1. Adam hat das Obst gegessen und wir haben das Fieber davon.
*2. Adam hat genascht verbotne Bissen und wir müssen dafür büssen.
3. Adam iss. – Agricola, 746.
Von der Verführungsgewalt, welche das schwache Geschlecht seit Eva's Zeit über das starke ausübt.
Der Apfel aber, den Eva brach,
Bracht' uns in alles Ungemach
singt der Dichter, und Fischart leitet von diesem Spruche das Weiberregiment ab. (Fischart, Ehez.)
4. Adam mit Naschen hat verricht', all das Uebel, das uns anficht. – Petri.
5. Adam muss eine Eva han, der er zeiht, was er gethan.
Schildert die ziemlich allgemeine Neigung, in andern den Grund unserer fehlerhaften Handlungen zu suchen; andere für die eigenen Dummheiten verantwortlich zu machen.
6. Adam schiebt die Schuld auf Eva, und Eva auf die Schlange.
[26] 7. Adam sündigt im Paradies, Lucifer im Himmel.
Der Ort schützt nicht, nur die sittliche Macht im Menschen.
8. Adam und Eva den Apfel ass; so entgelte ich, dass ich nie genas.
9. Adam und Samson, David und Salomon, die hatten Wisheit unde Kraft, doch twang sie Wibes Meisterschaft. – Freidank.
10. Adam un Ev' wieren twa Deef. (Niedersächs.)
Adam und Eva waren zwei Diebe.
11. Adam's Apfelbiss bringt uns den Tod gewiss. – Parömiakon, 2880.
12. Adam's Apfelmus macht uns allen viel Verdruss.
13. Adam's Kinder, geschwinde Finder, grosse Sünder. – Petri.
14. Adam's Kinder sind Adam gleich.
Ung.: Kiki jól bele harapott az almába. – Kiki közülünk Adámfi.
15. Adam's Kinder sind alle von der Natur entweiht. – Agricola.
16. Adam's Natur und Schuld lassen sich nicht mit Feigenblättern bedecken.
17. Als Adam hackt' (grub, reutet) und Eva spann, wer (wo) war da wol ein Edelmann. – Egenolff, 163a; Parömiakon, 811, 2827, 2927; Pistor., III, 59; Körte, 38; Frank, II, 67; Berl. Monatschrift, XVI, 269.
Do Adam reutte, vnd Euv span, wer was do ein eddelman. (Agricola, 264.) Wer mehr sein will, als ein gewöhnlicher Adamssohn, muss sich durch edle Handlungen auszeichnen. Nicht Geburts-, sondern Verdienstadel flösst Achtung ein. Unter Kaiser Maximilian I. (1459-1519) hatte jemand obigen Spruch an eine Wand der kaiserlichen Burg geschrieben. Als der Kaiser es bemerkte, schrieb er darunter: Ich bin ein Mann wie ein anderer Mann, nur dass mir Gott die Ehre gan.
Lat.: Qui genus jactat suum, aliena laudat. (Sen.)
18. Als Adam sich gesonnt, wer war da wol gevont (von Adel).
19. Der alte Adam lebt noch.
20. Es ist Adam's Rhetorik, die Schuld auf andere schieben.
21. Es ist, wie Adam's Klage über den Verlust des Paradieses. – Burckhardt, 147.
Von vergeblichem Gram, besonders vom Klagen um Verstorbene.
22. Keiner, so nit nach Adam smeke, und der Eva Unterröcke. – Lehmann.
23. Nach dem alten Adam schmeckt jeder.
24. Seit Adam ist die Leibfarbe der Esel grau.
25. Wenn der alte Adam ausgetrieben, muss ein Engel das Paradies bewachen. – Schulzeitung, 1835, 38; Sprichwörtergarten, 80.
Es ist nicht genug, alte Sünden und böse Gewohnheiten abzulegen, man muss sich auch vor der Annahme neuer Fehler sorgfältig hüten.
26. Wer ist nicht Adam's Sohn!
27. Wir sind alle Adam's Kinder, ausgenommen der eine in Lumpen, der andere in Seide.
28. Wo ein Adam stirbt, leben zwei junge auf.
*29. Alles von Adam und Eva beginnen. – Eiselein.
Lat.: A linea incipere. – Ab ovo Ledae incipere.
*30. Das hat schon Odom an Chawe (Eva) erzählt, und Chawe hat drauf gesagt: eine alte Geschichte. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 502.
Wenn jemand alte, längst bekannte Dinge und Geschichten erzählt.
*31. Den faulen Adam mit Sporen reiten. – Frank.
*32. Der alte Adam steckt noch in ihm.
*33. Nun heff ick den ôlen Adam recht utstâkt.
So sagt die holsteinische Hausfrau, um zu bezeichnen, dass sie ihr Haus von allem Unrath gereinigt habe.
*34. Sich über Adam's Nabel streiten.
Um etwas sehr Unnützes oder schwer zu Entscheidendes. Von einem Streite, den man früher darüber geführt, ob Adam, als unmittelbar von Gott geschaffen, einen Nabel gehabt habe oder nicht.
zu5.
Böhm.: Petr na Pavla, a Pavel na Havla. (Čelakovský, 26.)
zu6.
Dän.: Adam gaf (skjöd) Skylden paa Eva, og Eva paa Slangen. (Bresemann, 3.)
Lat.: Se quisque absolvere gestit. – Transfert et proprias aliena incrimina culpas.
Schwed.: Adam sköjt skulden på Eva och Eva på ormen. (Strömbäck.)
zu7.
Dän.: Adam syndede i Paradis, Lucifer i Himmelen.
zu11.
Dän.: Adam og san Eve, tagde store leve. (Prov. dan., 5.)
zu17.
»Die frömmsten Edelleute fühlen zu Einem Zweifel doch Beruf: Warum wol Gott am fünften Tage nicht einen Herrn von Adam schuf.« (W. Müller, 57.) – Diesen Spruch parodirend haben mehrere Hausbesitzer Berlins ihren Häusern folgende Inschrift gegeben: »Als Wilhelm wirkt und Bismark spann, Gott hatte seine Freude dran.« (G. Hesekiel, Das Buch vom Graf Bismark, Bielefeld 1870.)
Mhd.: Aller adel am ersten cham, von Eva und von Adam. (Zingerle, 29.)
Dän.: Adam groo og Eva spandt, hvor fandtes da en adelsmand. (Prov. dan., 5.) – Adam fik en hak, og Eva fik en rok, deraf er al vor adels ferk. (Bohn I, 346.)
Engl.: When Adam delved and Eva span, where was than the gentleman?
Holl.: Tom Adam spitte en Eva span, waar vond men toen den edelman? (Harrebomée, I, 10b.)
Lat.: Adam fodiente, quis nobilior, Eua nente. (Loci comm., 143.) – Dum sarriret Adam, sua pensaque duceret Eva, fastus ubi tumida nobilitatis erat?
Schwed.: När Adam plöjde och Eva spann, en hwar war då en adelsman. (Marin, 21.)
zu23.
Frz.: Tous furent de Eve et d'Adam. (Leroux, II, 2.)
zu26.
Dän.: U ore ulle Adams sönner. (Prov. dan., 6.)
zu27.
Dän.: Vi ere alle Adams sönner. (Prov. dan., 6; Bresemann, 206.)
Frz.: Nous sommes tous de côte d'Adam. – Nous sommes tous enfants d'Adam.
Isl.: Aller ega aett til Adams ad telja. ( Jonssyni, 28.)
Norw.: D'er alle Adams Born. – D'er Adams art i alle. (Aasen, 54.)
Schwed.: Adams born äro vi alla. (Strömbäck.)
zu32.
Frz.: Vivre selon le vieil Adam. (Leroux, II, 2.)
35. Adam an Ef woren zwên Eppeldâf. – Dicks, I, 5.
36. Adam is in de Pott. (Kleve.) – Firmenich, I, 382, 22.
Um zu sagen, dass nichts mehr da, dass alles aufgezehrt ist.
37. Adam mit seinem naschen zuricht, dass vns nun alles vbel anficht.
Lat.: Mala, mali, malo, contulit omnia mundo. (Loci comm., 163.)
38. Adam, Samson, David, Salomon Weibslist beruckt, wer kan bestohn. – Henisch, 295, 5.
39. Adam sulde eyns gebotis phlegen, das selbige bisher undervegen. Nu sulle wir leysten Xgebot und sint krenker den Adam, das weis got. – Haupt, Zeitschrift für deutsches Alterthum, Neue Folge, 1. Bd., 566.
40. Adam und Eva fuhren auf der Schlefa (Kinderschlitten), Adam vorne weg, Eva fiel in Dreck. – Schles. Provinzial-Blätter, 1871, S. 437.
[711] 41. Adam und Eva ginga zusamma nach Huse. Adam hot a Krug zerschloan, Eva muss de Scherb'n troan. – Schles. Provinzialblätter, 1871, 437.
42. Adam, wo bist du? – Schottmüller.
Als jemand von einem Diebstahl erzählte, sagte er: »Wie ich mir nun das ansah, dacht' ich mir: Adam, wo bist du? Ich werde dich schon fassen.«
43. Adams Kinder, geschwinde Finder, grosse Sünder. – Petri, II.
44. Adams Kinder sind nicht alle gleich. – Petri, II, 2.
45. Adams Rippe bringt nicht Heilung, nur die Grippe.
46. Adams Rippe ist schlimmer als die Grippe. – Weinsberg, I, 39.
Der Franzose sagt: sie bringt mehr Schaden als Nutzen: La côte d'Adam n'a pas tant de bien que da dam. (Kritzinger, 175b.)
47. Adams Rippen vnd Rebensafft hat mannichen in gross Armut bracht. – Keil, 45.
48. Adams ryb vnd reiffennass macht manchen froe, der trurig was. – Weinsberg, 40.
49. Als Adam von eim apfel ass, all welt must entgelten dass. – Loci comm., 162.
Lat.: Adam primus homo, damnauit secula pomo. (Loci comm., 162.)
50. Als Adam den Apfel ass, ist ihm das Bitzzi1 in dem Hals stecken geblieben. – Kirchhofer, 171; Tobler, 51.
1) Das Kerngehäuse des Obstes.
51. Als Adam war todt, backte Eva kleineres Brot.
Dän.: Adam og saa Eve, bagede store leve, da Adam var död, bagedes mindre bröd. (Prov. dan., 5; Bresemann, 20.)
Engl.: Adam and Eve baked great loaves; when Adam was dead, baked Eve less bread. (Longfellow.)
Schwed.: Adam och Eva bakade stor lefva, när Adam var dôd, bakade Eva mindre bröd. – Adam och Eva slogos om slefa, när Adam var död, bakade Eva mindre bröd. (Strömbäck.)
52. Da Adam hackt (reut) vnd Eua span, wer war da ein Edelmann? – Agricola, I, 264; Latendorf III, 276; Petri, I, 82b; Petri, II, 9; Eisenhart, I, 769.
Bei S. Franck lautet es: Da Adam den Acker bawet, vnnd Eua spann, wer was do ein Edelmann? (Latendorf III, 276.) Das Sprichwort findet sich schon in den Prov. comm. von 1480. Der englische Prediger John Ball predigte (nach Holinshed's Chronicles, London 1807, II, 748), nachdem man ihn aus dem Gefängniss befreit hatte, vor etwa 20,000 Menschen über das Sprichwort: When Adam delv'd and Eve span, who was then a gentleman? John Ball wurde am 15. Juli 1382 als Unruhstifter geschleift, gehängt und geköpft. (Vgl. Büchmann, 10. Aufl., S. 274.)
Holl.: Wie was die edelman doe Adam graf ende Eva pan?
Lat.: Adam fodiente, quis nobilior, Eva nente. (Gärtner, 142; Binder II, 70.) – Cum oret coniunx, et humum curaret Adamus vomere, ubi nomen nobilitatis erat? (Henisch, 20, 22.)
53. Den Herrn von Adam hat der Schöpfer gemacht am ersten Feiertag. Er that es noch zum Ueberfluss, als alles fertig vor ihm lag. – W. Müller, 59.
54. Durch Adams Fall ist Triptis verderbt, und Auma liegt daneben. In Weide ist kein Heller Geld und Neues kanns nicht geben. In Ziegenrück ist grosse Noth, in Ramis ist kein Bissen Brot, in Pausa ist die Schwester, sind das nicht leere Nester? – Deutsche Romanzeitung, III, Nr. 42, S. 423.
55. Herr Adam und Frau Eva lebten auf der Welt, sassen im Paradiese und hatten auch kein Geld.
Auf einem Strohhause zu Fischbach bei Baden.
56. Ohn Adam's Rib vnd guten Wein kan niemand recht frölich seyn. – Petri, II, 503.
57. So lang man den alten Adam am Halse tregt, bedarf man des Salzens bis in die Grube. – Henisch, 20, 4; Petri, II, 536.
58. Was Adam hat gethan, das zeigt das Beinhauss an. – Herberger, Ib, 731.
[712] 59. Wenn Adam auch ist todt, backt Eva dennoch Brot.
60. Wenn der rechte Adam kommt, geht Eva mit.
Holl.: Als de rechte Adam komt, gaht Eva meê. (Harrebomée, IV, 29.)
61. Wir sein doch all von Adamsholtz. – Hackländer, 21b; Laurillard, 16.
62. Wir sind alle Adam's Kinder, sagte der Bettler zum Edelmann. (Brandenburg.) – Schottmüller.
63. Wir sind von Adam her verwandt.
Um ein sehr entferntes Verwandtschaftsverhältniss auszudrücken.
*64. A peere Adem. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Ein jähzorniger, aufbrausender Mensch. Von Ismael, dem Stammvater der Araber, heisst es 1 Mos. 16, 12: »Und er wird sein ein wilder Mensch« u.s.w. (Pere Adam.)
*65. Adam, was hast du gethan! – Henisch, 19, 66.
*66. De ôle Adam jökt em. (Holstein.) – Schütze, III, 174.
»Wenn einem schon der Brotkorb hoch hängt, lässet einem doch der alte Adam nicht ungefoppet.« (Kirchhofer, 256.)
Holl.: De oude Adam zit er al vroeg in. (Harrebomée, I, 10b.)
*67. Dem alten Adam hofieren. – Henisch, 20, 9.
*68. Den alten Adam austreiben (ausziehen). – Literarisches Centralblatt, Leipzig 1863, S. 953.
Engl.: To put off the old man.
Frz.: Dépouiller le vieil homme. (Marin, 4.)
It.: Spogliarsi del vecchio uomo.
Schwed.: Afkläda sig den gamla menniskan. (Marin, 4.)
*69. Der alte Adam.
Diese Redensart wird in den mannichfachsten Verbindungen gebraucht, stammt aber nicht aus der Bibel, sondern aus dem vierten Hauptstück des kleinen Katechismus von Luther, wo auf die Frage »Was bedeutet solch Wassertaufen?« geantwortet wird: »Es bedeutet, dass der alte Adam in uns durch tägliche Reue und Busse ersäuft werden soll.«
*70. Der alte Adam guckt heraus.
Holl.: Daar kwam de oude Adam weder boren. (Harrebomée, IV, 188.) – De oude Adam kijkt uit de mouw. (Harrebomée, I, 10b.)
*71. Er ist vff Adams Hochzeit gewesen, vnd hat Noe Wein helffen lesen. – Eisenhart, II, 226 u. 367.
*72. So lang als Adam und Eva im Paradies. – Henisch, 19, 61.
D.h. nicht lange, wie die Theologen versichern, kaum einen Tag.
*73. Von Adam an.
Böhm.: Adam ova léta od začátku svĕta. (Čelakovský, 17.)
*74. Von Adams wegen.
Zum Beispiel verwandt, sehr entfernt.
Holl.: Van Adam's wege. (Laurillard, 11.) – 'T is vrende van Adam's ende. – Zij zijn familie van Adam's wege. (Harrebomée, IV, 188.)
Buchempfehlung
»Fanni war noch jung und unschuldigen Herzens. Ich glaubte daher, sie würde an Gamiani nur mit Entsetzen und Abscheu zurückdenken. Ich überhäufte sie mit Liebe und Zärtlichkeit und erwies ihr verschwenderisch die süßesten und berauschendsten Liebkosungen. Zuweilen tötete ich sie fast in wollüstigen Entzückungen, in der Hoffnung, sie würde fortan von keiner anderen Leidenschaft mehr wissen wollen, als von jener natürlichen, die die beiden Geschlechter in den Wonnen der Sinne und der Seele vereint. Aber ach! ich täuschte mich. Fannis Phantasie war geweckt worden – und zur Höhe dieser Phantasie vermochten alle unsere Liebesfreuden sich nicht zu erheben. Nichts kam in Fannis Augen den Verzückungen ihrer Freundin gleich. Unsere glorreichsten Liebestaten schienen ihr kalte Liebkosungen im Vergleich mit den wilden Rasereien, die sie in jener verhängnisvollen Nacht kennen gelernt hatte.«
72 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro