Dünger

[398] Dünger, alle Stoffe, welche dem Boden zugesetzt werden, um dessen durch den Anbau geminderte Fruchtbarkeit wieder herzustellen, mindestens auf[398] dem früheren Stande zu erhalten, wo möglich aber noch zu steigern; od. alle die Stoffe, welche den angebauten Pflanzen zur Nahrung dienen können. Das Zuführen der dem Boden durch den Anbau entzogenen pflanzennährenden Stoffe selbst nennt man Düngen. Im freien Zustande sorgt die Natur für die Ernährung der Gewächse selbst; die von der Natur bewirkte Zufuhr von Pflanzennahrung genügt aber bei Weitem nicht, wenn der Boden künstlich angebaut wird, denn durch diesen Anbau liefert er eine große Menge Erzeugnisse, welche ihn meist arm an Pflanzennahrung machen. Allgemein anerkannt ist die Wichtigkeit der Mineralbestandtheile für das Pflanzenwachsthum; dagegen sind die Ansichten über die Wirkungsweise u. Bedeutsamkeit der organischen Stoffe in den Düngemitteln getheilt. Während nämlich die Einen (Stöckhardt, Wolff etc.) auch diese Stoffe als solche, od. mehr noch in ihrer Umwandlung zu Humus als nothwendige Pflanzennährmittel erklären, lassen Andere (Liebig etc.) die organischen Stoffe in den Düngemitteln nur physikalische Einflüsse auf den Boden ausüben u. erklären deren Wirkung auf den Ertrag des Bodens nur durch die Umwandlung ihres Stickstoffs in Ammoniak, ihres Kohlenstoffs in Kohlensäure, wodurch den Pflanzen zugleich die nothwendigen Mineraltheile zugeführt werden sollen. So viel steht jedoch fest, daß diejenigen organischen Düngemittel, welche die Erfahrung als die ausgezeichnetsten anerkennt, sich durch einen großen Stickstoffgehalt u. durch einen großen Reichthum an den werthvollsten anorganischen Pflanzennährstoffen (Phosphorsäure, Alkalien etc.) auszeichnen, u. daß die Theorie Einiger, welche behaupten, nur mineralische Stoffe kämen bei der Ernährung der Pflanzen in Betracht, eben so einseitig ist, als die Theorie derer, welche dem Stickstoff die fast alleinige Ernährung der Pflanzen zuschreiben, während doch anorganische u. organische Stoffe gleich wichtig für die Ernährung der Pflanzen sind. Bei der Düngung hat man folgende Erfahrungssätze zu berücksichtigen: die Culturpflanzen brauchen im Allgemeinen ziemlich alle einfachen Stoffe; sie entnehmen diese theils aus der Luft, theils aus dem Boden; einzelne Gewächse brauchen aber von dem u. jenem Stoffe größere Mengen, u. von dem Vorhandensein derselben hängt ihr Gedeihen ab. Hiernach kann man die Düngung infolgende Unterabtheilungen bringen: A) Düngung im Allgemeinen; man muß mit derselben ausgebauten Feldern zu Hülfe kommen, um dieselben wieder in einen Pflanzennahrungsfähigen Zustand zu bringen. Zu dieser Düngung ist der Stallmist durch keinen anderen Körper zu ersetzen; B) Düngung zu besonderen Zwecken; sie dient dazu, einzelne Mängel in gewissen Bodenarten zu ersetzen. Hier würde die Düngung mit Stallmist eine Verschwendung sein, indem man mit demselben vielleicht nur einen od. einige Bestandtheile in den Boden brächte, die man durch andere wohlfeilere Stoffe ersetzen könnte; C) Düngung, welche darauf abzielt, einzelne Pflanzenarten in gehöriger Vollkommenheit zu erzeugen; es muß nämlich eine Pflanze nach der Klasse, in welche sie eingetheilt ist, den Hauptnahrungsstoff in größerer Menge im Boden vorfinden, dieser mag nun den Bodenarten selbst angehören od. künstlich darauf gebracht werden.

Dem Ursprung nach ist aller D. theils anorganisch, theils organisch; man theilt ihn in folende Hauptarten ein: A) Animalisch-vegetabilischer D. od. Stallmist, der in den Viehställen gewonnene D., besteht aus den festen u. flüssigen Auswürfen der Hausthiere, gemengt mit pflanzlichen Streumitteln. Der Stallmist ist, weil der Landwirth Zug- u. Nutzvieh halten muß, der wohlfeilste D., leicht u. schnell in großer Menge zu gewinnen u. von ausgezeichneter Wirkung, weil er alle die Stoffe enthält, welche die Pflanzen dem Boden entzogen haben. Je nach der Thiergattung, von welcher der Stallmist herrührt, ist die Beschaffenheit desselben sehr abweichend. In Betreff der sich aus den Stallmistarten entwickelnden Luftnahrung der Pflanzen, kann man ihn in zwei Hauptklassen eintheilen, in die, welche mehr Kohlensäure als Ammoniak, u. in die, welche mehr Ammoniak als Kohlensäure erzeugt. In der ersten Klasse überwiegt der Rindvieh- u. in der zweiten der Pferdemist. Die verschiedenen Arten des Stallmistes sind: a) Rindviehmist, ist breiartig u. wässerig, verlangt viel Streu, verbindet sich leicht mit derselben, wirkt langsam aber nachhaltend, dünstet während der Gährung nur wenig Feuchtigkeit u. Kohlensäure, kein Ammoniak aus u. kann deshalb längere Zeit im Stalle od. auf der Miststätte liegen, als andere Mistarten; er ist fast jeder Bodenart angemessen, eignet sich aber am besten für leichten u. frischen Boden; b) Pferdemist, ist sehr stickstoffreich, hitzig, trocken u. verwandelt sich bei der Gährung in eine pulverartige Masse. Zur Verhütung dessen muß man ihn öfter mit Jauche begießen, od. mit Gyps bestreuen, od. mit Erde bedecken. Wegen seiner lockernden u. erwärmenden Eigenschaften eignet er sich am besten für schweren, kalten Boden; c) Schafmist, kommt hinsichtlich seiner Eigenschaften u. Wirkung fast ganz mit dem Pferdemist überein; er vermengt sich schwer u. unvollkommen mit der Streu, weßhalb er lange unter den Thieren liegen muß; er wirkt stets schnell u. kräftig, aber nicht über zwei Jahre; d) Schweinemist, geht langsam in Gährung über u. erhitzt sich wenig; der von Zuchtsauen herrührende Mist ist nicht nur gehaltlos, sondern verunkrautet auch das Land, während der Mist von Mastschweinen sehr gut ist. Am besten wendet man den Schweinemist nicht für sich an, sondern mengt ihn auf der Miststätte mit anderen Mistarten e) Federviehmist; Enten- u. Gänsemist hat geringen Werth, dagegen kann man dem Hühner- u. Taubenmist mit Recht den Namen Deutscher Guano beilegen, indem er sehr reich an Ammoniak ist. Man pulvert den Federviehmist u. wendet ihn hauptsächlich zur Düngung von Kraut u. Rüben an. Hierher gehört auch noch f) der Abtrittsmist; am besten wandelt man ihn in Poudrette (s.d.) um, doch kann man ihn auch in flüssigem Zustande anwenden, indem man ihn mit der fünf- bis sechsfachen Menge seines Umfanges Wasser verdünnt.

Zur Bereitung des Stallmistes gehören Streumittel. Dieselben sind Stoffe, welche in den Viehställen untergestreut werden, theils um die flüssigen Auswürfe der Thiere aufzufangen u. einzusaugen, theils um die festen Auswürfe zur besseren Gährung, Ladung u. Vertheilung auf dem Acker zu mengen. In der Regel verwendet man als Streumittel Stoffe aus dem Pflanzenreiche, doch kann man auch Erde, Sand, Mergel, Moder einstreuen. Die gebräuchlichsten Streumittel aus dem Pflanzenreiche sind: a) Stroh, am vorzüglichsten, weil es in seine hohlen Halme den Harn am besten einsaugt; Roggenstroh[399] ist das beste Streustroh; man schneidet es vor dem Einstreuen auf 3–4 Z. Länge; b) Laub, saugt weder den Harn so ein, noch vermehrt es die Düngermasse so stark, wie das Stroh, widersteht auch der Zersetzung sehr lange; c) Kartoffelkraut, in getrocknetem Zustande sehr geeignet; d) Schilf, Binsen, Riedgräser, Farrnkraut, müssen in grünem Zustande abgemacht u. getrocknet werden; e) Sägespäne, vermehren die Düngermasse wenig u. wirken langsam; f) Plaggen, für Haidegegenden von großem Werth; g) Rasen, eignet sich bes. zur Unterlage in solchen Ställen, wo der Mist längere Zeit unter den Thieren liegen bleibt; h) Schneidelstreu, besteht in den gehackten Zweigen der Aste des Nadelholzes, ist eine sehr gute Streu, zersetzt sich langsam u. wirkt nachhaltend; i) Rechstreu, besteht aus den Nadeln des Schwarzholzes u. aus Moos, in stroharmen u. holzreichen Gegenden von großer Bedeutung, wenn sie dem Holzbestande ohne Nachtheil entnommen werden kann, zersetzt sich zwar etwas schwer, wirkt aber nachhaltend. Erde u. Mineralien, die man als Streumittel verwendet, müssen in der Nähe u. leicht zu gewinnen sein, u. die Ställe müssen eine solche Einrichtung haben, daß der Mist längere Zeit unter den Thieren liegen bleiben kann. Durch diese Streumittel wird nicht nur Stroh erspart, sondern sie verhindern auch die Verflüchtigung des Ammoniaks aus den thierischen Auswürfen, doch muß bei ihrer Anwendung (in vollkommen trockenem u. gepulvertem Zustande) die Reinlichkeit der Thiere bewahrt werden.

Von großer Wichtigkeit ist die Behandlung u. Bereitung des Stallmistes; Hauptsache dabei ist, daß von dem Miste so wenig als möglich düngende Stoffe verloren gehen. Um diesen Zweck zu erreichen, muß der Mist entweder zur Düngung angewendet werden, ehe er in Fäulniß übergegangen ist u. flüchtige Stoffe entwickelt hat, od. beim Faulen des Mistes müssen jene flüchtigen Stoffe festgehalten werden. Am besten wird der Stallmist ausgenutzt, wenn er in frischem, ungegohrenem Zustande zum Düngen angewendet wird, denn dann geht seine Fäulniß unter der schützenden Bodendecke vor sich, welche die frei werdenden Gasarten aufsaugt u. festhält, während sie bei der Aufbewahrung des Mistes auf der Miststätte zum Theil ungenützt in die Luft entweichen, wozu noch kommt, daß so aufbewahrter Mist bedeutend an Menge, 20 bis 50 Proc., verliert. Frischer Mist macht ferner den Boden lockerer u. erhält ihn reiner, als der verrottete Mist. Vorzugsweise eignet sich der frische Mist für kalte u. schwere Bodenarten u. für Pflanzen von langer Wachsthumszeit, weil er nicht so schnell wirkt, als der verrottete Mist. Will od. muß man den Mist einige Zeit aufbewahren, so geschieht dieses entweder in den Ställen od. auf der Düngerstätte. Der in den Ställen unter den Thieren aufbewahrte Mist ist stets besser, als der auf der Miststätte aufbewahrte, weil er eine größere Menge Harn aufnimmt u. festhält, die Gährung nur langsam u. mehr innerlich vor sich geht, wenig flüchtige düngende Stoffe entweichen, Sonne, Wind u. Regen davon abgehalten werden. Dient eine Düngerstätte zur Aufbewahrung des Mistes, so ist dieselbe folgendermaßen anzulegen: Sie muß sich in möglichster Nähe der Ställe, entweder vor denselben im Hofe, od. hinter ihnen befinden. Damit die Jauche nicht ablaufen kann, u. damit der Mist durch Wind u. Sonne nicht zu sehr austrocknet, muß man der Düngerstätte eine Tiefe von 11/2–2 Fuß geben. Auf dem Boden u. an den Seiten muß die Düngerstätte undurchlassend sein, indem man eine 1 Fuß dicke Schicht Thon feststampft. Um das Regenwasser abzuhalten, muß rings um die Düngerstätte eine 6–8 Zoll tiefe Schutz- od. Abzugsrinne angebracht werden. Der Sohle der Miststätte ist ein Fall von 2 Zoll auf je 12 Fuß Länge zu geben, u. das dadurch bewirkte Gefälle muß nach der Mitte zu gehen, damit sich daselbst die Jauche sammeln kann, welche mittelst einer Rinne in die an der Seite der Miststätte angebrachte Jauchengrube geleitet wird. Die Miststätte muß eingefriedigt sein, um das Vieh in sie eintreiben zu können, auch ist eine Umpflanzung mit Linde, Ahorn, Buche, Roßkastanie, weißer u. grauer Pappel räthlich, um zu verhüten, daß Wind u. Sonne den Mist austrocknen. Noch sicherer wird dieser Zweck durch Überdachung der Miststätte erreicht. In der neuesten Zeit empfahl man, allen Stallmist zu trocknen u. zu pulverisiren; es soll dadurch die Verkohlung des Mistes auf der Düngerstätte verhütet, an Masse erspart, an Gespannkräften gewonnen u. die Kosten des Düngerbreitens erübrigt werden. Was die Behandlung des Mistes auf der Düngerstätte anlangt, so muß er so oft als nöthig mit Jauche begossen od. bespritzt werden, damit er eine möglichst gleichmäßige Zersetzung erfahre; er muß gleichmäßig ausgebreitet werden u. fest auf einander liegen, damit er von dem Winde nicht zu sehr ausgetrocknet wird; man muß ihn mit Erde, Torfabfall, erdiger Braunkohle, Moder, Gyps, Torf- od. Braunkohlenasche durchschichten, od. verdünnte Schwefelsäure od. in Wasser aufgelöstes Eisenvitriol überspritzen, um das Ammoniak zu binden. Den Mist soll man nicht höher als 4 bis 5 Fuß aufschichten u. nicht zu lange in der Miststätte liegen lassen; er soll nicht verfaulen, sondern blos anfaulen. Dieser Zeitpunkt ist gekommen, wenn sich das Streustroh etwas braun gefärbt hat u. so mürbe geworden ist, daß es sich beim Laden leicht mit der Gabel zerreißen läßt. Wichtig ist auch die Behandlung des Stallmistes auf dem Felde; er muß in gleichmäßiger Entfernung u. in gleich große Haufen abgeschlagen werden, u. diese sind sofort zu breiten. Stellt sich dem ein Hinderniß entgegen, so ist der Mist, mit Erde durchschichtet, in größere Haufen zu bringen, diese sind fest zusammenzutreten u. außen mit Erde zu beschlagen. Den Mist soll man alsbald nach dem Breiten unterpflügen, damit sich Kohlensäure u. Ammoniak nicht verflüchtigen. Auch ist der Mist um so früher unterzupflügen, in je frischerem Zustande er angewendet wird u. je mehr der Boden Lockerung bedarf, od. je feuchter das Land ist. Damit sich der Mist im Boden schnell zersetzt u. damit er den Pflanzenwurzeln nicht zu weit entrückt wird, soll er nicht tiefer als 3 Zoll untergebracht werden. Übrigens darf man den Mist nicht in nassem Zustande, auch nicht bei nasser Beschaffenheit des Bodens unterpflügen.

Was die Stärke der Düngung betrifft, so soll man auf eine bestimmte Feldfläche so viel Mist bringen, daß sich die Pflanzen gehörig ernähren können. Man darf aber auch nicht zu stark düngen, damit nicht Lagerfrucht entsteht; je geringer die Menge der organischen u. anorganischen Stoffe im Boden ist, desto stärker muß man düngen. Außerdem hangt die Stärke[400] der Düngung ab von Art u. Beschaffenheit des Mistes, von Lage u. Beschaffenheit des Bodens u. der Art der anzubauenden Pflanzen. Schaf- u. Pferdemist wirken schneller u. kräftiger, aber weniger nachhaltend, daher mit ihnen schwächer, aber öfter gedüngt werden muß. Auch mit frischem Mist muß man stärker düngen, als mit angefaultem. Bindender, kalter, feuchter Boden muß am stärksten gedüngt werden, man braucht ihn aber nicht so oft zu düngen, als den trockenen, lockeren, thätigen Boden. Abhängige Felder sind auf den Höhen etwas stärker zu düngen, als in der Tiefe. Halmfrüchte u. Handelsgewächse verlangen den meisten D.; auf 1 Morgen rechnet man von angefaultem Rindviehmist 100 Ctnr. als eine schwache, 160 Ctnr. als eine mittle, 240 Ctnr. als eine starke Düngung; von Schaf- u. Pferdemist rechnet man 1/3 weniger.

B) Animalischer od. rein thierischer D., rührt entweder von Thiercadavern od. einzelnen Bestandtheilen derselben od. von den reinen festen Auswürfen derselben her. Dieser D. ist noch wirksamer als der Stallmist, man darf ihn deshalb nicht in zu großer Menge anwenden. er muß gehörig vertheilt werden u. seine Zersetzung im Boden muß im Verhältniß zur Entwickelung der Pflanzen erfolgen. Sehr zweckmäßig kann man viele rein thierische Düngemittel mit Kalk u. Erde versetzen u. dann zum Überdüngen der Saaten verwenden, doch darf auch dieser D. nicht in zu großer Menge aufgebracht werden. Das richtige Verhältniß ist das drei- bis vierfache Aussaatmaß des Roggens auf gleicher Fläche. Zu dem thierischen D. gehören: Guano, Knochenmehl, Hornspäne, wollene Lumpen, Fische (s.d. u. Fischguano), Blut, Cadavern, Federn, Borsten, Maikäfer, Pferch, Weidemist (s.d. a.), endlich auch das Düngschwarz, ein Product der Zuckerraffinerien, aus dem Gemenge von Knochenschwarz u. Ochsenblut bestehend, welches zur Klärung des Zuckers gedient hat Seit 1825 zum Düngen benutzt, fand es erst in Frankreich, dann auch in andern Ländern immer größere Anwendung u. wird nun auch in eigenen Fabriken angefertigt. Dieses künstliche Düngschwarz ist indeß gewöhnlich mit noch anderen Stoffen vermengt u. nicht so reich an Stickstoff u. phosphorsaurem Kalk als das bei der Raffinerie gewonnene.

C) Vegetabilischer D., derselbe begreift in sich alle Pflanzen u. Pflanzen theile, welche dem Boden einverleibt werden, ohne daß sie vorher durch den Magen der Thiere gegangen, od. zur Aufsaugung thierischer Auswürfe verwendet worden sind. Der vegetabilische D. bereichert zwar den Boden nicht so sehr, wie der Stallmist u. der animalische D., trägt aber doch zur Beförderung der Fruchtbarkeit desselben wesentlich bei, u. seine Anwendung in einem sehr thätigen Boden ist sogar vortheilhafter, als die des Stallmistes u. die des animalischen D-s, weil er solchen Boden zugleich erfrischt. Zu dem vegetabilischen D. gehören: Unkräuter, Rasen, Stoppeln, Kartoffelkraut, Tabaksstäugel, Wurzelrückstände, Scheunenauswurf, Abfälle von Handelsgewächsen, Sägespäne, Ginster, Schilf, Seetang, Meerlinsen, Post, Torf, Braunkohle, Straßenkoth, Teichschlamm, Moder, Ölkuchen, Zuckererde, Trebern, Trestern, Malzkeime, Gerberlohe, Ruß, Holzkohle (s.d. a.). Gründüngung besteht in dem Aussäen verschiedener blattreicher Pflanzen, die man bis zur Blüthe wachsen läßt, um sie dann unterzupflügen. Die Gründüngung ist hauptsächlich vortheilhaft bei Mangel an anderen Düngemitteln u. bei weit entfernten od. dem Mistwagen schwer zugänglichen Äckern. Am meisten eignet sie sich für warme, scharfe, sehr thätige Bodenarten; auf kaltem, bindendem, feuchtem Boden bringt sie wenig Wirkung hervor. Man wählt zur Gründungung solche Pflanzen, welche sicher gedeihen, schnell wachsen, saftreich sind, eine große Masse an Blättern u. Stängeln geben u. aus der Atmosphäre viel Nahrung anziehen. Bevor sie untergepflügt werden, walzt man sie nieder. Zur Gründüngung eignen sich hauptsächlich die Lupine (s.d.), Rother Klee, Spergel, Erbsen, Wicken, Buchweizen, Raps, Rübsen, Getreide, aber auch Unkräuter, bes. Hederich, wenn sie in großer Menge wachsen.

D) Flüssiger D., hat einen sehr hohen Werth für Feld- u. Wiesenbau; es gehören dazu: a) Menschenurin, enthält sehr viel Stickstoff u. Salze; um seine Zersetzung zu verhindern, vermengt man ihn mit Steinkohlentheer od. Steinkohlenöl; b) Thierharn, ist weit reichhaltiger an Stickstoff als jedes andere Düngemittel, darf aber nicht in Zersetzung übergehen; um seine düngenden Eigenschaften zu erhalten, versetzt man ihn mit Steinkohlentheer u. Gyps od. Eisenvitriol; am vortheilhaftesten wirkt er als D., wenn er den Zustand der Reise erlangt hat; frischer Harn übt auf die Pflanzen eine ätzende Wirkung aus. In der Regel wird aber der Harn nicht in der Form angewendet, wie er von den Thieren kommt, sondern als Jauche (s.d.). c) Gülle, verlangt zur Bereitung eine besondere Stalleinrichtung. Hinter den Viehständen zieht sich eine wagerecht in die Erde eingelassene Rinne hin, die in einen verschließbaren Behälter von Bohlen mündet. Die Rinne wird zur Hälfte mit Wasser angefüllt, der Harn fließt von selbst hinein, die festen Auswürfe aber werden von Zeit zu Zeit mit dem Rechen in die Rinne gebracht. Beim Ausmisten bringt man auch die Streu hinein, wäscht sie aus u. nimmt sie dann wieder heraus. Nachdem die Brühe in dem Behälter gegohren hat, wird sie zur Düngung angewendet. Die Bereitung der Gülle ist nur da an ihrem Platze, wo Wiesenbau u. Viehzucht vorherrschen. Eine andere Form der Gülle ist die Fleischgülle, sie wird bereitet, indem man Fleischabgänge u. Cadaver in eine mit Wasser od. Harn gefüllte Grube bringt u. so lange unter der Flüssigkeit erhält, bis sie sich vollständig zersetzt haben. Außerdem gehören noch zu dem flüssigen D. Lauge, Röstewasser, Blut, Seifenwasser. Großartige Vorrichtungen für Düngung mit flüssig gemachtem D. sind auf dem Pachthofe Myer-Mill bei Ayr in Schottland. In ein großes, etwa 1 Mill. Liter haltendes Reservoir läuft der D. aus den Ställen ab u. wird daselbst mittelst einer mechanischen Rührvorrichtung mit Guano, Wasser u. mit Schwefelsäure behandelten Knochen vermischt. Von diesem Behälter führen unterirdische Röhren nach den Feldern, wo an verschiedenen Stellen senkrechte Röhren angesetzt sind. Auf diese befestigt man Kautschukschläuche, welche, während durch eine Dampfmaschine ein Druck auf die Flüssigkeit ausgeübt wird, nach den zu düngenden Orten gerichtet werden, so daß die Flüssigkeit, wie aus einer Feuerspritze, als Regen auf die Felder niederfällt.

E) Compost od. Mengedünger, besteht aus einem Gemenge allerhand düngender Stoffe u. Erde.[401] Zur Bereitung des Composts sind drei Hauptbestandtheile nothwendig: a) Stoffe, welche in Fäulniß übergehen, Pflanzen- u. Thiertheile, z.B. Kehricht, Holzabfälle, Sägespäne, Torf, Stroh, Unkräuter, Auswürfe der Thiere; b) Stoffe, welche die Zersetzung befördern, z.B. Kalk, Mergel, Asche, Jauche; c) Mittel zur Mischung u. Unterlage, wie Erde, Sand, Rasen, Schlamm, Straßenkoth. Man kann einen Composthaufen bereiten durch regelmäßige Schichtung der Stoffe über einander od. durch sofortige Vermengung der verschiedenen Stoffe. Am besten gibt man den Composthaufen eine ovale Form u. versieht dieselben oben mit einer Vertiefung zur Aufschüttung von Jauche; sie müssen öfter umgestochen werden. Ist der Compost hinlänglich verrottet, so läßt man ihn austrocknen, pulvert ihn u. verwendet ihn entweder zur Kopfdüngung od. auch so, daß man ihn auf den Saatacker ausstreut u. eineggt.

F) Mineralischer D., zeichnet sich durch mehrfache Wirkungsarten aus; er trägt unmittelbar zur Ernährung der Pflanzen dadurch bei, daß der eine od. andere seiner Bestandtheile als Nahrung in die Pflanzen übergeht; er wirkt auf die organischen Stoffe im Boden zersetzend, befördert die Anziehung der befruchtenden Stoffe aus der Atmosphäre u. trägt zur Herstellung eines angemessenen Verhältnisses zwischen Feuchtigkeit u. Wärme im Boden bei. Zu den mineralischen Düngemitteln gehören: Kalk, Gyps, Chilisalpeter, Düngesalz, Mergel, Asche, Sodagyps, Schwefelkohle (s.d. a.), gebrannter Lehm u. alle Salze. Dahin gehört auch die in Holland gebräuchliche Düngung mit Seemuscheln. In einigen Gegenden Englands finden sich in der Kreide Knollen von phosphorsaurem Kalk, welche man dort statt des Knochenmehls zur Düngung benutzt.

G) Künstlicher D., sind fabrikmäßig zubereitete Düngemittel; man kann sie eintheilen in solche, welche aus animalischen u. mineralischen, u. in solche, welche blos aus mineralischen Stoffen bestehen; ferner in solche, welche dem Boden einverleibt werden od. zur Kopfdüngung dienen, u. in solche, welche man nur zur Düngung der Samenkörner verwendet (s. Samendüngung). Nur die zuerst genannte Art des künstlichen D-s, wozu der künstliche Guano, die Poudrette u. die Urinate (s.d. a.) gehören, haben einen reellen Werth, während die zahllosen Düngepulver, welche nur aus mineralischen Stoffen bestehen, in ihrer Wirkung sehr problematisch sind. Ihre Stoffe sollen den Aschenbestandtheilen der Culturpflanzen entsprechen, u. daher bereitet man in den Düngerfabriken auch für jede Pflanzenart eine besondere Düngerart. De Sussex empfiehlt, dem angesäuerten D. 6 Procent Natronwasserglas (Kieselsaures Natron) zuzusetzen; die frei werdende Kieselsäure nimmt die festen Bestandtheile des D-s auf u. verwandelt denselben selbst in eine feste Masse. Ein Zusatz von phosphorsaurer Ammoniakmagnesia zu dem D. soll nach Pierre bes. für Getreidearten eine bedeutende Wirkung hervorbringen. Unter dem Namen Concentrirter D. kommen verschiedenartige Gemische von Thierkohle, Salmiak, Salpeter, Salz, Poudrette etc. in den Handel, deren düngende Kraft aber oft in keinem Verhältniß zu dem hohen Preis steht; nach sorgfältigen Untersuchungen werden solche Düngemittel nicht selten um den zehnfachen Werth verkauft.

Vgl. Kreyssig, Das Ganze des landwirthschaftlichen Düngerwesens, Königsb. 1834; Schmalz, Die Lehre vom D., Lpz. 1831; Dedekind, Verfahren, dem Düngermangel abzuhelfen, ebd. 1842; W. Löbe, Populäre Düngerlehre, ebd. 1843; Schlipf, Populäre Düngerlehre, Pforzh. 1847; Nobis, Düngerlehre, Thorn 1848; Bergmann, Düngerlehre, Lpz. 1850, 2. Aufl.; Nesbit, Der D. u. das Düngen, Berl. 1854; Sprengel, Die Lehre vom D., Lpz 1845, 2. Aufl.; Block, Der thierische D. u. seine Vermehrung, Bresl. 1835; Winckler, Das Düngercapital der Landwirthschaft, Berl. 1851; Förster, Die Hülfsdüngemittel, Mainz 1855; Hartstein, Das englische u. schottische Düngerwesen, Bonn 1855, 2. Aufl.; Habich, Die mineralische Düngung als Grundlage des rationellen Ackerbaues, Braunschw. 1855.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 398-402.
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