1. Auch der Krebs bleibt nicht immer in Einer Schere.
2. Das sind die Krebse in Wien gewohnt, sagte die Köchin, als man ihr sagte, sie nicht so langsam zu sieden.
3. Das sind geschälte Krebse, sagte der Bauer, als er Frösche auf den Markt brachte.
Holl.: Dat is eene andere sort van kreeften, zei de boer, en hij brogt kikvorschen ter markt. (Harrebomée, I, 400a.)
4. Dat is 'n anner Ôrt Krêvt, säd' de Düwel, dôr härr he sîn Grossmôder in de Rüs (Reuse) fongen. – Hoefer, 1059; Dähnert, 252a.
Wenn der Ersatz ein ganz anderer ist, als man ihn erwartet hatte.
5. Den Krebs straft man nicht mit Ersäufen. – Simrock, 5935; Körte, 3543; Braun, I, 1995.
6. Der krebs ist kein guter Bottenläufer. – Petri, II, 98; Henisch, 470, 15.
7. Der Krebs ist nimmer tüchtig, zu gehen recht und richtig.
Lat.: Nunquam efficies, ut recte ingrediantur cancri. (Philippi, II, 56.)
8. Der Krebs wil einen Hasen erlauffen, die Kuh aus einem engster sauffen. – Egering, I, 503.
Von etwas ganz Unwahrscheinlichem und Ungereimtem. In den Fällen aber, wo der an Kräften Nachstehende den an Kunst und Talent Uebergeordneten, wo der Langsame z.B. durch List den Schnellern besiegt, sagten die Alten: Velocem tartus sequiter. (Erasm., 12.)
Lat.: Cancer leporem capit. (Erasm., 12.)
9. Die kleinen Krebse und Fische sind am besten, wenn man grosse nicht haben kann. – Simrock, 5936; Eiselein, 395; Braun, I, 1994.
10. Die Krebse bilden sich nichts darauf ein, dass sie roth auf den Tisch kommen.
Die Russen sagen ähnlich: Der Hermelin singt keine Psalmen, aus Freude darüber, dass sein Pelz vom Zaren so hoch geehrt wird. (Altmann VI, 386.)
11. Die Krebse haben den Magen im Kopfe.
»Van de Kriebse es bekannt dat egene Kopp der Mag se hant, en dat se ömmer gönt ophü (rückwärts). Wie steht es nun met mänge Lü, die grad els wie de Kriebse gönt, of auch höm (ihre) Mage Schold dra sönd.« (Aachen.) (Firmenich, III, 134.)
12. Die Krebse sind das Kochen bei uns gewohnt, sagte die Köchin zur Frau, die sie wegen der Quälerei schalt.
[1598] 13. Die Krebse und das (Menschen-)Gehirn nehmen mit dem Monde ab.
14. Ein kleiner Krebs hat auch einen Kopf.
15. Ein Krebs, der die Scheren verliert, bekommt Zangen.
16. Ein Krebs lernt niemals vorwärts gehen. – Reinsberg II, 57.
Bei allem Rückwärtsgehen kommt er aber doch vorwärts. Die Russen: Der Krebs geht auch im Alter noch rückwärts. (Altmann VI, 464.)
17. Ein Krebs nannte den andern einen Rückläufer.
»Ein Krebs der andern schalt, um das er hinter sich gegangen.«
Lat.: Ambulet ut cancer recta, haud effeceris unquam. (Eiselein, 395; Seybold, 22; Gaal, 1267.)
18. Es ist mir lieb, dass die Krebse im Briefe sind, sagte der Bauer zum Advocaten, denn aus dem Kober sind sie heraus.
Beruht auf einer bekannten Anekdote. (Vgl. Braun, Bd. 3, Hft. 1, Nr. 31.)
19. Es ist nicht rathsam, dass man einem andern Krebs in löchern sucht, man kompt offt drumb vmb die Finger vnd Händ. – Lehmann, 561, 58.
20. Es kommt kein Krebs des Wegs daher, wo nicht das Wasser nahe wär'. (Böhm.)
21. Es sind graische Krebse, man isst sie nicht. – Klosterspiegel, 32, 4.
So hiess es in den Klosterschulen von den griechischen Schriftstellern.
22. Grosse Krebse und grosse Geister liebt man nur, wenn sie gekocht sind.
23. Krebse liebt man, wenn sie roth, und grosse Köpfe, wenn sie todt.
Davon ist die Geschichte, von der Weltgeschichte bis zur dürftigsten Ortschronik Zeuge.
24. Krebse machen sich nicht an Walfische. – Winckler, XX, 52.
25. Krebse man isst, wenn kein R im Monat ist. – Simrock, 5937; Braun, I, 1996; Orakel, 118.
Die Italiener essen sie in den Monaten mit R. (Magazin, 1863, 603.)
Lat.: Mensis in quo non est R, tu debes comedere cancer. (Coler, 705a.)
26. Krebse man nicht wol isst, wenn ein R im Monat ist. – Petri, II, 497; Eiselein, 395; Körte, 3542.
Also nicht in sämmtlichen Monaten vom September bis April. Die Franzosen widerrathen das Fischessen: Si les mois ne sont errés, le poisson ne mangerez. Die Engländer den Genuss der Austern: Oysters are not good in a month that hath not an R in it. (Bohn II, 37.)
27. Lass dich nicht nach Krebsen schicken, sie können dich zwicken.
28. Vom alten Krebs lernt der junge gehen. – Reinsberg VII, 87.
29. Wat fröggt de Krev darna, wenn du em versöpst. (Mecklenburg.) – Raabe, 19.
30. Wenn dem Krebse die Scheren gebrüht sind, dann vergisst er wol das Kneipen.
31. Wenn der Krebs aus der Pfanne springt, springt er in die Kohlen. – Reinsberg VII, 87.
32. Wenn die alten Krebse hinter sich gehen, spazieren die jungen nicht vorwärts. – Parömiakon, 741.
Böhm.: Jak chodí starý rak, i mladý se učí tak. (Čelakovsky, 410.)
33. Wenn einem von Krebsen träumt, geht alles hinter sich.
Wenigstens trifft es ein, wenn jemand im wachenden Zustande von Krebsen träumt.
34. Wenn man keine grossen Krebse haben kann, schmecken auch die kleinen.
35. Wer sich zu Krebsen gesellt, muss (mit ihnen) rückwärts gehen. – Reinsberg III, 94.
*36. Da gehen doch eher die Krebse mit dem Hasen davon.
Holl.: Dan gaan de krabben nog met den haas door. (Harrebomée, I, 447a.)
*37. Das sind andere Krebse.
*38. Das sind zweierlei Krebse. – Jer. Gotthelf, Geldstag, 198.
Das sind zwei ganz verschiedene Dinge.
[1599] *39. Den Krebs für sich gehen lehren. (s. ⇒ Frosch 87.) – Eyering, II, 402; Lehmann, 776, 1; Schottel, 1123b; Körte, 3544; Braun, I, 1997.
Lehmann a.a.O.: »Welcher vergebliche, vnnütze Arbeit gethan, von dem sagt man: Er hat leer Stroh gedroschen, ein leer Nuss vffgebissen, den Esel beschoren, ein Mohren gebadet, den Tauben ein lied gesungen, den blinden ein Spiegel geschenkt, den fröschen ein fuder Wein zum Bad verehret. Hat Speck im Hundsstall gesucht, der Flöh gehüt, die Garne vergebens gesteckt, Moses Grab gesucht.«
Holl.: Hij leert de kreeften regt gaan. (Harrebomée, I, 449a.)
Lat.: Ambulet ut cancer recta, haud effeceris unquam, (Gaal, 1267.)
*40. Der Krebs will einen Hasen fangen (oder: hat einen Hasen eingeholt). – Gryphius, 48.
Von etwas ganz Unwahrscheinlichem und Ungereimtem. Auch um zu sagen, das mag man einem andern weismachen.
Lat.: Cancer leporem capit. (Binder I, 155; II, 404; Germberg, VIII, 139; Erasm., 12; Philippi, I, 70; Seybold, 63.)
*41. Die Krebse sind im Briefe.
Findet in der bekannten Anekdote die Erklärung. Auch in Deutsch-Siebenbürgen sagt man, um auszudrücken, dass etwas nicht da ist: Dat seng äm Bräf (Brief) de Kripes (Krebse). (Frommann, V, 327, 292; IV, 284, 119.)
Holl.: Hij denkt ook: laat den haas maar loopen, ik heb toch dien brief in den zak. (Harrebomée, I, 271.)
*42. Die Krebse ziehen den Wagen auf seinem Gute. – Eiselein, 395.
*43. Doss iess anne ander Ort fu Krabsen. – Robinson, 504; Gomolcke, 320; Keller, 169a.
Eine ganz andere Sache.
*44. E hîrt de Kripes näsen (niesen). (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 36, 81.
Spott auf eingebildete Klugheit.
*45. Einen Krebs im Beutel haben.
Nicht gern Geld ausgeben.
*46. Er füttert die Krebse.
Ist seekrank, bricht.
Holl.: Hij geeft der krabben te eten. (Harrebomée, I, 447a.)
*47. Er hat vom Krebse den Gang und vom Schweine die Reinlichkeit gelernt.
*48. Er siedet Krebse.
Er ist verlegen, vor Scham roth geworden.
*49. Er will die Krebse bis aufs Blut drücken.
Wo aller Druck erfolglos ist. Etwas da nehmen wollen, wo es nicht ist. Die Esthen sagen: Nimm Wolle von den Krebsen. Die Letten: Der Krebs hat kein Fett. Die Engländer: Es ist schwer, Beinkleider von einem Hochländer zu bekommen.
*50. Er will mit Krebsen oder Ochsen Hasen fangen. – Eyering, III, 239.
*51. Ich habe andere Krebse z' koche. (Oberösterreich.)
Ich bin mit andern Dingen beschäftigt, ich kann das Verlangte jetzt nicht thun.
*52. Lehret mir die krebs für sich gen. – Nas, 134b.
*53. Krebse und Hasen vergleichen.
*54. Wenn die Krebse vorwärts gehen.
D.h. auf den Nimmerstag.
Holl.: Als de krabbe regt zal gaan. (Harrebomée, I, 447a.)
55. Der Krebs will den Walfisch zwicken.
56. Krebs und Schulden schwer Heilung dulden.
It.: Debiti e cancheri mali insanabili. (Giani, 461.)
57. Krebs und Zwist gern weiter frisst.
Jüd.-deutsch: A Machlojke (Zwist) is wie a Feuer. (Warschau.)
*58. Das ist (wäre) ein ander Gericht Krebse. – Hermes, V, 150.
Ist etwas ganz anderes.
*59. Einen Krebs scheren wollen.
Die Finnen sagen: Der Krebs gibt keine Wolle.
*60. I hätt net glaubt, dass d' Krebs so lange Schwänz hettet. (Ulm.)
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