Fuchs [5]

[189] Fuchs, 1) Leonhard, Botaniker, geb. 17. Jan. 1501 zu Membdingen in Bayern, gest. 10. Mai 1566 in Tübingen, studierte 1519 zu Ingolstadt unter Reuchlin die Klassiker, wurde 1524 Doktor der Medizin, trat zum Protestantismus über und wurde 1535 Professor der Medizin in Tübingen. F. gehört zu den Vätern der Botanik. In seiner »Historia stirpium« (Bas. 1542; deutsch als »New Kreuterbuch«, 1543 u. ö.) gab er eine Beschreibung und vortreffliche Abbildungen nach dem Alphabet geordneter heimischer Pflanzen und einen Versuch zur Feststellung einer botanischen Nomenklatur. Daneben lieferte er auch ein Kompendium der Medizin und zahlreiche medizinische Streitschriften.

2) Paul, Freiherr von, brandenburg. Minister, geb. 15. Dez. 1640 in Stettin, gest. 7. Aug. 1704 in Malchow bei Berlin, studierte die Rechte, ward 1667 Professor in Duisburg, 1670 Kabinettssekretär des Großen Kurfürsten und begleitete ihn auf allen Reisen und Feldzügen. 1679 Hofrat, 1682 Geheimrat geworden, erhielt er mehrere wichtige diplomatische Sendungen übertragen und schloß unter andern mit den Generalstaaten 1685 ein neues Bündnis ab, führte auch 1688 mit Bentinck die geheimen Verhandlungen über die Beteiligung Brandenburgs an der englischen Expedition Wilhelms III. von Oranien. Auch den französischen Reformierten und dem Postwesen widmete er seine Fürsorge, ward 1694 Kurator der Universitäten und richtete die neue Hochschule zu Halle ein. 1684 ward er vom Kurfürsten geadelt und 1702 vom Kaiser in den Freiherrenstand erhoben, konnte sich aber, obwohl gefügig, unter Friedrich III. neben den neuen Günstlingen nicht behaupten und verlor schließlich allen Einfluß. Vgl. Salpius, Paul v. F. (Leipz. 1877).

3) Johann Nepomuk von, Chemiker und Mineralog, geb. 15. Mai 1774 zu Mattenzell in Bayern, gest. 5. März 1856 in München, studierte zu Heidelberg und Wien Medizin, dann in Freiberg und Berlin Mineralogie und Chemie, habilitierte sich 1805 als Privatdozent in Landshut, wurde 1807 ordentlicher Professor der Mineralogie und Chemie, 1823 für das mineralogische Fach in der Akademie der Wissenschaften nach München berufen und als Konservator der mineralogischen Sammlungen, nach Verlegung der Landshuter Universität nach München 1826 als Professor und 1835 als Oberberg- und Salinenrat angestellt. 1833–49 war er Mitglied des Obermedizinalausschusses. 1852 trat er in den Ruhestand, und 1854 ward ihm der erbliche Adel verliehen. F. lieferte zahlreiche wichtige Untersuchungen auf dem Gebiete der anorganischen Chemie und der Mineralogie, stellte zuerst (1825) das Wasserglas dar und lehrte dessen Anwendung in der Stereochromie (»Bereitung, Eigenschaften und Nutzanwendung des Wasserglases«, Münch. 1857). Auch für die Zementfabrikation machte er wichtige Untersuchungen. Er schrieb: »Über den gegenseitigen Einfluß der Chemie und Mineralogie« (Münch. 1824); »über die Theorien der Erde« (das. 1844); »Naturgeschichte des Mineralreichs« (Kempten 1824, als 3. Band von Wagners »Handbuch der Naturgeschichte«). Seine »Gesammelten Schriften« gab Kaiser heraus (Münch. 1856). Vgl. Kobell, Denkrede auf Joh. Nep. v. F. (Münch. 1856).

4) Christian Joseph, Tierarzt, geb. 2. Febr. 1801 in Zülpich (Rheinprovinz), gest. 10. Okt. 1871 in Karlsruhe, studierte in Bonn Medizin und in Berlin Tierarzneikunde, war Kreistierarzt in Schleiden und wurde 1841 Hilfslehrer an der Tierarzneischule in Berlin, 1844 Professor an der Tierarzneischule in Karlsruhe. 1860 ging er nach Heidelberg, und 1864 wurde er zum Mitglied des Obermedizinalrats und 1870 zum Referenten für die Veterinärabteilung im Ministerium des Innern ernannt. Er schrieb: »Handbuch der allgemeinen Pathologie der Haussäugetiere« (Berl. 1843); »Pathologische Anatomie der Haussäugetiere« (das. 1859); »Allgemeine Lehre von den Seuchen und ansteckenden Krankheiten der Haussäugetiere« (Leipz. 1862).

5) Konrad Heinrich, Mediziner, geb. 7. Dez. 1803 in Bamberg, gest. 2. Dez. 1855 in Göttingen, studierte seit 1820 in Würzburg, war 1825–29 Assistent jm Juliushospital daselbst, habilitierte sich 1831 als Privatdozent, ward 1833 außerordentlicher, 1836 ordentlicher Professor der Poliklinik und 1838 Professor der speziellen Pathologie und Therapie und Direktor der medizinischen Klinik in Göttingen. Er schrieb: »Die krankhaften Veränderungen der Haut und ihrer Anhänge« (Götting. 1840–41, 3 Bde.); »Lehrbuch der speziellen Nosologie und Therapie« (das. 1844–48,4Bde.). Auch gab er »Die ältesten Schriftsteller über die Lustseuche in Deutschland« (Götting. 1843) heraus, dem als Anhang »Ulsenii vaticinium in epidemicam scabiem« (das. 1850) folgte.

6) August, Sprachforscher, geb. 22. Juni 1818 in Dessau, gest. daselbst 8. Juni 1847, studierte in Leipzig und Berlin die klassischen und romanischen Sprachen nebst Sanskrit und erhielt 1837 von der philosophischen Fakultät zu Leipzig einen Preis für seine Schrift »Quaestiones Xenophonteae« (Leipz. 1838). Damals vollendete er auch schon, mit Beihilfe eines Freundes aus Madrid, sein »Lehrbuch der spanischen Sprache« (Leipz. 1837). Noch während seines Studiums zu Berlin erschien: »Über die sogenannten unregelmäßigen Zeitwörter in den romanischen Sprachen« (Berl. 1840). Dann in seiner Vaterstadt privatisierend, schrieb er sein Hauptwerk: »Die romanischen Sprachen in ihrem Verhältnis zum Lateinischen« (Halle 1849). Außer den genannten Werken sind noch zu erwähnen: »Zur Geschichte und Beurteilung der [189] Fremdwörter« (Dessau 1842); »Grundriß der Geschichte des Schriftentums der Griechen und Römer, der romanischen und germanischen Völker« (Halle 1846; gleichzeitig in kurzem Abriß erschienen).

7) Immanuel Lazarus, Mathematiker, geb. 5. Mai 1833 zu Moschin in der Provinz Posen, gest. 26. April 1902 in Berlin, promovierte 1858, war Lehrer an mehreren höhern Schulen, habilitierte sich 1865 in Berlin, wurde 1866 außerordentlicher Professor, ging 1869 als ordentlicher Professor nach Greifswald, 1874 nach Göttingen, 1875 nach Heidelberg, 1884 nach Berlin. An Ideen Riemanns anknüpfend, wurde er der Begründer der modernen Theorie der linearen Differentialgleichungen. Nach dem Tode Kroneckers (1891) übernahm er die Redaktion des »Journals für die reine und angewandte Mathematik«.

8) Karl, Klavierspieler und Musikschriftsteller, geb. 22. Okt. 1838 in Potsdam, studierte zuerst Theologie, dann aber unter Bülow, Weitzmann und Kiel Musik, wurde 1868 Lehrer an Kullaks Akademie in Berlin, ging 1869 als Organist nach Stralsund und erwarb 1870 in Greifswald den Doktorgrad mit der Abhandlung »Präliminarien zu einer Kritik der Tonkunst«. Seit 1879 lebt F. in Danzig als Organist und Musiklehrer am Viktoriaseminar. F. tritt als Spieler wie als Schriftsteller energisch für die Phrasierungstheorie H. Riemanns (s.d.) auf. Er schrieb: »Die Zukunft des musikalischen Vortrags und sein Ursprung« (Danzig 1884, 2 Tle.); »Die Freiheit des musikalischen Vortrags« (das. 1885); »Praktische Anleitung zum Phrasieren« (mit H. Riemann, Leipz. 1886); »Künstler und Kritiker« (Bresl. 1898).

9) Viktor von, österreich. Politiker, geb. 25. Okt. 1840 in Wien, studierte daselbst und ließ sich dort 1872 als Hof- und Gerichtsadvokat nieder. 1879 wurde er vom Pinzgau zum Mitgliede des Abgeordnetenhauses gewählt; auch ist er Mitglied des Salzburger Landtags. Eifrig klerikal-konservativ, gehörte er 1895 zu den Gründern der katholischen Volkspartei und wurde als deren Vertreter im November 1897 zum zweiten Vizepräsidenten, im März 1898 zum Präsidenten des Abgeordnetenhauses gewählt, ein Amt, das er bis zur Auflösung des Hauses, im September 1900, innehatte.

10) Johann Nepomuk, Dirigent, geb. 5. Mai 1842 in Frauenthal (Steiermark), gest. 5. Okt. 1899 in Vöslau, studierte anfänglich in Wien die Rechte, aber dann unter Sechter Musik, wirkte sodann als Opernkapellmeister zu Preßburg (1864), Brünn, Köln, Hamburg und andern Orten, seit 1880 an der Wiener Hofoper. 1888 wurde er Kompositionslehrer am Konservatorium, dessen Direktion ihm 1893 übertragen wurde; 1894 wurde er zum k. k. Vizehofkapellmeister ernannt. Eine Oper von F., »Zingara«, wurde 1872 in Brünn ausgeführt, auch bearbeitete er Opern von Händel (»Almira«), Gluck und Schubert für Neuinszenierungen.

11) Robert, Komponist, Bruder des vorigen, geb. 15. Febr. 1847 in Frauenthal, war Schüler des Wiener Konservatoriums, an dem er seit 1875 als Lehrer der Komposition wirkt. Er schrieb zwei Opern (»Die Königsbraut«, »Die Teufelsglocke«), eine Messe in F-dur, zwei Symphonien, vier Serenaden, ein Klavierkonzert, Werke für Kammermusik sowie zahlreiche Klavierkompositionen, Lieder und Chöre.

12) Karl Johannes, Nationalökonom, geb. 7. Aug. 1865 in Nürnberg, studierte in München und Straßburg, machte größere Studienreisen nach England, den Vereinigten Staaten und Kanada, habilitierte sich 1889 in Straßburg, wurde 1891 außerordentlicher Professor, 1893 ordentlicher Professor in Greifswald und folgte 1897 einem Rufe nach Freiburg i. Br. Er schrieb: »Der Untergang des Bauernstandes und das Aufkommen der Gutsherrschaften. Nach archivalischen Quellen aus Neuvorpommern und Rügen« (Straßb. 1888); »Der Warenterminhandel« (Leipz. 1891); »Die Handelspolitik Englands und seiner Kolonien in den letzten Jahrzehnten« (Bd. 57 der Schriften des Vereins für Sozialpolitik, das. 1893); »Die Epochen der Agrargeschichte und Agrarpolitik« (Antrittsvorlesung, Jena 1898); »Volkswirtschaftslehre« (in der Sammlung Göschen, Leipz. 1901) und zahlreiche Aufsätze über die Wohnungsfrage.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 189-190.
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