1. Böse Zimmerleute machen viel und grobe Späne. – Lehmann, 566, 16; Petri, II, 50; Eiselein, 658; Körte, 7138.
2. Böse Zimmerleute verderben viel gutes Holz. – Luther's Tischr., 445a; Petri, II, 50.
3. De Timmerlü hebben de klattergste Husen. – Kern, 392.
Wie die Schuhmacher in der Regel die schlechtesten Schuhe haben, so wohnen die Zimmerleute in den elendesten Häusern.
4. Der Zimmerleut anschläge bestehen am längsten. – Lehmann, 33, 26.
5. Die schlechtesten Zimmerleute machen die meisten Späne.
Als sich Philipp Melanchthon wunderte, dass der Theolog Paul Eberus, »der kleine schwächliche Mann, so [585] viel Kinder zimmere«, erwiderte der letztere, ob er nicht wisse, dass die schlimmsten Zimmerleute die meisten Späne machten. (Einfälle, 137.)
6. Die ungeschicktesten Zimmerleute brauchen die schärfsten Beile.
Holl.: De lompste timmerlieden moeten de scherpste bijl hebben. (Harrebomée, II, 335a.)
7. Die Zimmerleite un die Mauer, das sin de rechten Lauer; ene Stunde thun se essen, ene Stunde thun se messen, ene Stunde rôchen se Taback, damit vergeht der halbe Tack. (Dessau.)
8. Die Zimmerleut und Maurer, das sein rechte Laurer, ehe sie essen, messen, stehen und sich besinnen, so ist der Tag von hinnen. – Coler, 310b.
In der Schweiz: Zimmerlüt und Mûrer sind die fulste Lûrer; si essed, messed, b'sinned si, so goht en halbe Tag verbi. (Sutermeister, 120.) Dieser Spruch gehört zu den zahlreichen Necksprüchen, die der Volkswitz erfunden hat, und mit denen ganze Landestheile, Land- und Ortschaften, Städte, Berufsarten, Stände und Personen unter- und gegeneinander ihren Scherz treiben. Eine vollständige Sammlung dieser Ausdrücke und Redensarten fehlt; wir sind erst auf dem Wege, sie zu schaffen. Und da sie sprichwörtlichen Charakter tragen, so habe ich von Zeit zu Zeit das Angesammelte einem Sprichwort beigefügt. (Vgl. Eselsfresser, Babenfresser, Krebstränker, Jonathan, Pickfiester, Rundkopf, Uncle Sam, Piepmeier, Schwabe u.s.w.) Was inzwischen sich wieder angesammelt hat, schliesse ich hier unter Benutzung eines Artikels in der Gartenlaube (1876, Nr. 5-8) von M. Busch unter der Ueberschrift: Pritschenschläge deutschen Volkshumors bei, worin er schildert, wie die Deutschen einander schrauben, necken, foppen und hänseln. Und es ist dies wol von jeher geschehen, wenigstens hat diese Necksucht schon im 14. und 15. Jahrhundert reiche Blüten getragen. Fast jedes Dorf, bemerkt Busch, hatte seinen Narren. Kaum ein grösserer Ort, der nicht wie Dresden früher in Helmert, Rehan und Groll, wie Leipzig in seinem »Spittelgottlob« und seiner »Gänsehalsen« ein paar Stadtfiguren besass. Keine ausgedehntere Genossenschaft, die sich nicht eines Hasenfusses oder Bramarbas, eines Urgrobians, eines Lügenschmieds, eines Pechvogels, eines Confusionsraths oder sonst eines wunderlichen Kauzes erfreute. Was die Natur selbst in diesen Figuren geliefert, das hat der Volkswitz, der nichts, weder Art, Beruf und Würde verschont, weiter ausgebildet. Die Fopperei war wol im allgemeinen nicht gerade böse gemeint; denn was sich liebt, neckt sich. Selbst eine Anzahl Familiennamen geben zu der Vermuthung Anlass, dass sie auf dem Boden dieses Volkshumors entstanden sind, z.B.: Duvenkropp (Taubenkropf), Ossenkopp (Ochsenkopf), Käsebier, Schluckebier, Sauerhering, Brathering, Hauto oder Hotho (Hauzu), Griepenkerl (Greif den Kerl), Störtebecher (Stürze den Becher = Zecher, Saufaus) u.v.a. Zunächst hat der Volkswitz eine Anzahl von Gewerben mit Spitznamen versehen; der Schuhmacher ist ihm ein Pechhengst, der Seemann ein Jan Maat oder eine Theerjacke, der Seiler ein Galgenposamentirer, der Maurer ein Lehmklitsch, der Leineweber ein Knirrficker u.s.w. (S. ⇒ Pickfiester.) In übelem Rufe stehen auch die Barbiere als Schwätzer und Herumträger, die Jäger als Lügner, die Müller als Schelme. Die Beamten sind Federfuchser, die Advocaten Rabulisten, böse Christen und Beutelräumer, die Wundärzte Pflasterkasten oder weiter hinauf Doctor Eisenbarte. Der Unteroffizier flucht und wettert im Volksmund ohne Unterlass, ein Amtmann ist sackgrob, der Matrose ein gutmüthiger Tölpel, die Leineweber gelten für Hungerleider, der Maurerschwamm will nicht brennen, die Zimmerleute und Maurer sind die ärgsten Laurer. – Es liegt nahe, dass Wirthshäuser mit prellsüchtigen Wirthen dem Volkswitze nicht entgehen konnten, wie eine Anzahl Spottnamen beweisen, welche Schenken dieser Art erhielten, die dann auf die Ortschaften, die sich um sie bildeten, übergingen, z.B. Fegebeutel (bei Striegau), Leerbeutel (bei Breslau) und Zehrbeutel (bei Sagan); ein Wirthshaus in Holstein hiess Luerup (Lauerauf), ein anderes biem Dredüwel (beim dreifachen Teufel). – Auch ganze Volksstämme bleiben von der Necksucht nicht verschont, indem man ihre Mängel hervorhebt oder sie ihnen andichtet. Die Sachsen, womit hauptsächlich die Meissner gemeint werden, sollen knausernde Hungerleider sein, deren Lieblingsgericht Kalbsbraten mit Backpflaumen, und deren Lieblingsgetränk der »Blümchenkaffee« sei, zu dessen Bereitung alljährlich in der Sylvesternacht eine Bohne Mokka auf den Boden des Kaffeetopfes genagelt werde, die mit viel Wasser und noch mehr Genügsamkeit die nächsten zwölf Monate der Familie zur Herstellung ihres Magenlabsals zu dienen habe. Ein Stück Zuckerkand hinge die Zeit über zur Versüssung des letztern von der Decke herab. Die Pommern und Altbaiern gelten für grob, die Hessen für blind; am schlimmsten kommen die Schwaben weg. [586] (S. ⇒ Schwabe 1 und ⇒ Schwabenstreiche.) – In Altbaiern hat sich der Volkswitz sehr zahm gehalten. Von den Straubingern heisst es: sie lassen fünf gerade sein. Zur Zeit des Hans Sachs war Schrobenhausen (vielleicht seines Namens wegen, von schrauben, verschroben) etwas anrüchig. In der Oberpfalz sind Hirschau und Weilheim übel weggekommen. In Franken hat er sich wieder mehr gehen lassen. Seine Monheimer sind »Herrgottsbader«, weil sie ihr Crucifix, das bei einer Procession sehr bestaubt worden war, in einem Teiche wuschen; die Mistelgauer sind Hummeln und die Nürnberger Herrgottsschwärzer, weil sie ein massives Christusbild an der Sebalduskirche schwarz angestrichen haben sollen, damit es nicht die Habgier der Soldaten reize. Die Nürnberger hängen auch keinen, bevor sie ihn haben. – Heideck führt eine Klaue im Stadtwappen, wie ihre Nachbarn wissen wollen, weil die Heidecker einmal ein Kuhhorn gefunden und für eine Klaue vom Vogel Greif gehalten. – Von den Karlstädtern heisst es: sie hätten in Kriegszeiten einen Schatz in den Main versenkt und, um ihn wiederfinden zu können, über der Stelle eine Kerbe in den Kahn geschnitten. – Die Münchberger ziehen gegen einen Pudel, die Weissenstädter gegen einen Backtrog zu Felde, sind also mit den sieben Schwabenhelden verwandt. – Franken hat übrigens auch Städte, die selber ihre Neckereien ausüben. So besass Kalten-Westheim a.d. Rhön einen Weiberwetzstein, an dem sich sonst niemand wetzen durfte. Wenn dies jemand aus Unkunde that, so kamen die Frauen herzu, tauchten ihn ins Wasser und liessen ihn eine Geldbusse zahlen. Schweinfurt hatte als Städtewahrzeichen einen Adler, der beim Volk die Eule hiess. Wurden die Handwerksburschen gefragt: Was macht die Eule? so musste die Antwort lauten: »Nichts«. – In Karlstadt wurden die von Würzburg her einwandernden Handwerker gefragt: Was machen die Heiligen auf der würzburger Mainbrücke? Die Antwort musste lauten: ein Dutzend, wer das nicht wusste, wurde nach Würzburg zurückgeschickt. – Hessen hat seine Schwarzenborner und Griesheimer. Im Nassauischen wurde früher die kleine Stadt Hefftrich, im Meissenschen Mutzschen und Adorf vom Volkswitz gestreift. Die Wiener werden als »Flaschelträger«, die Salzburger als Stierwäscher geneckt. Letztere wollten den schwarzen Stier ihrer bunten Stadtheerde weiss waschen und verwandten darauf einige Centner Seife.
9. Die Zimmerleute bauen gute Archen für wenige, aber sie selber ertrinken lieber mit den vielen. – Sailer, 228.
10. Die Zimmerleute bauten Noah's Kasten, aber sie gingen nicht hinein.
11. Die Zimmerleute sind leichte Leute; sie müssen sich beschweren, wenn sie zu Hause gehn, dass sie der Wind nicht wegführt. – Coler, 311b.
Sie sollen früher in dem Rufe gestanden haben, Bauholzstücke mit nach Hause zu nehmen.
12. Gute Zimmerleute machen wenig Späne. – Petri, II, 367; Simrock, 12118.
Holl.: Goede timmerlude maken luttel spane. (Harrebomée, II, 335a.)
Lat.: Qui bene carpentant, hi fragmina pauca minutant. (Fallersleben, 369; Binder II, 2754; Neander, 307.)
13. Während Zimmerleute und Maurer essen, messen und sich besinnen, ist der halbe Tag von hinnen. – Körte, 7127.
14. Wir Zimmerleute wissen davor Rath, sagte der Junge, als er acht Tage mit gezimmert hatte.
Holl.: Daar weten wij timmerluî raad voor, zei de jongen, en hij was acht dagen op timmeren. (Harrebomée, II, 335a.)
*15. Er ist wie die Zimmerleute Noah's, die andern eine Arche bauten und selbst ertranken.
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