[227] Spanien (das Königreich) macht mit dem Königreiche Portugal die pyrenäische Halbinsel oder den südwestl. Theil von Europa aus. Es enthält 8500 ! M., was etwas über 4/5 der Halbinsel beträgt. S. wird nördl. durch die Pyrenäen und den Meerbusen von Biscaya, westl. durch das atlant. Meer und Portugal begrenzt. Seine südl. Küsten umspült theils das atlant., theils das mittelländ. Meer, und letzteres auch die östl. Die ganze Halbinsel ist ein einziges Hochland, ein abgeschlossenes Gebirgsganze, das mit keinem andern Gebirge Europas zusammenhängt. Sie hat nur wenige und unbedeutende Tiefebenen. Darunter sind die aragon. am untern Ebro, und die andalus. am untern Guadalquivir die ausgedehntesten. Von O. nach W. streichende Gebirgszüge durchziehen diese Hochebene und bilden zugleich ihren N.- und S.-Rand. Der nördlichste derselben ist das cantabrische oder astur. Gebirge, eine westl. Fortsetzung der Pyrenäen (s.d.), welches sich, ganz nahe am Meere, in einer Höhe von 5–7000 F., bis zu dem westlichsten Vorgebirge S.'s, dem Cap Finisterre, erstreckt. Auch die nördlichste Spitze S.'s, Cap Ortegal, gehört ihm an. Die durch dieses Gebirge im N. begrenzte Hochebene dehnt sich zu beiden Seiten des Duero aus. Ihre südl. Grenze macht die Sierra de Guadarama, an 7030 F. hoch, welche sich in Portugal als Sierra de Estrella fortsetzt, und mit dem Cap Roca endigt. Zwischen diesem und den Gebirgen von Toledo und andern, die keinen gemeinschaftlichen Namen haben und nur eine Höhe von 2–3000 F. erreichen, liegt die zweite span. Hochebene zu beiden Seiten des Tajo. Die dritte, welche die Guadiana durchströmt, wird im S. durch die Sierra Morena begrenzt, welche in Portugal als Sierra de Monchique mit dem Cap S. Vincent in das Meer ausläuft. Die vierte Hochebene ist das Flußgebiet des Guadalquivir, welches im S. durch die Sierra Nevada von dem Meere getrennt wird. Dies Gebirge ist im Ganzen 4–5000, an einigen Punkten aber 10–11,000 F. hoch. Es fällt gegen S. äußerst steil und schroff zum Meere ab, senkt sich aber gegen N. in vielen parallelen Thälern und Ebenen sanft zum Thal des Guadalquivir hinab. Die wichtigsten Vorgebirge, welche es bildet, sind Cap Trafalgar, Cap Tarifa, Cap de Gata und Cap de Palos. Das Cap de Gata gehört demjenigen östl. Theile der Sierra Nevada an, welche man Alpujarras nennt. Diese Gebirge und Hochebenen senken sich, wie schon die sie durchströmenden Flüsse anzeigen, von O. gegen W. ab. Ein Gebirge, welches von N. nach S. ziehend, ihre Ostenden miteinander verbände, und das man auf vielen Karten unter dem Namen des iberischen Gebirges verzeichnet findet, ist indessen nicht vorhanden, sondern an der Stelle desselben nur ein wenig erhöhter Ostrand der Hochebenen. Zu den genannten von O. nach W. strömenden Flüssen sind noch zwei kleinere hinzuzusetzen: im N. des Duero der Minho, welcher in seinem untern Laufe die Grenze zwischen S. und Portugal bildet, und zwischen Guadiana und Guadalquivir der Tinto, d.h. der Gefärbte, mit einem gelben, kupferhaltigen Wasser, in welchem keine Fische leben. Alle diese Ströme haben nur unbedeutende Nebenflüsse und überhaupt nur eine geringe Wassermasse, wovon der Hauptgrund die kurze Dauer der Schneedecke auf den Höhen und der Mangel an Waldungen und Mooren auf denselben ist. Doch sind sie alle zu Zeiten starken Anschwellungen ausgesetzt. Dem Duero, der 100 M. lang ist, fließen zu: von N. die Pisuerga und die Esla vor S. die Adaja und der Tormes. Der Tajo, 120 M. lang nimmt auf: von N. die Xarama mit dem Manzanares und dem Henares, den Alberche und den Tietar, von S. den Salor. Die Guadiana, 105 M. lang, entspringt aus einem sumpfigen See in der Provinz Mancha und nimmt rechts die Giguela, links den Jabalon auf. Dem Guadalquivir dessen Stromentwickelung 70 M. beträgt, fließen rechts der Guadalimar, links der Xenil zu. Alle diese Flüsse sind, außer dem Guadalquivir, wegen Stromschnellen, Felsen, seichter Stellen und Wasserfälle eigentlich nicht schiffbar. Der Duero und der Tajo werden es erst kurz vor ihrer Mündung, also nicht mehr in S., an der Mündung selbst tragen sie aber auch Seeschiffe. Die Guadiana bietet von allen größern span. Flüssen in Bezug auf die Schiffahrt die ungünstigsten Verhältnisse. Das Wasser hat sehr geringen Fall, in ihrem obern Laufe stagnirt es häufig und versumpft die Ufer, im mittlern Laufe bildet es Stromschnellen und Wasserfälle, und im untern versandet sie immer mehr. Nur die letzten sechs Meilen sind für kleine Fahrzeuge zugänglich. Der Guadalquivir gewährt in dieser Hinsicht die meisten Vortheile. Er hat einen gleichmäßigern und bedeutendern Wasservorrath als die andern Flüsse, und konnte, vermöge der Flut, ehe sein Bett durch Schlamm- und Sandablagerungen erhöht war, früher bis Sevilla von Seeschiffen befahren werden; jetzt ist dies indessen nur bis Cantillana möglich. In das mittelländ. Meer ergießt sich nur ein bedeutender Fluß, der Ebro, 80 M. lang, denn nur in dem nordwestl. Theile von S., der den südl: Abdachungen der Pyrenäen und nicht den oben angegebenen Gebirgen und Hochebenen angehört, ist zwischen dem Ostrande des Hochlandes und dem Meere hinlänglicher Raum zu einer bedeutendern Stromentwickelung. Der Ebro entspringt auf dem cantabrischen Gebirge, und nimmt links, also von den Pyrenäen, den Aragon, den Gallego und den Segre, rechts den Xalon auf. Er ist von Saragossa an mit kleinern Barken fahrbar, aber dies nur bei hohem Wasserstande und mit vielen Schwierigkeiten. Oberhalb Saragossa bis Tudela wird statt dessen der längs seines rechten Ufers gehende, von Karl V. angelegte aragon. oder Kaiserkanal befahren, welcher auch zugleich zur Bewässerung der umliegenden Gegend dient. Am großartigsten ist die Anlage desselben da, wo eine 4230 F. lange Leitung über den Fluß Xalon geht. Leider ist die Fortsetzung dieses Werkes unterhalb Saragossa unterblieben. Ein anderer Kanal vermeidet die versandete Mündung des Flusses. Außer dem Ebro sind auf der östl. Abdachung des Hochlandes noch der Guadalaviar, der Xucar und die Segura zu bemerken. Bedeutende Seen gibt es auf der ganzen pyrenäischen Halbinsel nicht, der größte ist der See von Albufera, ganz in der Nähe der Ostküste. [227] Dem Klima und den Producten nach zerfällt S. in drei Zonen. Die nördl., welche wohlbewässert, baumreich und milde ist, umfaßt das Flußgebiet des Ebro, den nördl. Küstenstrich und Galicien. Die mittlere, die drei ersten der obenaufgezählten Hochebenen umfassend, ist baumlos und dürr, gewöhnlich mehre Monate, ja zuweilen über ein halbes Jahr ohne Regen, und von diesen Theilen des Landes gilt es, was man als den Hauptcharakter S.'s angibt, daß es, mit Ausnahme der Flußthäler und der Küstengegenden, Mangel an Vegetation zeige. Der Sommer ist drückend heiß, und der Winter bei der Höhe des Landes (man nehme, daß Madrid 1842 F. über dem Meere liegt) oft empfindlich kalt. Der Holzmangel macht dieses noch unangenehmer. Die südl. Zone, zu welcher das Flußgebiet des Guadalquivir und die südl. Küstengegenden gehören, hat das wärmste Klima in Europa, und auch in ihren Producten schon einen ganz tropischen Charakter. Wie alle südl. Länder ihre gefürchteten Winde haben, so hat auch S. den Gallego, einen schneidend kalten, und den Solano, einen erschlaffend heißen Wind. Auch von Erdbeben wird S. heimgesucht, obwol nicht so häufig wie Italien. An natürlichen Hülfsmitteln ist also S. nicht reich. Doch könnte es bei besserm Anbau weit mehr Producte jeder Gattung liefern, was auch die Zeiten, da die betriebsamen Mauren das Land beherrschten, gezeigt haben. Die jetzigen Bewohner aber werden theils durch ihre Gleichgültigkeit für den Erwerb, theils durch die innern Unruhen von einer thätigern Benutzung des Bodens abgehalten. Am besten angebaut ist Catalonien und Valencia, demnächst einige südl. Küstenstriche, wie bei Cadix, und die Provinz Granada, welche überhaupt von ganz S. noch am meisten die Spuren der maurischen Betriebsamkeit zeigt. Vortrefflichen Anbau finden wir auch im NW., in der Provinz Galicien. Die Producte S.'s bestehen zunächst in den auch im übrigen Europa gewöhnlichen Getreide- und Obstarten, zu denen seit einigen Jahrzehnten auch die früher gar nicht gebauten Kartoffeln gehören. Hierzu kommt noch der Mais und in den südl. Gegenden der Reis. Die sehr nützliche Korkeiche und die immergrüne Eiche mit eßbaren Früchten gedeiht auch noch im N. Auch der Ölbaum wie der Weinstock sind über ganz S. verbreitet, aber im S. gedeihen sie besser, und dieser liefert namentlich die berühmten span. Weine, den Alicante, Malaga und Xeres. Die eigentliche südl. Vegetation beginnt erst in der letzten jener drei Zonen und auf eine gegen die übrigen Theile der Halbinsel sehr merkbare Weise. Hier findet man die edelsten Südfrüchte, auch Datteln und andere Palmen, Pisang, Johannisbrot, Granatbäume, Cactus, Melonen von außerordentlicher Güte u.a. Die Aloe und die indian. Feige bilden die Einzäunungen aller Gärten. Das Zuckerrohr gedeiht in der Provinz Granada fast ebenso gut wie in Westindien. Auch die Baumwolle würde bei mehr Fleiß einen reichen Gewinn liefern. Unter den S. eigenthümlichen Thieren sind das Pferd und das Schaf zu bemerken. Das andalus. Pferd war nämlich eine früher weit berühmte Race; es vereinigt mit einem schönen Bau und vielem Feuer ein höchst folgsames Temperament. Die letzten Kriege haben aber diese schöne Race fast ganz aufgerieben. Überhaupt bedient man sich der Maulthiere und Esel häufiger als der Pferde. Das heimische Schaf ist das feinwollige, unter dem Namen Merino bekannte, mit dem man auch die Schäfereien in Deutschland und andern Ländern Europas veredelt hat. (S. Schaf.) Jetzt ist die Zucht dieses Thieres so herabgekommen, daß man vor einigen Jahren sogar sächs. Merinos zur Veredelung der span. eingeführt hat. Übrigens ist die Schafzucht eine große Plage für das Land. Sie wird nämlich in der Art betrieben, daß die Schafe nie in Ställe kommen, sondern im Sommer in die Gebirge und im Winter zurück in die Ebenen getrieben werden. Dabei üben noch die Besitzer der Heerden, die fast alle dem Adel und der Geistlichkeit angehören, sehr drückende Privilegien aus. Die Straßen, auf denen die Schafe hin- und zurückgetrieben werden, müssen nämlich in einer Breite von 240 F. zur Weide freigelassen werden, und für die Triften, auf welchen sie den Sommer zubringen, wird nur ein sehr geringes Hütungsgeld entrichtet. Besonders leidet unter diesen Übelständen die Provinz Estremadura, in welcher daher auch der Ackerbau ganz daniederliegt. Geld kommt durch die Schafzucht auch nicht in das Land; denn die Wolle wird, bei dem Mangel an Fabriken, die selbst für S. nur den zwanzigsten Theil des Bedarfs liefern, nur roh ausgeführt, und die wollenen Zeuche werden zu hohen Preisen wieder zurückgekauft. Für das Thierreich ist noch zu bemerken, daß sich bei Gibraltar Affen, und bei Cadix das Chamäleon findet, beides sonst nirgend in Europa vorkommende Thiere. An Mineralien ist S. sehr reich, der Bergbau aber hebt sich noch immer nicht aus der Vernachlässigung, in welche er im 16. Jahrh., als man die Minen Amerikas zu bebauen anfing, verfallen ist. Silber wird jetzt nur in sehr geringer Menge in der Sierra Morena gewonnen, ebenda auch Kupfer; sehr ergiebig und seit alten Zeiten berühmt sind daselbst die Quecksilbergruben zu Almaden. Blei liefert in großer Menge das Alpujarrasgebirge, Eisen ganz besonders die baskischen Provinzen und Aragonien. Steinkohlen liefern Asturien und die Gegenden am Guadalquivir. Salz, und zwar sowol Stein- als Quell- und Seesalz, ist ein wichtiger Gegenstand der Ausfuhr. Die Fabriken S.'s sind gegen andere Länder Europas noch sehr zurück, besonders weil sie bis fast in die neueste Zeit einem drückenden Monopolsysteme unterworfen waren. An keinem der wichtigern Industriezweige fehlt es ganz, aber keiner reicht für den Bedarf des Landes hin, dadurch geht zum großen Theil der Gewinn aus den Producten, die roh statt verarbeitet ausgeführt werden, wieder verloren. Was oben von der Wolle gesagt ist, gilt auch ganz besonders von der Seide. Rohe Seide liefern viele Provinzen in großer Güte, aber Seidenzeuche fast nur Neucastilien und Valencia. Der Seehandel S.'s ist wegen der vielen ausgezeichneten Häfen bedeutend, besonders seitdem 1822 die vielen ihm hinderlichen Verbote aufgehoben sind. Cadix und Barcelona sind die wichtigsten Plätze für denselben, dem nächst Alicante, Valencia und Malaga. Der Landhandel kann wegen drückender Zolleinrichtungen und des Mangels an Straßen keinen Aufschwung nehmen. Die Straßen, welche von Irun (an der franz. Grenze) über Vittoria und Burgos nach Madrid und von hier nach einigen Hauptstädten, als Saragossa, Valencia, Cadix (über Cordova und Sevilla) und Badajoz führen, sind zwar vortrefflich, aber es sind auch die einzigen. Meistens findet man Straßen, die sich nur für Maulthiere eignen. Dabei entbehrt man, da in S. überhaupt nur wenig gereist wird, aller Bequemlichkeiten, an die man in andern [228] gebildeten Ländern Europas gewöhnt ist, namentlich in den Wirthshäusern. Mit Ausnahme der größten Städte sind dieselben so schlecht eingerichtet, daß man in der Regel die nothwendigsten Bedürfnisse erst in der Nachbarschaft einkaufen muß. Alles dieses war einst anders, und Städte, wie Burgos, Alcala, Toledo, Sevilla, Cordova, Granada, Murviedro (das alte Sagunt) u.a., die jetzt nur den vierten oder fünften Theil ihrer frühern Einwohnerzahl haben, sind Zeugen von der untergegangenen Größe S.'s.
Die Einwohner haben, obwol sie ein Mischvolk aus Ureinwohnern celtischen Stammes, Karthagern, Römern, Westgothen und Mauren sind, doch einen sehr scharf ausgeprägten Nationalcharakter. Dieser ist im Ganzen nicht unvortheilhaft. Dem Äußern nach ist der Spanier kräftig und gesund, was er der frischen Last auf den Hochebenen und Gebirgen verdankt, und von etwas langer und hagerer Gestalt, während der Portugiese mehr stark und untersetzt ist. Ausdrucksvolle Gesichtszüge, feurige, ernstblickende Augen, weiße Zähne und schwarzes Haar vermehren das Angenehme seiner Gestalt. Die Spanierinnen zeichnen sich durch schönen Wuchs und edle, stolze Haltung aus. Die eigentliche Nationaltracht, bei welcher der leichte Mantel und der breite Leibgürtel die Hauptkennzeichen ausmachen, ist in den Hauptstädten von den Vornehmern mit der franz. vertauscht. Desto treuer hält der Spanier aber in allem Übrigen an seinen alten Sitten, Ansichten und Vorurtheilen fest, und diese Ausstoßung alles Fremdartigen, eine Folge des eigenthümlichen span. Stolzes, macht einen Grundzug des Nationalcharakters dieses Volkes aus. In Bezug auf Sitten und moralische Eigenschaften ist diese Abgeschlossenheit nur von gutem Einflusse gewesen, von desto schlimmern aber hinsichtlich der Bildung; denn die Spanier haben noch fast alle Tugenden eines durch den allgemeinen Weltverkehr wenig verdorbenen Volkes. Ganz mit Unrecht waren sie, bis man sie in diesem Jahrhunderte näher kennen lernte, als träge, unwissend, abergläubisch und grausam verschrieen. Es ist weniger Trägheit als Genügsamkeit und Hang zur Behaglichkeit, die sie abhält, über den leicht erworbenen Bedarf hinaus sich anzustrengen. Die Grausamkeit wird nur bei Gereiztheit und Aufregung der ganzen Leidenschaftlichkeit, wie in dem jetzigen Bürgerkriege, hervortreten. Im Allgemeinen ist der Spanier offen, redlich, treu und häuslich. Diese Eigenschaften geben ihm ein für seinen Standpunkt hinlängliches Glück, und wir müssen nicht glauben, dieses Glück sei jetzt ganz verschwunden und der Zustand des Volkes durchaus zu beklagen, weil die Staatsangelegenheiten zerrüttet, alle höhern Verhältnisse in Unordnung gebracht und viele Gegenden durch den Krieg verwüstet seien; dieses Glück der Geselligkeit und Genügsamkeit besteht noch in den vom Kriege noch nicht unmittelbar berührten Landschaften. Eine gewisse Freiheit des Benehmens ist allen Ständen gemein; auch in der Sprache zeigen der Vornehme und der Geringe nicht den grellen Abstand wie in andern Ländern. Hausdiebstahl und Einbruch kommen in S. selten vor, denn der Dieb wird allgemein verachtet; weniger der Räuber, der auch in der That in S. manche Ritterlichkeit und nicht selten Züge von Edelmuth zeigt. In weit ungünstigerm Verhältniß erscheint aber der Spanier in Bezug auf seine geistige Bildung. In dieser ist er dadurch, daß er seit Jahrhunderten starr am Alten festgehalten hat, hinter den meisten Völkern Europas zurückgeblieben und entbehrt des höhern und freiern geistigen Lebens. Sein natürlicher Verstand und seine Lebhaftigkeit bewahren ihn zwar davor, in Dumpfheit zu versinken, vermögen aber nicht die Fesseln, welche jeden höhern Aufschwung hindern, zu brechen. So behauptet die katholische Religion, zu deren Dienst hier einst die Inquisition auftrat, noch immer ihre ungeschwächte Herrschaft über das Volk. Dieses ist aber nicht in einen so finstern Aberglauben verfallen, wie wir in Italien finden, sondern der Gottesdienst hat bei aller Feierlichkeit überall ein etwas heiteres Gewand, wie ihn die Gluth der südl. Phantasie geschaffen hat und bewahrt. So ist S. für ein protestantisches Element ganz unzugänglich. Die Universitäten, deren es jetzt 13 gibt, sind auch nicht in dem Zustande, um ein höheres geistiges Bedürfniß zu wecken. Sie sind, wie die übrigen Bildungsanstalten, in den Händen der Geistlichkeit und stehen nicht im Dienste echter Wissenschaft. Übrigens ist nicht zu leugnen, daß dem Volke in dieser Beziehung jetzt eine Krisis bevorsteht. Nachdem nämlich schon zur Zeit der franz. Herrschaft sich unter den Mittelclassen eine gewisse freiere Bildung verbreitet, hat sich in dem jetzigen Erbfolgekriege zwischen Christine und Don Carlos das Volk theilweise in zwei ganz verschiedene Parteien gesondert, von denen die eine freisinnigern Ideen in Staat und Kirche, die andere der absoluten Königsmacht und der geistlichen Herrschaft huldigt.
Nach den einzelnen Provinzen nimmt der span. Nationalcharakter eine verschiedene Gestalt an. Der Stolz tritt in Alt- und Neucastilien am meisten hervor; die Catalonier sind die arbeitsamsten, ausdauerndsten und tapfersten Bewohner S.'s, aber in mancher Beziehung kaum mehr Spanier zu nennen. Auch sind manche Beschäftigungen an gewisse Provinzen gebunden, besonders wo des Erwerbs wegen die Heimat verlassen wird, um nach größern Städten zu ziehen. Das sieht man am meisten in Madrid, wo die Führer von Cabriolets in der Regel Valencianer und Murcianer, die Lastträger Asturier und Aragonier, die Bedienten aus Valencia, Murcia oder Asturien, die Dienstmädchen aus Biscaya, viele Gast- und Schenkwirthe Catalonier, die Wasserhändler aber, ohne Ausnahme, Galicier sind.
Adel (s. Grandes) und Geistlichkeit bilden einen sehr zahlreichen Bestandtheil der Bevölkerung S.'s. An der Spitze der Geistlichkeit steht der Erzbischof von Toledo, welcher Primas des Reichs ist. Neben ihm gibt es 7 Erzbischöfe, 362 Bischöfe u.s.w. Die Einkünfte der Geistlichkeit, obwol in neuerer Zeit vielfach geschmälert, sind noch immer ungeheuer groß und übertreffen die übrige gesammte Staatseinnahen um 20 Proc. Beim Volke genießen alle Geistlichen eine fast abgöttische Verehrung. Die Zahl der Mönche und Nonnen läßt sich jetzt, da in den letzten Jahren die Klöster für aufgehoben erklärt sind, nicht genau angeben. Bis dahin zählte man aber 62000 Mönche und 24,000 Nonnen.
Das Leben der Spanier hat viele Eigenthümlichkeiten. Gesang und Musik überhaupt sind bei ihnen nicht in solcher Blüte wie in Italien. Ein wichtigeres Element der geselligen Unterhaltung ist der Tanz. Die beiden span. Nationaltänze sind der Bolero und der Fandango. Jener wird auf dem Theater getanzt, dieser im Freien und in Familien. Sie werden nur von einem Paare ausgeführt, und unterscheiden sich von unsern Tänzen und Ballets dadurch, daß [229] sie mehr mimische Darstellungen und nicht blos in einer Fertigkeit der Füße, sondern in einer seelenvollen, aber sehr sinnlichen Bewegung des ganzen Körpers bestehen. Ein eigenthümliches Vergnügen, das der Spanier sich nicht nehmen läßt, unserm Geschmacke aber völlig widersteht, sind die Stiergefechte (s.d.).
Die Zahl der Einw. beträgt 12 Mill., was bei der Größe des Landes nicht bedeutend ist und nur die geringe Summe von 1400 auf die ! M. ergibt. Am dichtesten bevölkert sind Galicien und die baskischen Provinzen, am dünnsten Estremadura. Die Zahl der Provinzen, in die S. nach der Eintheilung von 1833 zerfällt, ist 43 (früher 49). Diese fallen mit den Landschaften, welche in der Verschiedenheit der Einwohner und der Geschichte begründet sind, zusammen. Letztere werden daher der Bequemlichkeit wegen immer beibehalten werden. Es sind folgende: Andalusien (s.d.); Aragonien (s.d.); Asturien mit der Hauptstadt Oviedo mit 7000 Einw.; die baskischen Provinzen (s. Basken); Alt- und Neu-Castilien (s.d.); Catalonien (s.d.); Estremadura mit der Hauptstadt Badajoz, welche 15,000 Einw. zählt und eine bedeutende Grenzfeste gegen Portugal ist; Galicien (s.d.), das außer der Hauptstadt St.-Jago de Compostella die Städte Coruña mit 15,000 Einw., Ferrol mit 20,000 Einw. und einem befestigsten Kriegshafen enthält; Granada (s.d.) mit der Hauptstadt gleiches Namens und den Städten Malaga (s.d.), Velez Malaga mit 16,000 Einw., Almeria mit 7000 Einw. und reicher Salzquelle, Ronda mit zwei Asbestfelsen und 12,000 Einw.; Leon; Murcia; Navarra; Valencia, und die balearischen Inseln. An der Spitze jeder Provinz steht ein Delegado, der mit den Präfecten der Departements in Frankreich zu vergleichen ist. Die höchste Magistratsperson in den Ortschaften heißt Alcalde; dem Alcalde steht die Municipalität oder Ayuntamiento zur Seite. Unabhängig von der Provinzialeintheilung ist die Eintheilung in elf Militairgouvernements, deren jedes unter einem Generalcapitain steht. Die Seemacht ist in drei Departements, Ferrol, Cartagena und Cadix, abgetheilt. Dies sind die drei großen Kriegshäfen des Landes.
S. ist eine constitutionnelle Monarchie. Der König führt den Titel des Katholischen, der Kronprinz heißt Prinz von Asturien, die übrigen Kinder, wie die Brüder und Schwestern, Oheime und Tanten des Königs Infant und Infantin. Die Ritterorden S.'s sind: 1) der des goldenen Vließes, der vornehmste von allen, gestiftet 1430 von Philipp dem Guten, Herzoge von Burgund, und von Burgund an Östreich und S. übergegangen; 2) der von Calatrava, gestiftet 1156 von König Sancho III. von Castilien; 3) der von San Jago de Compostella, gestiftet 1170 von Ferdinand II., König von Leon; 4) der von Alcantara, 1177 ebenfalls von Ferdinand II. von Leon gestiftet; 5) der von Montesa, gestiftet 1319. Dazu sind in neuerer Zeit noch der Orden der unbefleckten Empfängniß der Jungfrau Maria, der Marie Luisenorden, der amerikanische Orden der h. Isabelle u.a. gekommen.
Die außereuropäischen Besitzungen S.'s sind in Afrika die Presidios im Reiche Fez (s. Ceuta), die canarischen Inseln (s.d.) und die Insel Annobon (nebst der nicht besetzten Insel Fernando Po und der Prinzeninsel) im Meerbusen von Guinea; in Asien die Philippinen (s.d.), die Baschiinseln und die Babuyanen; in Amerika die Inseln Cuba und Portorico, welche zu den großen Antillen (s.d.) gehören, der Rest der span. Besitzungen in diesem Welttheile, welche einst ganz Europa an Größe übertrafen; in Australien die Marianen oder Ladronen, welche indeß von manchen Geographen zu Asien gerechnet werden. Alle diese Colonien haben zusammen einen Flächenraum von 5000 ! M. und 3,700,000 Einw.
Die Geschichte gibt uns die ersten Nachrichten von S. aus der Zeit, da der Handel der Phönizier blühte. Diese besuchten es schon um 1000 v. Chr., um Gold und Silber zu holen. Unter Tartessus, das dabei oft genannt wird, ist wahrscheinlich eine Colonie zu verstehen, die sie in der Gegend des heutigen Gades anlegten. Später verkehrten auch die Griechen mit S., das sie Hesperien, d.i. Abendland, nannten. Von der griech. Insel Zakynthos wurde die wichtige Stadt Sagunt angelegt. Die Ureinwohner des Landes, die Iberer, mit denen sich die später hinzugekommenen Celten vermischt hatten, standen mit den Phöniziern und Griechen nur in friedlichen Verhältnissen. Erst die Karthager begannen sie zu bekriegen, um sich für die Verluste, welche sie im ersten punischen Kriege (264–24 v. Chr.) gegen die Römer erlitten hatten, zu entschädigen, und eroberten unter ihren Feldherren Hamilkar, Hannibal's Vater, Hasdrubal und Hannibal selbst fast das ganze Land. Im zweiten punischen Kriege (218–201) bekriegten sich die Römer und Karthager auch in S., und jene unterwarfen es sich durch ihren großen Feldherrn, den ältern Scipio (s.d.). Einige Völkerschaften, die in ihren Bergen unabhängig geblieben, erregten indeß oft sehr gefährliche Aufstände, namentlich die Lusitaner, an deren Spitze sich in der Mitte des 2. Jahrh. n. Chr. Viriathus stellte. Als dieser ermordet war, wurde in einer andern Gegend Numantia (im heutigen Altcastilien) Mittelpunkt des Krieges. Diese Stadt widerstand den Römern mit einem fast beispiellosen Heldenmuthe zehn Jahre, und wurde erst 133 von dem jüngern Scipio (s.d.), dem Zerstörer Karthagos, erobert. In den Jahren 71–72 war Lusitanien wieder unter Sertorius der Schauplatz eines hartnäckigen Aufstandes. Die Cantabrer, die heutigen Basken, wurden erst unter Kaiser August unterworfen. S. hieß bei den Römern Hispania, und war in Tarraconensis, Baetica und Lusitania getheilt. Letzteres ist ziemlich das heutige Portugal. Die röm. Sprache war im ganzen Lande herrschend, mit Ausnahme von Cantabrien, den heutigen baskischen Provinzen.
Bei der Völkerwanderung (s.d.), zu Ende des 4. und Anfange des 5. Jahrh. wurde S. eine leichte Beute fremder Völker. Zuerst kamen die Sueven, Alanen und Vandalen, dann die Westgothen, welche die Alanen besiegten, die Vandalen (von denen der Namen Andalusien, d.i. Vandalacia stammt) nach Afrika vertrieben und die Sueven auf die nordwestl. Spitze einschränkten. Als sie unter Leowigild auch diese 585 unterwarfen, waren sie Herren des ganzen Landes und blieben es, auch nachdem sie alle ihre Besitzungen im südl. Frankreich verloren, 150 Jahre. (S. Gothen.) Der Staat war aber zuletzt sehr zerrüttet, und eine einzige, freilich siebentägige Schlacht bei Xeres de la Frontera, im I. 711, lieferte ihn in die Hände der Araber, welche aus Afrika kamen und nun hier ein durch die Blüte der Wissenschaften und der Gewerbe weit berühmtes Reich [230] gründeten, das sich eine Zeit lang selbst bis über die Pyrenäen in das südl. Frankreich erstreckte. Die größte Blüte desselben trat ein, als sich S. 755 von dem übrigen arabischen Reiche losriß und ein eignes omajjidisches Khalifat, das zu Cordova, stiftete. Damals wurden in den reichen und großen Städten Sevilla, Cordova, Granada u.a. die herrlichen Gebäude errichtet, welche noch zu den größten Sehenswürdigkeiten Europas gehören. Aus Frankreich, Deutschland und Italien kamen oft Wißbegierige, um in Cordova zu studiren. Auch die christliche Bevölkerung dieses Staates (der überwundenen Gothen) befand sich glücklich, sie behielt freie Übung ihrer Religion, ihre eignen Gesetze und Sitten und zahlte nur einen mäßigen Tribut. Der größte Regent dieser Dynastie, welche 1038 ausstarb, ist Abdorrhaman III. (912–961). Diese Blüte und Macht dauerte aber nicht lange, denn in den nördl. Gebirgen hatten sich die Reste der gothischen Herrschaft unter dem fast fabelhaften Könige Pelayo unabhängig erhalten, und dehnten sich allmälig wieder weiter aus. Zwischen den Pyrenäen und dem Ebro entstanden aus der sogenannten span. Mark, welche Karl der Große erobert, fränk. Reiche. Es begann nun auf der Halbinsel ein Glaubenskampf zwischen Christen und Mohammedanern, der über 400 Jahre gedauert hat, und in dem die Heldengestalt des Cid (s.d.) vor Allen hervorragt. Die obengenannten Ritterorden, deren Stiftung in die Zeit dieses Kampfes fällt, waren die Vorfechter. Die Araber, deren Staat seit 1038 in mehre kleinere, als Sevilla, Valencia, Toledo, Saragossa u.a. aufgelöst war, konnten nur immer schwächern Widerstand entgegensetzen. Aber auch die christliche Herrschaft war in mehre voneinander ganz unabhängige Staaten getheilt, als Oviedo, Burgos, Barcelona, Navarra, Aragonien u.a. Auch Sancho der Große von Navarra, der im J. 1000 sein Reich mit Castilien und Aragonien vereinigt hatte, theilte es 1035 bei seinem Tode wieder in vier Theile. Zu bedeutenden Unternehmungen gegen die Araber (oder Mauren, wie man sie nannte, weil sie aus Mauretanien nach Afrika gekommen) vereinigten sich oft mehre christliche Staaten. So siegten Leon, Navarra und Aragonien gemeinschaftlich 1212 in der großen Schlacht bei Tolosa. Von dem I. 1250 an bestand nur noch ein einziger arab. Staat zu Granada; dieser erhielt sich aber noch über 200 Jahre. Die christlichen Staaten schmolzen allmälig in zwei größere zusammen, Castilien (s.d.) und Aragonien (s.d.), jener der W., dieser der O. des Landes, wozu noch im N. ein dritter, kleinerer kam, der sich auch über die Pyrenäen erstreckte, nämlich Navarra (s.d.). Zu Aragonien gehörten auch zu Zeiten die balearischen Inseln (s.d.), Sardinien (s.d.) und Sicilien (s.d.). Die Eroberungen an der Mündung des Duero, welche König Alfons VI. von Castilien 1095 seinem Schwiegersohn Heinrich von Burgund zu Lehen gab, veranlaßten die Entstehung des Staats Portugal (s.d.). König Alfons X. von Castilien wurde auch zum Kaiser von Deutschland gewählt, das er aber nie selbst besuchte. Die Vereinigung von Castilien und Aragonien vollbrachte endlich, 1479, Ferdinand V. der Katholische (s.d.) von Aragonien, welcher 1469 die Erbin von Castilien, Isabelle, geheirathet hatte. Madrid blieb jetzt Hauptstadt. Nun gelang auch 1492 endlich die Eroberung von Granada; die Mauren wurden aber mit der größten Grausamkeit vertrieben und damit die Blüte des Landes vernichtet. Eine gleichzeitige Vertreibung der Juden war ebenso nachtheilig. Ferdinand erwarb auch noch Neapel (s. Sicilien) und Navarra. Die Verwaltung der beiden Hauptreiche Castilien und Aragonien blieb aber fortwährend getrennt, und bis 1822 unterschied man in Hinsicht auf Provinzialrechte und Auflagen die Provinzen der castilischen und aragon. Krone. Ferdinand's und Isabellens Regierung ist aber noch durch vieles Andere merkwürdig, vor allen durch die Entdeckung von Amerika durch Colombo (s.d.), durch die Stiftung der Inquisition (s.d.), durch die Errichtung der heiligen Hermandad (s.d.) zur Sicherung des Landfriedens, und durch den Cardinal Ximenes (s.d.). Auf Ferdinand folgte 1516 sein Enkel Karl I., als deutscher Kaiser Karl V. (s.d.). Dieser trat 1556 die Regierung an seinen Sohn Philipp II. (s.d.) ab, auf den nicht die deutsche Kaiserkrone, wol aber der Besitz der span. Nebenlande, als Neapel, Sicilien, Sardinien, Mailand, die Niederlande und das span. Amerika überging. Seine Nachfolger sind Philipp III. (1598–1621), unter dem eine grausame Verfolgung der noch zurückgebliebenen Mauren oder Moriskos veranstaltet wurde, Philipp IV. (1621–65), unter dem sich 1640 Portugal, das Philipp II. erobert hatte, wieder von S. losriß, und Karl II. (1665–1700), mit dem der ganz entnervte span. Zweig des habsburgischen Hauses ausstarb. Es erreichte unter diesen drei letzten Regenten die Spanische Literatur und Kunst (s.d.) ihre größte Höhe, eine Erscheinung, der wir so oft in der Geschichte begegnen, daß mit dem Sinken der politischen Größe für eine Zeit lang die höchste geistige Größe eintritt. Der span. Erbfolgekrieg (s. Erbfol gekriege) brachte mit Philipp V., dem Enkel Ludwig XIV., die Bourbons auf den Thron. Aber die europ. Nebenländer waren alle verloren gegangen und wurden auch nie mehr mit S. vereinigt. Die beiden ersten Könige aus der bourbonischen Dynastie, Philipp V. (1700–46) und Ferdinand VI. (1746–59) waren schwache Regenten, unter denen der Verfall des Landes, der unter den letzten Habsburgern angefangen hatte, immer sichtbarer wurde. Vergebens waren die Anstrengungen der ehrgeizigen Gemahlin Philipps V., Elisabeth von Parma, und des Ministers Alberoni, um die span. Nebenländer wiederzugewinnen. Fast hätten dieselben Europa wieder in einen neuen allgemeinen Krieg verwickelt. In dem Frieden zu Wien aber (1735) kam Neapel und Sicilien an den Infanten Don Carlos, der, als er 1759 als Karl III. den span. Thron bestieg, diese Länder an einen jüngern Sohn überließ. Unter Karl III. (1759–88) hob sich in S. wieder Ackerbau und Gewerbsthätigkeit, und die Bevölkerung nahm zu. Auch wurden 1767 die Jesuiten vertrieben. Der katholische Cultus bekam unter ihm eine eigenthümliche Farbe, die ihm bis jetzt geblieben ist. Der König beschwor nämlich 1760 mit den Reichsständen die unbefleckte Empfängniß der Jungfrau Maria, und der Papst erklärte, daß sich die gesammte span. Monarchie nebst den Colonien unter dem Schutze dieses Wunders befänden. Dadurch trat der bisherige Schutzpatron des Reichs, der h. Jakob, in den Hintergrund, und der Gottesdienst bewegt sich seitdem vornehmlich um den Mariencultus. Unter Karl IV. (1788–1808) fand zuerst die unter der vorigen Regierung angefangene bessere Verwaltung ihren Fortgang. Als aber mit der Erhebung des unwürdigen [231] Don Manuel de Godoy, nachherigen Herzogs von Alcudia und Friedensfürsten (s.d.), zum Minister eine Günstlingsregierung begann, eilte das Land seinem gänzlichen Verfalle entgegen. Alle Schritte, die S. that, als durch die franz. Revolution und Napoleon's Gewaltherrschaft ganz Europa bedroht wurde, waren verfehlt. Anfangs nahm es an dem Kriege gegen Frankreich Theil, schloß aber 1795 mit ihm den baseler Frieden. Diesem folgte 1796 sogar ein Schutz- und Trutzbündniß zu Ildefonso, ein Werk des Friedensfürsten. Nun begann das falsche Spiel Napoleon's, um S. immer sicherer zu machen und dann zu verderben. S. gerieth als Verbündeter Frankreichs mit England in einen Krieg, in welchem es viele Verluste erlitt und 1805 bei Trafalgar (s.d.) seine Seemacht vernichtet wurde. Napoleon zog darauf S. in seinen Krieg gegen Portugal, und benutzte denselben, um franz. Truppen durch S. durchziehen und einige Festungen darin besetzen zu lassen. Seine Pläne wurden ihm durch einen unseligen Zwist in der königl. Familie erleichtert. Der Friedensfürst bewirkte die Verhaftung des Kronprinzen Ferdinand, welcher das Unheil des Landes voraussah, den Friedensfürsten haßte und den König warnte. Der Prinz wurde zwar wieder freigelassen, aber das Volk, dessen Unwille gegen den Friedensfürsten aufs Höchste gestiegen war, brach bald darauf in offene Empörung aus, in Folge deren Karl IV. am 19. März 1808 zu Gunsten seines Sohnes der Krone entsagte. Schon nach wenigen Tagen aber erklärte er diese Abdankung für unfreiwillig und nichtig, und eilte nach Bayonne, sich in die Arme seines Beschützers Napoleon zu werfen. Dahin lockte dieser auch Ferdinand VII. (s.d.), welchen das Volk mit Gewalt zurückzuhalten suchte. Die Entscheidung war ein Machtspruch des franz. Kaisers. Zuerst bewog er den Exkönig Karl IV. gegen ein Jahrgeld allen Ansprüchen auf die Krone zu entsagen, und dann erzwang er von Ferdinand VII. die Abdankung, und ernannte seinen Bruder Joseph, bisherigen König von Neapel, zum Könige von S. Die königl. Familie blieb in halber Gefangenschaft in Frankreich. Damit begann aber auch der furchtbare Widerstand des Volkes gegen die aufgedrungene Herrschaft, der bis zum Sturze des Kaisers nie ganz geruht hat und Joseph nie zum ungestörten Besitze des Landes hat kommen lassen. Das Volk war an seiner empfindlichsten Seite angegriffen, die Fremdherrschaft beleidigte seinen Nationalstolz, und der Haß gegen Frankreich kam hinzu, um es zu einer bisher kaum geahneten Thatkraft anzureizen. Am 20. Jul. 1808 hielt Joseph Bonaparte in Madrid seinen Einzug, aber schon brach der Aufstand des Volkes im ganzen Lande los. Dupont mußte an demselben Tage, am 20. Jul., bei Baylen capituliren, die Belagerung von Saragossa mußten die Franzosen aufheben, und ein Bündniß mit England führte den Spaniern ein englisches Hülfsheer unter Wellesley (s. Wellington) zu, welcher Junot bei Vimeira besiegte. Schon am 31. Jul. verließ Joseph wieder Madrid und zog sich nach Vittoria zurück. Allein es fehlte den Spaniern an Einheit, und sie fanden ein wirksameres Mittel des Widerstandes, statt in der Einrichtung größerer Heere, in den guerrillas (s.d.), wozu sich das gebirgige Terrain ganz besonders eignet. Das Unglück der franz. Waffen in S. veranlaßte Napoleon noch im J. 1808 selbst auf diesen Kriegsschauplatz zu kommen. Da wandte sich das Glück. Lefébre siegte bei Espinosa, Soult bei Gamonal, Lannes bei Tudela, Napoleon selbst bei Somosierra. Er zog am 4. Dec. in Madrid ein, das von Neuem Joseph huldigte. Auch alle übrigen Plätze fielen den Franzosen in die Hände, so Saragossa (s.d.) nach der bekannten heldenmüthigen Gegenwehr von Nov. 1808 bis zum Febr. 1809, mit Ausnahme von Cadix und Gibraltar, aber damit hatten sie das Land nicht gewonnen, sondern, wo sie auch siegreich einherzogen, hinter ihnen schloß sich gleich die Straße wieder zu. Napoleon verließ im Jan. 1809 S., um den Krieg gegen Östreich zu führen, und damit wandte ihm auch das Glück in S. für immer den Rücken. Wellington siegte bei Talavera (27. und 28. Jul. 1809), 1810 wurde er nach Portugal zurückgedrängt, hielt sich aber 1811 in der berühmten Stellung bei Torres Vedras gegen Masséna. Am 22. Jul. 1812 siegte er bei Salamanca und zog in Madrid ein. Napoleon, der nach dem unglücklichen russ. Feldzuge den Kampf gegen das halbe Europa zu bestehen hatte, konnte nach S. keine Hülfe senden. Da entschied Wellington den span. Krieg durch den Sieg bei Vittoria (21. Jun. 1813). Ferdinand VII. hielt am 14. Mai 1814 seinen Einzug in Madrid (Karl IV. starb erst 1819), lohnte aber die heldenmüthige Aufopferung seines Volkes, die in der Geschichte ihres Gleichen sucht, mit schmählichem Undank. Er führte die Inquisition wieder ein, stellte die Steuerfreiheit des Adels und Klerus her, entfernte die Männer von sich, denen das Volk seine Rettung verdankte und die ihm darum gefährlich schienen, und hob die Verfassung wieder auf, welche die in Cadix versammelten Cortes (s.d.) 1812 gegeben und welche die Regentschaft beschworen hatte. Es waren nämlich in S. während der Herrschaft der Bourbons alle Spuren einer Volksvertretung allmälig verschwunden und die Regierung ganz unumschränkt geworden. Dieses war früher nicht so, und die Könige konnten nichts Wichtiges unternehmen oder Abgaben erheben, ohne die Stände, nämlich die Abgeordneten der Geistlichkeit, des Adels und später auch der Städte, zu befragen. Besonders war dies in Aragonien der Fall, wie die berühmten Huldigungsworte der dortigen Stände (s. Aragonien) beweisen. Den spätern Königen gelang besonders dadurch die Unterdrückung der Verfassung, daß sie wegen der reichen amerik. Besitzungen immer weniger an die Geldbewilligungen der Stände gebunden waren. Karl V. bestand den Kampf mit den Städten, die eine freiere Verfassung verlangten, glücklich. Die Bourbons behandelten S. wie ein erobertes Land, und seit dem Reichstage von 1713 in Castilien und von 1720 in Aragonien wurden nie mehr die Stände berufen. Nur Navarra und die baskischen Provinzen behielten einige ihrer herkömmlichen Freiheiten. Jetzt aber betrachtete die Nation die Verfassung von 1812 wie ein theuer erkauftes Gut, und der Unwille gährte im Geheimen fort, als der König dieselbe aufgehoben. Als daher 1820 ein span. Heer zu Cadix nach Amerika eingeschifft werden sollte, um die dortigen Colonien, welche seit 1806 unter Mirando (s.d.) u. A. ihre Unabhängigkeit erfochten hatten, wieder zu unterwerfen, riefen die Truppen unter Riego am 1. Jan. des genannten Jahres die Verfassung von 1812 aus. Der Aufstand verbreitete sich bald über das ganze Land, Navarra brachte Mina (s.d.) unter die Waffen, überall ertönte das berühmte Freiheitslied Tragala (nach den Anfangsworten so genannt), und der König [232] sah sich genöthigt, am 7. März die Verfassung zu beschwören. Am 9. Jul. wurde die erste Versammlung der Cortes eröffnet. Das Werk zerstörte sich aber selbst. Auf der einen Seite wurden die Vertheidiger der Verfassung immer überspannter und huldigten jakobinischen Grundsätzen, auf der andern vermehrten sich auch die Anhänger der absoluten Gewalt, und die gemäßigten Liberalen, so zwischen Anarchismus und Absolutismus gestellt, waren zu schwach, um das Staatsruder in Händen zu behalten. Die Mittel des Staates waren erschöpft, das vernünftige Ministerium Martinez de la Rosa (s.d.) konnte keine ausreichende Hülfe gewähren, in den nördl. Provinzen kämpfte die sogenannte Glaubensarmee, von Mönchen angeführt, für die unumschränkte Monarchie, in Madrid kam nach einem verunglückten Aufstande der Garde alle Gewalt in die Hände der Ueberspannten (Exaltados). Diesem Zustande der Dinge machte ein franz. Heer ein Ende, welches 1823, nachdem sich die europ. Mächte auf dem Congresse zu Verona berathen hatten, unter dem Herzoge von Angoulême (s.d.) in S. einrückte. Die Glaubensarmee schloß sich ihm an, überall war das Volk durch die Geistlichkeit bearbeitet und gegen die constitutionnelle Regierung aufgeregt. So fanden das Hauptheer, welches gegen Madrid vorrückte, und die andern Corps, welche Catalonien und Aragonien durchzogen, nur geringen Widerstand, und jenes zog am 23. Mai in die Hauptstadt ein. Überall mordete der Pöbel mit den Glaubenssoldaten die Anhänger der Constitution. Die Cortes waren mit dem Könige zuerst nach Sevilla und dann nach Cadiz entflohen. Dahin folgte der Herzog von Angoulême und erstürmte am 31. Aug. den Trocadero, die befestigte Landenge, welche nach Cadiz führt. Cadiz, zu Wasser und zu Lande eingeschlossen, mußte sich ergeben, und der König wurde am 1. Oct. von dem Herzoge von Angoulême feierlich empfangen. Seine erste Handlung war, alle Beschlüsse der constitutionnellen Regierung vom 7. März 1820 bis zum 1. Oct. 1823 aufzuheben. Und derselbe König hatte 1820 gesagt: »Ich habe 1814 geglaubt, die Verfassung sei nicht der Wille des Volkes, darum habe ich sie damals nicht angenommen. Jetzt habe ich diese Verfassung, nach welcher ihr verlangtet, beschworen, und ich werde ihre festeste Stütze sein.« Das Werk der Wiederherstellung der absoluten Monarchie wurde durch grausame Verfolgung aller Constitutionnellen und Hinrichtungen (auch Riego fiel am 7. Nov. durch Henkershand) vollendet. Ein franz. Besatzungsheer blieb bis 1827 unter Bourmont (s.d.) in S. zurück. Äußerlich blieb nun S. ruhig, aber seine Lebenskräfte waren gelähmt. Allmälig bereitete sich indeß ein heftiger Parteienkampf vor, indem der König sich den Gemäßigten zuzuneigen anfing und dadurch die apostolische Partei verletzte. Letztere fand ihre Stütze an des Königs Bruder Don Carlos (s.d.). Ferdinand hob, um diesen von der Krone auszuschließen, auch wenn ihm seine vierte Gemahlin Christine (s.d.) (er hatte bisher noch gar keine Kinder) eine Töchter gebären sollte, am 29. März 1830 das salische Gesetz (s.d.) auf. Als daher am 10. Oct. 1830 Isabelle, die jetzige Königin, geboren ward, konnte man den Bürgerkrieg voraussehen, der bald nach dem am 29. Sept. 1833 erfolgten Ableben des Königs ausbrach und bis jetzt fortgewüthet hat. Don Carlos kam nach Navarra, und fand hier und in den baskischen Provinzen, sowie im ganzen Lande unter den Vertheidigern der geistlichen Macht und der absoluten Königsgewalt Anhang. Es zeigte sich nun wieder, wie außerordentlich groß noch immer die Macht der Geistlichkeit über das Volk ist. Christine dagegen gab dem Lande am 15. Apr. 1834 durch das Estatuto real eine Verfassung. Aber vergebens waren lange alle Anstrengungen der Christinos unter Valdez, Sarsfield, Cordova und Espartero, die Karlisten zu unterdrücken. Diese schlugen unter ihren Anführern Zumalacarreguy (gest. am 25. Jun. 1835), Gomez, Cabrera, Don Sebastian, dem Vetter des Don Carlos, und Andern die christinischen Heere und schweiften, obwol sie sich dauernd nur in den nördl. Provinzen halten konnten, oft bis in die Nähe der Hauptstadt, ja durch die Mancha, Andalusien und Estremadura. Der am 22. Apr. 1834 zwischen S., Portugal, Frankreich und England geschlossene Quadrupelallianztractat brachte auch keine ernstliche Hülfe, obwol Portugal ein Hülfsheer schickte, Frankreich seine Fremdenlegion 1835 aus Algier nach S. versetzte, England im Dec. 1836 durch seine Flotte das von den Karlisten belagerte Bilbao befreite, und beide letztern die Zufuhr für den Prätendenten verhinderten oder erschwerten. Die Geldmittel des Landes waren erschöpft, das Heer und die Beamten ohne Besoldung, die Schulden in stetem Zunehmen. Die Finanzoperationen Mendizabal's hatten auch keine Rettung gebracht. Der ewige Ministerwechsel (Martinez de la Rosa, Isturiz, Calatrava, Ofalia und Andere) hinderten jede Einheit der Verwaltung. Vergebens sind 1835 die Jesuiten und 1836 alle Klöster, geistliche Brüderschaften, Collegien und Corporationen, mit Inbegriff der vier Militairorden, aufgehoben und ihre Güter eingezogen, vergebens sind die Kirchen beraubt, die Nationalgüter und die Güter der Infanten Don Carlos und Don Sebastian verkauft worden. Diese Maßregeln haben nur zur Bereicherung Einzelner geführt. In mehren Provinzen bildeten sich föderalistische Junten, in vielen Städten brachen Aufstände aus, die oft mit furchtbaren Greuelscenen verbunden waren. Madrid selbst wurde mehrmals in Belagerungszustand erklärt. Man hielt. die Verfassung von 1834 für ungenügend und die Anhänger der Verfassung von 1812 vermehrten sich. Am 13. Aug. 1836 nöthigte ein Militairaufstand zu La Granja die Königin, diese Verfassung anzuerkennen. Doch erlitt dieselbe durch die Berathungen der Cortes mehre Veränderungen, namentlich, daß sie zwei Kammern festsetzt, die der Proceres und die der Procuradores, während die Verfassung von 1812 nur eine Kammer gehabt hatte, und so wurde sie am 18. Jun. 1837 von der Königin beschworen. Dies ist die noch jetzt bestehende Verfassung S.'s. Ein Factum der neuesten Zeit ist noch, daß S. am 28. Dec. 1836 mit Mexico einen definitiven Friedens- und Freundschaftsvertrag geschlossen und dessen Unabhängigkeit anerkannt hat.
Der Bürgerkrieg scheint in diesem Augenblicke endlich sein Ende erreicht zu haben. Im Lager des Don Carlos selbst war die Ernennung des Generals Rafael Maroto zum Oberbefehlshaber verhängnißvoll. Ob dieser schon von Anfang an die Absicht gehabt habe, dem Lande mit Verrath der Sache des Prätendenten den Frieden zu geben, ist ungewiß; Verrätherei war es aber schon, daß er am 18. Febr. [233] 1839 fünf Offiziere höhern Ranges, darunter drei Generale, zu Estella erschießen ließ. Er schaffte sich damit Diejenigen aus dem Wege, deren Widerstand er bei seinen eigenmächtigen Plänen zu befürchten hatte. Don Carlos erklärte ihn darauf für einen Verräther und entsetzte ihn seines Oberbefehls, widerrief aber diese Proclamation schon nach drei Tagen, indem er erklärte, daß er, näher von den Umständen unterrichtet, das Verfahren des Generals gutheiße. Scheinbar war damit die Versöhnung zwischen Beiden hergestellt; doch hat Maroto von der Zeit an, und vielleicht schon früher, mit dem christinischen Obergeneral Espartero in Unterhandlung gestanden und die endliche Katastrophe des blutigen Schauspiels vorbereitet. Er benutzte die immer schwieriger werdende Stimmung Navarras und der baskischen Provinzen und die ungewöhnlich große Geldverlegenheit des Don Carlos, um die Gemüther für das Aufgeben der Sache desselben zu gewinnen. Von den karlistischen Waffen wich immer mehr das Glück, und Espartero drang immer weiter vor, besonders nach den Siegen bei Ramales und bei Guardamino (im Mai), für welche er zum Grande von S. mit dem Titel eines Herzog de la Vitoria (Siegesherzog) ernannt wurde. Als nun endlich Maroto Alles zu einem friedlichen Vergleiche vorbereitet und sich seines Heers versichert hatte, wollte er, um zugleich die völlige Beendigung der Streitigkeiten herbeizuführen, die Person des Don Carlos selbst den Christinos in die Hände liefern. Dies mislang aber, indem Jener die verrätherische Absicht ahnete, und so ging Maroto mit dem Theile seines Heers, welcher in seinen Plan eingeweiht war, zu Espartero über. Darauf wurde am 31. Aug. 1839 zwischen Beiden zu Bergara eine Convention abgeschlossen, nach welcher die Feindseligkeiten auf beiden Seiten eingestellt werden sollten. Maroto selbst erklärt sich darüber so, daß er, durch die Erfahrung überzeugt, daß Don Carlos niemals das Glück seines Vaterlandes würde gründen können, in Übereinstimmung mit den militairischen Anführern von Biscaya, Guipuzcoa, Castilien und einigen andern dem Lande den so ersehnten Frieden habe geben wollen. Der Überrest der karlistischen Truppen in Navarra und den baskischen Provinzen wurde bald darauf mit den Waffen bezwungen, oder ergab sich, bis auf diejenigen, welche nach Frankreich flüchteten, freiwillig der siegreichen Partei. Don Carlos überschritt auch, am 14. Sept. die franz. Grenze und erwartet die Ausfertigung seiner Pässe, um sich nach Italien oder nach Östreich zu begeben. Gegen jene Convention hat er protestirt und Maroto des Hochverraths beschuldigt. Den Krieg setzt jetzt nur noch der fanatische Cabrera in Aragonien fort, und bisher mit einigem Glücke. Von den Maßregeln der span. Regierung, welche seit jenem wichtigen Ereignisse getroffen sind, ist die wichtigste die auf die Fueros oder Privilegien der baskischen Provinzen und Navarras bezügliche. Diese sind, wie es in jener Convention verheißen war, nach einem Cortesbeschlüsse bestätigt worden, jedoch mit dem Zusatze, daß die Regierung in möglichst kurzer Zeit den Cortes einen Gesetzentwurf vorlegen werde, um definitiv die Fueros mit der Constitution der Monarchie in Übereinstimmung zu bringen. So können denn jene Provinzen hoffen, ihre Vorrechte, für welche sie so lange gekämpft haben, gerettet zu sehen, und eine Hauptschwierigkeit eines dauerhaften Friedens ist damit gehoben.
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