1. Bâr Gonst hoat, krîgt Hêfe. (Henneberg.) – Frommann, II, 411, 128.
Und wer Hefen hat, kann natürlich auch Kuchen seines Glücks backen.
2. Besser eine Hand voll Gunst als einen Sack voll Kunst.
Holl.: 'T gaat wel naar gunst, maar niet naar kunst. (Harrebomée, I, 264.)
3. Der hat Gunst, der sein Gut ausspendet, der Hass, der niemand was zuwendet. – Froschm., O.
4. Die erste Gunst ist Gunst, die zweite schon Pflicht.
5. Die Gunst, Feindschaft und Eigennutz schaffen bei den Richtern nicht viel Gutes.
6. Ein Härchen Gunst zieht stärker als hundert Ochsen.
7. Ein Loth Gunst gilt mehr (ist mir lieber) als ein Pfund Recht.
»Man sagt im sprichwort, ich nehm ein loth Gunst vnd liess einem Pfund Recht.« (Lehmann, 941, 10.)
Frz.: Une once de faveur vaut mieux qu'une livre de justice. (Bohn I, 61.)
It.: Un oncio di favore val più ch' una libra di giustizia. (Gaal, 655; Pazzaglia, 116, 2.)
8. Ein Metzen voll gunst ist mehr, denn ein Scheffel voll gerechtigkeit. – Henisch, 1509, 41; Mathesy, 44b; Körte, 2445.
9. Ein quintlin Gunst wigt (gilt) mehr denn ein Centner Rechts (Kunst). – Henisch, 1781, 6; Petri, II, 219; Parömiakon, 2783; Kirchhofer, 158; Braun, I, 995.
[168] 10. Eine Metze (Quentchen) Gunst vermag mehr als ein Scheffel (Centner) Recht (Kunst). – Pistor., V, 85; Simrock, 4087.
Dän.: Tidt er qvintin gunst bedre en tyve pund retfardigheid. (Prov. dan., 548.)
Holl.: Alle gunsten komen te pas. (Harrebomée, I, 264a.)
It.: Tira più un pelo di favore, che cento paja di bovi. (Gaal, 747.)
11. Eine Unze Gunst und ein Quintl Gold wiegt mehr als ganze Schiffe und Wagen voll Recht. – Sailer, 204.
Die Russen: Ein Solotnik Gunst wiegt zehn Pfund Verdienst auf. (Altmann VI, 427.)
12. Es ist besser ein Sack voll Gunst als ein Sack voll Geld. – Simrock, 8658.
13. Grosse Gunst hat der letzte Wille. – Graf, 205, 174.
Wenn mehrere letztwillige Bestimmungen vorhanden sind, so ist die letzte die entscheidende. Das Sprichwort ist aus dem lübischen Recht entlehnt: Grothe gunst hefft de letzte wille. (Hach, 588.)
14. Gunst bekommt man nicht umsunst.
Man muss sie verdienen, sich ihrer würdig machen.
Frz.: Il n'est point de faveur alors qu'on en est digne. (Cahier, 666.)
15. Gunst bricht Recht, Siegel und Kunst.
Dän.: Gunst og gave kommer retten til at rave. (Bohn I, 372; Prov. dan., 262.) – Medgang giør loven vrang. (Prov. dan., 391.)
16. Gunst durch geschenck erlangt, ist nicht bestendig. – Henisch, 1781, 18.
17. Gunst erregt Neid.
Holl.: Gunst baart nijd. (Harrebomée, I, 264.)
18. Gunst, Freund, Feind und Eigennutz schaffen bei Richtern nicht viel Guts.
Dän.: Gunst, gave og for meget kiendt har tit den armes sag forvendt. (Prov. dan., 262.)
19. Gunst gehet für recht. – Henisch, 1781, 19; Lehmann, II, 239, 93; Petri, II, 363; Latendorf II, 16; Simrock, 4086.
Frz.: Tout se fait par compère et commère. (Cahier, 418.)
20. Gunst geht für Gespunst. – Kirchhofer, 157; Simrock, 4088; Körte, 2441.
21. Gunst geht mit Hurenliebe; die letzte ist je die beste. – Eiselein, 262.
22. Gunst geht vor Recht vnd Kunst. – Gruter, III, 46; Venedey, 134; Kirchhofer, 157; Körte, 2442.
Engl.: Buy the respect of the insolent.
It.: Il favore è cagione, che il torto regna. (Gaal, 812.)
23. Gunst, Gewalt und Geld regiert (verführt) die Welt. – Kirchhofer, 157; Körte, 2440.
24. Gunst ist besser als (geht vor) Gab. – Henisch, 1780, 69; Körte, 2445; Simrock, 4090; Braun, I, 996.
An jedem Geschenk ist der gute Wille das Beste.
Holl.: Gunst is beter dan gift. (Harrebomée, I, 264.)
Lat.: Dat bene (multum), qui dat cum munere vultum. (Gaal, 813.) – Munerum animus est optimus. (Henisch, 1780, 70; Gaal, 813; Seybold, 322.)
25. Gunst ist besser dann Silber vnnd Gold. – Henisch, 1781, 20; Lehmann, 942, 24; Petri, II, 363.
Dän.: Gunst er bedre end givt og gave. (Prov. dan., 262.)
26. Gunst ist blind. – Sailer, 247.
27. Gunst ist von Stroh, aber sie macht das Herz froh.
Holl.: Gunst maakt blij. (Harrebomée, I, 264a.)
28. Gunst ist wetterwendisch.
Dän.: Stoel ikke paa gammel naade, der kand en ny unaade følge. (Prov. dan., 422.)
29. Gunst kann man erlaufen, Verwandtschaft knüpfet man, Liebe findet man, aber Feindschaft muss man kaufen.
30. Gunst macht kunst. – Henisch, 1781, 21; Petri, II, 363.
Holl.: Gunst voedt kunst. (Harrebomée, I, 264.)
31. Gunst überwiegt Stärke. – Winckler, XI, 27.
32. Gunst und Vetterschaft ha'n bei Hofe grosse Kraft.
Frz.: Tout y va par compère et commère. (Bohn I, 59.)
33. Gunst von Herrenleuten thut auf wildem Gaule reiten.
34. Gunst, Weiber und Geld machen aus dem Esel einen Mann von Welt.
35. Gunst, Weiber und Geld machen aus einem Kuhjungen einen Ritter und Held.
Die Franzosen dagegen: Faveurs, femmes et deniers font de vachiers chevaliers. (Leroux, II, 59; Kritzinger, 304b.)
[169] 36. Gunst zu Hoff verkehrt sich offt. – Henisch, 1781, 22; Petri, II, 363.
37. Hat einer nicht gunst, so hilfft kein rede noch kunst. – Lehmann, 942, 24.
38. Heut gunst, morgen vngunst. – Henisch, 1781, 32; Petri, II, 380.
39. Ich nehm fürwar ein Handvoll Gunst vnd liess dir einen Sack voll Kunst. – Melander, 592; Henisch, 1781, 33.
40. Ich nem ein lot gunst wol bereit, lass andern ein pfundt gerechtigkeit. – Henisch, 1781, 35.
41. Ich nem ein Quintlin Gunst, lass einem andern einen Centner rechts. – Petri, II, 398.
Die Gunst der Grossen hat nämlich ein ausserordentliches Gewicht, sodass die Russen sprichwörtlich sagen: Wer einen Werschock in der Gunst des Zaren fällt, der fällt eine Klafter in der Gunst der Hofleute. (Altmann VI, 387.)
42. Kaiserliche Gunst ist wohlriechender Dunst.
43. Man muss den gunsten für die Gabe nemen. – Franck, II, 87b; Tappius, 117b; Henisch, 1781, 41; Lehmann, II, 402, 30; Körte, 2446 u. 3029; Simrock, 4091.
Holl.: Neem de gunst voor de gave. (Harrebomée, I, 264.)
It.: Lo stolto considera il dono, il savio considera l'animo.
Lat.: Munerum animus optimus. (Tappius, 117b; Erasmus, 656.)
44. Mangelt die gunst, so brauch dein kunst. – Henisch, 1781, 40.
45. Ohne Gunst ist die Kunst eitel Dunst.
Dän.: Foruden gunst er kunst som møllen uden veyr og vind. – Gunst fremlokker kunst, kunst behøver gunst. – Har man ei gunst saa hielper ingen kunst. (Prov. dan., 262.)
46. Um ein Loth Gunst lässt man oft ein Pfund Gerechtigkeit. – Körte, 2444.
Dän.: Det kand ei altid gaae saa traaeret til, gunst og gave kommer retten til at rave. (Prov. dan., 210.)
47. Wer der Gunst der Fürsten traut, der hat auf Sand gebaut.
Die Russen: Wer auf die Gunst der Grossen baut, der hat ein schwaches Fundament zu seinem Hause. (Altmann VI, 449.)
48. Wer die Gunst der Herren hat, der hat alle Tugend.
Es ist nicht nothwendig, ausschliesslich an die Gunst der Mächtigen zu denken. Jeder hat seine Günstlinge, denen gegenüber ihn schirmherrliches Bewusstsein erfüllt; jeder vom Fürsten bis zum Stadtbürgermeister und Dorfschulzen herab; und der Gänsejunge fühlt sich gehoben durch die Gunst des Kuhhirten.
49. Wer Gunst hat, bekommt Gewürznägelein.
Die Holländer verkauften früher die Gewürznägelein aus Gunst, weil sie nur allein welche besassen.
50. Wer Gunst hat, dem schadt vnrecht nicht viel. – Petri, II, 715.
51. Wer Gunst hat, dem wird der Sack bald voll.
It.: Dagl' effetti si conosce 1'affetto. ( Pazzaglia, 5, 2.)
52. Wer Gunst hat, kann Gunst verlieren.
Dän.: Ingen huld haver, uden han huld føder. (Prov. dan., 309.)
53. Wer Gunst hat, sitzt bald oben.
It.: Per la grazia si va alla gloria. (Pazzaglia, 155, 14.)
54. Wer hat Gunst, Gnad vnd gangbar Geld, dem wird wol ein gut vrtheil gefelt. – Petri, II, 717; Henisch, 1781, 57.
55. Wer nicht gunst hat, der ist wie ein Windmühle ohne Windt. – Lehmann, 944, 51.
56. Wer nur durch Gunst gestiegen, bleibt, wo er fällt, auch liegen.
57. Will gunst oder glück wol dem Mann, so gilt's gleich, was er kann. – Lehmann, 941, 9.
Dän.: Medhold og lykke vil love fortrykke. (Prov. dan., 391.)
58. Wo die Gunst redet, muss die Zunge das Maul halten (schweigen).
59. Wo Gunst, da ist Kunst.
60. Wo Gunst und Ungunst Urtel spricht, braucht man das Corpus juris nicht.
It.: Il favor è cagione ch' il torto regna. (Pazzaglia, 116, 1.)
61. Wo man nach Gunst urtheilt, wird eher ein Esel als ein verständiger Mann befördert.
62. Wü de Gonst hät, brucht vor de Gow (Gabe) net ze sorge. (Siegen.) – Firmenich, I, 520, 19.
In Bedburg: Wä de Gons hät, dä hät och de Gov.
[170] 63. Zu viel Gunst tödtet die Leut'.
Frz.: La faveur est l'opium: un peu, fait dormir; et beaucoup fait mourir. (Cahier, 665.)
*64. Da geht's nach Gunst und nicht nach Kunst. – Mayer, II, 80.
*65. Er steht (bei ihm, ihr) in Gunst wie der Weihkessel in der Kirche, nahe bei der Thür und weit vom Herzen.
Von einer Person, die keine Gegenliebe findet.
*66. Mit Gunst zu melden für ihrlichen Loiten. – Gomolcke, 788.
Eine Redensart, die man als Vorwort anwendet, wenn man etwas sagen muss, was man für unschicklich hält. In der Pfeiffer'schen Sammlung mit dem Zusatz: Dâr denkt wul nig, dos Dreck sei Vetter is. (Frommann, III, 248, 238.)
*67. 'S isch besser es Hämpfeli Gunst, as e Chratte (Korb) voll G'rechtigkeit. (Solothurn.) – Schild, 61, 67.
68. Die Gunst eines Fürsten ist mit Gefahr umgeben. – Wirth, II, 530.
69. Wer Gunst will haben, muss Ja sagen, Gastrey halten und Geschenk geben. – Wirth, I, 163.
70. Wer sich auf Gunst verlässt, schöpft Wasser mit einem Siebe. – Wirth, I, 190.
71. Wo man nach Gunst regiert, wird ein Esel eher als ein kluger Kopf spedirt. – Wirth, I, 185.
*72. Mit Gunst Meister und Geselle.
Anrede wandernder Gesellen in einer Werkstatt.
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