1. Acht stück in einer Sum gehören zum Christenthum: glaub, lieb, Hoffnung, gedult, bestendigkeit, Vnschuldt, andacht, Messigkeit. – Ottow's Ms.
2. Acht stück sind bei der Alchimey: Rauch, Asch, viel Wort vnd gross vntrew, Erseuffzen tieff vnd schwer arbeit, armut vnd allerley Kranckheit. So du dafür wilt sicher seyn, geh nicht zum Laboratorium ein. – Petri, II, 3.
3. Acht stück sindt allenthalben zu viel vnd auf allen Gassen feil: Lugen, falsche Zeitung, vnzüchtige Weiber, falsche Freundt, Neid, betrügliche Wirt, Bossheit, vergebliche Hoffnung. – Lehmann, 807, 14.
4. An drei Stücken mangelt es den Menschen: am Anfang, Mittel und Ende.
5. Beim ersten Stück ist gut tanzen.
Böhm.: Prvni kus hlava všeho. (Čelakovsky, 316.)
6. Das groste stück gillt. – Agricola I, 702; Gruter, I, 11; Petri, II, 63; Egenolff, 389a.
»Ynn etlichen spielen als mit den steynen zum pflocke schiessen, wenn schon ein steyn zurschossen odder zurworffen ist, so gillt doch das grosse stueck vom steyn, es sey nahend oder weyt vom pflocke gelegen, zu gewin vnnd verlust.«
7. Das ist ein Stück, sagte Beckmann, da sass er mit der Ziege auf dem Dache. – Hoefer, 48; Simrock, 9989.
[928] 8. Drei Stücke hat Gott sich vorbehalten: die Gewissen der Menschen zu beherrschen, zukünftige Sachen zu wissen und aus nichts etwas zu machen.
9. Drei Stücke müssen von der Kanzel bleiben: Stolz, Neid und Streit.
10. Drei Stücke sind lieblich und fein: Guter Wein, schön Weib und das Gewissen rein.
11. Drey stuck sind vortheil gut: der Jung in thaten, der mittel im rahten, der alt im Gebett. – Henisch, 749, 43.
12. Drey stugk sein, dabei man ein narren erkennen magk: das sie gern ampt haben, dan man muss sie gemeinniglich spuleos odder spinmeister heissen; das sie gern oben an sitzen, nicht lustigk odder muths werden, sie sitzen dan oben; das sie gern das wortt haben vnd hehalten. Das grosseste aber ist, dass sie sich gern leichtlich vnd zu sehre erzurnen lassen, vnd also zorn lassen vor ehr gehen, wissen vor zorn nicht, was sie thun odder reden. – Latendorf, Jahrbuch, 265.
13. Ein gewagts stück gilt auff ein rück. – Lehmann, 447, 32.
14. Es gibt kein Stück, wenn der eine den Berg nauff will, der andere nab. (Weingarten.) – Birlinger, 64.
15. Es hat wol ehe ein kleiner stuck ein fuder Hew vmbgeworffen. – Henisch, 1276, 6; Petri, II, 251.
16. Für sechs Stück hütt sich, welcher nicht vertreten wiel: Für ligen, schwert, Kniffen, bürgschafft, vor Weiber vnd böse gesellschaft. – Ottow's Ms.
17. Grosse Stücke schnellen stark.
Lat.: In magno magni copiuntur flumine pisces. (Chaos, 371.)
18. In vier Stücken besteht das höchste Gut in der Welt: gnädiger Gott, gesunder Leib, tugendsam Weib, sanfter, seliger Tod.
19. Je ärger das Stück, je grösser das Glück. – Simrock, 9983; Körte, 5788.
20. Je ärger 't Stücke, je beter 't Glücke. – Schambach, I, 91.
21. Je lühser des Stück, je besser des Glück. (Henneberg.)
22. Je schlimmer Stück, je gröter Glück. – Frommann, VI, 284, 732; Eichwald, 1866; Hauskalender, I.
23. Je slechter Stück, je bäter Glück. (Minden.) – Firmenich, I, 359, 13; für Bremen: Köster, 253.
Je loser, leichtsinniger, liederlicher u.s.w. der Mensch ist, desto mehr soll ihn das Glück begünstigen.
24. Jeder bekommt sein Stück, es sei Glück oder Unglück.
Holl.: Het zij geluk of ongeval, hij krijgt het wel, die 't hebben zal. (Harrebomée, II, 227a.)
25. Jeder schneidet sich die Stücke nach seiner Gabel.
26. Man vertreibt Stück mit Widerstück, Bubenhand mit Schelmentück.
»Wer da ist ein leuffig man, der sol das gut vnd böss verstan, vertreiben stück mit widerstück, Bubenten handt mit schelmendück.« (Murner, Nb., 62, in Kloster, IV, 768.)
27. Neun Stück seindt zu loben, das 10. wil ich mit meinem Munde preisen: ein Mann, der frewde an seinen kindern hat; wer erlebet, dass er seine feinde Vntergehen sihet; der ein Vernünftig weib hatt; der mitt seinen reden keinen schaden thutt; wer nicht dienen muss denen, so es nicht wertt sein; der einen trewen freindt hatt; der klug ist; der da lehret, da manss gern höret; der, welcher weise ist; – Aber wer Gott fürchtet, vber den ist niemandt. – Ottow's Ms.
28. Sechs Stück sind, die zu einem Seelig Ende gehören: ein gutt gewissen, ohn furcht vnd schrecken, ohn grosse quall vnd schmerzen, [929] in christl. gedult vnd gutter wille, gewissheitt des Ewig lebens, gutt Vernunft also, dass man nicht stirbt, Sondern nur einschlaft. – Ottow's Ms.
29. Vier Stück bedarf der Mensch zum Leben: Wein, Schlaf, Philosophie und Freundschaft.
Angeblich ein Ausspruch des Konrad Celtes. (Witzfunken, VIIIa, 19.)
30. Vier Stück bilden das höchste Glück: ein gütiger Gott, ein frommes Weib, ein frischer Leib und ein seliger Tod. – Gerlach, 260.
31. Vier stuck: die zeit, ein wort, die ehr vnd Jugent fort. – Henisch, 816, 69.
32. Vil stuck meren den hauffen. – Hauer, Kiij2; Gruter, III, 88; Lehmann, II, 798, 59; Grubb, 546.
Lat.: Minutula pluuia, imbrem parit. (Hauer, Kiij2.)
33. Vor ein gut stück am Menschen muss man fünf böse abrechnen. – Lehmann, 218, 26; Sailer, 163; Steiger, 394; Simrock, 4118.
34. Wo alles in Stücken, ist nichts zu flicken.
35. Zehn Stück bedarf ein Mensch zu Seinem Leben: Wasser, feuwer, Eisen, Salz, Mehl, Honig, Milch, Wein, Oell und Kleid. – Ottow's Ms.
36. Zwei Stück aus Einem machen, dass der Leib das grösste und der Kopf der kleinste Theil bleibe.
Gehört zu den verhüllenden Ausdrücken, mit dem die ältere Rechtssprache die Strafen des Stranges und der Enthauptung zu bezeichnen pflegte. Nach jener uns humoristisch erscheinenden Rechtssprache enthauptete man nicht, man machte aus dem Verurtheilten in der obigen Weise zwei ungleiche Stücke aus einem, oder man machte ihn des Kopfes (um einen Kopf) kürzer. Wer zum Strange verurtheilt war, der musste in der »Luft reiten«, den »dürren Baum reiten«, die »Luft über sich zusammenschlagen lassen«. (Vgl. Gierke, Der Humor im deutschen Recht.)
37. Zwei vortreffliche Stücke sind: gelehrte Erfahrungen im Urtheilen und Weisheit im Regieren.
*38. A hält grusse Stücke uffen. – Robinson, 933.
Für: Grosse Stücke auf einen halten, sagt man in Warschau jüdisch-deutsch: Er halt vün ihm an Ojlem (Welt) üm loje (und was sie füllt) = er hält von ihm die Welt und was darin ist.
*39. Das Stück hat ausgespielt.
Frz.: Tirez le rideau, la farce est jouêe. (Lendroy, 715.)
*40. Dat Stück is so hungrig, 't künn ên in de Bên bît'n. (Altmark.) – Danneil, 278.
*41. Er hat ein Stück vom Schulsack gefressen.
Mangelhafte Bildung.
*42. Er ist aus dreien Stücken: oben filzin, unten hülzin, in der Mitte pilzin. – Eiselein, 583.
*43. Er ist voll loser Stücke.
»Ehemals stellte er sich, als könnte er nicht auf drei zehlen, und er ist doch in der That mit losen Stücken angefillt.« (Keller, 149a.)
*44. Es ist ein schönes Stück, 's hat kein Knochen darin. – Schles. Provinzialbl., 1873, S. 238.
Vom Fleische entlehnt.
*45. Es ist ein Stück von Albrecht Dürer.
*46. Es ist ein Stück von seinem Herzen.
»Es ist, wie man pflegt zu sagen, ein Stück von seinem Hertzen.« (Herberger, Hertzpostille, Ib, 81.)
*47. Grosse Stücke auf einen (jemand) halten.
Ihn besonders hochachten.
*48. He is ganz vun 't Stück. – Eichwald, 1864.
*49. Man wird zwei Stücke aus ihm machen.
Mittelalterliche Redensart für Hinrichtung mit Schwert oder Beil. (Vgl. Graf, 344.) (S. 37.)
*50. Stück für Stück einen Dreier.
Um gleiche Preise und gleichen Werth anzuzeigen. Die Redensart wird von Leuten gebraucht, die in grossen Städten in den Strassen ihre Waaren ausrufen, und dann scherzhaft von andern sprichwörtlich angewandt. Während man in Berlin den obigen Ruf meist nur zur Weihnachtszeit vernimmt, hört man in den londoner Strassen von den Verkäufern der verschiedenartigsten Gegenstände jahraus, jahrein von früh bis spät in die Nacht rufen: »Only a penny« sodass es so gut wie unbeachtet bleibt. Jemand wettete, er wolle eine Stunde mit einem Teller voll Goldstücken an der belebtesten Strassenecke stehen, ohne dass sich ein Käufer zu den Goldstücken finden werde.
*51. Up sin Stück stân. – Eichwald, 1865.
52. Dat is 'n wunnerboar't Stück, söä' de Osse, doa stund de Oadebar (Storch) up ên Bên. – Schlingmann, 1113.
53. Es seindt drey stück, die ich gern hett: ein Musica mit schönem schall, ein schones Ross in eim stall, und ein schon Jungfraw in eim Bett. – Keil, 80.
54. 'S gibt nor drei Schtück, die si nit zu ergründen uf der Welt: des is e Paffesack, e Musigandengorchel un e Weiberherz. – Nadler, Fröhlich Palz, 222.
55. Vier stuk gezimben jedem regierer: erklärung in händeln, lieb in vnterthänigen, standhafftigkeit in thaten, gerechtigkeit in allem. – Rasch, 97.
56. Vier Stück in Bayerland sind wohl bedacht, hett ich des weisen Albrecht Macht, un des reichen Jörgen Pracht, seiner Frauen Lieblichkeit, vnd des Christoph Tapferkeit, der Erste wer ich weit vnd breit. – Spindler, Vergissmeinnicht 1835; Massmann, 69.
*57. Das Stuck spielens schon lang nöt mehr. (Wien.)
Um auszudrücken, dass etwas für immer vorüber ist.
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