Lustig

1. Es seind nicht alle lustig, die tantzen.Lehmann, 210, 39.

Dän.: De ere ei alle lystige som dandse. (Prov. dan., 519.)


2. Genugten lustig, vannen Aven droerig. (Franz. Flandern.) – Firmenich, III, 697, 6.

Diesen Morgen lustig, diesen Abend traurig.


3. Lasset uns lustig sein, über hundert Jahre kommen die Heiden.Eiselein, 309.


4. Lostig öss de Else, wenn öck segg, öck wöll se; wenn öck segg, öck wöll se nich, öss de Els' ganz wedderlich.Frischbier2, 2491.

Nach Sutermeister (29) ist auch die Else in der Schweiz ungefähr so.


[292] 5. Lustig, der Vatter hat das Hauss verkaufft, die Mutter die Schewer abgebrandt.Gruter, III, 64; Lehmann, II, 380, 71; Simrock, 6701.


6. Lustig gelebt und selig gestorben, heisst dem Teufel die Rechnung verdorben.Braun, I, 2446; Birlinger, 359.


7. Lustig, ich hab' noch Gelds genug, hab' noch die Ochsen sammt dem Pflug; eh' ich mein'n Hof werd' ganz verzehren, wird mir das Glück was andres bescheren.

Eine Hausinschrift in der Schweiz aus dem Jahre 1670. (Hertz, 26.)


8. Lustig ihr Brüder, ein reiches Weib bringt alles wieder.

Frz.: Courage, un bon mariage payera tout. (Moscherrosch, 383.)


9. Lustig in der Halle, die Bärte wackeln alle.

Dies Sprichwort ist englischen Ursprungs. Die Entstehung desselben wird in einem alten Buche bei Schilderung des Weihnachtsfestes, wie es vor zweihundert Jahren gefeiert wurde, wie folgt erzählt: »Einst vor alten Zeiten gab es noch Gastfreundschaft im Lande. Wenn der Weihnachtstag erschien, sah ein englischer Edelmann alle seine Pächter und Nachbarn mit Tagesanbruch in seine Halle treten. Das starke Bier wurde angezapft, und die vollen Humpen gingen herum, mit geröstetem Brot, Zucker, Muskatnuss und gutem Chesterkäse. Die Stuben waren mit Epheu u.s.w. ausgeschmückt, und ein prasselnder Weihnachts-Kloben lag im Kamin und glühte wie die Backen einer Dorfmilchmagd. Das Zinn war so blank wie ein geputztes Fräulein, und jedes Stück Kupfergeschirr leuchtete wie der schmuckste Edelmann. Die Diener rannten hin und her mit fröhlichen Herzen und heitern Gesichtern; alle waren geschäftig, die Gäste zu bewillkommnen, und sahen so zierlich aus, wie frisch geleckte junge Hunde. Die Dirnen waren so munter und blühend, wie die Mädchen zur Zeit der guten Königin Elisabeth, als sie noch gebratene Hammelkeulen zum Frühstück assen. Grete trippelte herum, um für Hans Brot zu rösten, und Hans lief, als wenn ihm der Kopf brennte, um für Greten eine Kanne Ale zu zapfen.« Weiter heisst es: »Das grosse Fest (Weihnachtsfest) wurde in frühern Zeiten in England mit so vieler Freiheit und einem so offenen Herzen gefeiert, dass in der Nachbarschaft eines Edelmanns jedermann wenigstens einen Tag des Weihnachtsfestes vergnügt zubrachte. Die Tafeln waren von Anfang bis zu Ende besetzt. Rindsbraten, Fleischpasteten, Rosinensuppe, Kapaunen, Truthähne, Gänse und Rosinen-Puddings, alles wurde aufgesetzt, und ein jeder, der einen guten Magen und ein scharfes Messer mitbrachte, war willkommen, wodurch das Sprichwort entstand: ›Lustig in der Halle, die Bärte wackeln alle.‹ Damals gebrauchte man, den Bratspiess zu drehen, Leute, die nach dem Mittagsessen so schwarz und fettig waren, wie ein welscher Suppentopf; allein die Bratenwender haben sie alle verdrängt. Die Gänse, die man sonst für ehrliche Nachbarsleute mästete, wurden in letzter Zeit nach London gesandt, und aus den Kielen schnitt man Federn, um den Wirth um Hab' und Gut zu schreiben. Die Schafe wurden fortgetrieben und zu Gelde gemacht, um die beim Würfel- oder Kartenspiel gemachten Schulden zu bezahlen, und aus den Fellen machte man Pergament zu Schuldverschreibungen und Pfandbriefen; ja sogar die armen unschuldigen Bienen, die sonst dem Gutsherrn jährlich ihren Tribut in gutem Meth abtrugen, zum grossen Behagen seiner Gäste, und deren Wachs zu Heilpflastern für kranke Nachbarn verwendet wurde, müssen es jetzt in Siegellack verwandelt sehen, um Verschreibungen, die ihren Herrn ruiniren, damit zu siegeln.«


10. Lustig in Ehren kann (darf) niemand wehren.Pistor., VI, 72; Sutor, 287; Simrock, 6698; Körte, 3991; Chaos, 316; Mayer, I, 125; Braun, I, 2444.

Lat.: Ad sua regna viam, nec sydera segnibus offert, non nisi per multos voluit Deus esse labores. (Sutor, 287.)


11. Lustig ist das Freien ohne Zierereien.

Engl.: Happy is the wooing that is not long a doing.


12. Lustig, sagte Hans, morgen haben wir wieder nichts.Hoefer, 425.

Engl.: Who does sing so merry a note as he that cannot change a groat. (Gaal, 840.)


13. Lustig sein, ist des Weins Gerechtigkeit. Simrock, 6699; Körte, 3992; Braun, I, 2445.


14. Lustig sind wir zusammenkommen und lustig wollen wir scheiden, sagte der Mann, als seine Frau im Sterben lag; da hatte er Dudelsack und Schalmei bestellt.

Engl.: Merry meet, merry part. (Bohn II, 115.)


15. Lustig und kein Geld ist eine Gabe Gottes.


[293] 16. Lustig up, trûrig af.Schambach, II, 290.

Engl.: Merry is the feast-making till we come to the reckoning. (Bohn II, 115.)


17. Lustig, vber hundert Jahr sind die Heiden hier.Lehmann, II, 380, 72; Gruter, III, 64; Simrock, 6702.


18. Lustig, weil wir ledig sind, wird uns bald vergehen, wenn sieben in den Wiegen sind und achte darum stehen.


19. Lustig wenn wir ledig sind, traurig wenn wir hausen, wenn die Kinder um Pappen schrein, Mutter, thu' mir lausen.


20. Mancher macht sich lustig, wie ein Affe an der Stang.Lehmann, 209, 10.


21. Sei lustig und fröhlich und niemand beschwerlich. (Weingarten.) – Birlinger, 358.


22. Wer lustig kann leben und selig weiss zu sterben, der kann dem Teufel das Spiel verderben.


23. Wer lustig lebt, der thuet übel haushalte. (Aargau.)


24. Wer lustig sein will in jedem Fall, dem wird die Kräh' zur Nachtigall.


25. Wiltu früh fein lustig seyn, nimm den Abend wenig ein.Petri, II, 794.


*26. Er ist so lustig, als wenn's zum Tanz ginge.

Frz.: Il est fou comme le branle-gai. (Lendroy, 2278.)


*27. Er ist so lustig und munter jetzt, als hätte man ihn auf ein türkisches Pferd gesetzt. (Polen.)

Die türkischen Pferde gehören zu den besten Reitpferden.


*28. Er macht sich lustig, wie ein Affe an der Stange.

Holl.: Hij is zoo blij als een kermisduivel. (Harrebomée, I, 395b.)


*29. Es ist lustig zu sehen, als wie der Küfer, der in ein Fass schlüpfft vnnd steckt das Licht in Hindern.Lehmann, 818, 22.


*30. Es ist so lostig wie im Himmel vorossa1. Sutermeister, 95.

1) Vorusse = daraussen, ausser dem Hause. (Stalder, I, 391.)


*31. Lustig, murgen hober wieder nischte. (Schles.) – Gomolcke, 1171; Robinson, 749; für Mecklenburg: Raabe, 23; hochdeutsch bei Simrock, 6700; Chaos, 743.

Der Sinn ist ein wesentlich verschiedener, wenn »haben« oder »wieder« betont wird. Die Bergamasken: Lustig, der Teufel ist todt. – Lustig, zum Weinen ist's immer Zeit. (Reinsberg II, 148.)

*32. Lustig wie der Fisch im Wasser.


*33. Lustig wie ein Buchfink. (Wien.)


*34. Lustig wie ein Floh im Ohr.

Dän.: Lustig som en loppe i øret. (Prov. dan., 496.)


*35. Lustig wie ein Maikäfer.


*36. Lustig wie ein nasser Sonntag.


*37. Lustig wie eine Amsel.Th. Mundt, Thomas Münzer, 1841.


*38. Lustig wie faul öpfel auf dem stro.Fischart, Trostb., in Kloster, X, 659.


[Zusätze und Ergänzungen]

39. Heut ist's lustig, sagte der Bauer bei der Kirchweih, heut muss gerauft sein.


*40. Lustig, morgen ist Hochzeit.Gutzkow, IV, 199.


*41. Es geht, so lustig zu, als wenn Schwanda dort wäre.

Schwanda war ein Dudelsackpfeifer, der vor einigen Jahrhunderten in Böhmen lebte, aber ein unübertroffener Künstler auf seinem Instrument war. Wo er blies, war Leben; und wenn er den Dudelsack weglegte, verliess doch niemand die Wirthsstube, so lange Schwanda darin war, weil er voller lustiger Einfälle und Schnaken steckte. Noch heutigentags sagt man in Böhmen von einem Orte, wo es lustig hergeht: Tam je Švanda.


*42. Lustig als hätt' ihn ein Has geleckt.Gartenlaube, 1857, S. 450a.


*43. Lustig und wenn der Sack sieben Löcher hat.Auerbach, Dorfgeschichten, III, 254.


*44. Lustig wie eine Fidel.Fliegende Blätter, VI, 2.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
Lizenz:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Buchempfehlung

Hoffmann, E. T. A.

Seltsame Leiden eines Theaterdirektors

Seltsame Leiden eines Theaterdirektors

»Ein ganz vergebliches Mühen würd' es sein, wenn du, o lieber Leser, es unternehmen solltest, zu den Bildern, die einer längst vergangenen Zeit entnommen, die Originale in der neuesten nächsten Umgebung ausspähen zu wollen. Alle Harmlosigkeit, auf die vorzüglich gerechnet, würde über diesem Mühen zugrunde gehen müssen.« E. T. A. Hoffmann im Oktober 1818

88 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.

468 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon