1. Dôr stét he, säd' de Jung', un kackt vör sînen Vader up'n Disch. – Hoefer, 555; Schlingmann, 627.
2. Ein gut stehen ist halbe arbeit. – Petri, II, 838.
3. Jeder stehet für sich selber, Gott für vns alle. – Petri, II, 203.
4. Es stehet keiner so wol, er kan fallen. – Henisch, 989, 12; Petri, II, 298.
5. Es stehet nicht alles allen wohl an. – Petri, II, 298.
6. Es stehet wie es gehet vnd wie Gott will. – Petri, II, 299.
7. Hie stehn wir fisch, der stechlin sprach zur schnecken als er die ersah. – Zinkgref, IV, 340.
8. Hier stehen wir Helden, sagte der Frosch zum Schwaben.
9. Hier stehn wir, Meister Lobesan, theht der Schinder beym Hencken stan. – Eyering, I, 510; Zinkgref, IV, 340.
10. Je höher jemand steht, desto weiter reicht sein Auge. – Gutzkow, Hohenschwangau, II, 249.
11. Je höher man steht, je tiefer man fällt.
12. Man kann lange stehen, ehe einem eine gebratene Taube in den Mund fliegt.
Dän.: Man skal længe staae og gabe, før en stegt due kommer flyvendes i munden. ( Prov. dan., 420.)
13. Mancher steht hinter der Thür; hat er Glück, so kommt er herfür.
[793] 14. Stah stîf, Knäckerbên, seggt de Sparling tom Hadebar. (Samland.) – Frischbier2, 3609.
15. Stehen macht müde Beine.
16. Vom Stehen hat man eben so viel als vom sitzen. – Gruter, III, 93; Lehmann, II, 805, 146.
17. Wer hoch steht, den sieht man weit. – Sailer, 245.
Dän.: Høje stand, udkraever forstand. – Hvo som staaer bøjt, den seer man vidt. (Prov. dan., 305.)
18. Wer hoch steht, den trifft der Sturm.
19. Wer lange hat gestanden, gibt keinen guten Läufer.
Lat.: Tempore qui longo steteret male curret. (Ovid.) (Binder II, 3306.)
20. Wer nicht hoch steht, fällt auch nicht tief.
Lat.: Tutior est locus in terra, quam in turribus altis. (Alan., II; Binder II, 3377.)
Schwed.: Ringa kall, har tryggen val. (Grubb, 688.)
21. Wer stehet, der stehet. – Petri, II, 718.
22. Wer steht bei der Gemein, steht allweg gern allein. – Pistor., IX, 52.
23. Wer steht, der sehe, dass er nicht fall. – 1 Korinth. 10, 12; Gruter, III, 111; Petri, II, 768; Lehmann, II, 878, 247; Waldis, I, 33; Eiselein, 577; Simrock, 9839; Schulze, 264; Zehner, 547; Braun, I, 4259.
Ein Gedicht von Uhland trägt diese Ueberschrift. (Düsseldorf, II.)
Mhd.: Wer dâ stêt, der huete sich wol, daz er nit valle zu tal. (Morolf.) (Zingerle, 142.)
Engl.: Climb not too high, lest the fall be the greater. – The highest standing, the lower fall. (Marin, 16.)
It.: Chi è ritto può cadere. (Bohn I, 80.)
Lat.: Nemo confidat nimium secundis, nemo desperat meliora lapsit. – Quem dies veniens videt superbum, hunc dies videt fugiens jacentem. (Philippi, II, 15 u. 124.) – Qui stat, videat ne cadat. (Egeria, 245.)
Schwed.: Hvilken, som låter sig tyckat, at han står, han se tila han icke faller. (Törning, 79.)
24. Wer steht, muss siegen oder sterben.
25. Wer steht, pass' auf, dass er nicht falle. – Körte, 6774.
26. Wer still will stehen, wird rückwärts gehen.
27. Wie jemand stehet, so versteht er. – Harms, 24.
*28. Alles stehen und liegen lassen. – Mathesy, 219a; Mathesius, Postilla, XXXIIb; Herberger, Hertzpostille, Ib, 101.
*29. Ar stett, as wenn'n die Hüh'r (Hühner) 's Broat g'numme hätt'n. (Franken.) – Frommann, VI, 317, 188.
*30. Ar stett wie's Kind bân Drak. (Franken.) – Frommann, VI, 318, 221.
*31. Da stehen die Ochsen (Affen) am Berge. – Frischbier2, 2591.
*32. Da stèid da as en Méulop. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 163, 151.
*33. Da steit 'r ass Bott'r an d' Sunn. (Altmark.) – Danneil, 23; für Iserlohn: Frommann, V, 163, 151.
Er ist beschämt, verblüfft.
*34. Das steht ganz bei mir.
Lat.: In tuo loco et fano est situm. (Philippi, I, 207.)
*35. Das steht ihm wie der Sau ein Sattel. (Eifel.)
*36. Das steht ihr, wie der Sau eine Bandhaub'. (Eifel.)
*37. Das steht wie der Ziege das Kummet. (Franken.)
*38. Das steht wie vor Rossbach. (Königsberg.) – Frischbier2, 3593.
*39. Dat steht as 'ne Mûr. – Dähnert, 314a.
Das steht unbeweglich.
Holl.: Hij staat als een' paal (of: pilaar). (Harrebomée, II, 159a.)
*40. Dat steit as arm Lü Korn. – Eichwald, 1113; Schlingmann, 858.
Der Bart, das Kopfhaar steht so einzeln wie armer Leute Korn.
*41. Dat steit bi de Ribb'n. – Eichwald, 1586.
*42. Der steht wie 'n Baum.
Redensart beim Kartenspiel.
*43. Do stehs de we enen Oevvegötz (Abergötze Abgott). (Euskirchen.)
*44. Dös stat der grad win ema hund a paar Hose. (Ulm.)
*45. Du stehst wie ein klotz (leuchter, ölgötz Tielmann u.s.w.). – Franck, II, 51a.
[794] *46. Er stehe oder sitze, er ist ein Bube.
Bei Tunnicius (148): He stae of he sitte, he is ein bove. (Constet vel sedeat, nihil est probitatis in illo.)
*47. Er stehet bey jm, wie der Hase bey seinen Jungen. – Herberger, Hertzpostille, Ib, 243b.
»Wenn er in Gefahr ist, wirfft er das Hasenpanier auff.«
*48. Er stehet wie ein Hase bei den Pauken. – Herberger, Hertzpostille, I, 374.
*49. Er steht auf eigenem Grund und Boden.
Holl.: Hij zwemt op zijne eigne biezen. (Bohn I, 328.)
*50. Er steht auf Einem Fusse.
*51. Er steht auf seinem Worte wie ein Pelz auf dem Aermel.
*52. Er steht da als ob er die Maulsperre hätte.
Holl.: Hij staat, alsof hij de klem in de mond had. (Harrebomée, II, 414a.)
*53. Er steht da, als wenn er keine Zunge im Munde hätte.
Holl.: Hij heeft zijne tong verloren. – Hij staat, alsof hem de tong in den mond aangewassen ware. – Hij staat, alsof hij geene tong in den mond heeft. (Harrebomée, II, 338b.)
*54. Er steht dernuch wie a Hünd nuch (nach) dem fünften Füss. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Es ist ihm so wenig daran gelegen wie dem Hunde am fünften Fusse.
*55. Er steht hier, als ob ihm in die Hand geschissen si. – Eiselein, 278.
*56. Er steht mutterseelig alleen. – Tendlau, 230.
*57. Er steht sich selbst im Lichten.
*58. Er steht wie a Potz (Penis). (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Von tölpelhafter Zudringlichkeit, Leuten, die man trotz der Abweisung nicht los werden kann.
*59. Er steht wie auf Aalen.
Unsicher. Ein Sergeant wandte diese Redensart an, als er seine in der Disciplin lockere Stellung zu den eingezogenen Reservisten bezeichnen wollte.
*60. Er steht wie auf Nadeln. (S. ⇒ Sitzen 147.)
Im Jüdisch-Deutschen: Stehen auf Schpilkers; vom polnischen szpilka = Stecknadel.
*61. Er steht wie Butter an der Sonne. – Lohrengel, II, 471.
Beschämt.
*62. Er steht wie der wormser Krahn. – Tendlau, 229.
*63. Er steht wie die Königin von Saba (jüdisch- deutsch: die Malke-Schwo). – Tendlau, 1025.
Zur Bezeichnung eines trägen oder auch lässigen Menschen. Ein Rabbi beschwor einst die Königin von Saba; und als sie erschienen war, blieb sie stehen, weil er sie nicht zu bannen wusste.
*64. Er steht wie die Kuh vorm grünen (auch: neuen) Thor. (Königsberg.) – Frischbier2, 3596.
*65. Er steht wie ein Brandenburger.
»Dies Ehrensprüchlein«, heisst es in einer Schilderung der Schlacht bei Saarbrücken-Forbach, »welches einst die Brandenburger aus dem Türkenkriege unter dem Prinzen Eugenius heimgebracht, sollten ihre Enkel heute (6. August 1870) von neuem bewähren.« (Wacht am Rhein, Leipzig 1870, Nr. 10, S. 222.)
*66. Er steht wie ein Rohr.
Der Schwankende, Furchtsame.
Holl.: Het staat zoo vast en onbewegelijk als een riet, dat met alle winden medewait. (Harrebomée, II, 220a.)
*67. Er steht wie ein Storch. – Frischbier2, 3598.
*68. Er steht wie eine Blume auf dem Mist. – Frischbier2, 3597.
*69. Er steht zwischen Bock und Hund.
Er wird von der einen Seite gestossen, von der andern gebissen.
*70. Es stand gleich kurz oder lang, so wird jedoch Bern Herr im Land. – Kirchhofer, 59, 26.
Im Jahre 1288 vertrieben die Berner die Juden. Der Kaiser Rudolf forderte von ihnen, das Verbot zurückzunehmen, was sie aber nicht thaten und daher von Rudolf belagert wurden. Er musste sich aber unverrichteter Sache zurückziehen, wobei der Zwerg des Kaisers die obigen Worte sprach, die als eine ehrenvolle Weissagung in treuem Gedächtniss behalten wurden.
*71. Es sted'n, wiar an Es'l 's Zidrinschlog'n. (Steiermark.) – Firmenich, II, 768, 100.
Wie dem Esel das Zitherschlagen.
*72. Es steht auf Spitz und Knopf.
*73. Es steht ihm, wie dem Esel die gespaltene Inful.
[795] *74. Es steht ihm, wie der Sau ein Ring im Ohr.
*75. Es steht ihm, wie einem Juden die Flinte.
*76. Es steht nichts als was man darein setzt.
Wer einen Vertrag eingegangen ist, darf sich nicht darüber beschweren.
*77. Es steht wie ein Pelz auf dem Aermel.
»Wer aber auf Gottes Güte nicht trawet, der wird stehen, wie ein Pelz auff seinen Ermeln.« (Fischer, Psalter, 144, 1.)
*78. Es steht, wie es geht. – Franck, II, 108a; Eiselein, 577.
*79. Es steht'm, wie dem Hund das Arba-Kanfes. – Tendlau, 536.
Arba hanphoth ist der viereckige Brustlappen mit den Schaufäden. »Wie dem Esel die Inful.«
*80. Et stît em wä won et net seng (sein) wêr. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 176, 192.
Die Kleider stehen ihm schlecht.
*81. He stand bei de Infantrie, die de Knof ungern Bûk dragen. – Frischbier2, 3599.
D.i. bei den Säuen.
*82. He stand bei de reitende Maikäfer. (Elbing.) – Frischbier2, 3599.
*83. He steiht so, as wull 'r uosen lêwen Harrn 'n Schû'r awbidden. – Schlingmann, 580.
*84. He steit as en Lüchterpiep (Leuchterröhre). (Holst.)
Steif, greift nichts an.
*85. He steit as en Pickpaal. (Holst.) – Schütze, III, 185 u. 209.
Steif und fest wie der eingerammte Pfahl, an den Pechkränze zur Beleuchtung einer Gegend aufgehangen werden.
*86. He steit omme Hüller (dürren Ast). (Iserlohn.) – Woeste, 85, 88.
*87. He steit on kickt wie en Kuh vör en Döhr. (Meurs.) – Firmenich, I, 403, 203.
*88. He steit ös wanne bedonnert wör. (Sauerland.)
*89. Hei steit wie e Toppke koahle Mües. (Ostpreuss.)
*90. Hier sta ick un lûr up Klêwer Esch.
D.i. Trefleass. Hier stehe ich und warte vergebens, das Erwartete (die Baste) will nicht kommen.
*91. Ihr stundet wie das Hündchen von Breda. – Schuppius, Schr., II, 45.
*92. Ik stoah as op héiten Kualen. (Iserlohn.) – Frommann, V, 163, 151.
*93. 'S schît'm, as wenn 's nich seine wär. (Schles.) – Frommann, III, 247, 196.
*94. Seu steht tohaupe (zusammen) osse Kukuk un Siebenstêrn. (Lippe.)
Wenn das Siebengestirn bei uns am nächtlichen Himmel erscheint, verlässt uns der Kukuk.
*95. Sie stehen wie eine Mauer.
»Stunden wie ein Mauwer.« (Aventin, CCVIIIa.)
*96. Sik got mit ên stân. – Eichwald, 1825.
*97. Sik got stân. – Eichwald, 1824.
*98. Stah, Muschke (Kohke), öck war die melke. (Stallupönen.) – Frischbier2, 3603.
Wenn jemand unterwegs sich durch Plaudern aufhält.
*99. 'T steit er in to, as in 'n Goldbarg. – Bueren, 1159; Hauskalender, III.
*100. Wat steihst möt de Tung öm Mûl? – Frischbier2, 3605.
Um einen Gaffenden zu verblüffen.
101. Der steht fest, der Gott nicht lässt. – Weingärtner, 62.
*102. Das stehet nicht im Vatter vnser. – Mathesius, Sarepta, XLa.
*103. Das steht dir an, wie dem Esel 's Tabakrauchen. – Wurth, 38.
*104. Er lässt ihn stehen, wie der Simandel ein böses Weib. – Bohemia, 1875, Nr. 27.
*105. Er steht da als ob er mit Thran begossen wäre. – Gerstäcker, Flusspiraten, 89.
*106. Er steht da, wie das Gänsemännchen in Nürnberg.
Wenn jemand unter beiden Armen Gegenstände, Packete u.s.w. hält und ruhig steht. Das Gänsemännchen ist ein Bauer am nürnberger Brunnen, der unter jedem Arme eine Gans hält, aus deren Schnabel das Wasser des Brunnens sprudelt.
*107. Er steht da, wie der Esel am Branntweinladen. – Klix, 16.
*108. Er steht da, wie die Braut Sarah. (Köthen.)
Kann keine Worte finden.
*109. Er steht da wie ein Bauernscheisshaus.
Holl.: Dat hangt als een kakhuis over eene gracht. (Harrebomée, I, 374a.)
*110. Er steht da wie ein betrippter Hahn. – Frischbier, 296; Frischbier2, 2595.
*111. Er steht da wie ein begossener Pudel. (Köthen.)
*112. Er steht da wie ein Brunnenochse. (Köthen.)
*113. Er steht da wie ein Holzblock. (Nürtingen.)
*114. Er steht da wie ein Oelgötze. – Schottel, 1131.
Holl.: Hij staat daar als een standbeeld. (Harrebomée, II, 299b.)
*115. Er steht da wie ein Wachsstock. – Klix, 16.
*116. Er steht da wie ihn Gott erschaffen hat.
*117. He steit as Jan van Fêrn (als Jan von Ferne). – Kern, 129.
*118. Hei steit da, als wenn em de Höhner dat Brot genahme hebbe. – Frischbier, 3600.
*119. Hei steit da wî e Pasternack. – Frischbier, II, 503.
Nackt und bloss.
*120. Hei steit da wî e Toppke kâle Mü's. – Frischbier, II, 504.
*121. Hei steit da wie möt Fett bedröppt.
*122. Sie steht da wie Muhme Suse.
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