1. Allen, die mich kennen und meinem Namen gönnen, denen gebe Gott, was sie mir gönnen. – Hertz, 16.
Hausinschrift zwischen Kassel und Korbach.
2. Den man nicht kennt, dem folgt man nicht gern. – Henisch, 1171, 33; Petri, II, 79.
3. Der sich selbst nicht kent, der weiss nicht, was er gilt vnnd gibt sich gar wolfeil. – Lehmann, 187, 18.
»Vmb ein wenig frewd vnd Lust ins ewig verderben, oder menniglich zu Spott vnd Schanden.«
4. Die einander kennen, grüssen sich von weitem.
Engl.: They that know one another, salute afar off. (Bohn II, 109.)
5. Ehe man jemand kennt, muss man erst einen Scheffel Salz mit ihm gegessen haben.
Frz.: Pour connaître un homme, il faut avoir mangé un muid de sel avec lui. (Cahier, 426.)
6. Ein jeder kent sein eigen Hertz am allerbesten. – Petri, II, 201.
7. Ein jeder kent seines gleichen, ein Dieb den andern. – Petri, II, 201; Henisch, 694, 1.
Lat.: Furem fur cognoscit et lupus lupum. (Henisch, 694, 2.)
8. Es sagt einer offt: ich kenne dich wol, vnnd der gross balckenträger kennt sich selbst nicht, vnd were jhm besser, er lernte sich kennen. – Lehmann, 507, 61.
9. Ich kenn' ihn wol, aber ich trau' ihm nicht.
Engl.: Better known, thau trusted. (Bohn II, 168.)
10. Ik kenn di wuol, din Moers Kau Bro'r es en Bollosse wiäst. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 81, 11.
11. Jeder kennt am besten die Sonne seines Landes.
12. Kenne dich selbst! – Körte, 3339 u. 4169.
13. Kennst du einen, so kennst du alle. – Eiselein, 370; Simrock, 5556.
Lat.: Ab uno disce omnes. – Unum moris, omnes noveris. (Eiselein, 370.)
14. Man kennt den Esel an den Ohren, bei den Worten den Thoren, am Angesicht den Mohren.
15. Man kennt den Fuchs am Schwanz.
16. Man kennt den Mann an der Kleidung.
17. Man kennt den Menschen am Gange und den Vogel am Gesange.
18. Man kennt weder den Wein am Reifen, noch den Mann am Kleide.
19. Mancher meint, er kenne mich, der noch nie erkannte sich. – Körte, 3341.
20. Mancher will mich kennen und kennt sich selber nicht.
21. Sich kennen ist viel kennen, Gott kennen ist alles kennen. – Körte, 2386; Körte2, 2952; Simrock, 3998.
22. Sich selbst kennen ist die grösste Kunst. – Eiselein, 403; Gaal, 1400; Simrock, 9500.
It.: La meglior scienza che si trova è quella con la quale ognuno conosce se stesso. (Pazzaglia, 339, 3.) – La più difficil cosa che sia, è conoscer se stesso. (Gaal, 1400.)
[1240] 23. Vil kennen vil vnd sich selbs nit. – Franck, II, 120a; Gruter, I, 68; Petri, II, 573.
Frz.: On connoit tout hormis soi même. (Kritzinger, 166a.)
24. Was einer nicht kennt, darnach er sich nicht sehnt. – Petri, II, 850.
25. Was einer nicht kennt, das soll er nicht begeren. – Lehmann, 67, 27.
26. Was man nicht kennt, das begert niemand. – Henisch, 245, 57.
Lat.: Ignoti nulla cupido. (Henisch, 245; 58.)
27. Was (wen) man nicht kennt, kann (soll) man nicht lieben.
Frz.: Il faut connoistre avant aimer. (Leroux, II, 232.)
Holl.: Onconde maect onminne. (Tunn., 20, 15.)
It.: Conoscere si deve innanzi d'amare. (Pazzaglia, 6.)
Lat.: Ut notos clare non notos quis scit amare? (Fallersleben, 570.)
28. Was man nicht kennt, muss man weder loben noch verachten.
It.: Prima di conoscere, non lodare nè biasimare. (Pazzaglia, 62, 4.)
29. Was man nicht kennt, soll man nicht essen.
30. Was man nicht kennt, verkauft man leicht zu wohlfeil.
31. Wat de nich kenst, dat lest de ût'n Liwe. – Schambach, II, 409.
Man muss nicht alles essen wollen, was essbar aussieht.
32. Wat ik nit kenne, kann ich nit lowen un schennen. (Sauerland.)
33. Wen man nicht kennt, dem muss man nicht vertrauen.
Die Araber: Mistraue dem, den du nicht kennst. (Cahier, 2261.)
34. Wenn jeder kennte sich, spottete keiner über mich. – Körte, 3340.
35. Wenn man einen kennen lernen will, so muss man ihn loben. – Reinsberg III, 133.
36. Wenn man einen nicht kennen kann, so sehe man seine Gesellschaft (Kameraden) an. – Mayer, I, 176; II, 50; Siebenkees, 37; Wenzig, 57.
»Derhalben verkennen wöll ein Mann, der schaw desselben Gesseln an, bey den wird kierlich offenbart, dass er auch selber sey der art.« (H. Sachs, Weltliche Historie, CCLXXIX, 1.)
Engl.: Tell me, with whom thou goest and I'll tell thee what thou doest. (Gaal, 689.)
It.: Dimmi con chi tu vai, e saprò quel, che tu fai. (Gaal, 689.)
37. Wer dich kennet, der kaufft dich nit. – Tappius, 216b; Egenolff, 143a; Gruter, I, 79; Sailer, 122; Simrock, 5555.
In Driberg: Wai 'u (ihn) kennet, dai köft 'n ni. (Firmenich, I, 363, 41.) In Schlesien: Wâr 'n kennt, dâr keft 'n nich. (Frommann, III, 242, 2.) In Siebenbürgen: Wier dich känt, kîft dich nit. (Schuster, 1037.)
Lat.: Te qui non novit, tollat. (Tappius, 226a; Egenolff, 143a.)
38. Wer dich nicht kennt, der kauft dich.
39. Wer mich kennt, der pumpt mir nicht, sagte Peter Fuchs, da wollte er von einem Fremden einen Gulden leihen.
40. Wer sich nicht kennt, fange mit seinen Nachbarn Streit an.
41. Wi kennt üsch ja, segt Deichmüller, da lewe noch, ja, da lewe noch. (Lüneburg.) – Hoefer, 204.
42. Willst du kennen, wer der Mann, so sieh nur seine Gesellschaft an.
43. Wilt du einen kennen, so lob jhn; steckt ein groll inn jhm, so wirt er zum wenigsten ein Feder oder zwo fallen lassen. – Henisch, 1036, 46.
44. Wiltu einen kennen, so sihe, mit wem er vmbgehet. – Henisch, 1433, 65; Reinsberg II, 63.
Lat.: Noscitur ex comite, qui non dignoscitur ex se. (Henisch, 1433, 66.)
45. Wiltu einen recht kennen lernen, so lass jhn verworren Garn wieder richtig machen. – Petri, II, 794.
Die Türken: Was der Mensch nicht kennt, hasst er. (Reinsberg III, 113.)
*46. A kent mich as a Tauss1. (Schles.) – Frommann, III, 245, 127; Gomolcke, 142.
1) Daus, die höchste Karte im Spiel; das Astausend, steht zuweilen für Taus, aber auch verhüllend für Teufel.
[1241] *47. Dä liet mer net ieder kenne, bes mer'm Scheffel Salz met em gesse hat. (Bedburg.)
*48. De kennt de ganze Welt, ok de bunte Kobbel. (Samland.) – Frischbier2, 1948.
*49. De kennt de ganze Welt, ok noch twei (oder: sêwe, auch: de omliggende) Därper. – Frischbier2, 1948.
*50. De se kennt, de köft se nig. (Holst.) – Schütze, II, 247.
Wer das Mädchen kennt, nimmt sie nicht zur Frau.
*51. Dean kenne ick, äs wann ik der met der Löchte (Laterne) inne seatn hädde. (Büren.)
*52. Den kenn' ich auswendig und inwendig.
D.h. durch und durch.
Frz.: Nous nous connoissons de longue main. (Leroux, I, 175.)
*53. Den kenn' ich wie der Bettler einen Bauernhof.
Engl.: To know one as well as a beggar knows his dish. (Bohn II, 168.)
*54. Den kenn' ich wie einen preussischen Dreier. (Wolfenbüttel.)
Die Czechen: Das kenn' ich wie der Esel (die Ziege, das Schwein) die Petersilie. (Reinsberg IV, 151.)
*55. Den kenn' ick wie 'n Silberjroschen. (Berlin.)
*56. Den kenn' öck wie e preusch'sche Düttke. – Frischbier2, 1949.
*57. Den kenn' öck wie e Pund Sêp. – Frischbier2, 1949.
*58. Der soll mich kennen lernen.
Als Drohung.
Frz.: Vous connaitrés qui je suis. (Kritzinger, 166a.)
*59. Diän kenn' ik so gued äs wann ik'n in der Kêipe1 dreägen hädde. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 60, 88; Woeste, 86, 121.
1) Kiepe, im Süderlande = Tragkorb auf dem Rücken, auf dem Hellwege auch ein flacher Armkorb.
*60. Er kennt ihn aus dem Sack.
Sehr genau.
*61. Er kennt nichts am Himmel als den Sirius. – Burckhardt, 608.
Nur den hervorstechendsten Punkt. Von Personen, die ein Geschäft nur oberflächlich, nur im allgemeinen kennen.
*62. Er kennt sich selber kaum, wie Narr Löbelin, da er einen neuen Rock anhatte und unterwegs fragte, ob sie nit den Löbelin gesehen hätten. – Fischart.
*63. Ich hab denselbigen eben als wol gekent als du. – Agricola I, 401.
Wurde zu Agricola's Zeit gebraucht, um einen auf eine feine Weise Lügen zu strafen. Wenn man von einem etwas sagte, wovon man glaubte, es sei nicht alles wahr. Man wollte sagen: »Ich kenn' ihn nicht, du auch nicht.«
*64. Ich hab'n gekannt, wie er noch e Birnbaam wor. – Tendlau, 984.
Und jetzt sollte ich besondere Verehrung für ihn haben? Ein christlicher Gutsbesitzer hatte aus dem Birnbaum, unter den sich seine Tochter während eines Gewitters geflüchtet hatte und in den ein Blitzstrahl, ohne seine Tochter zu tödten, gefahren war, ein Heiligenbild machen lassen. Als man einen vorübergehenden Juden fragte, warum er die Mütze nicht davor abnehme, gab er obige witzige Antwort, die als Sprichwort eine vortreffliche Rolle spielt.
*65. Ich kenn' dich, bist alle Jahrmark do. – Lohrengel, II, 324.
*66. Ich kenn' Gald un kenn' Leit. – Lohrengel, II, 328.
*67. Ich kenn' ihn nicht mehr wie den Kaiser von Fez und Marokko.
Engl.: To know one no more than he does the Pope of Rome. (Bohn II, 168.)
*68. Ich kenn' ihn nicht, und wenn ich über ihn falle.
Engl.: I know him not should I meet him no my pottage dish. (Bohn II, 175.)
*69. Ich kenn' meine Leit wie der Schinner seine Hunne. – Lohrengel, II, 327.
*70. Ich kenne dich, Spiegelberg. – Lohrengel, II, 325.
Aus Schiller, Die Räuber, sprichwörtlich geworden. (Vgl. Büchmann, 20.) In der 3. Scene des 2. Actes lauscht der Räuber Moor unten auf der Bühne den Gesprächen der Mitglieder der Bande. Da hört er, wie Schufterle sich rühmt, ein unschuldiges Kindlein in die Flammen geworfen zu haben. Sein Zorn entflammt darüber und er verstösst den Schufterle sofort aus der [1242] Bande und fügt, zu den Räubern gewendet, hinzu, dass noch mehrere unter ihnen für ein ähnliches Schicksal reif sind. Insbesondere wendet er sich au Spiegelberg mit den Worten: »Ich kenne dich, Spiegelberg. Aber ich will nächstens unter euch treten und fürchterlich Musterung halten!«
*71. Ich kenne dich mit Haut und Haar.
Frz.: Je ne le connois ni peu ni prou. (Kritzinger, 536b.)
*72. Ich kenne dich mit Stumpf und Stiel.
*73. Ich kenne ihn mit Vor- und Zunamen.
Sehr genau, von innen und aussen.
*74. Ich kenne ihn innen und aussen.
Lat.: Ex stipula cognoscere. (Sutor, 117.)
*75. Ich kenne ihn von aussen und innen.
Frz.: Connoitre quelqu'un comme pain. (Kritzinger, 166a.)
Lat.: Ego te intus et in cute novi. (Persius.) (Binder I, 398; II, 933; Seybold, 145; Philippi, I, 207; Hauer, Liij2.)
*76. Ich kenne jhn in der Haut. – Moscherosch, 384.
Frz.: Je le cognois iusques an foye.
*77. Ich kenne meine Pappenheimer. – Lohrengel, II, 326.
*78. Ick kenne jüch, ji kommt alle Misse. (Braunschweig.)
*79. Man kenn' ihn wie a böser Schillinger. (Jüd.-deutsch. Brody.)
Man kennt ihn, wie einen bösen, falschen Schilling.
Poln.: Znaja go jak zły szeląg. (Lompa, 36.)
*80. Sie kennen den ⇒ Samiklaus (s.d.). (Schweiz.) – Wurzbach III, 87.
Verderbt aus Sanct-Nikolaus, soviel wie unser Knecht Ruprecht. Von Mädchen, die geschlechtliche Erfahrung besitzen.
*81. War'n nich kennt, dar kêft'n. – Gomolcke, 1065.
In Schlesien: War'n kennt, dar kêft'n nich. (Gomolcke, 842.)
*82. Wer dich kent, der kaufft dich nit. – Eyering, II, 494; Gruter, III, 107; Guttenstein, 146, 33; Lehmann, II, 873, 193; Herberger, I, 568; Keller, 141b; Lohrengel, II, 499; Eiselein, 370; Körte, 6770.
Von einem, der seinen Bekannten verdächtig geworden ist. Auch in der Ehe wird oft geklagt: Hätte ich ihn (sie) gekannt, ich hätte ihn (sie) nicht genommen. (Reinsberg I, 145.) »Ein arglistiger, loser Mann, der sehr vil Leut auch hetzet an, drumb wer jn kennt, der kaufft jn nicht, wie denn das alte Sprichwort gicht.« (H. Sachs, III, LXIIII, 1.)
Dän.: Hvo ham kiender kiøber ham ikke. – Jeg kiender ham vel; jeg kiøbte kaal af ham i fior, han gav mig en stok til. (Prov. dan., 336.)
Frz.: Quiconque le connaîtra, le saura l'apprécier, ne se liera point avec lui.
Lat.: Tollat te, qui non novit. (Philippi, II, 220; Seybold, 606.)
83. Alles soll man kennen, nichts soll man brauchen. (Jüd.-deutsch.)
Man soll sich soviel als möglich Kenntnisse einsammeln, auch wenn man nicht weiss, ob man sie gebraucht.
84. Heut gekannt, morgen verbannt; heut ein froh Gesicht, morgen kenn' ich dich nicht. – Storch, Freiknecht, II, 321.
85. Kenstu ein nicht bey seinem leben, so merk auff sein gesellschafft eben.
Lat.: Noscitur ex comite, qui non cognoscitur ex se. (Loci comm., 31.)
86. Wer ihn kennt, der lobt ihn nicht; und wer ihn lobt, der kennt ihn nicht.
Zur Beurtheilung des Weines aus dem Jahre 1877.
87. Wer sich wol kenet, all Ding schön kennt. – Petri, II, 764.
88. Wer Viele nicht kennt, kennt auch Einen nicht.
Welt- und Menschenkenntniss führt zur Selbstkenntniss.
Lat.: Qui multos ignorat, ignorabit et unum. (Zubrodt, 304.)
*89. Den kenn' ich von Kindesbeinen an. – Klix, 33.
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