1. Alte Ziegen haben zähes Fleisch.
2. Alte Ziegen lecken auch gern Salz. – Pistor., VIII, 69; Simrock, 12099; Bücking, 166; Blum, 446; Körte, 7128; für Sprottau: Firmenich, II, 299, 34.
Ziegen sind wegen ihrer Lüsternheit verrufen. Salz ist ein Bild des Reizes. Daher will das Sprichwort sagen: Es gibt auch verliebte Greise und lüsterne Matronen. In Preussen: Ohle Zöge löcke ok gêrn Solt. (Frischbier, 4170.)
3. Bat de Siegen wit halet, dat smaket iän am besten. (Iserlohn.) – Woeste, 78, 315.
4. De derrsten Zieng hahn's Fett innewennig. (Oberharz.)
5. De Zêge drögt (het) dat Fett innewennig. – Schambach, II, 81.
Damit mögen sich zunächst magere Personen trösten; das Sprichwort will aber auch sagen, dass manche Menschen mehr innern Gehalt besitzen, als ihr Aeusseres verspricht.
Holl.: Magere lieden hebben veel bloed in. (Harrebomée, II, 25a.)
6. De Zegen licket Salt. – Schambach, I, 277.
7. De Zieens het dat Holt noch nit alle freaten.
Westfälische Strafandrohung für Kinder, es gibt noch Ruthen.
8. Der Ziege wächst der Schwanz nicht länger, als dass sie sich den Arsch bedecken kann. – Schles. Provinzialblätter, 1873, S. 238.
9. Der Ziege wächst der Schwanz nicht länger, als er ihr gehört. (Schles. Kr. Nimptsch.)
10. Die fette Ziege weiss nicht, wie der magern zu Muthe ist. – Winckler, IX, 49.
11. Die jungen Ziegen lecken gern Salz, die alten fressen aber das Salz sammt dem Sacke.
Dän.: Unge geder vil gjerne æde salt, men de gamle æde baade salt ei sakken med. (Prov. dan., 220.)
12. Die lahme Ziege lauft behend, wenn der Wolf kommt hergerennt.
It.: Vassi capra zoppa, se il lupo l' intoppa. (Giani, 300.)
13. Die magern Ziegen geben die meiste Milch. – Petri, II, 138.
14. Die Ziege beleckt wol die Bäume, aber es ist ihnen nicht gesund. – Parömiakon, 199.
Wie Ziegenzungen Bäume, so verderben Schmeichlerzungen Menschen.
15. Die Ziege bringt keine Schafe zur Welt. (Surinam.)
16. Die Ziege (s. ⇒ Henne 20), die am meisten meckert, gibt die wenigste Milch.
17. Die Ziege fürchtet sich vor der Küche, aber sie kommt nicht hinein.
Seinem Schieksal entgeht niemand. Man quäle sich daher nicht im voraus mit Sorgen, was geschehen soll, geschieht doch.
18. Die Ziege geht nicht leicht das zweite mal aufs Eis.
Böhm.: Svedeš jen jednou kozu na led. (Čelakovsky, 43.)
19. Die Ziege geht so lange in den Kohl, bis ihr Fleisch ist im Kasserol (oder: bis die Haut ist Kamisol.)
20. Die Ziege ginge nicht auf den Markt, wenn sie nicht müsste.
Böhm.: Nerada by koza do trhu, ale musí. (Čelakovsky, 281.)
Poln.: Nie rada koza na targ, ale musi. (Čelakovsky, 281.)
21. Die Ziege hat noch nicht geworfen und die Zicklein springen schon auf dem Felde herum.
Von vorzeitigem Rühmen und unzeitiger Prahlerei.
Böhm.: Ještĕ se koza neokotila, a už kůzle po střchách bčhá. (Čelakovsky, 548.)
Ill.: Još nije koza okozila, a kozle igra po polju. (Čelakovsky, 508.)
22. Die Ziege hat noch nicht geworfen, und er bietet schon Zickelfelle aus.
Lat.: Capra nondum peperit, hoedus autem ludit in tectis. (Faselius, 41.)
[572] 23. Die Ziege hinket (nascht) so lange, bis der Wolf sie fasst.
It.: Tanto va la capra alle verze, che vi lascia la pelle. (Gaal, 1049.) – Tanto và la capra zoppa, ch' il lopo al fin l' intoppa. (Pazzaglia, 192, 9.)
24. Die Ziege ist die Kuh des Armen.
Frz.: La chèvre est la vache du pauvre. ( Cahier, 351.)
25. Die Ziege läuft nie besser, als wenn der Wolf sie verfolgt.
It.: Vassi capra zoppa, se il lupo non l' intoppa. (Cahier, 2843.)
26. Die Ziege muss sich nicht mit dem Wolf einlassen. – Winckler, XX, 84.
It.: La capra non può contrastar col leone. (Pazzaglia, 46, 3.)
27. Die Ziege muss weiden, wo sie angebunden ist.
Jeder muss sich in seine Lage schicken.
Frz.: Où la chèvre est liée, il faut qu'elle broute. (Kritzinger, 138b.)
Dän.: Hvor man binder geeden, der bider hun. (Prov. dan., 221.)
28. Die Ziege scharrt so lange, bis sie schlimm liegt. – Winckler, VIII, 7.
Frz.: Tant gratte chèvre, que mal gît. (Cahier, 826.)
29. Die Ziege schindet den Baum, der Wolf die Ziege, den Wolf der Bauer, den Bauer der Jude, den Juden der Herr, den Herrn der Advocat und den Advocaten (holt) der Teufel.
Böhm.: Dře koza vrbu, a vlk kozu, a vlka sedlák, a sedláka žid, a žida pán, a pána jurista, a jurista čert. – Kráve řve, medvĕd řve, a kdo koho dře, ani čert nevyskoumá. – Pán loupí chlapa jak skopa, a čert pána jak berana. (Čelakovsky, 361.)
30. Die Ziege, welche am meisten schreit, gibt die wenigste Milch.
Schwed.: Den geten, som mest bräker, mjölkar minst. (Wensell, 14.)
31. Die Ziegen haben es in sich. – Blum, 691; Simrock, 12102.
Geben bei anscheinender Magerkeit verhältnissmässig viele und gute Milch.
32. Die Ziegen im Schlachthaus sind fetter als ich.
Im Talmud. Zur Abwehr eines drohenden Uebels, gegen Anwünschungen.
33. Die Ziegen lecken kein Zeit ab. – Fischer, Psalter, 7d.
34. Die Ziegen mit den längsten Bärten geben nicht stets die meiste Milch.
35. Ein Zieg springt nit vmb eines Maul voll Grases willen vbern Zaun. – Henisch, 1728, 5; Petri, II, 239.
36. Eine gesunde Ziege ist ein guter Bissen für den Wolf.
Poln.: Kozie zdrowie, głód wilczy. (Čelakovsky, 360.)
37. Eine schimmlige Ziege und eine bucklige Kuh gibt mir mein Vater, wenn ich heirathen thu. (Schles.)
38. Eine Ziege beim Kerzenschein wird ein Fräulein sein.
Frz. Schweiz: La chèvre à la chandelle semble une damoiselle. (Schweiz, II, 96, 5.)
39. Eine Ziege gibt keine Milch, man klopft ihr denn das Milchfass (Euter).
40. Eine Ziege hüte sich vor Böcken, die viel lecken.
41. Eine Ziege im Stall, gut in jedem Fall; eine Ziege auf der Weid' macht dir sicher Leid. – Wunderlich, 14.
42. Eine Ziege ist dem Wolf lieber, als zehn Paternoster.
43. Eine Ziege ist kein Rindvieh und eine Magd kein Gesinde. (Lit.)
Der Sinn davon ist: Eine Ziege macht noch keinen (zum Ackerbau erforderlichen) Viehstand und eine Magd kein Dienstboten-Personal aus.
Poln.: Osska ne Galwizas, Merga ne Szeimyna.
44. Eine Ziege und ein Madel kosten mehr, als eine Kuh im Stadel.
45. Eine Ziege zu hüten, macht mehr Mühe, als zehn Kühe.
46. Einer alten Ziege ist das Lecken schwer abzugewöhnen.
[573] 47. Einer Ziege gehört kein langer Schwanz.
Sagt der nassauische Bauer, um auszudrücken, dass der böse Wille seine Grenze in Unfähigkeit finde. (Grenzboten, 1867, Nr. 23, S. 389.)
48. Es haben zwei Ziegen Platz, wo eine Kuh steht.
49. Es hat wol eher eine Ziege ein Messer für die eigene Kehle aufgescharrt.
50. Es ist keine Ziege so alt, sie leckt gern Salz.
Die hervorstechendsten Eigenschaften der Ziege im Reineke Vos sind ihre Bärtigkeit, ihre Magerkeit (so mager as 'n zege; he hett 't in sick, as de zegen dat fett), ihre Naschhaftigkeit (zege, bist du sat, sau fret nich lâf noch blad; zege, wult du von 'n busche) und, wovon das obige Sprichwort redet, ihre Lüsternheit: Keine zege sau âld, se lickt gern sâlt. Von diesen Eigenschaften hat aber keine zu dem Namen Veranlassung gegeben, den sie im Reineke führt – nämlich Metke, bei Hoffmann Metje, die Verkleinerungsform von Mechtildis, Mathilde. »Es ist schwer zu sagen«, bemerkt Lübben, »warum sie diesen Namen führt, der Unordnung (s. ⇒ Mette) und Unsauberkeit bezeichnet. Eine Dreck-Metje ist ein schmuziges, ihre Kleider besudelndes Frauenzimmer, dessen Kleidersaum immer unsauber ist, daher: Metje fûl um den sôm. Wahrscheinlich hat sie den Namen nur wegen ihrer meckernden Sprache erhalten.« (Vgl. Lübben, Programm, S. 49.)
51. Herum mit der Zêge, segt der Mann, der Bock will heran. – Hoefer, 734.
52. Ich kann keine Ziege leiden, sagte der Junker zum Bauer, gib mir einen Ochsen dafür.
Lat.: Non possum tolerare capram, bos suppleat illam. (Oec. rur., 444.)
53. Ist die Ziege auch klein, ist sie doch nicht die Magd der Kuh. (Surinam.)
Bin ich auch geringer als du, so hast du mir doch nichts zu befehlen.
54. Jeder schlachtet seine Ziege.
Versucht etwas, lässt sich ein Vergehen zu Schulden kommen.
Böhm.: Každý svou kozu dře. (Čelakovsky, 25.)
Kroat.: Vsaki svu kozu dere. (Čelakovsky, 25.)
55. Junge Ziegen lecken das Saltz, die alten fressen das saltz und zugleich den sack mit. – Wirth, I, 265.
Böhm.: Mladá koza ráda sůl líže, a stará i se slánkou vezme (sžírá). (Čelakovsky, 122.)
56. Keine Zeege sau ahld, se licket geren Salt. (Göttingen.) – Schambach, 277; für Mecklenburg: Schiller, III, 9a.
57. Man kann nicht Ziege und Kohl zugleich retten.
Frz.: On ne peut pas sauver la chèvre et les choux. (Cahier, 352.)
58. Man kann's einer alten Ziege nicht ansehen, was sie für Inselt hat.
Im hirschberger Kreise: Ma kanns a âler Zîge ne oasahn, wosse für Inselt hôt.
59. Man muss der Ziege keinen Schleier ummachen, noch den ⇒ Affen (s.d.) in Purpur kleiden. – Winckler, III, 35.
60. Man muss der Ziege nicht aufladen, was ein Ochse tragen kann.
Lat.: Capram portare non possum et imponitis bovem. (Philippi, I, 72.)
61. Man muss die Ziege melken, die im Stalle steht.
Lat.: Praesentem mulge, quid fugientem insequeris. (Tappius, 123a; Erasm., 788.)
62. Me mot de Ziegen den Stêrt nich to lank wassen laten. – Lyra, 23.
63. Näg'n Säg'n (neun Ziegen) makt fiif (fünf) Schwin (Schweine). (Rendsburg.)
64. 'Raus mit der Ziege auf den Markt.
Frisch gewagt!
65. Viel Ziegen, viel Hörner.
It.: Chi ha capre, ha corni. (Gaal, 1309.)
66. Wat de Siëns am fêrsten haëlt, dat smecket 'n am bästen. (Paderborn.) – Firmenich, I, 362, 5.
Was die Ziegen weit holen, das schmeckt gut.
67. Wem die Ziege gehört, der fasst sie bei den Hörnern.
Böhm.: Či koza drž ji za rohy. – Čí kráva, drž se jí rohův i ocasu. – Kdo za rohy nedrži, za ocas jistĕ nic. – Maje za rohy za ocas neehvátati. (Čelakovsky, 432.)
68. Wem die Ziege Milch geben soll, der muss das Euter drücken.
Dän.: Skal geeden give melk, saa kłap yveret. (Prov. dan., 220.)
[574] 69. Wenn de Zege Water süt, sau will se supen. (Grubenhagen.)
Hochdeutsch: Wenn die Ziege Wasser sieht, so will sie trinken. (Philippi, II, 647.) Sieht der Mensch etwas, was ihn an einen Lieblingsgenuss erinnert, so hat er selten Widerstandskraft genug, sich denselben zu versagen.
70. Wenn de Ziege bläddert1, dat schatt2 en Miaul vull. (Westf.)
1) Meckert, verwandt mit denn hochdeutschen: plärren.
2) Schadet.
71. Wenn den jungen Ziegen die Hörner wachsen, springen sie.
72. Wenn der Ziege wohl ist, so scharret sie. – Petri, II, 641.
73. Wenn der Zîge der Schwanz ze lang wäre, su hîb se sich damit a de Ogen. (Schles.) – Frommann, III, 249, 273; Gomolcke, 1089.
Böhm.: By mĕl dlouhý ocas, sám by si boky orážel. – Na pyšné kvítky máme připovidky. (Čelakovsky, 101.)
Wend.: Dy by koza dlježšu wopuš mjeła; wona by wšem woči wybiła. (Čelakovsky, 101.)
74. Wenn die Ziege etwas von der Arzneikunst verstände, so würden ihre Knie nicht schwarz sein. (Surinam.)
Verständest du etwas, so würdest du wol erst dir helfen; oder: Wenn's gut ist, so probier's an dir selber.
75. Wenn eine Ziege wil in allen Garten Grass fressen, da sie fürübergehet, so kriegt sie endlich das Maul zu voll. – Petri, II, 654.
76. Wenn mau die Ziege im Garten loslässt, so läuft sie zum Kohl.
77. Wenn man die Ziege im Hause anbindet, so wird sie ins Haus zurückkehren, wenn sie losgebunden wird; bindet man sie aber im Busche an, so wird sie nicht wiederkehren, wenn man sie losbindet.
In Surinam um zu sagen: So lange es ein Sklave nicht anders weiss, lässt er es sich gefallen; hat er aber einmal die Freiheit gekostet, so will er die Knechtschaft nicht mehr. Oder: Vertraue ihm nicht zu viel, Gelegenheit könnte ihn wol verleiten.
78. Wenn wor êne Siege schlachtet wercht, dor mot hei derbi seyn, wenn he auk dat Blick (Steiss) mot haulen helpen. (Waldeck.)
Von jemand, der sich mit Verleugnung aller Selbstachtung überall ein- und aufdrängt, wo es zu geniessen gibt, selbst wenn er einer Ziege, die geschlachtet wird, den Steiss muss halten helfen.
79. Wer die Ziege bekommt, bekommt auch die Hörner. – Winckler, VII, 85.
80. Wer die Ziegen im hauss hat, der hat den Bock auff der hecke. – Henisch, 442, 16; Petri, II, 696.
Dän.: Hvo der haver hinden og geden i huuset, faaer have huuden og bukken paa taget. (Prov. dan., 276.)
81. Wer eine Ziege stiehlt, ist kein Bocksdieb.
82. Wer Ziegen hat, hat Hörner; wer fleissig drischt, bekommt Körner.
83. Wer wird eine Ziege kaufen, und dann sagen, es sei eine Kuh!
Wer wird sich in solcher Weise anführen (täuschen) lassen! Auch: Wenn du lügen willst, so lüge so, dass die Lüge nicht von jedem als solche erkannt wird.
84. Wie kann der junge Ziegen verkaufen, der keine alte hat. – Winckler, XII, 39.
85. Wo die Ziege angebunden ist, da muss sie grasen.
Jeder muss sich nach seiner Lage, seinem Stande, seinen Verhältnissen, richten.
Frz.: Où la chèvre est attachée, il faut qu'elle y bronte. (Lendroy, 248.)
86. Wo Ziegen sind, da sind Hörner, und wo Hühner, da ist der Pips.
It.: Chi ha capre, ha corna; chi ha polli, ha pepita. (Cahier, 2844.)
87. Wohin die alte Ziege gesprungen, dahin klettern auch die jungen. – Neue freie Presse, 4576.
88. Womit die Ziege prahlt, dess schämt sich das Schaf.
Was der eine für Ehre hält, hält der andere für Schande. Die Ziege gebt mit gehobenem Schwanze.
Böhm.: Čim se koza pyšní, za to se ovce stydí. (Čelakovsky, 106.)
[575] 89. Wor de Zegen im Huse syn, da dantzen de Bücke vp dem Dacke. (Mecklenburg.) – N. Gryse, in Slüter's Leben, Bg. E; Schiller, III, 9a.
Dän.: Hvor gederne i huuset, der bukkene paa taget. (Prov. dan., 220.)
90. Zege, bist du sat, sau fret nich Laf, noch Blad. (Hannover.) – Schambach, I, 241.
Wenn du satt bist, so höre auf zu essen, und würde das Leckerste geboten.
91. Ziegen, Esel und Frauen sind stets hinter dem Schlechtesten zu schauen.
*92. Dat hält keen Zick ut, un wenn se noch so spitz is. (Uckermark.)
Wird bei grosser Anstrengung in der Hitze und Kälte gesagt. Spitz scheint hier als mager und zäh zu gelten.
*93. Die Ziege will mit dem Löwen kämpfen.
*94. Ehe schliessen die Ziegen mit den (apulischen) Wölfen Freundschaft.
(Als dass dies oder jenes geschehen soll.)
Lat.: Cantilena. (Terenz.)
*95. Eine Ziege kaufen, um immer frische Kuhmilch zu haben. – Altmann VI, 517.
*96. Eine Ziege mit Salz. (Holl.)
*97. Einen auf der fahlen Ziege ertappen. – Eiselein, 658.
Im Harz: Of dr fohlen Zieg erholme. (Lohrengel, II, 410.)
*98. Er hat die Ziege in den Garten gelassen.
Poln.: Wpušcił kozę do ogrodu. (Lompa, 35.)
*99. Er hat's in sich, wie die Ziegen das Fett.
Man sieht ihm nicht an, was in ihm steckt. In Ostfriesland: He hett 't van binnen, as de Zägen 't Fett. (Kern, 883.)
Frz.: C'est un esprit couvert (dissimulé). – Il sait bien cacher son jeu.
*100. Er ist, wie die Ziege, er liebt es hoch.
Er klettert gern. Von denen, deren Fett stets oben schwimmen soll, die gern hoch hinauf wollen; auch im bessern Sinne von solchen, die nach dem Höchsten und Besten streben.
*101. Er kann einer Ziege stehend den Arsch lecken (oder: den Hintern putzen).
Von sehr kleinen Personen.
*102. Er weiss die Ziege zu führen, dass sie nicht aufs Strickel scheisst.
*103. Er will Ziege und Kohl erhalten.
*104. Er wird müsse Zäge hede.
In Ostpreussen Strafe für alle Junggesellen nach ihrem Tode. (S. ⇒ Steinbock.)
*105. He heft et binnen as de siege (zege) dat fet. – Germania, XX, 65.
106. He hefft nich Zick edder Buck. – Bützower, Ruhestunden, II, 69; Schiller, III, 9a.
*107. Heraus mit der Ziege auf den Teichdamm.
Wenn jemand zaudert, z.B. beim Kartenspiel mit dem Ausspielen oder Zugeben eines Kartenblatts.
*108. Herum mit der Ziege, zu Hannover ist auch Markt. – Köhler, 55, 12.
Die Redensart ist in Kunst über alle Künste angewandt, um zu sagen: wenn ich hier meinen Zweck nicht erreichen kann, so empfehle ich mich; es kann dann an einem andern Orte geschehen. Als Antwort erfolgt darauf: »Nein, mein Herr eile so nicht, er verstehe mich recht.« Es handelte sich um eine Werbung, und man glaubte, einen ablehnenden Bescheid erhalten zu haben; daher: es gibt noch andere Märkte.
*109. Zege, wult du von 'n Busche.
Zuruf an einen ertappten Näscher. (Vgl. Lübben, Programm, S. 49.)
110. Guod, dat de Zick dodt is, 't Heu is ôk al. – Schlingmann, 1483.
111. Wenn der Ziege wohl ist, geht sie aufs Eis tanzen. – Klement, 43.
*112. Sich um der Ziege Wolle streiten.
Um Dinge von geringem oder zweifelhaftem Werthe.
Lat.: De lana caprina rixari. (Hor.)
Buchempfehlung
Der in einen Esel verwandelte Lucius erzählt von seinen Irrfahrten, die ihn in absonderliche erotische Abenteuer mit einfachen Zofen und vornehmen Mädchen stürzen. Er trifft auf grobe Sadisten und homoerotische Priester, auf Transvestiten und Flagellanten. Verfällt einer adeligen Sodomitin und landet schließlich aus Scham über die öffentliche Kopulation allein am Strand von Korinth wo ihm die Göttin Isis erscheint und seine Rückverwandlung betreibt. Der vielschichtige Roman parodiert die Homer'sche Odyssee in burlesk-komischer Art und Weise.
196 Seiten, 9.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro