1. De Spenn de spönnt, de lewe Gottke sönnt, wenn et doach nicht lang dure. – Frischbier2, 3569.
Bezieht sich auf den »fliegenden Sommer« im schönen Herbst.
2. Die fleissige Spinne hat ein grosses Gewebe. – Gaal, 469.
Holl.: De nijvere spin heeft een groot weefsel. (Harrebomée, II, 290a.)
Ung.: Szorgalom gazdagság, henyélés szegénység. (Gaal, 469.)
3. Die Spinne fängt Fliegen, aber die Wespen lässt sie durch.
Die Russen: Wüchse der Spinne auch ein Horn, sie würde doch nur Fliegen damit stossen können. (Altmann VI, 441.)
Dän.: Ederkoppen fanger fluer, og lader bremsen fare. (Prov. dan., 134.)
Holl.: De spin eet de vlieg, en de haged is de spin. (Harrebomée, II, 290a.)
4. Die Spinne geht wol mit langen Beinen aus, doch ist sie kein Strauss.
Holl.: Alle spinnekoppen zijn geene struisvogels, schoon ze lange pooten hebben. (Harrebomée, II, 290a.)
5. Die Spinne ist über die Fliege, der Frosch über die Spinne, die Schlange über den Frosch und der Storch über die Schlange. – Altmann VI, 435.
6. Die Spinne saugt Gift, die Biene Honig aus der Blume. – Blum, 120; Simrock, 9752.
Es kommt alles auf den Gebrauch an, den man von einer Sache macht. Die Russen: Die Spinne saugt auch aus Rosen Gift. (Altmann VI, 410.)
[716] Dän.: Blomstret deeler ederkoppen sin saft, og ederkoppen yder det sin gift. (Prov. dan., 134.)
Böhm.: Pavouk hledá jedu a včelka medu. (Čelakovsky, 37.)
Poln.: Tająk jadu szuka, ale piszezoła miodu. (Čelakovsky, 37.)
7. Die Spinne webt ihr Netz nicht blos zum Zeitvertreib.
Die Russen: Wenn die Spinne ihr Netz webt, so hat sie Grund dazu. (Altmann VI, 252.)
8. Die Spinne wird oft in ihrem eigenen Netz gefangen.
Holl.: Meestal spint de spin het net, waarin zij zelve gevangen wordt. (Harrebomée, II, 290a.)
9. Durch Spinnen lernt man spinnen. – Mayer, II, 152.
10. Eine Spinne frisst die andere nur bei grossem Hunger.
11. Eine Spinne kann hundert Fliegen das Blut aussaugen. – Altmann VI, 414.
12. Eine Spinne saugt Gifft, da ein Bienlein eitel Honig find. – Petri, II, 225.
13. Es ist wol eine grosse Spinne gewesen, die das Netz gesponnen hat, sagte der Narr, als er das Tauwerk eines Kriegsschiffs sah.
Holl.: Het moet wel eene groote spinnekop geweest zijn, die dat wel gesponnen heeft, zei de mof, en hij examineerde het touwerk op een oorlogschip. (Harrebomée, II, 341b.)
14. Es muss eine dumme Spinne sein, in deren Netz sich keine Fliege fängt. – Altmann V, 100.
15. Mache d' Spinnele-n-es Hüsli, so wird's chalt; mache sinn-es dick's G'wäb, so git's Wulche-n- und mache sinn-es Rad, so git's schön Wätter. (Solothurn.) – Schild, 119, 177.
16. Spinne am Morgen, Gram und Sorgen; Spinne am Abend, süss und labend. – Haupt, Niederlaus. Magazin, XXI, 334.
1) In Schlesien: herzerlabend. – Vorbedeutung, wenn man eine Spinne laufen sieht. In Rottenburg: Spinnen am Morgen bringt Kummer und Sorgen, Spinnen am Abend, viel Freude habend. (Birlinger, 45.)
Frz.: Araignée du matin, grand chagrin; araignée du midi grand souci; araignée du soir, bon espoir. (J.W. Wolf, Beiträge zur deutschen Mythologie, II, 457.)
17. Spinnen am Abend erquicken und laben. (Braunschweig.)
Wenn kleine Spinnen, an Sommerabenden über die Hand laufen.
18. Spinnen sind keine Strausse, wiewol sie lange Beine haben.
19. Spinnen sind Spinnen, die saugen auss den besten Blumen lauter Gifft. – Herberger, Hertzpostille, II, 241.
20. Wenn die Spinn' den Boden bespannt, kommt der Bauer mit dem Samen gerannt. – Schmitz, 176, 17.
21. Wenn die Spinne träumt, so ist's vom Fliegenfangen. – Altmann VI, 452.
22. Wenn die Spinne verhungern muss, dann hat es an ihrem Netze gelegen. – Altmann V, 128.
Das Netz soll Schuld sein. Im ähnlichen Sinne sagen die Russen auch: Wenn man den Karpfen nicht fangen kann, so schimpft man auf das Netz.
23. Wenn die Spinnen im Regen spinnen, wird er nicht lange rinnen.
Vgl. darüber Mecklenb. Anzeiger, 1864, Nr. 40-43, und Niederschles. Zeitung, Görlitz 1865, Nr. 59.
24. Wenn die Spinnen nicht weben, wird's Wetter sich wenden, weben sie beim Regen, wird bald er enden. – Bair. Hauskalender.
25. Wenn die Spinnen weben im Freien, kann man sich lange schönen Wetters freuen.
Im nördlichen Italien sagt man dafür recht schön: Wenn die Spinnen ihre Wäsche aufhängen, womit ihr Gewebe gemeint ist.
26. Wenn eine Spinne über die Hand kriecht, ist's ein böses Zeichen. (Schweiz.)
27. Wenn grosse Spinnen herumkriechen, kommt binnen drei Tagen Regen. (Tirol.)
28. Wer die kleinen Spinnen fürchtet, wird auch den grossen aus dem Wege gehen.
Die Russen: Meide die Spinnen, du wirst dann auch die Tarantel meiden. (Altmann V, 104.)
[717] 29. Wie die Spinne, so die Fäden.
30. Wöbe die Spinne kein Netz, so finge sie keine Fliegen.
Wer nicht arbeitet, hat nichts zu essen. Aehnlich russisch Altmann VI, 447.
31. Wun de Schpäne wirke, wird ânder Wäder. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 48.
*32. Da können die Spinnen in den Brotsack bauen.
»Wenn ihr bei der nächsten Wahl wieder für den Fortschritt stimmt, werdet ihr bei den Uferbauten keine Arbeit finden, und dann können die Spinnen in den Brotsack bauen«, sagte ein nassauischer Uferbaubeamter zu den Arbeitern. (Bresl. Zeitung, 1864, Nr. 571, S. 3212.)
*33. Der wird noch lernen Spinnen essen!
*34. Die Spinnen legen ihr Garn darin an. – Eiselein, 574.
*35. Er hört die Spinnen weben.
*36. Es ist, als wenn eine Spinne die andere frisst.
*37. Es ist eine neidische Spinne.
*38. Sie lässt sich keine Spinne übers Maul wachsen. – Simrock, 6887; Glaubrecht, Haidehaus, S. 132.
In Schlesien: Sie lässt'r kene Spinne iwer's Moal waxen. (Gomolcke, 911.) – Eine breslauer Kräuterin sagt in Bezug auf eine andere ihr feindlich gesinnte Frau: »Gewiss, se lester kene Spinne iber de Gusche waxen; se schandfleckt mich, wau se hikimmt.« (Keller, 166b.)
*39. Und wenn ich sollte Spinnen essen!
Diese Redensart scheint sich aus folgendem Vorgange zu erklären. Der Pastor Heim in Solz, einem meiningischen Dorfe, hatte ein dürftiges Einkommen von kaum 300 Thalern und sechs Söhne, die alle studiren wollten und auch studirt haben. Unter diesen war es der jüngere, Ernst, der später so berühmt gewordene berliner Arzt, welcher mit der bestimmten Erklärung vor den Vater trat: »Ich will Doctor werden.« – »Du bist nicht gescheit, Junge«, erwiderte der Vater; »dazu hab' ich kein Geld.« »Thut nichts« beharrte der Knabe, »ich will aber Doctor werden.« – »Wie kannst du Doctor werden, dummer Junge«, sagte der Vater, »du fürchtest dich ja, wenn du eine Spinne nur siehst, und ein Doctor muss Spinnen essen können, sonst ist er kein echter Doctor.« Nach ein paar Wochen trat der Knabe wieder vor seinen Vater, ein grosses, ringsum mit wohlgenährten Spinnen belegtes Butterbrot in der Hand haltend, und sagte: »Siehst du, Papa, es ist mir schwer geworden, aber ich kann's jetzt.« Darauf verzehrte er das mit Spinnen gespickte Butterbrot, und rief dann: »Aber nun kann ich doch Doctor werden?« »Meinetwegen«, erwiderte der Vater; »für einen Pfarrer taugst du doch nicht; zu einem Quacksalber bist du gut genug.« So wurde der Spinnenfresser Ernst Heim Doctor. (Vgl. Gartenlaube, 1871, Nr. 13, S. 223.)
40. Ist die Spinne träg' zum Fangen, Gewitter bald am Himmel hangen. – Marienkalender, 1879, S. 21.
41. Kriecht die Spinne vom Netz zum Loch, gibt's am Tage Gewitter noch. – Egerbote, 1876, Juli.
42. Wenn die Spinn' ihr Netz zerreisst, der kommende Sturm sie beisst. – Egerbote, 1875.
43. Wenn viele Spinnen kriechen, sie schon den Winter riechen. – Payne, 31.
*44. Eine Spinne verschlucken. – Scheffel, Ekkehard, I, 161.
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