Gerberei

[218] Gerberei, die Kunst, die Felle der Thiere in Leder zu verwandeln, d.h. dieselben so zuzubereiten, daß sie geschmeidig werden u. der Fäulniß lange widerstehen. Die G. zerfällt in die G. mit Lohe od. gleichwerthen Gerbestoffen, nämlich in die. Loh- od. Rothgerberei, in die G. mit Alaun u. Kochsalz od. die Weißgerberei, in die Sämischgerberei mit Fett, in die Pergamentgerberei mit Kalk u. die Weißrothgerberei (Megisso-Tannage), ein vorgängiges Weißgerben, ehe man zum Lohgerben schreitet u. damit schneller zum Ziele gelangt. Die G. wird in Deutschland vielerorts noch innungsmäßig betrieben, nur hie u. da gibt es einige Fabriken. A) Die Lohgerber lernen 3–4 Jahre, müssen als Gesellen wandern u. als Meisterstück einige Ochsenhäute zu Sohlleder, einige Kuhhäute zu Fahlleder u. einige Kalb-, Schaf- od. Bockfelle gerben; sie bereiten das lohgare Leder, z.B. Sohlleder, Fahlleder, Schmalleder, Juchtenleder aus Rinds- u. Roßhäuten, Kalb- u. Schaffellen. Erst werden die Häute eingeweicht, um sie von Blut, Fett u.a. Unreinigkeit zu säubern, welches entweder in einem Sumpfe, d.h. einem großen Weichfasse od. Bohlenkasten od. im Flusse (daher das Ganze Flußarbeit) geschieht; dann werden sie in Kalkbäder, Wasser mit Kalk, gethan (geäschert), damit sie schwitzen u. die Haare fahren lassen, auch aufschwellen. Man fängt mit dem todten Schwitzbade an, darauf folgt das Abhaaren (Enthaaren, Abpählen), d.h. das Abkratzen der Haare von den Fellen mit dem Gegenmesser, einem Messer mit umgelegter Schneide; das Abfleischen, wobei die Felle auf den Schabe- (Abstoß-) baum, einem halbrunden Baum, gelegt werden; das Abschaben (Aasen, Abaasen, Ausfleischen) mit dem Schabeeisen (Ausfleischeisen), einem länglichrunden Eisen, auf der einen Seite halb, auf der andern ganz scharf, mit zwei Griffen. Zum Enthaaren hat man hier u. da eine Maschine (Schermaschine) angewendet; das Fell wird durch eine Vorrichtung wie bei einer Sägemühle gegen die Messer gerückt; die Messer sind auf der einen Seite gekerbt, auf der andern geschliffen, wie eine Kornsichel, u. meistens kreisrund; das abgeschnittene Haar wird von einer, mit Zwillich überzogenen Walze abgenommen. Bei der amerikanischen Enthaarung wird das Schwitzen in Cisternen bewirkt, welche gegen die äußere Temperatur geschützt werden; man hält den Inhalt durch Wasserzufluß thunlichst kühl; die Häute werden aufgehängt; die Haare lösen sich durch Erweichung, nicht in Folge von Fäulniß. Dann kommen die Häute in das schwache Schwitzbad. Zu dem todten u. schwachen Schwitzbade wird gebrauchter Kalk genommen u. dadurch bewirkt, daß die Haare sich mit der Hand leicht ausziehen lassen. Statt des Äscherns mit Kalkwasser gebraucht man auch eine Beize von Gerstenmehl u. Wasser (Gerstenbeize), od. eine Brühe von gebrauchter Lohe (Loh [218] brühe), daher Gersten- u. Lohbrüh- (Lütticher) Leder. Dann legt man die Häute in das frische Schwitzbad, wozu frischer Kalk genommen wird, bis sie gehörig aufgelockert (geschwellt) sind, od. man wendet, z.B. bei dickeren Häuten, das Schwitzen an, wozu auf die Fleischseite derselben Kochsalz (3–4 Pfund auf die Haut) u. Asche gerieben wird, um die Fäulniß zu verhindern; dann schlägt man sie mehrmals zusammen u. legt sie so, daß die Haarseiten nach außen u. die Fleischseiten nach innen kommen auf Haufen (Lagen) über einander u. schlägt sie oft um, damit sie sich nicht zu stark erhitzen. Der Zustand, wenn die Felle gehörig schwitzen, warm u. feucht werden, heißt Schwitze. Nun werden sie in Wasser mehrmals abgespült (abgeschwemmt), alle noch übrigen Fleischtheile mit dem Ausstoßeisen, einem krummen, nicht ganz scharfen Eisen mit zwei hölzernen Griffen, entfernt, u. die Grundhaare mit einem gewöhnlichen großen scharfen Messer (Putzmesser) rein abgeschnitten. Das eigentliche Sättigen der Haut mit dem Gerbstoff wird auf zweierlei Arten vorgenommen, durch Einsetzen in Gruben u. durch Behandlung der Häute mit wässerigen Lohauszügen. Bei dem ersten alten Verfahren werden nach dem gehörigen Schwellen (Treiben) die Häute ein bis zwei Tage in die Schwell- (Treib-) farbe, eine schwache Lohbrühe aus frischer Lohe, gethan; hierauf werden sie abgekehlt, d.h. der Kalk auf dem Schabebaum ausgedrückt u. durch Bearbeitung mit dem Gerbestahl biegsam gemacht. Dann erst folgt das eigentliche Gerben, d.h. die Häute werden zwischen Lohe in, mit Bohlen ausgeschalte Gruben (Lohgruben) gelegt; dies wird gewöhnlich drei Mal wiederholt u. währt ein Jahr. Als Lohe (Gerberlohe) dienen verschiedene Substanzen aus dem Pflanzenreiche, welche eine zusammenziehende Kraft haben; s. Gerberlohe u. vgl. Gerbstoff. Der Ort, wo die Rinde etc. getrocknet wird, heißt Lohbad; die einzelnen Fächer der Lohgrube, Treibkasten. Das Verfahren beim Einlegen der Häute (Einsetzen, Eintreiben, Satz machen) ist folgendes: Die Lohe wird etwa drei. Zoll hoch auf den Boden der Grube gestreut, eine Haut mit der Narbenseite nach oben darauf gebreitet, 11/2 Zoll hoch mit Lohe bedeckt, eine zweite Haut darauf gelegt, so daß der Kopf derselben auf die Vorderfüße der ersten kommt u. so fortgefahren bis die Grube fast voll ist, dann setzt man eine starke Schicht schon gebrauchter, doch nicht fauler Lohe u. legt endlich Breter u. Steine darauf; zuletzt wird Flußwasser auf die Grube gepumpt. Nach 10 bis 14 Wochen wird die Grube gezogen, d.h. die Häute herausgenommen, von der anhängenden Lohe gereinigt, mit der Narbenseite nach unten wieder eben so mit frischer Lohe eingelegt u. nach drei bis vier Monaten dies Verfahren wiederholt; in diesem dritten Satze bleiben die Häute liegen bis man sie braucht. Die Lohe wird dann von den Häuten abgeschüttelt u. diese schwach an einem lustigen Orte getrocknet, ausgebreitet, mit Steinen u. Bretern belastet od. durch eine große Schraubenpresse glatt gepreßt, mit trockner Lohe abgerieben u. vollends auf Stangen getrocknet; hierauf auf einer harten Unterlage mit hölzernen Keulen gestampft od. zwischen steinernen od. eisernen Walzen geebnet od. mit einem geribbten Horn gerieben, dann auf ein trocknes Lager gebracht. Das Princip der Schnellgerberei besteht in der wiederholten Durchpressung der Häute mit den mehr od. minder starken Lohbrühen, wozu man sich am besten einer Vorrichtung nach dem Grundsatze der Verdrängungsmethode (Realsche Presse) bedient; die Schnellgerberei spart Zeit, Arbeit, Raum u. Lohn u. gestattet ungestörte Fortarbeit; das Leder ist weich u. geschmeidig, billiger, schwerer u. gleichförmiger als das eingesetzte Leder; dieses ist dagegen hart u. fest für Sohlleder passend, ersteres für Schmalleder. Die Zeichen eines gelungenen Gerbens sind Festigkeit, Helle u. Schwere (die Gewichtszunahme beträgt bis 1/5); durch u. durch ist dasselbe gedrungen, wenn die Haut beim Einschneiden in dieselbe glänzend u. bräunlichgelb marmorirt erscheint; Lohe von alten Bäumen macht das Leder braun, Buschlohe schön hellgelb. Turnbull hat eine Methode erfunden, um das Gerben der Häute wesentlich zu verbessern; der Kalk, der zum Enthaaren angewendet wird, greift in die Haut ein u. verhindert das rasche Eindringen der Gerbsäure; Turnbull legt daher die gekalkten Häute in eine starke Zuckerlösung, welche den Kalk auszieht; die aus der Zuckerlösung genommenen Häute werden nun beim Abschluß der Luft gegerbt. Bei dieser Methode wird nicht nur Zeit u. Eichenrinde gespart, sondern auch an Gewicht des gegerbten. Leders gewonnen. Eine noch vortheilhaftere Methode hat Boudet erfunden, indem er die Häute noch mit den Haaren in eine verdünnte Lauge von Natron legt, worauf sie ausgewaschen, enthaart u. auf gewöhnliche Weise gegerbt werden. Bleiben bei dem Gerben der Kalb- od. Schaffelle die Haare od. Wolle stehen, so nennt man dies Rauch gar; Lohgar ist, wenn das Leder blos mit Gerberlohe gegerbt ist: Schwarzgar ist eine Art der Gare, durch welche das Leder schwärzilch od. schwarz wird; Dänisch Leder wird mit Weidenrinde gegerbt, s. Juchten; Saffian u. Marokin ist lohgares, auf der Narbenseite gefärbtes Ziegenleder.

B) Die Weiß- u. Sämischgerber, welche in Deutschland ein gemeinsames Handwerk bilden u. zu welchen sich bisweilen auch die Corduan- u. Saffianmacher rechnen, verarbeiten Schaf-, Kalb- u. Ziegenfelle, leichte Ochsen-, Kuh- u. oft auch Wildhäute zu weiß- u. sämischgarem Leder. a) Zu dem weißgaren Leder nehmen sie Kalb- u. Schaffelle, zu dem letztern Hirsch-, Reh-, Bock- u. Rindsfelle. Die Felle werden in fließendem Wasser gewässert (abgestrichen) u. dann in einem Kalkäscher geäschert; dies geschieht in einer Grube (Schwödegrube) od. einem Faß (Schwödefaß), welches halb mit Wasser gefüllt ist, worein gelöschter Kalk gegossen wird. Beim Einlegen der Felle muß der Kalk gehörig mit einer hölzernen Krücke od. mit einer Schaufel umgerührt werden; das Untertauchen der Felle geschieht mit einer hölzernen, an dem einen Ende mit einem viereckigen Klotze versehenen Stange (Tauchstange); die Kalkbrühe ist im Anfange schwach (Milchbrühe, das Hineinlegen in dieselbe heißt Sparen), später kommen die abgehärten Felle erst in die frische od. gute Kalkbrühe; nach 8–12 Tagen kann man die Felle enthaaren; damit dies leichter geschehe, wird bes. die Fleischseite mit Kalk gebeizt (Anschwöden), man bedient sich dazu eines großen, aus einem Kuhschwanz verfertigten Pinsels (Schwödenwedel). Sollen die Narben des Felles geschont werden, so enthaart man die Felle auf dem Schabebaum durch Reiben mit dem Haarraufer, einem ungefähr 18 Zoll langen Stock;[219] das Abwollen, d.h. das Abnehmen u. Ausraufen der Wolle von den Schaffellen, gibt die sogenannte Raufwolle, von welcher man im Handel grobe, von den Hammelschwänzen, u. feine von den übrigen Theilen des Felles unterscheidet. Das Garmachen der Schaffelle geschieht in einem hölzernen Troge (Ziehtrog); nachdem es aus der Farbe gekommen u. getrocknet ist, wird es auf den Streckrahmen mit dem Streckeisen, einem runden Eisen, woran ein Bügel u. ein hölzerner Heft befindlich ist, ausgestrichen u. ausgedehnt (gestreckt); dann werden sie eine Nacht eingeweicht, verglichen, d.h. Ohren, Füße u. Schwanz abgeschnitten u. wieder auf dem Schabebaum gestrichen, damit das Kalkwasser rein herauskomme (Reinigen, Läutern) u. das Leder nicht angreife; hierauf werden die Felle in einer Walkmühle od. in einem hölzernen Gefäße mit der Pump- od. Stoßkeule gewalkt; hierzu wird jedes einzelne der gar gemachten Felle, am besten auf der Narbenseite, mit Thran bestrichen u. vierfach zusammengebrochen. 80–100 solcher Felle kommen nun in der Walkmühle auf einmal in das Loch des Walkstocks u. man läßt die Stampfen ungefähr drei Stunden darauf arbeiten; alsdann nimmt man die Felle heraus, schlägt sie auseinander u. hängt sie an der Luft auf, damit sie abkühlen, denn durch das lange Stampfen sind sie sehr warm geworden; die völlig abgekühlten Felle werden 3–4 Stunden gewalkt; alsdann werden sie mit der Hand ausgestreckt u. an der Luft od. in einem warmen Zimmer getrocknet; später auf ein leinenes Tuch (Plane) aufgehäuft, damit sie etwas in Gährung kommen, od. auch in einer kleinen stark erwärmten Kammer aufgehängt. Manches Leder wird auch in Lauge gewaschen, damit diese den Thran auflöse u. herausziehe (Schmelzen). Die erst in kaltem, dann in laulichem Wasser abermals abgespülten Felle werden nun mit dem Streicheisen gestrichen u. dadurch das Grundhaar (od. auch mit weißem Koth der Hunde) weggenommen, dann in hölzernen Gefäßen gebeizt. Das Beizen geschieht in einer Brühe von Wasser u. Weizenkleie, welche durch Sauerteig zum Gähren gebracht ist, worin sie im Sommer 2–3 Tage, im Winter ebensoviel Wochen liegen bleiben; oft werden sie auch mit Getreideschrot inwendig u. auf der Aasseite mit Mehl bestreut (Ansäen). Durch das Beizen werden sie aufgelockert u. erweicht (Fangen, Gähren). Das Ausringen (Auswinden) geschieht mit dem Windeeisen, einem knieförmigen Eisen, an der Windestange, einer zwischen zwei Ständern befestigten horizontalen Stange; auf den Lederbock, eine hölzerne Bank, gehängt, tröpfeln die Felle aus. Das Garmachen geschieht in einer Alaunbrühe (Alaunbad, Garbrühe), die aus heißem Wasser, Alaun u. Kochsalz besteht, in dem Garfasse, indem man ein Fell 2 bis 3 Mal hindurchzieht, frische Brühe zusetzt, das zweite Fell durchzieht u. so fortfährt, bis alle gegerbt sind; dann bleiben sie noch eine kurze Zeit (1 bis 3 Tage) darin liegen, werden mit einem eisernen Werkzeug (Packstock) ausgedrückt, hierauf getrocknet u. mit der Narbenseite nach unten zusammengelegt. Bei der fernern Bereitung (Zurichten) werden die Felle angefeuchtet, gestollt (Ausstollen), d.h. auf dem Stollpfahle, einem kurzen Pfahle, an welchem eine halbrunde eiserne Scheibe mit stumpfer Schneide (Stolleisen) befestigt ist, ausgestreckt u. dadurch geschmeidig gemacht (Bragen). Nachdem sie wieder trocken sind, wobei die Enden auseinander gezogen werden (Auszipfeln), werden sie auf der Streiche auf der Fleischseite vollends glatt u. weich geschabt. Wenn das Leder in der Alaunbrühe steif geworden ist, so wird es mit dem Ausbrecheisen, welches mit der einen Seite an der Wand befestigt wird u. vorn eine stählerne halbscharfe Scheibe, an den Seiten eine gleichfalls mondförmige Klinge hat, ausgebrochen od. auf der Reckbank mit einem Balken gewalkt (gereckt).

b) Bei dem sämischgaren Leder werden, wenn es aus dem ersten Kalkäscher kommt, die Narben mit dem sehr scharfen Abstoßeisen od. auch dem gebogenen, an beiden Enden mit einem Griffe versehenen Beschneidemesser abgestoßen (abgenarbt), od. auch mit einem gewöhnlichen Messer (Handmesser) abgeschabt; beim Walken wird es in der heißen Gerbestube mit gutem Thran od. Öl eingeschmiert (eingewalkt), dann in der Braut, d.h. in der Erhitzung od. Gährung, in welche das gewalkte Leder versetzt wird, gefärbt u. mit der Stelle, Streiche u. Schlichtwand völlig glatt geschabt. Auch sämischgares Leder kann schwarz, gelb, weiß, grün, braun gefärbt werden. Das Färben des Leders besorgen theils Färber (Fell-, Lederschmitzer) od. andere unzünftige Handwerker (Lederfärber); das sogenannte Rauchleder zu Schuhen ist sämischgares Bock- od. Kalbleder. Bei manchen Arten Leders wird auch noch nach dem Gerben das Schlichten angewandt, d.h. die Felle auf der Fleischseite mit dem Schlichtmonde glatt u. eben geschabt; der Schlichtmond ist eine Scheibe, welche am äußern Rande gut verstählt u. sehr scharf ist, in der Mitte ist ein. Loch, so groß, daß der Arbeiter mit der Hand hineingreifen u. den Schlichtmond bequem führen kann. Das Leder wird bei der Arbeit auf den Schlichtrahm, einen Baum, welcher mit dem einen Ende an der Wand befestigt ist, mit dem anderen Ende auf einem Kreuze ruht, befestigt. Wird das Fahlleder, welches zu dick ist, auf der Fleischseite dünn geschabt, so nennt man dies Falzen; dies geschieht mit dem Falze (Falzeisen, Falzmesser), welches zweischneidig ist u. an der einen Seite ein hölzernes Heft, an der andern einen Quergriff hat; das Leder wird dabei auf den Falzbock gelegt, welcher oben platt ist. Soll das Fahlleder bei der fernern Zurichtung das Fett gut annehmen, so wird es, wenn es aus der letzten Farbe kommt, auf dem Schabebaume mit dem Streicheisen ausgestrichen u. von aller Feuchtigkeit befreit (Spalten); das dazu bestimmte Leder wird, nachdem es mit Thran u. Talg eingeschmiert u. getrocknet ist, mit den Füßen getreten, damit es weicher werde (Brechen). Oft erhebt man auch auf dem Leder, bes. dem Fahl- u. Schmalleder, durch Reiben die Narben (Krispeln); dies geschieht mit dem Krispelholze, welches auf der untern Seite seiner ganzen Länge nach mit Kerben versehen ist. Die Saffianmacher gebrauchen statt des Krispelholzes ein Stück Kork, womit das Leder gerieben wird (Pantoffeln), um die durch das Glätten zugestrichnen Narben wieder zum Vorschein zu bringen. Um Plattblankes Leder zu bereiten, nimmt man Brandsohlenleder von Rindshäuten, od. Roßleder; wenn das Leder aus der Grube kommt, wird es mit Thran eingeschmiert, getrocknet, angeschwärzt, gekrispelt u. dünner geschlichtet; hernach wird es auf der Narbenseite mit der Plattstoßkugel, einer eisernen [220] Platte, welche auf der untern Seite gekerbt u. in einem hölzernen Griffe befestigt ist, niedergestoßen (Plattstoßen) u. zuletzt mit der Blankstoßkugel, einer gläsernen Kugel mit zweiarmigem hölzernen Griffe, geglättet (Blankstoßen), wobei das Leder auf die Blankstoßbank gelegt wird. Lohgerber, welche das lohgare Ledereinschmieren, färben u. krispeln, heißen Ledertauer; vgl. Juchten. Die ungarische Weißgerberei ist eine Verbindung der Alaungerberei mit der Sämischgeberei; die Häute werden ohne Anwendung von Kalk u. Kleienbeize enthaart u. nach dem Gerben über Kohlen mit Talg eingefettet; bei der französischen Weißgerberei verfährt man mit größerer Sorgfalt, setzt zu der Alaun- u. Kochsalzlösung Eigelb u. Weizenmehl, glättet u. glasirt zuweilen mit Eiweiß, Stärke u. Tragant. Nach Boudets Methode wird das beim Weißgerben angewendete Gemenge von Kalkhydrat u. Schwefelarsenik mit größerem Vortheil durch Schwefelnatrium ersetzt. Vgl. J. Bautsch, Beschreibung der Lohgerberei, Dresd. 1793 ff., 2 Thle.; S. F. Hermbstädt, Journal für Lederfabrikanten u. Gerber, Berl. 1802 ff., 2 Hefte; K. v. Meidinger, Abhandlung über die Lohgerberei, Lpz. 1802; A. Seguin, Neu erfundene Gerbermethode, herausgeg. von J. Bautsch, Prag 1817, 2 Aufl.; L. Gall, Die Schnellgerberei in Nordamerika, Trier 1824; G. Morgenstern, Das Ganze der Ledergerberei, Ilmen. 1826; Leuchs, Zusammenstellung der in den letzten 30 Jahren in der G. etc. gemachten Beobachtungen u. Verbesserungen, Nürnb. 1828, 2. Aufl. 1832; Handbuch der G. etc., aus dem Französischen, Ulm 1833; Pelzer, Handbuch der gesammten Lederfabrikation etc., Essen 1837: I. C. Lange d.i., Das Ganze der Lederbereitung, Quedlinb. 1841; C. H. Schmidt, Handbuch der gesammten Lohgerberei etc., Weim. 1641; Brüggemann, Neuestes Handbuch der Lohgerberei, Quedlinb. 1857: Derselbe, Handbuch der Weißgerberei, ebd. 1857.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 218-221.
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