen Himmelszeichen stehenden Sterne waren, welche der Sonne die erhöhte Kraft verleihen oder die Niederschläge veranlassen etc. Es war also in diesem System der sogenannten natürlichen Astronomie Wahres und Falsches mit einander verkettet, und die Wissenschaft hat eine schwere und grosse Aufgabe, das Unrichtige wieder auszuscheiden und auf die wahren Ursachen der Vorgänge auf der Erde hinzuweisen. Neben dieser natürlichen Astrologie gelangte aber auch die sogenannte judizierische A. zur Ausbildung, deren Ursprung in der Religion liegt. Nach der alten chaldäischen Auffassung waren die Sterne himmlische Geister, und man verehrte sie als solche. Die Priester brachten den Gestirndienst in ein förmliches System. Der griechische Geschichtschreiber Diodor von Sicilien sagt (II, 31), dass nach der Ansicht der Chaldäer die Planeten auf die Geburt des Menschen den grössten Einfluss ausüben, im Guten wie im Schlimmen und durch die Beobachtung und Erkenntnis ihres Wesens seien sie (die Priester) vorzüglich imstande zu wissen, was den Menschen zustossen werde. Die äussern Erscheinungen der Planeten boten allerdings der Phantasie Stoff zur Ausbildung eines astrologischen Systems, und dieses wurde eben beibehalten, als später die Planeten nicht mehr als die Götter selbst, sondern nur noch als ihre Symbole, betrachtet wurden, ja sogar als jeder Zusammenhang mit Mythologie und Religion verschwunden war. In Griechenland fand die Astrologie erst Eingang, als unter dem Einfluss der Philosophie der Glaube an die einheimischen alten Götter ins Schwanken geriet. Die schwärmerischen Lehren der Neuplatoniker riefen eine ganze Reihe von sogenannten geheimen Wissenschaften (Dämonologie, Nekromantie, Cheiromantie u.s.w.) hervor, welche alle zur Astrologie in ein gewisses Verhältnis traten. Als Autorität sollte der gefeierte alexandrinische [⇐39][40⇒] Gelehrte Claudius Ptolemäus gelten. Es ist indessen fast unzweifelhaft, dass unter den ihm zugeschriebenen astrologischen Schriften nur die eine wirklich von ihm stammt, die »apparentiae stellarum inerrantium« eine Art meterolog. Kalenders, welche die Lehren der natürlichen Astrologie enthält; und dass namentlich der sogen. Tetrabiblos ihm untergeschoben wurde. Bei den Römern war die judizierische Astrologie mehr gefürchtet als geachtet. Durch die ganze Kaiserzeit hindurch spielen die astrologischen Prophezeiungen, obwohl gesetzlich verboten, eine grosse Rolle. Cicero war einer der wenigen, welcher sie mit trefflicher Waffe, derjenigen der Vernunft, bekämpfte. Später finden wir die Astrologie in ihrer höchsten Blüte bei den Arabern. Der sogen. Fatalismus, die Lehre von der Vorausbestimmung aller Schicksale des einzelnen, musste der Astrologie die weiteste Ausbildung und Verbreitung sichern. Auf den islamitischen Schulen wurde daher die Astrologie und das Nativität- oder Horoskopstellen, d.h. die Bestimmung des Lebenslaufes des Neugeborenen aus der Konstellation der Geburtsstunde, öffentlich als Kunst gelehrt. Die arabische Astrologie fand im 12. und 13. Jahrhundert auch im christlichen Europa Eingang, trotzdem die Kirche von Anfang an eine oppositionelle Stellung gegen sie eingenommen hatte, da sie mit dem Prinzip der Willensfreiheit im Widerspruch stand. Alphons X. von Castilien und Ludwig XI. von Frankreich waren eifrige Astrologen. Ersterer leistete damit auch der Astronomie grosse Dienste. Wenn auch ausschliesslich im Dienste der Sterndeuterei veranlasst, so war doch die Berechnung neuer astronomischer Tafeln, welche bis auf Kepler die besten waren, von grosser Wichtigkeit für die theoretischen Untersuchungen über den Lauf der Planeten. Wie früher in Bagdad, so wurde später auch auf den hohen Schulen zu Padua und Bologna die Astrologie in streng wissenschaftlicher Form gelehrt. Es sei hier ferner nur an die Namen Guido Bonatus, Nostradamus, Cardanus, Pietro di Abano, Agrippa von Nettesheim erinnert, die alle unzertrennlich mit der Astrologie verknüpft sind. Am meisten begünstigten die Höfe die Astrologie, wo es geradezu als unerlässlich galt, hochgestellten Personen das Horoskop zu stellen. Schiller führt uns in seinem Wallenstein ein Beispiel dieses ganz allgemeinen Gebrauchs vor. In sehr enge Beziehungen zur Astrologie trat die Alchemie; es ist kein Zufall, dass in den unterirdischen Gewölben der Uranienburg, wo Tycho seine denkwürdigen Planetenbeobachtungen anstellte, gleichzeitig grosse Laboratorien der Alchemie dienten. Zu betonen ist, dass nicht etwa das copernikanische Weltsystem als solches der Astrologie den Todesstoss gab, sondern erst die Keplerschen Gesetze. Copernicus gab auch berichtigenden Aufschluss über die Stellung, die Distanzen und die Bewegungen der Planeten. Die Ursachen der letztern aber hat er nicht, ja nicht einmal die Form derselben ermittelt. Erst Kepler leitete die Bewegungen der Himmelskörper aus den physischen Bedingungen der wirkenden Kräfte ab, und damit erst war der Astrologie der Boden entzogen. Die Zeit und Not hat freilich auch Kepler zuweilen veranlasst, astrologische Spekulationen zu machen, aber oft genug hat er sich darüber ausgesprochen, was er eigentlich von der Kunst halte, um deren Ausübung man ihn so oft gebeten. Nachdem durch die Werke Keplers und des späteren Newton der Astronomie der Weg deutlich vorgezeichnet war, der sie von ihrer Mutter, der Astrologie trennte, musste natürlich das stolze [⇐40][41⇒] Lehrgebäude der letzteren zerfallen. Einzelne Trümmer derselben haben sich indessen, wenn auch nach mancherlei Metamorphosen, bis auf unsere Zeit erhalten und bilden noch heutzutage einen wesentlichen Teil des Volksaberglaubens. R.B. [⇐41]

Quelle: Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 39-41.
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[856⇒] Astrolŏgie (v. gr.), 1) früher die Sternkunde im Allgemeinen, später 2) Sterndeutung, der Theil der Sternkunde, welcher sich mit dem vermeintlichen Einfluß der Gestirne auf die Erde u. deren Bewohner beschäftigt, u. die Weissagung der menschlichen daraus. Nach der Meinung der Astrologen sollen nämlich die Gestirne nicht nur auf Witterungs- u. andere physikalische Verhältnisse der Erde (was bei Sonne u. Mond augenscheinlich u. unbezweifelt, von den anderen Weltkörpern unseres Sonnensystems wahrscheinlich ist) einwirken, sondern dieser Einfluß sich auch auf das Schicksal von Völkern, Familien u. einzelnen Personen ausdehnen, u. man soll nach dem Stande der Planeten bei der Geburt eines Menschen dessen Schicksal, u. nach den gegenseitigen Verhältnissen derselben zu einer bestimmten Zeit, den Ausgang einer sich in dieser zutragenden Begebenheit vorher bestimmen können (s. Constellation, [⇐856] [857⇒] Horoskop, Nativitätstellen). Jeder Mensch soll nämlich unter dem Zeichen eines Planeten geboren sein, unter dessen Einwirkung hauptsächlich stehen, u. es soll von dessen Standverhältnissen zu anderen Planeten (vgl. Aspecten), sowie von dessen Standort an einer gewissen Stelle des Himmels (Häuser) abhängen, welches Schicksal den Menschen trifft, s. u. Häuser. Selbst einzelnen Theilen des menschlichen Körpers hat man Planeten zu Wahlverwandten gegeben (so entspricht nach Ptolemäos Venus dem Geruch u. der Leber, Mercur der Zunge u. Galle, Mars dem linken Ohr u. den Venen), auch ihren Einfluß auf leblose Gegenstände auszudehnen gesucht, so daß z.B. Heilkräuter nur unter gewissen Constellationen gesammelt werden durften. – Der Ursprung der A. ist sehr alt, man hielt die Ägyptier od. Chaldäer für die Erfinder derselben. Bald breitete sich die A. über ganz Asien aus. Griechenland. bes. die Schule des Aristoteles verwarf sie dagegen als eitel, u. erst die Alexandrinische Schule nahm sie als wahr an. Desto mehr Eingang ward ihr in Rom, wo die Astrologen Chaldaei od. Mathematici hießen. Vergebens bestraften die Consuln L. Popilius Länas u. Cn. Calpurnius, sowie die Kaiser Tiberius u. Diocletian, die A. mit Verbannung u. anderen Strafen, Vitellius selbst mit dem Tode; vergebens setzte sie der Justinianische Codex der Giftmischerei gleich; andere Zeiten u. Herrscher hingen ihr an u. führten sie wieder in Rom ein. Die Kirchenväter belegten die A. mit dem Bann; aber die Araber brachten sie seit dem 7. Jahrh. in ein eigentliches System, verbreiteten sie, u. viele Fürsten des Abendlandes (z.B. Alfons X. von Castilien, Ludwig XI. von Frankreich) trieben sie eifrig; Nostradamus baute seine Weissagungen auf sie, Paracelsus u. Cardanus brachten sie mit der Alchemie in Verbindung; die berühmtesten Astrologen des 16. u. 17. Jahrh. waren Iunctinus u. Argold; selbst Tycho de Brahe konnte sich nicht von ihr losreißen, Kepler war ihr Anhänger u. Melanchthon als geschickter Nativitätsteller bekannt. Auch Feldherren, wie Wallenstein, u. andere hochgestellte Personen glaubten an sie als an eine unumstößliche Sache. Copernicus u. Galilei's Entdeckungen, die Berechnungen der Größe u. Entfernungen der Weltkörper, durch welche die Erde zum unbedeutenden Punkt im ungeheueren Raum herabsank, brachten sie dagegen im 17. u. 18. Jahrh. gänzlich außer Credit; der letzte wissenschaftliche Astrolog im Abendlande war Bapt. Morin, u. jetzt gibt es, außer in dem Orient, wenig Menschen, die an A. glauben. Selbst der oft deshalb angegriffene Hofrath Pfaff (Verfasser des Astrolog. Taschenbuchs) nahm nur eine gewisse Sympathie der Erde mit den Himmelskörpern u. eine gegenseitige Einwirkung der physikalischen Verhältnisse, nicht aber einen Einfluß auf das Schicksal des Menschen an. Vgl. Astrometeorologie. Ptolemaei opus quadripartitum, de astrorum judiciis: Schoner, De nativitatibus, Nürnb. 1532; Kepler, Harmonice mundi, Linz 1619; Prodomus diss. cosmograph., Tüb. 1596; Pfaff, Astrologie, Nürnb. 1816, u. dessen Astrolog. Taschenbücher auf 1822 u. 1823; Grundlinien der A. der Alten in von Meyers Blättern für höhere Wahrheit, II. 141.; vgl. dessen Hesperiden, J. 143. [⇐857]

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 856-857.
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[301⇒] Astrologie, eigentlich die Lehre von den Gestirnen, gebräuchlich indessen nur von der sog. Kunst, aus den Gestirnen die Zukunft vorauszusagen. Im Orient war die A., scheint es, seit undenklichen Zeiten einheimisch, wurde von den Griechen nicht besonders beachtet, um so mehr aber von den Römern, bei denen die Chaldäer und andere Astrologen sehr gute Geschäfte machten. Einen neuen Aufschwung erhielt sie durch die Araber, und von diesen ging sie auch auf das christl. Mittelalter über, jedoch nicht in der Weise, daß sie zum Fatalismus führte; so bemerkt z.B. der berühmte Prediger Bruder Berchthold wiederholt: die Sterne haben Kraft über Wetter, über Gewächse, über die Gesundheit der Menschen und Thiere, aber nicht über den freien Willen des Menschen. Der freigeisterische Hohenstaufe Friedrich II., der gewissenlose Politiker Ludwig XI. von Frankreich, Zwingli, Luther und Melanchton glaubten so gut als Wallenstein, Gustav Adolf, Tycho de Brahe, Kepler u.s.w. an die A.; auch heutzutage hat sie noch ihre Anhänger. Bei dem unveränderlichen Stande der Fixsterne (wenigstens waren sie es für die alten Beobachter) konnte nur der Stand der Planeten von Bedeutung sein; demgemäß war der Himmel in sog. Häuser eingetheilt, die ominöse Namen trugen, z.B. des Todes, der Würden u.s.w. Bei der Geburt eines Menschen wurde der Stand des Planeten zu diesen Häusern beobachtet, besonders der Stand der minder günstigen und ganz ungünstigen Planeten zu den günstigen; dies hieß man einem das Horoskop oder die Nativität stellen; die Vorhersagungen waren aber mit so viel »wenn« und »aber« verclausulirt, daß man die Sternenorakel nach jeder Seite drehen und wenden konnte. [⇐301]

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 301.
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[336⇒] Astrologie. Der Mensch, das vernünftige Wesen der Natur, fand bei genauerer Betrachtung der ihn umgebenden Welt, daß dieselben Gesetze, die er selbst als Gesetze des Verstandes und der Vernunft in sich trägt, sich auch in der Welt außer ihm wiederfinden, daß darin Alles nach ihnen geordnet und namentlich die Bewegung der Himmelskörper, die scheinbare und die wirkliche, nach diesen Gesetzen gerichtet sei. Dieß gab ihm unter allen Geschöpfen in der Welt die höchste Stellung, und so ist es wohl erklärlich, wie ihm der Gedanke kam, daß die großartigsten Bewegungen der Natur mit ihm, dem einzelnen Menschen, seinen Schicksalen, seiner Geburt und seinem Tode auf das Innigste zusammenhingen. Die Wenigen, die in alten Zeiten in die Tiefe der Wissenschaften einzudringen angefangen hatten, benutzten zu ihrem Vortheil diese Ansicht, daß das Leben und die Begegnisse des Menschen aus den Erscheinungen des Himmels zu lesen und zu ergründen seien, und nannten ihre Kunst, jenen Zusammenhang der Gestirne mit den Ereignissen unter denselben zu finden und zu deuten, Astrologie.

O. M. [⇐336]

Quelle: Damen Conversations Lexikon, Band 1. Leipzig 1834, S. 336.
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[92⇒] Die Astrologie, a. d. Griech. die Wissenschaft, aus den Stellungen der Gestirne zukünftige Dinge vorher zu sagen, welche sich von den Chaldäern über die Nationen der folgenden Zeiten verbreitet hat; die Sterndeuter heißen daher auch bei den ältern Schriftstellern Chaldäi, in der Folge gaben sie sich den Namen Mathematici. Der Wahn von dem Einflusse der Gestirne auf die menschlichen Schicksale ist so alt als die Welt und so menschlich, daß die Astrologen zu allen Zeiten wichtige Rollen gespielt haben. Noch in dem vorigen Jahrhundert hingen selbst große Astronomen an der Sterndeuterei. Keppler selbst stellte Nativitäten, wenn es verlangt wurde; er soll sich Wallenstein, der ihn 1629 nach Sagan berief, durch Vorhersagung seines Glücks zum Gönner gemacht haben. Morin (Astrologia Gallica. Hag. Com. 1661) suchte diese Kunst aus physischen und mathematischen Gründen zu erweisen. [⇐92]

Quelle: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 92-93.
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[456⇒] Die Astrologīe, (viersylbig,) plur. die -n, (fünfsylbig,) aus dem Griech. αστρολογεια die Kunst, aus dem Stande der Gestirne und ihrem Einflusse auf die Erdkugel künftige Dinge vorher zu sagen, ohne Plural, und ein Lehrbuch dieser Asterkunst mit demselben; die Sterndeutung. Daher der Astrolōg, des -en, plur. die en, der Sterndeuter; astrolōgisch, in dieser Kunst gegründet. [⇐456]

Quelle: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 456.
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