Artikel in der Wikipedia: Wahrsagen
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[966⇒] Weissagung, die Verkündigung des Zukünftigen auf Grund göttlicher Erleuchtung (Inspiration), unterschieden von Wahrsagung oder Wahrsagerei, die als eine durch widergöttliche Zauberkünste erlangte Kenntnis des Zukünftigen gilt. Die W. hat ihre höchste Ausbildung durch die Propheten des A. T., bes. in den Messianischen W. (s. Messias), gefunden. [⇐966]

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 966.
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Wahrsagung, s. Weissagung.

Mantik (vom grch. mantis, Seher), Wahrsagekunst.

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[495⇒] Weissagung, in der religiösen Auffassung die durch übernatürliche Eingebung bewirkte Vorherverkündigung einer künftigen Begebenheit, während Wahrsagung und Wahrsagerei auf Anwendung geheimer Künste zur Erlangung jener übernatürlichen Kunde des Verborgenen beruht (s. Mantik). Der den Menschen eigne Wunsch, in die Zukunft zu blicken, sowie das Streben einzelner, diesen Umstand zur Erlangung höhern Ansehens oder zur Bereicherung zu benutzen, hat unter allen Völkern und in allen Zeiten Veranlassung zum Glauben an Wahrsage- und Weissagekunst gegeben, und bei dem allgemeinen Bewußtsein, nicht selbst den Schleier der Zukunft lüften zu können, wurde dieses Vermögen gern andern und höhern Menschen zugeschrieben. Daß einzelnen begnadeten Personen solche göttliche Kraft innewohnen könne, ward um so weniger bezweifelt, je geringer die Naturkenntnisse und überhaupt die religiöse, sittliche und wissenschaftliche Kultur waren, und je mehr anderseits der Glaube an göttliche Offenbarungen ein wesentliches Stück aller Religion ausmacht. Obgleich bei den Hebräern die gröbern Formen der Wahrsagerei schon seit sehr alter Zeit verboten waren, befragte doch selbst König Saul, nachdem er die Wahrsager und Zeichendeuter aus seinem Reiche verbannt hatte, zuletzt die Wahrsagerin (Hexe) von Endor über sein künftiges Schicksal. Auch die Juden waren beeinflußt von der babylonischen Weltanschauung, nach der Natur- und Menschenleben als in Wechselwirkung stehend gedacht wurde (vgl. Mantik). Vorzüglich waren die Traumdeuter sehr gesucht; ebenso befragte man Totenbeschwörer und Sterndeuter und bediente sich der Eingeweide der Opfertiere, der Lose etc. zur W. Im Gegensatz hierzu gestaltete sich das Prophetentum (s. Prophet) zu einer Art öffentlichen Predigtamts, wobei die Mahnungen an das öffentliche Gewissen fast immer mit W. künftiger Unglücksfälle oder umgekehrt künftiger Erlösung aus dem Unglück verbunden wurden (s. Messias). Die W. erstreckte sich hier weniger auf einzelne Ereignisse als auf den allgemeinen Gang und das einheitliche Ziel der göttlichen Weltlenkung. Nach kirchlicher Vorstellung haben die messianischen Weissagungen des Alten Testaments ihre Erfüllung in Jesus Christus gefunden, der seinerseits wiederum Weissagungen über die siegreiche Entwickelung der Kirche hinzufügte. Die freier gerichtete Theologie lehnt wie die Wunder, so auch die W. als Beweismittel für die Wahrheit des Christentums ab und sucht die biblischen Prophezeiungen geschichtlich und psychologisch zu verstehen. über die Wahrsager der Perser s. Magier. Bei den Griechen bildete ein System der W. vollends einen integrierenden Bestandteil der Staatsreligion. Sie verehrten in Gäa und später in Apollon besondere Wahrsagegötter und richteten sich in ältern Zeiten selbst in Staatsangelegenheiten nach den Aussagen ihrer Priester (s. Orakel). Außerdem galten noch insbes. der unterirdische Zeus von Dodona, Herakles, Orpheus, Trophonios und Äskulap als Vorherverkündigungen gebende Gottheiten, Melampus, Mopsos u. a. als vergötterte Ahnen von Prophetenfamilien. Nicht selten waren Frauen (Pythien, Sibyllen), die man durch betäubende Erdgase in eine Art Delirium versetzte, die Verkünderinnen der Zukunft, wie denn bei Griechen und Römern die Prophetengabe als eine Art heiligen [⇐495] [496⇒] Wahnsinnes dargestellt wurde, z. B. von Platon und Cicero. Die Römer erhoben ein von den Etruskern ererbtes und demjenigen der Chaldäer außerordentlich ähnliches Weissagungssystem zum Regierungsmittel des Volkes. Ihre meist aus Etrurien herbeigerufenen und auf Grund ausführlicher etrurischer Schriften ihr Amt versehenden Augurn und Haruspices waren lange Zeit Staatsbeamte; ihre W. aus dem Flug und dem Fressen der Vögel, aus den Eingeweiden der geschlachteten Opfertiere, aus den Blitzen und andern Naturerscheinungen waren öffentliche Kultushandlungen. In den spätern Zeiten wurde die Privatpraxis in Rom durch Chaldäer und Juden geübt. Die germanischen und keltischen Völker legten die Gabe der W. vornehmlich den Frauen (Alraunen) bei, von denen Tacitus zwei, die Velleda und Aurinia, wegen ihres großen Rufes nennt. In der nordischen Dichtung suchen selbst die Götter Seherinnen (Völen) auf. Die Skandinavier unternahmen kein wichtiges Geschäft, ohne eine W. erhalten zu haben, und die Sitte blieb auch, obgleich mit Strafen bedroht, nach Annahme des Christentums. Die germanischen Stämme legten außerdem besondern Wert auf Vorzeichen aus Tierbegegnungen (s. Angang), auf das Werfen des Loses und auf Ordalien. Auch die Zweikämpfe gehörten dahin, die man bei Ausbruch eines Krieges zwischen einem Stammesgenossen und einem Gefangenen der feindlichen Partei anstellte, und nach deren Ausgang man auf den des Hauptkampfes schloß. Ferner weissagte man (wie auch Slawen und Perser) aus dem Gang, dem Wiehern und Schnaufen der heiligen Pferde, aus dem Geschrei und Flug der Vögel, besonders bei Krankheiten, aus dem Blut und den Eingeweiden der Schlachtopfer, aus dem Wasser, und zwar besonders aus dem Wirbeln und Rauschen der Quellen und Flüsse. Auch die Traumdeutung war allen germanischen Stämmen eigen. Das Christentum versuchte umsonst, diese heidnischen Gebräuche zu ersticken; man wendete nunmehr höchstens die Bibel als Losbuch an (s. Bibliomantie) und berief sich für die Handlesekunst auf die Bibel. Die in Europa auftauchenden Zigeuner brachten die Wahrsagerei in neuen Schwung, und im Volk hat sich der Glaube daran vielfach bis heute erhalten. Hierher gehören auch die Vorzeichen von Todesfällen durch Ahnungen. das Zweite Gesicht, das Sichdoppeltsehen, das Kartenschlagen, das Wahrsagen aus dem Kaffeesatz, durch Punktieren etc. Nirgends aber gibt man mehr auf diese Kunst als bei den heidnischen Völkern aller Länder und Zonen; ihre Priester (s. Schamanismus) sind zugleich Zauberer und Wahrsager, und ihr Ansehen ist hier um so größer, da die geistig tiefstehenden Menschen alle für sie unerklärbaren Andeutungen für Weissagungen halten. Vgl. Bouché-Leclercq, Histoire de la divination dans l'antiquité (Par. 1879–81, 4 Bde.); Lenormant, La divination chez les Chaldéens (das. 1875), und die Literatur beim Artikel »Magie«; ferner Becker, Die Weissagungen als Kriterien der Offenbarung (Mainz 1890), und die Literatur bei den Artikeln »Messias« und »Prophet«. [⇐496]

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 495-496.
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[252⇒] Mantik (Mantie), bei den Griechen die Wahrsagekunst; im heutigen Sprachgebrauch die durch künstliche Mittel angestrebte Entschleierung der Zukunft, im Gegensatz zu der durch inneres Schauen (Prophetie) und göttliche Eingebung bewirkten Weissagung. Zu jenen künstlichen Mitteln gehört sowohl das diesem Zwecke gewidmete Studium der Naturerscheinungen (s. Geomantie, Hydromantie, Pyromantie, Astrologie etc.) als die Auslegung geworfener Stäbe (s. Rhabdomantie), Lose, Würfel, Karten und die Befragung der Toten (s. Nekromantie) und Dämonen. Diese der Zauberei sich nähernden, nicht eine freiwillige Offenbarung der höhern Wesen (Divination), sondern eine gewaltsame Aufdeckung des Schicksals anstrebenden Methoden gründen sich auf die Weltanschauung der alten Babylonier, nach der die Welt in ihrem Gang einer unabänderlichen und gesetzmäßigen, durch die Gestirnstellungen gegebenen Vorherbestimmung folgen sollte. Da nun alle Dinge der Welt untereinander und insbesondere mit dem Menschen in unmittelbarster Harmonie und Wechselwirkung stehen sollten, so durfte man mit Umgehung der Gottheit aus dem Stand und Wechsel der Naturdinge unmittelbar zu ersehen hoffen, welchen Gang das Welt- und Menschenschicksal nehmen würde. Die meisten der vom Altertum bis auf die Neuzeit gekommenen Methoden der M. waren bereits im alten Chaldäa völlig ausgebildet, und die neuern Keilschriftforschungen haben erwiesen, daß die Griechen und Römer mit Recht diese trügerische Wissenschaft als eine spezifisch chaldäische betrachteten. Vgl. Fr. Lenormant, La divination chez les Chaldéens (Par. 1875); Bouché-Leclercq, Histoire de la divination dans l'antiquité (das. 1879–1881, 4 Bde.). Allerdings berühren sich die hierher gehörigen Methoden ziemlich unmittelbar mit der Deutung des Vogelfluges und Hühnerfressens, der Blitze, der Eingeweide geschlachteter Opfertiere, der Befragung heiliger Tempelpferde (s. Augurn, Haruspices, Alektryomantie, Hieroskopie und Hippomantie), in denen man göttliche Fingerzeige voraussetzte, sowie mit der Traumdeutung, die noch unmittelbarer auf der Annahme göttlicher Eingebung fußte. Über die verschiedenen Gattungen der M. hat am eingehendsten Kaspar Peucer, der Schwiegersohn Melanchthons, geschrieben (Wittenb. 1553 u. ö.). Von den unzähligen Methoden der M. sind heute fast nur noch Punktierkunst, Chiromantie (s. d.), vor allem aber Karten- und Kaffeesatz-Wahrsagung im Schwange. Vgl. Weissagung und Orakel. – Die Araber verstehen unter M. (um-ul-mantik) die Wissenschaft der Logik. [⇐252]

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 252.
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Erdwahrsagung, s. Geomantie und Feng-schui.

Wahrsagen, s. Weissagung und Mantik.

Schulterblattweissagung, s. Omoplatoskopie.

Hahnwahrsagung, s. Alektryomantie.

Schlüsselwahrsagung, s. Siebwahrsagung.

Stabwahrsagung, s. Wünschelrute.

Siehe auch:
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Mantik (gr. mantikê sc. technê), s. Wahrsagekunst.

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[59⇒] Weissagung, 1) eine durch den Erfolg bestätigte Vorherkündigung einer zufälligen zukünftigen Begebenheit. Daher ist nicht das Vorhersagen von Sonnen- u. Mondfinsternissen, Sternconstellationen u. dgl. eine W., weil jene Ereignisse nicht zufällig sind; auch ist das keine W., wenn durch Combination der Ursachen u. ähnlicher Fälle auf ähnliche Erfolge geschlossen wird, dies ist eigentlich Divination, wiewohl die Alten unter dieser die mittelbare auf der Auslegung bestimmter Zeichen beruhende W. verstanden, im Gegensatze zur unmittelbaren durch Orakel u. schicksalskundige Seher (Μάντεις, Vates). Von dem Weissager unterscheidet sich der Wahrsager, welcher nicht allein das Zukünftige, sondern überhaupt alles Verborgene, also auch das bereits Geschehene sagt, was aber nur Niemand bekannt ist. Der Prophet ist eigentlich der, welcher unbekannte göttliche od. Religionslehren u. Wahrheiten verkündigt, wohl auch damit in Verbindung stehende künftige sittliche u. daraus folgende politische Ereignisse voraussagt, s. Propheten. Der den Menschen eigene Wunsch in die Zukunft zu blicken hat unter allen Völkern u. in allen Zeiten zu den Glauben an Wahrsage- u. Weissagekunst Veranlassung gegeben, u. bei dem allgemeinen Bewußtsein nicht selbst den Schleier der Zukunft lüften zu können, wurde diese Kraft einzelnen Menschen zugeschrieben, welche man für Bevorzugte, Vertraute u. Lieblinge der Gottheit hielt, gewürdigt der Mittheilung göttlicher Rathschlüsse. Daß dem Menschen solche Disposition des Geistes od. göttliche Kraft beiwohne, daran zweifelte man um so weniger, je geringer die Naturkenntnisse u. überhaupt die religiöse, wissenschaftliche u. sittliche Cultur waren; mit dem Wachsthum derselben zieht sich dieser Glaube in immer engere Grenzen zurück, ist aber gleichwohl den niederen Schichten des Volkes u. denen, welche denselben an Kenntnissen gleich stehen, oft schwer zu benehmen, Beispiele dafür bieten noch in der neuesten Zeit das Tischrücken u. das Geisterklopfen (s. b.). Man theilte die Weissagekunst nach den Elementen ein, in od. mit welchen gewisse Ereignisse geschehen, aus denen man dann prophezeihte, u. unterschied die Pyromantie aus Feuer, Aëromantie aus der Luft, Hydromantie aus dem Wasser, Geomantie aus der Erde, Astrologie aus den Sternen. An dem Menschen u. seinen einzelnen Theilen, bes. Händen (Chiromantie) u. Gesicht, ferner in seinen Träumen suchte man Wahrzeichen u. Andeutungen zu W-en (Oneiromantie). Auch befragte man citirte Todte (Nekromantie). Selbst die Thiere dienten dazu, bes. die Vögel, von denen man glaubte, daß sie wegen ihres Flugs in der Luft dem Himmel näher wären u. eher als die Menschen Kunde von den Göttern bekommen könnten (Ornithomantie, s. Augurium). Obgleich bei den Hebräern das Wahrsagen durch das Mosaische Gesetz verboten war u. Moses bes. seine Israeliten vor der Gemeinschaft u. dem Gebrauch der Wahrsager in dem neu zu beziehenden Lande gewarnt u. sie an die Propheten, welche Gott ihnen senden werde, gewiesen hatte, so wendete sich doch selbst der König Saul, welcher erst die Wahrsager u. Zeichendeuter aus dem Reich verbannt hatte, an die Seherin von Endor (s.d.), um von derselben den Ausgang seines Kampfes gegen die Philister zu erfahren. Auch Weissager, bes. aus dem nahen Morgenlande, schlichen sich ein, u. bes. waren die Traumdeuter gesucht, auch aus den Sternen, aus den Eingeweiden der Opferthiere, aus Loosen, aus der Beobachtung gewisser Thiere (bes. der Schlangen) weissagte man. Von den Wahrsagern der Perser, s. Magie. Die Griechen, bei denen Apollo als die Kunst der W. gebende Gott galt, theilten die Weissagekunst (Μαντεία) in eine natürliche od. vielmehr unmittelbare, welche ohne Unterricht, Regeln u. angestellte Versuche dem Weissagenden durch göttliche Eingebung gegeben war, u. zu welcher die Orakel u. Theomantie gehörten, welche letztere von dem Orakel in so fern verschieden war, als die Theomanten nicht an einen gewissen Ort u. eine bestimmte Zeit mit ihren W-en gebunden waren, sondern, wenn sie nur die gewöhnlichen Opfer u. religiöse Reinigung vollbracht hatten, stets u. überall weissagen konnten; u. eine künstliche u. mittelbare, welche durch Unterricht, Erfahrung, Beobachtung, [⇐59][60⇒] gelernt wurde; dazu gehörte die Traumdeutung, die W-en aus Opfern mit verschiedenen Unterarten (s. Hieromanteia), aus dem Gesang u. Flug der Vögel (Ornithomantie, Orneoskopie), aus Loosen (Kleromantie, s.u. Loos), aus Stellen von Büchern, welche dem Blick des Aufschlagenden zuerst begegneten (s. Stichomantie, Rhapsodomantie). Dazu kamen noch einige Arten von W-en, wobei man aus zufälligen od. von ungefähr sich ereignenden Umständen die Zukunft verkündigte; als an Menschen selbst befindliche u. auf sie wirkende Dinge, in dieser Hinsicht nahm man zu W-en Merkzeichen od. Maale am Körper, plötzlich entstehende innere Unruhe od. Bestürzung, Herzklopfen, Zittern der Augen, Klingen der Ohren, Niesen; dann äußere Erscheinungen, z.B. helle Scheine, Mißgeburten, Begegnisse auf Reisen etc.; auch aus Wörtern, welche eine gute od. schlimme Bedeutung hatten, weissagte man dem, zu welchem sie unwillkürlich gesagt waren. Über die etruskische W. s.u. Etruskische Religion. Die hauptsächlichen W-en bei den Römern waren eigentliche Divination, mittelbare W-en, welche aus himmlischen Zeichen (Blitz) u. dem Flug der Vögel, Fressen der heiligen Hühner, Schau der Eingeweide von Opferthieren (s. Augurium u. Auspicium), überhaupt einer großen Anzahl von der gewöhnlichen Regel abweichender sichtbarer (Ostentum, Prodigi um, Monstrum) od. hörbarer (Omen) Erscheinungen, u. man legte während der ganzen Zeit der Republik sowohl für öffentliche, als für Privatangelegenheiten hierauf hohen Werth. Auch einzelne Gottbegabte, namentlich Weiber, galten ihnen als geschickt in der W., wie die Sibyllen (s.d.). Außer jenen Weissagungsarten wurden noch W-en, bes. für Magistratspersonen, welche aus der Provinz gingen, aus entgegenkommenden Stieren u. Pferden, für alle Fälle auch aus den Dirae (s.u. Augurium), aus den Loosen (s. Loos), in der späteren Zeit aus den Gestirnen, aus Träumen, aus Gemüthskrankheiten u. Verstandesverrückung (s. Ceriti, Larvati, Lymphati) etc. entnommen. Den germanischen Völkern war es vornehmlich eigen die Macht der W. den Weibern beizulegen, u. vor allen sind die Alrunen, Veleda u. andere Weissagerinnen bekannt; bes. gaben die Deutschen viel auf Vorzeichen u. Loose (s.u. Loos); auf Ordalien, wohin die Zweikämpfe gehören, welche man bei Ausbruch eines Krieges mit einem Stammgenossen u. einem Gefangenen der feindlichen Partei anstellte u. nach dem Ausgang dieses Kampfes den Ausgang des Hauptkampfes weissagte. Dazu kamen noch Pferdeorakel (s. Pferd S. 955), die Beobachtung des Geschreies u. Flugs der Vögel, bes. bei Krankheiten, das Weissagen aus Blut u. Eingeweiden der Schlachtopfer, mochten diese Menschen od. Thiere sein; aus dem Wasser, u. zwar aus dem Wirbeln u. Rauschen der Flüsse; aus Träumen. In Skandinavien war die Gabe der Weissage von Anfang bei den Vanen, kam aber durch Freya zu den Asen. Da die Prophezeiungen entweder gut od. böse sein konnten, so hatten sie verschiedenen Ursprung, jene kamen von den Göttern, diese von den Riesen, bei welchen letzteren die Wahrsageweiber Völur hießen, bei jenen Nornen u. Walkyren. Die Skandinavier singen kein wichtiges Geschäft an ohne eine W. erhalten zu haben; u. diese Sitte blieb auch nach der Einführung des Christenthums. Das Christenthum machte auch in Deutschland vergebens Versuche jene W-en zu verdrängen; nicht nur dauerten vielerlei Weissagungskünste aus dem Hedenthum fort, sondern im 15. u. 16. Jahrh. breiteten sich dazu noch manche von den Römern u. Arabern stammende Künste dieser Art aus; an die Stelle der Sortes Sibyllinae u. Virgilianae traten die Sortes sanctorum, zufällig aufgeschlagene Stellen in der Bibel u. andern heiligen Schriften, aus denen man weissagte, eben so verschiedene Formen der Astrologie, Rhabdomantie, Geomantie, Chiromantie etc. Es erschienen sogar schriftliche Anweisungen dazu, z.B. Fausts Höllenzwang, wahrsagerische Kalender unter dem Titel Praktiken, u. ähnliche mehr. Seit der Zeit, in welcher die Zigeuner in den verschiedenen Ländern Europas auftraten, wurden diese vorzugsweise als die Inhaber solcher Künste betrachtet, u. unter den gemeinen Leuten hat sich der Glaube daran noch in ziemlicher Blüthe erhalten. Hierher gehören auch noch die Vorzeichen von Todesfällen durch Ahnungen, das Zweite Gesicht, das sich Doppeltsehen, das Kartenschlagen, das Wahrsagen aus dem Kaffeesatz, das Bleigießen, das Punktiren (s.d. a) etc. Nirgends aber gibt man mehr auf diese Kunst, als bei den noch heidnischen Völkern aller Länder, bei diesen sind die Wahrsager zugleich die Priester. 2) (Vaticinia, Miracula praescientiae), in der Dogmatik Vorhersagung zukünftiger Dinge durch Männer, welche durch besondere göttliche Offenbarung dazu ausgerüstet sind. Die W-en, welche in dem Alten Testament vorkommen, wurden von den Propheten ausgesprochen, die damit zuweilen auch ihre prophetische Sendung bestätigten, u. bezogen sich auf die Erscheinung des Messias, od. waren eine Verkündigung besserer Zeiten, wodurch sie zum Trost u. zur Ermunterung des Volkes in schweren Zeiten dienten (Messianische W-en, s.u. Messias). Außer den Propheten weissagten auch andere Personen im Neuen Testament von Christo, z.B. Simeon u. Johannes der Täufer. Jesus selbst spricht W. en aus über die Verläugnung Petri, über sein eignes Leiden u. Sterben u. seine Auferstehung, über die Schicksale seiner Jünger, über den Heiligen Geist, über den Untergang des Jüdischen Volkes u. über sein Reich. Die meisten dieser W-en sind in Erfüllung gegangen, andere noch nicht. Die W. selbst wird von den Propheten als eine Folge besonderer göttlicher Einwirkung bezeichnet. Die von der ältesten Zeit an bis auf die Gegenwart herauf gehenden Versuche auf psychologischem Wege zu erforschen, wie die göttlichen Offenbarungen in das Subject eintreten u. in wie weit dabei eine gewisse natürliche Disposition des Individuums vorauszusetzen ist, haben zu keinen bestimmten Resultaten geführt. In der Alten Kirche legte man auf die W-en ein bedeutendes Gewicht u. suchte dieselben in möglichst vielen Stellen des Alten Testaments zu finden, hauptsächlich um den judaisirenden Christen die Aufhebung des Alten Bundes durch die Stiftung des Neuen Bundes, als schon in den W-en verkündet, nachzuweisen u. sie für das Evangelium dadurch zu gewinnen, u. um den Gnostikern gegenüber die enge Verbindung des Alten u. Neuen Testamentes zu begründen, welche von denselben verworfen wurde, wobei man allerdings oft zu allegorischen Auslegungen der W-en seine Zuflucht nehmen mußte. Die älteren protestantischen Theologen benutzten die W-en bes. zur Begründung einzelner Dogmen; durch Bengel wurden sie mehr in Verbindung mit der gesammten Offenbarung u. dem Reiche Gottes überhaupt gebracht; [⇐60][61⇒] die naturalistischen u. rationalistischen Theologen erklärten sich gegen die W-en, während die Supernaturalisten in denselben einen Hauptbeweis für die Göttlichkeit Christi u. der Offenbarung überhaupt fanden. Dagegen näherte sich Hengstenberg in seiner Christologie des Alten Testaments mehr den älteren protestantischen Theologen, indem er die wichtigsten Dogmen aus den alttestamentlichen W-en herleitete, u. Joh. Christ. Konr. Hofmann (W. u. Erfüllung 1841–43, 2 Bde.) verknüpfte sie mit der ganzen Heilsgeschichte. [⇐61]

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 59-61.
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[756⇒] Wahrsagen, zufällige künftige Dinge vorhersagen; wer dies versteht od. zu verstehen vorgibt, heißt ein Wahrsager; die dazu nöthige Kunst die Wahrsagekunst, s.u. Weissagung. Wahrsagende Münzen, so v.w. Ominöse Münzen, s.u. Omen. [⇐756]

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 756.
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Weihsage, so v.w. Weissagung, s.d.

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[690⇒] Weissagung, s. Propheten; vergl. Wahrsagerei, Chiromantie, Nekromantie, Rhabdomantie, Orakel, Sibylle, Augurium, Haruspices etc. [⇐690]

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 690.
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[658⇒] Wahrsagen, die vermeintliche Enthüllung der Zukunft nach äußerlichen Erscheinungen (Begegnung von Thieren, Kartenschlagen, Looswerfen, Sterndeuterei, nach den Lineamenten der innern Handfläche etc.), ist kirchlich verboten. [⇐658]

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 658.
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[639⇒] Wahrsagen, weissagen, prophezeien bedeutet künftige Dinge angeblich vorhersagen, welche Gabe seit den frühesten Zeiten und bei allen Völkern einzelnen Personen, besonders Priestern und Priesterinnen, zugeschrieben worden ist. Sie übten dieselbe unter vorgeblicher Begünstigung ihrer Gottheiten, die ihnen aus gewissen Zeichen die Zukunft erkennen lassen sollten, und die Auslegung dieser Zeichen machte die Wahrsage- oder Zeichendeutekunst aus. Man wahrsagte aus Träumen, aus dem Fluge, Geschrei und Fressen der Vögel und anderer Thiere, aus den Eingeweiden und dem Blute der Opferthiere, dem Rauch und der Flamme, aus dem Wasser und aus den Gestirnen, aus Linien und Strichen des Gesichts, der Hände und aus allerhand vermeintlichen Vorzeichen, wohin das Begegnen von Menschen und Thieren, selbst das zufällige Verwechseln der Schuhe und die Sortes oder Loose gehörte. (S. Auguren, Haruspex, Orakel und Propheten.) Dergleichen Loose waren Stücke Holz, Würfel, Kugeln und andere Körper mit Buchstaben und Zeichen, und aus Dem, was beim Wurfe damit oben zu liegen kam, ward die Zukunft gedeutet. Dasselbe geschah aus zufällig aufgefundenen Versen des Homer (Sortes Homericae) bei den Griechen, und des Virgil bei den Römern (Sortes Virgilianae), welcher Aberglaube sich auch in die christlichen Zeiten fortpflanzte und mitunter noch sogar bei uns herrscht. Es werden dazu die Propheten, Evangelien und die Briefe der Apostel misbraucht und ein zuweilen bei Beobachtung besonderer Ceremonien aufgeschlagener Vers wird bei diesen sogenannten Sortes sanctorum als Orakel ausgelegt, welche päpstliche Verbote und Kirchenbann nicht zu vertilgen im Stande waren. Die alten Deutschen schrieben vorzüglich manchen [⇐639][640⇒] Weibern die Gabe der Weissagung zu (s. Alrunen), aber auch jeder Familienvater konnte durch Looswerfen die Zukunft erforschen; auch aus dem Wiehern der Pferde und dem Fluge der Vögel wahrsagten sie und das Begegnen gewisser Thiere bedeutete auch ihnen bald Gutes, bald Böses. Einen Wolf sehen sollte z.B. Glück, einem Hafen begegnen Unglück vorbedeuten, welcher Aberglaube mit andern, selbst bei gebildeten Nationen, noch nicht vergessen ist, wie denn auch Kartenschlägerinnen und Wahrsagerinnen, die aus dem Kaffeesatz und aus der Hand prophezeien, noch immer ihr Wesen treiben, obgleich strenge Verbote wider dergleichen abergläubige, zu großen Betrügereien verleitende Dinge bestehen. Die Chiromantie (s.d.) und die Astrologie gehören ebenfalls in dieses Gebiet. [⇐640]

Quelle: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 639-640.
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[685⇒] Weissagungen im eigentlichen Sinne sind kein Wahrsagen (s.d.) und Vorhersagen aus bekannten Gründen, sondern es werden darunter bestimmte und deutliche Vorausverkündigungen von Dingen verstanden, die von Menschen nicht durch Schlüsse vorhergesehen, noch nachher von ihnen dem Vorhergesagten entsprechend veranstaltet werden konnten, gleichwol aber ganz in der angekündigten Art erfolgt sind. Solche echte Weissagungen können daher blos vermöge göttlicher Eingebung oder Offenbarung aus menschlichem Munde hervorgehen, was denn auch hinsichtlich der alten Orakel (s.d.), sowie Propheten (s.d.) und von Sehern aller Art behauptet worden ist. Sie fanden damit um so leichtern Glauben bei ihren Zeitgenossen, je weniger diese über den ursächlichen Zusammenhang der Weltordnung und die Grenzen des menschlichen Wissens aufgeklärt und daher sehr geneigt waren, jede das Alltägliche überschreitende Kenntniß, Wissenschaft oder Kunst aus höhern oder übernatürlichen Quellen abzuleiten. Zu den Vorzügen, mit welchen die ersten Lehrer des Christenthums vom h. Geiste ausgestattet worden sein sollen, wird auch die Gabe der Weissagung gerechnet. Indessen sind sehr wenig zuverlässige Nachrichten über die Beweise davon bekannt und man ist z.B. auch nie zur Übereinstimmung darüber gelangt, in welchem Sinne und in welcher Beziehung der prophetische Inhalt der Offenbarung Johannis aufzufassen sei. Übrigens berechtigt das Christenthum seit dem Ablauf seiner Stiftungsperiode Niemand mehr, über zukünftige Dinge Offenbarungen zu erwarten oder vorzugeben, vielmehr weist es uns in dergleichen auf das Bestimmteste rein zum festen Vertrauen in die allwaltende Regierung Gottes an. [⇐685]

Quelle: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 685.
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[367⇒] Wahrsagen. Den geheimnißvollen Schleier der Zukunft [⇐367][368⇒] zu lüften, dieß war zu allen Zeiten und bei allen Völkern, mehr oder weniger eine Lieblingsneigung. Je unaufgeklärter die Menge, je mehr von Aberglauben befangen dieselbe war, desto leichter mußte es Einzelnen werden, sich als Erleuchtete, Weissagende aufzuwerfen. So hatten denn bereits die Juden die bekannte Wahrsagerin Endor, die Griechen ihre Orakel (s. d), die Römer, bei denen die Wahrsagekunst Religionssache war, ihre Auguren (s. d.), die alten Deutschen ihre Alrunen (s. d.); die ersten Christen weissagten aus den heiligen Büchern, das Mittelalter beschäftigte sich zu diesem Zwecke vorzugsweise mit der Astrologie und Chiromantie (s. d.) und selbst der neuern Zeit fehlte es nicht an Wahrsagern. Deutschland hatte den Bauerpropheten Müller, Frankreich die Dlle. Lenormand (s. d.). [⇐368]

Quelle: Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 367-368.
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[474⇒] Wahrsager werden bekanntlich solche Personen genannt, welche zukünftige Dinge vermittelst abergläubiger Mittel voraussagen wollen. Daß es zu jeder Zeit Menschen gegeben habe, welche die Unwissenheit, die Leichtgläubigkeit und den Aberglauben ihrer schwächeren Mitmenschen benutzt und diese bald auf die lächerlichste, bald auch auf empörende Art zu täuschen gewußt, ist sattsam bekannt. So gab es bei den ältesten heidnischen Völkern, ohne der Orakel (s. dies. Art.), welche von trügerischen Priestern geleitet wurden, zu gedenken, dergleichen Wahrsager, welche aus dem Eingeweide des geschlachteten Opferviehes, ferner aus dem Flug der Vögel, aus ihrem Gesange (s. d. Art. Auspicien i. d. N.), aus dem Wiehern der Pferde, aus dem Gestirn (s. Astrologie) etc. zukünftige Dinge voraus zu sehen, vorgaben. Dahin gehörten auch diejenigen, welche aus einem Stabe oder Holze (s. den Art. Rhabdomantie) oder aus dem Aufschlagen eines Buchs von irgend einem Dichter, wo man das erste, was einem in die Augen fiel, als göttliche Antwort auf seine Fragen oder seine Wünsche annahm (Rhapsodomantie); ferner aus Träumen, aus den Lineamenten der Hand (s. d. Art. Chiromantie) [⇐474][475⇒] wahrsagten. Eben so waren auch bei unsern alten Vorfahren, den Deutschen, besonders die Frauenzimmer, sehr mit Erforschung künftiger Dinge beschaftiget – man lernt beim Cäsar und Strabo besonders zwei Gattungen von dergleichen Wahrsagungen kennen, nemlich aus dem Wirbeln des Wassers, dem Rinnen und Rauschen der Flüsse und dann aus dem Blute der Gefangenen. – Dahin gehören auch die Allrnnen, Truhten etc. (s. dies. Art.).

Die Wahrsagekunst selbst nun theilten die Alten hauptsächlich nach den vier Elementen, in die Pyromantie (die Wahrsagekunst aus dem Feuer und aus den daraus entstehenden Wirkungen, aus dem Blitz etc.), in die Aeromantie (aus den Lufterscheinungen, den Stürmen, wunderbaren Regen, ferner aus dem Fluge und dem Geschrei der Vögel), in die Hydromantie (Wahrsagung aus dem, was in und durch das Wasser geschah), endlich in die Geomantie ein, wo aus dem, was auf und in der Erde vorging, aus Erdbeben, aus großen in der Erde entstandenen Rissen etc. künftige Dinge geweißaget wurden. Es versteht sich aber, daß außer diesen Wahrsagereien noch so viele andre aus den Händen, den Gesichtszügen, den Träumen des Menschen hergenommene Merkmale reichhaltigen Stoff für die Erforschung künftiger Ereignisse hergeben mußten. – Bei den alten Deutschen, welche vorzüglich den Wahrsagereien sehr ergeben waren, gab es ebenfalls vielerlei Arten davon: besonders wichtig war ihnen das Weissagen durch Looszeichen, welche sie, selbst nachdem sie schon zum Christenthum übergegangen waren, noch beibehielten; aus dem Flug und Geschrei der Vögel – findet man doch selbst heut zu Tage noch oft bei dem gemeinen Mann das Krähen der Hüner, das Krächzen der Raben, das Schreien der Eulen, das Hinwegfliegen der Störche etc. als sehr bedeutungsvolle Vorzeichen von Unglück, von Sterben, von Feuer etc. gefürchtet: – ferner aus dem Wiehern und Schreien der Pferde; durch angestellten Zweikampf; aus dem Blute der Opfer Thiere und Menschen: aus dem Feuer, aus dem Wasser; ferner aus den Zeiten (dem Neuen- oder Vollmond, verschiedenen glücklichen oder [⇐475][476⇒] unglücklichen Tagen etc.) nicht minder aus den Träumen; endlich auch aus Zauber-Spiegeln, welche bei ihnen ebenfalls sehr viel galten, und woran auch heut zu Tage der Aberglaube in manchen Gegenden, besonders an einen sogenannten Erdspiegel, mit großer Festigkeit hängt etc. etc.

Was der vernünftigere Theil über alle diese thörichten Bemühungen, künftige Dinge auszuforschen, denken und sagen soll, darüber bedarf es wol keiner weitern Ausführung. Indessen ist nicht zu läugnen, daß auch die alten Philosophen großentheils gewisse Arten von Wahrsagungen gebilliget und zugestanden haben (Cicero, de divinatione, hat diesem Gegenstande ein ganzes Buch gewidmet); obgleich die Meinungen über das Entstehen derselben höchst verschieden waren. Aber auf der andern Seite kann man wol auch mit Gewißheit voraussetzen, daß eben jene Philosophie der Volksmeinung sehr viel nachgeben, daß sie den gemeinen Mann aus Politik bei jenem Glauben lassen mußten, der noch obendrein meistens durch öffentliche Gesetze gestattet und gebilliget wurde. Freilich ist man nun in der Folge der Zeit, besonders von Seiten der Gesetzgebung von dieser, der Aufklärung allerdings sehr entgegenarbeitenden, Maxime zurückgekommen, und man hat es mit Recht dem Bestreben, richtigere Begriffe unter dem Volke zu verbreiten, angemessener gefunden, durch nachdrücklich Gesetze allen den Wahrsagereien und mit ihnen allen den Betrügereien, die dadurch getrieben werden, vorzubeugen. So ist, um nur der Chursächsischen Gesetze hierüber zu gedenken, durch die Constitut. v. 1572 und Polizei-Ordnung v. 1661 für »diejenigen, so sich unterstehen, aus der Teufelskunst wahrzusagen, oder mit dem Teufel durch Christallen oder in andre Wege Gespräche zu halten und sich von ihm beschehener oder zukünftiger Dinge Bericht und Erkundigung zu erholen,« die Strafe des Schwerdts gesetzt; ferner für »die, welche sich außerdem des Christallensehens, Wahrsagens, Planetenlesens etc. anmaaßen,« Gefängniß, Landesverweisung, Staupbesenschlag; ja selbst auch für diejenigen, welche sich bei solchen Wahrsagern Raths erholen, Geldbuße, Landes-Verweisung etc. bestimmt. [⇐476]

Quelle: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 8. Leipzig 1811, S. 474-476.
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[1467⇒] Weißagen, verb. regul. act. im Particip. geweißaget, zufällige künftige Dinge vorher sagen, besonders solche Dinge, welche aus keiner nothwendigen Folge des vorhergehenden und nachfolgenden eingesehen werden können; ein im gemeinen Sprachgebrauche großen Theils veraltetes Wort, welches theils nur noch im biblischen Style, theils in der höhern Schreibart gebraucht wird. Im gemeinen Leben ist dafür prophezeyen, in der edlern Schreibart aber vorhersagen üblich. So auch das Weißagen.

Anm. Schon bey den ältesten Oberdeutschen Schriftstellern wizzagan, im Slavon. westiti. Die erste Hälfte ist ohne Zweifel von weis, wissend oder weise; denn daß die zweyte unser sagen ist, siehet ein jeder. Daher ist die gewöhnliche Schreibart weißagen für weissagen, oder besser desselben weissagen die unrichtigere. Ehedem lautete das Particip. im Oberd. weisgesaget, welches aber jetzt veraltet ist. [⇐1467]

Quelle: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1467.
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[1349⇒] Wahrsagen, verb. regul. neutr. welches das Hülfswort haben bekommt, künftige Dinge vorher sagen. Wahrsagen können. Die Person, welcher man künftige Dinge vorher saget, bekommt den Dativ. Einem wahrsagen. Sich wahrsagen lassen. Aus der Karte, aus der Kaffee-Schale wahrsagen. So auch das Wahrsagen, und die Wahrsagung.

Anm. Ottfried gebraucht uuara zellan für vorher sagen, dagegen wahrsagen bey dem Kaisersberg die Wahrheit sagen, bedeutet. Wahr ist hier ohne Zweifel das Adverbium wahr, verum; daher wahrsagen eigentlich künftige Wahrheiten vorher sagen bedeutet; eine freylich sehr elliptische Bedeutung, um welcher Willen dieses Wort auch nur im gemeinen Leben, und von abergläubigen Vorhersagungen gebraucht wird. S. Weißagen. [⇐1349]

Quelle: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1349.
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[1467⇒] Die Weißagung, plur. die -en. 1. Das Weißagen, als ein Abstractum, und ohne Plural. Die Gabe der Weißagung haben. 2. Eine Rede, welche eine Vorhersagung künftiger zufälliger Begebenheiten enthält, mit dem Plural. [⇐1467]

Quelle: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1467.
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[1349⇒] Die Wahrsagerey, plur. inusit. die vorgegebene Kunst eines Wahrsagers, im verächtlichen Verstande; die Wahrsagerkunst. [⇐1349]

Quelle: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1349.
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