1. Dân gêit's zou, wêi ban Pimpalo z' Laff. (Nürnberg.) – Frommann, VI, 417, 2.
Drunter und drüber. Laff = die Stadt Lauf bei Nürnberg. Ueber den Pimpalo aber weiss das jetzige Geschlecht nichts mehr.
2. Dat geit sou tou voa user Düer, all wenn dei Düwel inn 'n Schoatstein (Schornstein) wöer. (Bielefeld.)
3. Ei wie lausig geht's zu, sagte jener, als man ihn henkte.
4. Es gehet nicht recht zu. – Agricola I, 451; Latendorf III, 488.
Wenn der Verlauf einer Angelegenheit ein ungewöhnlicher ist, den wir uns augenblicklich nicht zu erklären wissen.
[621] 5. Es geht verschieden zu, mein Wolf, wenn der Fuchs nicht zu Hause ist.
6. Es geht zu, wie im ewigen Leben.
In Ulm auch scherzhaft: Es geht zu wie im ewige(n) Danebe(n).
7. Et geit niet doller tu, as en de Welt. (Meurs.) – Firmenich, I, 404, 228.
8. Et geht wongerlich zu, wo ken Dür ess. (Bedburg.)
9. Geht es recht zu, so folgt das Kalb der Kuh.
10. Je übler es zugeht, je frölicher man seyn soll. – Henisch, 1251, 8.
11. 'S giht nerd (nirgend) tuller zu, os in der Walt, sagte die Magd, uf unsen Hofe aber om tullsten. (S. ⇒ Hergehen 7.) (Oberlausitz.)
12. So geht es zu, der Pfleger nimmt's Kalb und die Herrschaft die Kuh. – Parömiakon, 3109.
13. So gehts in der Welt zu, einer geht barfuss, der andre trägt die Schuh.
14. So gehts zu, wenn man den Kopf erhalten will, so führt der Teufel den Leib gar hin.
15. Wenn es gedrange zugeht, kalbt der Ochs im Backofen. (Schles.) – Schles. Provinzial-Blätter 1862, 570.
16. Wenns überall gleich und recht zuginge, würde jedermann wollen ein Fuhrmann sein.
17. Wie geht's so vbel zu, wo Frevel die Trommen schlegt vnd Hoffart dass Fähnlein trägt. – Fischart, Gesch. in Kloster VIII, 394.
18. Wo es fröhlich und recht zugeht, da muss man alle Trommeln schlagen.
*19. Bei uns geht es zu, wie bei den armen Leuten. (Rottenburg.)
*20. Da gehets zu, wie beym Teuffel in der Hell. – Herberger, I, 821.
*21. Da gehet's zu, wie im Venusberge. – Fischer, Psalter, 532, 1.
*22. Da geht's ordentlich zu, wie bey Nobals Schaffscheren. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 75.
Wobei gut gegessen wurde.
*23. Da geht's zu, wie auf der Accise.
Wo viel Personen kommen und gehen, viel Besuche sind, ein grosser Verkehr ist.
*24. Da geht's zu, wie in einem Ameisenhaufen (oder Wespennest).
*25. Da gehts zu wie in einem Imen (Bienenstock.) (Nürtingen.)
*26. Dâ gett's zua wi in ewi'n Lab'n. (Franken.) – Frommann, VI, 167, 80.
*27. Da getts zua, wi uf an läusige Koupf. (Franken.)
*28. Das geht nicht mit rechten Dingen zu.
Frz.: Cela ne se fait pas naturellement.
*29. Das geht zu wie auf der Pracherherberge. – Frischbier, 588; Frischbier, II, 2995.
*30. Dau gets zue als wie im Türkekrieg.
*31. Er gibt klein zu. – Klix, 124.
*32. Es geht heimlich zu, St.-Lucas schreibt nichts davon. – Körte, 3954a.
*33. Es geht hier zu, wie in der Kesselflickerei.
Wo viel Lärm ist.
*34. Es geht hier zu, wie ynn König Artus hofe. – Agricola, I, 668; Guttenstein, 125, 13; Gruter, I, 30; Tappius, 70b; Henisch, 1427, 55; Schottel, 1139b; Sailer, 131.
Dorthin schickten, wie Agricola sagt, die Fürsten ihre Söhne, um Ritterspiel, Zucht, Ehre und männliche Thaten zu lernen. (Dänisch s. ⇒ Hof 236.)
*35. Es geht nirgends tälscher (sonderbarer u.s.w.) zu, als in der Welt.
*36. Es geht zu in dem Haus, wie beim Bändele. (Ulm.)
*37. Es geht zu, man möcht in der Chronik davon schreiben.
D.i. sehr wunderlich.
*38. Es geht zu, wie an des Birrenhansen Hochzeit.
Sehr kärglich. Der Birrenhans wartete mit dürren Birnen auf, womit der Hochzeitsschmaus ein Ende hatte.
[622] *39. Es geht zu, wie auf dem tauchaer Jahrmarkt.
Taucha ist eine kleine Stadt im Königreich Sachsen, mit etwa 2500 Einwohnern, ungefähr 2 Stunden von Leipzig entfernt. Der Jahrmarkt, welcher in der ersten Hälfte des September abgehalten wird, ist ein Volksfest, das sich auf dem Wege von Leipzig nach Taucha vollzieht. An diesem Tage zieht die leipziger Jugend in allerhand Vermummungen in den Strassen umher, mittels verschiedener Instrumente einen Heidenlärm machend. Das Fest hat folgenden Ursprung, dessen ehemalige Tendenz allerdings jetzt vergessen und eine andere geworden ist. Leipzig hatte bereits 1180 zwei Märkte, zu Jubilate und Michaelis, und zwar mit dem Privileg, dass eine Stunde im Umkreis kein ihr nachtheiliger Jahrmarkt abgehalten werden durfte. Als aber Markgraf Dietrich der Bedrängte, welcher die Landschaft Meissen geerbt hatte, Leipzig eroberte und die Stadt sich ein paarmal gegen ihn erhob, nahm er ihr zur Strafe ihre Privilegien und Märkte; die fremden Kaufleute wandten sich nun nach Taucha. Erst vom Jahr 1248 an fing der Handel Leipzigs an, sich wieder zu erheben, und 1268 kamen ihre Märkte und Privilegien aufs neue zu Leben. Von da an entspann sich ein langer Kampf zwischen den beiden Städten, bis endlich Leipzig nach mancher heissen und blutigen Fehde den Sieg davontrug. Nun rächten sich die Leipziger dadurch an den Tauchaern, dass sie alljährlich zum Herbstmarkte scharenweis nach Taucha hinauszogen und den Bewohnern daselbst allerhand Mummenschanz zum Possen trieben. Der gehässige Zweck dieser Züge wurde nun zwar vergessen, aber sie selbst blieben, und es bildete sich daraus eine Art Volksfest. Näheres darüber vgl. Jahreszeiten, XXVI. Jahrg., Hamburg 1867, Nr. 36, S. 574.
*40. Es geht zu, wie auf der Hasenjagd.
*41. Es geht zu, wie auf einem polnischen Reichstage. – Eiselein, 514; Simrock, 7965; Frischbier, 582; Frischbier, II, 2974.
Jüdisch-deutsch in Warschau: A Poržondek wie auf jüdische Chassenes (Hochzeiten). Porządek, polnisch = Ordnung. Man sagt in Warschau aber auch: A Poržondek wie auf a pojlischen Zjaza (polnische Zusammenkunft, Reichstag). Beide Redensarten werden gebraucht, wenn man eine grosse Unordnung, ein wildes Durcheinander bezeichnen will.
Lat.: Syrbenae chorus. (Philippi, II, 209.)
*42. Es geht zu, wie auf einer Bauernkirmiss.
In der Schweiz: Es goht zue wie uf een Buurechilbs. (Sutermeister, 77.)
*43. Es geht zu, wie auf Matzen's Hochzeit. (Schles.) – Weinhold, 61.
Sehr bunt, sehr durcheinander. 'S ging zu wie uf Moze's Hochzeit. (Gomolcke, 949.)
*44. Es geht zu, wie bei der Milchtheilung in Breslau.
Bezieht sich wahrscheinlich auf den Witz, den sich der Herzog Boleslaw I. von Münsterberg (gestorben 1341) einmal in Breslau machte. Er liess auf dem Neumarkte, wo er wohnte, alle Milch zusammenbringen, und vor seinem Fenster in eine grosse Bütte giessen. Als die Milchweiber Bezahlung forderten, erklärte er, er brauche die Milch nicht, es könne sich jede ihre Milch wiedernehmen. Jetzt erhob sich unter den betheiligten Weibern ein Lärm und Raufen ohne Gleichen; sie gossen einander die Milch ins Gesicht, und mehr als eine ward in die Bütte während der Balgerei hineingestürzt. Nachdem sich Boleslaw an dem Schauspiel sattsam ergetzt hatte, liess er die Weiber mit ihren blutenden Nasen und Mäulern und zerrauften Haaren in sein Zimmer kommen und bezahlte ihnen die Milch zur Genüge. (Breslauer Erzähler, 1862, S. 436.)
*45. Es geht zu, wie bei der Zerstörung Jerusalem.
Holl.: Het is gelijk de verwoesting van Jerusalem. (Harrebomée, II, 375a.)
*46. Es geht zu, wie bei König Artus' Hofe; die Hunde tragen ganze Köpfe davon. – Schottel, 1139b; Simplic., I, 736; Simrock, 585.
Lat.: Haud unquam arcet ostium. (Philippi, I, 174.)
*47. Es geht zu, wie beim babylonischen Thurmbau.
*48. Es geht zu wie beim Guldbrige.
Diese Redensart hört man häufig auf dem Lande in der Gegend von Goldberg in Schlesien. Sie verdankt ihren Ursprung einer Kriegszeit; ob sie aus dem Jahre 1813, als sich die Franzosen in der Nähe befanden, oder schon aus den Zeiten der schlesischen Kriege, wol gar dem Dreissigjährigen Kriege herstammt, habe ich nicht ermitteln können.
*49. Es geht zu, wie beim reichen Mann, wo der Hund am Strohseile hängt. – Schles. Provinzial-Blätter, 1873, S. 239.
*50. Es geht zu, wie im Himmelreich. – Eyering, II, 479.
[623] *51. Es geht zu wie im Karnöffelspiel.
Die Mindern stechen die Mehreren, die Untern die Obern und das Karnöffel sticht sie alle. (Eiselein, 362.)
*52. Es geht zu wie im Krieg. – Eiselein, 396.
Lat.: Nulla fides pietasque viris, qui castra sequuntur. (Eiselein, 396.)
*53. Es geht zu, wie im polnischen Kriege. (Schles.)
*54. Es geht zu, wie im Schlaraffenlande.
Lat.: Extis pluit. (Binder I, 483; II, 1045; Erasm., 117.)
*55. Es geht zu, wie in einem Taubenschlage.
Frz.: Cette maison est une arche de Noë. (Lendroy, 58.)
*56. Es geht zu, wie in einer Judenschule.
In böhmisch Friedland: 'S giht zu wie a âr Judenschul. Die Juden, besonders die rechtgläubigen, pflegen die Synagoge »Schule« zu nennen. Die orthodoxen gehen zur bestimmten Zeit dorthin, stellen sich jeder an einen gewissen Platz, und sprechen ein Gebet in hebräischer Sprache. Anfangs ist es ein leises Gemurmel, dann erhebt der Betende die Stimme, um sie gleich darauf wieder fallen zu lassen, sodass das Ganze einem äusserst monotonen Gesange gleicht; da dies aber jeder für sich thut, und durchaus nicht im Einklange mit der Gemeinde, so kann man sich denken, was bei einer Versammlung von mehreren hundert Personen für ein Tumult entstehen muss. (Vgl. Grenzboten, 1858, Nr. 11; S. 429.)
Lat.: Mosea hirundinum. (Eiselein, 351.)
*57. Es geht zu, wie unter Schulzens Schuppen.
Lustig; vielleicht: auf Regiments Unkosten.
*58. Es geht zu, wie zu Sodom und Gomorra.
In Bezug auf grosse Ungehörigkeiten, Unsittlichkeiten u.s.w. Jüdisch-deutsch: Es is gur Maasse S'doni. Es sind die Thaten Sodoms. (Vgl. Tendlau 3.)
*59. Es goht drin zue wie im Ebige dernäbe. – Sutermeister, 77.
*60. Es goht zue, dass d' Chatze hinder em Ofe nüt inne werdet. – Sutermeister, 81.
Von ärmlichen Bewirthungen und Festen.
*61. Es ist zugegangen wie zu Harlem. – Schuppius, Sprüche, II, 915; Beiche, 226.
Bei der siebenmonatlichen Belagerung der Stadt durch Don Federigo von Toledo, den Sohn des Herzogs von Alba, infolge der sie sich 1572 auf Gnade und Ungnade ergeben musste. Alle Uebergabe-Bedingungen wurden mit den Worten zurückgewiesen: Ich habe keine andern Schlüssel als mein Geschütz.
*62. He geiht drop to, as de Buck up 'n Haversack. (Oldenburg.) – Firmenich, I, 232, 6.
*63. Hier geht es zu, wie in einem Taubenhause.
*64. 'S gieht zu wie beim reiche Manne. – Robinson, 639.
*65. 'S giht zu wie am Pitschen1 Kriege. – Gomolcke, 957; Robinson, 354.
1) Polnisch: Przin, eine kleine schlesische Stadt (Regierungsbezirk Oppeln, Kreis Kreuzburg). Dort wurde am 24. Januar 1588 der Erzherzog Maximilian von Oesterreich als Bewerber um die polnische Krone durch seinen Gegenkönig, Sigismund von Schweden, nach einem blutigen Treffen gefangen.
*66. Um den geht es heute zu. – Klement, S. 46.
Etwa: Um den reisst man sich heute förmlich!
*67. Es gehet schwer zu. – Monatsblätter, V, 95.
Man hat Mühe und Noth, um durchzukommen, oder seinen Zweck zu erreichen. Es sind a.a.O. noch mehre sinnverwandte Redensarten angeführt, als: Es mangelt allzeit woran an diesem und an jenem. Es sperret sich hier und dort. Es stösset sich überall. Es gehet allzeit Berg auf Berg ab. Es hat einen haken. Es klemt sich. Es kost viel müh und arbeit. Es hat viel mucken. Es hängt ein klecks dran. Es gehet alles wider den Strom.
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