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1954. Weimar.
1954. Weimar.
Mittleres Westdeutschland I. (Karten)
Mittleres Westdeutschland I. (Karten)

[964⇒] Weimar, Haupt- und Residenzstadt des Großhzgt. S.-W.-Eisenach, an der Ilm [Karte: Mittleres Westdeutschland I u. I, 6, bei Rheinprovinz], (1900) 28.489 (1905: 31.121) E., Garnison, Sitz der obersten Landesbehörden, Land-, Amtsgericht, Handels-, Gewerbe-, Handwerkerkammer, Residenzschloß, Bibliothek, Hoftheater, Museum, Goethehaus mit Goethe-National-Museum, Gebäude des Goethe- und Schillerarchivs (1896), Schillers Haus, Wielands Haus, Doppelstandbild Goethes und Schillers (von Rietschel), Standbilder Herders, Wielands, des Herzogs Karl August u.a.; in der Fürstengruft die Särge Goethes und Schillers; Gymnasium, Realgymnasium, Lehrerseminar, höhere Mädchenschule, Baugewerken-, Gewerbe-, Handels-, Kunst- (Maler-), Musikschule, Taubstummen- und Blindenanstalt; Fabrikation von Tuch, Öfen, Strohhüten, Spielkarten etc. [⇐964]

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 964.
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[480⇒] Weimar, Haupt- und Residenzstadt des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach, an der Ilm, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Bebra-Weißenfels und W.-Gera und der Eisenbahnen W.-Kranichfeld und W.-Rastenberg, 212 m ü. M. Das bemerkenswerteste Gebäude ist das großherzogliche Residenzschloß, ein nach dem Brand von 1774 in den Jahren 1790–1803 ausgeführtes Bauwerk. Es enthält unter andern Sehenswürdigkeiten das Zimmer des Herzogs Bernhard, die Goethe, Schiller, Herder und Wieland gewidmeten, mit trefflichen, auf deren Dichtungen bezüglichen Freskogemälden von Neher, Preller und Jäger geschmückten vier »Dichterzimmer« etc. Vor dem Schloß zieht sich der reizende Park hin, in dem sich das Römische Haus, das Tempelherrenhaus, das Liszt- und das Shakespearedenkmal und viele durch die Erinnerung an Goethe geweihte Stellen befinden.

Wappen von Weimar.
Wappen von Weimar.

Jenseit der Ilm, in der Nähe des Parkes, liegt Goethes Gartenhaus. Andre bemerkenswerte Gebäude sind: das 1574 erbaute Rote Schloß, jetzt Sitz von Verwaltungsbehörden; das durch den Gleichenschen Hof mit diesem verbundene Gelbe Schloß, der Sitz des Finanzdepartements; das Grüne Schloß, in dem die großherzogliche Bibliothek mit ca. 180,000 Bänden und 8000 Karten; das Fürstenhaus mit den Bureaus des Departements des Innern und dem Ständesaal; das Wittumpalais, das einst die Herzogin Anna Amalia bewohnte; das in gotischem Stil erbaute Rathaus, das Museum mit den Odyssee-Fresken Fr. Prellers (1869), der Marstall, das Sophienstift, das Staatsarchiv, das Goethe- und Schiller-Archiv (s. Goethe, S. 167) etc. Das Hoftheater, einst unter Goethes und Schillers Leitung, wurde 1825 neu ausgeführt, aber 1907 durch einen Neubau ersetzt. Merkwürdig sind noch: Lukas Cranachs Wohnhaus am Markte, das Goethe- und Schiller-Museum (in Goethes Wohnhaus, seit 1886), Schillers Wohnhaus, das von der Stadt 1847 angekauft wurde, Wielands und Herders Wohnhaus. Unter den Plätzen sind der Fürstenplatz mit dem Denkmal des Großherzogs Karl August (von Donndorf, seit 1875), der Marktplatz, der Karlsplatz mit dem Denkmal des Großherzogs Karl Alexander (modelliert von Brütt) und der Watzdorfplatz, letzterer mit dem Kriegerdenkmal von Rob. Härtel, der Karl-Augustplatz mit schönen Anlagen und der Büste des verstorbenen Erbgroßherzogs Karl August sowie der Jubiläumsplatz zu nennen. Von andern Denkmälern sind noch hervorzuheben: das eherne Doppelstandbild Goethes und Schillers von Rietschel (1857 auf dem Theaterplatz aufgestellt); das Wielanddenkmal von Gasser (1857), auf dem Wielandsplatz; Herders ehernes Standbild von Schaller (1850), vor der Stadtkirche; die Erzbüste des Großherzogs Karl August im Garten des Armbrustschützenhauses (1825); das Denkmal des Komponisten Hummel (1895). Die Stadt hat 2 evangelische, eine neue katholische und eine engl. Kirche und eine griech. Kapelle. In der evang. Stadtkirche (um 1400 erbaut) sind Grabmäler weimarischer Fürsten (darunter das des Herzogs Bernhard, des Kurfürsten Johann Friedrich des Großmütigen und seiner Gemahlin Sibylle) sowie das berühmte Altargemälde Cranachs, die Kreuzigung Christi darstellend. Auf dem nicht mehr benutzten Friedhof der Jakobskirche befinden sich die Gräber von Cranach dem Ältern, Musäus und Bode. Auf dem neuen Friedhof ist die Fürstengruft. In der Nähe des Sarkophags, der die Überreste Karl Augusts umschließt, stehen die Särge Goethes und Schillers. Mit der Fürstengruft verbunden ist ein [⇐480][481⇒] über der Ruhestätte der Großherzogin-Großfürstin Maria Paulowna erbautes Mausoleum. Die Zahl der Einwohner beträgt (1905) mit der Garnison (ein Bat. Infanterie Nr 94) 31,117, davon 1082 Katholiken und 77 Juden. An industriellen Anlagen hat die Stadt eine Eisentonnen- und Desinfektionsapparatenfabrik, eine Parkettfußbodenfabrik, Ofen-, Nippes-, Waggon-, Metall- und Eisenwaren-, Strohhut-, Handschuh-, Kartonnagen-, Papier- und Pianofortefabrikation, Bierbrauerei, Ziegelbrennerei und Gärtnerei; auch befindet sich dort ein geographisches Institut mit Globenfabrik, eine lithographische Anstalt, eine chemische Fabrik, Dampfsägemühlen etc. Der Han del wird unterstützt durch eine Handelskammer, eine Reichsbanknebenstelle, die Norddeutsche Grundkreditbank und andre Geldinstitute; bekannt ist ferner die Hagelversicherungsgesellschaft Union, auch ist die Stadt Sitz der Landesversicherungsanstalt für die thüringischen Staaten. Die dortigen Märkte für Vieh (insbes. Schafe), Wolle, Ölfrüchte und Zwiebeln sind lebhaft besucht. Den Verkehr in der Stadt vermittelt eine elektrische Straßenbahn. An Bildung s- und andern öffentlichen Anstalten befinden sich dort: ein Gymnasium, ein Realgymnasium, ein Schullehrerseminar, eine Kunstschule (Malerakademie), eine Kunstgewerbeschule, ein Bildhaueratelier, eine Orchesterschule, ein Museum mit Kupferstichkabinett, ein Donndorfmuseum, eine Bibliothek, eine Gewerbe-, eine Baugewerk und eine Zeichenschule, ein Gewerbehaus, eine Blinden- und Taubstummenschule, ein Waisenhaus, verbunden mit der Falkschen Erziehungsanstalt für verwahrloste Kinder, eine Krankenpflegerinnenanstalt, das Feierabendhaus für Schauspielerinnen (Marie Seebach-Stiftung) etc. Die Stadt ist Sitz der Landesbehörden, der Bezirksdirektion, eines Landgerichts, einer Handwerkskammer etc. Die städtischen Behörden zählen 7 Magistratsmitglieder und 28 Stadtverordnete. Am südöstlichen Ende des Parkes liegt das Dorf Oberweimar, an der Ilm, mit ehemaligem Cistercienser-Nonnenkloster, einer Kirche, einer Pappenfabrik, einer lithographischen und Buntdruckanstalt und (1905) 1801 Einw. Unweit davon, 2 km von der Stadt auf einem Hügel, wohin eine schöne Allee führt, das Lustschloß Belvedere (1724–32 im italienischen Stil erbaut), mit einem reizenden Park; nordöstlich von der Stadt die Dörfer Tiefurt (s. d.) und Oßmannstedt (s. d.) und nordwestlich das Dorf Ettersburg am Ettersberg (s. d.). Zum Landgerichtsbezirk W. gehören die acht Amtsgerichte zu Allstedt. Apolda, Blankenhain, Buttstädt, Großrudestedt, Jena, Vieselbach und W.-W., in dessen Nähe merowingische Gräber aufgedeckt worden sind, gehörte bis 1140 dem Hause der Grafen von Orlamünde (s. d.), fiel dann an Albrecht den Bär und die Nachkommen von dessen zweitem Sohne; Otto III. begründete 1247 eine besondere weimarische Linie, die ihren Besitz 1345 vom Landgraf Friedrich II. (s. Friedrich 40) zu Lehen nehmen mußte und 1373 erlosch. So wurde W. wettinisch. Bei der Teilung von 1485 kam W. mit Thüringen an die Ernestinische Linie und war 1547–64 und wieder seit 1572 Residenz (vgl. Sachsen-W.-E., S. 401). 1560 fand in W. das Kolloquium zwischen Flacius und Strigel wegen der synergistischen Streitigkeiten statt. Der Glanzpunkt Weimars war die Regierungszeit Karl Augusts, während der es durch die von diesem Fürsten berufenen Männer, wie Goethe, Schiller, Wieland, Herder u. a., der Mittelpunkt des geistigen Deutschland wurde. Auch von Karl Augusts Nach folgern wurde in W. Kunst und Wissenschaft gepflegt. Vgl. Schöll, Weimars Merkwürdigkeiten einst und jetzt (neue Ausg., Weim. 1857); Francke, W. und Umgebungen (3. Aufl., das. 1900); Stahr, W. und Jena (3. Aufl., Oldenb. 1892; auch in »Meyers Volksbüchern«, 1907); R. Springer, Weimars klassische Stätten (Berl. 1868); P. Heyse, Das Goethehaus in W. (3. Aufl., das. 1897); Geiger, Aus Alt-Weimar. Mitteilungen von Zeitgenossen (das. 1897); v. Bojanowski und Ruland, 140 Jahre weimarischer Geschichte in Medaillen und Medaillons (Weim. 1898); E. J. L. Müller, W., Wanderungen durch Vergangenheit und Gegenwart (das. 1902); Kuhn, Aus dem alten W. (Wiesb. 1905); »W. in Wort und Bild« (4. Aufl., Jena 1905); Woltze, Das klassische W., 12 Tafeln mit Text von Scheidemantel (Weim. 1907); Bartels, Chronik des Weimarschen Hoftheaters 1817–1907 (das. 1908). [⇐481]

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 480-481.
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[32⇒] Weimar, 1) deutsches Großherzogthum, s. Sachsen-Weimar-Eisenach; 2) Theil desselben, den Stock des Ganzen bildend, 44,06 QM. mit (1861) 194,108 Ew. in den 2 Kreisen W. u. Neustadt. 3) Kreis darin, umfaßt, einschließlich der Exclaven Ilmenau (1,56 QM., 2928 Ew.) u. Allstedt im Preußischen (2,2 QM., 7171 Ew.), einen Flächengehalt von 32,68 QM. mit 140,772 Ew. (1861) u. wird in 13 Ämter getheilt; 4) Amt desselben u. 5) Landeshauptstadt darin, an der Ilm u. der Thüringischen Eisenbahn, ist Sitz der obersten Landesbehörden, der Hofämter, eines Rent- u. Forstamts, einer Bank, durch den Aufenthalt der Koryphäen der Deutschen Literatur unter dem Herzog Karl August eine der denkwürdigsten Städte Deutschlands. Das Residenzschloß (in seiner früheren Gestalt bis 1651 Hornstein, dann Wilhelmsburg, jetzt Karlsburg genannt) ist 1790 bis 1803 unter Goethes oberster Leitung gebaut u. hat im Innern Fresken von Neher, Preller u. Jäger zu Dichtungen Goethes, Schillers, Herders, Wielands, die Originalcartons zu Leonardo's da Vinci Abendmahl etc., zu ihm gehören noch die dabei befindlichen Gebäude des Fürstenhauses, des Rothen, Grünen u. Gelben Schlosses; daran schließt sich der Park mit dem Römischen Hause u. mit dem sogenannten Tempelherrenhause mit Goethes Colossalstatue aus Marmor von Steinhäuser. Jenseit der Ilm in der Nähe des Parkes ist Goethes Gartenhaus. Auf dem Fürstenplatz beim Schloß ist 1857 der Grundstein zum Karl-August Denkmal gelegt worden. Andere Plätze sind der Marktplatz mit neuem Rathhaus, im Gothischen Styl 1841 von Heß erbaut, u. dem ehemaligen Wohnhause Lucas Cranachs; der Goetheplatz, wo dessen Wohnhaus (mit seinen Sammlungen) steht; Schillers Wohnhaus befindet sich in der Schillerstraße (Esplanade); der Theaterplatz mit dem ehernen Doppelstandbild Goethes u. Schillers nach Rietschels Entwurf 1857 aufgestellt, dabei Wielands Haus; der Frauenplan mit Wielands Statue von Gasser (seit 1857), der Töpfermarkt bei der Stadtkirche mit Herders Standbild von Schaller (seit 1850). In der Stadtkirche (um 1400 erbaut) sind Denkmäler weimarischer Fürsten (darunter das Grab des Herzogs Bernhard, des Helden im Dreißigjährigen Kriege), das Grab Herders u. Cranachs Altargemälde die Kreuzigung; bei der Jakobskirche (Hofkirche) befinden sich die Grabmäler von Luc. Cranach, Musäus u. Bode; eine Griechische Kirche ist beim Schloß. Auf dem neuen Friedhofe steht die Fürstengruft mit den Särgen Karl Augusts u. seiner Gemahlin Luise, sowie denen von Schiller u. Goethe; das Mausoleum der Großfürstin Maria Paulowna; auf diesem Friedhofe liegen auch noch begraben der Componist Hummel, der Satiriker Joh. Falk, der berühmte Schauspieler P. A. Wolff, Goethes Freund I. P. Eckermann u. A. Eine Kunstsammlung befindet sich im Palais beim Theater (bes. reich an Kupferstichen u. Handzeichnungen, darunter namentlich Carstens Zeichnungen); ein Museum, worein die Odysseefresken von Preller kommen, wird eben erbaut; die Bibliothek im Grünen Schlosse mit etwa 180,000 Bänden, 8000 Landkarten u. gegen 500 alten Stammbüchern, Gemälden u. Marmorbüsten Goethes (von David u. Trippel), Schillers (von Dannecker), Herders (von Trippel), Wielands (von Kauffmann) u. A.; Sächsisches-Münz- u. Medaillencabinet, Gesammtarchiv für die Ernestinischen Lande, Theater (dessen oberste Leitung jetzt Dingelstedt hat). Außerdem gibt es ein Kunstinstitut, Zeichnenschule, Gymnasium, Schullehrerseminar, Real- u. Bürgerschule, Industrieschule, Waisenhaus mit der Falk'schen Erziehungsanstalt für verwahrloste Kinder, Zuchthaus, Bibelgesellschaft, Freimaurerloge Amalia; Buch-, Kupfer- u. Steindruckereien, Kaserne. Die Fabriken u. der Handel sind unbedeutend. Im Jahr 1861 zählte W. 13,887 Ew. Am Ende des Parks liegt das Dorf Oberweimar (s.d.) u. unweit davon das großherzogliche Lustschloß Belvedere, sowie Schloß u. Park Tieffurt (s.d.) u. die Sommerresidenz Ettersburg. – Die Stadt W. soll von Poppo, Grafen der Soravischen Mark, 880 gebaut sein. Seit dem Ende des 10. Jahrh. war W. Sitz der Grafen von W., eines Seitenzweigs der Grafen von Orlamünde. Diese Grafen residirten auf dem Hornstein, auf der Stelle des jetzigen Schlosses, welcher 1290 mit der Stadt abbrannte. Mit dem Aussterben der Grafen [⇐32][33⇒] von Orlamünde 1376 gelangte W. an die Landgrafen von Thüringen; mit. Thüringen kam W. 1440 an Sachsen, 1483 auf die Ernestinische Landesportion u. wurde in der Theilung Johann Wilhelms mit seinen Neffen, den Kindern Johann Friedrichs des Mittleren, 1572 Residenz. Im August 1560 hier Colloquium zwischen Flacius u. Strigel wegen der Synergistischen Streitigkeiten (s.u. Synergismus). 1618 brannte das Schloß ab. Wilhelm Ernst stiftete das Gymnasium; sein Nachfolger, Ernst August, wollte W. zur Festung machen u. errichtete zwischen Belvedere u. W. das Fort Falkenburg, aber seine Nachfolger gaben diesen Plan auf. Bes. that Karl August, unterwelchem sich das 1774 wieder abgebrannte Schloß erhob, viel zur Verschönerung der Stadt. Die von ihm dahin berufenen Koryphäen Deutscher Literatur, Goethe, Schiller, Herder u. der bereits durch Karl Augusts Mutter, die Herzogin Anna Amalie, dahin berufene Wieland erwarben W. mit Recht den Namen eines Deutschen Athen. Am 21. März 1825 brannte das Schauspielhaus ab. Vgl. C. Gräbner, Die Großherzogliche Hauptstadt W., Weim. 1836; Biedenfeld, Führer durch W. u. Umgebung, ebd. 1851; Derselbe, Ein Tag in W., ebd. 1851; Schöll, W-s Merkwürdigkeiten einst u. jetzt, ebd. 1857. [⇐33]

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 32-33.
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Verweise:

Waimar, s. Weimar.

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[688⇒] Weimar, Haupt- und Residenzstadt des Großherzogthums Sachsen-W.-Eisenach, in einem freundlichen Thale an der Ilm, Sitz der Centralbehörden, hat 12000 E., Schloß mit reicher Bibliothek u. Sammlungen; einige Wollfabrikation. W. ist für Deutschland merkwürdig durch den Aufenthalt Göthes, Schillers, Wielands u. Herders. (Vgl. Schöll »W.s Merkwürdigkeiten einst u. jetzt« Weimar 1847.) [⇐688]

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 688.
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Weimar

[681⇒] Weimar, die Haupt- und Residenzstadt des Großherzogthums Sachsen-Weimar-Eisenach, liegt in einem weiten Thale an der Ilm und hat gegen 12,000 Einw. W. ist ein offener Ort und ziemlich unregelmäßig gebaut, hat aber viele freundliche Häuser; schön gelegen und inwendig höchst geschmackvoll eingerichtet ist das großherzogl. Residenzschloß, die Karlsburg, mit einem reizenden Parke an der Ilm, der großherzogl. Bibliothek und interessanten Kunstsammlungen.

In der Hauptkirche sind die Grabstätten des Kurfürsten Johann Friedrich und Herder's, sowie mehre Gemälde des auf dem Kirchhofe davor ruhenden Lucas Kranach (s.d.) merkwürdig, von denen namentlich das Altarbild berühmt ist, welches Christus am Kreuze nebst Johannes dem Täufer, daneben Luther und Kranach, auf den Flügeln aber den Kurfürsten Johann Friedrich und seine Familie vorstellt. Auf dem städtischen Begräbnißplatze liegt die 1825 erbaute Fürstengruft, wo auch Schiller und Goethe beigesetzt worden sind. W. ist der Sitz der obersten Landes- und der Kreisbehörden, eines Gymnasiums, Schullehrerseminars, mehrer Stadtschulen, einer großherzogl. freien Zeichnenschule, eines Kunstinstituts, einer Bauschule u.s.w. Es befindet sich hier ein Landeswaisenhaus, mit welchem seit 1829 die von Falk (s.d.) gegründete Anstalt für verwahrloste Kinder verbunden worden ist. Die industrielle Betriebsamkeit ist wenig bedeutend, das von Bertuch (s.d.) errichtete, jetzt Froriep'sche Industriecomptoir und Geographische Institut, sowie die Brockhaus'sche Schriftgießerei sind jedoch höchst umfängliche Unternehmungen. Gegründet ward W. vermuthlich im 10. Jahrh., gehörte nachher den Grafen von Orlamünde und kam nach deren Erlöschen gegen Ende des 14. Jahrh. an die Landgrafen von Thüringen, nach deren Aussterben aber 1440 an Meißen. Viel zur Verschönerung der Stadt geschah vom Großherzog Karl August (s.d.), der auch das 1774 abgebrannte Schloß herstellte, und indem er die ersten deutschen Dichter und Schriftsteller seiner Zeit (Goethe, Herder, Schiller und Wieland) um sich vereinigte, W. zu einer der merkwürdigsten Städte für die deutsche Bildungsgeschichte machte. – Eine halbe Stunde von W. liegt das Lustschloß Belvedere mit einem ausgezeichneten Park. [⇐681]

Quelle: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 681.
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[393⇒] Weimar, an dem Flusse Ilm gelegen, mit ungefähr 7000 Einwohnern. – Bei der Landestheilung 1445 (s. den Art. Thüringen) kam diese Stadt an Herzog Wilhelm II. und blieb seitdem fast ununterbrochen ein Wohnsitz der Landesfürsten. Jener Herzog sowohl, als seine Vettern, Ernst und Albrecht, [⇐393][394⇒] erwarben sich viele Verdienste um diesen Ort; und ob gleich die Geistlichen sich der Ausbreitung der Lutherischen Lehrsätze sehr widersetzten, so mußten sie sich doch der Visitation von 1527 fügen, ja die Franciscaner im Jahr 1533 die Stadt verlassen. – Und nun, welcher gebildete Leser nennt nicht mit Vergnügen einen Ort, der schon so lange Zeit der Aufenthalt der merkwürdigsten Dichter, Gelehrten und Künstler unsers Zeitalters war und noch ist! Ein Wieland, ein Göthe, ein Schiller, ein Herder – Namen, die jeder nur etwas Gebildete mit inniger Verehrung ausspricht, stehen an der Spitze. Daß diese alle unter dem Schutze und der Begünstigung einer der erhabensten Damen, wie die im April 1807 zur Trauer aller Edlen verstorbene verw. Herzogin Anna Amalia war; eines Regenten, wie der jetzige Herzog, sein Erbprinz, und dessen so allgemein verehrte und geliebte Gemahlin sind die höchste Stufe der Bewunderung erreichen mußten, wird Keinen Wunder nehmen, der es weiß, wie mächtig die Achtung und Verehrung hoher Porsonen für die Wissenschaften und schönen Künste wirkt. Wenn auch gleich die Stadt Weimar an sich selbst nur klein ist, so zeigt doch schon ihr ganzes Aeußere, welchen bedeutenden Inhalt sie fasse. Das neue Schloß (welches 1774 zwar abbrannte, aber dann wieder hergestellt wurde) nebst dem daran stoßenden reitzenden Park und das eine halbe Stunde davon liegende reitzende Belvedere – die ansehnliche Bibliothek, das Münzcabinett; ein Gymnasium, eine Zeichenschule, eine Torevticafabrik; das unter der Leitung eines Göthe und Schiller so berühmt gewordene Theater – Alles giebt die sprechendsten Beweise, daß hier eigentlich ein wahrer Sitz der Musen sei. [⇐394]

Quelle: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 6. Amsterdam 1809, S. 393-394.
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