[412⇒] [413⇒] Dessau, Haupt- und Residenzstadt des Hzgt. Anhalt, an der Mulde, (1900) 50.849 E., Garnison, Land-, Amtsgericht, Handelskammer, Gymnasium, Realgymnasium, höhere Handels-, höhere Mädchenschule mit Lehrerinnenseminar, Stadt- und Schloßkirche (1554), Schloß (1532) mit Gemäldesammlung. Dabei Elbhafen Wallwitzhafen (s.d.). [⇐413]
[674⇒] Dessau, Haupt- und Residenzstadt des Herzogtums Anhalt, liegt am linken Ufer der Mulde, die 3 km unterhalb der Stadt in die Elbe mündet, in einer gartenähnlichen Ebene. Außer dem ältesten [⇐674][675⇒] Stadtteil an der Mulde enthält es breite und regelmäßig angelegte Straßen und schöne Plätze, darunter den Großen Markt mit dem Standbilde des »alten Dessauers«, den Neumarkt mit dem des Herzogs Leopold Friedrich Franz (modelliert von Kiß), den Kleinen Markt mit dem Brunnendenkmal der Wiedervereinigung Anhalts, den Funkplatz mit dem Funkbrunnen, den Friedrichsgarten mit dem von Professor Lessing entworfenen, zum 25jährigen Regierungsjubiläum des Herzogs Friedrich 1896 errichteten Obelisken, den Kaiser- und den Albrechtsplatz mit schönen Anlagen. Außerdem besitzt die Stadt noch ein Denkmal Kaiser Wilhelms I., des Komponisten Friedrich Schneider, des Dichters Wilhelm Müller sowie des Philosophen Moses Mendelssohn und ein Kriegerdenkmal. Das herzogliche Schloß, 1748 erbaut und 1875 mit einem Vorbau im mittlern Renaissancestil geschmückt, enthält das herzogliche Archiv, eine Gemäldegalerie und Sammlungen von Kostbarkeiten, Kupferstichen, Münzen etc. Hervorzuheben sind ferner: das 1856 nach Entwürfen von Langhans neu ausgebaute Schauspielhaus, das Rathaus (1901 eingeweiht), die Kunsthalle (1902 im Bau), das herzogliche Mausoleum im Mausoleumspark und unter den sechs Kirchen die Schloß- u. Stadtkirche zu St. Marien, mit der fürstlichen Gruft sowie einigen guten Bildern von Cranach (namentlich sein bekanntes Abendmahl mit den Bildnissen der bedeutendsten Förderer der Reformation), die Petruskirche (1902 im Bau) und die katholische Kirche.
Die Juden haben eine 1861 im orientalischen Stil restaurierte Synagoge, in der bereits 1808 (vielleicht zuerst in Deutschland) deutsche Vorträge gehalten wurden. Die Einwohnerzahl beträgt (1900) mit der Garnison (2 Infanteriebataillone Nr. 93) 50,849 Einw., davon 1677 Katholiken und 454 Juden. D. betreibt große Zuckerraffinerie, Wollwarenfabrikation, Maschinenbau und Eisengießerei, Tapetenfabrikation, Kunstgärtnerei und Bierbrauerei. Der Handel, durch eine Reichsbanknebenstelle und die Anhalt-Dessauer Landesbank unterstützt, ist besonders in Getreide sehr lebhaft. Die Stadt ist Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Zerbst-Bitterfeld, D.-Köthen und andrer Linien. Einen Elbhafen, Wallwitzhafen (s.d.), besitzt die Stadt seit 1860. An Bildungsanstalten bestehen: ein Gymnasium, ein Realgymnasium nebst Realschule, ein Lehrerinnenseminar, eine Kunstgewerbeschule, Landesfrauenarbeitsschule etc., außerdem ein herzogliches Hoftheater und eine herzogliche Bibliothek von über 30,000 Bänden. Zahlreich sind die milden Stiftungen, darunter das Versorgungshaus Leopoldsdank, das 176670 errichtete Armen- und Arbeitshaus, das trefflich eingerichtete Krankenhaus, das neuerbaute Armenstift und die Armenversorgungsanstalt Amalienstift; in den Gebäuden der letztern hatte 17741793 das Basedowsche Philanthropin seinen Sitz, und gegenwärtig befindet sich darin eine bedeutende Gemäldesammlung. D. ist Sitz des Staatsministeriums, der Regierung, eines Landgerichts, des Konsistoriums und eines Hauptsteueramts. Die städtischen Behörden zählen 4 Magistratsmitglieder und 36 Stadtverordnete. In der freundlichen Umgebung der Stadt liegen die herzoglichen Gärten und Schlösser: Georgium, Luisium, Kühnau und Haideburg. Etwa 18 km entfernt liegt Wörlitz (s.d.) mit berühmtem Park. In D. wurde der Philosoph Mendelssohn geboren; der Griechenliederdichter Wilhelm Müller, die Komponisten Fr. Schneider und Klughardt lebten und wirkten daselbst. Zum Landgerichtsbezirk D. gehören die 11 Amtsgerichte zu Ballenstedt, Bernburg, D., Harzgerode, Jeßnitz, Koswig, Köthen, Oranienbaum, Roßlau, Sandersleben und Zerbst.
D. (anfangs Dissouwe, dann Desso, Dessow) wurde wahrscheinlich unter Albrecht dem Bären in der zweiten Hälfte des 12. Jahrh. durch eingewanderte Flamänder erbaut; als Stadt wird es urkundlich zuerst 1213 erwähnt. Nach der Überlieferung soll 19. Aug. 1467 die ganze Stadt, mit Ausnahme der Marienkirche, ein Raub der Flammen geworden sein. 1525 wurde hier zwischen dem Kurfürsten von Mainz und den Herzögen Georg von Sachsen und Heinrich von Braunschweig ein Bund zur Aufrechthaltung der römisch-katholischen Kirche geschlossen, die Reformation aber trotzdem schon 1534 eingeführt. Seit der letzten Teilung Anhalts (1603) ist D. die Residenz des Fürsten von Anhalt-D. Im Dreißigjährigen Krieg traf 1626 mancherlei Kriegsnot die Stadt (s. Dessauer Brücke). Von neuem hob sich die Stadt unter dem Fürsten Leopold I., der die Wasserstadt, die Fürsten-, die Kavalier- und die Leipziger Straße anlegte. Fürst Leopold Maximilian erbaute das Schloß, sein Sohn Leopold Friedrich Franz legte als Fortsetzung der Kavalierstraße die Franzstraße an. Vgl. Würdig, Chronik der Stadt D. (Dessau 1876); »Geschichte der Stadt D., eine Festgabe etc.« (das. 1901); Fuchs, Wegweiser durch D. und Umgebung (5. Aufl., das. 1902). [⇐675]
[871⇒] Dessau, 1) Herzogthum, s. Anhalt-Dessau; 2) Amt im Herzogthum Anhalt-Dessau, 16,500 Ew.; 3) Hauptstadt des Herzogthums und des Amts, an der Mulde, 3/4 Stunde von der Elbe; theilte sich sonst in die Alt-, Neu- u. Vorstadt auf dem Sande (jetzt vereint) u. hat 3 Vorstädte (Wasserstadt, Vorstadt vor dem Leipziger u. Vorstadt vor dem Akenschen Thore [Neu-Wülknitz]). D. ist Residenz des Herzogs, Sitz der obersten Landesbehörden, des herzoglichen Staatsministeriums, des Oberlandesgerichts, der Regierung, der Kreisdirection u. des Kreisgerichts 1. Kreises, der herzoglichen Militärkämmerei u. des Oberjägermeisteramts, hat 1 Landrentenbank (1848), eine Landesbank (1847), 1 Landessparkasse (1833), 1 Continentalgasgesellschaft (1855) u. 1 Creditanstalt (1856). Es hat 4 Kirchen (darunter eine katholische, zu welcher 1854 der Grundstein gelegt wurde) u. eine Synagoge; merkwürdig: das Schloß (erst 1839 völlig ausgebaut), mit dem Gesammt- u. Hausarchiv, Bildergallerie, Gypskammer (Sammlung von Kostbarkeiten, Kupferstichen u. Kupferwerken, bes. über Bauwesen u. dgl.), dabei kleiner Lustgarten mit Springbrunnen, Marställe, Reitbahn, Säulengang. (am kleinen Markt an der Stelle des sonstigen, 1826. abgebrochenen kleinen Schlosses angelegt), Schloß der Herzogin Mutter (früher des Prinzen Eugen), Haus des Prinzen Georg, des Prinzen Friedrich, des Prinzen Wilhem, Rathhaus, seit 1856 neues Schauspielhaus (an der Stelle des 1855 abgebrannten früheren), sehr schöner, 1787 angelegter, 1820 erweiterter Gottesacker. Milde Stiftungen: 2 Hospitäler (der Leopoldsdank ist eine 3. ähnliche Stiftung), Armen- u. Arbeitshaus (die Waisen werden in Familien untergebracht), Amalienstiftung (für 140 Arme, auch verschämte Arme unterstützend), Wilhelminenstiftung (ist eigentlich im nahen Mosigkau u. ist für D. nur unbedeutend), Armenkasse, Gesellschaft der Barmherzigen Brüder (zu Verpflegung der Kranken u. Bestattung der Todten), jüdisches Hospital u. Armenhaus (der Hecktisch), Darlehns- u. Unterstützungskasse, etc. Unterrichts-, wissenschaftliche u. Kunstanstalten: Gymnasium (mit 7 Klassen, neben welchen für Nichtstudirende Nebenklassen sind), Töchter-, St. Johannis- u. St. Georgenschule, Louiseninstitut (Erwerbschule), jüdische Franzschule mit Seminar, Turnanstalt u. Turnschule, Gymnastische Übungsanstalt des Professor Werner, damit verbundene Orthopädische Anstalt, ferner die ehemals Rölpersche, jetzt Horanische Erziehungsanstalt für Töchter, musikalische Lehranstalt, Singakademie, Bibliothek (seit 1820 aus den herzoglichen Büchersammlungen in den verschiedenen Schlössern vereint, 20, 000 Bde.) etc. Industrie: Branntweinbrennereien, 1 Maschinenfabrik u. Eisengießerei, 1 Tuch- u. Buckskinfabrik, 1 Tapeten-, 1 Spielkarten-, 1 Watten- u. Baumwollenwaaren-, 1 Hut-, 1 Tabaks- u. Cigarren-, 1 Möbel-, 1 Farben-, 1 Handschuh-, 1 Lederlakirfabrik, Gerbereien, 1 Wollenspinnerei, 7 Bierbrauereien. Der Handel, bes. durch Juden betrieben, ist schwächer als früher; am stärksten ist noch der Getreide- u. Wollhandel; seit 1834 besitzt D. einen Wollmarkt, 2 Buchhandlungen, 3 Buchdruckereien, Lithographische Anstalt. Der Handel wird durch Chausseen nach allen Richtungen u. durch die an der Stadt vorbeigehende Berlin-Anhaltsche Eisenbahn, Eisenbahn nach Bitterfeld, wesentlich gefördert. Seit 1858 besitzt D. auch eine Gewerbebank. Vergnügungen: das Theater, doch nicht stehend, der Gesellschaftsgarten, mehrere geschlossene Gesellschaften, Concerte u. musikalische Aufführungen. Einw. 13,500, darunter 800 Juden. Die schönen Umgebungen in der fruchtbaren, an herrlichen Laubwäldern, bes. von Eichen an der Elbe u. Mulde u. längs derselben reichen Gegend, geben zu Fahrten u. Spaziergängen nach dem Elbhaus u. nach Wörlitz Anlaß. Bei D. liegen noch der Georgengarten (Georgenhaus), vom Prinzen Johann Georg 1780 gegründet, mit schönem Landhaus, in dem sich Gemälde, Antiken u. andere Kunstgegenstände befinden, u. das Louisium, Park mit Landhaus, 1775 angelegt, nach der Herzogin Louise benannt, unweit davon (in der Kirche des Dorfes Jonitz) Begräbniß der Letzteren u. ihres Gemahls Leopold Friedrich Franz. D. ist die Geburtsstadt Moses Mendelssohns. D. wurde wahrscheinlich unter Albrecht dem Bären, um 1165 durch hierher einwandernde Flamänder erbaut u. hieß Anfangs Dißouwe; 1213 wird es zuerst urkundlich erwähnt. Das Schloß wurde wohl zu Ausgang 1341, nach Verödung des an der Elbe gelegenen Schlosses Waldersee, erbaut u. brannte gegen 1406 halb u. 1467 nach der Sage nochmals mit der ganzen Stadt ab. Noch im 16. Jahrh. hatte D. nur 110 Bürger. 1525 hier Verein zur Aufrechterhaltung der Römisch-katholischen Kirche von Kurfürst Albrecht von Mainz, Joachim I. von Brandenburg u. Heinrich von Braunschweig (s. Deutschland [Gesch.]). Seit derletzten Theilung Anhalts (1603) ist D. die Residenz des Fürsten von Anhalt-D. Hier (od. bei Roßlau) im April 1626 Niederlage Mansfelds durch Wallenstein. 1631 wurde die Elbbrücke bei Roßlau von den Kaiserlichen zerstört. Dadurch, daß 1686 den Juden u. 1690 den Lutherischen die Erbauung eigner Gotteshäuser gestattet wurde, wurde D. immer größer u. volkreicher. 174851 wurde das neue Schloß gebaut (wenigstens der rechte Flügel, denn der linke rührt wohl noch von 1341 her). Seitdem wuchs D. ungemein, Fürst Leopold erweiterte die Stadt durch Anlagen im vergrößerten Maßstabe, die Cavalierstraße etc., legte neue Thore u. Mauern an. Auch dem Fürsten Leopold Friedrich Franz u. dem jetzigen Herzog verdankt D. Verschönerungen. Zu Ende des vorigen Jahrh. machte u. and. auch Basedows Philanthropin u. die Chalkographische Gesellschaft D. bekannt. [⇐871]
[335⇒] Dessau, Haupt- u. Residenzst. des Herzogth. Anhalt-D., an der Mulde und der Eisenbahn nach Berlin, in einer durch Anlagen freundlichen Umgebung, hat 13500 E., ziemlichen Gewerb- und Handelsverkehr. D. hat ein herzogl. Schloß; ist Sitz der Landesbehörden, eines Gymnasiums, Schullehrerseminars, einer Handelsschule. Anhalt-D.ische Landesbank. Wallensteins Sieg über Mansfeld 24. April 1626. [⇐335]
[114⇒] Dessau (Anhalt-), Anhalt-, Herzogthum im nördlichen Deutschland [⇐114][115⇒] mit 17 Quadrat Meilen und 60,000 Einwohnern, ein fruchtbares Land, das einem Garten gleicht, bildet eine fortlaufende, wellenförmige Ebene, ist reich an Holz, Getreide, Rübsamen, Flachs, Obst, Hopfen, Krapp etc. Die Viehzucht ist sehr bedeutend, Wild gibt es im Ueberfluß, Fische liefern die Elbe und Mulde in Menge. Die Industrie, ziemlich lebhaft, beschäftigt sich bloß mit Landeserzeugnissen, der Handel ist beträchtlich. Die Residenz gleiches Namens mit 10,000 Einwohnern liegt an der Mulde in einer anmuthigen Gegend, hat ein schönes Residenzschloß, mehrere Palais der fürstlichen Familie, merkwürdige Reitbahn, sehenswerthe Kirchen, Bibliothek, Gymnasium, Theater. Drei Wohlthätigkeitsanstalten, einige Fabriken und einen schönen, mit Bäumen und Gebüschen bepflanzten Gottesacker. Hier wurde der Philosoph Mendelssohn 1729 geboren. In der Umgegend liegen die reizenden Luftschlösser Kühna, Louisium, Geoxgium, Oranienbaum mit reizenden Gartenanlagen Ueber den Park von Wörlitz. s. d. A. [⇐115]
[342⇒] Dessau, die Hauptstadt des Fürstl. Dessauischen Antheils im Fürstenthum Anhalt, und die Residenz des Fürsten. Sie liegt in einer angenehmen Ebene an der Mulde, die sich nicht weit von der Stadt mit der Elbe vereinigt, und zählt 8000 Einwohner, unter denen sich viele Juden befinden. Dessau ist berühmt wegen des ehemaligen Philantropins, das nach Basedows Plane im Jahr 1774 daselbst eröffnet wurde – wegen der 1781 daselbst errichteten, 1786 aber wieder eingegangenen Buchhandlung der Gelehrten – und wegen des in der Nachbarschaft liegenden Wörlitz, dessen Schloß und Englicher Garten alljährlich eine Menge Fremde dahin zieht, und wovon A. Rode eine sehr gute Beschreibung, und Kraus in Weimar drei schöne Aussichten in Kupfer gestochen geliefert hat. [⇐342]
[456⇒] Dessau. Hier kam zu Anfange dieses J. (1797) die Chalkographische Gesellschaft zusammen, wo sich eine Anzahl Künstler, unter den drei Directoren, dem Grafen von Waldersee, dem Baron von Erdmannsdorf und dem Leg. R. Bertuch, die Kupferstech-Kunst auszuüben und zu vervollkommnen vereinigt haben. [⇐456]
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