[1778] 1. Ach, du liebe Ruthe, du thust mir viel zu Gute.
Aus einer 1540 unter dem Titel: Von den sieben bösen Geistern, welche Küster und Dorfschulmeister regieren, erschienenen Schrift.
2. Bei der Ruthe muss der Apfel sein.
Strenge und Liebe in weiser Verbindung.
Lat.: Oleum et salem oportet emere. (Philippi, II, 64.)
3. Besser die Ruthe der leiblichen Mutter, als von der Stiefmutter Brot mit Butter. (Estl.)
4. Besser mit Einer Ruthe gestrichen als mit zweien.
Lat.: Praestat uni malo obnoxium esse, quam duobus. (Binder II, 2641; Philippi, II, 105; Steinmeyer, 2641.)
5. Danck hab die ruth, sie macht die kinder gut. – Franck, II, 16a; Hofmann, 32, 74.
6. Danck hebbe, rhöde, dat thu berue kinder macken kanst. – Tappius, 18b.
7. De Râde se net fîr de Kazen; em sâl de Käinjdern häinjder de Schpäjel stêchen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 596a.
8. De Rât wiért de Galjen uof. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 600.
9. Die liebe Ruthe thut vieles Gute. – Lohrengel, I, 172.
10. Die rhut macht die kinder gut. – Tappius, 18b; Franck, II, 16a u. 104b; Gruter, I, 21; Latendorf II, 8; Lehmann, 130, 28; Sailer, 64.
Mhd.: Nieman kan mit gerten kindes zuht beherten; den man zêren bringen mac, dem ist ein wort als ein slac. (Walther.) ( Zingerle, 82.)
Dän.: Riis giør barnet viis. (Prov. dan., 478.)
Holl.: De roe maakt het kind vroe. (Harrebomée, II, 223b.)
Lat.: Post mala prudentior. (Tappius, 18b.)
Schwed.: Aga och rijs giör barna wijs. (Törning, 4.)
11. Die rut bricht kein Bain entzwei. – Gruter, III, 22; Lehmann, II, 85, 172.
Dän.: Riis bryder ikke beenene. (Prov. dan., 478.)
Engl.: Birchen twigs break no ribs. (Bohn II, 71.)
Schwed.: Rijs bryter intet been. (Grubb, 689.)
12. Die rute macht fromme Kinder. – Fischer, Psalter, 494, 2.
Bei Tunnicius (1089): De rode maket berve (brave) kinder. (Compellit studiis pueros incumbere virga.)
Böhm.: Židká metla dobré dítky činí. (Čelakovsky, 409.)
13. Die Ruth macht böse Kinder gut. – Petri, II, 142; Simrock, 8600; Körte, 5121; Körte2, 6417.
Böhm.: Metla vyhání dĕti z pekla. (Čelakovsky, 409.)
Lat.: Indisciplinatus reprobatur a Deo et hominibus. (Chaos, 988.)
14. Die ruth macht keine beulen. – Gruter, III, 22; Lehmann, II, 85, 73; Simrock, 8599.
15. Die Ruthe bricht den Kindern kein Bein, macht auch keine Beulen. – Petri, II, 142; Henisch, 262, 36; Gaal, 1330; Simrock, 8603.
Engl.: Birchen twigs break no ribs. (Gaal, 1330.)
16. Die Ruthe, die man sich selber bindet, trifft immer am schwersten. – Neue freie Presse vom 28. Jan. 1873.
17. Die Ruthe, die sich biegt, bricht nicht. – Petri, II, 142; Henisch, 369, 57; Eiselein, 535.
18. Die Ruthe für die kleinen Kinder, den Stock für die grossen Rinder, der Tod für die argen Schinder.
Frz.: Le fouet pour les enfans, le bâton pour les grands et la mort pour les méchants. (Kritzinger, 328b.)
19. Die Ruthe ist neben dem Brot den Kindern so nöthig als den Pferden die Sporen neben dem Futter. – Wirth, II, 379.
20. Die Ruthe kann neue Schwielen machen, sind die alten geheilt.
Holl.: Is de oude roede al vergeten, zij is daarom toch niet versleten. (Harrebomée, II, 223b.)
21. Die Ruthe macht gut. – Eiselein, 535; Simrock, 8598; Schuppius, Schriften, III, 392; Sutor, 374.
22. Die Ruthe muss mit dem Pater noster gebunden werden. – Herberger, Hertzpostille, II, 107.
23. Die Ruthe trifft nur, es ist aber der Arm, der die Schläge gibt.
24. Die Ruthe zieht bessere Kinder als der Fuchsschwanz.
Schwed.: Rijs är bättre än Räfweswanz. (Grubb, 689.)
25. Die steife Ruthe bricht. – Petri, II, 144.
[1779] 26. Ein solch Ruth ist allzu scharpff, darvber man nicht klagen darff. – Lehmann, II, 150, 67.
27. Entläufst du der Ruthe, so folgt dir die Knute.
28. Es bindet mancher selbst die Rut, die seinem Gesäss wehe thut. – Suringar, LXXV, 24.
29. Es bindt ihm oft einer ein ruthen uber sein aigen rucken. – Petri, II, 242; Henisch, 387, 60; Nas, 248a.
Lat.: Quisquis mali faber est. (Chaos, 1041.)
30. Ey du liebe Ruthe, was thust du uns zu gute. – Herberger, Hertzpostille, I, 704; Simrock, 8603.
31. Frische Ruthen, fromme Kinder.
32. Gebrauchte Ruth' wirft Gott in die Glut. – Petri, II, 129; Simrock, 8606; Körte, 5122.
33. Je schärfer die Ruthe, je besser das Kind. – Körte, 5123; Struve, II, 27; Masson, 198.
Fühlbare Züchtigung oder keine.
34. Jeder bindet sich die Ruthe selbst auf den Rücken.
35. Liebe rhut, thetestu, ich thet nimmer gut. – Franck, II, 16a; Tappius, 18b; Petri, II, 438; Gruter, I, 55; Latendorf II, 21.
In dieser mir unverständlichen Fassung findet sich dies Sprichwort in sämmtlichen angeführten Quellenschriften. Nach meiner Auffassung müsste es heissen: thätest du nicht, feiertest du, wie es auch Sailer (s. 36) hat.
Lat.: Sua cuique nocet stultitia. (Plinius.)
36. Liebe Ruth, feiertest du, ich thäte nimmer gut. – Sailer, 128.
37. Man muss sich nicht selbst eine Ruthe auf den Rücken binden.
Lat.: Ne quid suo suat capiti. (Terenz.) (Philippi, II, 19.)
38. Man soll niemand mit zwei Ruthen streichen. – Eisenhart, 618; Hillebrand, 200, 286; Pistor., IV, 50; V, 18; Simrock, 8607.
Wider die Zufügung doppelter Strafe für Ein Vergehen. »Es ist ein gemeines Sprichwort: Niemand solle mit zweyen Ruhten geschlagen werden.« (Theatrum Diabolorum, 265b.)
Böhm.: Žádný dvĕme metlama mrskán nebud'. (Čelakovsky, 356.)
Lat.: Idem delictum non debet bis puniri. (Altdorf, 156; Binder II, 1357.) – Onere duplici nemo debet gravari. (Binder II, 2421; Seybold, 416.)
39. Man zeigt die Ruthe nicht gern vor, mit der man geschlagen worden ist.
Frz.: Jamais on n'avance les verges dont on est battu. (Cahier, 1779.)
40. Mancher bindet sich eine Ruthe für den eigenen Arsch. – Simrock, 12388.
In Pommern: He bindet sick 'ne Rode to sinen êgnen Êrs. (Dähnert, 383b.) »Mancher bindet selbs eine rut, die seinn ars bald schaden thut.« Bei Tunnicius (712): Mannich maket eyne rode to synen eigen sterte. (Virgam saepe puer proprium connectit in anum.) (Suringar, 571b.)
Dän.: Man giør tit riis til sin egen rumpe. (Prov. dan., 478.)
Holl.: Menich maket een roede tot sijns self eers. (Tunn., 18, 8.)
Lat.: Saepe sui dorsum caesoris virga cecidit. (Rein. Vulp., ed. Mone, 2, 307.) – Sepe suum proprium facit puer ipse flagellum. (Fallersleben, 504; Loci comm., 164; Seybold, 535; Sutor, 96.)
Schwed.: Mången gjör rijs åt sin egin rumpa. (Törning, 109; Grubb, 552.)
41. Mancher bindet sich selbst eine Ruth, die seinem ars bald wehe thut. – Suringar, LXXV, 16.
42. Mancher macht jhm selber ein Ruth vber den Arss. – Gruter, III, 68; Suringar, LXXV, 24; Petri, II, 419; Lehmann, II, 410, 48.
43. Mit der Ruthe schlägt man kein Bein entzwei.
Lat.: Ne mergas puerum nunc parvum post valiturum. (Sutor, 600.)
44. Mit der Ruthe treibt man die Kinder nicht auf den Kirchhof. (Lit.)
45. Mit doppelter Rûte straft me net (nîet, nicht). (Meiningen.) – Frommann, II, 409, 68.
Für ein und dasselbe Vergehen dürfen nicht zwei Strafen verhängt werden. Jüdisch-deutsch in Warschau: Mit zwei Rüthen struft män nit. »Es ist ein gemeines Sprichwort, niemand sol mit zween Ruten geschlagen .... mit zweyerley straff bestrafft werden.« (Lauterbeck, LXXVIIIa.)
46. Mit zwä Rott'n dörf mer ên nit straff'n. (Franken.) – Frommann, VI, 322, 321.
[1780] 47. On die ruth thut das kind kein gut. – Franck, II, 61b; Lehmann, II, 489, 14; Mayer, I, 104.
Dasselbe behaupten auch die Slawen von ihrem Kantschuh oder ihrer Karbatsche. Die Sympathien der Russen für diese Culturwerkzeuge sind bekannt.
Böhm.: Karabáč není cert, ale pravdy se dopídí. – Karabáč není maka, leč nápotom náuka. (Čelakovsky, 357.)
Lat.: Rarum ibi crimen, ubi disciplina. – Vexatio dat intellectum.
Schwed.: Utan rijs blijr barn sällan wijs. (Grubb, 840.)
48. Ruth macht die Kinder gut. – Eyering, III, 290; Masson, 198.
Man spricht: »Der ruten schmertz treibt Thorheit auss des Kindes Hertz.« (H. Sachs, II, LXXXIX, 2.) »Die bircke rut zeucht die lieb des kinds.« (Wachter, Aiij.) »Gute ruten machen ghorsam kind scharpff sporen d' pferd willig vnd gschwind.«
Dän.: Ris giør godt barn. (Prov. dan., 478.)
Lat.: Correre cogit equum sub milite calcar acutum, sicque facit pueros aspera uirga bonos. (Loci comm., 150.) – Phryx plagis emendatur. (Eiselein, 535.)
Schwed.: Rijs gjör got barn. (Grubb, 689.)
49. Ruth vnd Straffe gibt Weissheit. – Petri, II, 515.
Böhm.: Metla novou mši zpívá. (Čelakovsky, 409.)
Krain.: Šiba novo mešo poje. (Čelakovsky, 409.)
50. Ruthen und Schläge bringen bei der Jugend viel Gutes zu Wege. – Parömiakon, 3234.
51. Scharpffe Rut macht fromme Kinder. – Petri, II, 527.
52. Was die Ruthe thut, ist nicht immer gut.
53. Weit hinter der Ruthe ist der Splitter. (Lit.)
54. Wenn die Ruthe ausgedient, muss sie in den Ofen. – Sailer, 218; Simrock, 8605.
55. Wenn die Ruthe bey den Kindern helffen sol, so muss sie mit dem Vaterunser zusammengebunden seyn. – Petri, II, 645.
56. Wenn die Ruthe nicht hilft, muss man zum Stocke greifen. – Altmann VI, 120.
57. Wenn die Ruthe vom Arsch, so sind die Streiche vergessen.
Holl.: Het is vergeten, zoo ras de roede van de bil is. (Harrebomée, II, 223b.)
58. Wenn man die Ruthe nur zum Schrecken vor den Spiegel steckt, so wird sie bald von den Kindern verlacht. – Eiselein, 535.
59. Wenn man die Ruthe spart, werden die Kinder schlechter Art. – Parömiakon, 227.
Mhd.: Wan man spricht: dem chind die menschen aller liebst sind, sô die besen prait sein. (Clara Hätzlerin.) (Zingerle, 81.)
Holl.: Salomo zegt: als de ouders de roede sparen, dat hunne kinderen dan voor den duivel varen. (Harrebomée, II, 223b.)
60. Wer andern Ruthen bindet, zuletzt sie selbst empfindet. – Eiselein, 535.
Lat.: Faber compedes, quas fecit, ipse gestet. (Ausonius.) (Binder I, 497; II, 1056; Frob., 248; Tappius, 61b.)
61. Wer der Ruthe nicht folgt, der muss dem Strick folgen.
Hilft die Ruthe nicht, wird die Peitsche fruchten. (Altmann VI, 474.)
Holl.: Die zich niet betert door zijner ouders roeden, de komt gemakkelijk aan de galg. (Harrebomée, II, 223b.)
62. Wer die rut fleucht vnd die arbeit scheucht, vnd nichts leiden kan, vnd will nichts auss stahn, der bleibt Johannes in eodem vnd muss hacken vnd roden. – Petri, II, 696.
63. Wer die Ruthe schonet, der hasset seinen Sohn. – Spr. Sal. 13, 24; Petri, II, 696; Schulze, 63.
Bei Tunnicius (643): De de roden spart, de hatet syn kint. (Qui parcit virgis, prolem non diligit ille.)
Mhd.: Der sprichet, swer den besmen spar, daz der den sun versûme gar. (Walther.) – Wer der ruten schônet, sin selbes kint er honet. (Morolf.) (Zingerle, 81.)
Engl.: Spare the rod, and spoil the child. (Bohn II, 128.)
Holl.: Die de roede spaart, haat zijn kind. (Harrebomée, II, 223b.)
64. Zu einer eisernen Ruthe gehört eine eiserne Haut (ein eiserner Arsch).
Holl.: Eene ijzeren roede tot een stalen aars. – Had hij eene stalen roede, zij hadden eene ijzeren huid. (Harrebomée, II, 223b.)
*65. Ain mit seiner aigen rutten streychen. – Hauer, Kiij2.
*66. Alle Ruthen in ein Bündel packen. (Altröm.)
Von denen, die viel Dinge in eins zusammenfassen, sie leichter tragen zu können.
[1781] *67. De Rutt schlêt'n. – Lohrengel, II, 116.
Die Ruthe, das böse Gewissen, schlägt ihn.
*68. Der Ruthe entweichen und unter die Prügel schleichen. – Parömiakon, 2341.
In dem Sinne: Aus dem Regen in die Traufe kommen, seinen Zustand verschlimmern.
*69. Der ziagt si(ch) a Rott'n über'n Arsch. (Franken.)
Er bürdet sich selbst eine Last auf.
*70. Die rut hat er jm selbs auff seinn arss gemacht. – Franck, II, 8b; Körte, 5123a.
In Schlesien: A hot em anne Rutte uff a Hingern gebunden. (Gomolcke, 51.) Er hat das Uebel selbst verschuldet. Er hat sich den Brei selbst gekocht, die Suppe selber eingebrockt, die Kette selbst geschmiedet. »Des narren muss ich warlich lachen, der auff sein eigen arss kan machen ein gute zehe birckenrhut, die niemands dann jm schaden thut.« – »Hab allzeit ein hinderhut vnd mach dir nit ein eygen rhut, das würt deim arssloch werden gut.« (Murner, Nb., 86, in Kloster, IV, 858.) »Wer sich am nechsten rechen wil, ... har auff har vnd widermut, der macht jm auf sein arss ein rut.« (Murner, Nb., 45, in Kloster, IV, 759.)
Engl.: He had made an halter to hang himself. – You gather a rod for your own breech. (Bohn II, 176.)
Frz.: Tel porte le bâton dont à son regret le bat on.
Holl.: Hij maakt (haalt) eene roede voor zijn' eigen aars. (Harrebomée, II, 223b.)
Lat.: In tuum ipsius caput lunam deducis. (Bohn II, 176.)
*71. Die rut ist vber meinn ars gemacht. (S. ⇒ Gelten 20.) – Franck, II, 81a.
*72. Die Ruthe in die Hand geben und die Hosen selbst herunterlassen. – Eiselein, 535.
*73. Die Ruthe ist für alle da.
Lat.: Una scutica omnes impellit. (Eiselein, 535.)
*74. Die Ruthe ist für mich gebunden. – Sailer, 78.
*75. Die Ruthe küssen.
(Vgl. über diese Redensarten den Aufsatz von E.L. Rochholz und dessen Alemannisches Kinderlied, in der Germania, I, 134-155 u. 513.)
Holl.: De roede kussen. (Harrebomée, II, 223b.)
*76. Die Ruthe tragen, mit der man selbst gestrichen wird.
*77. Einem die Ruthe geben.
Frz.: Chasser les mouches à quelqu'un. (Kritzinger, 127b.) – Donner le fouet sous la custode. (Lendroy, 559.)
*78. Einen in die Ruthe nehmen. – Luther's Tischr., 379b.
*79. Einen mit doppelten Ruthen peitschen.
Die Russen: Einen mit zwei Lanzen erstechen. (Altmann VI, 515.)
*80. Einen mit seiner eigenen Ruthe schlagen.
Lat.: Ex ipso bove lora sumere. (Plutarch.) (Hauer, Kiij2; Binder I, 468; II, 1019; Philippi, I, 144; Weber, 3, 18.)
*81. Einen unter der Ruthe führen. – Luther's Tischreden, 429a.
Unter Zucht halten.
*82. Er fürcht' d' Rûd und chunnt de Grind über. – Sutermeister, 92.
*83. Er hat die Ruthen versucht.
Er hat etwas gelernt, hat studirt.
Lat.: Manum ferulae subducere. (Seybold, 298.)
*84. Er hat jhm selbs die Ruht auff den Hindern gebunden. – Moscherosch, 334; Frischbier2, 3177.
Frz.: Il donne des verges pour se faire fouetter. (Masson, 292.)
Lat.: Asciam ipse sibi in crus impingit. – Suam et se gladio ferit. (Masson, 292.)
Poln.: Sam na się rózgę podał. (Masson, 292.)
*85. Er hat weder Ruthe noch Stock.
Ist wehrlos, auch ohne Amt, ohne bürgerliches Ansehen.
Frz.: N'avoir ni verge, ni bâton. (Lendroy, 1532.)
*86. Er hat yhm eyn ruthen zu seinem eygnen arss gemacht. – Tappius, 61b; Eyering, II, 389; Henisch, 828, 31.
Lat.: Faber compedes, quas fecit, ipse gestat. – Flagellum ipse paravit, quo vapularet. (Henisch, 828, 32.) – Manum ferulae subducere. (Seybold, 298.)
*87. Er het e mit ere ghämpflige Ruethe erhaue. (S. ⇒ Mühle 103.) – Sutermeister, 79.
*88. Er hot auf ihm a Rüth'. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
D.h. es steht in seiner Macht, ihn zu züchtigen, durch Veröffentlichung eines Geheimnisses ihm Unannehmlichkeiten zu bereiten.
*89. Er ist der Ruthe entwachsen.
Holl.: Hij is de roede ontwassen. ( Harrebomée, II, 223b.)
Lat.: Manum ferulae subduximus. (Eiselein, 535.) – Subducere manum ferulae. (Seybold, 584.)
*90. Er ist nicht mehr unter der Ruthe.
Frz.: Il a la clé de ses chausses. (Kritzinger, 130a.)
[1782] *91. Er küsst die Ruthe, aber nicht gern.
*92. Er tregt ein Ruten vber sein eigen ars. – Eyering, II, 448.
Frz.: Battu a été des verges qu'il a porté. (Leroux, II, 178.)
*93. Er wird mit seiner eigenen Ruthe gestrichen.
Holl.: Met zijne eigene roede wordt hij gegeeseld. (Harrebomée, II, 223b.)
*94. Es ist eine neue Ruthe auf einen alten Hintern.
*95. Es ist ihm eine Ruthe aufgebunden.
Lat.: Mustelam habet. (Philippi, I, 266.)
*96. He hett sik en Rôd to sin êgen Êrs bunnen. (Ostfries.) – Bueren, 591; Frommann, V, 430, 528; für Holstein: Schütze, III, 304; für Altmark: Danneil, 278.
Er hat sich das Leid, den Verdruss selbst zugezogen.
*97. Hi bant an Ris tusam ânj Êrs. (Nordfries.) – Johansen, 73.
*98. Man wird dir eine Ruthe an den Schornstein stecken.
Eine Strafandrohung, die sich auf Sanct ⇒ Nikolaus (s.d.) bezieht, der in manchen Gegenden am 6. December den gehorsamen und guten Kindern Aepfel, Nüsse und ähnliche Geschenke, den trägen und ungehorsamen dagegen eine Ruthe bringt. Nach dem Volksglauben nimmt er den Weg durch den Schornstein, seine Gaben finden sich daher unter demselben.
Holl.: De roede is reeds op geheven. – De roede ligt in de pis. – De roede steekt voor den schoorsteen. – Hij krijgt eene roede op zijnen schoorsteen. (Harrebomée, II, 223b.)
Lat.: Oenoe charadram. – Saepe sibi proprium fecit puer ipse flagellum. (Philippi, II, 63 u. 162.)
*99. Met 'ner Raue int Water slaen. (Westf.)
Bei der Wahl eines unzureichenden Mittels zu einem Zweck.
*100. Mit der langen Ruthen schlagen. – Schottel, 1118a.
*101. Mit Ruthen den Kehraus tanzen. – Parömiakon, 498.
Wegen Diebstahls aus der Stadt gepeitscht werden.
*102. Nicht mehr unter der Ruthe stehen.
Sein eigener Herr sein.
Frz.: Être hors de page. (Eiselein, 535.)
*103. Sich mit der eigenen Ruthe schlagen.
*104. Sich selbst eine Ruthe auf den Rücken binden. – Schottel, 1115a; Eiselein, 535; Simrock, 8604; Lohrengel, II, 450; Tendlau, 841.
In Bedburg: Dä mât sich en Roth für senge egn Arsch. Von dem, der sich Unannehmlichkeiten zugezogen hat, die er hätte vermeiden können. »Wie han zu vnsern rück ein rhuten gbunden.« (Waldis, III, 22, 20.) Die Russen: Wenn der närrische Knecht die Birkenruthe findet, legt er sie in des Herren Hand. – Eine Nessel im Blumentopf pflanzen (ziehen). (Altmann VI, 437 u. 515.)
Frz.: Il a fait la verge dont il est battu. (Kritzinger, 708b.) – Il donne des verges pour le (se) fouetter. (Kritzinger, 328b.) – Il s'est fait donner sur la crête. (Kritzinger, 189b.)
Lat.: Capra gladium. – Capra contra se cornua. (Philippi, I, 72; Seybold, 66.) – Flagellum ipse paravit, qui vapularet. – In cornua irasci. (Virgil.) – In nobis est causa mali. (Binder II, 1414; Sutor, 184.) – Novacula factus es contra te ipsum. (Binder II, 2264; Novarin, 115.)
Poln.: Wziął sobie pęto na kark. (Lompa, 34.)
*105. Unter jemandes Ruthe stehen.
Frz.: Être sous la férule de quelqu'un.
*106. 'T geit in de Ruten.
Es geht verloren, wird ruinirt. Rute steht hier in der Bedeutung von Raute = Viereck und sollte dort stehen. (Stürenburg, 207.)
*107. Warte nur, die Ruthe ist schon eingeweicht. – Eiselein, 535.
Als Strafandrohung, auch oft blos scherzhafte.
*108. Wenn er die Ruthe sieht.
Zu ergänzen: gehorcht er, thut er, was er soll.
Holl.: Zoo lang de roede wenkt. (Harrebomée, II, 224a.)
109. Das Kind die Ruthe lehrt, die Noth den Mann bekehrt. (Rumänisch.) – Neue Freie Presse, 4581.
110. Die böse Ruth' thut bösen Buben gut.
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