Frank [3]

[825] Frank, 1) oder Frenk, Jakob (eigentlich Jankiew Lejbowicz aus Galizien), jüd. Schwärmer und Stifter der kabbalistisch-antitalmudischen Sekte der »Frankisten«, geb. 1720, gest. 10. Dez. 1791. Er war zuerst Branntweinbrenner, gab sich dann als den wiedergebornen Messias Sabbatai Z'wi (s.d.) aus. Er wollte an die Stelle des Talmud den Sohar (das Grundbuch der Kabbala) setzen, worin er die Dogmen des Christentums von der Dreieinigkeit, dem Sündenfall und der Menschwerdung des Messias (Sabbatai Z'wi) zu finden vorgab. Nach ihrer Unterdrückung in Warschau wandte sich die Sekte nach der Moldau, während ihre in Polen zurückbleibenden Mitglieder sich scheinbar dem Katholizismus anschlossen. F. ward auf die Festung Czenstochow gebracht (1773) und erst durch die Russen bei ihrem Einfall in Polen wieder freigelassen. Er lebte hierauf mit fürstlichem Aufwand in Wien, sodann in Brünn und ließ sich endlich 1788 mit seiner vielumworbenen Tochter Eva in Offenbach nieder, wo er als katholischer Christ auftrat. Da teils durch seinen Aufwand, teils durch die zahllosen ihn besuchenden Wallfahrer der Stadt namhafte Summen zuflossen, duldete man ihn gern. Die Sekte der Frankisten hat sich in Polen, der Moldau und der Türkei erhalten. Sie sind judaisierende Katholiken, verheiraten sich nur untereinander, und ihre Häupter geben sich durch eine Medaille zu erkennen. Franks beide Söhne endeten in der Revolutionszeit unter dem Namen Freiin Paris unter der Guillotine. Vgl. Grätz, F. und die Frankisten (Programm, Bresl. 1868); Derselbe, Geschichte der Juden, Bd. 10, S. 380ff.

2) Peter, Mediziner, geb. 14. März 1745 zu Rothalben in der Pfalz, gest. 24. April 1821 in Wien, studierte in Metz und in Pont-à-Mousson Philosophie,[825] dann zu Heidel berg und Straßburg Medizin, ward 1784 Professor der Physiologie und medizinischen Polizei in Göttingen, 1785 Professor der Klinik in Pavia, wo er die medizinischen Lehranstalten und das ganze Medizinalwesen der Lombardei reformierte. 1795 ging er nach Wien, um das Medizinalwesen der Armee zu reformieren, und wurde Direktor des allgemeinen Krankenhauses und Professor der Klinik an der Universität. Er errichtete hier auch ein anatomisches Museum. 1804 ward er Professor zu Wilna und 1805 Staatsrat und Leibarzt des Kaisers zu Petersburg, kehrte jedoch 1808 nach Wien zurück. F. gehörte zu den bedeutendsten Ärzten aller Zeiten und gilt als Begründer der öffentlichen Gesundheitspflege. Er schrieb: »System einer vollständigen medizin ischen Polizei« (Bd. 1–6, Mannh., Stuttg., Wien 1779–1819; 2 Supplementbände, Tübing. 1812 u. 1825; ein dritter Leipz. 1827); »De curandis hominum morbis epitome« (das. 1792–1801, 7 Bde.; deutsch, das. 1794–1811, 9 Bde.; 4. Ausg., Mannh. 1844, 9 Bde., und von Sobernheim, Berl. 1830–34, 10 Bde.; 3. Aufl. u. d. T.: »Spezielle Pathologie und Therapie«, 1840–41, 2 Bde.). Seine »Opuscula posthuma« gab sein Sohn (Wien 1824), seine kleinern Schriften: »De medicina clinica opera omnia minora« Sachs (Königsb. 1844–45, 2 Bde.) heraus. Franks Selbstbiographie erschien Wien 1821. Vgl. Seiler, Peter F. (Dresd. 1895).

3) Siegmund, Glasmaler, geb. 1769 in Nürnberg, gest. 18. Jan. 1847 in München, erlernte in seiner Vaterstadt die Porzellanmalerei und bemühte sich von Jugend auf, die verlorne Kunst der Glas malerei wieder zu entdecken. Nachdem ihm 1804 der erste Versuch gelungen, arbeitete er seit 1814 auf dem Schloß des Fürsten Wallerstein und folgte dann einem Ruf an die königliche Porzellanmanufaktur zu München, wo ihm 1827 die technische Leitung der neugegründeten Anstalt für Glasmalerei übertragen wurde. S. Glasmalerei.

4) Joseph, Sohn von F. 2), geb. 23. Dez. 1771 in Rastatt, gest. 18. Dez. 1842 in Como, studierte in Göttingen, Pavia und Mailand Medizin, wirkte neben seinem Vater zu Pavia, Wien und Wilna, gab 1824 wegen eines Augenübels die Professur in Wilna auf und lebte seit 1826 in Como. Er war ein eifriger Verfechter der Erregungstheorie und verfaßte einen »Grundriß der Pathologie nach den Gesetzen der Erregungstheorie« (Wien 1803); außerdem schrieb er: »Praxeos medicae universae praecepta« (2. Aufl., Leipz. 1826–43, 3 Tle.; deutsch 1828–43, 7 Tle.).

5) Franz Hermann Reinhold, luther. Theolog, geb. 25. März 1827 in Altenburg, gest. 7. Febr. 1894 in Erlangen, wurde 1851 Subrektor zu Ratzeburg, 1853 Gymnasialprofessor zu Altenburg, 1857 außerordentlicher und 1858 ordentlicher Professor der Theologie in Erlangen. Unter seinen Schriften sind hervorzuheben: »Die Theologie der Konkordienformel« (Erlang. 1858–65, 4 Bde.); »System der christlichen Gewißheit« (das. 1870; 2. Aufl. 1881–1884, 2 Bde.); »System der christlichen Wahrheit« (das. 1878–80, 2 Bde., 3. Aufl. 1893); »System der christlichen Sittlichkeit« (das. 1884–87, 2 Bde.); »Vademekum für angehende Theologen« (das. 1892); »Geschichte und Kritik der neuern Theologie« (hrsg. von Schaarschmidt, das. 1894, 3. Aufl. 1898). Vgl. Weber, F. H. R. v. Franks Gotteslehre (Leipz. 1900).

6) Gustav, protest. Theolog, geb. 25. Sept. 1832 in Schleiz, wurde 1859 Privatdozent, 1864 außerordentlicher Professor der Theologie in Jena, 1867 ordentlicher Professor der Dogmatik und Symbolik und Mitglied des evangelischen Kirchenrates in Wien, lebt seit 1902 im Ruhestand. Er schrieb unter anderm. »Geschichte der protestantischen Theologie« (Leipz. 1862–75, 3 Bde.); »Das Toleranzpatent des Kaisers Joseph II.« (Wien 1882); »Symbolae ad recentiorem C. R. ordinis Theologorum evangelicorum Vindobonensis historiam congestae« (das. 1896).

7) Adolf, Industrieller, geb. 20. Jan. 1834 zu Klötze in der Altmark, widmete sich der Pharmazie, studierte 1854–57 in Berlin Chemie und Technologie und trat 1858 in eine Zuckerfabrik zu Staßfurt ein. Nach Aufschließung des Staßfurter Abraumsalzlagers wandte er sich der Verwertung der Kalisalze zu, stellte Chlorkalium und vornehmlich Kalidungmittel dar, veranlaßte im In- und Ausland eine große Reihe von Feldversuchen über Kalidüngung und wirkte unermüdlich dahin, daß dem Kali neben Phosphorsäure und Stickstoff die gebührende Beach tung beim Pflanzenbau zuteil werde. 1865 begann F. die Fabrikation von Brom aus den Mutterlaugen der Staßfurter Salze, und seither hat die Bromproduktion in Staßfurt und Leopoldshall die aus allen andern Quellen überflügelt. Seil 1867 wurden von F. auch Magnesiasalze und Glaubersalz aus den Rückständen der Kalifabrikation dargestellt. Später trennte sich F. von der Staßfurter Industrie und war 1876 bis 1883 Leiter einer Glashütte in Charlottenburg. Er beschäftigte sich mit der Herstellung von Mosaikgläsern und Pasten, erfand eine Kieselgurmasse für Filter und widmete sich dann der Zelluloseindustrie, für die er viele wissenschaftliche Arbeiten lieferte und Fabriken in Europa und Amerika erbaute. Auch bemühte er sich um die Nutzbarmachung der Thomasschlacken und der Torfmoore für Gewinnung elektrischer Energie. In der jüngsten Zeit erkannte er die Eigenschaft der Karbide der Alkali- und der Erdalkalimetalle, atmosphärischen Stickstoff zu binden, und nutzte sie aus für die Darstellung von Cyaniden und von Calciumcyanamid (Kalkstickstoff), das als Dungmittel und zur Herstellung von Ammoniaksalzen benutzt werden kann.

8) Bernhard, Botaniker, geb. 17. Jan. 1839 in Dresden, gest. 27. Sept. 1900 in Berlin, studierte in Leipzig, ward 1865 Kustos des Herbariums der dortigen Universität und habilitierte sich 1866 daselbst als Privatdozent. 1878 wurde er außerordentlicher Professor, 1881 Professor der Pflanzenphysiologie an der landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin und 1899 Vorstand der pflanzenphysiologischen Abteilung im Reichsgesundheitsamt. Er schrieb: »Beiträge zur Pflanzenphysiologie« (Leipz. 1868); »Pflanzentabellen zur leichten, schnellen und sichern Bestimmung der höhern Gewächse« (das. 1869,6. Aufl. 1892); »Die Krankheiten der Pflanzen« (Bresl. 1880, 2. Aufl. 1894–96, 3 Bde.); »Über die auf Wurzelsymbiose beruhende Ernährung gewisser Bäume durch unterirdische Pilze« (Sitzungsberichte der deutschen Botanischen Gesellschaft, 1885); »Die jetzt herrschende Krankheit der Süßkirschen im Altenlande« (Berl. 1887); »Untersuchungen über die Ernährung der Pflanze mit Stickstoff und über den Kreislauf desselben in der Landwirtschaft« (das. 1888); »Über die Pilzsymbiose der Leguminosen« (das. 1889); »Lehrbuch der Pflanzenphysiologie« (das. 1890,2. Aufl. 1896); »Lehrbuch der Botanik« (Leipz. 1892–93, 2 Bde.); »Pflanzenkunde für niedere und mittlere Landwirtschaftsschulen« (Hannov. 1894); »Kampfbuch gegen die Schädlinge unsrer Feldfrüchte« (Berl.[826] 1897, mit 20 Tafeln). Gemeinschaftlich mit Sorauer veröffentlichte er: »Pflanzenschutz«, für Landwirte (Berl. 1892), mit F. Krüger: »Schildlausbuch« (das. 1900). Auch bearbeitete er die 3. Auflage von Leunis' »Synopsis der Botanik« (Hannov. 1883 bis 1886, 3 Bde.), die 11. Auflage von Leunis' Schulbotanik (das. 1891) sowie die 10. Auflage von dessen »Leitfaden der Botanik« (das. 1890) und gab mit Tschirch »Wandtafeln für den Unterricht in der Pflanzenphysiologie« (Berl. 1889ff.) und mit Luerssen seit 1894 die »Bibliotheca botanica« (Stuttg.) heraus.

9) Ernst, Komponist, geb. 7. Febr. 1847 in München, gest. 17. Aug. 1889 in der Heilanstalt zu Oberdöbling bei Wien, bezog die Münchener Universität, wandte sich aber bald dem Studium des Klavierspiels unter Mortier de Fontaine und der Komposition unter Franz Lachner zu, wurde Hoforganist und Korrepetitor der Hofoper in München, 1868 Kapellmeister in Würzburg, 1869 Chordirektor der Hofoper in Wien und später Dirigent des Singvereins und des Akademischen Gesangvereins daselbst. 1872–77 wirkte er als Hofkapellmeister zu Mannheim, dann als erster Kapellmeister am Stadttheater zu Frankfurt a. M., seit Ende 1879 war er als Nachfolger Bülows Hofkapellmeister in Hann over. Von Franks Kompositionen sind besonders Lieder und Chorlieder bekannt geworden (Duettinen für zwei Frauenstimmen aus Kate Greenaways »Am Fenster« und »Rattenfängerlieder« aus Wolffs »Singuf« mit obligater Violine). Er schrieb auch einige Opern: »A dam de la Halle« (Karlsruhe 1880), »Hero« (Berlin 1884) und »Der Sturm« (Hannover 1887) und beendete die von H. Götz unvollendet hinterlassene Oper »Francesca da Rimini« (1877 in Mannheim ausgeführt).

10) Reinhard, Kriminalist, geb. 16. Ang. 1860 in Reddighäuser Hammer bei Battenberg, trat 1883 in den preußischen Justizdienst, dem er bis 1889 an gehörte, habilitierte sich 1887 in Marburg, wurde 1890 als ordentlicher Professor für Strafrecht und Strafprozeß nach Gießen berufen und ging 1900 als Nachfolger Lißts nach Halle, 1902 nach Tübingen. Seine Hauptschriften sind: »Die Wolffsche Strafrechtsphilosophie und ihr Verhältnis zur kriminalpolitischen Aufklärung im 18. Jahrhundert« (Götting. 1887), von der ein Teil u. d. T.: »Des Regnerus Engelhard peinliches Recht« schon vorher als Doktordissertation erschienen war; ferner »Die neuern Disziplinargesetze der deutschen evangelischen Landeskirchen« (Marb. 1890, zuerst in den »Festgaben« der juristischen Fakultät zu Marburg für Wetzell); »Naturrecht, geschichtliches Recht und soziales Recht« (Leipz. 1891); »Strafrechtliche Fälle zur mündlichen Behandlung« (Gieß. 1894; 3. Aufl. 1900); »Freiheitsstrafe, Deportation und Unschädlichmachung« (das. 1895); »Studien zum Polizeistrafrecht« (das. 1897); endlich sein für Studierende und Praktiker bestimmter Kommentar: »Das Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich nebst dem Einführungsgesetz« (Leipz. 1897, 4. Aufl. 1903), sowie zahlreiche Aufsätze in der »Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft«.

11) Sebastian, s. Franck 1).

12) Hans, Formschneider, s. Lützelburger.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 825-827.
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