[890] Stein, 1) Charlotte von, durch ihre Beziehung zu Goethe der deutschen Literaturgeschichte angehörig, geb. 25. Dez. 1742 in Weimar, gest. daselbst 6. Jan. 1827, Tochter des Hofmarschalls v. Schardt, vermählte sich als Hofdame der Herzogin Amalia 1764 mit dem herzoglichen Stallmeister Friedrich Freiherrn v. S. Eine schwärmerische Verehrerin von Goethe, lernte sie ihn im November 1775 zuerst persönlich kennen und wurde, wiewohl fast sieben Jahre älter als er und bereits Mutter von sieben Kindern, von ihm bald glühend geliebt. Die Innigkeit des eigentümlichen Verhältnisses, das auf Goethes Leben und Dichten von großem Einfluß war, litt später unter Charlottens wachsenden Ansprüchen und endete nach Goethes Rückkehr aus Italien (1788), vor allem auch infolge von Goethes Verbindung mit Christiane Vulpius, mit einem gewaltsamen Bruch, der sich in einer 1794 von Charlotte gedichteten Tragödie »Dido« (hrsg. von Otto Volger, Leipz. 1867) in peinlicher Weise kundgibt. Erst nach vielen Jahren gestaltete sich zwischen beiden wieder ein gewisses Freundschaftsverhältnis, das bis zum Tode der Frau v. S., die bereits[890] 1793 Witwe geworden, dauerte. Für Charlottens Sohn Friedrich Constantin v. S. (geb. 1772, gest. 1844 in Breslau) blieb Goethe stets ein väterlicher Freund. Charlottens schönstes Ehrendenkmal bleiben »Goethes Briefe an Frau v. S. aus den Jahren 17761820« (hrsg. von A. Schöll, Weim. 18481851, 3 Bde.; 3. umgearbeitete Ausg. von Wahle, Frankf. a. M. 18991900, 2 Bde.). Eine wertvolle Ergänzung haben sie erhalten durch die von Goethe aus Italien an sie gerichteten, aber von ihm für die Ausarbeitung seiner »Italienischen Reise« zurückerbetenen Briefe, die durch die Goethe-Gesellschaft (Weim. 1886) veröffentlicht wurden. Ihre eignen Briefe an Goethe hatte Frau v. S. sich zurückgeben lassen und kurz vor ihrem Tode verbrannt. Zahlreiche Briefe Charlottens sind in dem Werke »Charlotte v. Schiller und ihre Freunde« (Stuttg. 1862, Bd. 2) enthalten. Vgl. H. Düntzer, Charlotte v. S. (Stuttg. 1874) und Charlotte v. S. und Corona Schröter, eine Verteidigung (das. 1876); Höfer, Goethe und Charlotte v. S. (das. 1878); Erich Schmidt, Charakteristiken, Bd. 1 (2. Aufl. Berl. 1902).
2) Heinrich Friedrich Karl, Freiherr vom und zum, deutscher Staatsmann, geb. 26. Okt. 1757 in Nassau an der Lahn, gest. 29. Juni 1831 zu Kappenberg in Westfalen, stammte aus einem reichsfreiherrlichen Geschlecht und war Sohn des kurmainzischen Geheimrats Philipp v. S. Er studierte 1773 bis 1777 in Göttingen die Rechte, arbeitete beim Reichskammergericht in Wetzlar, bereiste einen großen Teil von Europa, trat dann, entgegen den Traditionen seines Hauses, in den preußischen Staatsdienst und wurde 1780 Bergrat zu Wetter in der Grafschaft Mart. 1782 Oberbergrat geworden, erhielt er 1784 die Oberleitung der westfälischen Bergämter, wurde 1793 Kammerdirektor in Hamm, 1795 Präsident der märkischen Kriegs- und Domänenkammer und 1796 Oberpräsident aller westfälischen Kammern; als solcher sorgte er für die wirtschaftliche Hebung des Landes. Im Oktober 1804 als Minister des Akzise-, Zoll-, Salz-, Fabrik- und Kommerzialwesens nach Berlin in das Generaldirektorium berufen, setzte er die Aufhebung sämtlicher Binnenzölle in Preußen durch, errichtete das Statistische Bureau und schuf als Erleichterungsmittel für den Verkehr Papiergeld. Vergeblich jedoch blieben seine Anstrengungen, den König 1806 zu einer würdigen Politik zu bewegen, erhielt vielmehr, als er im Januar 1807 seinen Eintritt in das neue Ministerium von der Beseitigung der Kabinettsregierung abhängig machte, vom König ungnädig den Abschied. Nach dem Tilsiter Frieden (im Juli 1807) zurückberufen, erhielt er den Auftrag, die Neugestaltung des Staates herbeizuführen. Steins Plan war: das Volk wieder für die Teilnahme am Staatsleben zu gewinnen und an der Verwaltung des Staates zu beteiligen, und zu diesem Zweck ein einheitliches, nicht in Stände gespaltenes freies Staatsbürgertum zu schaffen. Staatsmännisch klug, führte S. diesen Gedanken durch. Im September 1807 übernahm er sein Amt; 9. Okt. erschien das Edikt, das für ganz Preußen den Besitz gutshöriger Bauern in freies Eigentum verwandelte, wie dies vorher schon bei den Domänenbauern der Provinz Preußen geschehen war. Seine Städteordnung vom 19. Nov. 1808, die den Grundsatz der Selbstverwaltung einführte, bildet noch jetzt die Grundlage der 1831 genauer geregelten Rechtsverhältnisse der preußischen Städte. Ein Gegenstück zu den Staatsbürgerrechten bildete die Wehrverpflichtung, die allen Untertanen auferlegt wurde, in dem Scharnhorst die neue Wehrverfassung einführte. Als jedoch ein von Napoleon aufgefangener Brief Steins an den Fürsten von Wittgenstein dessen Hoffnung, bald das französische Joch abzuschütteln, verriet, mußte S. 24. Nov. 1808 seinen Abschied nehmen und 16. Dez. geächtet aus Preußen fliehen. Das angeblich damals entstandene »politische Testament« Steins ist nicht echt. Von der westfälischen Regierung gerichtlich verfolgt und seiner Güter beraubt, begab sich S. nach Österreich, lebte abwechselnd in Brünn und Troppau, zuletzt dauernd in Prag und folgte, als seine Auslieferung zu befürchten war, im Mai 1812 der Einladung des Kaisers Alexander I. nach Petersburg. Auch von dort aus bereitete er durch seinen Einfluß auf den Kaiser und durch seine ausgedehnten Korrespondenzen und die Bildung einer russisch-deutschen Legion die spätere nationale Erhebung gegen Napoleon I. vor. Nach der Katastrophe von 1812 kehrte er mit dem Kaiser nach Deutschland zurück, ward Vorsitzender eines russisch-preußischen Verwaltungsrats für die deutschen Angelegenheiten und übernahm, als nach dem Siege bei Leipzig ul, Okt. 1813 eine Zentralkommission für die Verwaltung aller durch die Truppen der Verbündeten besetzten Länder eingesetzt wurde, deren Vorsitz. In dieser Eigenschaft erwarb er sich durch tüchtige Verwaltung im Innern und Ausstellung zahlreicher Heerhaufen gegen den Feind große Verdienste und ließ die Zentralverwaltung dem Heere der Verbündeten bis nach Paris folgen. Von dort im Juni 1814 nach Berlin zurückgekehrt, besuchte S. im September den Wiener Kongreß und nahm besonders an den Verhandlungen über die deutsche Frage teil. Dann zog er sich ins Privatleben zurück. Den Sommer verbrachte er meist auf seinen Gütern in Nassau, den Winter in Frankfurt a. M., wo sich im Januar 1819 unter seinem Vorsitz die Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde konstituierte (vgl. »Monumenta Germaniae historica«). Mit der nassauischen Regierung in mancherlei Mißhelligkeiten geraten, siedelte S. später auf sein Gut Kappenberg in Westfalen über, ward nach der Einführung der Provinzialstände in Preußen 1823 Deputierter für den westfälischen Landtag und vom König zu dessen Landtagsmarschall ernannt; auch die Verhandlungen der evangelischen Provinzialsynode Westfalens leitete er. 1827 wurde er Mitglied des Staatsrats. S. starb als der letzte seines Geschlechts, da ihn von seinen Kindern mit seiner Gemahlin, Gräfin Wilhelmine von Wallmoden-Gimborn, nur drei Töchter überlebten. 1872 ward ihm auf der Burg Nassau (von Pfuhl), 1874 in Berlin (von Schievelbein und Hagen) ein Standbild errichtet. Steins Denkschriften über deutsche Verfassungen wurden von Pertz (Berl. 1848) herausgegeben, Steins Briefe an den Freiherrn v. Gagern 181331 von diesem (Stuttg. 1833), sein Tagebuch während des Wiener Kongresses von M. Lehmann (in Sybels »Historischer Zeitschrift«, Bd. 60). Vgl. M. Lehmann, Freiherr vom S. (Leipz. 1902 bis 1905, 3 Bde.). Daneben verdienen noch Beachtung: Pertz, Das Leben des Ministers Freiherrn vom S. (Berl. 184955, 6 Bde.) und Aus Steins Leben (das. 1856, 2 Bde.); Arndt, Meine Wanderungen und Wandelungen mit dem Freiherrn vom S. (3. Aufl., das. 1869); Seeley, Life and times of S. (Cambr. 1878, 3 Bde.; deutsch, Gotha 188387, 3 Bde.); A. Stern, Abhandlungen und Aktenstücke zur Geschichte der preußischen Reformzeit 18071815 (Leipz. 1885); E. Meier, Die Reform der Verwaltungsorganisation[891] unter Stein und Hardenberg (Leipz. 1881).
3) Christian Gottfried Daniel, Geograph, geb. 14. Okt. 1771 in Leipzig, gest. 14. Juni 1830 in Berlin, wirkte von 1795 bis zu seinem Tod am Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin. Von seinen zahlreichen Werken sind besonders zu nennen sein mit Hörschelmann begründetes »Handbuch der Geographie und Statistik« (Leipz. 1809, 3 Bde.; in 7. Aufl. neubearbeitet von Wappäus, Delitsch, Meinicke u. a., das. 185371, 4 Bde.); »Geographie für Schule und Haus« (27. Aufl. von Wagner und Delitsch, das. 1877); »Geographisch-statistisches Zeitungs-, Post- und Komptoirlexikon« (2. Aufl., das. 181824, 4 Bde., nebst zwei Nachträgen); »Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staates« (das. 1819); »Reisen nach den vorzüglichsten Hauptstädten von Mitteleuropa« (das. 18271829, 7 Bde.).
4) Lorenz von, Staatsrechtslehrer und Nationalökonom, geb. 15. Nov. 1815 in Eckernförde, gest. 23. Sept. 1890 in Weidlingau bei Wien, studierte in Kiel und Jena Philosophie und Rechtswissenschaft, habilitierte sich dann als Privatdozent in Kiel und wurde 1846 Professor daselbst. Da er in der schleswig-holsteinischen Frage für das Recht der Herzogtümer eintrat, wurde er 1851 aus dem Staatsdienst entlassen. Er folgte 1855 einem Ruf als Professor der Staatswissenschaften an die Universität in Wien, an der er bis zu seiner 1885 erfolgten Pensionierung wirkte. Seine Schriften, in denen er vielfach die Hegelsche Dialektik auf das Gebiet der Staatswissenschaften anwandte, sind sehr zahlreich; wir nennen: »Der Sozialismus und Kommunismus des heutigen Frankreich« (Leipz. 1843, 2. Aufl. 1848); »Die sozialistischen und kommunistischen Bewegungen seit der dritten französischen Revolution« (Stuttg. 1848); »Geschichte des französischen Strafrechts« (Basel 1846); »Geschichte der sozialen Bewegung in Frankreich von 1789 bis auf unsre Zeiten« (Leipz. 1850, 3 Bde.); »System der Staatswissenschaft« (Bd. 1: Statistik etc., Stuttg. 1852; Bd. 2: Gesellschaftslehre, das. 1856); »Die neue Gestaltung der Geld- und Kreditverhältnisse in Österreich« (anonym, Wien 1856); »Lehrbuch der Volkswirtschaft« (das. 1858; 3. Aufl. als »Lehrbuch der Nationalökonomie«, 1887); »Lehrbuch der Finanzwissenschaft« (Leipz. 1860; 5. Aufl. 188586, 4 Bde.); »Die Lehre vom Heerwesen« (Stuttg. 1872); »Verwaltungslehre« (das. 186584, 8 Bde.); »Handbuch der Verwaltungslehre« (das. 1870; 3. Aufl. 1888, 3 Bde.); »Zur Eisenbahnrechtsbildung« (Wien 1872); »Die Frau auf dem Gebiet der Nationalökonomie« (Stuttg. 1875, 6. Aufl. 1886); »Gegenwart und Zukunft der Rechts- und Staatswissenschaft Deutschlands« (das. 1876); »Der Wucher und sein Recht« (Wien 1880); »Die drei Fragen des Grundbesitzes« (Stuttg. 1881).
5) Friedrich, Ritter von, Zoolog, geb. 3. Nov. 1818 zu Niemegk in der Mark Brandenburg, gest. 9. Jan. 1885 in Prag, studierte seit 1838 in Berlin, wurde 1843 Kustos am Zoologischen Museum in Berlin und Lehrer an der städtischen Gewerbeschule, habilitierte sich 1848 als Privatdozent an der Universität und wurde 1850 Professor in Tharandt, 1855 in Prag. Er schrieb: »Die weiblichen Geschlechtsorgane der Käfer« (Berl. 1847), »Die Infusionstiere auf ihre Entwickelungsgeschichte untersucht« (Leipz. 1854) und »Der Organismus der Infusionstiere« (das. 185983, 3 Abtlgn.), sein Hauptwerk.
6) Franz Joseph von, Erzbischof von München-Freising, geb. 4. April 1832 in Unterfranken, studierte in Würzburg Theologie, erwarb den Doktorgrad, wurde nach langjähriger seelsorgerischer Tätigkeit 1879 Bischof von Würzburg und 1898 Erzbischof von München-Freising. Sein Hauptaugenmerk richtete S. auf Heranbildung eines wissenschaftlich geschulten Klerus, den er auch zur Herausgabe literarischer Werke anregte.
7) Siegmund Theodor, Mediziner, geb. 2. April 1840 zu Burgkundstadt in Bayern, gest. 27. Sept. 1891 in Frankfurt a. M., studierte seit 1859 Naturwissenschaft und Medizin in Heidelberg, München, Erlangen und Würzburg, besuchte auch die Universitäten Wien, Prag, Berlin und Paris, ließ sich 1865 in Frankfurt a. M. als Arzt nieder, wo er 1881 die Elektrotechnische Gesellschaft gründete. Er bemühte sich um die Verwendung der Photographie zu wissenschaftlichen Zwecken und lieferte 1874 Apparate zur Photographie des Pulses und der Töne, andre Arbeiten betreffen die Photographie des Blutes im Dienst der Kriminaljustiz, Bestimmung minimaler Zeitgrößen auf photographischem Wege etc. Er schrieb: »Die Harn- und Blut wege der Säugetierniere« (Würzb. 1865); »Das Licht im Dienst wissenschaftlicher Forschung« (Leipz. 1876; 2. Aufl. 1886, 2 Bde.); »Die parasitären Krankheiten der Menschen« (Bd. 1, Lahr 1882); »Lehrbuch der allgemeinen Elektrisation des menschlichen Körpers« (3. Aufl., Halle 1886); »Die optische Projektionskunst im Dienst der exakten Wissenschaften« (das. 1887); auch redigierte er die von ihm 1883 gegründete »Elektrotechnische Rundschau«.
8) Heinrich, Freiherr von, Philosoph, namentlich Ästhetiker, geb. 12. Febr. 1857, aus der reichsfreiherrlichen Familie v. Stein zu Nord- und Ostheim, gest. 20. Juni 1887 in Berlin, studierte Philosophie, Theologie und später auch Naturwissenschaften in Heidelberg, Halle und Berlin, wo Eugen Dühring am meisten Einfluß auf ihn ausübte. 1877 wurde er in Berlin zum Doktor der Philosophie promoviert auf Grund einer Dissertation »Über Wahrnehmung«. 1878 veröffentlichte er unter dem Pseudonym Armand Pensier: »Die Ideale des Materialismus. Lyrische Philosophie« (Leipz.). Im folgenden Jahre wurde er Erzieher von Richard Wagners Sohn Siegfried, mußte jedoch äußerer Verhältnisse wegen bald in sein Elternhaus zurückkehren. Der Aufenthalt in der Familie Wagner war aber von entscheidendem Einfluß auf ihn insofern, als er von da an den ästhetischen und sonstigen Anschauungen Wagners huldigte und auf ihnen weiterbaute. 1881 habilitierte er sich als Privatdozent an der Universität Halle mit der Schrift: »Über die Bedeutung des dichterischen Elements in der Philosophie des Giordano Bruno«, ließ sich aber 1884 in Berlin als Privatdozent nieder, zu welchem Zweck er die Schrift »Über den Zusammenhang Boileaus mit Descartes« verfaßte. In Berlin schloß er sich jetzt eng an Dilthey an, dessen Anregung sein größeres philosophisches Werk: »Die Entstehung der neuern Ästhetik« (Stuttg. 1886), zu verdanken ist. Außer den erwähnten Schriften erschienen von ihm noch: »Helden und Welt«, dramatische Bilder, eingeführt durch Richard Wagner (Chemn. 1883), und die vorzügliche Schrift: »Goethe und Schiller. Beiträge zur Ästhetik der deutschen Klassiker« (in Reclams Universal-Bibliothek). Mit K. F. Glasenapp (s. d.) bearbeitete er das »Wagner-Lexikon« (Stuttg. 1883). Nach seinem Tode erschienen: »Aus dem Nachlaß von Heinrich v. S. Dramatische Bilder und Erzählungen«[892] (Leipz. 1888) und »Zur Kultur der Seele«, gesammelte Aufsätze (hrsg. von Poske, Stuttg. 1906). Vgl. Chamberlain und Poske, Heinrich v. S. und seine Weltanschauung nebst H. v. Steins. Vermächtnis' (2. Aufl., Münch. 1904).
9) Ludwig, Philosoph jüdischer Religion, geb. 12. Nov. 1859 in Erdö-Benye bei Tokai in Ungarn, besuchte die Gymnasien in Papa, Saros-Potak und Zwolle, studierte 187780 in Berlin, namentlich unter Zeller, promovierte 1880 in Halle, war 1881 bis 1883 Prediger in Berlin, wo er noch einige Jahre als Schriftsteller lebte, habilitierte sich 1886 in Zürich für Philosophie, wurde 1889 Professor an dem dortigen Polytechnikum und ist seit 1891 ordentlicher Professor der Philosophie an der Universität Bern. Er schrieb: »Die Willensfreiheit« (Berl. 1882); »Die Psychologie der Stoa« (das. 1886); »Die Erkenntnistheorie der Stoa« (das. 1888); »Leibniz und Spinoza« (das. 1890); »Friedrich Nietzsches Weltanschauung und ihre Gefahren« (das. 1893); »Die soziale Frage im Lichte der Philosophie« (Stuttg. 1897, 2. Aufl. 1903); »An der Wende des Jahrhunderts. Versuch einer Kulturphilosophie« (Freib. i. Br. 1899); »Der Sinn des Daseins« (Tübing. 1904); »Der soziale Optimismus« (Jena 1905); »Die Anfänge der menschlichen Kultur« (Leipz. 1906). Seit 1897 gibt er das »Archiv für Geschichte der Philosophie« heraus, seit 1896 die »Berner Studien zur Philosophie und ihrer Geschichte«. Seiner Übersetzung von Herbert Spencers Autobiographie (mit Helene S., Stuttg. 1905, 2 Bde) fügte er eine »Einführung in die Philosophie und Soziologie Spencers« bei.
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