1. Hier stinkt's ja, dass man ohnmächtig wird, sagte der Bauer, als er in die Apotheke kam; aber er kam zu sich, als man ihm Saudreck unter die Nase rieb.
Dän.: Bonden daanede i Apoteket men kom til sig, der de holdt ham en sviine lort for næsen. (Prov. dan., 517.)
2. Jeder hat etwas, darnach er stinckt. – Lehmann, 507, 65.
3. Niemand stinckt nach ander Leut mist (Schweiss). – Lehmann, 179, 11 u. 841, 12.
Lat.: Impium est, ab uno exigere, quod ab alio debetur. (Binder II, 1392.)
[863] 4. Was stinkt, das düngt. – Schweiz, I, 192, 107; für Hannover: Schambach, II, 440.
Man pflegt damit die Klagen über die üblen Ausdünstungen der Düngergruben und Misthaufen zurückzuweisen.
5. Wo es nicht stinken darf (soll), muss man nicht brunzen (furzen). – Körte, 6918; Simrock, 9911.
6. Wo es stinkt, da klingt es. – Blass, 22; Frischbier2, 3637.
Gründet sich auf die Meinung, dass Gerber und Abdecker in der Regel wohlhabend sind.
7. Zuletzt legen wir uns alle auf's Stinken. – Frischbier2, 3638.
*8. A stinkt recht vor Faulheit. – Gomolcke, 204.
*9. A stinkt wie a Bôk. (Hirschberg.)
In der Grafschaft Mark: Ha stinked as en Bok (auch as en Huep [Hup], Wiedehopf, Otter, Viterbock, Fuddek). (Frommann, V, 163, 157 u. 169, 157.)
*10. A stinkt wie a moadig Oas. – Gomolcke, 210.
*11. Dä stenk van Hufat. (Bedburg.)
Der stinkt vor Hoffart.
*12. Da stinkt's bei unserm Karl. – Hügel, 157b.
D.h. in diesem Punkte, Wissensfach geht's nicht vorwärts mit ihm.
*13. Da stinkt's wie in der Kleenmeisterei (Scharfrichterei). (Rottenburg.)
Holl.: Zij stinken naar de koppelary, als een waal naar look. (Harrebomée, II, 36.)
*14. Darnach stinken und hinken. – Simplic., I, 59.
*15. Darum stinkt's auch so.
Studentische Redensart zur Abweisung oder Verspottung von Prahlereien und Drohungen.
*16. Das stincket jhm in die Nass. – Herberger, Hertzpostille, I, 694.
*17. Das stincket nach Gelde. – Luther's Tischr., 339a.
Wenn es blos aufs Geld bei etwas abgesehen ist.
Holl.: Hij stinkt naar conserf van roggebrood zeven vademen in den wind. (Harrebomée, II, 355a.)
*18. Das stincket wie der Teuffel. – Herberger, Hertzpostille, II, 170.
*19. Das stinkt hier, als wenn sich der Teufel (die Hosen) zerrissen hätte. (Breslau.)
*20. Dat stinkd as en Oas. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 163, 157.
*21. Datt stinkt, datt Aex (Axt) onn Biel dran hänge bliewe. (Ostpreuss.)
*22. Deam stinket de Mogge (Aermel). (Westf.)
Von schlechtem Ruf.
*23. Der stinkt schon lange nicht mehr. (Nürtingen.)
Ist schon lange todt.
*24. Des stinkt ärger ass 's Bocks Loch. – Birlinger, 696.
*25. Du stinkst wie ein Otter.
»Dannethär werdend sy auch so voll gestanks, dass es in ein sprüchwort komm, in ein übelriechenden Menschen: Du stinkst wie ein Otter.« (Gessner, Thierbuch, XXIX; Forer, 129a; Germania, XV, 104.)
*26. E stänkt vuer Hifert (Hoffart). (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 34, 54.
*27. Er hat sich auf das Stinken gelegt.
Ist gestorben.
*28. Er stinket von eitelm eigenem guhtdünckel. – Schottel, 1118b.
*29. Er stinkt als wenn er beim Schinder in der Kost wäre.
Holl.: Hij stinkt, of hij bij een' viiler in den kost is. (Harrebomée, II, 380b.)
*30. Er stinkt durch die Rippen wie ein alter Bock. (Nürtingen.)
*31. Er stinkt vom eigenen Dünkel. – Sailer, 309.
*32. Er stinkt vor Faulheit wie ein Iltis. – Frischbier2, 3635.
*33. Er stinkt wie a Biber. (Podolien.)
*34. Er stinkt wie der Bauer zwischen den Zehen.
Sagt man in Niederösterreich namentlich von starkriechendem Käse, in welcher Beziehung das Volk in Tübingen reimt: Du appenzeller Mädele, wie machst du denn dein Käs? Man thut'n in e Kubele un druckt 'n mit'n Fidele. (Vgl. E. Meier, Deutsche Kinderspiele und Kinderreime, S. 67. Aehnliches auch in Vernaleken, Alpensagen.)
Holl.: Hij stinkt als een veenboer tusschen zijne teenen. (Harrebomée, II, 327a.)
[864] *35. Er stinkt wie die Pest. (Rottenburg.)
*36. Er stinkt wie die Pestilenz. (Rottenburg.)
*37. Er stinkt wie ein Aas.
Holl.: Hij riekt als een kreng. (Harrebomée, I, 449a.)
*38. Er stinkt wie ein alter Käs. (Troppau.)
*39. Er stinkt wie ein Geisbock. (Stockerau.)
»Der Bock hat ein starken verhassten Geruch, von dannen das sprüchwort auch auf den Menschen zogen, du stinkst wie ein Bock.« (Forer, 61a; Germania, XV, 104.)
*40. Er stinkt wie ein Kapuziner. – Klosterspiegel, 81, 23.
*41. Er stinkt wie ein Kleemeister. (Troppau.)
*42. Er stinkt wie ein Nest voll junger Füchs'. (Nürtingen.)
*43. Er stinkt wie ein polnischer Jud'. (Troppau.)
*44. Er stinkt wie ein Wiedehopf.
*45. Er stinkt wie ein Ziegenbock. – Frischbier2, 3625.
*46. Er stinkt wie eppes (etwas) Rechtes (Vornehmes u.s.w.). – Tendlau, 266.
Dünkel, Einbildung, Hochmuth sind unter allen Umständen widerlich, selbst da, wo wirklich Vorzüge vorhanden sind, noch mehr aber bei Menschen, wo wirkliches Verdienst fehlt. Daher stinkt das Eigenlob, es macht einen unangenehmen Eindruck. Die obige Redensart hat nur Personen im Auge, welche nicht sowol was »Rechtes« und »Vornehmes« sind, sondern nur sich einbilden es zu sein. In demselben Sinne heisst es: Er stinkt wie ein Kozen; eigentlich Richter, Führer, Fürst, hier: reicher Mann.
*47. Er stinkt wie faule Eier.
Holl.: Hij stinkt als een vuil ei met luizen gelardeerd. (Harrebomée, II, 41.)
*48. Er stinkt wie's Luder. (Würtemberg.)
Sehr übler Ruf.
*49. Er stunk, es hätte kei Hund a Stik Braudt vunnen (von ihm) genummen. – Keller, 168a.
*50. Es stinkt, dass Axt und Beil dran hängen bleiben. – Frischbier2, 3636.
*51. Es stinkt ihm aus dem Magen. – Schöpf, 712.
Er kann's nicht verschmerzen.
*52. Es stinkt in der Fechtschule. (Frankfurt a.M.)
Es steht nicht mehr gut (in finanzieller Hinsicht) mit ihm. Wenn ich den N. frage wohin er sein Geld gethan habe, da stinkt's in der Fechtschule, d.h. er kommt in Verlegenheit. (Hügel, 157b.)
*53. Es stinkt mir in die Nase. (Niederösterreich.)
Von dem, was man ungern hat oder thut. Die Arbeit stinkt ihn an, d.i. er arbeitet nicht gern, oder gerade diese Arbeit ist ihm widerwärtig. »Fleisch magst, oabe's Brot stinkt de in d' Noas'n.«
*54. Es stinkt wie die Pest. (Ostpreuss.)
Holl.: Het stinkt zeven roeden in den wind. (Harrebomée, II, 470b.)
*55. Es stinkt wie eine Wanze. – Eiselein, 627.
Holl.: Hij is vuiler dan eene wandluis. (Harrebomée, II, 40.)
*56. Et stänkt, awer et drît. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 324, 225.
1) Trägt, erträgt, trägt ein.
*57. Et stinkt bei'm.
Seine Verhältnisse flössen kein Vertrauen ein, sein Credit schwankt.
*58. Hat stjonkt üsch an Krengh. (Nordfries.) – Johansen, 57.
Es stinkt wie ein Aas (eines Seehundes).
*59. He stinkt as'n Reiger. – Kern, 824.
*60. He stinkt wie e Brannwînsohm. (Sgillen.)
*61. He stinkt wie e Oelpe (Iltis). (Ostpreuss.)
*62. Hjo stjonk, iar's puppi. (Amrum.) – Lappenkorb.
Sie stinken schon, ehe sie winden, stuhlen. Man merkt ihnen die Schlechtigkeit schon an, ehe sie ausgeführt wird.
*63. Nu seggt a, et stinkt, nu heft a söck nich to Dank geschäte. (S. ⇒ Nase 369.) – Frischbier2, 2760.
*64. Se stinkt von Hoffart. – Dähnert, 462b.
*65. Stinga wier an Oltas. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 103.
*66. Stink mal, wie et rickt. – Frischbier2, 3139.
*67. Stinken wie ein fauler Rabe.
*68. Stinken wie ein Teufelsdank. – Luther's Werke, 1541, 426a.
*69. Stink wie ein Wiedhopf. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 81.
*70. Wo et stinket, da hebbe ick natürlich schetten. (Braunschweig.)
71. Wer da stincket, der stincke, saget die Offenbarung. – Mathesius, Historia Jesu, II, LXXa.
*72. Das stinkt mir herauf. (Wien.)
Ist mir sehr widerwärtig, ärgert mich gewaltig.
*73. Das stinckt wie böhmischer Käse. – Herberger, II, 302.
*74. Du stinkst noch vuler wen en as. – Freybe, Redentiner Spiel, 1478.
*75. Stincken wie ein Gebrandtweinbruder. – Herberger, I, 860.
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