Philippīnen

[783] Philippīnen (Islas Filipinas), nördlichste Inselgruppe des Indischen Archipels, früher spanisch, seit 1898 im Besitz der Vereinigten Staaten von Amerika, zwischen 5 und 21° nördl. Br. und 117°16´-126°53´ östl. L., im W. vom Chinesischen Südmeer, im O. vom Stillen Ozean begrenzt (s. Karte »Hinterindien«), besteht aus 3141 größern und kleinen Inseln, darunter die größten: Luzon, Mindanao, Samar, Negros, Palawan, Mindoro, Leyte, Cebu, Bohol, Basilan, Panay, Masbate, mit (einschließlich der Suluinseln) 296,310 qkm Gesamtfläche (s. unten). Die Küsten sind meist zerrissen und von stellenweise gefährlichen Korallenriffen umrahmt. Daher und wegen starker Meeresströmungen und Gezeiten ist die Schiffahrt sehr schwierig. Im geologischen Bau schließen sich die P. an Borneo und Celebes anscheinend aufs engste an. Sämtliche Inseln werden von ansehnlichen Bergketten durchzogen, die im nördlichen Luzon ziemlich nahe aneinander rücken, aber gegen S. und SW. fächerförmig auseinandertreten. Die Ketten bestehen, abgesehen von zahlreichen zum Teil noch tätigen Vulkanen, aus kristallinischen Schiefern (Gneis, Chloritschiefer, Hornblendeschiefer), die von Diorit, Gabbro und Serpentin begleitet werden, sowie aus paläozoischen (?) Ablagerungen. Es lassen sich namentlich zwei Reihen von Vulkanen unterscheiden, eine östliche, die mit dem erloschenen Butulan (1097 m) auf Mindanao beginnt und sich über die ebenfalls erloschenen Vulkane Malutun (2000 m) und Apo (3200 m) bis zu der erst 1871 entstandenen 1627 m hohen Insel Camiguin und bis zu dem Bulusan, dem 2530 m hohen, noch tätigen May on oder Albay in Südluzon fortsetzt, und eine westliche, die von dem Cotaboto auf Mindanao über den tätigen Canloon (2497 m) auf Negros und über den Halcon (2700 m) auf Mindoro bis zu den Vulkanen bei Manila hin und noch weiter nördlich sich erstreckt. Die Laven sind meist Dolerit und Andesit, seltener Trachyt. Einige Vulkane sind erst in jüngster Zeit entstanden, Erdbeben ziemlich häufig. Die Hauptstadt Manila, von drei Vulkanen umgeben, hat wiederholt schwer gelitten. Der Reichtum an Metallen ist außerordentlich groß, aber noch fast ganz unbenutzt; dagegen haben genauere Untersuchungen in den letzten Jahren vielfach stattgefunden. Gold in Adern oder als Waschgold ist auf fast allen größern Inseln nachgewiesen; in Masbate sind drei amerikanische Gesellschaften an der Arbeit, und auch auf Luzon, Camarines, Benguet, Lepanto, Rizal und Mindanao besteht Aussicht auf Goldbergbau. Zusammen mit Gold kommen Silber, Platin (Rizal), Eisen, Kupfer, Blei und Zink (Camarines) vor, außerdem Zinnober, Schwefel, Petroleum, Steinsalz, Kaolin u.a. Das wichtigste Mineral ist eine treffliche Braunkohle von großer Verbreitung. Vgl. über Geologie und Mineralien G. F. Becker in »Annual Report of the U. S. Geological Survey«, Bd. 20 und 21 (1898–1900). Infolge der Anordnung der Bergketten haben sich einige bedeutendere Flüsse bilden können, so auf Luzon der 350 km lange Cagayan, der Pampangan, der nur 20 km lange Pasig (der Abfluß der Laguna de Bay), auf Mindanao der Agusan und der Rio Grande de Mindanao, durch den die Seen von Magindanao und Lignasan abfließen.

Das Klima ist tropisch insular, ohne schroffe Gegensätze der Temperatur bei hoher mittlerer Wärme und großer Feuchtigkeit. Die Periode des Nordostmonsuns (Oktober bis April), der für die Nord- und Ostküsten regnerisch ist, ist die kalte Jahreszeit; die des Südwestmonsuns, der hauptsächlich der Westseite Regen bringt, die warme Jahreszeit. Manila: Januar 24,1°, Mai 28,1°; mittlere Jahresextreme 34,9° und 17,1°; Regenmenge 1886 mm (davon Juni bis November 1700 mm). Der Wechsel der Monsune ist mit heftigen Wirbelstürmen verbunden. Die nördlichen Inseln sind häufiger, die südlichen seltener furchtbaren [783] Zyklonen (Taifuns) ausgesetzt. Vgl. J. Algué, The climate of the Philippines (Census of the Philippine Islands, Washingt. 1904). Die P. nehmen teil an dem üppigen Pflanzenwachstum der malaiischen Tropenflora, charakterisiert durch großen Reichtum an Palmen, von denen die Areca-Palme hier das Zentrum ihrer Verbreitung hat, an Bananen, Laurazeen (Laurus Camphora), vor allem aber an Gewürzpflanzen aller Art (Gewürznelken, Pfeffer, Zimt, Muskatnuß u.a.). Vorherrschend sind viele Dipterocarpus-Arten und die stolze Verbenazee Tectona grandis, die das Tiekholz liefert. Aber auch boreale Typen treten auf, wie Pinus Merkusii und insularis, Farnbäume erst über 330 m Meereshöhe im Dschangel, wo die Luft sehr feucht ist (Forstwesen s. unten). Die P. werden in ihrer Tierwelt zwar zu der malaiischen Subregion gezählt, unterscheiden sich aber von Borneo, Sumatra, Java bedeutend durch das Fehlen großer, zum Teil in der ganzen Region weitverbreiteter Gattungen. Die Affen sind nur durch den Makak (Macacus cynomolgus) und den Schopfpavian (Cynocephalus niger) vertreten, die Raubtiere fehlen völlig bis auf eine Viverre und eine Rollmarderart; Hirsche sind in mehreren Arten vorhanden, gering nur Halbaffen, Insektenfresser, Nager. Zu erwähnen ist das eigentümliche Rind Anoa depressicornis, das sonst nur noch auf Celebes vorkommt. In der Vogelfauna zeigen die P. Verwandtschaft mit dem malaiischen und papuanischen Faunengebiet. An Mollusken bergen sie einen Reichtum wie wenige andre Teile der Erde, auch mehrere ihnen eigentümliche Gattungen; in der Nähe wird der als Venusblumenkorb bekannte prächtige Glasschwamm gefunden.

Die Bevölkerung betrug 1899 auf den verschiedenen Inselgruppen:

Tabelle

Nach der letzten Zählung von 1903 wird die Gesamtbevölkerung auf 7,635,426 angegeben, davon nur 647,740 Unzivilisierte, ferner etwa 25,000 Amerikaner und Europäer, 100,000 Chinesen. 1903/04 wanderten 27,988 Personen ein, darunter 13,151 Amerikaner, 1560 Europäer, 2270 Japaner, 9098 Chinesen; jedoch ist die chinesische Einwanderung seit 1902 gesetzlich sehr erschwert worden. Die hohe Kindersterblichkeit wird durch hohe Geburtsziffern aufgewogen. Die von den Amerikanern eingesetzte Gesundheitsbehörde hat insbes. gegen die endemischen Pocken, gegen häufige Epidemien von Cholera und Pest, gegen Beriberi und Tuberkulose zu kämpfen; der neuerdings von Japanern eingeschleppte Aussatz scheint wieder ausgerottet zu sein. Die große Masse der Bevölkerung bilden Malaien, und zwar überwiegen in der Luzongruppe die Tagalen, auf den südlichen Inseln die Visaya. Dazu kommen Iloco, Igorroten, Pangasina, Cagaya. Im Innern von Luzon, Negros, Mindoro, Panay u.a. hausen 30–35,000 Negrito, Cebu, Tabla, Reste der Ureinwohner, als Jäger und Fischer. Die Tracht besteht bei den Männern aus Beinkleidern von Baumwolle oder Seide, Hemd und Strohhut; die Frauen tragen Jacken aus Baumwolle nebst einem Rock mit Gürtel. Alle kauen Betel (s. d.). Die Küstenbevölkerung bekennt sich äußerlich zum römisch-katholischen Christentum. Der Islam, der vor der Ankunft der Spanier auf den P. Fuß gefaßt hatte, herrscht noch auf der Westseite von Mindanao und den Suluinseln, während die Bewohner der mittlern Inseln, von Südmindanao und dem innern Luzon noch Heiden sind. In Manila residiert ein amerikanischer Erzbischof, der mehrere Bischöfe unter sich hat. Für Unterrichtszwecke sind die P. in 35 Abteilungen unter je einen Superintendenten gestellt. Es gibt etwa 3000 öffentliche Schulen mit 865 amerikanischen und 4400 eingebornen Lehrern und (1904) 227,000 Schülern, Abendschulen für Erwachsene mit 25,000 Schülern, ein Lehrerseminar sowie industrielle u. Handelsschulen. Die St. Thomas-Universität in Manila hat mehrere Fakultäten, dort ist auch eine Anstalt für wissenschaftliche Landesuntersuchung auf großartigem Maßstab geschaffen worden. Hauptprodukte sind Hanf, Zucker, Kaffee, Reis, Tabak, Indigo, Kopra. Der Ackerbau ist noch sehr primitiv; die von den Amerikanern zu seiner Verbesserung geschaffene Staatsbehörde hat Versuchsfarmen angelegt, wo verbesserte Varietäten von Tabak, Han f, Zuckerrohr etc. gezüchtet und Samen, Stecklinge und junge Pflanzen zur Verteilung gezogen werden. Die Behörde befaßt sich auch mit der Bekämpfung schädlicher Insekten, mit den Verfahren zur Zubereitung des Tabaks und mit der Hebung der Viehzucht. Auch für das Forstwesen ist eine besondere Behörde eingerichtet, und die Inseln sind in 14 Forstdistrikte und 55 Forststationen geteilt worden. Die Nutzbäume werden in vier Gruppen unterschieden, von denen die erste namentlich das Ebenholz (Maba buxifolia), den Ipil und Tindalo (Afzelia), den Camagon (Diospyros discolor) umfaßt, die zweite den Tiekbaum, die Supa (Sindora wallichiana) und den Guijo (Shorea guiso) etc.; im ganzen sind 71 Nutzbäume aufgenommen worden. Für die Ausnutzung werden besondere Lizenzen ausgegeben, 1903 waren es 938 für Laubholz, 98 für Gummi und Harze, 53 für Farbhölzer und 43 für Holzkohle, davon 13 an größere Gesellschaften. Von den eingeführten Haustieren: Pferde, Rinder, Schafe und Esel, haben sich nur die beiden ersten akklimatisiert. Eine größere Ausdehnung hat die Entenzucht, namentlich am Pasigfluß. Sehr ergiebig ist Fischfang sowie Trepang- und Perlenfischerei bei den Suluinseln. Der geringe Bergbau (s. oben) war vor Ankunft der Spanier fast ganz in den Händen der Igorroten, die jetzt in den Bergwerken nur noch um Lohn arbeiten. Die Industrie der Bevölkerung beschränkt sich auf Flechten von Matten und Anfertigung von Geweben und Stickereien. Aus Manilahanf werden mit bewunderungswürdiger Handfertigkeit Hemdenstoffe und Zeuge hergestellt, aus Baumwolle und Seide Tapisstoffe. Die Visaya von Ilo Ilo zeichnen sich aus in seinen Geweben aus Ananasfasern (jährliche Ausfuhr 1 Mill. Doll.), die Catalanganen fertigen gute Boote, die Tagalen treffliche Schnitzarbeiten. Lebhafter Küstenhandel wird von Tagalen und Chinesen betrieben; der Großhandel ist in den Händen von Briten, Amerikanern, Deutschen etc., vielfach aber unter Vermittelung der Chinesen. Die Einfuhr betrug 1904: 29,577,731 Doll. und besteht vornehmlich in Reis, Baumwollwaren, Metallwaren, Mehl, Petroleum, Maschinen, Kohlen. Wein; von der 29,149,500 Doll. betragenden Ausfuhr entfallen auf Manilahanf 20,9, Tabak 2,0, Zucker 3,1, Kopra 2,0 Mill. Doll., außerdem werden ausgeführt: Kaffee, Häute, Farbholz, Ilang-Ilang, Aloefaser, Gold etc. Der Handelsverkehr mit den Vereinigten [784] Staaten belief sich 1904 auf 16,8, der mit dem britischen Reich auf 13,4, mit Deutschland auf 2,0 Mill. Doll. Ohne die Küstenschiffahrt liefen 1904 in die Häfen von Manila, Iloilo und Cebu ein Schiffe von zusammen 2,221,557 Ton., darunter 39 deutsche von 37,938 T. Die seit 1904 neugeregelten Einnahmen betrugen 1904: 15,929,796 (davon 8,790,017 aus Zöllen), die Ausgaben 17,563,412 Doll. Durch das neue Währungsgesetz vom Juni 1904 wurde der bis dahin gültig gewesene mexikanische Dollar zur Hälfte des Wertes des nun gültigen Vereinigten Staaten-Dollars festgesetzt. Von Banken gibt es jetzt sechs: die amerikanische, die chinesische, die International Banking Corporation. Hongkong and Shanghai Banking Corporation, die Chartered Banking of India, Australia and China, die Banco Español Filipino. Die wenigen Straßen sind während der Regenzeit fast unpassierbar; die 192 km lange Eisenbahn von Manila bis Dagupan ist die einzige vollendete. Zwei Zweiglinien von 110 km sind im Bau, weitere Strecken von 1600 km geplant. Dem Inlandverkehr dienen 1152 km Telegraphenlinien. Durch die Amerikaner haben die Inseln Kabelverbindung untereinander sowie mit Hongkong, mit Schanghai (seit 1906) und durch das große Pacifickabel über Guam, Midway, Honolulu mit San Francisco erhalten. Die P. stehen unter Zivilverwaltung mit Ausnahme von Teilen der Insel Mindanao und den Sulu-Inseln. Die oberste Regierung ist der Zivilgouverneur, unter ihm vier oberste Behörden für Inneres, Finanzen und Rechtspflege, Handel und Polizei, öffentlichen Unterricht. Die vier amerikanischen Sekretäre dieser Abteilungen bilden zusammen mit drei Filipinos das Kommissariat als gesetzgebende Körperschaft. Die Inseln sind geteilt in 40 Provinzen, eine Unterprovinz und 9 Comandancias, jede unter einem Gouverneur, der vom Volk (durch die Munizipalräte der Städte) gewählt wird; letztere (über 900) haben Selbstverwaltung unter einem Präsidenten und einem Stadtrat. Für die Rechtspflege dienen ein oberster Gerichtshof aus 7 Richtern, 16 Bezirksgerichte, ein Zollgerichtshof u.a. Außer städtischen Polizeitruppen ist eine Konstablertruppe von etwa 7500 Eingebornen unter amerikanischen und eingebornen Offizieren nach fünf Distrikten über das ganze Gebiet verteilt. In Manila erscheint die »Official Gazette« als Wochenzeitung. Hauptstadt ist Manila (s. d.), daneben sind die bedeutendsten Ortschaften Bauan, Lipa, Lauag, Batangas, Albay (auf Luzon), Ilo-Ilo (auf Panay), Argao und Cebu (auf Cebu), Zamboanga (auf Mindanao).

[Geschichte.] Nachdem Karl V. 1529 die spanischen Ansprüche auf die Molukken endgültig an Portugal abgetreten, suchten spanische Entdecker einen Ersatz dafür in entlegenern Gebieten zu finden. So besetzte Miguel de Legazpi 27. April 1565 die schon 17. März 1521 durch Magathães (der sie »Inseln des heil. Lazarus« tauft e, was 1543 nach dem damaligen Kronprinzen und spätern König Philipp II. in »Islas Filipinas« umgeändert wurde) entdeckten und dann durch andre gelegentlich besuchten P. (Cebu) und nahm 23. Juni 1569 von der ganzen Inselgruppe Besitz, die zunächst hauptsächlich als Stützpunkt des Handels mit China benutzt wurde. 1645 litten die P. durch ein furchtbares Erdbeben; 1762–64 waren sie in britischen Händen. Erst im 18. Jahrh. begannen die Spanier in ausgedehnterm Maße Plantagenwirtschaft auf den Inseln zu treiben, während die Augustiner, Dominikaner und Jesuiten eine eifrige Missionstätigkeit entfalteten. Da die geistlichen Orden gleichzeitig auch die Kolonisation des Landes in die Hand nahmen, so gelangte. sie nach und nach zu großem Reichtum und zu einem ausschlaggebenden Einfluß auf die Regierung. Bei den Eingebornen und Mischlingen aber machten sich, je mehr moderne Zivilisation unter ihnen Platz griff, die Ordensgeistlichen mehr und mehr durch ihre Engherzigkeit und Brutalität verhaßt, bis endlich die Verfolgungen, denen einige aufgeklärte Filipinos ausgesetzt waren, diesen seit 1865 den Anlaß gaben, ihre Landsleute zum Aufstande gegen das spanisch-geistliche Regiment aufzurufen. So begann mit dem Jahre 1876 (in demselben Jahre, wo die wegen ihrer Seeräuberei übelberüchtigten Sulu-Inseln einverleibt wurden) eine Periode fast ununterbrochener Aufstände, in denen zwar die Spanier den Eingebornen schwere Verluste beibrachten und nominell Sieger blieben, die ihnen aber die größten Opfer an Geld und Menschenleben auferlegten und die P. zu einem sehr unrentabeln Besitze machten. Doch erkannten schließlich auch die Filipinos an, daß ihre Macht zur Vertreibung der Spanier nicht ausreiche, und aus diesem Grunde schloß ihr Anführer, Aguinaldo, 14. Dez. 1897 einen Vertrag mit den Spaniern, worin diese sich zu erheblichen Zahlungen verpflichteten, während Aguinaldo versprach, seine Landsleute zur Niederlegung der Waffen zu bewegen. Da ihm aber das letztere nicht gelang, blieben auch die spanischen Zahlungen aus, und als im April 1898 der Krieg zwischen Spanien und Amerika ausbrach, kehrte Aguinaldo, von den Vereinigten Staaten unterstützt, nach den P. zurück und bedrängte von neuem die Spanier von der Landseite, während gleichzeitig Admiral Dewey mit einem kleinen, aber kriegstüchtigen Geschwader in die Bucht von Manila einlief und die Hauptstadt von der Seeseite bedrohte. Die Spanier waren absolut zu einem ernsten Widerstand nicht vorbereitet, und so mußte Manila bereits 13. Aug. kapitulieren. Nur im Innern und auf den entlegenern Inseln behaupteten sich, von den Eingebornen und von den Amerikanern gemeinsam bedroht, einzelne spanische Kommandos bis zum Friedensschlusse von Paris, 10. Dez. 1898, in dem Spanien die P. gegen Zahlung von 20 Mill. Doll. an die Vereinigten Staaten abtrat. Bis dahin hatten die Eingebornen den Amerikanern bereitwillig beigestanden in der Hoffnung, daß diese ihnen zur Errichtung einer am 23. Juni 1898 proklamierten philippinischen Republik behilflich sein würden; als die Inseln aber jetzt unter eine Kolonialverwaltung gestellt werden sollten, bei der die Eingebornen nur von den Amerikanern statt von den Spaniern ausgebeutet und unterdrückt werden sollten, richtete sich der Aufstand gegen die Amerikaner, und Aguinaldo machte den amerikanischen Militärgouverneuren, obgleich er gegen sie im offenen Felde sich freilich nicht behaupten konnte, unendlich viel zu schaffen. Schließlich mußte die Union gegen 50,000 Mann regulärer Truppen nach den P. senden, und dennoch reichte ihre Macht nicht weiter in das Innere der Inseln, als bis wohin die Geschütze der schweren Schiffsartillerie drangen. Zudem befanden sich die Vereinigten Staaten in der ihren Verfassungsgrundsätzen direkt zuwiderlaufenden Lage, daß sie einem Volk ihr Joch aufzwängen wollten, das ihnen als den Bringern der Unabhängigkeit die wesentlichste Unterstützung hatte zuteil werden lassen. Die Lage wandte sich erst einigermaßen zum bessern, seit es den Amerikanern Anfang April 1901 gelang, sich durch Verrat Aguinaldos und seines Stabes zu bemächtigen. Die Filipinos setzten zwar unter General Malvar den Widerstand fort, doch[785] artete derselbe mehr und mehr in den Buschkrieg aus, der den Amerikanern zwar im höchsten Maße lästig, aber doch niemals ernstlich gefährlich werden konnte. Unterdessen sind in Manila und andern Küstenplätzen geordnetere Zustände wieder eingekehrt, doch ist der wirtschaftliche Aufschwung der P., den man von dem Eindringen amerikanischen Unternehmungsgeistes erwartete, bis jetzt nur in sehr bescheidenem Umfang eingetreten. Und die Union erlebt an dem neuen Besitz im ganzen so wenig Freude, daß 1905 das Gerücht auftauchen konnte, sie beabsichtige, die P. wieder zu verkaufen. Vgl. Semper, Die P. und ihre Bewohner (Würzb. 1869) und dessen größeres Werk: »Reisen im Archipel der P.«, die zoologischen Ergebnisse enthaltend; Jagor, Reisen in den P. (Berl. 1873); Blumentritt, Die P. (Hamb. 1900); Montano, Voyage aux Philippines et en Malaisie (Par. 1886); Montero y Vidal, Historia general de Filipinas (Madr. 1887 ff.); Foreman, The Philippine Islands (Lond. 1891, 3. Aufl. 1906); Worcester, The Philippine Islands and their people (das. 1898); I. Algué, El Archipiélago Filipino (Washingt. 1900, Atlas, 2 Bde.); »Report of the Philippine Commission« (das. 1900–01, 4 Bde.); F. H. Sawyer, The inhabitants of the Philippines (Lond. 1900); »Report of the Taft Philippine Commission« (Washingt. 1901); Tornow, Die wirtschaftliche Entwickelung der P. (Berl. 1901); Robinson, Philippines, the war and the people (New York 1901); »Census of the Philippine Islands 1903« (Washingt. 1905, 4 Bde.); »The Philippine Islands, 1493–1898«, herausgegeben von Miß Blair, I. A. Robertson u.a. (Cleveland 1903 ff., auf 55 Bände berechnet); Halstead, Story of the Philippines (Chicago 1902); Atkinson, Philippine Islands (Lond. 1905); de Tavera, Biblioteca Filipina (Washingt. 1903); Vindel, Catálogo de la Biblioteca Filipina (Madr. 1904, 2 Bde.); Retana, Archivio del Bibliofilo filipino (das., seit 1895); »Ethnological Survey Publications« (Manila, seit 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 783-786.
Lizenz:
Faksimiles:
783 | 784 | 785 | 786
Kategorien:

Buchempfehlung

Aischylos

Die Orestie. Agamemnon / Die Grabspenderinnen / Die Eumeniden

Die Orestie. Agamemnon / Die Grabspenderinnen / Die Eumeniden

Der aus Troja zurückgekehrte Agamemnon wird ermordet. Seine Gattin hat ihn mit seinem Vetter betrogen. Orestes, Sohn des Agamemnon, nimmt blutige Rache an den Mördern seines Vaters. Die Orestie, die Aischylos kurz vor seinem Tod abschloss, ist die einzige vollständig erhaltene Tragödientrilogie und damit einzigartiger Beleg übergreifender dramaturgischer Einheit im griechischen Drama.

114 Seiten, 4.30 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon