Schlesien [2]

[847] Schlesien (Preußisch-S., hierzu die Karte »Schlesien«), Provinz des preuß. Staates, wird nördlich und nordöstlich von den Provinzen Branden burg und Polen, östlich von Polen und Galizien, südlich von Österreichisch-S., Mähren und Böhmen, westlich von dem Königreich Sachsen und der preußischen Provinz Sachsen begrenzt, umfaßt das alte Oberschlesien (mit Ausnahme der Fürstentümer Troppau, Jägerndorf, Teschen, Bielitz etc.), das gesamte Niederschlesien nebst der Grafschaft Glatz (mit Ausschluß des Kreises Schwiebus), den durch Vertrag vom 18. Mai 1815 von Sachsen abgetretenen Teil der Markgrafschaft Oberlausitz, die am 9. Juni 1815 abgetretenen böhmischen Enklaven und die Stadt Rothenburg vom Kreis Krossen der Neumark und hat einen Flächeninhalt von 40,323 qkm (732,35 QM.).

[Bodenbeschaffenheit, Klima.] Die Provinz besteht zur größern Hälfte aus Tiefland, zur kleinern aus Berg- und Gebirgsland. Durch dieselbe erstreckt sich eine Talsenkung, das Schlesische Längental, das zuerst längs der Malapane bis zur Oder hinunterzieht, alsdann dieser bis zur Mündung der Katzbach folgt und sich in westlicher Richtung bis zur Schwarzen Elster erstreckt. Der Boden der Talsenkung ist längs der Oder fruchtbar, an der Malapane und Elster sumpfig, zwischen Oder und Elster sandig und teilweise auch sumpfig. Nördlich von diesem Längental zieht durch die Provinz der Märkisch-schlesische Landrücken (s. d.), der im Oberschlesischen Jura bis zu 357 m ansteigt. Im Süden jener Talsenkung tritt zunächst östlich von der Oder das Plateau von Tarnowitz mit dem Oberschlesischen Steinkohlengebirge, einem Ausläufer der Karpathen, hervor; der höchste Punkt daselbst ist der Annaberg (385 m) unweit der Oder. Auf der linken Seite der Oder steigt das Land langsam an bis zur Gebirgsmauer der Sudeten, welche die Grenzen der Provinz in Oberschlesien nur mit der Bischofskoppe (890 m) erreicht, dagegen durch Mittelschlesien sich von Reichenstein bis Jauer erstreckt. Vor dieser Gebirgsmauer erheben sich vereinzelt in der Ebene der Zobten (718 m), die Geiersberge (573 m), die Striegauer Berge u.a. Die Gebirge der Provinz werden durch den Paß von Liebau am Bober in zwei Teile geschieden. Östlich erstreckt sich zunächst das Glatzer Gebirgssystem (s. Glatz) mit seinen vielfachen Verzweigungen, in denen der Große oder Spieglitzer Schneeberg (1422 m) der höchste Gipfel ist, sodann das Sandsteingebirge der Heuscheuer (920 m), ferner das Niederschlesische Steinkohlengebirge mit dem Hochwald (850 m) und endlich das Katzbachgebirge (724 m), von dem der Gröditzberg (389 m) ein vorgeschobener Posten gegen das Tiefland ist Im W. jenes Passes erhebt sich auf der Grenze gegen Böhmen das Riesengebirge (s. d.) mit der Schneekoppe (1603 m), dem höchsten Gipfel der Provinz und des deutschen Berglandes, und als Fortsetzung das Isergebirge. Vereinzelte Vorposten des Berglandes gegen das Tiefland sind weiter westlich noch die Landeskrone (427 m) bei Görlitz und die Königshainer Berge (424 m). Innerhalb des Gebirges bilden das Landeshuter und das Hirschberger Tal, beide am Bober, und der Glatzer Gebirgskessel innerhalb der Glatzer Gebirge ansehnliche Vertiefungen. S. gehört mit geringen Ausnahmen zum Gebiet der Oder; nur im SO. berührt die Weichsel die Grenze, und aus dem Westen fließen Iser, Spree und Schwarze Elster zur Elbe. Die Oder, die bei Ratibor schiffbar wird, durchströmt die Provinz in ihrer ganzen Länge von SO. nach NW.; ihr fließen auf der rechten Seite zu: die Olsa, Klodnitz, Malapane, Weida und Bartsch; auf der linken: die Oppa, Zinna, Hotzenplotz, Glatzer Neiße, Ohlau, Weistritz und Katzbach; der Bober, der den Queiß aufnimmt, und die Lausitzer Neiße münden[847] außerhalb der Provinz. Der Klodnitzkanal ist der einzige schiffbare Kanal Schlesiens, und abgesehen von zahlreichen Teichen ist auch unter den Landseen allein der Schlawasee von einiger Bedeutung. Das Klima ist am mildesten bei Grünberg, rauher in den Gebirgen und in Oberschlesien. Die jährliche Durchschnittswärme beträgt in Ratibor 8,0, Oppeln 8,76, Neiße 8,41, Landeck 6,75, Kirche Wang im Riesengebirge 4,8, Eichberg bei Hirschberg 7,0, Görlitz und Breslau 8,0°. Die jährliche Regenmenge beträgt in der Ebene 50–60, im Gebirge bis 116 cm.

[Bevölkerung. Bodenerzeugnisse.] Die Zahl der Einwohner betrug 1905: 4,942,611 Seelen (123 auf 1 qkm), worunter 2,120,361 Evangelische, 2,765,394 Katholiken und 46,845 Juden. Unter der Bevölkerung zählte man 1900: 1,100,831 Personen mit polnischer, 60,517 mit mährischer, 24,567 mit wendischer und 15,396 mit tschechischer Muttersprache. Die Zahl der Reichsausländer betrug 1905: 78,252 (die meisten aus Österreich, dann aus Rußland).

Von der Bodenfläche der Provinz entfallen 55,6 Proz. auf Ackerland und Gärten, 8,8 Proz. auf Wiesen, 1,4 Proz. auf Weiden und 28,8 Proz. auf Waldungen. Der Boden ist längs des Gebirges sehr fruchtbar, besonders aber in der Landschaft zwischen Liegnitz und Ratibor, woselbst 70–80 Proz. der Gesamtfläche dem Ackerland angehören. Am wenigsten fruchtbar sind die Gebirgskreise, sodann der auf der rechten Oderseite gelegene Teil des Regierungsbezirks Oppeln, die Kreise an der Bartsch im N. und, mit Ausnahme eines Teiles des Landkreises Görlitz, die westlichen Kreise der Provinz; in allen diesen Teilen sind die Ackerländereien nur von geringem Umfang, die Waldungen hingegen bedeutend. Der Getreidebau deckt vollständig den Bedarf der Provinz; der Flachsbau ist besonders in den Berg- und Hügellandschaften von Wichtigkeit. Die Ernte von 1906 erbrachte: 911,095 Ton. Roggen, 417,091 T. Weizen, 312,001 T. Gerste, 4,626,683 T. Kartoffeln, 754,889 T. Hafer und 1,463,112 T. Wiesenheu. Der Zuckerrübenbau findet auf großen Landstrichen zwischen Breslau und Schweidnitz statt; die Kartoffel wird mehr in den weniger fruchtbaren Landesteilen gebaut. Andre Produkte des Pflanzenreichs sind: Zichorie zwischen Breslau und Ohlau, Hopfen bei Münsterberg, Tabak, Ölgewächse, Wein bei Grünberg, viel Obst in Mittelschlesien (der Obstbau wird unterstützt durch ein pomologisches Institut in Proskau), allerlei Gartengewächse etc. Die Gartenkunst, in Verbindung mit Treibhauszucht (Ananas) und großen Parkanlagen, wird durch den Großgrundbesitz, dem über 51 Proz. der Fläche angehören, sehr gefördert. In keiner Provinz des preußischen Staates befindet sich überhaupt ein so bedeutender Grundbesitz meiner Hand wie in S.; Besitzungen von 25–44,000 Hektar haben der König von Sachsen (Öls), der Herzog von Ujest (Schlawenzitz), der Reichsgraf von Schaffgotsch (Warmbrunn), Graf Tschirschky-Renard (Groß-Strehlitz), der Herzog von Ratibor (Rauden), der Graf Arnim (Muskau) und der Fürst von Pleß. Nach der Viehzählung von 1906 gab es 327,120 Pferde, 1,599,623 Stück Rindvieh, 289,699 Schafe, 1,230,477 Schweine und (1904) 231,893 Ziegen. Für die Hebung der Pferdezucht bestehen Landgestüte in Leubus und Kosel. Die Rindviehzucht blüht in der fruchtbaren Landschaft zwischen Liegnitz und Ratibor; sie ist aber auch in den Gebirgskreisen bedeutend, weniger in den sandigen Gegenden auf der rechten Oderseite und an der Schwarzen Elster. Für die Zucht von edlen Schafen bildet S. mit seinen großen Gütern den Ausgangspunkt für die andern preußischen Provinzen (Eckersdorf, Rogau, Kuchelna); doch ist die Schafzucht sehr zurückgegangen, während sich die Schweinezucht gehoben hat. Wildbret ist zahlreich vorhanden, namentlich besitzt S. noch einen Reichtum an Hirschen, Rehen, Wildschweinen und Hafen; selten kommt im SO. noch der Wolf von den Karpathen herüber. Das Geflügel ist stark vertreten. Die Fischerei ist nicht unbedeutend: es gibt Karpfen in den zahlreichen Teichen, Weise und Lachse in der Oder, Forellen in den Gebirgsbächen. Die Bienenzucht ist erheblich, und das neuere Züchterverfahren ging durch den Pfarrer Dzierzon (s. d.) gerade von S. aus.

Sehr beträchtlich ist die Ausbeute des Mineralreich s. S. enthält die größte Steinkohlenablagerung des europäischen Festlandes, nämlich auf der rechten Oderseite in Oberschlesien, woselbst die Steinkohlenformation mit reichhaltigen Flözen, teilweise zutage tretend, teilweise von Buntsandstein, Muschelkalk oder Diluvialschichten bedeckt, einen Raum von wenigstens 1375 qkm (25 QM.) einnimmt. Das Hauptgebiet des zutage tretenden Teiles liegt zwischen Zabrze und Myslowitz und entsendet nach SW. einen Flügel über Nikolai hinaus bis Belk. Kleinere Steinkohlenpartien finden sich noch bei Czernitz, Pschow und selbst auf der Westseite der Oder an der Landecke unterhalb der Oppamündung. Eine zweite Ablagerung von Steinkohlen ist bei Waldenburg zwischen den ältern Schichten der Kohlenformation von Freiburg und den Porphyren und Melaphyren des Niederschlesischen Steinkohlengebirges eingebettet. Endlich gibt es Steinkohlen auch im Sandstein der obern Kreide am Queiß. Die Braunkohle ist in den Hügellandschaften stark verbreitet, wird aber nicht in großer Menge abgebaut. Wichtig ist dagegen die Ausbeute an Eisen- und Zinkerzen, diese bei Beuthen in Oberschlesien in unmittelbarer Nachbarschaft des Steinkohlengebirges, jene in den verschiedensten Teilen des Regierungsbezirks Oppeln auf der rechten Seite der Oder, aber auch in den Gebirgen. Ferner werden gewonnen: Bleierze in Oberschlesien, Kupfer-, Nickel- und Kobalterze, Schwefelkies, Arsenik, Alaun, einige Edelsteine von geringem Wert (Chrysolith, Amethyst, Chalcedon, Achat, Chrysopras, Jaspis etc.), vortrefflicher Ton, Marmor, Serpentin, Schleif- und Mühlsteine, Kalksteine (Gogolin in Oberschlesien), Gips, Walkererde, Feld- und Schwerspat, Magnesit, Torf etc. Die vorhandenen Salzquellen haben nur eine schwache Sole; dagegen haben andre Mineralquellen besuchte Badeanstalten entstehen lassen, so in Warmbrunn, Salzbrunn, Reinerz, Landeck, Flinsberg, Kudowa, Charlottenbrunn, Langenau etc. 1905 wurden in der Provinz gefördert: 32,319,188 Ton. Steinkohlen im Werte von 245,4 Mill. Mk., 1,155,183 T. Braunkohlen im Werte von 4,5 Mill. Mk., 340,647 T. Eisenerze im Werte von 2,2 Mill. Mk., 609,479 T. Zinkerze im Werte von 32,5 Mill. Mk., 47,675 T. Bleierze im Werte von 4,5 Mill. Mk. etc. Die Hüttenproduktion ergab 1905: 862,037 T. Roheisen aller Art im Werte von 49,2 Mill. Mk., 129,907 T. Zink im Werte von 63 Mill. Mk., 50,973 T. Blei im Werte von 13,9 Mill. Mk., 12,475 kg Silber im Werte von 1 Mill. Mk., 128,981 T. Schwefelsäure im Werte von 3 Mill. Mk. etc.

[Industrie und Handel.] Die Industrie bildet einen wichtigen Erwerbszweig der Bevölkerung. In den Kreisen von Leobschütz bis Löwenberg, meist im und am Gebirge und anschließend an den großen Bezirk[848] der Flachsindustrie in Böhmen, ist die Leinwandfabrikation, in Verbindung mit Baumwollweberei, Färberei und Bleicherei, die Hauptbeschäftigung der Bewohner; große Flachsspinnereien sind in Liebau, Landeshut, Erdmannsdorf, Freiburg, Waldenburg und entfernt vom Gebirge in Neusalz a. O., Baumwollspinnereien in Langenbielau etc., großartige Webereien namentlich in den Kreisen Reichenbach, Waldenburg, Landeshut und Hirschberg. Die Tuchfabrikation ist in Görlitz, Sagan, Grünberg und Goldberg von Bedeutung. Handschuhe liefert Haynau, Teppichknüpferei wird in Neustadt, im Hirschberger Tal (hier auch Spitzenklöppelei), in Sprottau und Schmiedeberg betrieben. Die Hüttenindustrie sowie die Verarbeitung der Metalle haben ihren Hauptsitz in den Steinkohlengebieten. Die Zinkproduktion ist fast ausschließlich im Oberschlesischen Steinkohlengebirge mit zahlreichen Werken vertreten, dagegen ist die Eisenindustrie viel weiter verbreitet. Die großartigsten Eisenwerke liegen zwischen Gleiwitz, wo auf der Gleiwitzer Hütte 1796 der erste Kokshochofen in Preußen ins Leben trat, Tarnowitz, wo auf dem Bleiwerk Friedrichsgrube 1788 die erste Dampfmaschine in Deutschland aufgestellt ward, Beuthen, Königshütte und Myslowitz, ferner an der Malapane im Landkreis Oppeln und bei Waldenburg, sodann auch in Niederschlesien im Bereich der Waldungen des Schlesischen Längentals zwischen Bunzlau und Sprottau. Wichtige Eisengießereien und Maschinenfabriken gibt es in Breslau, Ratibor, Görlitz, Lauban etc. Andre Industriezweige Schlesiens sind: die Fabrikation von Rübenzucker zwischen Breslau und Schweidnitz (1905/06: 52 Fabriken), von Stärke, Papier, Leder, Dachpappe, Seilerwaren (Oppeln), Seife, Lichten, Schuhwaren, Tabak und Zigarren (Breslau, Ohlau), Schnupftabak (Ratibor), Chemikalien, Pulver, Dynamit, Zündhölzern, Uhren (Freiburg, Silberberg), Turmuhren (Glogau), Hüten (Liegnitz), Strohgeflechten, Glacéhandschuhen (Breslau), Billards (Breslau), Schrot-, Blei- und Zinnwaren (Breslau), Nägeln, Wagen, Eisenbahnwagen, Kalk (Gogolin und Oppeln), Zement (Oppeln), Glas (im Landkreis Oppeln, bei Waldenburg, am Queiß und an der Lausitzer Neiße), von seinen Glaswaren (Josephinenhütte im Riesengebirge), von Schamottesteinen, Töpferwaren (Bunzlau), Porzellan- und Steingutwaren (in den Kreisen Waldenburg und Schweidnitz), von Schaumwein (Grünberg), von eingemachten Früchten (Grünberg und Hirschberg). Nennenswert sind noch: die Bierbrauereien, die Brennereien und Likörfabriken, große Mahlmühlen, Gerbereien etc. Der Handel Schlesiens leidet durch die russischen Grenzverhältnisse, hat sich jedoch in der neuesten Zeit infolge des bedeutend erweiterten Eisenbahnnetzes sehr gehoben; er wird durch neun Handelskammern unterstützt. Die Eisenbahnen (1904: 4087 km an Haupt- und Nebenbahnen) sind fast nur Staatsbahnen. Besonders stark entwickelt ist das Eisenbahnnetz im oberschlesischen Industrierevier, wo zahlreiche Nebenbahnen sich an die Hauptlinien anschließen. An Straßenbahnen und Kleinbahnen waren in der Provinz 625 km vorhanden. Dagegen ist die Oder, mit Ausnahme ganz kurzer Strecken andrer Flüsse, der einzige schiffbare Fluß der Provinz, dessen Schiffbarkeit im Hochsommer durch geringen Wasserstand noch oft fraglich, in neuerer Zeit aber durch umfangreiche Strombauten und Korrektionen verbessert worden ist (s. Oder 1, S. 901). Auch der Klodnitzkanal (s. Klodnitz) ist als Wasserstraße nicht bedeutend.

[Bildung, Verwaltung etc.] Für die geistige Bildung bestehen: eine Universität in Breslau, eine Kadettenanstalt in Wahlstatt, 2 Kriegsschulen (Glogau und Neiße), 40 Gymnasien, 9 Realgymnasien, 5 Oberrealschulen, 4 Progymnasien, 7 Realschulen, ein Pomologisches Institut, 2 Landwirtschaftsschulen, eine Handelsschule, 22 Schullehrerseminare, 3 Taubstummenanstalten, eine Blindenanstalt etc. Zur Unterstützung der schlesischen Gutsbesitzer besteht eine Kreditanstalt. Ein großer Teil der Fürstentümer, Standes- und Minderherrschaften in S. ist im Besitz von mittelbaren Fürsten, Standes- und Minderherren. Eingeteilt wird die Provinz in drei Regierungsbezirke: Breslau mit 25, Oppeln mit 25 und Liegnitz mit 21 Kreisen; unter den 71 Kreisen sind 10 Stadtkreise (Breslau, Schweidnitz, Liegnitz, Görlitz, Oppeln, Gleiwitz, Beuthen, Königshütte, Kattowitz und Ratibor). Militärisch bilden die Regierungsbezirke Breslau und Oppeln den Bezirk des 6. Armeekorps, der Regierungsbezirk Liegnitz gehört zu dem des 5. Armeekorps (vgl. die »Garnisonkarte« mit Textblatt in Bd. 4, S. 792). Für das Gerichtswesen bildet die Provinz den Bezirk des Oberlandesgerichts in Breslau mit den 14 Landgerichten in Beuthen, Breslau, Brieg, Glatz, Gleiwitz, Glogau, Görlitz, Hirschberg, Liegnitz, Neiße, Öls, Oppeln, Ratibor und Schweidnitz, zusammen mit 130 Amtsgerichten (vgl. die Textbeilage »Gerichtsorganisation des Deutschen Reiches«). In den deutschen Reichstag entsendet S. 35 (s. Karte »Reichstagswahlen«), in das preußische Abgeordnetenhaus 65 Vertreter. Das Konsistorium und ein Generalsuperintendent in Breslau stehen an der Spitze der protestantischen Bevölkerung, während die Katholiken in Kirchensachen dem Fürstbischof von Breslau untergeordnet sind. Hiervon ausgenommen sind jedoch die Kreise Neurode, Glatz und Habelschwerdt, die zum Erzstift Prag, und der Kreis Leobschütz nebst einem Teil des Kreises Ratibor, der zum Erzstift Olmütz gehört. Hauptstadt der Provinz ist Breslau, der Sitz des Provinziallandtags sowie der Provinzialsteuerdirektion, einer Generalkommission, des Provinzialschulkollegiums und eines Oberbergamts (zugleich für Ost- und Westpreußen und Posen). Die Staatsbahnen stehen unter den Eisenbahndirektionen in Breslau und Kattowitz. Oberpostdirektionen sind in Breslau, Liegnitz und Oppeln. Das Wappen Schlesiens ist im goldenen Feld ein mit einem Fürstenhut bedeckter, goldbewehrter schwarzer Adler mit bekreuztem silbernen Brustmond (s. Tafel »Preußische Provinzwappen«, Fig. 4). Die Landesfarben sind Weiß und Gelb

Vgl. Adamy, S. nach seinen physikalischen, topographischen und statistischen Verhältnissen (7. Aufl., Bresl. 1893); Partsch, S., eine Landeskunde (1. Bd., das. 1895; 2. Bd., 1. Heft, 1903); »Schlesisches Ortschaftsverzeichnis« (5. Aufl., das. 1901); Schroller, S., eine Schilderung etc. (Glog. 1885–88, 3 Bde.); Römer, Geologie von Oberschlesien (Bresl. 1870); Kosmann, Oberschlesien, sein Land und seine Industrie (das. 1888); Festenberg-Packisch, Der metallische Bergbau Niederschlesiens (Wien 1881); Deutsch, Schlesiens Heilquellen und Kurorte (Bresl. 1873); Traube, Die Minerale Schlesiens (das. 1888); Weinhold, Verbreitung und Herkunft der Deutschen in S. (Stuttg. 1887); Drechsler, Sitte, Brauch und Volksglaube in S. (Leipz. 1903–06, 2 Tle.); Renaud, Der Bergbau und die Hüttenindustrie von Oberschlesien 1884–1897 (Stuttg. 1900); Schube, Flora von S. (Bresl. 1904); Frahne, Die Textilindustrie im Wirtschaftsleben Schlesiens (Tübing.[849] 1905); Sachs, Die Bodenschätze Schlesiens (Leipz. 1904); Lutsch, Verzeichnis der Kunstdenkmäler der Provinz S. (Stuttg. 1886–1903, 5 Bde.); Volger, Handbuch des Grundbesitzes der Provinz S. (2. Aufl., Berl. 1892); »Handbuch für die Provinz S.« (Behörden, Gewerbe etc., zuletzt Bresl. 1904); »Handbuch der Verfassung und Verwaltung des Provinzialverbandes von S.« (das. 1896); »Gemeindelexikon von S. auf Grund der Volkszählung vom 2. Dezember 1895« (hrsg. vom königl. Statistischen Bureau, Berl. 1898); Gürich, Geologische Übersichtskarte von S., 1: 400,000 (Bresl. 1900); Langhans, Nationalitätenkarte der Provinz S. (Gotha 1906). – Geschichte s. oben, S. 845 f.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 847-850.
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