[123⇒] Augsburg, Hauptstadt des bayr. Reg.-Bez. Schwaben und Neuburg, am Einfluß der Wertach in den Lech, (1900) 89.174 E., Garnison, Oberlandes-, Land- und Amtsgericht, Bischofssitz, zahlreiche Kirchen (Dom, 995 begonnen) und alte weltliche Bauwerke (Rathaus, Residenz, Fuggerhaus, Brunnen, Zeughaus, Tortürme); bedeutende Industrie (Spinnerei, Weberei, Tuschfabriken, Maschinenbau) mit Wasserkraftbenutzung. Im Altertum röm. Kolonie (Augusta Vindelicorum, 15 v. Chr. gegründet), seit 1276 Freie Reichs-, im Mittelalter berühmte Handelsstadt (Fugger, Welser), kam A. nach dem Preßburger Frieden 1806 an Bayern; hier 25. Juni 1530 Reichstag, auf dem die prot. Fürsten Kaiser Karl V. die Augsburgische Konfession (s.d.) überreichten; 1547-48 Reichstag, auf dem der Kaiser das Interim erließ; 25. Sept. 1555 Reichstag, auf dem der Passauer Vertrag bestätigt und der 2. Religionsfriede geschlossen wurde. – Vgl. L. Werner (1901). [⇐123]
Augsburger Interim, s. Interim.
Augsburger Religionsfriede, s. Religionsfriede.
Augsburger Konfessionsverwandte, s. Augsburgische Konfession.
[114⇒] Augsburg (Augusta Vindelicorum. hierzu der Stadtplan), unmittelbare Stadt u. Hauptstadt des bayr. Regierungsbezirks Schwaben, 490 m ü. M. inmitten der schwäbisch-bayrischen Hochebene zwischen Wertach u. Lech, die sich unterhalb der Stadt vereinigen, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Pleinfeld-A.-Buchloe, Regensburg-Ingolstadt-A. und Ulm-A.-München, besteht aus der obern und untern Stadt und der Jakob er Vorstadt, an die sich die neuen Stadtteile West-, Süd-, Ost- u. Nordend und die Werkach-Vorstädte anschließen.
Unter den Straßen ist die Maximiliansstraße, von St. Ulrich bis zum Ludwigsplatz, die schönste; andre Hauptstraßen sind die Karolinen- und Ludwigsstraße, die St. Annastraße und die Philippine Welser-Straße mit dem Denkmal des Haus Jakob Fugger (modelliert von Brugger). Hauptplätze sind der Fronhof oder Domplatz mit dem Sieges- und Friedensdenkmal von Zumbusch, der Maximiliansplatz bei St. Ulrich, der Ludwigsplatz beim Perlach und der Prinz-Regentenplatz, auf dem das Standbild des Prinz-Regenten Luitpold errichtet wird. Eine Hauptzierde Augsburgs sind die öffentlichen, größtenteils mit metallenen Figuren geschmückten Brunnen: der [⇐114][115⇒] Augustusbrunnen auf dem Ludwigsplatz (ein Werk des bayrischen Hofbildhauers Hubert Gerhard von 1594), der Merkur- und der Herkulesbrunnen (s. Tafel »Brunnen«, Fig. 9) in der Maximiliansstraße (1599 und 1602 von Adrian de Vries aus dem Haag erbaut). Unter den kirchlichen Gebäuden (6 evangelische, 17 kath. Kirchen und Kapellen und eine Synagoge) ist zunächst der zweitürmige Dom zu erwähnen, dessen ältester Teil aus den Jahrenn 9941006 stammt. Er ist eine dreischiffige Pfeilerbasilika mit westlichem Chor, die im 14. Jahrh. gotisiert und durch zwei Nebenschiffe und ein östliches Chor erweitert wurde; ganz romanisch sind die beiden Türme und die Krypte. An der Außenseite sind bemerkenswert neben den beiden reich mit Skulpturen geschmückten Hauptportalen die ins südliche Seitenschiff führenden Bronzetüren am Mittelportal (aus dem 11. Jahrh.), die Szenen aus dem Alten Testament, rätselhafte und phantastische Gestalten etc. darstellen. Der ganze Dom ist 113 m lang, 39 m breit und im Mittelschiff 28,5 m hoch. Er enthält mehrere schöne Altarbilder (vier Altarblätter von H. Holbein dem ältern) und viele alte Glasmalereien (s. Tafel »Glasmalerei«, Fig. 1), z. T. aus dem 11. Jahrh. (vgl. Braun, Beschreibung der Augsburger Domkirche, Augsb. 1829). Die katholische St. Ulrichs- und Afrakirche, 14741500 erbaut, ist ein spätgotischer Bau, der ein prächtiges, hoch gewölbtes Mittelschiff, daneben sehr niedrige Seitenschiffe enthält; der 93,5 m hohe Turm wurde erst 1594 vollendet. Die Kirche steht auf dem Platze, wo die ersten Christen der Gegend den Märtyrertod erlitten, und wo man über der Gruft der heil. Afra bereits im 6. Jahrh. eine Kapelle errichtet hatte. Die Hauptpfarrkirche der Protestanten ist die St. Annakirche, die 1649 in den Besitz der Evangelischen kam, aber ihre gegenwärtige Gestalt erst 1747 erhielt. Eine Hauptmerkwürdigkeit der Stadt ist das Rathaus, 161520 im Renaissancestil von Elias Holl erbaut. Das Gebäude ist 43 m breit, auf der Westseite 44,5, auf der Ostseite 51 m hoch. Ein weites, 6,4 m hohes und 3,8 m breites Portal bildet den Eingang; über den Torflügeln halten zwei Greise das Stadtwappen. Die größte Zierde des ganzen Hauses ist der sogen. goldene Saal, der 14,22 m hoch, 17,3 m breit und 32,65 m lang ist. Die Decke, durch ein Hängewerk getragen, prangt mit vergoldetem Schnitzwerk, und der Fußboden des Saales ist mit Marmorplatten belegt. An den Ecken des Saales befinden sich die vier sogen. Fürstenzimmer. (Vgl. das Prachtwerk von Leybold: »Das Rathaus der Stadt A.«, 2. Aufl., Berl. 1892.) Nördlich vom Rathaus erhebt sich der Perlachturm, teilweise noch aus dem 11. Jahrh. stammend; seine Windfahne stellt »Cisa«, die alte heidnische Schutzgöttin der Stadt, dar. Bemerkenswert sind auch das Zeughaus (16021607, s. Tafel »Architektur XI«, Fig. 4), das Bäckerhaus (1602) und das Metzgerhaus (1608), sämtlich von Holl erbaut. Ferner verdient die ehemalige bischöfliche Pfalz oder sogen. Residenz am Fronhof Erwähnung, die ihre gegenwärtige Gestalt 1743 erhielt und jetzt als Sitz der königlichen Kreisregierung dient. In einem jetzt verbauten Zimmer des Gebäudes überreichten die protestantischen Fürsten 25. Juni 1530 dem Kaiser Karl V. die »Augsburgische Konfession«; der Platz davor (Fronhof) diente ehedem zu Ritterturnieren und andern Festlichkeiten. Beachtung verdienen noch das Maximiliansmuseum in der Philippine Welser-Straße, mit den Sammlungen des Historischen und des Naturhistorischen Vereins, und das alte prächtige Fuggerhaus, seit Jahrhunderten Wohnsitz des Geschlechts der Fugger und gegenwärtig Eigentum des Fürsten Karl von Fugger-Babenhausen. Die Wandflächen des Gebäudes wurden 186063 von Ferd. Wagner mit Fresken aus der Augsburger Geschichte geschmückt; das Innere enthält unter anderm die ebenfalls mit Fresken (von Anton Ponzano) gezierten Räume des Kunstvereins. Nennenswert sind endlich noch das 187677 erbaute Theater, die Börse, die Bibliothek (189293 erbaut), die »Drei Mohren«, einer der berühmtesten Gasthöfe Deutschlands mit interessantem Fremdenbuch etc. Die Jakober Vorstadt umschließt auch die Fuggerei, eine kleine Binnenstadt mit 3 Haupt- und 3 Nebengassen, 3 Toren, einer eignen Kirche und 53 Häusern mit 106 Wohnungen, worin arme Bürger Augsburgs für den geringen Mietzins von jährlich 3,43 Mark Wohnung finden. Diese Anstalt wurde 1519 von den Brüdern Ulrich, Georg und Jakob Fugger gestiftet.
Die Zahl der Einwohner betrug 1900 mit der Garnison (ein Infanterieregiment Nr. 3,4 Eskadrons Chevau-legers Nr. 4 und ein Feldartillerieregiment Nr. 4) 89,170 Seelen, darunter 23,995 Evangelische und 1171 Juden. In der gewerblichen Tätigkeit nimmt die Textilindustrie (Baumwollspinnerei und -Weberei, Zwirnerei, Nähfadenfabrikation und Kammgarnspinnerei) eine ganz hervorragende Stelle ein (1900: 16 Fabriken mit 9624 Arbeitern, 5799 Webstühlen und 514,530 Spindeln). Von Bedeutung sind ferner die Bleicherei, Färberei, Druckerei, die Appreturanstalten, Eisengießerei, Maschinen- und Zahnradfabrikation sowie die Herstellung von Papier, Buntpapier, Hutstumpen, Zündhölzern, Wichse, Bindfaden, Pergament, Uhrfedern, Laubsägen, Tapeten, Chemikalien, Wachstuch, Leder, Tabak, Gold- und Silberwaren etc. und die Bierbrauerei. Ein großer Teil des Wassers vom Lech und von der Wertach wird in Werkkanälen durch die Stadt geleitet. Die an denselben befindlichen 96 Triebwerke haben zusammen 9095 Pferdekräfte, wovon 8660 durch Privatetablissements und 435 durch die Stadtgemeinde ausgenutzt werden. Der gegen das Mittelalter zwar sehr zurückgegangene, aber immer noch bedeutende Handel wird unterstützt durch eine Börse, eine Reichsbankstelle (Umsatz 1901: 766,3 Mill. Mark), Filialen der königlichen Bank, der Bayrischen Notenbank etc. Zwei »Dulten« (Messen) finden im April-Mai und Oktober, ein Wollmarkt im Juni und mehrere Schaf- und Getreidemärkte statt. Ansehnlich ist auch der Buchhandel. Außer vier Lokalblättern erscheinen in A. noch die »Augsburger Abendzeitung« und die »Postzeitung« (s. unten), nachdem die 1798 von Cotta begründete »Allgemeine Zeitung« 1882 nach München verlegt worden ist.
Als gemeinnützige und Wohltätigkeitsanstalten sind zu bemerken: der Landwirtschaftliche Verein des Regierungsbezirks, ein technischer, naturhistorischer, historischer und Kunstverein, mehrere Waisenhäuser, reiche Pfründneranstalten etc. An wissenschaftlichen Anstalten besitzt A. 2 Gymnasien, ein Lyzeum, ein Studienseminar, ein Realgymnasium, eine Sternwarte, eine Industrie-, Kreisreal-, Kunst-, Musik-, Brauerschule, eine Handelslehranstalt, eine landwirtschaftliche Winterschule, eine Baugewerkschule, eine Taubstummen- und eine Blindenanstalt etc. Die Bibliothek (Staats-, Kreis- und Stadtbibliothek, s. Tafel »Bibliothekgebäude I«, Fig. 4, II, Fig. 4) hat 200,000 Bände, zahlreiche Handschriften und eine seltene Inkunabeln- und Bibelsammlung. Die königliche [⇐115] [116⇒] Gemäldegalerie, in den Räumen des ehemaligen Katharinenklosters, enthält besonders Gemälde der altschwäbischen Schule (von Hans Holbein dem ältern und Burgkmair), außerdem solche von Rubens, Tizian, Tintoretto, Leonardo da Vinci, Rembrandt, van Dyck, Altdorfer, Dürer, I. de Barbari, Poussin, Salv. Rosa, Ostade, Ruisdael und andern namhaften Meistern, zusammen 800 Nummern. A. ist Sitz der Regierung für Schwaben, eines Oberlandes- und Landgerichts, eines Bezirksamts, des Kommandos der 2. bayrischen Division, der 3. Infanterie- und der 2. Kavalleriebrigade, eines Hauptzollamts und eines Bistums mit Domkapitel. Der Magistrat besteht aus 25, das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten aus 42 Mitgliedern. Der Landgerichtsbezirk A. umfaßt die acht Amtsgerichte zu Aichach, A., Burgau, Friedberg, Landsberg a. L., Schwabmünchen, Wertingen und Zusmarshausen.
[Geschichte.] A. ward 15 v. Chr. nach Eroberung Vindeliziens durch die Römer von Drusus unter dem Namen Augusta Vindelicorum angelegt. Die Kolonie wurde bald als Handelsplatz sowie als Knotenpunkt mehrerer Straßen wichtig und die Hauptstadt von Vindelizien oder Raetia secunda. Mit den römischen Legionen kam das Christentum früh nach A., wie auch die Legende von der Märtyrerin St. Afra (gest. 304) zeigt. Bald entstand in dem mittlern Teil der alten römischen Stadt ein Kastell, das um 536 an die Franken kam. 832 kommt zuerst der Name A. (Augustburg) vor. Kaiser Otto I. schlug 955 die Ungarn auf dem Lechfeld im Südosten von A. und erweiterte die Stadt nach der Nord- und Südseite hin. Herzog Welf von Bayern zerstörte sie zwar 1026 in einer Fehde mit dem Bischof, doch erstand sie bald neu. Die Bürger von A. erwirkten 1276 die Anerkennung ihres Stadtbuches und die Bestätigung Augsburgs als freier Reichsstadt, worauf sie sich 1331 dem Schwäbischen Städtebund anschlossen. Das Stadtregiment hatten 12 Personen, deren Vorstände Stadtpfleger hießen. Diese Consules oder Bürgermeister wurden nur aus den eingewanderten freien Bürgern oder Patriziern genommen. 1368 gewannen die Zünfte maßgebenden Einfluß auf die Regierung, so daß diese wesentlich demokratisch wurde. Kaiser Siegmund befreite 1426 die Stadt von der Gewalt der kaiserlichen Land- und Stadtvögte. Damit begann Augsburgs Blütezeit. A. war nächst Nürnberg der Mittelpunkt des Handels zwischen Italien und dem Norden und zwischen dem Orient und dem nordwestlichen Europa. Die Kaufhäuser der Fugger und Welser waren weltberühmt, die »Augsburger Pracht« sprichwörtlich. Die Verbindung mit Italien beförderte die Pflege der Künste und Wissenschaften, die Malerei wurde von Burgkmair und den beiden hier gebornen Holbein ausgeübt. Durch die Entdeckung des Seewegs nach Ostindien und Amerikas aber erhielt der Handel Augsburgs einen großen Stoß. Die Reformation fand in A. früh Eingang. 1518 hatte Luther dort seine Zusammenkunft mit dem Kardinal Cajetan. Hier wurden mehrere Reichstage gehalten, die berühmtesten 1530, wo die Augsburgische Konfession (s. d.) übergeben, und 154748, wo das Interim beschlossen wurde. 1555 ward hier der zweite Religionsfriede (s. Augsburger Religionsfriede) geschlossen. Luthers Lehre herrschte in A. seit 1534, wofür aber die Stadt im Schmalkaldischen Kriege büßen mußte. 1548 stellte Karl V. die aristokratische Regierungsform wieder her. Seitdem überwog die Zahl der Katholiken. Im Dreißigjährigen Kriege besetzten 1632 die Schweden die Stadt, 1635 mußte sie sich aber den Kaiserlichen ergeben. 1646 wurde sie von Wrangel vergeblich belagert. Im Spanischen Erbfolgekrieg eroberte sie 1703 der Kurfürst von Bayern und trieb eine Kontribution von 4 Tonnen Goldes ein, räumte sie aber 1704. Auch in dem Österreichischen Erbfolgekrieg wurde A. hart mitgenommen, hob sich aber bald durch Handel und Industrie wieder. 1803 wurde es durch den Reichsdeputationshauptschluß als Reichsstadt bestätigt, doch infolge des Friedens zu Preßburg ergriff Bayern 26. Dez. 1805 von A. Besitz, und 4. März 1806 erfolgte die Einverleibung. Seit 1837 ist A. die Hauptstadt des Regierungsbezirks Schwaben und Neuburg. Vgl. Wagenseil, Geschichte der Stadt A. (Augsb. 182022, 3 Bde.); Jäger, Geschichte von A. (2. Aufl., das. 1862); Werner, Geschichte der Stadt A. (das. 1899); Kleinschmidt, A., Nürnberg und ihre Handelsfürsten im 15. und 16. Jahrhundert (Kassel 1881); die von der bayrischen Akademie der Wissenschaften herausgegebenen »Chroniken der deutschen Städte«, Bd. 4, 5, 22, 23 u. 25 (Leipz. 186596); Meyer, Urkundenbuch der Stadt A. (Augsb. 187478, 2 Bde.); Roth, Augsburgs Reformationsgeschichte 15171527 (2. Aufl., Münch. 1902); Graßmann, Entwickelung der Augsburger Industrie (Augsb. 1894); Buff, Augsburg (Zürich 1883); Derselbe, A. in der Renaissancezeit (Bamb. 1893); Probst und Müllegger, A. in Bild und Wort (Augsb. 1897). [⇐116]
[15⇒] Augsburg, 1) (Geogr.), Hauptstadt des baierischen Kreises Schwaben u. Neuburg, zwischen dem Lech u. der Wertach, um u. auf einem Hügel (Rosenauberg), Sitz der königl. Regierung, eines Kreis- u. Stadtgerichts, Wechselgerichts 1. Instanz, Wechselappellationsgerichts, Oberpost-, Eisenbahn-, Hauptzoll-, Rent- u. Salzamtes, Stadtcommissariats, Magistrats 1. Klasse, Bisthums mit dem Domkapitel, des 2. Armee-Divisions-Commandos. Die Stadt ist mit Mauern u. Gräben umgeben, doch höchstens gegen einen Überfall gesichert; sie zerfällt in die obere, mittlere u. untere Stadt. A. hat 5 Haupt- u. 5 Nebenthore, meist breite Straßen u. schöne Plätze mit mehreren Springbrunnen. Der östliche u. tiefer gelegene Theil der Stadt wird von mehreren Kanälen des Lech u. der Brunnenbäche durchschnitten. Diese Kanäle mit dem Wertachkanal (Holzbach, Sinkel) setzen gegen 300 Wasserräder u. Turbinen in Bewegung, sie bieten eine Wasserkraft von mehreren tausend Pferdekräften, versehen die Stadt, ja fast jedes Haus mit gutem Quellwasser u. geben einer großen Anzahl von verschiedenen Fabriken Triebkraft. Kirchen hat A. seit der Secularisation der Klöster nur noch 17, darunter 5 katholische u. 5 evangelische Pfarrkirchen. Merkwürdig: der Dom, im 10._ 15. Jahrhundert gebaut, mit Glasmalereien, Gemälden u. ehernen Flügelthüren u. einem Kreuzgang, welcher einen Reichthum der herrlichsten plastischen Arbeiten vom 14. bis 16. Jahrh. enthält, die protestantische St. Annen-, Barfüßer-, St. Ulrichs- u. Kreuzkirche, alle mit Gemälden von Rubens, L. Cranach, A. Dürer, Rottenhammer u.a. Andere Gebäude: das 16161620 von Holl gebaute Rathhaus, eins der schönsten Deutschlands, in ihm ist der große goldene Saal (in ihm u. den daran stoßenden 4 Fürstenzimmern fanden 2 Wahlen römischer Könige Statt); gegenüber das Polizeigebäude u. die neue Börse, u. nahe dabei der auf der Anhöhe Perlach einzeln stehende Perlachthurm an der 1064 gebauten Peterskirche, mit 300 Stufen, u. das 1607 gebaute Zeughaus, das Geschütz-, Gieß- u. Bohrhaus, die königl. Residenz beim Dom (sonst Bischofspalast, wo die Augsburgische Confession 1530 übergeben wurde, früher ein adeliges Fraueninstitut, jetzt durch den König Ludwig I. als Benedictinerabtei hergestellt), das Theater in der Jakobervorstadt; die 1519 von den Fuggern gegründete Fuggerei. eine kleine Binnenstadt in der Jakobervorstadt, mit 6 Gassen, 3 Thoren, eigener Kirche u. 106 Wohnungen, welche Unbemittelten für 2 Gulden Jahreszins für jede Wohnung offen stehen. Wissenschaftliche u. Wohlthätigkeitsanstalten: Protestantische Studienanstalt (Gymnasium) bei St. Anna, katholische Studienanstalt bei St. Stephan, katholisches Studentenseminar, katholisches Seminar der Adeligen, 1835 neugegründete Benedictinerabtei; Polytechnische Schule, Kreis-, Landwirthschafts- u. Gewerbschule, Handwerks-Feiertags-Schule u. sonntägige Zeichnenschule; Kleinkinder-Bewahranstalten; 12 Knaben- u. 11 Mädchen-, 13 Sonn- u. Feiertagsschulen; 4 weibliche Industrie-Schulen; Töchter-Anstalt für die Katholiken bei den englischen Fräulein, für Protestanten im v. Stettenschen Erziehung s- u. Ausstattungs-Institut (1803 von Barbara v. Stetten mit 300,000 Fl. gegründet); Landwirthschaftlicher Verein des Kreises Schwaben, [⇐15][16⇒] Polytechnischer, Kunst-, Gewerbs-, naturhistorischer u. historischer Verein, königliche Gemäldegallerie mit trefflichen Gemälden aus der altdeutschen, insbesondere der schwäbischen Schule, auch mehrere vorzügliche Italiener sind in ihr vorhanden. Mehrere Privatsammlungen von Gemälden, Kupferstichen u. Alterthümern; Maximiliansmuseum, in welchem die Gewerbshalle, der historische u. naturhistorische Verein ihre Sammlungen ausgestellt haben; die historischen umfassen die römischen Alterthümer der Stadt u. des Kreises, mittelalterliche Kunstgegenstände, Kupferstiche, Handzeichnungen, Gemälde, Münzen, Siegel, Autographe, darunter bes. große Seltenheiten, wie die Vertheidigungsschrift Götzens von Berlichingen von seiner eigenen Hand geschrieben, u. eine reichhaltige historische Bibliothek; die naturhistorischen Gegenstände aus allen Bereichen der Natur, eine bes. schöne Colibrisammlung mit 790 Arten u. eine paläontologische Sammlung; in der Gewerbshalle sind die hervorragendsten gewerblichen Erzeugnisse u. Musterzeichnungen ausgestellt; Vereinigte königliche Kreis- u. Stadtbibliothek mit 125,000 Bänden, Sternwarte; mehrere Waisenhäuser, Kranken- u. Versorgungs-Institute, Beschäftigungs- u. andere Wohlthätigkeits-Anstalten, worunter das evangelische Armenhaus des Goldarbeiters Klauke, 1805 mit einem Vermächtniß von 400,000 Gulden gestiftet u. mit einer Aussteueranstalt verbunden; die Henlesche Stiftung (1853), ein Krankenhaus für Protestanten u. Katholiken, mit 100,000 Gulden Stiftungscapital. Die Industrie, früher sehr gesunken, hebt sich jetzt wieder. Es existiren Fabriken in Coton, Barchent, Leinwand, Wolle, Baumwolle, Seide, Papier (auch gefärbtes), Tapeten, chemischen Producten, Schwefelsäure, Wachsleinwand, Leder, Pergament, Rauch- u. Schnupftabak, Gold-, Silber- u. andere Treffen, Bronze u. Messing, Uhren, optischen, musikalischen u. anderen Instrumenten, Schriftgießereien, Gold- u. Silberarbeiten; die Schnupftabakfabrik von Lotzbeck & Comp., Messingfabrik, Fischbeinfabrik von Dellefaut, 2 Maschinenpapierfabriken, Maschinenbauanstalt von Reichenbach; die Bierbrauerei ist stark. Durch die Kanäle des Lech u. der Wertach werden zahlreiche Mahl-, Säge-, Schleif-, Polier-, Gewürz-, Krätz-, Walk- u. andere Mühlen (darunter die große A-er Mühle mit 20 Mahlgängen), sowie mehrere Eisen-, Kupfer- u. andere Hämmer getrieben. Unter 13 Buchdruckereien ist bes. bemerkenswerth die Cotta'sche mit 9 durch Dampfkraft getriebenen Schnellpressen. Außer mehreren Local-Tageblättern erscheinen in A. die Augsburger Allgemeine Zeitung, die Augsburgische Abendzeitung u. die Augsburger Postzeitung. Der Waarenhandel ist zwar noch bedeutend, aber lange nicht das, was er im Mittelalter war; der Wechselhandel wird durch Bankierhäuser gefördert, n.A. ist nächst Frankfurt der bedeutendste Wechselplatz in SDeutschland. Der übrige Handel betrifft bes. Zwischenhandel zwischen Italien u. Deutschland, Depots für süddeutsche, italienische u. griechische Weine, u. Ausfuhr in Fabrikaten; auch der Buchhandel ist noch von Bedeutung u. beschäftigt 14 Buch- u. Kunsthandlungen. Befördert wird der Handel durch die Eisenbahnen, indem hier der Mittelpunkt des süddeutschen Eisenbahnnetzes liegt, von dem Zweige nach Frankreich, Preußen, Österreich u. der Schweiz auslaufen. Münzen, Maße u. Gewichte. A. rechnet im gewöhnlichen Verkehr nach Gulden à 60 Kreuzer, à 4 Pfennige im 24 Guldenfuß; die eigentliche Wechselzahlung ist der Conventions- od. 20 Guldenfuß (Corrent). A. hatte sonst eigene Münzen; als Münzstätte bestand A. schon in den Zeiten der Karolinger, u. Bischof u. Stadt münzten; vgl. Beischlag, Münzgeschichte A-s, Stuttg. 1835. Maße: die baierische Elle = 369,27 Par. Linien, die A-er kleine (Leinwand-) Elle = 262,62 Par. Linien; der baierische Fuß = 129,88 Par. Linien; der Acker (Jauchart) = 4000 Quadratfuß. Getreidemaß: 1 Scheffel hat 6 Metzen = 24 Vierling = 48 Achtelmetzen = 96 Mäßlein = 208 Schenkmaß = 8944 baierischen Decimal-Kubikzoll = 11209,5984 französischen Kubikzoll. Flüssigkeitsmaß: der Schenkeimer = 60 Schenkmaß = 2580 baierischen Duodecimal-Kubikzoll; der Visireimer = 64 Schenkmaß; die Maß = 53,8923 Par. Kubikzoll. Gewicht: Handelsgewicht hat der Centner 100 Pfund, = 108,917 preuß. Pfd.; 1 Pfd. = 32 Loth = 128 Quent = 512 Richtpfennige = 560 französischen Grammen. Gold- u. Münzgewicht ist die Kölnische Mark. Öffentliche Vergnügen. Geschlossene Gesellschaften: Erheiterung, Frohsinn, Gemüthlichkeit; zur Promenade dienen die Alleen um die Stadt. Vergnügungsplätze außer der Stadt: Schießgraben, Rosenau, Badeanstalten von Bosch u. Ott, der 7 Tisch-Wald mit der Insel, dem Ablaß u. den 7 Tischen. Einwohner: Civilbevölkerung 35,132, mit dem Militär. 10,695, mit 3/5 Kaëtholiken, 2/5 Protestanten u. 100 Juden. Wappen (Pyr, soll griechisch sein u. Fichtennuß bedeuten): eine grüne Fichtennuß auf weiß u. roth halbirtem Felde; es soll schon das Coloniezeichen der römischen Augusta Vindelicorum gewesen u. in einer colossalen Abbildung 1467 unter den Trümmern eines alten römischen Wartthurmes aufgefunden worden sein. 2) (Gesch.). A. war ein alter germanischer Ort, der nach der Volkssage Cizaris (Zizeris) geheißen haben sollte; im I. 13 v. Chr. schickten die Römer, nach Besiegung der Vindelicier, eine Colonie hierher u. nannten diese Augusta Vindelicorum. Wegen seiner Lage an der Straße von Bregenz nach Regensburg war der Ort wichtige Handels- u. die Hauptstadt von Rhätien u. Sitz des Schatzmeisteramtes in Rhaetia secunda. In der 2. Hälfte des 4. Jahrh. wurde es von den Römern aufgegeben u. den Alemannen überlassen. Das Christenthum wurde früh hier gepredigt, u. 304 starb Sta. Afra (s.d.) hier den Märtyrertod, u. 582 wurde ein Bisthum hier gegründet. 481 wurde A. von Attila zerstört, doch bald wieder aufgebaut; 496 kam es unter die Franken; in den Kriegen Karls d. Gr. mit Thassilo ward es abermals zerstört. Später stand A. unter den Herzögen von Schwaben, u. Herzog Ulrich schützte es gegen die Ungarn, welche Kaiser Otto I. 955 in der Schlacht auf dem Lechfelde bei A. besiegte; des Kaisers Gemahlin, Adelheid, gründete den Dom. Herzog Welf von Baiern schleifte es 1026 in einer Fehde mit dem Bischof; 1077 versammelte Herzog Rudolf von Schwaben hier die Fürsten zum Bund gegen Heinrich III.; 1084 eroberte u. plünderte es Herzog Leopold von Österreich u. 1088 Herzog Welf von Baiern; 1132 unter Kaiser Lothar II. ward es nochmals ausgeplündert. Hier ward auf dem Reichstage [⇐16][17⇒] 1158 (den 14. Juni) von päpstlichen u. kaiserlichen Bevollmächtigten ein Friedensvertrag zwischen Papst Hadrian IV. u. Kaiser Friedrich I. zu Stande gebracht. A. hatte sich schon unter den Hohenstaufen, bes. unter Konradin, allmählig mehrere Freiheiten zu verschaffen gewußt; Kaiser Rudolf bestätigte 1276 es als freie Reichsstadt. A. war damals durch 12 patricische Rathsherren regiert, unter Karl IV. 1368 wurde aber diese Regierungsform, bes. durch die Weber, in eine demokratische umgewandelt. Karl V. gab 1548 die Regierungsgewalt wieder in die Hände der Patricier, welche A. durch ihren Reichthum, sowie durch den Handel bei der günstigen Lage zwischen Italien u. dem Norden, u. hauptsächlich auf dem Handelswege zwischen dem Orient u. dem nordwestlichen Europa, zu hoher Bedeutung brachten. Weltberühmte Bürger u. Kaufleute A-s waren die Fugger u. Welser (s. b.). Durch die Entdeckung des Seeweges nach OIndien u. die Amerikas kam A., das zuweilen eine Bevölkerung von 80100,000 Ew. gehabt hatte, sehr herab. Die Reformation fand in A. früh Eingang. Hier mehrere Reichstage, so 1530, wo die Augsburgische Confession (s.d.) in der bischöflichen Residenz dem Kaiser übergeben wurde u. die Confutation erfolgte; 1548, wo der Kaiser mit mehreren deutschen Fürsten den Vertrag abschloß, wodurch der Burgundische Kreis Deutschland einverleibt, u. das Interim beschlossen wurde (s.u. Reformation) u. Kurfürst Moritz von Sachsen feierlich die Belehnung mit der Kur empfing; 1555, wo der Passauer Vertrag bestätigt u. der 2. Religionsfriede (s.d.) geschlossen wurde. Im 30jährigen Kriege besetzten 1631, nach dem Lechübergang, die Schweden A.; 1634, nach der Schlacht bei Nördlingen, nahmen es die Kaiserlichen unter dem Herzog von Baiern wieder, u. es blieb nun in ihren Händen, ward aber 1646 von Wrangel im Sept. belagert, aber von den Kaiserlichen im Oct. entsetzt. Hier am 21. Juli 1686 Augsburger Allianz zwischen Österreich, Holland, Schweden, Brandenburg, Baiern u. mehreren kleineren deutschen Staaten gegen Frankreich, welcher 1689 der Wiener Bund folgte (s. Reunionskrieg). Im Spanischen Successionskrieg 1703 beschoß der Kurfürst von Baiern A. u. nahm es ein, die Besatzung von 7000 Kaiserlichen wurde nach Nördlingen geführt, doch räumten die Baiern 1704 die Stadt wieder. 1713 wurde der Reichstag wegen einer Pest von Regensburg hierher verlegt, u. blieb hier bis 1714. Im Österreichischen Erbfolgekriege u. im Revolutionskriege litt A. viel. 1803 ward es durch den Reichstagsdeputationsreceß als Reichsstadt bestätigt, kam aber im März 1806 nach der Aufhebung des Deutschen Reiches an Baiern. Hier im Juli 1854 die bischöflichen Conferenzen od. Versammlung der Bischöfe des baierischen Episkopates. Vgl. Kaiser, A., seine ehemalige u. jetzige Lage, Augsb. 1818; v. Seida u. Landensberg, Beschreib. aller Kirchen-, Schul-, Erziehungs- u. Wohlthätigkeitsanstalten zu A., ebd. 1813, 2 Bde.; dessen Taschenbuch zur Kunde von A., ebd. 1822; Gullmann, Geschichte der Stadt A., ebd. 181922, 6 Bde.; Wagenseil, Verf. einer Gesch. der Stadt A., ebd. 182022, 3 Bde.; v. Seida, Gesch. von A., 1826, 2 Bde.; Jäger, Gesch. von A., ebd. 1840; v. Rayser, Die römischen Denkmale in A., ebd. 1820; G. Cölestin, Historia comitiorum. Augsb., Frkf. 1576. 3) Sonst reichsunmittelbares Bisthum, 46 QM., 80,000 Bewohner in 2 Städten, 11 Flecken u. vielen Dörfern u. 400,000 Gulden Einkünfte. Der erste Bischof war Sosimus I., er wurde 582 eingesetzt u. st. 600; von den übrigen 61 Bischöfen, die seit dem 15. Jahrh. in Dillingen residirten, sind merkwürdig: Ulrich, Graf von Dillingen, ward 923 Bischof, vertheidigte A. gegen die Ungarn u. focht tapfer in der Schlacht auf dem Lechfelde, st. 973; Christoph von Stadion, zur Zeit der Reformation, verließ 1537 A. u. st. 1543 zu Nürnberg; Otto Truchseß von Waldburg, Nachfolger des Vor., eifriger Verfolger der Protestanten, st. 1573 zu Rom, wo er wegen der Papstwahl mehrmals war u. seit Jahren lebte; Sigmund Franz, Erzherzog von Österreich, seit 1646, abdicirte u. st. 1665; Pfalzgraf Alexander Sigismund, ward 1700 Bischof, erhielt wegen Kränklichkeit 171418 den Bischof von Constanz zum Coadjutor u. st. 1737; Joseph, Prinz von Hessen-Darmstadt, ward 1740 Bischof u. st. 1768; Clemens Wenceslaus, des Vor. Nachfolger, zugleich Bischof von Freisingen u. Regensburg, u. Erzbischof u. Kurfürst von Trier, unter ihm ward das Bisthum 1802 säcularisirt u. zur Entschädigung Baierns verwendet. Clemens st. 1812. Vgl. Braun, Gesch. der Bischöfe von A., Augsb. 181318, 4 Bde., Steichele, Beitr. zur Gesch. des Bisthums A., 185053, 2 Bde. [⇐17]
Veränderte Augsburgische Confession, s.u. Augsburgische Confession S. 18.
Augsburger Interim (Kirchengesch.), so v.w. Interim.
Augsburger Interim, s.u. Interim b).
[333⇒] Augsburg (Augusta Vindelicorum der Römer) Hauptst. im bayer. Schwaben und Neuburg, auf einer Landzunge zwischen Lech und Wertach gelegen, 34211 E., mit dem Militär 39340 E. (3/5, Katholiken, 2/5 Protestanten, 20 Judenfamilien). Die Stadt ist mit alten bastionirten Wällen und Graben und schönen Alleen umgeben, nicht regelmäßig gebaut, aber durch einige sehr schöne Straßen, prächtige Springbrunnen, Kirchen und öffentliche Gebäude dennoch eine schöne Stadt. In den 10 Kirchen finden sich noch manche Reste der deutschen Kunst; zu den ausgezeichneten Gebäuden gehören: das Rathhaus, 1616 bis 1620 von Holl erbaut, mit dem großen goldenen Saal; die königl. Residenz, einst der Palast der Bischöfe; die Börse; das Zeughaus; die Mauthhalle; die Benediktinerabtei. A. hat 2 Gymnasien, eine polytechnische Schule, in den Frauenklöstern Erziehungsinstitute für die weibliche Jugend; bedeutende Stadtbibliothek und Gemäldesammlung. Unter den vielen wohlthätigen Anstalten und Stiftungen ist die Fuggerei merkwürdig, eine Stadt in der Stadt, mit 6 Gassen, 3 Thoren, 1 Kirche, 106 Wohnungen, 1519 von den Fuggern erbaut. A. ist Sitz eines Bischofs, der Kreisregierung, eines Wechselgerichts J. Instanz, Oberpost-, Hauptzollamts etc. Es hat eine bedeutende Industrie in den wichtigsten Fabrikzweigen, die Gold- und Silberarbeiten behaupten ihren alten Ruhm, auch der Buchhandel ist sehr bedeutend. A. ist der Hauptstapelplatz für süddeutsche und ital. Waaren, der bedeutendste Wechselplatz für Südwestdeutschland und die östliche Schweiz, ist durch Eisenbahnen mit München, Nürnberg in Verbindung, in kurzer Zeit mit Lindau am Bodensee und nicht ferner mit Ulm. A. war als Augusta im Vindelicierlande eine blühende röm. Municipalstadt, nahm das Christenthum frühe in seine Mauern auf (vergl. Afra) und sein Bisthum reicht deßwegen in die christliche Vorzeit zurück. Nach den Stürmen der Völkerwanderung erhob es sich allmälig wieder, war zuerst unter der Oberhoheit seiner Bischöfe, erhielt allmälig eine Freiheit um die andere und wurde durch Rudolf von Habsburg Reichsstadt. Als Stapelplatz des deutsch-italien.-indischen Handels stieg sein Flor mehr und mehr, selbst die heftigen Kämpfe der Zünfte und Patricier thaten keinen Eintrag; Karl V. endigte diese zu Gunsten der Patricier. Im 16. Jahrh. unternahmen die Fugger die größten Finanzoperationen jener Zeit, hatten ihre Comptoirs bis in der Levante, die Welser aber nahmen an der Entdeckung und erobernden Colonisation Amerikas Antheil und besaßen Venezuela als span. Lehen. Inder Reformation spaltete sich A. wie Deutschland, sah Luthern innerhalb seiner Mauern, 1530 den Reichstag. Karl V. strafte es für seine Theilnahme am Schmalkaldischen Kriege, Gustav Adolf besetzte es 1631, nach der Nördlinger Schlacht fiel es in die Hände der Kaiserlichen und blieb ihnen bis zum Ende des Krieges, während dessen es 60000 E. durch Seuchen und Hunger verlor. Nachdem es in den Kriegen Ludwigs XIV. und der Republik manches gelitten, überließ es Napoleon im Preßburger Frieden dem König von Bayern (1806). [⇐333]
[146⇒] Augsburg, die Hauptstadt des Oberdonaukreises im Königreich Baiern, war schon zu den Zeiten des Augustus unter dem Namen Augusta Vindelicorum als großer Handels- und Lagerplatz eine der wichtigsten Colonien der Römer.
Von den Alemannen im 5. Jahrh. zerstört, unter den fränk. Königen, besonders den Karolingern, wieder zu Glanz und Wohlstand gediehen, wurde sie dann vielfach von den Ungarn auf ihren Raubzügen heimgesucht. Später waren besonders die schwäb. Kaiser, vorzüglich Kaiser Rudolf, ihre Beschützer. Schon im 6. Jahrh. ward sie der Sitz eines Bischofs, dann zum reichsunmittelbaren Bisthum erhoben und dieses erst 1802 aufgehoben und zu Baiern geschlagen. Bis ins 16. Jahrh. war sie die bedeutendste Handelsstadt des südl. Deutschlands und diente zum Stapelplatz für den Handel zwischen dem nördl. und südl. Europa. Ihren Wohlstand begründeten und erhielten lange Zeit einige reiche Bürgerfamilien, die sich jedoch von den übrigen Bürgern aristokratisch sonderten. Jetzt zählt A. etwa gegen 200 Handelshäuser, unter denen mehre einen sehr bedeutenden Wechsel. und Speditionshandel, besonders nach Östreich und Italien, treiben. Außer den zahlreichen Fabriken, welche seidene und baumwollene Zeuge liefern, sind besonders die Arbeiten in Gold- und Silbertressen zu erwähnen. Ausgezeichnet durch großartige Handelsthätigkeit steht in A.'s Geschichte besonders das Geschlecht der Fugger da. Die von demselben zum Besten unbemittelter Familien in A. im J. 1519 erbauten Häuser, 106 an der Zahl, bilden mit ihren drei Haupt-und drei Nebengassen eine kleine Stadt, die noch jetzt die Fuggerei heißt. Auch in neuerer Zeit hat sich in A. der Sinn für wohlthätige Unternehmungen bewährt, wobei wir nur Dessen gedenken, was der Bankier von Schätzler für wohlthätige Zwecke that und des Vermächtnisses des Juweliers Klauke von 400,000 Gulden für das evangelische Armenhaus. A. hat gegenwärtig etwa 21,100 Einw., während es im 15. Jahrh. 80,000 und noch vor dem dreißigjährigen Kriege gegen 54,000 hatte. Es ist unregelmäßig gebaut, hat aber einzelne große und im edeln Style erbaute Gebäude. Unter den öffentlichen Gebäuden zeichnet sich das zu Anfange des 17. Jahrh. von Elias Holl erbaute Rathhaus aus. Der sogenannte goldne Saal darin ist 110 F. lang, 58 F. breit und 52 F. hoch; in den daran stoßenden Fürstenstuben befindet sich eine Gemäldegalerie. Unter den Kirchen, die ebenfalls schöne Gemälde enthalten, sind zu erwähnen das St.-Galluskirchlein, dessen Gründung in die ersten Zeiten des Christenthums hinausreicht, und die Domkirche, ein merkwürdiges gothisches Gebäude, dessen Bau im 10. Jahrh. begann und im 15. endete. In A. wurden mehre Reichstage gehalten, unter welchen der im J. 1530 wegen Übergabe des Glaubensbekenntnisses der Protestanten der merkwürdigste ist. Auch wurde zu A. 1555 der Religionsfriede geschlossen. [⇐146]
[368⇒] Augsburg, die Hauptstadt des Oberdonaukreises in Baiern, hat 3690 Häuser und 33500 Einwohner, liegt in einer sehr angenehmen und fruchtbaren Gegend, besitzt mehrere schöne, öffentliche Plätze, ist aber meist eng und finster gebaut. Sie gehört zu den ältesten Städten Deutschlands, ward durch eine römische Kolonie im 12. Jahre vor Christus begründet, und soll im 15. Jahrhunderte 80,000 Einwohner gezählt haben. Merkwürdig ist die Fuggerei, eine Stiftung der Familie v. Fugger, aus 51 Häusern bestehend, für arme Familien bestimmt; ferner das Rathhaus mit seinem goldenen Saale, früher zu Wahlfeierlichkeiten erbaut, jetzt eine Gemäldegallerie enthaltend, und die Residenz, wo 1530 am 25. Juni die Augsburgische Confession übergeben wurde. Augsburg hat drei weibliche Industrieschulen, wo 400 Kinder unterrichtet werden, und außerdem für die Mädchen der gebildeteren Stände 2 Töchter-Institute, welche sich durch reiche Dotationen auszeichnen. Der frühere Glanz von Augsburg, als es noch freie Reichsstadt war, ist zwar erloschen, allein noch treibt es bedeutenden Handel, hat große Kattundruckereien, Baumwollenspinnereien, aber die ehemals so berühmte Weberei ist sehr gesunken. Der Dom verdankt seine Begründung der Gemahlin Otto's des Großen, Adelheide (s. d.). [⇐368]
[69⇒] *Augsburg (Lat. Augusta Vindelicorum): diese ehemalige freie Reichsstadt wurde durch den zwischen Oestreich und Frankreich geschlossenen Presburger Frieden (d. 26. Dec. 1805) dem Könige von Bayern bestimmt. Zwar protestirte der Magistrat förmlich beim Reichstage gegen Bayerns Besitznahme; allein das Reich konnte hierbei nichts thun, da der französische Kaiser es zu einem Vergrößerungsgegenstand Bayerns bestimmt hatte. Dem zu Folge erschien am 4. März 1806 der französische General René und übergab im Namen seines Herrn die Stadt Augsburg nebst ihrem Gebiete den bayerischen Commissarien, welche es denn auch übernahmen und sich den Huldigungseid ablegen ließen. [⇐69]
[98⇒] Augsburg, eine große, schön gebaute und befestigte freie Reichsstadt in Schwaben an der Baierscheu Gränze. Man schätzt die Zahl der Einwohner daselbst auf 37 bis 38000. Fabriken und Manufacturen mancherlei Art, die bis jetzt noch berühmte Gold- und Silber-Arbeit, die feinen Kattune, die Kupferstecher-Kunst, der Buchhandel und mehrere Gewerbe, Künste und Wissenschaften machen diese Stadt berühmt. Von ihr hat das Bisthum Augsburg seinen Namen. [⇐98]
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